Ob ein Wort wichtiger ist als ein anderes ist für uns Menschen eine Frage des Gefühls, der Erfahrung, aber auch des persönlichen Geschmacks.
Dennoch lässt sich, wenn schon nicht der individuelle Wert eines Wortes festzustellen ist, doch zumindest durch die Häufigkeit eines Wortes im durchschnittlichen, täglichen Gebrauch eine Aussage machen, ob ein Wort eine höhere oder niedrigere Häufigkeit hat, ob es also ‚bedeutsamer’ ist.
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung der Häufigkeit von verwendeten Wörtern in ausgesuchten Texten der spanischen Sprache. Zentral ist hierbei die Rolle des Frequenzwörterbuchs als Untersuchung der absoluten Häufigkeit eines ausgesuchten Wortschatzes in einer vorher bestimmten Wortschatzmenge; es stellt eine systematische Untersuchung der Häufigkeitsaspekte des Wortschatzes dar.
Auf die allgemeinen Aspekte von Frequenzwörterbüchern wird daher im ersten Teil dieser Arbeit eingegangen. Im zweiten Teil wird das Werk Alphonse Juillands näher untersucht. Seine Frequency Dictionaries untersuchen nicht nur verschiedene romanische Sprachen mit einheitlichem Schema nach Häufigkeitsaspekten, seine Arbeit hat auch aufgrund der umfangreichen wissenschaftlichen Ausbeute an Daten über den Wortschatz in qualitativer wie quantitativer Hinsicht Beispielcharakter. Aus Platzgründen wird sich diese Arbeit auf sein Werk Frequency Dictionaries of the Spanish Language beschränken und die Art und Weise seiner Forschung anhand von Beispielen erläutern.
Gliederung
Vorwort
1.Teil: Frequenzwörterbücher und ihre Besonderheiten
Einführung: Was sind Frequenzwörterbücher?
Abgrenzung der Begriffe: Frequenzuntersuchung, Frequenzwörterbuch einer Subsprache und generelles Frequenzwörterbuch
Ziele von Frequenzwörterbüchern
Die 5 Probleme bei Frequenzwörterbüchern
1.) Das sample - population Problem
2.) Die instabile lexikalische Frequenz
3.) Die inhomogene Bevölkerung
4.) Die Berücksichtigung von Heteronymen und Homonymen
5.) Die Modifizierung der Frequenz
2. Teil: Das Frequenzwörterbuch „Frequency Dictionary of Spanish Words“ nach Juilland als Beispiel einer differenzierten Mikro- struktur
Die Vorteile des Frequenzwörterbuches nach Juilland
Die Frequenz nach Juilland
Der erster Teil der Modifizierung der Frequenz: Die Streuung
Kritik an der Darstellung der Streuung
Der zweiter Teil der Modifizierung der Frequenz: Der Gebrauch
Abschließende Bemerkung: Annerkennung und Kritik des Werkes Juillands
Bibliographie
Vorwort
Welche Wörter sind wichtig? Eine individuell überzeugende Antwort auf diese Frage wird die Sprachwissenschaft wahrscheinlich nie in der Lage zu geben sein. Ob ein Wort wichtiger ist als ein anderes ist für uns Menschen eine Frage des Gefühls, der Erfahrung, aber auch des persönlichen Geschmacks.
Dennoch lässt sich, wenn schon nicht der individuelle Wert eines Wortes festzustellen ist, doch zumindest durch die Häufigkeit eines Wortes im durchschnittlichen, täglichen Gebrauch eine Aussage machen, ob ein Wort eine höhere oder niedrigere Häufigkeit hat, ob es also ‚bedeutsamer’ ist.
Obwohl in der Mathematik schon nach Pythagoras gilt: „Die Zahl ist das Wesen aller Dinge“[1], so erscheinen uns konkrete Zahlen in einer geisteswissenschaftlichen Betrachtungsweise der Sprache eher ungewohnt; wenn jedoch Zahlen als Hilfsmittel angesehen werden, neue Aussagen über den Wortschatz einer Sprache zu finden, ist diese Vorgehensweise angebracht und notwendig, will doch die Linguistik „Sprache und Sprechen unter allen theoretischen und praktisch relevanten Aspekten und in allen Beziehungen zu angrenzenden Disziplinen […] beschreiben“[2].
Daher versucht diese Arbeit die Bedeutung der Häufigkeit von verwendeten Wörtern in ausgesuchten Texten der spanischen Sprache zu untersuchen. Zentral ist hierbei die Rolle des Frequenzwörterbuchs als Untersuchung der absoluten Häufigkeit eines ausgesuchten Wortschatzes in einer vorher bestimmten Wortschatzmenge; es stellt eine systematische Untersuchung der Häufigkeitsaspekte des Wortschatzes dar[3] ; auf die allgemeinen Aspekte von Frequenzwörterbüchern wird daher im ersten Teil dieser Arbeit eingegangen.
Im zweiten Teil wird das Werk Alphonse Juillands näher untersucht. Seine Frequency Dictionaries untersuchen nicht nur verschiedene romanische Sprachen mit einheitlichem Schema nach Häufigkeitsaspekten, seine Arbeit hat auch aufgrund der umfangreichen wissenschaftlichen Ausbeute an Daten über den Wortschatz in qualitativer wie quantitativer Hinsicht Beispielcharakter. Aus Platzgründen wird sich diese Arbeit auf sein Werk Frequency Dictionaries of the Spanish Language beschränken und die Art und Weise seiner Forschung anhand von Beispielen erläutern.
Diese Seminararbeit orientiert sich an einem Referat, das ich im Januar 2003 an der Universität Passau im Proseminar „Der Text als Gegenstand der Sprachwissenschaft“ gehalten habe.
Für die tatkräftige Unterstützung der Dozentin möchte ich mich herzlich bedanken, ebenso für jede konstruktive Kritik, die bezüglich des Referats eingegangen ist.
Passau, 19. Februar 2003
1.Teil: Frequenzwörterbücher und ihre Besonderheiten
Einführung: Was sind Frequenzwörterbücher?
Wie bereits im Vorwort erwähnt, versuchen Frequenzwörterbücher, systematisch Häufigkeitsaspekte des Wortschatzes darzustellen. Um dies zu gewährleisten, sind schriftliche Extrakte[4] dieses Wortschatzes nötig, wobei sowohl ‚reine’ Schriftlichkeit (wie Aufsätze, Lehrbücher, Zeitungen[5] ) als auch verschriftlichte Mündlichkeit (wie Reden[6], Dramen, Radiosprache[7] ) gewertet werden können.
Für die Erstellung eines Frequenzwörterbuches wird daher in einer ersten Operation ein möglichst repräsentativer Ausschnitt aus der Schrift- und Mündlichkeit einer Sprache entnommen. Alphonse Juilland schreibt hierzu:
[An operation] designed to extract from the practically infinite body of Spanish literature a representative corpus of, say, half a million words.[8]
Nach Juilland wird im Folgenden dieser ausgewählte Teil als ‚Universum’ und dessen mögliche Unterteilungen als ‚lexikalische Welten’ bezeichnet. Sämtliche im Universum verwendete Wörter werden „Tokens“ oder ‚Texteinheiten’ genannt im Gegensatz zu den „Types“ oder ‚Lexikoneinheiten’, die die tatsächlich im Frequenzwörterbuch aufgelisteten Wörter darstellen (inklusive der Information, wie oft das betrachtete „Type“ im Universum erscheint)[9].
Das Ergebnis eines Frequenzwörterbuches ist eine Struktur, die über die makrostrukturellen Einheiten (= Wörter) und über das Häufigkeitsverhalten dieser Einheiten informiert. Diese Gegenüberstellung von Wort und Häufigkeitsdaten, nach Martin die „macrostructure“, wird ergänzt durch die tatsächliche Ausgestaltung dieser Häufigkeitsdaten, die „microstructure“[10]. Anders als die feste Aufteilung der Makrostruktur (Wort – Häufigkeitswert) hat die Mikrostruktur keine feste Form. Nach Martin sollte sie lediglich mindestens einen Häufigkeitswert enthalten, wobei jedoch zusätzlich auch andere „derived or related values“ möglich sind[11].
Welche Werte genau in einer Mirkostruktur erarbeitet werden, ist allein Entscheidung des Autors. Als Beispiel siehe hierzu Grafik1, eine Auflistung dreier verschiedener Mikrostrukturen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Grafik 1: Vergleich dreier Mikrostrukturen
- oben Mikrostruktur mit verschiedenen Frequenz- und abgeleiteten Werten[12],
- Mitte Mikrostruktur mit je einem Frequenzwert (links) und einem abgeleitetem Wert (rechts)[13],
- unten Mikrostruktur mit nur einem Frequenzwert[14]
Abgrenzung der Begriffe: Frequenzuntersuchung, Frequenzwörterbuch einer Subsprache und generelles Frequenzwörterbuch
Diese Unterschiede in der Mikrostruktur bleiben nicht die einzigen Unterschiede bei der Analyse von Frequenzwörterbüchern. Der größte Unterschied liegt aber in der Aussagekraft eines Frequenzwörterbuches, die je nach dessen Art der Erarbeitung schwankt: es dürfte hinreichend klar sein, dass ein Frequenzwörterbuch, welches die allgemein verwendete Sprache verschiedenster Sprecher untersuchen soll, sich prinzipiell unterschiedet von einem Frequenzwörterbuch, dessen Grundlage die Sprache nur bestimmter, einzelner oder sehr homogener Sprecher ist. Daher werden in dieser Arbeit die Begriffe ‚Frequenzuntersuchung’, ‚Frequenzwörterbücher von Subsprachen’ und ‚allgemeine Frequenzwörterbücher’ getrennt betrachtet[15].
Die Notwendigkeit einer solchen Unterscheidung wird an den Studien der Universität Essen zur Sprache in Comics mit ausgearbeitetem ‚Frequenzwörterbuch’[16] deutlich. Ziel dieser Studien ist es, die Häufigkeiten von bestimmten Wörtern innerhalb der Simpson Comics und der Lustigen Taschenbücher zu untersuchen, um daraus Rückschlüsse auf die in den Comics auftretenden Personen zu ziehen (aus der Häufung von Höflichkeitsfloskeln wie Danke und Bitte innerhalb der Lustigen Taschenbücher wird z.B. eine bürgerliche Gesellschaftsstruktur erschlossen, während die häufige Nennung von Konsumgütern wie Comic innerhalb der Simpson Comics als Indiz einer modernen Konsumgesellschaft interpretiert wird[17].
[...]
[1] siehe Zoozmann, Richard: Zitatenschatz der Weltliteratur, Berlin 1954, S. 731
[2] siehe Bußmann, Hadumod: Lexikon der Sprachwissenschaft, Stuttgart 21990, S. 723
[3] vgl. Martin, Willy: „The Frequency Dictionary“, in: Hausmann (Hrsg.), Wörterbücher, Teilband 2, Berlin 1990, S. 1314
[4] Schriftlich deshalb, da die Auswertung rein mündliche Daten mit Computern unmöglich ist. Erst nach einer Verschriftlichung können diese mechanolinguistisch verarbeitet werden.
[5] vgl. Juilland, Alphonse: Frequency Dictionary of Spanish Words, London 1964, S.XV
[6] vgl. Scoti-Rosin, Michael: Die Sprache der Falange und des Salazarismus, Frankfurt am Main 1982, passim
[7] vgl. Rodriguez Bou, Ismael: Recuento de vocabulario espaniol, Rio Pedras 1952, S. 643 ff.
[8] siehe Juilland, 1964, S. XIV
[9] siehe und vgl. Juilland, 1964, passim
[10] siehe und vgl. Martin, S.1314
[11] vgl. und siehe Martin, S. 1315
[12] siehe Juilland, 1964, S. 108
[13] siehe Ruoff, Arno: Häufigkeitswörterbuch gesprochener Sprache, Tübingen 1981, S. 30
[14] siehe Martin, S.1315, zitiert nach: Juilland, 1964
[15] Allgemein gültige Definitionen für die einzelnen Termini fehlen. Definitionen wie die o.a. sind daher frei wählbar.
[16] vgl. Bodden, Christian et. al.: „Wie realitätsnah sind Comics?“, im Internet: http://www.uni.essen.de/projekte/comicsprache/realität/05c.htm , Abruf 14.01.03, passim
[17] diese Ergebnisse werden durch eine Untersuchung der vorkommenden Orte und Personen ergänzt und bestätigt.
- Quote paper
- Florian Schwarz (Author), 2003, Die Häufigkeitsaspekte des Wortschatzes - Frequenzwörterbücher am Beispiel Alphonse Juillands, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83454
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