"Long before the West had learnt to eat roast meat
instead of raw, we were one nation, with one motherland."
An nicht wenigen Stellen des Buches "Bunch Of Thoughts des einstigen Führers des RSS, M.S. Golwalkar, werden vor allem die westlichen, sogenannten modernen Gesellschaften für eine Art von Referenz herbeigezogen. Fast immer geschieht dies mit negativen Konnotationen, wie das obenstehende Zitat zeigt; Ausnahmen bestätigen die Regel.
Sinn und Zweck der vorliegenden Arbeit ist es, einige solche Stellen entsprechend ihres Kontextes im Fließtext des Werkes exemplarisch aufzuzeigen, sie auf ihren Wahrheitsgehalt hin abzuklopfen und dann entsprechend zu bewerten oder zumindest zu kommentieren. Ob des einzuhaltenden Umfangs der Arbeit wurde eine Auswahl getroffen; es finden sich also weit mehr Passagen in dem Werk als hier besprochen werden.
Inhalt
Einleitung
Madhav Sadashiv Golwalkar und die Hindutva-Ideologie
1. Weltfrieden?
2. Des Übels Wurzeln
3. Betriebsblindheit
4. Die Liebe
5. Vulgäre Schatten ausländischer Moden
6. Die Stärke Indiens
Fazit
Verwendete Literatur
Anhang:
Folien-Auswahl der Präsentation vom 18.7.2007
Einleitung
In den nun mittlerweile gut ein Jahr zurückliegenden Vorbereitungen zur Zwischenprüfung im Hauptfach fiel dem Autor dieser Arbeit u.a. das Buch Bunch Of Thoughts von Madhav Sadashiv Golwalkar[1] in die Hände. Blättert man darin nicht nur herum, sondern liest auch einige Passagen aufmerksamer durch, so kann man bisweilen auf Formulierungen wie diese stoßen:
[...] Long before the West had learnt to eat roast meat
instead of raw, we were one nation, with one motherland .[2]
An nicht wenigen Stellen des genannten Buches werden ausländische, vor allem aber die westlichen, sogenannten modernen Gesellschaften für eine Art von Referenz herbeigezogen. Fast immer geschieht dies mit negativen Konnotationen, wie das obenstehende Zitat zeigt; Ausnahmen bestätigen die Regel.
Sinn und Zweck der vorliegenden Arbeit sei es, einige solche Stellen entsprechend ihres Kontextes im Fließtext des Werkes exemplarisch aufzuzeigen, sie auf ihren Wahrheitsgehalt hin abzuklopfen und dann entsprechend zu bewerten oder zumindest zu kommentieren. Ob des einzuhaltenden Umfangs der Arbeit wurde eine Auswahl getroffen; es finden sich also weit mehr Passagen in dem Werk als hier besprochen werden.
Daß bei einem solchen Unterfangen, wie bei jeder von Menschen verrichteten Arbeit generell, keine hundertprozentige Objektivität zugrunde liegen kann, – zumal diese in unserem Fall ohnehin aufgrund der teilweise sehr einfachen Behauptungen im Primärtext schwer zu halten wäre – ist dem Autor bewußt.
An Stellen, wo im besprochenen Originaltext, der nach Meinung des Autors ohnehin keiner westlichen, wissenschaftlich-seriösen Überprüfung standhalten könnte, die Pfade der Wissenschaftlichkeit verlassen werden, können in der Besprechung ironische Bemerkungen gefunden werden, die jedoch nicht extra gekennzeichnet wurden, da sich ihre Tonart bei aufmerksamer Lesart sofort erkennen lassen sollte.
Abschließend sei es erlaubt, noch kurz die Umstände zu erwähnen, unter denen das in dieser Arbeit angeschnittene Themenfeld in die Auswahl und Bearbeitung kam. Für das Seminar Hindunationalismus im Sommersemester 2007 war die ursprüngliche Idee die, einen Interviewfilm mit in Berlin lebenden Indern[3] zu drehen, in dem sie auf den Hindunationalismus in ihrem Heimatland betreffende Fragen antworten sollten. Angesichts der kreativen Möglichkeiten, die eine Filmgestaltung mit sich bringt, wurde vom Autor ein Fragenkatalog von zehn Fragen erarbeitet sowie ein Plot für den Film geschrieben. Die Fragen wurden schließlich durch Herrn Dr. Schied, Beisitzer des Seminars von Frau Dr. Waligora, beurteilt und zusammen mit dem Autor noch teilweise überarbeitet. Zu diesem Zeitpunkt waren jedoch bereits zwei Interviews gedreht worden, sodaß den beiden schon Befragten auch die neu formulierten Fragen vorgelegt hätten werden müssen.
Des weiteren würde sich bereits die Ver- und Bearbeitung des schon vorhandenen Rohmaterials von rund 45 Filmminuten mit der vorhandenen technischen Ausstattung als sehr umständlich und langwierig und damit letztlich auch nervenaufreibend gestalten.
Einen akzeptablen und zur letzten Sitzung des Seminars vorzeigbaren Film zu drehen, der also nicht durch Vorwürfe der Langeweile oder eines Dilettantentums geschwächt werden könnte, war nach Ansicht des Autors nicht möglich.
Aus diesem Grunde wurde letzlich doch auf das klassische Mittel der Leistungsbenotung zurückgegriffen, das in der vorliegenden Arbeit ihren Ausdruck zu finden sucht.
Madhav Sadashiv Golwalkar und die Hindutva-Ideologie
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
haltens wurde er von seinen Studenten schon in dieser Zeit guruji genannt, ein Kosename, der ihn sein Leben lang begleiten sollte.
Anfang der 1930er Jahre wurde Golwalkar Mitglied im Rashtriya Svayamsevak Sangh.[4] Im Jahre 1940, nach dem Tode des Gründers und bisherigen Führers des RSS, Keshav Baliram Hedgewar, übernahm er dessen Führung und prägte die Ideologie der Organisation maßgeblich.[5] Die Position des Führers (sarasanghachalak) bekleidete er von allen bisherigen Amtsinhabern am längsten, und unter seinem Einfluß vergrößerte sich die Anzahl der lokalen Niederlassungen (shakas) und die der Mitglieder des RSS maßgeblich: Als Hedgewar abtrat, verfügte der RSS über rund 50 shakas und ca. 100.000 Mitglieder; zum Zeitpunkt von Golwalkars Tod gab es landesweit über 100.000 shakas und über eine Million Mitglieder.[6]
1939 erschien Golwalkars Buch We, or our Nationhood Defined, ein Pamphlet, das dem RSS erstmals eine Art Satzung gab. Bereits hier werden die Grundzüge der Denkart Golwalkars sichtbar, die sich 1966 auch in Bunch Of Thoughts zeigen wird:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Ideologie Golwalkars ist, wie Christophe Jaffrelot in seinem Buch The Hindu Nationalist
Movement and Indian Politics anschaulich darlegt, in großen Teilen von der Rassentheorie
der deutschen Nationalsozialisten beeinflußt.[9] Eine im Zusammenhang mit Golwalkar sehr häufig zitierte Passage aus We, or our Nationhood Defined macht dies besonders deutlich:
To keep up the purity of the Race and its culture, Germany
shocked the world by her purging the country of the semitic
Races – the Jews. Race pride at its highest has been manifested
here. Germany has also shown how well nigh impossible it is
for Races and cultures, having differences going to the root,
to be assimilated into one united whole, a good lesson for us in
Hindusthan to learn and profit by.[10]
Golwalkar wendet dieses Schema mit Blick auf die muslimische Minderheit in Indien (jedoch nicht nur auf sie allein) an, da diese seiner Meinung nach wie ein ausländischer Stachel im Körper des hinduistischen Indiens stecken würde, eine Kraft also, die die Integrität Indiens gefährde. Die Muslime in Indien würden sich demnach noch immer als Eroberer fühlen oder aufführen und nach der Staatsmacht greifen wollen.[11]
Jaffrelot verweist an dieser Stelle auch auf den Umstand, daß in Bunch Of Thoughts mehrmals die Muslime, die Christen und die Kommunisten als interne Bedrohung erwähnt werden.
Die Lösung für Indien sieht nach Golwalkar wie folgt aus:
The foreign races in Hindusthan must either adopt the Hindu
culture and language, must learn to respect and hold in reverence
Hindu religion, must entertain no ideas but those of glorification of
the Hindu race and culture [...] or may stay in the country,
wholly subordinated to the Hindu nation, claiming nothing,
deserving no privileges [...] not even citizen’s rights.[12]
Hier zeigt sich deutlich die grundständige Ausrichtung der auch heute noch aktuellen Hindutva-Ideologie, wie sie vom RSS, dem Vishva Hindu Parishad,[13] der Bharatiya
Janata Party[14] und anderen Sangh-Parivar[15] -Organisationen vorangetrieben wird.
Indien wird als die Nation der Hindus verstanden, wobei unter Hindus diejenigen Menschen zu verstehen seien, die erstens von den Indo-Ariern abstammen, zweitens Indien als ihr heiliges Land verehren und drittens in ihrem Glauben die Kultur des Hinduismus[16] teilen, wobei diese hinduistische Kultur, der Hindutva-Ideologie zufolge, auch die Religionen der Sikhs, Jains und Buddhisten beinhaltet. Alle Andersgläubigen – Juden, Christen und Muslime – Nicht-Hindus sozusagen, sind, wenn überhaupt, als Bürger zweiter Klasse anzusehen und haben sich, wie zu durch obiges Zitat gezeigt worden ist, bedingungslos unterzuordnen.
Im Vergleich zum Hinduismus werden die ausländischen Kulturen – und für diese stehen im Prinzip die letztgenannten Religionen stellvertretend – als schlechter oder minderwertiger angesehen. Durch eine solche Darstellung wird man von Seiten der Hindunationalisten zu erreichen hoffen, die Menschen, die sich als Hindus angesprochen fühlen, für die eigene Sache, für das hinduistisch ausgerichtete Indien, zu gewinnen.
Betrachtet man jedoch die geduldigen Zahlen der Statistiken Indiens, so wird man sehr schnell darüber urteilen können, inwiefern, aus einem säkularen Verständnis heraus, eine solche Mobilmachung gegen eine übergroße Bedrohung von Innen überhaupt zu rechtfertigen ist. Gegenwärtig leben in Indien rund 1,13 Milliarden Menschen. Die prozentuale Verteilung der Bevölkerung auf die einzelnen Religionen sieht seit Jahrzehnten beinahe unverändert wie folgt aus: Die Hindus bilden mit 80,5 Prozent die absolute Mehrheit. Die Muslime sind mit 13,4 Prozent die größte Minderheit im Land, gefolgt von den Christen mit 2,3 Prozent. Die Sikhs, Jains und Buddhisten sowie andere Glaubensrichtungen (Naturkulte der Ureinwohner etc.) bilden zusammen die restlichen 3,8 Prozent.[17]
Nach Meinung des Autors darf man also getrost behaupten, daß Indien allein schon durch die unantastbare Hindu-Mehrheit im Grunde hinduistisch geprägt genannt werden kann. Die Bedrohung durch die anderen religiösen Minderheiten ist oder soll vielmehr eine gefühlte Bedrohung sein bzw. werden.
[...]
[1] Golwalkar, M.S.: Bunch Of Thoughts. Bangalore 1966. 3. Auflage 1996.
[2] Ebd. S. 83.
[3] Bei der Verwendung der gängigeren Maskulin-Formen sind natürlich immer auch die femininen Entsprechungen gemeint. – Bei den Befragten sollten beide Geschlechter und alle Religionszugehörigkeiten berücksichtigt werden.
[4] Abgekürzt RSS; dt. etwa: Reichs-Freiwilligen-Bund. Hindunationalistische Kaderorganisation.
[5] Golwalkar: Bunch of Thoughts. Bangalore 1996. S. xxi.
– Vgl. Jaffrelot, C.: The Hindu Nationalist Movement and Indian Politics. New Delhi 1996. S. 41 ff.
[6] Vgl.: http://www.milligazette.com/dailyupdate/2006/20060226_Golwalkar_RSS.htm - abgerufen am 1.8.2007.
[7] Zitiert nach Jaffrelot, C.: The Hindu Nationalist Movement... New Delhi 1996. S. 52.
[8] Ebd.
[9] Jaffrelot, C.: The Hindu Nationalist Movement... New Delhi 1996. S. 53 ff.
[10] Ebd. S. 55.
[11] Ebd.
[12] Ebd. S. 56.
[13] Dt.: Welt-Hindu-Rat; VHP. Extrem rechtskonservative Hindutva-Organisation.
[14] Dt.: Indische Volkspartei; BJP. Neben dem Indian National Congress (INC) die zweite große Volkspartei Indiens. Sie rekrutiert ihre Mitglieder und Schlüsselämter oft aus den Kadern des RSS.
[15] Dt.: Familie des Sangh. Die hindunationalistischen Organisationen sehen, bis auf einige Ausnahmen, den Rashtriya Svayamsevak Sangh als Mutterorganisation an.
[16] Ein äußerst lesenswerter Artikel über die Definitionsproblematik des Begriffs Hinduismus gibt der folgende Artikel: Stietencron, H.v.: Hinduism: On the proper use of a deceptive term. In: Kulke, H. / Sontheimer,
G.-D.: Hinduism Reconsidered. New Delhi 1989.
[17] Vgl. das CIA World Fact Book unter: https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/in.html - abgerufen am 1.8.2007.
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