Die vorliegende Arbeit gibt einen Überblick über den Forschungsstand im Bereich Organizational Level of University to Industry Technology Transfer. Betrachtet werden ausschließlich Studien über den Technologietransfer im angloamerikanischen Raum. Es werden die Anforderungen an das Technology Transfer Office (TTO) erörtert und aufbauend auf den Erkenntnissen des aktuellen Forschungsstands ein Modell des TTO entworfen.
In den letzten zwei Dekaden ist ein enormes Wachstum im Bereich des Technologietransfers verzeichnet worden. Die Universitäten stehen vor der Herausforderung den Technologietransfer effizient zu organisieren. In der Praxis stellt sich heraus, dass sehr viele zuständige Technology- Transfer- Offices (TTO) unzureichend mit finanziellen und personellen Mitteln ausgestattet sind. Die vielfältigen Anforderungen an die Transferstelle werden nur in einigen wenigen Fällen erfolgreich bewältigt. So resultiert bisher aus dem Technologietransfer in keinem Fall ein Einnahmeüberschuss für die Universitäten.
Inhalt
Abstract
Einleitung
Das Technology Transfer Office und seine Zuständigkeiten
Der Prozess des Technologietransfers
Aufbauorganisation des TTO und Einbettung in die Universität
Personalausstattung und Anforderungen an das TTO- Personal
Effektivität des TTO
Finanzierungsquellen und –strukturen des TTO
Kritik/ Einschränkungen an der Literatur
Eigenes TTO- Modell
Zusammenfassung und Ausblick
Literaturverzeichnis
Internetquellen
Abstract
Die vorliegende Arbeit gibt einen Überblick über den Forschungsstand im Bereich Organizational Level of University to Industry Technology Transfer. Betrachtet werden ausschließlich Studien über den Technologietransfer im angloamerikanischen Raum. Es werden die Anforderungen an das Technology Transfer Office (TTO) erörtert und aufbauend auf den Erkenntnissen des aktuellen Forschungsstands ein Modell des TTO entworfen.
In den letzten zwei Dekaden ist ein enormes Wachstum im Bereich des Technologietransfers verzeichnet worden. Die Universitäten stehen vor der Herausforderung den Technologietransfer effizient zu organisieren. In der Praxis stellt sich heraus, dass sehr viele zuständige Technology- Transfer- Offices (TTO) unzureichend mit finanziellen und personellen Mitteln ausgestattet sind. Die vielfältigen Anforderungen an die Transferstelle werden nur in einigen wenigen Fällen erfolgreich bewältigt. So resultiert bisher aus dem Technologietransfer in keinem Fall ein Einnahmeüberschuss für die Universitäten.
Einleitung
Der Technologietransfer von Universitäten in die Industrie genießt aktuell große Beachtung in der Literatur. Dies liegt nicht zuletzt an der enorm wachsenden Anzahl der Patente und Lizenzen, die Universitäten in den USA während den letzten zwei Dekaden anmeldeten. Der 1980 verabschiedete Bayh-Dole Act ermöglichte den Universitäten staatlich finanzierte Forschungsergebnisse selbständig zu vermarkten. Bereits Jahre zuvor hatten einige Universitäten schon begonnen, den Technologietransfer zu reorganisieren. Es ist umstritten, ob aufgrund der Gesetzesänderung die Zahl der Universitätspatente gestiegen ist oder gerade dieser Anstieg ausschlaggebend für die Verabschiedung des Gesetzes war (Mowery/Sampat, 2005).
Die Organisation des Technologietransfers in einer eigens dafür vorgesehenen Einrichtung innerhalb der Universität setzte sich mehr und mehr durch. Bisher bestanden jedoch keine Erfahrungswerte auf der Organisationsebene des Universitätstechnologietransfers. Es stellt sich die Frage, wie die Organisation einer solchen Einrichtung – dem Technologietransfer Office- zu gestalten ist. Eine Menge von Forschungsartikel sind in diesem Bereich verfasst worden. Die vorliegende Arbeit soll einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand in diesem Bereich geben, um aufbauend auf diesen Erkenntnissen ein eigenes TTO- Modell zu entwerfen.
Es wird folgendermaßen vorgegangen. Zunächst erfolgt eine genaue Beschreibung des Technologietransfer- Office und seiner Zuständigkeiten. Anschließend wird der Prozess des Technologietransfers umschrieben, um ein besseres Verständnis für die organisatorischen Anforderungen zu erlangen. Darauffolgend werden einige Formen einer möglichen Aufbauorganisation des Technology- Transfer- Office (TTO) diskutiert, um anschließend auf die Personalausstattung und die Anforderungen an das Personal zu beleuchten. Das nächste Kapitel ermöglicht einen Einblick in die Beurteilung der Effektivität solcher Einrichtungen. Anschließend werden die Finanzierungsquellen und –Strukturen erörtert. Der Überblick über den Forschungsstand schließt mit der Kritik an den verwendeten Quellen. Aufbauend darauf folgt ein Modell eines Technologietransfer- Offices. Abschließend werden die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst und ein Ausblick auf mögliche Entwicklungen in diesem Forschungsbereich gegeben.
Das Technology Transfer Office und seine Zuständigkeiten
Im Folgenden wird erläutert was ein Transfer- Technology- Office genau ist und welche Aufgaben ihm obliegen.
Das Technology- Transfer- Office – nachfolgend TTO genannt - trägt in der Literatur verschiedene Bezeichnungen, wie „ Technology Licensing Office “ (Collins/Wakoh, 2000, S.213) oder „ University-Industry Liaison Office “ (Fassin, 2000, S. 31). Gemeint ist jedoch stets die gleiche Einrichtung an Universitäten und anderen Forschungsinstituten. Seit den 1980`er Jahren entstanden sehr viele TTOs in den USA. Man könnte den Erlass des Bayh-Dole Act als Auslöser dafür vermuten. Jedoch gehen einige Studien davon aus, dass die Kausalität eher umgekehrt ist. Denn schon in den 1960`er Jahren eröffneten viele TTOs oder ähnliche Einrichtungen an U.S. Universitäten. Es wird vermutet, dass das Gesetz eine logische Konsequenz der wachsenden Anzahl von Technologietransfers war und der anwachsende Druck seitens der Lobbyisten letztlich den ausschlaggebenden Punkt markierte (Mowery/Sampat., 2005).
Das TTO stellt die Brücke bzw. das Bindeglied zwischen Grundlagenforschung an Universitäten und der Industrie dar. Ziel des TTO ist es die Kommerzialisierung und den Schutz von geistigem Eigentum, das an der Universität generiert wurde zu koordinieren. Der Schutz des geistigen Eigentums wird mittels Patentierung erzielt. Seit dem Erlass des Bayh-Dole Act 1980 ist es Universitäten in den USA möglich staatlich finanzierte Erfindungen ihrer Forscher zu patentieren und diese selbst mittels exklusiver Lizenzvereinbarungen zu kommerzialisieren[1] (Mowery/Sampat., 2005). Das TTO übernimmt gegebenenfalls die Patentanmeldung und wickelt diese mit der entsprechenden Behörde ab. Die juristischen Aspekte dabei sind komplex und könnten von den einzelnen Erfindern nur selten alleine bewältigt werden. Anschließend müssen bei entsprechender Nachfrage Lizenzvereinbarungen abgeschlossen werden. Dabei sind die Erfinder in der Regel dem Verhandlungsgeschick der Unternehmensvertreter unterlegen und benötigen wiederum professionelle Unterstützung seitens des TTO- Fachpersonals.
Das TTO ermöglicht die Zentralisierung des Technologietransfers innerhalb einer Universität. Der Vorteil der Zentralisierung ist, dass allen Beteiligten die Koordination und Abwicklung des Prozesses erleichtert wird. Im Idealfall wird jeder Sachverhalt von ein und demselben Angestellten des TTO vom Anfang bis zum Ende, also dem Abschluss der Lizenzvereinbarung betreut. Dabei stoßen jedoch kleinere Universitäten mit nur geringen Ressourcen an ihre Grenzen (Sharma/Kumar/Lalande 2006).
Weiterhin ist das TTO verantwortlich für das Marketing im Zusammenhang mit dem Technologietransfer. Die Vermarktung stellt eine große Herausforderung dar, weil sich die Erfindungen meist im Frühstadium befinden und ohne weitere Entwicklungsschritte nicht nutzbar sind. Das Hauptaugenmerk sollte auf der Identifizierung von Unternehmen liegen, welche die Fähigkeiten, das Interesse und die Mittel haben Technologien, die sich im Embryostadium befinden in nützliche Produkte weiterzuentwickeln. Die Anwerbung der Industriepartner bzw. die Bekanntmachung der Erfindungen fällt in den Zuständigkeitsbereich des TTO. Hier wird die Notwendigkeit eines TTO besonders deutlich. Universitäten sind in der Regel dezentral organisiert und Forscher auf verschiedene Fakultäten verteilt. Es findet wenig bis keine interdisziplinäre Kommunikation statt. Angesichts dieser Tatsachen ist es einleuchtend, dass jeder Forscher seine eigene Erfindung alleine vermarkten und bekannt machen müsste. Aus der Perspektive der Industrie, die häufig auf die Grundlagenforschung der Universitäten angewiesen ist, gestaltet sich die Kontaktaufnahme ähnlich komplex. Primär liegt die Schwierigkeit darin den richtigen Ansprechpartner an der Universität zu finden. All diese augenscheinlichen und andere Hürden des Technologietransfers sollen durch das TTO überbrückt werden. Das TTO bündelt Informationen für Externe und reduziert dadurch die Eintrittsbarrieren. Allerdings ist dies nur eine der Facetten der Marketingtätigkeiten des TTO. Es soll im Idealfall aktiv Werbung für die Forschung der Universität betreiben und regelmäßig Industrievertreter zu Gesprächen und Vorführungen einladen. So wird der Informationsaustausch gefördert, das Angebot der Universität bekannt gemacht und die Forscher über den Bedarf der Industrie in Kenntnis gesetzt. Im Laufe der Zeit können so Netzwerke aufgebaut werden, von denen beide Seiten profitieren. Jedoch richten sich die Marketingmaßnahmen nicht nur an Externe, sondern auch die Forscher müssen oft von der Notwendigkeit und den Vorteilen des TTO überzeugt werden (Carlsson/Fridh 2002; Fassin, 2000).
Um ein umfassendes Verständnis für die Organisationsstruktur zu erlangen, ist es zuvor erforderlich den Prozess des Technologietransfers zu kennen. Die folgende Beschreibung des Prozessablaufs ist an die Darstellung in Carlsson/Fridh (2002) angelehnt.
Der Prozess des Technologietransfers
Von der Entstehung einer neuen Idee bis hin zur Lizenzierung und dem Rückfluss von Einnahmen an die Universität vergehen teilweise zwei bis drei Jahre, in denen große Anstrengungen nötig sind. Den Startpunkt des Prozesses stellt die Kontaktaufnahme des Erfinders mit dem TTO dar. Dieser gibt seine neue Erfindung beim TTO an. Anhand der Anzeige des Erfinders und Gesprächen mit ihm prüft und analysiert das TTO die Chancen und Risiken der Erfindung. Konkret wird ausgelotet, ob es einen potentiellen Markt gibt und welche Abnehmer in Frage kommen würden. In diesem Zuge erfolgt ebenfalls die Nutzen- Kosten- Analyse der Markteinführung. Denn die Aufwendungen für den rechtlichen Schutz des geistigen Eigentums und die Suchkosten fallen nicht unerheblich ins Gewicht. Hat die Entdeckung nach Einschätzung des TTO nicht genügend Potenzial, um sich zu amortisieren, wird sie abgelehnt bzw. an den Erfinder zurückgereicht, um sie zu modifizieren. Bei positiver Einschätzung der Marktchancen werden die erforderlichen Schritte zur Patentanmeldung unternommen. Carlsson/Fridh (2002) stellen in ihrer Studie fest, dass die TTOs gewillt sind so viele Patente als möglich anzumelden. Jedoch unterliegen die Universitäten sehr engen Budgetrestriktionen. Die Aufwendungen für eine Patentanmeldung belaufen sich ungefähr auf $15.000 bis $20.000. Sind die Patentrechte allerdings gesichert, werden Lizenzen typischerweise in mehreren Schritten entwickelt. Falls es erforderlich erscheint im Rahmen der Verhandlungen vertrauenswürdige Informationen anzugeben, wird vorab ein Geheinhaltungsabkommen (Non- Disclosure Agreement NDA) zwischen den Parteien vereinbart, um die Rechte der Universität zu wahren. Dies ist in der Regel ein Standardvertrag. Um dem potenziellen Lizenznehmer in effizientester Weise die Einsatzmöglichkeiten der Erfindung aufzuzeigen ist ein Business Plan des Unternehmens erforderlich. Anhand dessen erarbeitet das TTO Vorschläge und erörtert Potentiale der Erfindung. Im weiteren Ablauf werden die Rahmenbedingungen und Einzelheiten zwischen den Parteien verhandelt und die Lizenzvereinbarung zum Abschluss gebracht (Carlsson/Fridh 2002). Nach Abschluss der Vereinbarung endet die Tätigkeit des TTO nicht. Nun gilt es den Vertrag zu verwalten und sicherzustellen, dass alle Rechte der Parteien eingehalten werden. Jede Lizenz ist individuell und kann Klauseln enthalten, die über die Lizenzlaufzeit überwacht und diskutiert werden müssen. Die fortlaufende Überwachung und Verwaltung der Lizenzabkommen ist eine mindestens genauso wichtige und anspruchsvolle Herausforderung für das TTO wie der Abschluss eines Vertrages (AUTM 2005, S.36).
Die Dauer des Technologietransferprozesses differiert von Fall zu Fall und hängt meist mit den Potentialen der Erfindung zusammen. Eine Gesamtdauer von einigen Jahren ist nicht ungewöhnlich (AUTM 2005). Ist ein Nachfrager erst einmal gefunden, hängt es unter anderem vom Verhandlungsgeschick der TTO- Mitarbeiter ab, wie lange es bis zum Abschluss der Lizenzvereinbarung dauert. Selbstverständlich ist die Organisationsstruktur des TTO eine entscheidende Determinante des Erfolgs. Auf diese wird im folgenden Abschnitt eingegangen.
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[1] Zur Patentierung und Lizenzierung siehe Kapitel „Prozess des Technologietransfers“, S.2.
- Arbeit zitieren
- Serkan Sen (Autor:in), 2007, University to industry technology transfer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84491
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