Die "Traumnovelle" gehört sicher zu den rätselhaftesten Werken Arthur Schnitzlers. Die Ereignisse der Handlung brechen mit solcher Macht in die beschauliche Welt von Fridolin und Albertine ein, dass es auch dem Leser schwindelig wird. Nicht nur in der `Maskenball-Szene´ fragt man sich, ob Irrsinn oder Traum das Geschehen bestimmen. Der Klappentext der Ausgabe des S.Fischer Verlages spricht gar davon, die Traumnovelle "entzieht sich der Analyse; sie ist unausdeutbar". Dies trifft wohl zu, eine alles umfassende und von allen geteilte Interpretation wird es wohl nicht geben - aber viele Elemente können doch für sich genommen untersucht werden und zu einem (obgleich unvollständigen) Gesamtbild gefügt werden.
Inhalt
1. Einleitung
2. Der Inhalt
3. Die Interpretation
4. Schluss
Bibliographie
1. Einleitung
Die "Traumnovelle" gehört sicher zu den rätselhaftesten Werken Arthur Schnitzlers. Die Ereignisse der Handlung brechen mit solcher Macht in die beschauliche Welt von Fridolin und Albertine ein, dass es auch dem Leser schwindelig wird. Nicht nur in der `Maskenball-Szene´ fragt man sich, ob Irrsinn oder Traum das Geschehen bestimmen. Der Klappentext der Ausgabe des S.Fischer Verlages spricht gar davon, die Traumnovelle "entzieht sich der Analyse; sie ist unausdeutbar". Dies trifft wohl zu, eine alles umfassende und von allen geteilte Interpretation wird es wohl nicht geben - aber viele Elemente können doch für sich genommen untersucht werden und zu einem (obgleich unvollständigen) Gesamtbild gefügt werden.
Lange Zeit wurde die Forschung durch das Werk Arthur Schnitzlers dazu verleitet, sich wiederholend mit der doch relativ begrenzten Zahl der in der Traumnovelle immer wiederkehrenden Motive auseinanderzusetzen, wobei die Behandlungsweise meistens einen katalogisierenden Charakter hatte. Dies führte dazu, dass die Betonung dabei meistens auf der Begrenztheit und Beschränkung lag, die Schnitzler bei einer solchen Betrachtungsweise kennzeichnen. Folglich wurde das bekannte Schnitzlerbild bestätigt, welches diesen mit der Etikette versieht, die dem Einfallsreichtum und der Qualität seines Werkes nicht gerecht wird[1]. Erst in den letzten ca. 20 Jahren wurden die Breite und die Tiefe des Werkes erkannt und erforscht sowie in ihrer Funktion gewertet.
Der Reiz der konstanten Motive in Schnitzlers Werken liegt nämlich darin, sie je nach Entstehungszeit des betrachteten Werkes zu untersuchen. Dabei wird man feststellen, dass die Motivkonstanz gleichsam von evolutionärer Natur ist, das heisst sich von Werk zu Werk in ihrer Funktion und Bedeutung weiterentwickeln.
Betrachtet man die Motive in der Traumnovelle nun unter diesem Gesichtspunkt, so ergibt sich ein vielschichtiges Gesamtbild, besonders weil dieses Werk erst 1926 fertiggestellt wurde und somit berechtigterweise oft als Schnitzlers „reifes Spätwerk“ bezeichnet wird.
Man nimmt zudem an, dass die Skizzierung des Stoffes wohl bereits auf die Zeit der Jahrhundertwende zurückgeht und dass die Traumnovelle damit entstehungsgeschichtlich in die Nähe von „Abenteuernovelle“, „die Fremde“, „Exzentrik“ und „Der Weg ins Freie“ rückt.
Es erscheint mir zudem wichtig, noch etwas zu der Bezeichnung Novelle zu sagen. Schnitzler stellte bereits 1892 eine Ausrichtung dieser Gattung nach der psychologischen Seite fest[2] und folglich steht sein gesamtes Novellenwerk im Zeichen der Wechselwirkung von Form und Inhalt.
Warum Schnitzler gerade bei diesem Werk den Namen der literarischen Gattung in den Werktitel aufgenommen hat, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Die Struktur und Form des Werkes weisen selbiges relativ eindeutig der Gattung Novelle zu, sodass ein zusätzlicher Hinweis darauf im Titel unnötig wäre.
Interessante Thesen zu diesem Thema finden sich in der Sekundärliteratur. So wird gerne eine Beziehung zwischen der Traumnovelle und dem Werk „Traumdeutung“ von Sigmund Freud[3] hergestellt. Andere wiederum weisen darauf hin, dass es sich um eine indirekte Stellungnahme gegen die psychoanalytische Deutung im Sinne Reiks[4] handeln könnte. Aufgrund des begrenzten Rahmens dieser Hausarbeit möchte ich aber nicht näher darauf eingehen.
2. Der Inhalt
Die Handlung spielt in Wien zu Beginn dieses Jahrhunderts, die Hauptpersonen sind Fridolin, 35, von Beruf Arzt und seine etwas jüngere Frau Albertine, Hausfrau und Mutter. Sie sind Eltern einer kleinen Tochter.
Eines Abends im späten Winter unterhalten sich Fridolin und Albertine über den am Vortag besuchten Maskenball ("Redoute"). Einiges daran scheint ihre Fantasie noch zu beschäftigen, denn sie geraten in "ein ernsteres Gespräch über jene verborgenen, kaum geahnten Wünsche, die auch in die klarste und reinste Seele trübe und gefährliche Wirbel zu reißen vermögen"[5].Sie beginnen von jenen Verführungen zu erzählen, die aus unerwarteten Zusammentreffen mit anderen Personen in einem gemeinsamen Urlaub entstanden, dann aber doch nur im Gedanken, im gegenseitigen Erkennen desselben Wollens stecken bleiben.
Da wird der Arzt in die Nacht hinaus zu einem Patienten gerufen, einem Hofrat, welcher wieder einen Herzanfall erlitten hat.
Fridolin kommt zu spät, er trifft den Hofrat tot an, bewacht von seiner Tochter Marianne.
Durch den Tod des Vaters nun innerlich befreit kommt es zu einem Liebesgeständnis Mariannes, das den Arzt jedoch nicht überrascht, dafür aber peinlich berührt. Fridolin vollzieht die letzten ärztlichen Verrichtungen an dem Verstorbenen und verlässt das Haus, welches er - wie er meint - jetzt nicht mehr zu betreten Anlass haben wird.
Durch das Erlebnis nachdenklich gestimmt, auch wohl durch das einsetzende milde Tauwetter, lässt Fridolin sich nun durch das als gespenstisch empfundene nächtliche Wien treiben. Er gerät in eine Bordellgasse, schließlich sogar in das Zimmer einer 17-jährigen Prostituierten ("Mizzi"), doch diese Begegnung nimmt nicht den zu erwartenden Verlauf, das Geschäft wird nicht vollzogen, er verspürt so etwas wie väterliche Fürsorge und nimmt sich vor, dem Mädchen bei nächster Gelegenheit etwas Gutes zu tun.
Es treibt ihn in ein Cafe, wo er in dem Klavierspieler den verkrachten Medizinstudenten und ehemaligen Komilitonen Nachtigall wiedererkennt, der sich als Pianist mit allen Arten von Gelegenheitsarbeiten durchschlägt. Unter anderem soll er noch heute Nacht in einem Hause außerhalb der Stadt Wien spielen. Er macht Andeutungen, dass es sich hierbei um eine Art Maskenball unter Beteiligung unbekleideter Frauen handelt, er selbst müsse mit verbundenen Augen spielen und um eingelassen zu werden, bedürfe es eines Erkennungswortes.
Fridolin ergreift das Verlangen, an dieser Gesellschaft teilzunehmen, er lässt sich die Parole geben und besorgt sich noch schnell mitten in der Nacht eine Verkleidung. Dann fährt er mit einer Kutsche dem Pianisten hinterher. Es gelingt ihm, sich in das Haus bzw. in die Gesellschaft einzuschleichen und er erkennt, dass sich eine streng ritualisierte Orgie vorbereitet, in der Männer und Frauen, durch Masken unerkannt, erotische Spiele treiben. Fridolin wird von einer Unbekannten gewarnt, dass ihm Unheil drohe, wenn er nicht sofort gehe, aber er lässt sich nicht warnen.
[...]
[1] Z.B. Körner, Josef: Arthur Schnitzlers Gestalten und Probleme, Zürich 1921, S. 13ff. od. Beharriell, Frederick J.: Arthur Schnitzler’s Range of Theme, Monatshefte XLIII, S. 301-311.
[2] Vgl. Wiedenbrüg, Helmut: Die literarischen Motive in der erzählenden Kunst Arthur Schnitzlers, Frankfurt am Main 1934, S. 10f.
[3] Freud, Sigmund: Traumdeutung, Leipzig 1914.
[4] Reik, Theodor: Arthur Schnitzler als Psycholog, Minden 1913.
[5] S. 435f.
- Arbeit zitieren
- Sebastian Runkel (Autor:in), 2005, Arthur Schnitzlers "Die Traumnovelle" - eine Betrachtung und Interpretation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84799
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.