Wohl jedem ist heutzutage die Magellanstrasse bekannt. Im Spanischen wird sie als Estrecho de Magallanes bezeichnet. Sie befindet sich am südlichsten Punkt des Festlandes von Argentinien und dem Feuerland, als darunter liegende Insel. Durchfahren bzw. entdeckt wurde diese Strasse bei einem der zahlreichen Unternehmen von Seefahrern im 16. Jh. mit dem Ziel, die Gewürzinseln über den westlichen Seeweg zu erreichen. Darüber hinaus spielte natürlich der wirtschaftliche und persönliche Nutzen in Form von Ehre, die Befriedigung der Neugier über andere Kulturen und Landschaften oder nur die Abenteuerlust eine Rolle. Geschichtlich einzuordnen ist dieses Unternehmen somit in die koloniale Epoche Lateinamerikas, die weit über drei Jahrhunderte den „neuen“ Kontinent prägte. Bei diesem Seefahrtunternehmen war neben dem Fernando de Magallanes auch der Seefahrer und Schriftsteller Antonio Pigafetta an Bord, der Tagebuch schrieb und der Nachwelt somit wertvolle Augenzeugenberichte und Informationen über den Verlauf dieser Umseglung hinterließ.
Der Titel dieser Arbeit weist auf zwei wesentliche Aspekte hin. Einerseits auf die kolonialen Eroberungen dieser Zeit, deren Antonio Pigafetta Zeuge wurde, zum anderen auf das Tagebuch als Form des Reisebericht als Spiegel dieses Zeitgeistes.
Zentrales Thema ist das Werk von Antonio Pigafetta: "Primer viaje en torno del globo" sein. Dieses Thema soll im literarischen und geschichtlichen Kontext analysiert werden.
Um das Werk in seinen geschichtlichen Rahmen zu bringen, erfolgt nach der Einleitung ein Überblick über die koloniale Epoche Lateinamerikas. Im zweiten Kapitel der Arbeit wird das Seefahrtunternehmen Magalhães, an dem Antonio Pigafetta teilnahm, näher beleuchtet. Wie ist es einzuordnen im Vergleich zu anderen Seefahrtunternehmen. Welches Ziel steckte dahinter, welche Bedeutung hatte es im Kontext der territorialen Expansion?
Nach diesem thematischen eher geschichtlichen Diskurs über die Kolonisation Spaniens folgt der Einstieg in die literaturwissenschaftliche Sphäre. Dabei sollen Fragen wie : Welche Bedeutung hatte Anfang des 16. Jahrhunderts der Reisebericht? Kann er ein authentisches Bild der Realität schaffen?
Zum Schluss erfolgt dann die Analyse Pigafettas Werkes: Primo Viaggio in torno al Globo Terracqueo. Untersucht werden soll unter anderem sein Schreibstil, das Grundmuster seines Reiseberichtes, religiöse Bezüge, die Beziehung zu seinem Kapitän Magalhães, seine Position zu Frauen.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Überblick über die koloniale Epoche Hispanoamerikas
2.1 Koloniale Eroberungen bis zur Entdeckung Amerikas
2.2 Die neue Welt unter Spanien und Portugal
3. Das Seefahrtunternehmen von Fernando de Magallanes – Die Reise zu den Gewürzinseln
4. Reiseliteratur der Renaissance
4.1 Die Wandlung
4.2 Der Reisebericht als Text
5. Pigafettas Werk: Primer viaje alrededor del globo
5.1 Der Autor Antonio Pigafetta
5.2 Analyse seines Werkes
5.2.1 Die Editionen
5.2.2 Titelblatt und Vorwort
5.2.3 Eröffnung und Abschluss des Reiseberichtes
5.2.4 Beschreibung des Kapitäns
5.2.5 Die Beschreibung der „neuen“ Welt
5.2.6 Etymologie im Werk
5.2.7 Religiöse Bezüge
5.2.8 Mythos und Legende- Wahrheit oder Fiktion
6. Zusammenfassung
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Wohl jedem ist heutzutage die Magellanstrasse bekannt. Im Spanischen wird sie als Estrecho de Magallanes bezeichnet. Sie befindet sich am südlichsten Punkt des Festlandes von Argentinien und dem Feuerland, als darunter liegende Insel. Durchfahren bzw. entdeckt wurde diese Strasse bei einem der zahlreichen Unternehmen von Seefahrern im 16. Jh. mit dem Ziel, die Gewürzinseln über den westlichen Seeweg zu erreichen. Darüber hinaus spielte natürlich der wirtschaftliche und persönliche Nutzen in Form von Ehre, die Befriedigung der Neugier über andere Kulturen und Landschaften oder nur die Abenteuerlust eine Rolle. Geschichtlich einzuordnen ist dieses Unternehmen somit in die koloniale Epoche Lateinamerikas, die weit über drei Jahrhunderte den „neuen“ Kontinent prägte. Bei diesem Seefahrtunternehmen war neben dem Fernando de Magallanes auch der Seefahrer und Schriftsteller Antonio Pigafetta an Bord, der Tagebuch schrieb und der Nachwelt somit wertvolle Augenzeugenberichte und Informationen über den Verlauf dieser Umseglung hinterließ.
Der Titel dieser Arbeit weist auf zwei wesentliche Aspekte hin. Einerseits auf die kolonialen Eroberungen dieser Zeit, deren Antonio Pigafetta Zeuge wurde, zum anderen auf das Tagebuch als Form des Reisebericht als Spiegel dieses Zeitgeistes.
In dieser Arbeit soll zentrales Thema das Werk von Antonio Pigafetta: Primer viaje alrededor del globo sein .[1] Dieses Thema soll im literarischen und geschichtlichen Kontext analysiert werden. Um das Werk in seinen geschichtlichen Rahmen zu bringen, erfolgt nach der Einleitung ein Überblick über die koloniale Epoche Lateinamerikas. Wesentliche Informationen gaben mir dazu der Text von Frauke Gewe name="_ftnref2" title=""> [2], der Text von Tzvetan Todorov: Die Eroberung Amerikas. Das Problem des Anderen[3], und der Text von Manuel Lucena Salmoral: Hispanoamérica en la época colonial[4]. Im zweiten Kapitel der Arbeit wird das Seefahrtunternehmen Fernando de Magallanes, an dem Antonio Pigafetta teilnahm, näher beleuchtet. Wie ist es einzuordnen im Vergleich zu anderen Seefahrtunternehmen und welches Ziel steckte dahinter?
Nach diesem thematischen, eher geschichtlichen, Diskurs über die Kolonisation Spaniens folgt die Einordnung des Tagebuches in die entsprechende literaturwissenschaftliche Gattung. Dabei wird die Reiseliteratur der Renaissance, als Spiegel, der im Vorfeld dargestellten geschichtlichen Entwicklung, dargestellt. Hierbei werden Fragen wie: Welche Bedeutung hatte Anfang des 16. Jahrhunderts der Reisebericht? Wie ist er in die geschichtlichen Ereignisse einzuordnen? Kann er ein authentisches Bild der Realität schaffen? Wie ist er strukturiert? beantwortet werden. Als Grundlage dazu, diente das Buch von Holger Kürbis: Hispania descripta. Von der Reise zum Bericht[5], von Justin Stagl: Bildungsreise und Reisemethodik von 1560 bis 1600. [6] und der Text von Ludwig Schrader Kolumbus.[7]
Im vierten Kapitel erfolgt dann die Analyse des Werkes: Primer Viaje alrededor del g lobo. Nach der Vorstellung des Autors werden die jeweilig zu untersuchenden Gesichtspunkte durch einzelne Unterkapitel gegliedert. Untersucht werden sollen, mit Blick auf die geschichtlichen, naturwissenschaftlichen und literarischen Aspekte dieser Zeit, unter anderem sein Schreibstil, das Grundmuster seines Reiseberichtes, die Beziehung zu seinem Kapitän Fernando de Magallanes, etymologische Begriffe, der Aspekt Wahrheit oder Fiktion und religiöse Bezüge. Für diesen Teil der Arbeit ist das Tagebuch des Antonio Pigafetta einmal in spanischer und einmal in deutscher[8] Ausgabe Grundlage gewesen.
Nach der Analyse des Textes erfolgt in der Zusammenfassung die Darstellung der wichtigsten Ergebnisse, die im Verlauf dieser Arbeit gewonnen wurden.
1. Überblick über die koloniale Epoche Hispanoamerikas
1.1 Koloniale Eroberungen bis zur Entdeckung Amerikas
Das Seefahrtunternehmen von Magallanes von 1519-1522 ist in die koloniale Epoche Lateinamerikas einzuordnen. Somit war es nicht eines der ersten und bedeutendsten, wie bereits bekannt ist. Die gesamte koloniale Epoche erstreckte sich über mehr als drei Jahrhunderte. Sie fand ihren Beginn zum Ende des 15. Jahrhundert und dehnte sich bis zum Anfang des 19.Jahrhundert aus.
Wie nahmen die kolonialen Eroberungen ihren Anfang? Mit der Erfindung des Kompasses brauchten sich die Seefahrer nicht mehr an den Küstenlinien zu orientieren und wagten sich somit an die Überquerung der Ozeane. Die Türken hatten schon den Landweg nach Osten sehr stark verschlossen und Berichte aus dem fernen Indien, reich an unbekannten Gewürzen und edlem Metall, führten dazu, dass die Bestrebungen den Osten über den Seeweg zu erkunden immer stärker wurden. Die ersten Entdeckungsreisen wurden von den am stärksten zentralisierten Königreichen in Europa durchgeführt, von Spanien und Portugal, die aufgrund ihrer geographischen Lage die besten Vorrausetzungen dafür hatten und über die ganze koloniale Epoche in Konkurrenz standen. Seit dem 12. Jh. existierte in Spanien die nationale Flotte. In Kastilien befand sich auch das Zentrum für Kosmographie, wo Fächer wie Mathematik, Nautik und Astronomie gelehrt wurden. Ende des 14. Jahrhunderts wurden kastilische Galeeren mit Bordgeschützen ausgerüstet. Mit dieser militärischen Überlegenheit erklärte Spanien seine Monopolstellung für den Handel über die Seewege. Am Anfang des 15. Jahrhunderts übernahm dann aber Portugal zunächst die führende Position bei der territorialen Erschließung im atlantischen und afrikanischen Raum. Sie hatten im Verlauf des Jahrhunderts die westafrikanische Küste erkundet und 1488 das Kap der Guten Hoffnung entdeckt. In dieser Zeit besaß Portugal einen unermesslichen Vorsprung gegenüber Spanien. Portugal schien durch die Umschiffung der Südspitze des afrikanischen Kontinents von Bartolomeo Días den Zugang zum Orient auf einer weit sicheren Route zu finden, als über den Weg, den Cristóbal Colón als Ziel hatte. Bis dahin hatte Spanien die Kanarischen Inseln annektiert, konnte aber auf Grund der andauernden Reconquista, die viel Geld kostete, nicht viel Augenmerk auf die Entdeckung neuer Länder legen. Portugal bekam im Vertrag von Alcazobas von 1479 die Dominanz über das afrikanische Küstengebiet, den Kapverden und den Azoren zugesagt, Spanien musste sich mit der Herrschaft über die kanarischen Inseln begnügen.[9]
Nachdem 1492 Granada als letzte Bastion der Mauren wieder erobert werden konnte und damit die Reconquista beendet war, konnte sich Spanien auch seinen kolonialen Eroberungen wieder zuwenden. Nicht dahinter zurück standen die Christianisierungsversuche der spanischen Kirche. Ziel war es Portugal zumindest gleichzuziehen und so finanzierte Spanien, dem vorher von Portugal abgewiesenen Cristóbal Colón 1492 ein Seefahrtunternehmen, welches versprach, Indien auf einer Route nach Westen zu erreichen[10]. Nach 6 Jahren Wartezeit wurde nun Cristóbal Colón vom spanischen König erhört. Colón landete mit 3 Karavellen 1492 in der neuen Welt auf einer Insel, die er San Salvador nannte. Er entdeckte bekanntermaßen über den westlichen Seeweg Amerika, war aber trotzdem der Meinung vor der Küste Ostasiens gewesen zu sein.
1.2 Die neue Welt unter Spanien und Portugal
Als Cristóbal Colón 1493 von seiner Transatlantikfahrt wieder zurückkehrte, begann zwischen Spanien und Portugal der Streit um die Oberhoheit der entdeckten Gebiete, denn der König von Portugal erhob ebenfalls Anspruch. Schlichter wurde in diesem Streit die Kirche. Der spanische Papst Alexander VI. teilte im Vertrag von Tordesillas 1494 die neue Welt zwischen Spanien und Portugal auf. Die Trennungslinie belief sich auf 370 Meilen westlich der äußersten Azoren Insel. So fielen weite Regionen im Osten Südamerikas, wie Brasilien in den portugiesischen Hoheitsbereich.[11] Die Reise von Cristóbal Colón legte somit den Grundstein für die Entwicklung Spaniens zum Überseereich in Mittel- und Südamerika. Große Mengen an Gold und Silber steigerten den Reichtum des spanischen Königreiches und stimulierten die europäischen Finanzmärkte.
In den nächsten 2 Jahrzehnten wurden von Hispañola und Kuba aus die Karibik mit den Küstenregionen Venezuelas, Kolumbiens und Mittelamerikas erkundet. Von Spanien aus starteten zahlreiche kleine Expeditionen, die an der nördlichen Küstenlinie von Brasilien und der drei Guyanas entlangfuhren. Alle Expeditionen drangen kaum in das Landesinnere des Kontinents vor.[12] Cristobal Colon selbst startete noch weitere 3 Entdeckungsreisen, immer noch auf der Suche nach der Westpassage nach Asien, obwohl ihm Vasco da Gama am 20. Mai 1498 mit der Ankerlegung vor Calicut schon zuvorgekommen war und damit der Herrschaft Portugals im Indischen Ozean den Weg ebnete[13].
Mit Beginn des 16. Jahrhunderts begannen spanische kontinentale Eroberungszüge, die die Inlandsregionen im nördlichen Teil Südamerikas erschlossen. Vorher wurden schon große Teile Mexikos, Mittelamerika und das Inkareich, bis zur Höhe des 40. südlichen Breitengrades erobert. Die Nord- und Ostküste Südamerikas wurde dagegen vernachlässigt, sie lag im Hoheitsgebiet Portugals.[14] Doch als sich die Nachricht verbreitete, das Portugal kurz davor ist die Molukken zu entdecken, wurde der Ehrgeiz Spaniens den Portugiesen zuvorzukommen wieder wachgerüttelt.[15] Wenn Spanien ein Weg über die westlichen Meere zu diesen Inseln finden würde, der Portugals Gebiet nicht berührt, könnte es seine Gewürze schneller, günstiger und gefahrloser als Portugal importieren und damit wesentlich an Macht gegenüber Portugal gewinnen. Im Auftrag des spanischen Königs sollte nun verstärkt das La- Plata Gebiet erforscht werden und so wurde Fernando de Magallanes beauftragt über den westlichen Seeweg die Molukken zu erreichen. Damit startete das Seefahrtunternehmen von Magallanes, bei dem Antonio Pigafetta als Schiffsschreiber anwesend war.
3. Das Seefahrtunternehmen von Fernando de Magallanes - Die Reise zu den Gewürzinseln
Wie schon im ersten Kapitel erwähnt, wurde die Suche nach den Gewürzinseln für Spanien wieder interessant mit der Kunde, dass Portugal kurz davor war, sie zu erreichen. Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts wurde der Handel mit den Gewürzen von venezianischen und islamischen Händlern kontrolliert. Dieser Handel leerte schnell die Staatskassen und somit musste ein Weg gefunden werden, an diese wertvollen Kräuter auf anderem Wege zu gelangen. Portugal fand die Gewürzinseln über den östlichen Seeweg. Darüber schrieb Francisco Serrão.[16] Doch es musste doch auch eine Möglichkeit geben, diese Inseln durch die Gewässer des spanischen Hoheitsgebietes zu finden. Das dachte sich zumindest Fernando de Magallanes.[17] Als portugiesischer Seefahrer[18], hatte er für die portugiesische Krone viele Expeditionen unternommen, ihm wurde aber immer der skrupellose Affonso d’Albuquerque, Generalkapitän der portugiesischen Flotte vorgezogen. Als er sich für die Reise zu den Molukken meldete, lehnte ihn der Generalkapitän auf brüske Weise ab. Nun war er zum Nichtstun verdammt, was seinen Hass auf Affonso d’Albuquerque schürte und ebenfalls auf ganz Portugal.[19] Da er von der portugiesischen Krone abgelehnt wurde, wandte er sich mit seinen Plänen an den spanischen König Carlos I., der sein Projekt unterstützte. Über den westlichen Seeweg könnte Spanien den schnellsten und kürzesten Weg zu den Gewürzen finden und damit Portugal die Vorherrschaft im europäischen Handel mit den Gewürzen abnehmen. Zugleich können die neu entdeckten Gebiete unter Vorherrschaft der spanischen Krone gestellt und christianisiert werden. Das erkennt auch König Carlos I. und finanziert dieses Vorhaben.[20] Dass beim Erfolg dieser Reise bewiesen sein wird, dass die Erde rund ist, war erstmal von zweitrangiger Bedeutung.
Obwohl Spanien sehr schnell seine Unterstützung zusagte, dauerte es doch noch anderthalb Jahre bis zur Abfahrt der Flotte. Die Pläne Portugals Magallanes zurück zu gewinnen, sein Vorhaben scheitern zu lassen und die begrenzten finanziellen Mittel der spanischen Krone ließen den Antritt der Fahrt verzögern.[21] Am 10. August 1519 war die Armada startklar. Sie bestand aus 5 Schiffen: der Trinidad unter dem Kommando des Generalkapitäns Fernando de Magallanes, der San Antonio geführt von Juan de Cartagena, der Concepción unter dem Kommando von Gaspar de Quesada, der Victoria mit Kapitän Luis de Mendoza und der Santiago mit Juan Serrano. Nach Beschreibung eines portugiesischen Gesandten, der seinen König immer über den aktuellsten Stand des Vorhabens Magallanes Bericht erstattete, sahen die Schiffe ziemlich schlecht aus.
Diese sogenannte Flotte besteht aus fünf alten schäbigen Schiffen, von denen eines 110 Tonnen hat, die anderen mögen nach meiner Schätzung ein jedes 60 bis 80 Tonnen haben. Auf keinem dieser Schiffe wollte ich auch nur bis zu den kanarischen Eilanden fahren, denn das Holz ihrer Spanten ist morsch. […] Die Artillerie ist schäbig wie die Flotte selbst. Acht kleinkalibrige Kanonen- das ist alles, was man Magalhães zur Verfügung gestellt hat. Und Tauschwaren besitzt er bis jetzt überhaupt nicht. Wenn sie den Schiffen und den Kanonen gleichen werden, wird er für sie nur wenig Gewürze eintauschen können, sofern diese morschen Kähne die Gewürzinseln überhaupt erreichen. […] Aber das ist noch nicht alles. Zwischen Magalhães und Faleiro, dem verrückten Astronomen ist ein Streit ausgebrochen. Und deshalb glaube ich, dass die Geduld des spanischen Königs bald erschöpft sein wird.[22]
Anhand dieses Zitates lassen sich zwei wichtige Punkte ablesen. Einerseits wurde bei dem Vorhaben doch erheblich an Geld gespart, die Schiffe waren nicht von ausgezeichneter Qualität, andererseits gab nicht genug Tauschwaren und schon vor der Abfahrt gab es Auseinandersetzungen zwischen Magallanes und Faleiro, den beiden Organisatoren der Reise.
Da es Karl V. wenig gefiel, dass zwei Portugiesen dieses Unternehmen leiten, schloss er Faleiro aus und setzte an seine Stelle den Spanier Juan de Cartagena, der unter anderem auch dafür sorgen sollte, dass Magallanes nicht vergisst unter welcher Flagge er segelt.[23] Dafür, dass das Vorhaben von der spanischen Krone finanziert wurde, fuhr ein Großteil Ausländer mit. Robert Grün gibt auch in seiner Einführung zum Tagebuch des Antonio Pigafetta gleich den Grund dafür an. Auf der Suche nach den Gewürzinseln war erst 4 Jahre vorher Juan Díaz de Solis an dem Strom Río de Solis von Kannibalen ermordet worden. Somit stand ganz Spanien abgesehen vom König und Juan de Fonseca, Vorsitzender des Rates von Indien dem ganzen Unternehmen sehr zurückhaltend gegenüber.[24]
In Erwartung der Gefahren verschwieg auch Magallanes bewusst seiner Mannschaft an Bord, welchen Plan er verfolgte. Mit 5 Schiffen und 237 Mann Besatzung ging er auf Erkundungsreise. Im November 1519 landete er in Südamerika.
Am Anfang des folgenden Jahres erkundete er die Mündung des Río de la Plata in Argentinien beziehungsweise Uruguay. Nach einem monatelangen Aufenthalt im Hafen San Julián segelte er weiter zum Pazifischen Ozean durch die bekannte Meerstraße zwischen Südamerika und Feuerland, die später seinen Namen bekam. Für die rund 530 Kilometer lange Strecke benötigte Fernando de Magallanes rund 38 Tage. Den Pazifischen Ozean erreichte er mit drei Schiffen. Für die Durchquerung des unbekannten Gewässers benötigte die Expedition rund dreieinhalb Monate. Über die Marianen, der Inselgruppe im Pazifischen Ozeans, östlich der Philippinen und südlich von Japan, entdeckte Magallanes im März 1521 eine neue Inselgruppe, die er zu Ehren König Philipps II. als Philippinen benannte. Im April segelte er die dazugehörige Insel Zubu an. Mit den dortigen Inselbewohnern vereinbarte er eine Unterstützung beim Angriff auf die Nachbarinsel Matan. Nachdem er auf der Insel angekommen und der Kampf entbrannt war, fiel Fernando de Magallanes am 27. April 1521 den Kampfhandlungen zum Opfer. Von den 5 gestarteten Schiffen erreichte nur die Victoria über das Kap der Guten Hoffnung den spanischen Hafen von Sevilla, womit ihr die Weltumsegelung gelang.
4. Reiseliteratur der Renaissance
4.1 Die Wandlung
Mit dem Zeitgeist der Renaissance hatte in Europa die Mobilität gegenüber der Stabilität wesentlich an Bedeutung gewonnen. Diese legitimierte Mobilität ermöglichte das Zeitalter der Entdeckungen.[25] Der neue Zeitgeist, des Neuentdeckens, aber auch der Kolonisierung und Christianisierung beeinflusste selbstverständlich auch die Literatur der Renaissance, welches sich in einer neuen Form des Reiseberichtes niederschlug, der sich nach Wolfgang Neuber zu einer für neue Erfahrungsinhalte offenen Literaturgattung formte. Er wandelte sich von der Fachprosa zur Sachprosa.[26] Diese Wandlung erklärt sich für ihn mit der Aufsplittung der im Mittelalter existierenden Kategorien weltlich und geistig. Weltlich waren Themengebiete wie Seefahrt, Erdkunde und Handel, geistliche Reisen, dienten zur Beglaubigung der Heilsgeschichte. Die Geschichte der Textsorte Reisebericht lässt sich laut Holger Kürbis in ihrer abendländischen Version bis zurück in die Antike verfolgen[27].
[...]
[1] Pigafetta, Antonio: Primer viaje alrededor del globo. Kommentiert von Prof. Nelson Martínez Días. Barcelona: Ediciones Orbis, 1986.
[2] Gewecke, Frauke: Wie die neue Welt in die alte kam. Stuttgart: Klett-Cotta, 1986; Nachdruck München: dtv, 1992.
[3] Todorov, Tzvetan: Die Eroberung Amerikas. Das Problem des Anderen. Frankfurt/Main, 1985.
[4] Lucena Salmoral, Manuel: Hispanoamérica en la época colonial. en Luis Iñigo Madrigal (Coord.): Historia de la literatura hispanoamericana.: Tomo. I, Época colonial. Madrid: Catedra, 1982.
[5] Kürbis, Holger: Hispania descripta. Von der Reise zum Bericht. Frankfurt am Main: Peter Lang, 2004.
[6] Stagl, Justin; ARS Apodemica: Bildungsreise und Reisemethodik von 1560 bis 1600. In: Neukirch, Dieter; Von Ertzdorff, Xenja (Hrsg.): Reisen und Reiseliteratur im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Amsterdam-Atlanta, GA: Rodopi, 1992.
[7] Schrader, Ludwig: Kolumbus. In: Peter Wunderli (Hrsg.): Reisen in reale und mythische Ferne. Reiseliteratur in Mittelalter und Renaissance. Düsseldorf: Droste, 1993.
[8] Pigafetta, Antonio: Die erste Reise um die Erde. Herausgegeben und übersetzt von Robert Grün. Tübingen-Basel: Horst Erdmann Verlag, 1968.
[9] vgl. Manuel Lucena Salmoral 1982, S.11.
[10] vgl. Manuel Lucena Salmoral 1982, S.11.
[11] vgl. Frauke Gewecke 1986, S. 16-17.
[12] vgl. Frauke Gewecke 1986, S. 17.
[13] vgl. Antonio Pigafetta 1968, S. 9-10.
[14] vgl. Frauke Gewecke 1986, S.18.
[15] vgl. Manuel Lucena Salmoral 1982, S. 12.
[16] vgl. Antonio Pigafetta 1968, S.34.
[17] vgl. Antonio Pigafetta 1968, S.35.
[18] sein bürgerlicher Name ist Fernão de Magalhães, in Spanien wurde er zu Fernando de Magallanes. Vgl. Antonio Pigafetta 1968, S.37
[19] vgl. Antonio Pigafetta 1968, S.32.
[20] vgl. Antonio Pigafetta 1968, S.38.
[21] vgl. Antonio Pigafetta 1968, S.42-44.
[22] Antonio Pigafetta 1968, S.45.
[23] vgl. Antonio Pigafetta 1968, S.46.
[24] vgl. Antonio Pigafetta 1968, S.47.
[25] vgl. Justin Stagl 1992, S.141-144.
[26] vgl. Justin Stagl 1992, S.144-145.
[27] vgl.: Holger Kürbis, S.269, in: Brenner , Peter J. (Hrsg.) Der Reisebericht in der deutschen Literatur. Ein Forschungsüberblick als Vorstudie zu einer Gattungsgeschichte, Tübingen 1990. (= Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur,2. Sonderheft ) S.1.
- Citar trabajo
- Janka Wunderlich (Autor), 2006, El Primer Viaje alrededor del globo - Zeugnis kolonialer Eroberungen und der Reiseliteratur des 16. Jahrhunderts , Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83090
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