Die Heimerziehung hat in den letzten Jahrzehnten in Deutschland einen starken Wandel im Bezug auf Konzepte, Strukturen und Formen der Unterbringung erfahren. Dabei sind finanzielle Ausstattung der Heime, die Ausbildung und Professionalität der ErzieherInnen und die Differenzierung der Unterbringung und der Angebote der Heime kaum noch mit den Zuständen der Heimerziehung zu Beginn der 70er Jahre zu vergleichen. Die stationäre Jugendhilfe und ihre Formen haben einen starken Reformprozess erlebt. Die erste große Heimreform erfolgte in der BRD zum Ende der 60er Jahre, angestoßen durch die großen Studentenbewegungen, die vor allem Kritik am bestehenden System, und somit auch am bestehenden totalitären Heimerziehungssystem übten. Dabei sind völlig neue Arten der Unterbringung von Kindern und Jugendlichen außerhalb ihrer Herkunftsfamilien entstanden. Wohnformen wie Außenwohngruppen, betreutes Einzelwohnen, betreute Wohngemeinschaften und Pflegefamilien haben die traditionelle Form der Heimunterbringung in Großgruppen vielfach abgelöst. Hierbei ergeben sich zunehmend neue Chancen, jedoch auch Risiken, die für die Art der Unterbringung des Kindes oder des Jugendlichen eine entscheidende Rolle spielen. Hinzu kommt eine konzeptionelle Neugestaltung der Heimlandschaft in Deutschland, die selbstverständlich mit der Veränderung der Arten der Unterbringung einhergeht. Dieser Wandel soll nachfolgend in der Facharbeit skizziert und thematisiert werden. Abschließend sollen die Fragen geklärt werden, ob sich die Reformen in der Heimerziehung positiv auf die Lebenserfahrungen der Kinder und Jugendlichen auswirken und inwieweit man von einem gelungenen Reformprozess als Ganzem sprechen kann, wenn man auf die zurückliegenden Jahrzehnte blickt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definition von Heimerziehung
- Die Heimlandschaft in der BRD bis 1970
- Strukturen der Heimerziehung bis 1970
- Konzepte der Heimerziehung bis 1970
- Die erste Heimreform in der BRD: Die „Heimkampagne“
- Strukturelle und konzeptionelle Veränderungen
- Reduzierung der Gruppengröße
- Dezentralisierung und Regionalisierung der Heime
- Binnendifferenzierung
- Entinstitutionalisierung
- Professionalisierung
- Demokratisierung und flexibler Umgang mit Regeln
- Strukturelle und konzeptionelle Veränderungen
- Die 80er Jahre: Kritik an geschlossener Unterbringung wächst
- 1991, das KJHG tritt in Kraft
- Die Heimerziehung heute
- Kleingruppe
- Außenwohngruppe
- Wohngemeinschaften oder Wohngruppen
- Betreutes Einzelwohnen
- Tagesgruppe
- Intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung
- Pflegefamilie / Vollzeitpflege
- Schlussteil / Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Facharbeit beleuchtet die Entwicklung von Strukturen und Konzepten der Heimerziehung in Deutschland von 1970 bis in die Gegenwart. Sie analysiert den Wandel von traditionellen Großgruppenheimen zu kleineren, dezentralisierten und flexibleren Formen der Unterbringung, wie z.B. Außenwohngruppen, betreutes Einzelwohnen und Pflegefamilien. Die Arbeit untersucht dabei auch die konzeptionelle Neugestaltung der Heimlandschaft und die Auswirkungen der Reformen auf die Lebenserfahrungen von Kindern und Jugendlichen.
- Wandel der Heimerziehung in Deutschland
- Entwicklung von Strukturen und Konzepten der Heimerziehung
- Kritik am traditionellen Heimerziehungssystem
- Einfluss von Reformen auf die Lebenserfahrungen von Kindern und Jugendlichen
- Bewertung der Erfolgsfaktoren des Reformprozesses
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den Wandel der Heimerziehung in den letzten Jahrzehnten dar und skizziert die zentrale Fragestellung der Arbeit. Sie beleuchtet den Übergang von traditionellem Großgruppenheimen zu verschiedenen Formen der dezentralisierten Unterbringung und die Relevanz des Themas für die Lebenserfahrungen von Kindern und Jugendlichen.
- Definition von Heimerziehung: Dieses Kapitel erläutert die grundlegende Definition von Heimerziehung und die Zielsetzung der sozialpädagogischen Betreuung in verschiedenen Wohnformen.
- Die Heimlandschaft in der BRD bis 1970: Dieses Kapitel beschreibt die Struktur und die Konzepte der Heimerziehung in der BRD bis 1970. Es beleuchtet die streng kirchliche und staatliche Organisation von Heimen, die Funktion der institutionalisierten Erziehung und die Rolle von Großgruppenheimen.
- Die erste Heimreform in der BRD: Die „Heimkampagne“: Dieses Kapitel fokussiert auf die "Heimkampagne" als eine der zentralen Reformen der Heimerziehung in der BRD. Es analysiert die strukturellen und konzeptionellen Veränderungen, die diese Reform mit sich brachte, wie z.B. Reduzierung der Gruppengröße, Dezentralisierung, Binnendifferenzierung, Entinstitutionalisierung, Professionalisierung und Demokratisierung.
- Die 80er Jahre: Kritik an geschlossener Unterbringung wächst: Dieses Kapitel beleuchtet die wachsende Kritik an geschlossenen Unterbringungformen in den 80er Jahren und zeigt die Entwicklung hin zu alternativen Modellen der Heimerziehung auf.
- 1991, das KJHG tritt in Kraft: Dieses Kapitel beschreibt die Einführung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (KJHG) im Jahr 1991 und seine Auswirkungen auf die Heimerziehung.
- Die Heimerziehung heute: Dieses Kapitel bietet einen Einblick in die gegenwärtige Situation der Heimerziehung. Es stellt verschiedene Unterbringungsmöglichkeiten vor, wie z.B. Kleingruppen, Außenwohngruppen, Wohngemeinschaften, betreutes Einzelwohnen, Tagesgruppen, intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung und Pflegefamilien.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Fokus-Themen der Arbeit sind: Heimerziehung, Jugendhilfe, stationäre Jugendhilfe, Heimreform, Heimkampagne, Strukturen der Heimerziehung, Konzepte der Heimerziehung, Großgruppenheime, dezentrale Unterbringung, Kleingruppen, Außenwohngruppen, Wohngemeinschaften, betreutes Einzelwohnen, Pflegefamilien, Lebenserfahrungen von Kindern und Jugendlichen, Reformprozess, KJHG (Kinder- und Jugendhilfegesetz).
- Quote paper
- Tobias Schwamm (Author), 2007, Von der Heimerziehung zur Fremdunterbringung Entwicklung von Strukturen und Konzepten von 1970 bis in die Gegenwart, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83988