Der Wirtschaftssektor befindet sich seit einigen Jahrzehnten in einer Umbruchphase. Vermehrt treten Meldungen über spektakuläre Firmenübernahmen und grenzüberschreitende Mega-Fusionen auf. Die seit den 1980er Jahren zu beobachtende Fusionswelle erreichte bisher die meisten Branchen jedoch bei weitem nicht jedes Land. Die neu auftauchenden Vokabeln wie „Fusionitis“ oder „Mergermania“ deuten auf einen weltweiten Strukturwandel der Wirtschaft und auf eine Neuorganisation der Produktion in Zeiten der Globalisierung hin. Es entstehen immer häufiger internationale Großkonzerne, deren Ziel die eigene Sicherung und Verteidigung auf dem globalen Markt ist. Durch ihren relativen größeren Marktanteil erhalten jene Großkonzerne eine ökonomische Macht und größere politische Einflussmöglichkeiten gegenüber ihren Konkurrenten. Diese oft auch als global players bezeichneten internationalen Konzerne werden aus der ökonomischen Perspektive positiv betrachtet, weil der Wettbewerb auf dem globalen Markt zunimmt. Dennoch stellen global players aber auch aus ökonomischer Sicht eine Gefahr da, weil es zu hohen Unternehmenskonzentrationen kommen kann und damit die eine zu geringe Zahl an Anbietern zur Verfügung steht, weswegen die Wettbewerbsintensität gemindert wird. Diese Arbeit befasst sich mit der zentralen Frage, welche Vorteile und Gefahren auf dem globalen Markt durch Mega-Fusionen und transnationale Unternehmen (TNU) entstehen und welche Vor- und Nachteile sich auf der sozialen Ebene entwickeln können. TNU und Mega-Fusionen stoßen in weiten Teilen der Bevölkerung und in den Medien auf große Bedenken. Immer wieder reiben sich Kritiker an den Fragen der Arbeitsplatzverhältnisse und dem Ungleichgewicht zwischen Industrie- Schwellenund Entwicklungsländern. Ausgesuchte Kritikpunkte sollen dazu im Einzelnen erläutert und differenziert untersucht werden.
Inhalt
1 Einleitung
2 TNU als Untersuchungsgegenstand
2.1 Ursachen für internationale Mega-Fusionen
2.1.1 Technologischer Fortschritt und Verlagerung der Produktionsstandorte
2.1.2 Politische Ursachen
2.1.3 Liberalisierung, Deregulierung und Privatisierung
2.2 Internationale Abkommen
2.3 Globaler Finanzmarkt
2.4 Wettbewerbsbeschränkung
2.5 Gründe für Fusionen aus betriebswirtschaftlicher Sicht
2.6 Ausländische Direktinvestitionen
3 TNU in der Beurteilung von Globalisierungsskeptikern
3.1 Der Mensch als Ressource?
3.2 Marktmacht der Monopole und der Verlust des Einflusses von Staaten
3.3 Kluft zwischen arm und reich
4 Zusammenfassende Bewertung
5 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Der Wirtschaftssektor befindet sich seit einigen Jahrzehnten in einer Umbruchphase. Vermehrt treten Meldungen über spektakuläre Firmenübernahmen und grenzüberschreitende Mega-Fusionen auf. Die seit den 1980er Jahren zu beobachtende Fusionswelle erreichte bisher die meisten Branchen jedoch bei weitem nicht jedes Land. Die neu auftauchenden Vokabeln wie „Fusionitis“ oder „Mergermania“ deuten auf einen weltweiten Strukturwandel der Wirtschaft und auf eine Neuorganisation der Produktion in Zeiten der Globalisierung hin. Es entstehen immer häufiger internationale Großkonzerne, deren Ziel die eigene Sicherung und Verteidigung auf dem globalen Markt ist. Durch ihren relativen größeren Marktanteil erhalten jene Großkonzerne eine ökonomische Macht und größere politische Einflussmöglichkeiten gegenüber ihren Konkurrenten. Diese oft auch als global players bezeichneten internationalen Konzerne werden aus der ökonomischen Perspektive positiv betrachtet, weil der Wettbewerb auf dem globalen Markt zunimmt. Dennoch stellen global players aber auch aus ökonomischer Sicht eine Gefahr da, weil es zu hohen Unternehmenskonzentrationen kommen kann und damit die eine zu geringe Zahl an Anbietern zur Verfügung steht, weswegen die Wettbewerbsintensität gemindert wird.
Diese Arbeit befasst sich mit der zentralen Frage, welche Vorteile und Gefahren auf dem globalen Markt durch Mega-Fusionen und transnationale Unternehmen (TNU) entstehen und welche Vor- und Nachteile sich auf der sozialen Ebene entwickeln können. TNU und Mega-Fusionen stoßen in weiten Teilen der Bevölkerung und in den Medien auf große Bedenken. Immer wieder reiben sich Kritiker an den Fragen der Arbeitsplatzverhältnisse und dem Ungleichgewicht zwischen Industrie- Schwellen- und Entwicklungsländern. Ausgesuchte Kritikpunkte sollen dazu im Einzelnen erläutert und differenziert untersucht werden.
2 TNU als Untersuchungsgegenstand
In der folgenden Diskussion sollen Zusammenschlüsse (Fusionen) von Unternehmen thematisiert werden, die unter den Begriff „transnationale Unternehmen“ (TNU) fallen. Im Gegensatz zu „multinationalen Unternehmen“ werden sie von einem Hauptsitz gesteuert, an dem die wichtigsten Entscheidungen getroffen werden und an dem die unternehmerische Macht konzentriert ist, auch wenn ein Tochterunternehmen bzw. das Unternehmen selbst an vielen Standorten tätig ist (HAMM 1996: 127). Mega-Fusionen haben sich seit Beginn der 1980er Jahre innerhalb der Industrieländer aber auch zwischen ihnen stark beschleunigt (HEININGER/ MAIER 1987: 46). Ein gutes Drittel des Weltsozialprodukts wird Schätzungen zufolge auf sämtliche TNU vereint (GLÜCK 1995: 2).
2.1 Ursachen für internationale Mega-Fusionen
Der Zusammenschluss von mindestens zwei Unternehmen, die entweder vorher international tätig waren oder durch die Fusion international tätig werden, hat als Ziel, die Wettbewerbsposition durch Effizienzgewinne und erhöhte Marktmacht zu stärken (BUDZINSKI/ KERBER 2003: 11; NUHN 2001: 17). Seit den 1990er Jahren ist ein Trend zu bemerken, bei dem es sich nicht mehr nur um die Übernahme von kleinen durch große Unternehmen, sondern verstärkt um Fusionen ähnlich großer Unternehmen handelt. Die Transaktionsvolumina haben dabei völlig neue Dimensionen erreicht. 1998 wurden weltweit rund 2,4 Bill. US-Dollar für die Übernahme von nationalen und internationalen Unternehmen bezahlt, während ein Jahr vorher nur etwa die Hälfte der Summe verwirtschaftet wurde. Bei einem Anteil von etwa einem Viertel handelt es sich um grenzüberschreitende Fusionen (KLEINERT/ KLODT 2000: 4).
2.1.1 Technologischer Fortschritt und Verlagerung der Produktionsstandorte
Worin liegen nun aber die Ursachen für diesen bis heute andauernden Trend? Die Antworten liegen in den veränderten Wettbewerbsbedingungen im Zeitalter der Globalisierung.
Der rasante technologische Fortschritt in der Informations- und Kommunikationstechnologie sowie im Transportwesen ermöglichte zum einen eine explosionsartige Steigerung des Informationsvolumens und eine gleichzeitige Kostensenkung. Zum anderen stiegen mit dem Volumen auch die Wirkung und Reichweite der Informationen, was eine zunehmende Deterritorialisierung der Unternehmenstätigkeit, insbesondere der Produktion, verwirklichte (FLÖRKEMEIER 2001: 30).
Immer niedrigere Energiekosten, technologische Innovation und neue logistische Konzepte ermöglichen einerseits den globalen Transport von verkaufsfertigen Gütern in kürzerer Zeit, andererseits haben sich dadurch auch neue Produktionsmöglichkeiten ergeben. Besonders in der Automobilbranche stützt sich die industrielle Organisation auf die Zergliederung der ursprünglichen Wertschöpfungskette in unternehmensexterne Produktions- und Dienstleistungsfunktionen. Durch Outsourcing (Auslagerung) werden Produktionsgüter an fremde Lieferanten außer Haus geliefert. Es entstehen unternehmensübergreifende Produktionsnetzwerke, die strategische Kernfunktion behält jedoch das Hauptunternehmen (KÖPPEN 1999: 85). Outsourcing bedeutet jedoch für die Muttergesellschaft keine wachsende Mobilität sondern eine zunehmende Zahl von Zulieferern (KISKER 1999: 74). „Musterbeispiel eines transnationalen Konzerns ist der Sportartikelhersteller Adidas mit Stammsitz im fränkischen Herzogenaurach: Der weltweite Einkauf wird in Hongkong erledigt, das Marketing in Amsterdam, die Produktionsentwicklung in Portland/USA und das Design in Tokio und New York, produziert wird fast ausschließlich in Asien“ (BORMANN/ DECKWIRTH 2006).
2.1.2 Politische Ursachen
Das Ende des „Kalten Krieges“ in Verbindung mit dem Zerfall der Sowjetunion und die damit einsetzende Systemtransformation in ehemals sozialistische Länder verursachten eine Markterweiterung und damit einen Anstieg der Nachfrage und des Angebots auf dem globalen Markt (NUHN 1999: 16). Die osteuropäischen Staaten haben ihre Handelsbeziehungen liberalisiert und das Verhältnis zwischen Export und Bruttoinlandsprodukt ist auf über 50 Prozent angewachsen. Damit sind auch diese Länder Bestandteil des globalen Waren- und Dienstleistungsmarktes geworden (PERRATON et al. 1998: 142). Andere folgenreiche politische Umbrüche wie die Demokratisierungsprozesse in Lateinamerika, die wirtschaftliche Öffnung der Volksrepublik China und das Ende der Apartheidpolitik in Südafrika zählen ebenso zu den politischen Ursachen der Globalisierung und somit auch zu den veränderten Wettbewerbsbedingungen (FLÖRKEMEIER 2001: 31).
2.1.3 Liberalisierung, Deregulierung und Privatisierung
Insbesondere der Deregulierung nationalstaatlicher Hemmnisse und der Liberalisierung des Welthandels wird die Ermöglichung des internationalen Marktes zugesprochen. Dadurch, dass der Staat sich weitestgehend aus dem Wirtschaftsgeschehen heraus hält und auf Gesetze und Verordnungen, die in die Marktvorgänge eingreifen, verzichtet und somit der weltweite Austausch von Gütern, Dienstleistungen, Kapital und Informationen im Rahmen internationaler Abkommen gestattet wird, werden die nationalen Wirtschaftsfestungen gesprengt (BOXBERGER/ KLIMENTA 1998: 39). Weite Teile der Volkswirtschaft waren bis in die 1990er Jahre hinein stark nationalstaatlich reguliert. In den Industrieländern sollten bestimmte Sektoren wie die Telekommunikation nicht dem Walten des freien Marktes überlassen, sondern durch staatliche Monopole reguliert werden. Die USA und Großbritannien begannen bereits in den 1970er Jahren mit zahlreichen Privatisierungen und Deregulierungen und konnten kostengesenkte Güter und Dienstleistungen anbieten. Die anderen europäischen Länder zogen erst 20 Jahre später nach und deregulierten zuerst die staatlichen Fluggesellschaften, die sich auf dem nun globalen Markt neu orientieren mussten (KLEINERT/ KLODT 2000: 48f.).
2.2 Internationale Abkommen
Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Neuordnung der Welt haben der Internationale Währungsfond (IWF) und die Weltbank, die die internationalen Währungsverhältnisse stabilisieren und Entwicklung fördern sollen, enormen Zuwachs an Mitgliedsstaaten zu verzeichnen. Die ursprünglich 29 Mitglieder des IWF erweiterten sich auf 184 Länder, und die damals 38 Mitgliedsstaaten der Weltbank sind auf über 180 angewachsen (MÜLLER 2002: 88).
Das GATT-Abkommen (General Agreement on Tariffs and Trade = Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen) war seit seiner Gründung 1947 als Teilabkommen der ITO (International Trade Organisation) immer nur ein Provisorium. Die Abschaffung von Zöllen und Subventionen sollte den freien Handel von Gütern zwischen verschiedenen Staaten initiieren. Aber trotz einer vollständig fehlenden institutionellen Fundierung und seiner stark einschränkenden Regelungsdichte hat das GATT-Abkommen seine Rolle immer ausgefüllt (van SUNTUM/ VEHRKAMP 1996: 46).
1995 wurde die WTO (World Trade Organisation = Welthandelsorganisation) als Nachfolgeorganisation des GATT, die eigenständig innerhalb der UNO agierte, gegründet. Dabei bildeten die Vereinbarungen des GATT den Kern der WTO. Zu den international handelbaren Gütern trat noch das Abkommen über allgemeinen Dienstleistungen (General Agreement on Trade in Services = GATS) wie z.B. des Bank- und Telekommunikationswesens (RAU 2001: 247ff.) und das Abkommen über geistiges Eigentum (Trade-Related Intellectual Property Rights = TRIPs) hinzu, das vor allem den Patentklau und unbefugten Gebrauch in Entwicklungsländern stoppen soll (van SUNTUM/ VEHRKAMP 1996: 46). Mittlerweile fallen 90 Prozent des Welthandels unter die Regularien der WTO. Das GATT gilt in den Augen der gegenwärtigen Chefökonomin des IWF als die „erfolgreichste Institution des letzten halben Jahrhunderts“ (MÜLLER 2002: 88 zitiert nach KRUEGER 1998: 2017). Im Mai 2004 gehörten der WTO 147 Mitgliedsländer bei (NEUSCHWANDER 2004: 591).
2.3 Globaler Finanzmarkt
Die Deregulierung und Liberalisierung betrifft auch die Finanzmärkte (HEIN 1999: 108f.). Niedrige Zinsen begünstigen die Kreditaufnahme, und der schnelle Transfer von enorm hohen Summen über Ländergrenzen hinaus bis an die entferntesten Stellen der Welt wird durch deregulierte Kapitalmärkte erst ermöglicht (NUHN 1999: 16). Im internationalen Devisenhandel werden an jedem Geschäftstag eine Billion Dollar umgesetzt. Den Großteil des Umsatzes machen dabei kurzfristige Währungsspekulationen aus. Solche Spekulationen lösen einen Teil der Wechselkursschwankungen auf den internationalen Devisenmärkten aus und belasten die Wirtschaft von Schwellenländern und kleinen Industriestaaten, da sie besonders sensibel auf Kursschwankungen reagieren (BMZ 2006). Der Öffnung von Kapital- und Finanzbeziehungen kommen im Bezug auf Auslandsinvestitionen immer höhere Bedeutungen zu, und durch die Computerisierung des Kapitalverkehrs sind nahezu zeitgleiche und weltweite Transaktionen möglich (ANDRES 2004: 80).
2.4 Wettbewerbsbeschränkung
Die wirtschaftspolitischen Veränderungen seit den letzten 50 Jahren hatten enorme Auswirkungen auf den Weltmarkt. Der globale Markt scheint grenzenlos zu sein und immer mehr zusammenzuwachsen. Der Wettbewerbsdruck verschärft sich, denn es tummeln sich täglich mehr Konkurrenten auf dem Markt. Unvermittelt ergibt sich ein Zwang zur Kostenreduzierung, Steigerung der Produktivität und Innovation. Aus ökonomischer Sicht ist die wirtschaftliche Globalisierung positiv zu bewerten, weil die Macht der einzelnen Anbieter verringert wird. Dennoch besteht die Möglichkeit, dass sich auf den Märkten einzelne Unternehmen zu Monopolen mit Marktmacht entwickeln, die durch ihre Position den Markt regulieren könnten. Um einer solchen Entwicklung in Deutschland entgegenzutreten, trat bereits 1958 das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkung (GWB), auch Kartellgesetz genannt, in der BRD in Kraft, das die Missbrauchsaufsicht über marktbeherrschende Unternehmen hat, Kartelle (kollektive Verhaltensweisen) verbietet und Zusammenschlüsse kontrolliert. Die Aufsicht über die missbräuchliche Ausnutzung einer marktbeherrschenden Stellung wird im Wesentlichen vom Bundeskartellamt übernommen, allerdings fehlt eine ausformulierte theoretische Basis, auf die sich das Amt stützen kann. In den meisten Fällen beruft sich das Amt auf subjektive Einschätzungen (BUDZINSKI/KERBER 2003: 35; WEIMANN 2004: 275f.).
Bei der Diskussion über die Strukturen der Globalisierung im Zusammenhang mit den wirtschaftlichen Folgen muss darauf hingewiesen werden, dass sich der Globalisierungsprozess maßgeblich auf die industriellen Kernregionen beschränkt. Der Großteil der Bevölkerung aus Entwicklungsländern ist von diesem Prozess vollkommen abgekoppelt (FLÖRKEMIER 2001: 37; MATTHÄI 1999: 160).
Insofern sind der wirtschaftlichen Globalisierung durch ökonomische Entwicklungsunterschiede, gesellschaftliche und politische Widerstände sowie durch unterschiedliche Sprachen und Kulturen vorläufig starke Widerstände entgegen gesetzt.
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