Der Prozess Jesu, das von Pontius Pilatus ausgesprochene förmliche Todesurteil und die Vollstreckung der Kreuzigung: Kaum ein Forschungsgegenstand der christlichen Exegese steht bis heute mehr im Kreuzfeuer der Diskussionen der Religionswissenschaftler. Im Zentrum des Interesses steht dabei die Frage nach den Verantwortlichen am Tode Jesu sowie den Hauptursachen für seine Hinrichtung. Unter Einbezug älterer wie neuester Erkenntnisse zum Thema gelingt Christian Chmelensky der Spagat zwischen den juristischen und philologischen Aspekten: Von der evangeliaren Entwicklung der Texte, dem Prozessrecht der Mischna bis hin zu den damaligen Rechtsverhältnissen des Römischen Reiches. Seine ausführliche und klar strukturierte Diskussion der unterschiedlichen Quellenaussagen führt dem Leser die Gründe für die unterschiedliche Darstellung des Vorganges vor Augen. Vor allem jedoch verdeutlicht sein Buch klar und verständlich, weshalb die Forschung, die primär von Theologen angeführt wird, nie eine einheitliche Position bezogen hat. Mit seiner sorgfältigen und sachlich fundierten Betrachtung der Hintergründe des Prozesses bringt der Autor Licht in die Vielzahl der stark divergierenden Positionen. Eine lesenswerte Lektüre, nicht nur für Theologen, Geschichts- und Religionswissenschaftler. Auch allen biblisch Interessierten, bietet das Buch eine "spannend gemachte" (Prof. Dr. Dahlheim) Analyse und wissenswerte Antworten. "Der Verfasser leistet einen notwendigen Beitrag zur historischen und theologischen Abklärung zur römischen Verantwortlichkeit am Tode Jesu. Vorhandene Vorurteile zur jüdischen Beteiligung und Antijudaismen [...] können vom Leser konsequent abgebaut werden." (Prof. Dr. Hubert Frankemölle, Universität Paderborn) ‑[...] Christian Chmelensky faßt knapp und verständlich zusammen, was jedermann zu beachten hat, der sich ernsthaft mit der Materie auseinandersetzen will. (Prof. Dr. Werner Dahlheim)
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung:
- Die Quellen — Die Frage nach einer Urpassion
- II. Der Prozeß
- 1 Das Verfahren vor dem Synhedrion
- 2 Die evangeliare Anklage des Synhedrions
- 3 Das historische Motiv der Synhedristen
- 4 Das ius gladii und die Frage der Kapitalgerichtsbarkeit
- 5 Der Prozeß vor dem römischen Statthalter
- 6 Die Vollstreckung des Uneils
- III. Abschlußbetrachtung
- Leben und Tod eines jüdischen Wanderpredigers
- Jesus von Nazareth
- Leben und Tod eines jüdischen Wanderpredigers
- IV. Bibliographie
- 1 Quellen
- 2 Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem Prozess gegen Jesus von Nazareth und untersucht dessen historischen Verlauf. Ziel ist es, die verschiedenen Quellen kritisch zu analysieren und mit Hilfe außerbiblischer Quellen ein historisch wahrscheinliches Bild des Geschehens zu zeichnen. Dabei werden die Motive und Verantwortlichkeiten der beteiligten Parteien, insbesondere des Synhedrions und des römischen Statthalters Pontius Pilatus, beleuchtet.
- Die Rolle der Quellen und die Frage nach einer Urpassion
- Das Verfahren vor dem Synhedrion und die Frage der Rechtmäßigkeit
- Die Anklagepunkte des Synhedrions und die Frage nach dem historischen Motiv der Synhedristen
- Die Frage der Kapitalgerichtsbarkeit und das ius gladii
- Der Prozeß vor dem römischen Statthalter und die Umformulierung der Anklage
Zusammenfassung der Kapitel
- I. Einleitung: Die Ouellen - Die Frage nach einer Urpassion
Die Einleitung erläutert die Bedeutung der Passion Jesu für die frühen Christen und die Entstehung der ersten Evangelien. Sie stellt die Frage nach der Quelle des Markus-Evangeliums und diskutiert die Thesen von einer fragmentarischen und einer bereits vorhandenen Passionsgeschichte. Die Bedeutung der mündlichen Überlieferung und die Rolle des Paulus werden ebenfalls beleuchtet.
- II. Der Prozeß
- 1 Das Verfahren vor dem Synhedrion
Dieses Kapitel untersucht das Verfahren vor dem Synhedrion, der obersten jüdischen Verwaltungsbehörde in Judäa. Es analysiert die Widersprüche zwischen den evangeliaren Berichten und dem jüdischen Prozeßrecht der Mischna und argumentiert für ein anakritisches Verhör als wahrscheinlichere Form des jüdischen Verfahrens gegen Jesus. Die Modalitäten der Verhaftung und die Rolle des Judas Ischarioth werden ebenfalls beleuchtet.
- 2 Die evangeliare Anklage des Synhedrions
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den Anklagepunkten, die Jesus von Nazareth im Verhör vor dem Synhedrion vorgeworfen wurden. Es analysiert die evangeliaren Aussagen und stellt die Frage nach der Rechtmäßigkeit des Messiasbekenntnisses als Grund für ein Todesurteil. Der Begriff der Blasphemie und die Frage nach der Gottessohnschaft Jesu werden ebenfalls diskutiert.
- 3 Das historische Motiv der Synhedristen
Dieses Kapitel beleuchtet die historischen Motive der Synhedristen, Jesus von Nazareth zu bekämpfen. Es untersucht die Bedeutung des Tempels und Jesu Kritik am Tempelkult, die als Hauptmotiv für das Vorgehen der jüdischen Autoritäten identifiziert wird. Die Lehre Jesu und sein Lebenswandel werden ebenfalls als zusätzliche Motive betrachtet.
- 4 Das ius gladii und die Frage der Kapitalgerichtsbarkeit
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Frage der Kapitalgerichtsbarkeit in Judäa zur Zeit Jesu. Es analysiert die Rolle des römischen Statthalters und das ius gladii, das Recht, Kapitalprozesse durchzuführen. Es stellt die Frage, ob das Synhedrion zur Zeit Jesu ebenfalls über Kapitalvollmachten verfügte und diskutiert die verschiedenen Argumente dafür und dagegen.
- 5 Der Prozeß vor dem römischen Statthalter
Dieses Kapitel beschreibt den Prozeß vor dem römischen Statthalter Pontius Pilatus. Es analysiert die Umformulierung der Anklage von einer religiösen zu einer politischen und die Rolle der Hohenpriester als Kläger. Die Frage nach der Schuld Jesu und die Bedeutung der Barrabasszene werden ebenfalls beleuchtet.
- 6 Die Vollstreckung des Urteils
Dieses Kapitel beschreibt die Vollstreckung des Todesurteils gegen Jesus von Nazareth. Es untersucht die Kreuzigung als typisch römische Hinrichtungsart und die Frage nach dem Zeitpunkt des Todes Jesu. Die evangeliaren Berichte über die Finsternis und das Zerreißen des Tempelvorhangs werden ebenfalls betrachtet.
- 1 Das Verfahren vor dem Synhedrion
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Prozess gegen Jesus von Nazareth, die Quellenkritik, die Rolle des Synhedrions, die Frage der Kapitalgerichtsbarkeit, das ius gladii, das Tempelrecht, die Tempelkritik, die Lehre Jesu, die Messiasfrage, das Gottesreich, die Barrabasszene und die Kreuzigung. Die Arbeit beleuchtet die verschiedenen Perspektiven auf den Prozess und die Hinrichtung Jesu, insbesondere aus historischer, rechtlicher und theologischer Sicht.
- Quote paper
- Christian Chmelensky (Author), 2002, Der Prozeß Jesu, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8458
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