Thema der vorliegenden Arbeit ist die Bedeutung der Industrie in der Dienstleistungsökonomie. Der Trend zur Deindustrialisierung der Industrieländer zugunsten eines wachsenden tertiären Sektors scheint eine feste Größe im strukturellen wirtschaftlichen Wandel zu sein. Ziel der Arbeit ist es, Beziehungen zwischen Industrie und Dienstleistungssektor aufzuzeigen und aktuelle Entwicklungen mit prognostizierten zu vergleichen, um die Bedeutung der Industrie für den Prozess des Strukturwandels zu verdeutlichen. Stellvertretend für andere Industrieländer werden Statistiken über die deutsche Wirtschaft zitiert, wobei die Industrie in Deutschland eine größere Bedeutung als in vergleichbaren Ländern hat.
Strukturwandel vollzieht sich in zwei Dimensionen: Zum einen ist ein intersektoraler Strukturwandel zu verzeichnen, der sich in steigenden Erwerbstätigen- und Bruttowertschöpfungsanteilen des Dienstleistungssektors bei gleichzeitig sinkenden Anteilen der Industrie ausdrückt, zum anderen ist eine intrasektorale Veränderung des Tätigkeitsprofils der Industrie zu erkennen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Strukturwandel: Von der Industrie- zur Dienstleistungsökonomie
3 Die Bedeutung der Industrie im Rahmen der Tertiarisierung der Wirtschaft
3.1 Die Industrie als Nachfrager von Dienstleistungen
3.2 Technologische Spillover und Wissenseffekte
3.3 Die Tertiarisierung des Industriesektors
4 Chancen und Risiken
5 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Thema der vorliegenden Arbeit ist die Bedeutung der Industrie in der Dienstleistungsökonomie. Der Trend zur Deindustrialisierung der Industrieländer zugunsten eines wachsenden tertiären Sektors scheint eine feste Größe im strukturellen wirtschaftlichen Wandel zu sein. Ziel der Arbeit ist es, Beziehungen zwischen Industrie und Dienstleistungssektor aufzuzeigen und aktuelle Entwicklungen mit prognostizierten zu vergleichen, um die Bedeutung der Industrie für den Prozess des Strukturwandels zu verdeutlichen. Stellvertretend für andere Industrieländer werden Statistiken über die deutsche Wirtschaft zitiert, wobei die Industrie in Deutschland eine größere Bedeutung als in vergleichbaren Ländern hat.
Strukturwandel vollzieht sich in zwei Dimensionen: Zum einen ist ein intersektoraler Strukturwandel zu verzeichnen, der sich in steigenden Erwerbstätigen- und Bruttowertschöpfungsanteilen des Dienstleistungssektors bei gleichzeitig sinkenden Anteilen der Industrie ausdrückt, zum anderen ist eine intrasektorale Veränderung des Tätigkeitsprofils der Industrie zu erkennen.
In Kapitel 2 wird zunächst eine kurze Darstellung des Phänomens Strukturwandel vorgenommen, die auf Fourastiés Drei-Sektoren-Hypothese aufbaut, ohne diese unreflektiert zu übernehmen. Darauf folgend werden in Kapitel 3 zunächst intersektorale Verflechtungen zwischen Industrie und Dienstleistungssektor im Rahmen von Vorleistungsverflechtungen beschrieben. Der Abschnitt 3.1 fokussiert dabei die Bedeutung der Industrie als Abnehmer unternehmensbezogener Dienstleistungen, während in Abschnitt 3.2 die Rolle der Industrie als Lieferant von Sachgütern an die Dienstleistungsunternehmen und damit verbundene Wachstumspotentiale aufgezeigt werden. Im Anschluss hieran ist die intrasektorale Entwicklung der Industrie zum Anbieter produktbegleitender Dienstleistungen Gegenstand des Abschnitts 3.3.
Wie der neutrale Begriff Strukturwandel beinhaltet, ist mit der Veränderung der Beiträge einzelner Wirtschaftssektoren zum gesamtwirtschaftlichen Aufkommen zunächst weder eine positive noch eine negative Veränderung verbunden. In diesem Sinne soll die vorliegende Arbeit abschließend einen Ausblick auf künftig denkbare Trends des Strukturwandels und damit verbundene Konsequenzen und Herausforderungen geben.
2 Strukturwandel: Von der Industrie- zur Dienstleistungsökonomie
Als wirtschaftlichen Strukturwandel bezeichnet man den Bedeutungsverlust von Wirtschaftssektoren bei gleichzeitigem Bedeutungszuwachs anderer Sektoren. Um die Auswirkungen des Strukturwandels greifbar zu machen, werden üblicherweise die Entwicklung der Bruttowertschöpfung (pro Kopf) und des Erwerbstätigenanteils als Indikatoren verwendet. Strukturwandel ist kein Nullsummenspiel, sondern beinhaltet stets Möglichkeiten des Verlusts sowie des Gewinns wirtschaftlicher Kraft (Grömling et al., 1998, S. 11). Der vollständige Ausstieg aus der Industrie wäre für einen als Industrieland bezeichneten Staat wie Deutschland nicht zu verkraften, obwohl die Bedeutung gemessen an den genannten Indikatoren eine rückläufige Tendenz aufweist.
Bislang wurde stets ein substituives Verhältnis zwischen den drei Sektoren angenommen. Zunächst verdrängte der sekundäre den primären Sektor in seiner Bedeutung als Arbeitgeber und „Ernährer“ der Industrieländer, worauf Jean Fourastié[1] dem Industriesektor das gleiche Schicksal der Verdrängung durch den tertiären Sektor voraussagte. Ob ein solcher Verdrängungsprozess überhaupt stattfindet, ist jedoch fraglich. Vielmehr werden die verdrängten Wirtschaftszweige so weit automatisiert, dass die Outputleistung von einer sehr geringen Zahl Beschäftigter in hoch-qualifizierten Jobs erzielt werden kann (Cohen et al., 1987, S. 49). Die Verdrängung ist sozusagen Folge einer innersektoralen Produktivitätssteigerung, deren Ursache hauptsächlich in technologischem Fortschritt zu sehen ist. Letztlich ist technologischer Fortschritt der Motor des Strukturwandels, der durch Wettbewerbsdruck provoziert wird und diesen gleichzeitig erhöht. Die Möglichkeiten für Unternehmen sich dieser Entwicklung zu entziehen sind hierbei gering. Durch Konzentrationsprozesse im Wettbewerb sind sie gezwungen Kosten einzusparen und damit zu automatisieren. Zwar sind Absprachen im Wettbewerb durchaus denkbare Lösungen für dieses, sofern als solches aufgefasst, Problem sinkender Beschäftigung im Industriesektor, doch ist der Wettbewerb in Deutschland bspw. durch das Bundeskartellamt rechtlich geschützt und Absprachen über Preise illegal. Unternehmen haben also in legalem Rahmen keine Möglichkeit sich diesem Wettbewerb zu entziehen und sind somit gezwungen kostengünstig wie möglich zu produzieren.
Fourastié sah die Aufeinanderfolge verschiedener Wirtschaftssektoren noch beinahe als Naturgesetz an, jedoch wird eine interdependente Entwicklung an einem Beispiel Cohens deutlich: Durch die Technologisierung des Landwirtschaftssektors entstanden Aufträge an die Industrie für landwirtschaftliche Maschinen und Chemikalien, die es ohne die Technologisierung, deren Folge Strukturwandel ist, in der Form nicht gegeben hätte.
Die folgenden Abschnitte sollen nun Auskunft über die entsprechenden Ausmaße der Verknüpfung zwischen sekundärem und tertiärem Sektor geben. Bisher ging man davon aus, dass der tertiäre Sektor, der gerade durch die Unmöglichkeit von Produktivitätssteigerungen abgegrenzt wird, durch Konsumnachfrage privater Haushalte eine Entwicklung zum bedeutendsten Wirtschaftssektor nimmt. Doch wie verschiedene Untersuchungen zeigen, sind gerade unternehmensbezogene[2] Dienstleistungen der Dienstleistungszweig mit den stärksten Wachstumsraten, so dass die Rolle der Industrie als Nachfrager von Dienstleistungen zunächst im Fokus der Betrachtung stehen soll.
3. Die Bedeutung der Industrie im Rahmen der Tertiarisierung der Wirtschaft
3.1 Die Industrie als Nachfrager von Dienstleistungen
Grundvoraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen sind Absatzmöglichkeiten für ihre Produkte und Leistungen. In diesem Abschnitt soll die Stellung der Industrie als Abnehmer von Dienstleistungen und damit deren Bedeutung für das Wachstum des Dienstleistungssektors dargestellt werden.
Hierzu wird zunächst eine detaillierte Beschreibung der Wirtschaftssektoren vorgenommen, um anschließend die Entwicklung der Wertschöpfungs- und Beschäftigungsanteile nachvollziehen zu können. Es wird unterschieden zwischen Unternehmens- und Nichtunternehmenssektor. Zum Unternehmenssektor gehören Land- und Forstwirtschaft, das Produzierende Gewerbe, Handel, Verkehr sowie Dienstleistungsunternehmen (Grömling et. al., 1998, S. 47). Im Nicht-Unternehmensbereich sind Staat, private Haushalte sowie Unternehmen ohne Erwerbszweck zusammengefasst. Das Produzierende Gewerbe, bestehend aus Versorgungswirtschaft, Verarbeitendem Gewerbe und Baugewerbe, repräsentiert den sekundären Sektor. In dieser Arbeit werden generelle Entwicklungstendenzen je nach vorliegenden Daten aus dem sekundären Sektor anhand des Kernstücks Verarbeitendem Gewerbe oder der gesamten Industrie aufgezeigt.
Im Zuge der Globalisierung und des damit verbundenen Wettbewerbsdrucks müssen Industrieunternehmen in immer stärkerem Maße Kosteneinsparungspotentiale realisieren, das heißt, der Faktorinput soll bei gleichzeitig möglichst steigendem Output reduziert werden. Eine Möglichkeit hierzu besteht häufig in der Reduktion des Kapitaleinsatzes, wobei der Fremdbezug von Dienstleistungen eine entsprechende Lösung darstellt. Waren lange Zeit einzelne Teile der Wertschöpfungskette vor Verlagerung geschützt, so haben insbesondere moderne Informationstechnologien dazu geführt, dass jedes Glied auf seine Effizienz überprüft wird (ebenda, 1998, S. 29). Die Entscheidung für den Fremdbezug solcher unternehmensbezogener Dienstleistungen ermöglicht eine Konzentration auf Kernkompetenzen, die bei Industriebetrieben zumeist in der physischen Güterproduktion liegen.
[...]
[1] Französischer Ökonom, Begründer der Drei- Sektoren-Hypothese
[2] Verstanden als a) Lieferungen von Dienstleistungsunternehmen an Unternehmen
b) in Industrieunternehmen erstellte produktbegleitende Dienstleistungen,
vgl. Kalmbach et al., 2005, S. 47
- Citar trabajo
- Philipp Hermanns (Autor), 2006, Die Bedeutung der Industrie in der Dienstleistungsökonomie, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83173
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