„Die Moschee ist das einigende Band für alle Muslime und repräsentiert nach außen Macht, Stärke und Selbstbewusstsein des Islam. Das gilt auch – und gerade – für die Gebetshäuser in den nicht-arabischen Ländern,[...].“ (ULFKOTTE 2004:103).
Durch die Geschehnisse im September 2001, haben sich weltweit die Beziehungen zwischen der islamischen und der westlichen Kultur verändert. Nach dem „Ende der Geschichte“ (FUKUYMA 1992) und dem „Kampf der Kulturen“ (HUNTINGTON 1996) lässt sich in Europa und in Deutschland eine Stimmungswandlung, erkennen die in BRODER`S „Hurra, wir kapitulieren! Von der Lust am Einknicken“ eindringlich, ironisch und traurig dargestellt wird. In diesem Buch wird die Appeasement-Politik Europas, und damit auch die Deutschlands, analysiert.
Hinter diesen Titeln lässt sich ein Aspekt erkennen, der allen zusammen zu Grunde liegt: das Problem des Zusammenlebens verschiedener Kulturen und der damit verbundenen Debatte um Integration.
In dieser Arbeit soll versucht werden ein diskursives Feld, einen Teilbereich eines Diskurses, genauer zu betrachten. Es handelt sich hierbei um einen Konflikt zu einem geplanten und mittlerweile begonnenen Moscheenneubau in Berlin Pankow/Heinersdorf. Das Besondere an diesem Konflikt ist der Umstand, dass es sich hierbei um die erste Moschee in Ostdeutschland handelt, was zu einer verstärkten symbolischen Aufladung führt. Aussagen wie „Landnahme“ (PLETL 2007) oder die Deutung des Moscheebaus als ‚Vorposten des Islam’ führen zu einer bedrohlichen Aufladung eines einfachen steinernen Gebäudes.
Gerade in einer Zeit, in der der Verdacht erhoben wird, dass in den Religionshäusern des Islam Hetzkampagnen gegen westlich geprägte Kulturen stattfinden, bedarf es eines bewussten Umgangs mit den verschiedenen symbolischen Aufladungen. Ein Generalverdacht gegen alle Muslime wäre sicherlich der falsche Weg.
Doch wie kommt es überhaupt zu solchen symbolischen Aufladungen? Wie entwickeln sich diese Fremdzuweisungen und Fremdpositionierungen? Wie entwickeln wir dabei unsere Kultur, kulturelle Identität und welche Rolle spielt dabei der Dialog der Kulturen?
Zum Abschluss soll ein kurzer Ausblick gegeben werden, inwieweit die Konstruktion unserer Kultur eine Chance, aber auch eine Gefahr, darstellen kann, den Dialog der Kulturen sinnvoll zu erhalten oder aber aus einem Dialog einen vermeintlichen „Kampf der Kulturen“ zu initiieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Methodische Begründung
- Diskursanalytischer Sprachschatz
- Die Diskursforschung
- Discourse Analysis
- Critical Discourse Analysis
- Kritische Diskursanalyse
- Kulturalistische Diskursforschung
- Wissenssoziologische Diskursforschung
- Perspektiven auf den Islam als Religion
- Die Mannigfaltigkeit des Islam
- Der Islam im heutigen Europa
- Der Islam in Deutschland
- Der Islam im deutschen Medienkontext
- Das Entstehen von Zugehörigkeiten – die Konstruktion einer Kultur
- Die Konstruktion einer „deutschen“ Kultur?
- Was bedeutet Integration in Deutschland?
- Die Ahmadiyya Muslim Jamaat im Eigen- und im Fremdbild
- Im Selbstbild
- Im Fremdbild
- Analyse des Datenkorpus
- Das Untersuchungsobjekt
- Die Erstellung des Datenkorpus
- Datenauswahl zur Feinanalyse
- Ermittlung der Diskursformationen
- Kodierungen der Diskursformationen
- Ein Angebot zum Gespräch – Zwischen Befürwortern und Gegnern
- Die Ipahb, ihre Stellung und ihre diskursiven Praktiken
- Die Ahmadiyya - Zwischen Selbstpositionierung und Fremdpositionierung
- Der Stein des Anstoßes - Dispositiv zwischen den Fronten
- Recht bleibt Recht - Die Rechtschaffenheit der Institutionen
- Über allem wacht die Politik – Das Handeln der politischen Akteure
- ,,Weltoffenheit und Toleranz“ – Der Versuch einer Konstruktion eines Stadtteilimages
- Analyse des Interviews mit Joachim SWIETLIK
- Kodes innerhalb des Interviews
- Europäisierung der deutschen Kultur
- Integration – Nicht für alle geeignet?
- Der Islam - Wurzel allen Übels?
- Fenster der Beobachtung – Das Interpretationsrepertoire
- Dialog der Kulturen
- Konstruktion einer Kultur
- Integrationspolitik
- Das diskursive Feld als graphisches Ensemble
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende wissenschaftliche Hausarbeit analysiert den Diskurs über Moscheen in Deutschland aus regional-kultureller Perspektive. Die Arbeit zielt darauf ab, die Diskursformationen, die im Kontext der Moscheen-Debatte in Deutschland entstehen, zu identifizieren und zu analysieren.
- Die Konstruktion von Kultur und Zugehörigkeit im Kontext der Moscheen-Debatte
- Die Rolle des Islam in der deutschen Gesellschaft und die Wahrnehmung des Islam im deutschen Medienkontext
- Die Analyse von Diskursformationen anhand eines konkreten Beispiels: der Ahmadiyya Muslim Jamaat
- Die Analyse von Integrationspolitik und Integrationsprozessen im Kontext der Moscheen-Debatte
- Die Untersuchung der Perspektiven verschiedener Akteure in der Debatte, wie Politiker, Medien und Bürger
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt das Thema der Hausarbeit vor und skizziert die Relevanz der Moscheen-Debatte in Deutschland. Sie definiert den Gegenstandsbereich der Arbeit und erläutert die methodische Vorgehensweise.
- Methodische Begründung: Dieses Kapitel präsentiert die methodischen Grundlagen der Arbeit und erläutert den Ansatz der Diskursanalyse. Es werden verschiedene Ansätze der Diskursforschung vorgestellt und die Relevanz für die Untersuchung des Themas erläutert.
- Perspektiven auf den Islam als Religion: Dieses Kapitel beleuchtet verschiedene Perspektiven auf den Islam als Religion. Es werden sowohl die Vielfalt des Islam als auch die Herausforderungen des Islam in der heutigen Gesellschaft beleuchtet.
- Das Entstehen von Zugehörigkeiten – die Konstruktion einer Kultur: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Konstruktion von Kultur und Zugehörigkeit in Deutschland und analysiert die Frage, wie sich „deutsche“ Kultur definiert und wie Integration in Deutschland verstanden wird.
- Die Ahmadiyya Muslim Jamaat im Eigen- und im Fremdbild: Dieses Kapitel untersucht die Ahmadiyya Muslim Jamaat, eine islamische Glaubensgemeinschaft, und beleuchtet ihr Selbstbild sowie die Wahrnehmung der Ahmadiyya in der deutschen Gesellschaft.
- Analyse des Datenkorpus: Dieses Kapitel analysiert die Diskursformationen, die im Kontext der Moscheen-Debatte in Deutschland entstehen. Es werden verschiedene Diskursformationen identifiziert und anhand von Beispielen aus dem Datenkorpus analysiert.
- Analyse des Interviews mit Joachim SWIETLIK: Dieses Kapitel analysiert ein Interview mit einem prominenten Akteur in der Moscheen-Debatte und identifiziert relevante Kodes im Interview, die Aufschluss über die Perspektive des Interviewten geben.
- Fenster der Beobachtung – Das Interpretationsrepertoire: Dieses Kapitel beleuchtet verschiedene Interpretationsrepertoires, die in der Moscheen-Debatte zum Tragen kommen. Es analysiert den Dialog der Kulturen, die Konstruktion von Kultur und die Integrationspolitik in Deutschland.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Hausarbeit sind Moscheen, Diskursanalyse, regional-kulturelles Milieu, Integration, Islam, Ahmadiyya Muslim Jamaat, deutsche Kultur, Medienkontext und Diskursformationen. Die Arbeit fokussiert auf die Analyse des diskursiven Feldes um Moscheen in Deutschland, untersucht die Konstruktion von Kultur und Zugehörigkeit sowie die Rolle des Islam in der deutschen Gesellschaft.
- Citation du texte
- Jens Ender (Auteur), 2007, Moscheen in Deutschland. Eine Diskursanalyse zum regional-kulturellen Milieu, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83477