„Now what is Othello? He is night. An immense fatal figure. Night is amorous
of day. Darkness loves the dawn. The African adores the white woman.
Desdemona is Othello´s brightness and frenzy! And then how easy to him is
jealousy! He is great,…, this Othello: but he is black. And thus how soon,
when jealous, the hero becomes a monster, the black becomes the Negro!
How speedily has night beckoned to death!”
Vom Helden zum Monster: Diese Worte Victor Hugos zeichnen die
vermeintlichen Dimensionen der Figur Othello nach. Ein Mann, geachtet und
geehrt von seinen Mitmenschen, leistet Großes für seine Stadt. Dass er
schwarz ist wird hingenommen und erst zum ausschlaggebenden Punkt, als
Othello sich in die Rolle des Mörders begibt.
Ich werde im Folgenden versuchen, mich mit den verschiedenen Ebenen
dieser Fremdbildkonstruktion auseinander zu setzen. Hierbei möchte ich der
Frage nachgehen, was Othello zu diesem Monster macht und ob der Begriff
„Monster“ im Zusammenhang dieses Werkes überhaupt angebracht ist. Es
scheint mir wichtig zu untersuchen, wie Shakespeares Stück auf das
damalige Publikum gewirkt haben muss und welchen Einfluss das
allgemeine, von Vorurteilen geprägte Bild des „Mohren“ auf die
Wahrnehmung der Geschichte hatte.
Aus verschiedenen Blickwinkeln und unter Beachtung der Entwicklung des
Dramas betrachtet, lassen sich unterschiedliche Komponenten des Fremden
oder auch befremdend Wirkenden im Text erkennen. Es steht außer Frage,
dass Shakespeares Werk gerade vor dem Hintergrund neuzeitlicher
Erfahrungen mit rassistischen Stereotypen und dem Umgang mit solchen in
der Gesellschaft eine andere Wirkung auf die Leser hat als im England des
beginnenden 17. Jahrhunderts.
Inhalt
1 Einleitung
2 Othello – die Geschichte
3 Das Werk und seine Zeit
4 Das Fremdbild Othello
4.1 Das offensichtlich Fremde
4.2 Das Fremde aus zeitgenössischer Sicht
4.3 Das Fremde aus heutiger Sicht
5 Schlussbetrachtung
6 Literatur
6.1 Primärliteratur
6.2 Sekundärliteratur
1 Einleitung
„Now what is Othello? He is night. An immense fatal figure. Night is amorous of day. Darkness loves the dawn. The African adores the white woman. Desdemona is Othello´s brightness and frenzy! And then how easy to him is jealousy! He is great,…, this Othello: but he is black. And thus how soon, when jealous, the hero becomes a monster, the black becomes the Negro! How speedily has night beckoned to death!”[1]
Vom Helden zum Monster: Diese Worte Victor Hugos zeichnen die vermeintlichen Dimensionen der Figur Othello nach. Ein Mann, geachtet und geehrt von seinen Mitmenschen, leistet Großes für seine Stadt. Dass er schwarz ist wird hingenommen und erst zum ausschlaggebenden Punkt, als Othello sich in die Rolle des Mörders begibt.
Ich werde im Folgenden versuchen, mich mit den verschiedenen Ebenen dieser Fremdbildkonstruktion auseinander zu setzen. Hierbei möchte ich der Frage nachgehen, was Othello zu diesem Monster macht und ob der Begriff „Monster“ im Zusammenhang dieses Werkes überhaupt angebracht ist. Es scheint mir wichtig zu untersuchen, wie Shakespeares Stück auf das damalige Publikum gewirkt haben muss und welchen Einfluss das allgemeine, von Vorurteilen geprägte Bild des „Mohren“ auf die Wahrnehmung der Geschichte hatte.
Aus verschiedenen Blickwinkeln und unter Beachtung der Entwicklung des Dramas betrachtet, lassen sich unterschiedliche Komponenten des Fremden oder auch befremdend Wirkenden im Text erkennen. Es steht außer Frage, dass Shakespeares Werk gerade vor dem Hintergrund neuzeitlicher Erfahrungen mit rassistischen Stereotypen und dem Umgang mit solchen in der Gesellschaft eine andere Wirkung auf die Leser hat als im England des beginnenden 17. Jahrhunderts.
2 Othello – die Geschichte
Othello, ein Farbiger und General in den Diensten Venedigs, verliebt sich in Desdemona, Tochter eines venezianischen Senators. Die beiden heiraten ohne das Wissen ihres Vaters Brabantio. Jago, Othellos Fähnrich, und dessen Freund Rodrigo entdecken die heimliche Hochzeit Desdemonas mit dem Mohren und unterrichten Brabantio davon. Dieser klagt Othello daraufhin vor dem Senat an, das Herz seiner Tochter mit Magie gewonnen zu haben, muss ihm jedoch letztendlich die Ehe mit ihr gestatten.
Othello wird vom Senat abgesandt um Zypern gegen den Angriff der Türken zu verteidigen und seine Ehefrau geht mit ihm. Auch Jago, dessen Frau Emilia und Leutnant Cassio begleiten ihn. Aus Rache dafür, dass nicht er den Posten des Leutnant erhielt, spinnt Jago auf Zypern eine Intrige um Othello davon zu überzeugen, dass Desdemona ihn mit Cassio betrügt. Er sorgt dafür, dass dieser bei Othello in Ungnade fällt und Desdemonas Versuche, Othello diesbezüglich umzustimmen, sind Jagos Sache nur zuträglich. Anfänglich ist Othello noch von der Treue seiner jungen Braut überzeugt und fordert stichhaltige Beweise für Jagos Anschuldigungen. Der Fähnrich kann Othello diese auch in Form eines Taschentuches, welches Othello Desdemona als Liebespfand gab, liefern.
Othellos Eifersucht und Wut auf die untreue Geliebte steigert sich ins Unermessliche und gipfelt schließlich im Mord an Desdemona. Er erstickt seine Frau, obwohl diese verzweifelt versucht ihn von ihrer Unschuld zu überzeugen. Als Emilia den Verrat entdeckt und in ihrer Fassungslosigkeit die Schuld ihres Mannes als Urheber der Verwirrungen eingesteht, wird sie von Jago getötet. Othello, unfähig, mit dieser Tat zu leben, richtet letztendlich über sich selbst und nimmt sich mit seinem Schwert das Leben.
[...]
[1] „Nun, was ist Othello? Er ist Nacht. Eine enorm verhängnisvolle Figur. Die Nacht ist verliebt in den Tag. Dunkelheit liebt die Morgendämmerung. Der Afrikaner verehrt die weiße Frau. Desdemona ist Othellos Glanz und Ekstase! Und wie leicht fällt es ihm, eifersüchtig zu sein! Er ist mächtig,..., dieser Othello: aber er ist schwarz. Und so wird der Held, wenn er eifersüchtig ist, schnell zum Monster, der Schwarze wird zum Neger! Wie schnell winkt die Nacht den Tod herbei!“ Hugo, S. 208
- Arbeit zitieren
- Anne Abendroth (Autor:in), 2003, Das Fremde in Shakespeares "Othello", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83600
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