Mit dem Ende des Kalten Krieges ist nicht nur ein westliches Feindbild verschwunden, sondern auch eine klar definierte Rolle des Westens, insbesondere die der Amerikaner. Huntingtons Schrift "Kampf der Kulturen" unterstützt die These, dass es insbesondere den Amerikanern schwerfällt die eigene politische Stellung in der Weltpolitik nach dem Zusammenbruch des Ostblocks zu reduzieren und ihre Rolle neu zu definieren. Stattdessen sind die Amerikaner weiterhin auf der Suche nach einem neuen politischen Feindbild. Die islamischen Länder scheinen diese Lücke schließen zu können.
Die Auseinandersetzung mit Samuel Huntingtons Werk und Carl Schmitts „Der Begriff des Politischen“ soll im Mittelpunkt meiner Analyse stehen. In den Fokus der Betrachtung drängt sich vordergründig die Frage, in wie weit der Nahe Osten für die westlichen Staaten politisch brisant wurde.
Innerhalb dieses gegenwertigen kulturellen Konfliktes sollen die Chancen für einen friedlichen Dialog genutzt werden. Deshalb scheint es besonders wichtig, die islamische Sichtweise gleichwertig mit zu betrachten und sie der Sicht des Westens entgegenzusetzen. Erst das westliche Verständnis für die Ursächlichkeit der islamischen Antihaltung kann eine weitere Eskalation des Konfliktes vermeiden. Vielleicht ist der Grund für den Terror weniger ein gewollter Kriegsbeginn als viel mehr eine Abwehrhaltung gegen den aufoktroyierten westlichen Universalismus.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Samuel Huntington
Die Kultur
Die Kulturkreise
Die Religion
Der Krieg
Kritische Auseinandersetzung mit Carl Schmitt
Das Politische
Der Staat
Der politische Feind
Die Bedeutung von Begriffen
Der Nahe Osten
Die neuen Kriege
Die Möglichkeit Des Dialoges der Kulturen
Kulturelle Globalisierung
Hybridisierung
Aussichten auf einen Erfolg des Kulturellen Dialoges
Literaturverzeichnis
Ist der Kampf der Kulturen vermeidbar und ein kultureller Dialog zwischen dem Westen und den islamischen Ländern möglich?
Einleitung
Das Ende des Kalten Krieges gestaltete sich 1989 unvorhersehbar friedlich. Die bis dahin aufgebauten Feindbilder von westlicher und östlicher Seite wurden innerhalb des Wendeprozesses aufgehoben und den Anfang für eine friedliche Welt nach dem Zusammenbruch des Ostblocks bildet die Hoffnung der beginnenden Demokratiesierung in den kommunistischen Ländern.
Im Jahr 1996 veröffentlichte Samuel Huntington sein Buch „Kampf der Kulturen“ in dem er das neue Kräfteverhältnis und die politische Aufteilung der Welt nach dem Kalten Krieg simuliert. Vordergründig beschreibt Huntington in seiner Veröffentlichung aus amerikanischer westlicher Sicht sehr provozierend, wie kulturelle Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Staaten, nach der Auflösung des Ostblocks, den Westen zukünftig gefährden werden. In seiner politischen Theorie geht Huntington schwerpunktmäßig auf die verschiedenen Kulturen ein, die sich in Konkurrenz zu einander befinden und innerhalb dieses Konfliktes nach größerer Einflussnahme und einem weiteren Machtgewinn streben.
Der Möglichkeit des potentialen Machtzuwachses stellt sich vordergründig für den islamischen Kulturkreis dar und nimmt in Samuel Huntingtons Kampf der Kulturen einen zentralen Fokus ein. In Abgrenzung zum Nahen Osten sieht der Autor den westlichen Staatenverbund in einer gefährdeten Opferrolle und in einer potentiellen Bedrohung gegenüber den anderen Kulturkreisen.
Mit dem Ende des Kalten Krieges ist nicht nur ein westliches Feindbild verschwunden, sondern auch eine klar definierte Rolle des Westens, insbesondere die der Amerikaner. Huntingtons Schrift unterstützt die These, dass es insbesondere den Amerikanern schwerfällt die eigene politische Stellung in der Weltpolitik nach dem Zusammenbruch des Ostblocks zu reduzieren und ihre Rolle neu zu definieren. Stattdessen sind sie weiterhin auf der Suche nach einem neuen politischen Feindbild, dass bedeutend und groß genug ist, um ein Einstreiten der Amerikaner zu begründen.
An dieser Schnittstelle zwischen Freund und Feind und dem Wiederaufflammen des Blockdenkens wird die Veröffentlichung „Der Begriff des Politischen“ von Carl Schmitt bei der Erklärung helfen, wofür ein politischer Feind nötig ist und wieso dieser aus der Politik nicht wegzudenken ist. Im Zusammenhang mit dem „Kampf der Kulturen“, soll die These kritisch beleuchtet werden, ob der Kampf der Kulturen vermeidbar wäre und ein kultureller Dialog zwischen den verschiedenen Regionen möglich ist.
Die Auseinandersetzung mit Samuel Huntingtons Werk und Carl Schmitts „Der Begriff des Politischen“ soll im Mittelpunkt meiner Analyse stehen. In den Fokus der Betrachtung drängt sich vordergründig die Frage in wie weit der Nahe Osten für die westlichen Staaten politisch brisant wurde und die Möglichkeit entstand ein islamisches Feindbild von außen zu konstruieren, so dass die westlichen Länder im Kampf gegen den Terror zu Verbündeten werden. Die westliche Zivilisation fühlt sich von den islamischen Ländern angegriffen und bedroht und äußert Unverständnis über deren kriminelles und terroristisches Verhalten, dass in den meisten Fällen durch Terrorgruppen wie El-Kaida und islamischen Fundamentalisten organisiert wird.
Innerhalb dieses gegenwertigen kulturellen Konfliktes sollen die Chancen für einen friedlichen Dialog genutzt werden. Deshalb scheint es besonders wichtig, die islamische Sichtweise gleichwertig mit zu betrachten und sie der Sicht des Westens entgegenzusetzen. Erst das westliche Verständnis für die Ursächlichkeit der islamischen Antihaltung kann eine weitere Eskalation des Konfliktes vermeiden. Vielleicht ist der Grund für den Terror weniger ein gewollter Kriegsbeginn als viel mehr eine Abwehrhaltung gegen den aufoktroyierten westlichen Universalismus. Der Terror liegt nicht allein im Islam begründet, sondern könnte als eine Gegengewalt zur westlichen Macht gesehen werden. Somit scheint es möglich, dass der Islam aus Angst vor dem Verlust seiner eigenen Identität auf den Westen reagiert. Gerade an dieser Stelle setzt die Suche nach dem Politischen ein. Die genauen Ursachen sollen für den Zusammenprall der Kulturen herausgearbeitet und die Möglichkeit einer Annäherung der islamischen und der westlichen Kultur analysiert werden, indem die Grundlage für einen Dialog der Kulturen geschaffen wird.
Samuel Huntington
Samuel Huntington simuliert in seinem Buch „Kampf der Kulturen“ die Konstruktion der neuen Welt nach dem Zusammenbruch des Ostblocks mit ihren neuen potentiellen Konflikten und Kriegen. Dieses beschriebene Szenario kann sich in einem Extremfall zu einem kulturellen Krieg steigern, der zwischen den verschiedenen Weltkulturen und ihren dazugehörigen Religionen ablaufen wird.
Samuel Huntington simuliert in seinem Buch „Kampf der Kulturen“ die Konstruktion der neuen Welt nach dem Zusammenbruch des Ostblocks mit ihren neuen potentiellen Konflikten und Kriegen. Dieses beschriebene Szenario kann sich in einem Extremfall zu einem kulturellen Krieg steigern, der zwischen den verschiedenen Weltkulturen und ihren dazugehörigen Religionen ablaufen wird.
Hauptsächlich geht es Samuel Huntington um die Sicherung der westlichen Kultur und des Machtpotentials in der Welt vor einer Übernahme durch den Islam. Dieser potentielle Krieg zwischen dem Nahen Osten und dem Westen wird vordergründig am Merkmal Kultur festgelegt, jedoch scheint unterschwellig die Wahrscheinlichkeit höher, dass es sich im Fall des Kampfes der Kulturen um einen alleinigen Glaubenskrieg zwischen dem Islam und dem Christentum geht.
Das damalige Erscheinen Huntingtons Schrift ist nach ihrer Veröffentlichung in der öffentlichen Debatte sehr stark diskutiert worden. Die Gründe für eine kritische Betrachtung beziehen sich auf die vereinfachte weltpolitische Darstellung seiner Theorie, die auf wenigen Grundannahmen beruht und gleichzeitig versucht möglichst viel zu erklären.[1] Die Verwendung weniger Variablen erhöht die Wahrscheinlichkeit ein sehr komplexes Thema universal anwenden zu können. Jedoch scheint es unter der Einbeziehung aller Staaten und Glaubensrichtungen, sowie der verschiedenen Kulturen zu einer realitätsfernen Verkürzung der politischen Gegebenheiten gekommen zu sein.
Die Kultur
Der Basisbegriff der Huntington Argumentationslinie ist die „Kultur“, die die Grundlage seiner Arbeit bildet. Der Kulturbegriff ist sehr komplex in seiner Anwendung. Es ist nicht möglich den Begriff zu vereinheitlich auf alle anderen Kulturen zu übertragen. In der gegenwärtigen Politikwissenschaft ist Kultur aus diesem Grund bislang kein Schlüsselbegriff, sondern wird in den meisten Fällen als Adjektiv verwendet.[2] Merkwürdig erscheint nur die Anwendung des Begriffes in einer politischen Theorie, die von einem renommierten amerikanischen Politikwissenschaftler verfasst wurde.
Zu Beginn seiner Argumentation definiert Huntington den Menschen genau, als ein Wesen, dessen Identität sich auf mehreren Ebenen ausprägt, worunter insbesondere die Sprache, die Geschichte, die Religion und die Sitte zu zählen ist.[3] Für einen Dialog der verschiedenen Kulturen untereinander mit anderen Staaten und deren Einwohnern stellt Huntington fest, dass Menschen die eigene kulturelle Identität in den Vordergrund stellen, wenn sie in Kontakt mit anderen Ethnien stehen. Somit stellt er die These auf, dass die Kultur für die meisten Menschen die höchste Bedeutung hat. Diese Annahme widerspricht der Definition von Kultur selbst, denn an sich gibt es keine klare Definition, die universal für alles gilt, was mit Kultur in Verbindung gebracht wird. Hierunter fallen mehr als 150 gezählte Wortbedeutungen[4], die versuchen individuelle Kulturgegebenheiten begreifbar zu machen. In soziologischer und politikwissenschaftlicher Hinsicht ist Kultur eine soziale Identität auf dessen Basis sich ein Gruppenbewusstsein aufbaut.[5] Diese Kulturdefinition von Heitz schafft somit eine Möglichkeit der Inklusion und der Exklusion von einzelnen Gruppen. Huntingtons Theorie strebt der gleichen Begrenzung nach, in dem er den Westen vor anderen Kulturen schützen will und eine Unterwanderung durch Migranten unterbinden möchte.
Die Kultur bestimmt laut Huntington die heutige Weltpolitik, die nach und unter den Kulturkreisen aufgeteilt wird, um die Unterscheidung zwischen den einzelnen Völkern zu erkennen. Diese neue Gliederung fördert die multipolare und multikulturelle Entwicklung der Welt,[6] wobei die Vorstellung einer vermischten Veränderung der weltpolitischen Bühne für Huntington schwer zu akzeptieren ist. Die Umgestaltung der Welt durch die verschiedenen kulturellen Einflüsse haben nichts im politischen Raum des Westens zu suchen, sondern sollen außerhalb der westlichen Grenzen vorgenommen werden.
Für den Ansatz des Kulturkampfes besteht keine Intention für ein friedliches kulturelles Zusammenleben, da für Huntington langfristig der Kampf der Kulturen einsetzten wird. Das Merkmal Kultur wird allein als ein Trennungsmakel genutzt, obwohl es zugleich ein einigender Faktor sein kann. Es verstärkt sich dieses Vorurteil noch weiter, in dem Samuel Huntington seine Theorie bewusst die polarisierende Kraft der Kultur mit der einigenden Funktion zur Lagerbildung nutzt, die ihm stärker im Bewusstsein liegt. Bezieht man unter diesem Aspekt noch einmal den Kulturbegriff von Heitz mit ein, führt auch der Ansatz von Samuel Huntington zu In- und Exklusion und zu einem altbekannten Blockdenken, diesmal nur auf der kulturellen Ebene.
Die Kulturkreise
Huntingtons Theorie basiert auf der Konstruktion großer einheitlicher Kulturkreise, die der neuen Weltaufteilung entsprechen und gleichzeitig als Analysegrundlage seiner Argumentation dienen. Ein Kulturkreis stellt die größte kulturelle Einheit eines kulturellen Verbundes dar. Seine Merkmale bilden eine in sich geschlossen Einheit, die keine einzelnen Bestandteile ohne Bezug auf die Gesamtheit verstehen lässt. Kulturkreise sind zum einen vergänglich, gleichzeitig können sie aber auch sehr langlebig sein. Es gibt keine klaren Grenzen und ihre Entstehung und ihr Ende sind nicht fest. Somit sind die Kulturkreise nicht mit Staaten und deren Grenzziehung gleichzusetzen, weil sie meistens grenzüberschreitend vorzufinden sind. Für einen bestehenden Kulturkreis bildet der dazugehörige Kernstaat eine besondere Stellung, weil er den kulturellen Verbund in sich zusammen und geschlossen hält. Ist dieses festigende Element des Kernstaates nicht vorhanden, was durch eine räumliche Zerstreuung der Kultur geschehen kann, wird es schwierig werden eine intrakulturelle Ordnung sowie Stabilität und Fortdauer des homogenen Kulturkreises zu stiften.
[...]
[1] Harald Müller: Der Mythos vom Kampf der Kulturen in: Inwent – Entwicklung + Zusammenarbeit Nr. 10. Oktober 1998, S. 262 – 264
[2] Dieter Nohlen/ Olaf Schultze 2004: Lexikon der Politikwissenschaft Band 1 A – M: „Kultur“ S. 479. Verlag C.H. Beck München
[3] Samuel P. Huntington (2006): Kampf der Kulturen S. 23. Spiegel Verlag Hamburg
[4] Dieter Nohlen/ Olaf Schultze 2004: Lexikon der Politikwissenschaft Band 1 A – M: „Kultur“ S. 479. Verlag C.H. Beck München
[5] Dieter Nohlen/ Olaf Schultze 2004: Lexikon der Politikwissenschaft Band 1 A – M: „Kultur“ S. 480. Verlag C.H. Beck München
[6] Samuel P. Huntington (2006): Kampf der Kulturen S. 22. Spiegel Verlag Hamburg
- Arbeit zitieren
- Franziska Reinold (Autor:in), 2007, Ist der Kampf der Kulturen vermeidbar und ein kultureller Dialog zwischen dem Westen und den islamischen Ländern möglich?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83638
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