„Ohne Investitionen kein Wachstum; ohne Investitionen keine Arbeitsplatzsicherheit, keine höheren Löhne und auch kein sozialer Fortschritt […] Die Haushaltspolitik der Bundesregierung wird im Rahmen des[...]vorliegenden Haushaltsentwurfs 1974 etwaigen übermäßigen Beschäftigungsrisiken in bestimmten Regionen und in bestimmten Branchen entgegenwirken.“(SCHMIDT 1974) Die Antrittsrede Helmut Schmidts am 17. Juni 1974 klang, trotz schlechter wirtschaftlicher Tendenzen zuversichtlich. Als der Bundeswirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff 1982 mittels seines Thesenpapiers die Scheidungsurkunde der FDP einreicht und damit das Ende der sozialliberalen Koalition besiegelt, sieht die Wirtschaftsbilanz nicht so rosig aus: Die Zahl der Arbeitslosen rückt an die 2-Millionen-Grenze und entspricht einer Arbeitslosenquote von ≈ 8%. Der Anteil des Staatsverbrauchs am BSP ist auf mehr als 20 % gestiegen und der Finanzierungssaldo der öffentlichen Haushalte auf -70 Mrd. DM gesunken.
Die Anzeichen mehrten sich schon seit Beginn der 70er, dass der 2 Jahrzehnte andauernde, wirtschaftliche Boom mit „hohen Wachstumsraten, steigenden Einkommen und niedriger Arbeitslosenziffer“(BÜHRER 2001) langsam zu Ende ging.
Warum es aber in der Amtszeit Helmut Schmitts von 1974 bis 1982 zu solch einem wirtschaftlichen Einbruch gekommen ist, versucht der Verfasser dieses Textes auf den Grund zu gehen.
Inhaltsverzeichnis
1.Einleitung
2. Die Wirtschaftspolitik unter Helmut Schmidt 1974- 1982
2.1. Auf dem Weg in die Rezession
2.2. Eine Krise jagt die Nächste - Von Stagflation bis 2. Ölkrise
2.3. Ein kleiner Hoffnungsschimmer – die Erhohlungsphase 1976- 79
2.4. Die 2.Ölkrise & Scheidung der Sozial- liberalen Koalition
3. Außenwirtschaftliche Bedingungen
3.1. Das „Scheinproblem“ der Außenwirtschaft
3.2. ECU und das vorzeitige Ende der Wirtschafts- und Währungsunion
4. Strukturpolitik – Tertiärisierung und höherwertige Technologie
5.Fazit
Literaturverzeichnis
1.Einleitung
„Ohne Investitionen kein Wachstum; ohne Investitionen keine Arbeitsplatzsicherheit, keine höheren Löhne und auch kein sozialer Fortschritt[…]Die Haushaltspolitik der Bundesregierung wird im Rahmen des[...]vorliegenden Haushaltsentwurfs 1974 etwaigen übermäßigen Beschäftigungsrisiken in bestimmten Regionen und in bestimmten Branchen entgegenwirken.“(SCHMIDT 1974) Die Antrittsrede Helmut Schmidts am 17. Juni 1974 klang, trotz schlechter wirtschaftlicher Tendenzen zuversichtlich. Als der Bundeswirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff 1982 mittels seines Thesenpapiers die Scheidungsurkunde der FDP einreicht und damit das Ende der sozialliberalen Koalition besiegelt, sieht die Wirtschaftsbilanz nicht so rosig aus: Die Zahl der Arbeitslosen rückt an die 2-Millionen-Grenze und entspricht einer Arbeitslosenquote von 8%. Der Anteil des Staatsverbrauchs am BSP ist auf mehr als 20 % gestiegen und der Finanzierungssaldo der öffentlichen Haushalte auf -70 Mrd. DM gesunken.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Anzeichen mehrten sich schon seit Beginn der 70er, dass der 2 Jahrzehnte andauernde, wirtschaftliche Boom mit „hohen Wachstumsraten, steigenden Einkommen und niedriger Arbeitslosenziffer“(BÜHRER 2001) langsam zu Ende ging.
Warum es aber in der Amtszeit Helmut Schmitts von 1974 bis 1982 zu solch einem wirtschaftlichen Einbruch gekommen ist, versucht der Verfasser dieses Textes auf den Grund zu gehen.
Im Mittelpunkt des Erörterungsprozesses stehen hierbei die Fragen, welche Faktoren den wirtschaftlichen Abschwung im Vorfeld beeinflussten, welche Maßnahmen in der Regierungsperiode der sozialliberalen Koalition veranlasst wurden, um der Krise entgegenzusteuern und welche Rolle strukturelle Veränderungen im Laufe dieser Jahre gespielt haben. Der Aufbau der vorliegenden Hausarbeit ist vornehmlich chronologisch strukturiert, sodass die wirtschaftlichen Entwicklungsprozesse logisch nachvollzogen werden können.
2. Die Wirtschaftspolitik unter Helmut Schmidt 1974- 1982
2.1. Auf dem Weg in die Rezession
Als Ursprungsereignis für den wirtschaftlichen Abstieg wurde vielerorts die 1. Ölpreiskrise in Folge des Jom-Kippur-Krieges genannt. Die Unterstützung Israels durch die USA wurde von den erdölexportierenden Ländern (OPEC) zum Anlass genommen den Erdölpreis drastisch zu erhöhen und die Liefermengen zu verringern. Direkt betroffen von den Einschränkungen waren die USA und die Niederlande, an die gar kein Öl mehr geliefert wurde. Der Rohölpreis stieg 1973 daraufhin von 2,59 auf 11,65 US-Dollar je Barrel an, was eine Preissteigerung von 450 % ergibt. Die Regierung der Bundesrepublik war von den Auswirkungen vorerst nicht direkt betroffen, ergriff aber Maßnahmen in Form des Energiesicherungsgesetzes vom 9. November, des Anwerbestopps für ausländische Arbeitskräfte im selben Monat und des Sonntagsfahrverbotes, welches politisch von großem Erfolg war. Die Bevölkerung hat dadurch bewiesen, dass sie „imstande ist, solidarisch zu handeln“.(NORTH 2000: 387) Da die politischen Einschränkungen aber eher marginaler Natur waren, setzte in Folge der Ölkrise nun eine typisch ökonomischer Ursachen-Wirkungsprozess ein: Die Unternehmen gaben die gestiegenen Ölpreise an die Konsumenten weiter, die ihrerseits wieder höhere Löhne forderten. Dieser Prozess beschleunigte die Inflation und die Bundesbank sah sich gezwungen eine restriktive Geldpolitik zu betreiben. Ihr „geldpolitischer Spielraum war mit dem Zusammenbruch des Bretton – Woods – Systems gewachsen“. (PROLLIUS 2006: 187) Sie war nun der Auffassung, dass Konjunkturpolitik im Sinne der Globalsteuerung nicht mehr erfolgsversprechend wäre.
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Zu dieser Erkenntnis kann man auch kommen, wenn man sich die Definition der Globalsteuerung betrachtet, welche besagt, „dass alle wirtschaftlichen Faktoren in ausreichendem Maße angeboten werden und sich die Akteure unmittelbar am Markt orientieren.“(NORTH 2000: 389) Dies war aber infolge des Wirtschaftsbooms nicht der Fall, da die Inflationsrate 1973 mittlerweile die 7 % - Marke erreichte und eine Anpassung der Lohnzuwachsraten durch die hohe Inflation schwierig war. In Folge dieses Prozesses ist dann eine Entwicklung von statten gegangen, die man als Anspruchsinflation bezeichnet. Die Gewerkschaften und Arbeitnehmerverbände orientierten sich an den hohen Preisen und gingen von einer zweistelligen Inflationsrate aus. Ihr Ziel war es, durch die gesteigerten Preise, angepasste Lohnsteigerungen zu erzwingen. Mithilfe zahlreicher Fürsprecher aus den Reihen der SPD gelang es den Gewerkschaften, wie im prominenten Beispiel der ÖTV, Tarifabschlüsse mit entsprechenden Lohnzuwächsen von bis zu 12 % durchzusetzen. Dies hatte maßgeblichen Einfluss auf die niedrigeren Investitionstätigkeiten der Unternehmen, da „die Reallöhne viel zu hoch ausfielen.“(WALTER 1995 : 233) Logische Konsequenz waren Entlassungen und ein negativer Einfluss auf die Konjunktur.
Politisch wurde diesem Hergang aber nicht allzu große Bedeutung beigemessen, da man im Allgemeinen davon ausging, dass die Wirtschaft im Stande sei, diese Einbußen zu kompensieren. Auch Helmut Schmidt, der sich nach wie vor an der Phillips- Kurve orientierte, nahm „die Inflation billigend in Kauf.“ (PROLLIUS 2006: 188) So lautete auch die Prophezeiung des Sachverständigenrates, dass der Realzuwachs im Jahr 1975 voraussichtlich 2,5 % des BSP betragen werde.
Im nächsten Teilabschnitt wird nun schnell klar, warum sich diese Annahme als Trugschluss erweist.
2.2. Eine Krise jagt die Nächste - Von Stagflation bis 2. Ölkrise
1975 ereilt das Land die „schärfste Rezession seit der Nachkriegszeit.“(JÄGER 1987: 15) Trotz vielerlei konjunkturellen und zinspolitischen Maßnahmen waren im Jahr 1975 nahezu alle Sektoren von der Krise betroffen. In Zahlen ausgedrückt hieß das einen Rückgang des BIP um 1,8 %, eine gestiegene Arbeitslosenquote auf mittlerweile 4,7 % und ein Absenken der Investitionsquote auf 19,7 %.
Ursachen dieses Prozesses lassen sich vor allem in den Auswirkungen der Ölpreiskrise erkennen, die sich in Deutschland erst 1975 voll entfaltet. Desweiteren trugen unter anderem auch die bereits erwähnten Fehler der Tarifparteien und wissenschaftliche Fehlprognosen zur Rezession bei.
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- Citation du texte
- Denny Ehrlich (Auteur), 2007, Nach dem Aufstieg kommt der Fall, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83130
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