Die Thematik des Donatistischen Streites war im 4. Jahrhundert nicht neu und ist auch in der Zeitgeschichte ein mehrfach aufgetretenes Problem.
Bereits nach der Verfolgung unter Decius im Anfang des 3. Jahrhunderts stellte man kritische Fragen an Amtsträger, die sich der Verfolgung entzogen oder den Göttern geopfert hatten. Direktes Ziel der Kritik war damals der Bischof Cyprian von Karthago. Dieser war der Verfolgung entgangen, in dem er auf sein entlegenes Landgut reiste und von dort aus versuchte die Gemeinde zu leiten.
Cyprian musste sich nach der Verfolgung vielen kritischen Fragen stellen, warf man ihm neben Feigheit doch auch Verantwortungslosigkeit vor. Er versuchte seine Stellung dadurch zu sichern, dass er angab, gerade die Verantwortung für die Gemeinde gebot ihm sich ihr zu erhalten und zu retten.
Nicht zuletzt wegen seiner eigenen Vergangenheit stimmte Cyprian deshalb dafür, dass eine Buße der „gefallenen“ Christen möglich sein müsse, allerdings sollte es strenge Prüfungen durch die „standhaften“ Amtsträger geben.
Neben dieser allgemeinen Problematik trat auch die Frage auf, ob die Sakramente, die von „gefallenen“ Amtsträgern oder Häretikern gespendet wurden, auch gültig seien. Auf einer Synode Mitte des 3. Jahrhunderts wurde die Taufe durch Häretiker für ungültig erklärt, da die Wirksamkeit der Sakramente an der moralischen Reinheit des Spendenden hinge.
Eine ähnliche Frage trat in Deutschland nach dem Dritten Reich auf, denn viele Christen fragten sich, ob eine Taufe durch Nazi-Pfarrern gültig sei oder nicht. Damals entschied die Kirchenleitung anders als im sogenannten „Ketzertaufstreit“ im 3. Jahrhundert: die Taufe durch dem Nationalsozialismus treue Pfarrer war gültig – solange die trinitarische Taufformel verwendet wurden war – denn die Wirksamkeit der Sakramente hinge nicht an dem direkt Spendenden, sondern an dem eigentlichen Spender – Jesus Christus.
Dieses Beispiel zeigt, die Relevanz, welche die Thematik des Donatistischen Streites hatte - und in Zeiten des moralischen Verfalls der Kirchen immer noch hat.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1. Die Ursache des Donatistischen Streites
2. Der Verlauf des Donatistischen Streites
Nachwort
Literaturverzeichnis
Andere Quellen
Vorwort
Die Thematik des Donatistischen Streites war im 4. Jahrhundert nicht neu und ist auch in der Zeitgeschichte ein mehrfach aufgetretenes Problem.
Bereits nach der Verfolgung unter Decius im Anfang des 3. Jahrhunderts stellte man kritische Fragen an Amtsträger, die sich der Verfolgung entzogen oder den Göttern geopfert hatten. Direktes Ziel der Kritik war damals der Bischof Cyprian von Karthago. Dieser war der Verfolgung entgangen, in dem er auf sein entlegenes Landgut reiste und von dort aus versuchte die Gemeinde zu leiten.
Cyprian musste sich nach der Verfolgung vielen kritischen Fragen stellen, warf man ihm neben Feigheit doch auch Verantwortungslosigkeit vor. Er versuchte seine Stellung dadurch zu sichern, dass er angab, gerade die Verantwortung für die Gemeinde gebot ihm sich ihr zu erhalten und zu retten.
Nicht zuletzt wegen seiner eigenen Vergangenheit stimmte Cyprian deshalb dafür, dass eine Buße der „gefallenen“ Christen möglich sein müsse, allerdings sollte es strenge Prüfungen durch die „standhaften“ Amtsträger geben.
Neben dieser allgemeinen Problematik trat auch die Frage auf, ob die Sakramente, die von „gefallenen“ Amtsträgern oder Häretikern gespendet wurden, auch gültig seien. Auf einer Synode Mitte des 3. Jahrhunderts wurde die Taufe durch Häretiker für ungültig erklärt, da die Wirksamkeit der Sakramente an der moralischen Reinheit des Spendenden hinge.
Eine ähnliche Frage trat in Deutschland nach dem Dritten Reich auf, denn viele Christen fragten sich, ob eine Taufe durch Nazi-Pfarrerr gültig sei oder nicht. Damals entschied die Kirchenleitung anders als im sogenannten „Ketzertaufstreit“ im 3. Jahrhundert: die Taufe durch dem Nationalsozialismus treue Pfarrer war gültig – solange die trinitarische Taufformel verwendet wurden war – denn die Wirksamkeit der Sakramente hinge nicht an dem direkt Spendenden, sondern an dem eigentlichen Spender – Jesus Christus.
Dieses Beispiel zeigt, die Relevanz, welche die Thematik des Donatistischen Streites hatte - und in Zeiten des moralischen Verfalls der Kirchen immer noch hat.
1. Die Ursache des Donatistischen Streites
Der Donatistische Streit nahm seinen Lauf nach der Christenverfolgung unter Diokletian, die in den Jahren zwischen 303 und 305 n. Chr. stattfand.
Diese Verfolgung traf in ihrer gesamten Härte vor allem den Osten des Römischen Reiches. Diokletian forderte von den Amtsträgern der Kirche unter anderem die Abgabe der heiligen Schriften, da diese Texte aus seiner Sicht mitschuldig daran waren, dass die Christen an ihrem Glauben festhielten und sich weigerten „zur Religion ihrer Vorfahren“[1] zurückzukehren.
Obwohl die Verfolgung wesentlich mehr Menschen im Osten als im Westen betraf, kam es im Westen im nachhinein zu großen Problemen, denn anders als im Osten galt hier nicht nur das Opfer, sondern auch die Auslieferung der Texte als Abfall vom Glauben und damit als große Sünde. Einige Christen im Westen dachten darum auch, dass eine laxere Haltung suggerieren könnte, dass die „Märtyrer ihre Standhaftigkeit übertrieben hätten.“[2] Die Märtyrer hätten also ein Opfer – ihr Leben – gebracht, dass nicht unbedingt nötig gewesen wäre.
Ins Visier dieser Christen kam Mensurius, der Bischof von Karthago, der zwar keine heiligen Schriften[3] abliefert hatte, aber „insoweit mit den Behörden zusammen[arbeitete], als er keinen öffentlichen Gottesdienst hielt“[4]. Vor allem die strenggläubigen Christen in Numidien sahen Mensurius sehr kritisch. Allerdings akzeptierte Mensurius diese offene Kritik nicht, sondern kritisierte seine Gegner indem er sie „bloße Provokateure“[5] bezeichnete.
Im Gegenzug wurde Mensurius von seinen Gegnern als traditor tituliert. Dies war eine gängige Bezeichnung für Amtsträger, die „den Behörden heilige Schriften ausgeliefert hatten.“[6] Dagegen wurden die Kritiker der traditores als confessores bezeichnet, denn diese waren unter der Verfolgung standhaft geblieben - und hatten sie trotzdem überlebt. Nach Meinung der confessores waren die traditores unwürdig den Gottesdienst und die Sakramente zu vollziehen, da die Wirksamkeit der Sakramente an der Würdigkeit des Austeilenden hinge. Ebenso konnte nach deren Auffassung ein traditor keinesfalls Bischof werden. Deshalb war es problematisch, dass es unter den Bischöfen in Numidien wesentlich mehr traditores als confessores gab, der Ärger der confessores also durchaus nachvollziehbar war.
[...]
[1] Chadwick, Kirche in der antiken Welt, 138
[2] Ebd., 139
[3] Statt echten heiligen Texten brachte Mensurius häretische Texte zu den Behörden. (vgl. Chadwick, Kirche in der antiken Welt, 138)
[4] Ebd., 138
[5] Ebd., 139
[6] Ulrich / Heil, Klausurenkurs Kirchengeschichte, 39
- Quote paper
- Anni Neumann (Author), 2004, Der donatistische Streit - Ursachen und Verlauf bis zum Tod Konstantius' II (361), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84681
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