Diese Seminararbeit untersucht die beiden Gedichte „Eins und Alles“ und „Vermächtnis“ aus den Spätwerken von Johann Wolfgang von Goethe auf ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Insbesondere die Fragen nach der Aussageintention des Autors, sowie der Bezug der Gedichte zueinander, sollen hier in den Vordergrund rücken.
Ist das „Vermächtnis“ evtl. eine Fortsetzung oder bildet es sogar einen Widerspruch zu „Eins und Alles“? Immerhin erscheint es beim ersten Lesen so, als würden die ersten beiden Verse des „Vermächtnis“ direkt auf die drei letzten Verse von „Eins und Alles“ antworten.
Inhalt
0. Einleitung
1. Entwicklung des Goetheschen Gott-Natur-Bildes
2. Analyse und Interpretation der Gedichte
2.1. „Eins und Alles“
2.1.1. Aufbau und Form
2.1.2. Entstehung
2.1.3 Interpretationsansatz, Analyse
2.2. „Vermächtnis“
2.2.1. Aufbau und Form
2.2.2. Entstehung
2.2.3. Interpretationsansatz, Analyse
3. Fazit: Gegenüberstellung der Gedichte
Literaturverzeichnis
Anlagen: Primärtexte mit Zeilenangaben
0. Einleitung
Diese Seminararbeit untersucht die beiden Gedichte „Eins und Alles“[1]und „Vermächtnis“[2]aus den Spätwerken von Johann Wolfgang von Goethe auf ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Insbesondere die Fragen nach der Aussageintention des Autors, sowie der Bezug der Gedichte zueinander, sollen hier in den Vordergrund rücken.
Ist das „Vermächtnis“ evtl. eine Fortsetzung oder bildet es sogar einen Widerspruch zu „Eins und Alles“? Immerhin erscheint es beim ersten Lesen so, als würden die ersten beiden Verse des „Vermächtnis“ direkt auf die drei letzten Verse von „Eins und Alles“ antworten.
Ich werde zunächst einmal auf Goethes Verständnis von Gott und Natur eingehen. Anschließend werde ich jedes Gedicht für sich selbst interpretieren, um danach abschließend beide Gedichte einander gegenüberzustellen.
1. Entwicklung des Goetheschen Gott-Natur-Bildes
Goethe schreibt die Gedichte „Eins und Alles“ und Vermächtnis im hohen Alter von 72 und 80 Jahren. Sie spiegeln sein Verständnis von Gott und Natur wieder. Natürlich kommt dieses Verständnis nicht von irgendwoher. Bereits in seiner Jugend begegnen Goethe diverse Einflüsse und Menschen, die sein Gottesverständnis inspirieren, beeinflussen und dauerhaft prägen. Diese Einflüsse seien hier nur in ihrer Kürze aufgeführt, da sie selber nicht den Schwerpunkt dieser Arbeit bilden, sondern zum besseren Verständnis der Gedichte beitragen sollen.
1768 begegnen den jungen Goethe in Frankfurt „Pietisten und christliche ‚Schwarmgeister’“[3]. Er erlebt die christlichen Lebensweisen und lässt sich gewissermaßen bekehren.[4]Von den Christen übernimmt Goethe den Gedanken, alles Leben habe einen schöpferischen Ursprung und dieser trage den Namen „Gott“. Jedoch ist ihm der Gott, der Genesis zu hypothetisch, als dass er nur der Bibel allein Glauben schenken will.[5]
„Goethes Christentum hat sich jedenfalls jenen ‚Schwarmgeistern’ zugeneigt, die neben ihrem Bibelglauben eine christliche Magie pflegten; die nach einer zweifachen Gotteserkenntnis strebten und außer der biblischen Offenbarung die Erkenntnis Gottes ‚durch die scalam der creation’, d. h. ‚durch die Grade und Staffel der Geschöpfe’ suchten: „für sie bedeutete Magie praktischen Gottesdienst, bildete einen Teil ihres Heilwegs der Seele, war Nachfolge Christi mit dem Mittel der Gotteserkenntnis in der Natur“. Gegenüber der mechanistischen westeuropäischen Naturwissenschaft bedeutete für diese Kreise Magie diejenige Form der Naturerklärung, die dem wahren Christen ziemte.“[6]
Während seines Lebens in Weimar von 1775-1786 lässt sich Goethe von Spinoza, mit dem er erstmals 1773[7]in Berührung kam,
„in seinem eigenem Lebensgefühl bestätigen, in den Grundvorstellungen, die seit je her die Leitmotive seiner Weltanschauung bildeten. Bei Spinoza [findet] er Ordnung und Zusammenhang für die von ihm mehr gefühlten als gedachten Wahrheiten, eine Lebensweisheit, die allseitig [ist] wie die Natur selber, den denkenden und den handelnden Menschen gleichmäßig [befriedigt]. Dadurch [wird] es Goethe möglich, sich Spinozas Begriffe in die Sprache seines Lebensgefühls zu übersetzen, seine Lehre im ganzen zu bejahen, ohne sie im einzelnen zu übernehmen“[8].
Durch Spinoza entwickelt Goethe die Ansicht, der Mensch stünde im Zusammenhang mit einer Gott-Natur. Goethes Naturauffassung ist dynamisch[9]. Natur bedeutet für ihn „Leben aus einer göttlichen Urkraft“[10]. Eine „einheitlich wirkende Kraft“, welche „die Welt aus einem Schöpferischem Urprinzip erklärt, das man Gott, aber auch Idee nennen“ kann.[11]Diese ist für Goethe allgegenwärtig. Er entdeckt sie überall „in der ihn umgebenden Wirklichkeit, in dem Natur- und Weltgeschehen, wie es sich jetzt und hier vollzieht.“[12]
[...]
[1]Vgl. Trunz S. 368; Eibl S. 494
[2]Vgl. Trunz S. 369-370; Eibl S. 685-686
[3]Vgl. Schaeder S. 13
[4]Vgl. Schaeder S. 15
[5]Vgl. Schaeder S. 132
[6]Vgl. Schaeder S. 19
[7]Vgl. Schaeder S. 52
[8]Vgl. Schaeder S. 118-119
[9]Vgl. Schaeder S. 115
[10]Vgl. Schaeder S. 120
[11]Vgl. Schaeder S. 115
[12]Vgl. Schaeder S. 118
- Arbeit zitieren
- Bettina Kuß (Autor:in), 2007, Goethe: "Eins und Alles" vs. "Vermächtnis" - Eine Gedichtanalyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84664
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