Im Rahmen des Sonderforschungsbereichs (SFB) 389 an der Universität zu Köln zum Thema „Kultur und Landschaftswandel im ariden Afrika“ untersuchen verschiedene Disziplinen gemeinsam im nordöstlichen und südwestlichen Afrika, „wie der Mensch während der letzten 12.000 Jahre Wirtschaftsweise und Lebensformen den ökologischen Grenzbedingungen der Wüsten und Halbwüsten Afrikas angepasst hat, wie er sich mit ihnen auseinandersetzt, sie seinerseits beeinflusst und welche Überlebensstrategien er in diesen Regionen bis heute entwickelt hat“ (KRÖPELIN & KUPER 2007: 28). Die um 5.000 v. u. Z. einsetzende Austrocknung des Sahararaumes wird als „Motor der Geschichte Afrikas“ (ebd.) gesehen, wodurch sich die heutige Verteilung der Völker, Sprachen und Kulturen Afrikas erklären lässt. Die interdisziplinäre Forschung ermöglicht die „vergleichende Auswertung archäologischer, geowissenschaftlicher, zoologischer und botanischer Quellen“ (ebd.) mit dem Ziel, ein möglichst umfassendes Bild der klima- und kulturwissenschaftlichen Entwicklung zu zeichnen. Interdisziplinär impliziert, dass nur die gemeinsame Forschung der verschiedenen Disziplinen zu den hier vorgestellten Ergebnissen kommen kann, nicht jede Disziplin für sich allein genommen.
Ziel dieser Arbeit ist es, der Frage nachzugehen, ob der SFB 389 tatsächlich ein interdisziplinäres Vorhaben ist, oder ob beispielsweise auch eine multidisziplinäre Vorgehensweise, d.h. ein reines Nebeneinader, aber kein Miteinander der Disziplinen zu ähnlichen Ergebnissen gekommen wäre. Bringt nur die Synthese der in den einzelnen Disziplinen erbrachten Forschungsergebnisse das Resultat einer möglichst umfassenden Gesamtdarstellung oder wäre beispielsweise die Geographie in der Lage die Forschungsergebnisse auch alleine zu erbringen?
Im Folgenden sollen - nach einer einführenden Gesamtübersicht über den SFB 389 - ausgewählte Forschungsergebnisse näher vorgestellt werden. Anschließend folgt eine eigene Einschätzung über die Aspekte der Interdisziplinarität im SFB 389.
Inhalt
1. Vorbemerkungen
2. Der Sonderforschungsbereich
2.1 Teilprojekt A1 – Regionale Klimaentwicklung und menschliche Besiedlung zwischen Niltal und Zentralsahara
2.2 Teilprojekt A5 – Landschaftsbild und Landschaftswandel im nordöstlichen Afrika: Der Modellfall Ägypten
2.3 Teilprojekt E3 – Wege und Handel in ariden Zonen
3. Der Erfolg des Alten Ägypten
3.1 Landschaft und Ökonomie
3.2 Siedlungen und Logistik
4. Djara – Menschen und ihre Umwelt auf dem Ägyptischen Kalksteinplateau vor ca. 8.000 Jahren
4.1 Klima und Vegetation
4.2 Hydrologie
4.3 Siedlungen
5. Fazit
6. Quellenverzeichnis
1. Vorbemerkungen
Im Rahmen des Sonderforschungsbereichs (SFB) 389 an der Universität zu Köln zum Thema „Kultur und Landschaftswandel im ariden Afrika“ untersuchen verschiedene Disziplinen gemeinsam im nordöstlichen und südwestlichen Afrika, „wie der Mensch während der letzten 12.000 Jahre Wirtschaftsweise und Lebensformen den ökologischen Grenzbedingungen der Wüsten und Halbwüsten Afrikas angepasst hat, wie er sich mit ihnen auseinandersetzt, sie seinerseits beeinflusst und welche Überlebensstrategien er in diesen Regionen bis heute entwickelt hat“ (Kröpelin & Kuper 2007: 28). Die um 5.000 v. u. Z. einsetzende Austrocknung des Sahararaumes wird als „Motor der Geschichte Afrikas“ (ebd.) gesehen, wodurch sich die heutige Verteilung der Völker, Sprachen und Kulturen Afrikas erklären lässt. Die interdisziplinäre Forschung ermöglicht die „vergleichende Auswertung archäologischer, geowissenschaftlicher, zoologischer und botanischer Quellen“ (ebd.) mit dem Ziel, ein möglichst umfassendes Bild der klima- und kulturwissenschaftlichen Entwicklung zu zeichnen. Interdisziplinär impliziert, dass nur die gemeinsame Forschung der verschiedenen Disziplinen zu den hier vorgestellten Ergebnissen kommen kann, nicht jede Disziplin für sich allein genommen.
Ziel dieser Arbeit ist es, der Frage nachzugehen, ob der SFB 389 tatsächlich ein interdisziplinäres Vorhaben ist, oder ob beispielsweise auch eine multidisziplinäre Vorgehensweise, d.h. ein reines Nebeneinader, aber kein Miteinander der Disziplinen zu ähnlichen Ergebnissen gekommen wäre. Bringt nur die Synthese der in den einzelnen Disziplinen erbrachten Forschungsergebnisse das Resultat einer möglichst umfassenden Gesamtdarstellung oder wäre beispielsweise die Geographie in der Lage die Forschungsergebnisse auch alleine zu erbringen?
Im Folgenden sollen - nach einer einführenden Gesamtübersicht über den SFB 389 - ausgewählte Forschungsergebnisse näher vorgestellt werden. Anschließend folgt eine eigene Einschätzung über die Aspekte der Interdisziplinarität im SFB 389.
2. Der Sonderforschungsbereich 389
Der SFB 389 (genauer Titel: Kultur- und Landschaftswandel im ariden Afrika - Entwicklungsprozesse unter ökologischen Grenzbedingungen / ACACIA Arid Climate, Adaptation and Cultural Innovation in Africa) besteht seit dem 01.07.1995 und wird am 31.12.07 auslaufen. Der Förderbetrag seit Beginn beläuft sich auf bisher 17,5 Mio. EUR. Allein 2005 stand ein Betrag von 2,1 Mio. EUR zur Verfügung (vgl. http://www.dfg.de/jahresbericht/Wc463624cfb21f.htm).
Angelegt ist der SFB 389 als interdisziplinäres Forschungsprojekt. Beteiligt sind sowohl geistes- als auch naturwissenschaftliche Fächer folgender Fachrichtungen: Afrikanistik, Ägyptologie, Botanik, Geographie, Geschichte, Ur- und Frühgeschichte und Völkerkunde (ebd.). Räumlich konzentrieren sich die Forschungen auf den Nordosten und den Südwesten Afrikas, zeitlich auf das Holozän (ebd.). Die Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Umwelt sowie die „historische Tiefe spezifischer Interaktionsmuster“ (ebd.) stehen im Mittelpunkt der Forschung. Ausgehend von der Annahme, dass eine Gesellschaft die unterschiedlichsten Strategien entwickelt, um sich an ändernde Umweltbedingungen anzupassen, belegen zahlreiche Fallstudien, dass ebenso der Mensch zum Wandel seiner eigenen Umweltbedingungen beiträgt, beispielsweise durch die „Degradation zentraler Ressourcen“ (ebd.).
Die Projektbereiche des SFB 389 im Einzelnen:
A: Holozäne Umwelt- und Kulturgeschichte im nordöstlichen Afrika
B: Landschaftswandel, Siedlungsentwicklung und Sprachgeschichte im südwestlichen Afrika
C: Raumnutzungs- und Überlebensstrategien im südwestlichen Afrika
E: Landschaftsnutzung im regionalen und transkontinentalen Vergleich
Z: Administration / Verwaltung des SFB 389
Jeder der o. g. Hauptbereiche umfasst mehrere Teilprojekte[1]. Besonderen Fokus auf Ägypten legen die Teilprojekte A1, A5 und E3, die im Folgenden kurz erläutert werden sollen.
2.1 Teilprojekt A1 – Regionale Klimaentwicklung und menschliche Besiedlung zwischen Niltal und Zentralsahara (zeitlicher Schwerpunkt der Untersuchungen: Holozän)
Dieses Teilprojekt befasst sich mit dem grundlegenden Zusammenhang zwischen Ökonomie und Umweltbedingungen und versucht, den Übergang zu einer produktiven Wirtschaft darzustellen. Die menschlichen Aktivitäten beschränken sich im Wesentlichen auf die drei naturräumlichen Einheiten der Sommerregengebiete im Norden Ägyptens, die Winterregengebiete im Süden und das Niltal im Osten.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Klimagesteuerte Besiedlung der Ostsahara während der Bollig et al. 2007: 8f
Hauptphasen des Holozäns. Weiße Punkte markieren isolierte Siedlungen in ökologischen Refugien und episodische Transhumanz. (A) Letztes Hoch- und Spätglazial, (B) Abruptes Auftreten monsunaler Regen; (C) Etablierung menschlicher Besiedlung der Ostsahara; (D) Beginn der Austrocknung in der ägyptischen Sahara; (E) Begrenzte menschliche Aktivitäten außerhalb des Niltals und der Oasen; (F) Heutige Situation.
[...]
[1] Für eine detaillierte Übersicht der Teilprojekte siehe: http://www.uni-koeln.de/sfb389.
- Arbeit zitieren
- Thorsten Klaus (Autor:in), 2007, Interdisziplinäre Forschung im SFB 389, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83452
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