Diese Seminararbeit will aufzeigen, was Fachtexte sind, wie diese definiert werden, welche verschiedenen Fachtextsorten verschiedene Autoren definieren, und nach welchen Kriterien sie diese in Kategorien einteilen. Weiterhin werden einige Definitionen und Kriterien für die textuelle Analyse von Fachtextsorten gegeben, anhand derer dann zwei Fachtexte vergleichend analysiert werden.
Inhaltsverzeichnis
I Fachsprache
1. Definitionen
2. Entwicklung von Fachwissen und Fachsprache:
3. Gebrauch von special languages
II Fachtexte und Fachtextsorten
1. Definition
2. Klassifikation von Fachtexten
2.1. Klassifikation nach Rosemarie Gläser
2.2 Klassifikation nach Sager/Dungworth/McDonald
3. Linguistische Eigenschaften von Fachtexten
4. Lexikalische Besonderheiten von Fachtexten
5. Lexikogrammatikalische Eigenschaften von Fachtexten
6. Definitionen und Kriterien für die Analyse englischer Fachtextsorten
6.1. Definitionen
6.2. Kriterien
III Analyse und Vergleich zweier Fachtexte
1. Analyse des Lehrbuchtextes
2. Analyse des populärwissenschaftlichen Zeitschriftentextes
IV Bibliographie
Fachtextsorten des Englischen
Abstract – Diese Seminararbeit will aufzeigen, was Fachtexte sind, wie diese definiert werden, welche verschiedenen Fachtextsorten verschiedene Autoren definieren, und nach welchen Kriterien sie diese in Kategorien einteilen. Weiterhin werden einige Definitionen und Kriterien für die textuelle Analyse von Fachtextsorten gegeben, anhand derer dann zwei Fachtexte vergleichend analysiert werden.
I Fachsprache
1. Definitionen
1. Zunächst einmal muss geklärt werden, was Fachsprache überhaupt ist.
Zieht man dazu ein einsprachiges Wörterbuch[1] zu Rate, findet man dort nur sehr unzulängliche Auskunft, zum Beispiel:
„Fachsprache: die mit Fachausdrücken eines Berufszweiges durchsetzte Sprache“ oder
„Fachjargon: die in einem Fachgebiet übliche Sondersprache“
2. Zieht man ein zweisprachiges Wörterbuch[2] zu Rate, findet man dort zwar eine englische Übersetzung des Begriffes (Fachsprache: technical terminology), dies ist aber nicht der gebräuchliche Fachausdruck, sondern man spricht meistens von language for special (oder specific) purposes. Damit wird dann auch klar, daß es nicht nur um die Lexik allein geht, wie die Definition nach Wahrig glauben macht, sondern daß noch viele andere sprachliche Phänomene eine Rolle spielen.
3. Mehr und genauere Informationen finden sich bei Quirk et al.[3]
Die Autoren nennen 5 verschiedene Arten sprachlicher Variation, eine davon ist „variation according to field of discourse“. Der Sender verfügt über mehrere solche Variationen, die Anzahl hängt ab von seiner Ausbildung, seinem Beruf, seinen Interessen und Hobbies. Je nach Situation und Zweck der Kommunikation sucht sich der Sender dann die jeweils passende Variation aus.
Erkennbar wird diese Variation dann vor allem an der spezifischen Lexik, aber auch an grammatikalischen Variationen:
- vorwiegend Imperativ, wobei oft das Objekt weggelassen wird, weil es als selbstverständlich vorausgesetzt wird, z. B. in Kochrezepten und anderen Anleitungen
Bake (the cake) at 450° F oder
Open (the box at) this end
- häufige Verwendung des Passivs und
- häufige Nominalisierung (oft miteinander kombiniert), z. B. in technischen und wissenschaftlichen Kontexten
Rectification of this fault is achieved by insertion of a wedge
Nominalgruppe Verb im Passiv Nominalgruppe
anstatt
You can rectify this fault if you insert a wedge
Verb im Aktiv Verb im Aktiv
Die Anzahl der Sachgebiete ist unendlich, je nachdem wie genau und detailliert die Abhandlung sein soll, und jedes hat seine eigene linguistische Ausdrucksweise entwickelt.
4. Sager/Dungworth/McDonald favorisieren in ihrem Buch[4] als Bezeichnung für Fachsprachen den Ausdruck special (subject) languages, den linguistisch zu erklären oder zu definieren sie jedoch als schwierig erachten. Sie konstatieren, daß der Glaube verbreitet ist, es gäbe keine Fachsprachen an sich, sondern nur Fachlexik, was in ihren Augen noch verstärkt wird durch Anmerkungen in Wörterbüchern wie z. B. (med.), (zool.) oder (biol.).
Auch stellen sie fest, daß allgemein mit special (subject) languages eher die Sprache von z. B. Physikern, Juristen oder Ingenieuren verbunden wird als die von Buchhaltern, Krankenschwestern oder Schachspielern, wobei diese letztgenannten durchaus auch ihre special language haben und auch gebrauchen.
Ein Problem, das sich dabei allerdings auftut, ist die Tatsache, daß jede menschliche Aktivität in eine bestimmte Kategorie eingeordnet werden kann, und die Sprache dementsprechend in ebenso viele special languages – aber wäre dann der Zusatz „special“ nicht überflüssig? Und gäbe es dann noch eine general oder everyday language ? Da feststeht, daß es diese gibt, ist dann die Frage, wo sich die Grenze oder der Übergang befindet, ob diese eindeutig bestimmbar ist oder ob Überschneidungen existieren.
Innerhalb der special languages unterscheiden Sager/Dungworth/McDonald noch zwischen special languages und subject languages, wobei sie beispielsweise Medizin als subject language kategorisieren, die Sprache von Journalisten oder der Verwaltung aber nicht.
5. Die übermäßige oder (allem Anschein nach) überflüssige Benutzung von Fachvokabular und –sprache wird oft abschätzig als „jargon“ bezeichnet. Jargon wird im Wörterbuch beschrieben als „technisches Vokabular oder technische Ausdrucksweise einer spezifischen Tätigkeit oder Gruppe“, aber auch als „obskure und oft hochtrabende Sprache, gekennzeichnet durch eine umständliche Art und Weise sich auszudrücken, und durch die Verwendung langer Wörter“[5].
Den meisten Menschen kommt eher diese zweite Bedeutung in den Sinn, wenn sie an jargon denken – jargon ist ihrer Ansicht nach eine schlechte Art, sich auszudrücken und sollte daher unbedingt vermieden werden. Das Wort „ jargon “ ist immer negativ konnotiert, und niemand gibt zu, jargon zu benutzen. Dennoch tut es jeder, sei es im Beruf oder im Hobby – jargon ist überall und hat durchaus seine Vorzüge, denn er hilft, sich kurz und präzise auszudrücken, und zeugt von Knowhow – David Crystal bezeichnet ihn als „a badge of membership“[6].
Menschen geben gern mit ihrem Knowhow an, und ohne jargon wäre Fachsimpelei unmöglich!
Jargon beweist allerdings nicht nur die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, sondern er kann auch ausschließen. Im Normalfall wird dies einen Rezipienten nicht sonderlich stören, wenn es um ein bestimmtes Fachgebiet geht, über das er nicht gut Bescheid weiß und für das er sich nicht besonders interessiert. Erscheint ihm das Thema jedoch als wichtig oder interessant, wird sich sicher Verärgerung einstellen, wenn der Rezipient der Auffassung ist, der Text sei unnötig kompliziert und zu schwer verständlich.
Im Mittelpunkt der Kritik stehen vor allem Politik, Verwaltung und Werbung. Im anglophonen Sprachraum, besonders in Großbritannien, existieren verschiedene Gruppen, die sich für eine Vereinfachung der Sprache, für das sogenannte „plain english“, einsetzen: so beispielsweise in Großbritannien die 1979 von Chrissie Maher gegründete „Campaign for Plain English“, die auch jährlich die „Plain English Awards“ verleiht und die bereits die Überarbeitung oder Neuformulierung zahlreicher Schriftstücke erreicht hat. In den Vereinigten Staaten erließ 1978 der damalige Präsident Jimmy Carter eine Anordnung, daß Vorschriften in „plain english“ abzufassen seien. Diese Verordnung wurde zwar bereits drei Jahre später von Ronald Reagan wieder gestrichen, dennoch ist bei Firmen und Verbrauchern seither eine höhere Aufmerksamkeit festzustellen, was unnötig komplizierte Formulierungen betrifft.
Unangenehme Tatsachen lassen sich tatsächlich nur kurzfristig hinter komplizierten und/oder wohlklingenden Formulierungen verstecken, wie die folgenden Beispiele beweisen:
„an instance of plausible deniability“ wird sicher nach kurzem Nachdenken als „a lie“ enttarnt werden, genau wie „an energetic disassembly“ als „an explosion in a nuclear plant“ und „work force adjustment“ als „firing employees“.
Ein Beispiel dafür, wie man jargon bis zum Äußersten treiben kann, ist folgender Satz:
„Eine strukturell desintegrierte Finalität in Relation zur Zentralisationskonstellation provoziert die eskalative Realisierung destruktiver Integrationsmotivationen durch permanent lokal aggressive Individuen der Spezies "Canis".“
(zu deutsch: Den letzten beißen die Hunde)
2. Entwicklung von Fachwissen und Fachsprache:
Das Fachwissen wird entwickelt auf der Grundlage von Allgemeinwissen. Viele Ausdrücke existieren in der Allgemeinsprache und in einem bestimmten Fachgebiet, so z. B. in der Physik „light“, „power“, „resistance“ und „strength“. Hier stellt sich die Frage, warum es nicht zwei verschiedene Ausdrücke gibt, wenn zwei verschiedene Konzepte dahinterstehen, je nachdem ob der Begriff allgemeinsprachlich oder fachsprachlich verwendet wird, und wie man Verwechslungen vermeidet.[7]
Sager/Dungworth/McDonald sehen special language als Ausweitung der general language, hauptsächlich durch Hinzufügen von Fachlexik (wodurch Fachtexte leicht zu erkennen sind), aber special language kennzeichnet sich für die Autoren auch durch
- eine hohe Dichte von stark prä- und postmodifizierten Nominalgruppen
- eine hohe Anzahl infiniter Verbformen und
- einen starken Gebrauch des Passivs.
Special languages bedienen sich bestimmter Textsorten, einer eingeschränkten Syntax und einer besonderen, eingeschränkten Morphologie, aber sie entwickeln diese nicht neu (Ausnahme: Syntax von Patenten und Gesetzen).
Gerr[8] nennt drei Merkmale, durch die special language gekennzeichnet ist:
1. Einen Anstieg in Umfang und Komplexizität des Vokabulars, um mit dem wachsenden Wissen Schritt halten zu können
2. Die Rationalisierung dieses Vokabulars durch einen Anstieg funktioneller und operativer Ausdrücke
3. Die Rationalisierung des linguistischen Ausdrucks als Ganzes auf ein durch die Anforderungen der formalen logischen Analyse und Darstellung gegebenes absolutes Minimum und der erweiterte Gebrauch funktioneller Ausdrücke
Special languages werden entwickelt, damit man sich präziser und detaillierter ausdrücken kann, als dies in general language möglich wäre, die Hauptunterschiede liegen also auf semantischer Ebene.
Special languages werden gebraucht bei der Beobachtung bestimmter Phänomene, bei der Formulierung von Theorien aufgrund von Beobachtungen und Experimenten, und um das dadurch gewonnene Wissen zu konservieren und weiterzugeben.
Special languages spiegeln die intellektuelle und sozioökonomische Entwicklung einer Sprachgemeinschaft wider, sie entwickeln sich als direkte Antwort auf sozioökonomische Veränderungen (d. h. wenn in einer Gesellschaft eine Aufteilung des Wissens in weitere Sachgebiete notwendig wird), und sie hängen ab von den Gruppen, von denen sie benutzt werden, von den Bedürfnissen dieser Gruppen, und vom Fachgebiet.
3. Gebrauch von special languages
Eine Klassifizierung kann z. B. erfolgen nach dem Grad der Abweichung von der general language. Diese Klassifizierung kann sich mit der Weiterentwicklung der untersuchten Sachgebiete ändern.
In Abbildung 1 sind sich überschneidende Gebiete des Gebrauchs von special languages dargestellt.[9]
Dabei kennzeichnet
die x-Achse die verschiedenen Sachgebiete, die eine special language haben können, wobei man diese entweder unter mehr oder weniger weit gefassten Oberbegriffen zusammenfassen (z. B. „Wissenschaft und Technik“) oder dezidiert aufsplitten (z. B. „Mikrowellenelektronik“) kann,
die y-Achse die Gebiete in denen die special languages gebraucht werden,
die z-Achse wie weit verbreitet diese special language ist, also ob es sich z. B. um einen sog. „house style“ handelt, also einen Stil, der einer ganz bestimmten Firma zu eigen ist, oder ob es sich um einen auf nationaler oder sogar internationaler Ebene anerkannten Standard handelt.
Abb. 1
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
II Fachtexte und Fachtextsorten
1. Definition
Rosemarie Gläser weist in ihrem Buch „Fachtextsorten im Englischen“[10] darauf hin, daß die Diskussion über Fachsprachen jahrelang stattgefunden hat ohne eine exakte Definition der Begriffe „Fach“ und „Fachlichkeit“. Sie definiert daher
Fach als „eine in sich strukturierte Menge von Wissensbeständen und Kenntnissystemen sowie ein System von gegenstandsbedingten und zielgerichteten Handlungsweisen in einer bestimmten Sphäre der gesellschaftlichen Tätigkeit; eine Ergebnisform der gesellschaftlichen Arbeitsteilung mit fortschreitender Spezialisierung“[11].
Fachsprache als Fachsprache wird traditionell der fachspezifische Sprachgebrauch bezeichnet, der sich als Antwort auf die kommunikativen Bedürfnisse des Faches entwickelt hat.
Fachtexte haben die Funktion, eine eindeutige, effektiv und situativ adäquate Kommunikation über fachliche Gegenstände zu gewährleisten. Sie werden überall dort produziert und rezipiert, wo Menschen sich über arbeitsteilige Sachverhalte in Sphären der gesellschaftlichen Tätigkeit verständigen und durch sprachliche Handlungen kommunikative Aufgaben lösen.
Bei der Definition von Fachtextsorten stützt sich Gläser auf die Definition von Textsorten im allgemeinen, von der ausgehend sie dann Fachtextsorten definiert.
Textsorte: ein historisch entstandenes, gesellschaftlich akzeptiertes produktives und in der Regel empirisch beherrschtes, graphisch oder akustisch materialisiertes Textbildungsmuster zur geistig-sprachlichen Verarbeitung eines komplexen Sachverhalts
Fachtextsorte: ein Bildungsmuster für die geistig-sprachliche Verarbeitung eines tätigkeitsspezifischen Sachverhalts, das in Abhängigkeit vom Spezialisierungsgrad von kommunikativen Normen bestimmt ist, die einzelsprachlich unterschiedlich ausgeprägt sein können.
Historische Vorläufer englischer Textsorten in der Fachkommunikation
- Der Expeditionsbericht des norwegischen Seefahrers Ohthere
entstanden im 9. Jh. enthält wesentliche Merkmale von Fachtexten des modernen maritimen Englisch, z. B. Fachwörter für Windrichtungen und Navigationsmanöver, außerdem Lagebezeichnungen
- Geoffrey Chaucers Prosa-Abhandlung „A Treatise on the Astrolabe“
entstanden im 14. Jh. beschreibt und erklärt den Aufbau und die Funktionsweise eines Messinstruments
zeichnet sich aus durch umfassende Sachkenntnis, Didaktisierung und Fachwortschatz
- Francis Bacons Essays entstanden Ende des 16. /Anfang des 17. Jh. Sachthemen von öffentlichem Interesse werde aus der persönlichen Sicht des Autors behandelt, z. B. in „Of Gardens“ ein Vorschlag zur Bebauung eines Parks oder in „Of Plantations“ Empfehlungen für die Besiedlung, Bebauung und Bewirtschaftung der Kolonien in den Neuenglandstaaten
- William Harveys Hochschulvorlesungsmanuskript „Lectures of the Whole of Anatomy“ aus dem Jahre 1616
[...]
[1] Gerhard Wahrig, 1986. Deutsches Wörterbuch. München
[2] Pons Großwörterbuch für Experten und Universität, Deutsch – Englisch, vierte Auflage 1999
[3] Quirk, R. und Leech, G. und Greenbaum, S. und Svartvik, J., 1985. A Comprehensive Grammar of the English Language. Longman, London und New York
[4] Sager, J. und Dungworth, D. und McDonald, P., 1980. English Special Languages. Principles and practice in science and technology. Oscar Brandstetter Verlag, Wiesbaden (im weiteren aufgeführt als Sager et al., 1980)
[5] übersetzt nach: Crystal, D., 1997. The Cambridge Encyclopaedia of the English Language. Cambridge University Press, Cambridge (174)
[6] Crystal, D., a.a.O.
[7] in: Sager et al., 1980
[8] Gerr, S., 1942. Language and Science, in: Philosophy of Science 9 (147 – 161)
[9] nach Sager et al., 1980 (7)
[10] Gläser, R., 1990. Fachtextsorten im Englischen. Band 13, Forum für Fremdsprachenforschung. Gunter Narr Verlag, Tübingen (im weiteren aufgeführt als Gläser, 1990)
[11] Gläser, 1990 (14)
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