In diesem Unterrichtsentwurf wird eine mit sehr gut benotete Stunde in einer ersten Klasse zum Thema Balancieren präsentiert. Ausgehend von einer kompletten Unterrichtsreihe wird der Schwerpunkt auf Balancieren auf labiler Unterstützungsfläche an Stationen geschildert. Der Unterrichtsentwurf basiert auf die neuen Kern-Curricula. Zum Unterrichtsentwurf zählen eine didaktische Analyse, eine Sachanalyse, Beschreibung der Lerngruppe, Groblern- und Feinlernziele sowie eine methodische Analyse. Zudem mit Aufbauplan und Beschreibung der Stationen.
1. Stellung der Stunde in der Unterrichtseinheit:
1. Erkunden von niedrigen Balanciergelegenheiten über Brücken (2 Std.)
2. Erkunden von höheren Balanciergelegenheiten über Brücken (2 Std.)
3. Balancieren auf labilem Untergrund an Stationen (1 Std.)
4. Balancieren auf labilem und festem Untergrund an Stationen (2 Std.)
2. Bemerkungen zur Lerngruppe:
2.1 Angaben zur Klasse:
Seit Anfang des Schuljahres 2007/2008 unterrichte ich in der Klasse 1a einmal wöchentlich zwei Stunden Sport in eigener Verantwortung. Die Klasse setzt sich aus 23 Schülern[1], zehn Mädchen und 13 Jungen, im Alter zwischen sechs und sieben Jahren zusammen. Insgesamt beobachte ich in dieser Klasse eine angenehme Arbeits- und Lernatmosphäre. Dem Fach Sport stehen alle Schüler aufgeschlossen gegenüber, sie sind sehr motiviert. Das Sozialverhalten ist positiv. Die Schüler zeigen Bereitschaft zum Helfen (Auf- und Abbau von Geräten) und gehen rücksichtsvoll miteinander um. Sie verhalten sich im Sportunterricht sehr diszipliniert. Verschiedene Regeln und Rituale, wie zum Beispiel das Verhalten im Kreis oder das Ritual „Eiszeit“, werden von den Schülern eingehalten. Auffälliger im Sozialverhalten sind … und ….. Bei ihnen kann es vorkommen, dass sie sich nicht an die vereinbarten Regeln halten. Das gilt auch für …, der zudem leicht in Konflikte gerät. … hat zurzeit einen „Trainingsausweis“. Durch diesen soll er – wenn er es schafft, seine Mitschüler nicht zu ärgern – im Verhalten positiv verstärkt werden. Ich werde im Falle eines Fehlverhaltens mit Ermahnen reagieren und … gegebenenfalls eine kleine Auszeit auf der Bank geben.
2.2 Leistungsstand der Klasse:
Die Klasse 1a kann insgesamt als sportbegeistert beschrieben werden. Die motorischen und koordinativen Fähigkeiten sind bis auf wenige Ausnahmen gut. Zu den leistungsstarken Schülern zählen insbesondere …, …, … und …. Leistungsschwächere Schüler sind … und ….
2.3 Thematische Lernvoraussetzungen:
Aufgrund der hohen Motivation sind die Lernvoraussetzungen der Klasse 1a gut. Viele Schüler betreiben Vereinssport. … und … turnen im Verein. Im Rahmen dieser Einheit haben die Schüler bereits verschiedene Balanciergelegenheiten auf stabilem Untergrund mit unterschiedlich breiten Unterstützungsflächen erprobt. Es wurden auch schon gemeinsam Balancieraufgaben gelöst. Die Schüler kennen Stationsarbeit und sind in der Lage, die Stationen frei zu wählen. Die heutige Stunde stellt die fünfte Stunde der Einheit dar. Erstmals balancieren die Schüler dabei jedoch auf labilem[2] Untergrund. In den vorherigen Unterrichtseinheiten standen die Themen „Rollbretter“ und „Ballgewöhnung“ an. Dabei wurden immer wieder „Regeln und Rituale“ einstudiert und verfeinert, die zu einer positiven Lernatmosphäre beitragen.
3. Überlegungen zur Sache
Etymologisch betrachtet leitet sich der Begriff „Balancieren“ aus dem französischen Wort „Balancé“ für „Gleichgewicht“ ab. „Balancieren“ wird somit als „sich im Gleichgewicht halten“ übersetzt[3]. Das Lexikon Sportwissenschaft beschreibt das Balancieren als das „Halten des Körpergewichts beim Stehen oder Fortbewegen auf einer geringen Unterstützungfläche“.[4]
Der Gleichgewichtsfähigkeit auf einer labilen Unterstützungsfläche kommt in dieser Stunde einer entscheidenden Bedeutung zu. Der Aufbau an den einzelnen Stationen fordert die Schüler immer wieder auf, ihr Gleichgewicht zu halten, bzw. es zu wagen, dieses wieder aufs Spiel zu setzen. In der Trainings- und Bewegungslehre des Sports wird die Fähigkeit des Menschen, den Körper durch Ausgleichsbewegungen in der Gleichgewichtslage zu belassen, als motorisches Gleichgewicht bzw. motorische Gleichgewichtsfähigkeit bezeichnet[5]. Die Gleichgewichtsfähigkeit stellt eine[6] der koordinativen Fähigkeiten[7] dar. Biomechanisch werden zwei Formen unterschieden:
1. Statisches Gleichgewicht: die Fähigkeit, das Gleichgewicht in relativer Ruhestellung oder bei sehr langsamen Bewegungen des Körpers zu erhalten.
2. Dynamisches Gleichgewicht: die Fähigkeit, das Gleichgewicht bei umfangreichen und oft schnellen Lageveränderungen des Körpers zu erhalten und wiederherzustellen[8].
In dieser Stunde wird das Balancieren auf labilem Untergrund – kombiniert mit dem Transport von Gegenständen – thematisiert. Es geht somit um das dynamische Gleichgewicht.
Für die Bewahrung des Körpergleichgewichts wird in der Literatur oftmals die unmittelbare Bedeutsamkeit des Vestibularorgans (Gleichgewichtssinn) hingewiesen. Der Gleichgewichtssinn setzt sich aus dem Dreh- und Lagesinn zusammen. Die dafür zuständigen Organe sind Teile des Innenohrs und haben hinsichtlich der Bewegungsempfindung bzw. der Empfindung der Körperlage eine Bedeutung[9]. Für PROHL / RÖTHIG jedoch ist eine direkte und ausschließliche Zuordnung des Gleichgewichtsorgans für die Bewahrung des Körpergleichgewichts umstritten. Die Leistungsfähigkeit von Sportlern in gleichgewichtsabhängigen Sportarten sei vermutlich auf das „präzise Zusammenspiel einer Vielzahl sensorischer Systeme, funktional angepassten Körperstellreflexen und einer entsprechenden muskulären Leistungsfähigkeit zurückzuführen“.[10] Auch THOLEY hält die Bedeutung des Vestibularorgans für das Gleichgewicht für „vielfach überschätzt“.[11]
[...]
[1] Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird die generalisierende Bezeichnung „Schüler“ verwendet. Sie schließt das weibliche Geschlecht mit ein.
[2] Schwankende / kippende / rollende Unterstützungsfläche
[3] Knaurs Lexikon 1992, S. 149
[4] Schnabel / Thies (Hrsg.) 1993, S. 102
[5] Röthig / Prohl (Hrsg.) 2003, S. 227
[6] Weitere koordinative Fähigkeiten sind nach Olivier / Rockmann 2003, S. 144: Kopplungsfähigkeit, Differenzierungsfähigkeit, Orientierungsfähigkeit, Rhytmitisierungsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit und Umstellungsfähigkeit
[7] Olivier / Rockmann 2003, S. 140: „Koordinative Fähigkeiten sind relativ verfestigte allgemeine koordinative Leistungsvoraussetzungen für die Bewältigung motorischer Aufgaben.“
[8] Meinel/Schnabel 2004, S. 217
[9] Hirtz/Hotz/Ludwig 2000, S. 36-38
[10] Röthig / Prohl 2003, S. 227
[11] Tholey 1984, S. 13
- Arbeit zitieren
- Stefan Janssen (Autor:in), 2007, Unterrichtseinheit: Balancieren auf labilem Untergrund an Stationen (1. Klasse), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85559
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