In dieser Arbeit möchte ich das Höfische, bzw. das Unhöfische der beiden Figuren Iwein und Lunete aus Hartmann von Aues Roman „Iwein“ untersuchen.
Dazu wird in einem ersten Kapitel einen allgemeinen Überblick gegeben, was unter dem höfischen Ideal verstanden wird und in welchem Zusammenhang die höfische Dichtung mit der damaligen Realität steht. Die darauf folgenden zwei Kapitel sind den beiden (Haupt-)Figuren aus Hartmanns Roman gewidmet und ich versuche das Idealbild eines mittelalterlichen Ritters, bzw. einer höfischen Dame mit den beiden konkreten Figuren zu vergleichen. Es gilt herauszufinden, inwiefern sie dem jeweiligen Ideal entsprechen oder ob sie dies nicht tun, was an einigen wichtigen und eindrücklichen Stellen des Romans untersucht wird. Den jeweiligen Verweis auf die entsprechenden Verse wird im Lauftext angegeben.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Das höfische Gesellschaftsideal
2.1. „hövescheit“
3. Iwein
3.1. Der höfische Ritter
3.2. Der höfische Iwein
4. Lunete
4.1. Die höfische Dame
4.2. Die unhöfische Lunete
5. Schlusswort
6. Bibliografie
1. Einleitung
In dieser Arbeit möchte ich das Höfische, bzw. das Unhöfische der beiden Figuren Iwein und Lunete aus Hartmann von Aues Roman „Iwein“ untersuchen. Dazu wird in einem ersten Kapitel einen allgemeinen Überblick gegeben, was unter dem höfischen Ideal verstanden wird und in welchem Zusammenhang die höfische Dichtung mit der damaligen Realität steht. Die darauf folgenden zwei Kapitel sind den beiden (Haupt-)Figuren aus Hartmanns Roman gewidmet und ich versuche das Idealbild eines mittelalterlichen Ritters, bzw. einer höfischen Dame mit den beiden konkreten Figuren zu vergleichen. Es gilt herauszufinden, inwiefern sie dem jeweiligen Ideal entsprechen oder ob sie dies nicht tun, was an einigen wichtigen und eindrücklichen Stellen des Romans untersucht wird. Den jeweiligen Verweis auf die entsprechenden Verse wird im Lauftext angegeben.
2. Das höfische Gesellschaftsideal
Das poetische Ideal der höfischen Gesellschaft ist ein gedankliches Konstrukt der damaligen Dichter und hatte sehr wenig mit der Realität zu tun. Die Trennung zwischen der Fiktionalität und der historischen Wirklichkeit ist bei höfischen Epen besonders schwierig, da die damalige Dichtung eher einem Gegenentwurf zur Realität entspricht[1]. In den Darstellungen einer idealisierten höfischen Welt wurden die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Probleme, mit welchen die adelige Gesellschaft in Wirklichkeit konfrontiert war, nicht thematisiert. Die Idealisierung des Höfischen muss dem adligen Publikum geschmeichelt haben und liess dieses wohl vorübergehend die Härte der Wirklichkeit vergessen. Diese märchenhaften Schilderungen des höfischen Ritters und der höfischen Dame schufen andrerseits aber auch gesellschaftliche Leitbilder, welche jahrhundertlang bestehen blieben.[2]
2.1. „hövescheit“
Der mittelhochdeutsche Begriff hövescheit ist im Neuhochdeutschen am ehesten mit „höfischer Erziehung“, „höfisches Wesen“ oder „höfische Tugend“ zu übersetzten. Er umfasst die neue Gesellschaftslehre, welche neben den Tugenden genauso zum Idealbild eines höfischen Charakters gehörte. Ein Ritter sollte die Sitten des Hofes und die Andstandsregeln kennen, die richtigen Umgangsformen und den guten Ton beherrschen, vor allem gegenüber den Damen. Höfisches zeigte sich in der Kleidung, im schönen Empfang, im Lieben, im feinen Reden und in angenehmer Geselligkeit. Oft gehörten auch musische Fertigkeiten wie Instrumentenspiel, Gesang oder Fremdsprachenkenntnisse dazu. Ein höfischer Mensch besass vreude (nhd.: festliche Erregtheit, Erhobenheit über den Alltag, gesteigertes Selbstbewusstsein, was sich im Lärm der Hoffeste widerspiegelte) und hôhen muot (nhd.: Hochherzigkeit, gesellschaftliches Hochgefühl). Hövescheit war das Gegenteil von dörperheit (nhd.: bäurisches, unhöfisches Benehmen).[3]
[...]
[1] Speckner, Dichtung und Wahrheit im Mittelalter, S. 9.
[2] Bumke, Höfische Kultur, S. 381.
[3] Bumke, Höfische Kultur, S. 425ff.
- Citation du texte
- Stephanie Fischer (Auteur), 2006, Höfisches und Unhöfisches der Figuren Iwein und Lunete, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83929