Wir leben in einer Welt, in der die fortschreitende wissenschaftliche Erkenntnis dem Menschen immer tiefere Einblicke in die Gesetze der Materie ermöglicht. Der Fortschritt in Wissenschaft und Technologie erschließt dem Menschen der Moderne einen einzigartigen Handlungsspielraum, der viele neue Horizonte eröffnet – dabei aber häufig auch mehr Fragen aufwirft, als er Antworten gibt. Den Heilsversprechen naturwissenschaftlicher Erkenntnis stehen oftmals unkalkulierbare Risiken gegenüber, und niemand weiß, wohin dieser Weg letztlich führen wird. Insbesondere die Erkenntnisse und Technologien der Biowissenschaften ermöglichen dabei einen so fundamentalen Eingriff in die körperlichen Existenzbedingungen des Menschen, dass ihr Einsatz zumindest in ethisch-moralischer Hinsicht bedenklich scheint. » Insofern die Forschungen der Biowissenschaften Auswirkungen haben auf die Selbstwahrnehmung und das Verhältnis des Menschen zu seiner körperlichen Existenz, sind [daher] Auseinandersetzungen etwa mit Fragen der philosophischen Anthropologie angezeigt. « Was ist in diesem Sinne die spezifische Natur des Menschen und wie verwirklicht sie sich? Gibt es etwa einen Anspruch auf Vollkommenheit, der in der menschlichen Natur selbst begründet ist? Ist für die Selbstverwirklichung des Menschen ein Eingriff in seine körperlichen Existenzbedingungen überhaupt notwendig? Worin besteht letztlich die spezifische Würde des Menschen und wie äußert sich in diesem Zusammenhang seine existenzielle Freiheit?
In Zeiten, in denen die Wissenschaft in ihren Möglichkeiten in ungeahnte Dimensionen vorstößt, erscheint ein ethischer Diskurs über die Natur und das Potenzial menschlichen Lebens dringender geboten denn je. Es ist die genuin ethisch-philosophische Kompetenz, richtige Fragen über den Sinn und Zweck menschlicher Existenz zu stellen, um unter kritisch-reflexiver Einbeziehung wissenschaftlicher Erkenntnis eine schlüssige Konzeption von Bioethik zu entwerfen, die den ethischen Rahmen für Politik, Wissenschaft und Gesellschaft vorgibt. Die vorliegende Arbeit nimmt sich dieser Aufgabe an, und zwar in Form einer ethischen Reflexion auf das geistige Potenzial des menschlichen Lebens. Was macht den Sinn und Zweck menschlichen Lebens aus und wie findet es seine naturgemäße Erfüllung? Welche Rolle spielt der freie Geist des Menschen in seiner Entwicklung? Und worin liegen die Grenzen seiner Entwicklungsfähigkeit? Reflektiert werden mögliche Antworten aus Wissenschaft und Philosophie.
A Die Natur des Menschen als zentrale bioethische Fragestellung
Wir leben in einer Welt, in der die fortschreitende wissenschaftliche Erkenntnis dem Menschen immer tiefere Einblicke in die Gesetze der Materie ermöglicht. Der Fortschritt in Wissenschaft und Technologie erschließt dem Menschen der Moderne einen einzigartigen Handlungsspielraum, der viele neue Horizonte eröffnet – dabei aber häufig auch mehr Fragen aufwirft, als er Antworten gibt. Den Heilsversprechen naturwissenschaftlicher Erkenntnis stehen oftmals unkalkulierbare Risiken gegenüber, und niemand weiß, wohin dieser Weg letztlich führen wird. Insbesondere die Erkenntnisse und Technologien der Biowissenschaften ermöglichen dabei einen so fundamentalen Eingriff in die körperlichen Existenzbedingungen des Menschen, dass ihr Einsatz zumindest in ethisch-moralischer Hinsicht bedenklich scheint. » Insofern die Forschungen der Biowissenschaften Auswirkungen haben auf die Selbstwahrnehmung und das Verhältnis des Menschen zu seiner körperlichen Existenz, sind [daher] Auseinandersetzungen etwa mit Fragen der philosophischen Anthropologie angezeigt. «[1] Was ist in diesem Sinne also die Natur des Menschen und wie verwirklicht sie sich? Gibt es vielleicht sogar einen Anspruch auf Vollkommenheit, der in der menschlichen Natur selbst begründet ist? Ist für die geistige Selbstverwirklichung des Menschen ein Eingriff in seine körperlichen Existenzbedingungen überhaupt notwendig? Worin besteht letztlich die spezifische Würde des Menschen und wie äußert sich in diesem Zusammenhang seine existenzielle Freiheit?
An diesen Fragen gilt es sich zu orientieren, in einer unvoreingenommenen und undogmatischen Herangehensweise - und gerade darin liegt wohl die größte Herausforderung, weil dies mithin auch die Bereitschaft erfordert, alt einhergebrachte Denkmuster kritisch zu hinterfragen, um sich neuen Visionen zu öffnen. In Zeiten, in denen die Wissenschaft in ihren Möglichkeiten in ungeahnte Dimensionen vorstößt, erscheint ein ethischer Diskurs über die Natur und das Potenzial menschlichen Lebens dringender geboten denn je. Es ist die genuin ethisch-philosophische Kompetenz, richtige Fragen über den Sinn und Zweck menschlicher Existenz zu stellen, um unter kritisch-reflexiver Einbeziehung wissenschaftlicher Erkenntnis eine schlüssige Konzeption von Bioethik zu entwerfen, die den ethischen Rahmen für Politik und Wissenschaft vorgibt. Bioethik ist dabei in einer allgemeinen Bedeutung zu verstehen als » ethische Reflexion auf das Lebendige einschließlich des Menschen, wie es sich in den alltäglichen Bezügen der Lebenswelt und in den theoretischen wie praktischen Kontexten von Wissenschaft und Forschung darstellt. «[2] Es folgt also der Versuch einer solchen ethischen Reflexion auf das Lebendige.
B Eine ethische Reflexion über die Natur des Lebens
Die Erfahrung des Menschen beginnt mit seiner Wahrnehmung. Wie also nimmt der Mensch seine Welt wahr? Sieht er sie als materielle Wirklichkeit einer sinnlich erfahrbaren Welt, die sich dinglich manifestiert und objektiv festgelegt ist, oder als geistige Potenzialität, die in ihrer konkreten materiellen Erscheinungsform davon abhängig ist, was er gedanklich aus ihr macht? Existenzielle Fragen wie diese müssen am Anfang jeder ethischen Konzeption vom Menschen stehen, denn die Antworten darauf prägen das Selbstbild des Menschen bereits entscheidend mit, indem sie das Maß vorgeben, wie sehr der Mensch Einfluss auf seine Lebenswirklichkeit hat. Das klassisch-naturwissenschaftliche Weltbild räumt dem Menschen in dieser Frage nur begrenzte geistige Einflussmöglichkeit ein. Diesem Weltbild zufolge steht die materielle Welt fest und funktioniert nach ewigen physikalischen Gesetzen, die zwar erkannt werden können, sich dem menschlichen Zugriff aber prinzipiell entziehen. Die äußere Wirklichkeit erscheint somit vom Menschen nur bedingt beeinflussbar. Er kann sie zwar auf der konkreten Handlungsebene mitgestalten, insbesondere in Form von Technik und Kunst. Ein zusätzlicher gestalterischer Freiraum ergibt sich noch aus der Möglichkeit eines kreativen Umgangs mit den vorhandenen Naturgesetzen. Dennoch stellt sich dabei die Frage, ob mit dieser Perspektive bereits das vollständige Potenzial des Menschen ausgeschöpft wird. Es gibt starke Indizien aus der Wissenschaft, die darauf hindeuten, dass der Mensch zu viel mehr fähig ist und sein geistiges Potenzial bei weitem noch nicht ausgeschöpft hat. Ist der Mensch auf geistiger Ebene etwa viel tiefer veranlagt, in die materiellen Bedingungen seiner Existenz einzugreifen, als bisher angenommen? Schon Friedrich Nietzsche betonte die vergessenen geistigen Möglichkeiten des Menschen bezüglich einer aktiven Gestaltung und Interpretation seiner Wirklichkeit und forderte eine erhabenere Perspektive auf die Welt - eine Perspektive, in der sich der Mensch seines schöpferisch-geistigen Potenzials wieder bewusst wird, wodurch es ihm dann sogar möglich wird, auf kreative Weise selbst die natürlichen Rahmenbedingungen seines Daseins zu verändern und zu gestalten.
Doch nicht nur aus philosophischer, sondern auch aus wissenschaftlicher Sicht wird das klassische Weltbild zunehmend in Frage gestellt und muss mittlerweile sogar als überholt angesehen werden. Das moderne naturwissenschaftliche Weltbild betrachtet die materielle Wirklichkeit nicht mehr als starr und fest, sondern als Potenzialität, die als Möglichkeit einer energetischen Manifestation dem menschlichen Bewusstsein Raum für Kreation offen lässt.[3] Nach den Erkenntnissen der Quantenphysik ist die sinnlich wahrnehmbare Welt lediglich der oberflächliche Ausdruck eines viel subtileren energetischen Kräftespiels dahinter. Hinter all den materiellen Erscheinungen der durch unsere Sinnesorgane wahrnehmbaren Welt verbirgt sich demnach eine viel tiefere Ebene des Seins, eine Art lebendiger Mikrokosmos. Materie ist diesen Erkenntnissen zufolge im Wesentlichen Nichts, völlig substanzlos. Sie besteht in erster Linie aus kleinen Teilchen in Form von Atomen - einer materiellen Einheit aus dem stetigen Zusammenwirken von positiven, negativen und neutralen Kräften in Form von Protonen, Elektronen und Neutronen. Was die Welt im Innersten zusammenhält ist demnach also nicht Substanz, sondern Energie. Als solche stößt sie ab oder zieht an, kreiert oder zerstört und verleiht dabei in einem Prozess stetigen Werdens der Welt ihre materielle Form und Gestalt. Selbst der angeblich so stabile Atomkern taucht in seiner Existenz wie das Elektron auf und verschwindet wieder. Materie ist demzufolge also nicht statisch und fest, sondern energetisch formbar und fließend. Folgt man diesen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, so erscheint die sinnlich wahrnehmbare Welt der makrokosmischen Wirklichkeitsebene lediglich als die mehr oder minder kontingente, konkret-historische Manifestation eines nicht sichtbaren und stets veränderlichen Energiezustands der Materie auf einer tieferen mikrokosmischen Ebene. Aus der mikrokosmischen Perspektive der Quantenphysik ist die materielle Realität unserer Existenz also primär durch ihre Prozesshaftigkeit gekennzeichnet – eine Welt im Werden.
Die Quantenphysik zeigt dem Menschen durch ihre Erkenntnisse um die Natur und Zusammensetzung der Materie einen neuen Gestaltungsspielraum für sein geistiges Potenzial auf. Der Ort, an dem der Mensch dieses Potenzial erwirbt, ist sein Bewusstsein, in dem die materielle Welt präsent wird. Das menschliche Bewusstsein ist gemäß diesem Theoriekonzept gewissermaßen die Schnittstelle zwischen äußerer materieller Energie und innerer geistiger Energie. Demzufolge existiert die äußere, materielle Welt nicht unabhängig von unserem Bewusstsein, sondern es besteht eine tiefe Verbindung zwischen Geist und Materie. In diesem energetischen Zusammenspiel zwischen Mensch und Materie wird nicht nur das menschliche Bewusstsein von den Eindrücken aus der materiellen Welt geprägt, sondern auch umgekehrt: der Mensch beeinflusst über seine Gedanken die Erscheinungsform der Materie. Heisenbergs Unschärferelation zeigt deutlich auf, wie wir durch die innere Intentionalität unseres Blicks bereits die Beobachtung und Erfahrung der äußeren Welt beeinflussen.[4] Was wir konkret in der empirischen Realität beobachten hängt demnach primär davon ab, was wir in ihr sehen wollen. Unsere geistige Energie fließt logischerweise immer dorthin, wohin sich unsere innere Aufmerksamkeit richtet – und greift dadurch bereits in die Erscheinungsform der materiellen Wirklichkeit ein. Allein durch seine bloße Wahrnehmung beeinflusst der Mensch nach diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen also bereits seine materiellen Existenzbedingungen. Die bemerkenswerte Studie des japanischen Molekularbiologen Masaru Emoto über die direkten Auswirkungen von Gedanken und Gefühlen auf die molekulare Struktur von Wasser zeigt darüber hinaus auf, welch tiefgreifenden Einfluss der Mensch dabei möglicherweise durch die Qualität seiner Gedanken und Emotionen auf die Bildung von Form und Gestalt der Materie hat - und welch entscheidende Bedeutung daher dem geistigen Bewusstsein des Menschen im Hinblick auf die Realität seiner materiellen und körperlichen Existenzbedingungen zukommt.[5]
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[1] Düwell, M. u. Steigleder, K., Bioethik, 2003, S.31
[2] Vgl. Potter, Van R., Bioethics, 1971 – Potter sah sich als Begründer des Wortes » bioethics « und forderte eine auf das menschliche Überleben ausgerichtete Zukunftsethik, welche die biologischen Grundlagen des Menschen und seiner Umwelt ernst nimmt.
[3] Vgl. Dürr, H.P., Erforschung des Bewusstseins, wissenschaftlicher Vortrag an der Technischen Universität München vom 03. August 2006
[4] Sie besagt, dass im subatomaren Bereich keine genauen Messungen möglich seien, da der Beobachtungsvorgang selbst bereits eine Auswirkung auf das zu beobachtende Objekt habe, z.B. bezüglich seines Ortes oder seiner Energie
[5] Dr. Masaru Emoto hat seine Fotografien und Erkenntnisse publik gemacht in seinem Buch » Die Botschaft des Wassers «. Seine Studien über Wasser können, wenn auch nicht als Beweis im streng wissenschaftlichen Sinne, so doch zumindest als ein empirisches Indiz dafür gelten, dass Gedanken und Gefühle die physikalische Realität beeinflussen. Emoto entdeckte, wie Kristalle, die sich in gefrorenem Wasser gebildet hatten, ihre molekulare Form veränderten, wenn bestimmte konzentrierte Gedanken auf sie gerichtet wurden. So wies beispielsweise Wasser aus klaren Quellen, welches sehr liebevollen Gedanken ausgesetzt wurde, strahlend-farbenfrohe, schneeflockenartige Formen auf. Hingegen zeigte verunreinigtes Wasser, welches negativen Gedanken ausgesetzt wurde, unvollständige und asymmetrische Formen in grauen Farben. Der Zustand des Wassers spiegelt demnach einfach nur seine äußeren Einflüsse wieder. Da auch der menschliche Körper zu großen Teilen aus Wasser besteht, scheint denkbar, dass die menschlichen Gedanken und Gefühle ihren Einfluss nicht nur auf den Zustand von Natur und die Umwelt, sondern auch auf den eigenen Körper des Menschen haben. (Vgl. Emoto, M., Wasser, 2001)
- Citation du texte
- Helmut Wagner (Auteur), 2007, Von der Freiheit und Würde des Menschen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85555
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