Der erfolgreich in die Tat umgesetzte Unterrichtsentwurf inklusive Strukturskizze und Anlagen fragt nach den Faktoren, die die innere und äußere Welt sterbender Kinder bestimmen, und danach welche Möglichkeiten und Grenzen der Seelsorge an sterbenden Kindern gesetzt sind. Allgemeine Ziele der Unterrichtsstunde sind dabei u. a. 1. nicht nur die Kenntnis der fünf Bewusstheitsstufen sterbender Kinder, sondern auch die Fähigkeit, sie einem konkreten Fall zuordnen zu können. 2. Die Schüler sollen ansatzweise für den Prozess des Sterbens sensibilisiert werden, um in einem wirklichen Fall nicht tatenlos „daneben“ stehen zu müssen.
Die Schüler einer 9. Klasse Gymnasium arbeiteten dank des authentischen Beispiels sehr interessiert am Unterricht mit.
Inhaltsverzeichnis
1. Sachanalyse
2. Didaktische Analyse
2.1 Bezug zum Lehrplan
2.2 Gegenwartsbedeutung
2.3 Zukunftsbedeutung
2.4 Lernziele
2.5 Lernzielbereiche
3. Methodische Überlegungen
3.1 Einstieg
3.2 Erarbeitungsphase
3.3 Präsentation
3.4 Schlussdiskussion
4. Strukturskizze
5. Literaturverzeichnis
6. Anlagen
1. Sachanalyse
1.1 Welche Faktoren bestimmen die äußere und innere Welt sterbender Kinder ?
Jede Sterbeform ist das Resultat einer wechselseitigen Bedingung von[1]
personalen und sozialen bzw. situationalen Aspekten.
Was zu beachten ist:
Das Sterbealter des Kindes; (0 - 15 Jahre)
Die Todesursache; bzw. Unfall, gewaltsam herbeigeführte Lebenskrise, zum
Tode führende Grunderkrankung, welche fortschreitend persönlichkeitsverän-
dernd wirkt.
Die Krankheitsart; erstens Krankheiten, die den Körper beeinträchtigen und
zweitens solche, die sowohl den Körper als auch den Geist in Mitleidenschaft
ziehen und dem Kind eine bewusste Auseinandersetzung mit einer tödlich
verlaufenden Krankheit erschweren bzw. verhindern.
Grundsätzliche Frage: Wie empfinden und verarbeiten Kinder medizinische Eingriffe und häufiger und länger werdende Krankenhausaufenthalte?
(Zwangs-) Maßnahmen diagnostischer und therapeutischer Art werden als
massive Verletzung der kindlichen Persönlichkeitsrechte wahrgenommen
Aufgrund häufiger (werdender) Krankenhausaufenthalte kommen starke
Trennungsgefühle und –ängste auf
Die nicht aufzuhaltenden Verschlechterungen (Rezidiven) des Gesundheits- bzw.
Krankheitsstandes führen beim Kind häufig dazu, dass es seinen Körper mehr
und mehr als feindliches, schwächendes und attackierendes Gegenüber erfährt
Weil medizinische Eingriffe oft auch als Angriffe empfunden werden, werden sie
nicht bejaht, sondern abgewehrt. Damit wird der Kampf des Kindes gegen die
Krankheit zum Kampf gegen sich selbst und kann zu depressiven
Zusammenbrüchen oder aggressiven Ausbrüchen führen
Aufgrund der ständigen Verbesserungen (Remissionen) und Verschlechterungen
im Krankheitsverlauf finden durch das damit verbundene Hoffen und Bangen
Veränderungen im Selbstkonzept des betroffenen Kindes statt
1.2 Veränderungen im Selbstkonzept oder fünf Bewußtheitsstufen sterbender Kinder
Diese Fünf Bewusstheitsstufen (stages of awareness) werden mit Abweichungen[2]
und Überlappungen – eine gewisse geistige Präsenz vorausgesetzt – selbst dann
durchlaufen, wenn in der Gegenwart des Kindes das Thema Tod ausgeblendet
wird.
Auch wenn diese fünf Bewußtheitsstufen als wirklichkeitsgliederndes Schema
gelten können, hat es nicht den Anspruch ein Regelprinzip mit allgemeingültigem
Charakter zu sein
1.2.1 Das verwundete Kind
Vor allem jüngere Kinder reagieren erschrocken und schockiert auf die
furchterregenden und schmerzhaften Prozeduren, die mit der erforderlichen
Diagnostik einhergehen
Sie erkennen, dass sie keine Chance haben diese massiven Eingriffe zu
ignorieren
Kinder verarbeiten diese sowohl physischen als auch psychischen Traumata,
indem sie anderen und sich selbst ihre körperlichen Verletzungen zeigen
In dieser Phase beschäftigt die Kinder vor allen Dingen die mögliche Trennung
von allem was ihnen vorher Halt gab und der Verlust von Freiheit
1.2.2 Das kooperierende Kind
Weil das Kind begreift, dass es ernsthaft krank ist, konzentriert es sich darauf,
Informationen über bestimmte Heilmittel und –behandlungen zu sammeln
Das Kind setzt große Hoffnungen auf die Kompetenz der Ärzte/innen, weil es an
der Überwindung seiner Krankheit keinen Zweifel lässt
Die erste Remission im Krankheitsverlauf festigt diesen Glauben
Das erste Rezidiv erschüttert das schwer erworbene kindliche Vertrauen oder
kann es sogar völlig zerstören
1.2.3 Das zurückgezogene Kind
Eine solche Verschlechterung im Krankheitsverlauf bewirkt, dass sich die
Kommunikationsbemühungen auf Gleichaltrige und ebenfalls Kranke konzentriert
Das Kind beginnt erstmals den Zweck bestimmter Medikamente und Maßnahmen
zu hinterfragen und anzuzweifeln
In dieser Phase der Andersartigkeit entwickeln Kinder einen Gemeinsinn und eine
Sonder-Identität, die nicht nur die als bedrohlich wahrgenommene Aussenwelt,
sondern auch den Familienverbund aussperrt und nach außen separiert
1.2.4 Das misstrauische Kind
Das Kind wird argwöhnischer und interpretiert das Benehmen seiner Umwelt als
Reflex auf eigenes Fehlverhalten
Es kommt die Angst auf nicht mehr wichtig zu sein oder eine Belastung
darzustellen
es entsteht die Gewissheit, dass der Kreislauf von Remissionen und Rezidiven
durch den Tod aufgebrochen werden wird, die den Patienten alles andere als
zuversichtlich leben lässt
Es kommen starke Einsamkeitsgefühle auf
1.2.5 Das ahnungsvolle Kind
Das Kind bekommt etwas davon mit, dass andere Kinder mit ähnlicher Diagnose
wie es selbst sterben und bezieht diese Beobachtung auf sich
Es schränkt daraufhin seine Aktivitäten ein und geht oft zu sitzenden Tätigkeiten
über, wie z.B. Malen, die psychisch eine größere Konzentration zulassen
Die Kinder vermeiden den Kontakt mit Gegenständen, die verstorbenen Kindern
gehörten
Es keimt schließlich die Einsicht auf, dass alle tapfer ertragenen diagnostischen
bzw. therapeutischen Eingriffe im Kampf gegen den Tod unterliegen
Diese Todesahnungen können dazu führen, dass es alle Eingriffe verweigert oder
mit Weinen und Jammern kommentiert und es sich eher rebellisch aufführt
Die Todesahnungen der fünften Bewußtheitsstufe kann das sterbende Kind in der
Regel nicht in sichere Gewissheiten überführen
1.2.6 Bedeutung der Bewußtheitsstufen für die Seelsorge
Aufgabe der Seelsorge, verstanden als Bewußtheitsarbeit, ist es nicht, die höchst[3]
mögliche Bewußtheitsstufe herbeizuführen, sondern die Bewusstheitsformen
transparent zu machen und in ihnen zu begleiten
1. Sachanalyse
1.1 Welche Faktoren bestimmen die äußere und innere Welt sterbender Kinder ?
Jede Sterbeform ist das Resultat einer wechselseitigen Bedingung von
personalen und sozialen bzw. situationalen Aspekten.
Was zu beachten ist:[1]
Das Sterbealter des Kindes; (0 - 15 Jahre)
Die Todesursache; bzw. Unfall, gewaltsam herbeigeführte Lebenskrise, zum
Tode führende Grunderkrankung, welche fortschreitend persönlichkeitsverän-
dernd wirkt.
Die Krankheitsart; erstens Krankheiten, die den Körper beeinträchtigen und
zweitens solche, die sowohl den Körper als auch den Geist in Mitleidenschaft
ziehen und dem Kind eine bewusste Auseinandersetzung mit einer tödlich
verlaufenden Krankheit erschweren bzw. verhindern.
Grundsätzliche Frage: Wie empfinden und verarbeiten Kinder medizinische Eingriffe und häufiger und länger werdende Krankenhausaufenthalte?
(Zwangs-) Maßnahmen diagnostischer und therapeutischer Art werden als
massive Verletzung der kindlichen Persönlichkeitsrechte wahrgenommen
Aufgrund häufiger (werdender) Krankenhausaufenthalte kommen starke
Trennungsgefühle und –ängste auf
Die nicht aufzuhaltenden Verschlechterungen (Rezidiven) des Gesundheits- bzw.
Krankheitsstandes führen beim Kind häufig dazu, dass es seinen Körper mehr
und mehr als feindliches, schwächendes und attackierendes Gegenüber erfährt
Weil medizinische Eingriffe oft auch als Angriffe empfunden werden, werden sie
nicht bejaht, sondern abgewehrt. Damit wird der Kampf des Kindes gegen die
Krankheit zum Kampf gegen sich selbst und kann zu depressiven
Zusammenbrüchen oder aggressiven Ausbrüchen führen
Aufgrund der ständigen Verbesserungen (Remissionen) und Verschlechterungen
im Krankheitsverlauf finden durch das damit verbundene Hoffen und Bangen
Veränderungen im Selbstkonzept des betroffenen Kindes statt
1.2 Veränderungen im Selbstkonzept oder fünf Bewußtheitsstufen sterbender Kinder
Diese Fünf Bewusstheitsstufen (stages of awareness) werden mit Abweichungen[2]
und Überlappungen – eine gewisse geistige Präsenz vorausgesetzt – selbst dann
durchlaufen, wenn in der Gegenwart des Kindes das Thema Tod ausgeblendet
wird.
Auch wenn diese fünf Bewußtheitsstufen als wirklichkeitsgliederndes Schema
gelten können, hat es nicht den Anspruch ein Regelprinzip mit allgemeingültigem
Charakter zu sein
1.2.1 Das verwundete Kind
Vor allem jüngere Kinder reagieren erschrocken und schockiert auf die
furchterregenden und schmerzhaften Prozeduren, die mit der erforderlichen
Diagnostik einhergehen
Sie erkennen, dass sie keine Chance haben diese massiven Eingriffe zu
ignorieren
Kinder verarbeiten diese sowohl physischen als auch psychischen Traumata,
indem sie anderen und sich selbst ihre körperlichen Verletzungen zeigen
In dieser Phase beschäftigt die Kinder vor allen Dingen die mögliche Trennung
von allem was ihnen vorher Halt gab und der Verlust von Freiheit
1.2.2 Das kooperierende Kind
Weil das Kind begreift, dass es ernsthaft krank ist, konzentriert es sich darauf,
Informationen über bestimmte Heilmittel und –behandlungen zu sammeln
Das Kind setzt große Hoffnungen auf die Kompetenz der Ärzte/innen, weil es an
der Überwindung seiner Krankheit keinen Zweifel lässt
Die erste Remission im Krankheitsverlauf festigt diesen Glauben
Das erste Rezidiv erschüttert das schwer erworbene kindliche Vertrauen oder
kann es sogar völlig zerstören
1.2.3 Das zurückgezogene Kind
Eine solche Verschlechterung im Krankheitsverlauf bewirkt, dass sich die
Kommunikationsbemühungen auf Gleichaltrige und ebenfalls Kranke konzentriert
Das Kind beginnt erstmals den Zweck bestimmter Medikamente und Maßnahmen
zu hinterfragen und anzuzweifeln
In dieser Phase der Andersartigkeit entwickeln Kinder einen Gemeinsinn und eine
Sonder-Identität, die nicht nur die als bedrohlich wahrgenommene Aussenwelt,
sondern auch den Familienverbund aussperrt und nach außen separiert
1.2.4 Das misstrauische Kind
Das Kind wird argwöhnischer und interpretiert das Benehmen seiner Umwelt als
Reflex auf eigenes Fehlverhalten
Es kommt die Angst auf nicht mehr wichtig zu sein oder eine Belastung
darzustellen
es entsteht die Gewissheit, dass der Kreislauf von Remissionen und Rezidiven
durch den Tod aufgebrochen werden wird, die den Patienten alles andere als
zuversichtlich leben lässt
Es kommen starke Einsamkeitsgefühle auf
1.2.5 Das ahnungsvolle Kind
Das Kind bekommt etwas davon mit, dass andere Kinder mit ähnlicher Diagnose
wie es selbst sterben und bezieht diese Beobachtung auf sich
Es schränkt daraufhin seine Aktivitäten ein und geht oft zu sitzenden Tätigkeiten
über, wie z.B. Malen, die psychisch eine größere Konzentration zulassen
Die Kinder vermeiden den Kontakt mit Gegenständen, die verstorbenen Kindern
gehörten
Es keimt schließlich die Einsicht auf, dass alle tapfer ertragenen diagnostischen
bzw. therapeutischen Eingriffe im Kampf gegen den Tod unterliegen
Diese Todesahnungen können dazu führen, dass es alle Eingriffe verweigert oder
mit Weinen und Jammern kommentiert und es sich eher rebellisch aufführt
Die Todesahnungen der fünften Bewußtheitsstufe kann das sterbende Kind in der
Regel nicht in sichere Gewissheiten überführen
1.2.6 Bedeutung der Bewußtheitsstufen für die Seelsorge
Aufgabe der Seelsorge, verstanden als Bewußtheitsarbeit, ist es nicht, die höchst[3]
mögliche Bewußtheitsstufe herbeizuführen, sondern die Bewusstheitsformen
transparent zu machen und in ihnen zu begleiten
[...]
[1] Zu 1. Vgl. Martina, Plieth.: „Hätten die Augen keine Tränen, hätte die Seele keinen Regenbogen“, Seelsorge an sterbenden Kindern. In: Pastoraltheol. 90, 2001, S. 303-320.
[2] Nach Myra Bluebond-Langner: The Private Worlds of Dying Children, Princeton/ N.J. 1980, S. 170ff.
[3] Vgl. Plieth: Seelsorge, S. 315f.
[1] Zu 1. Vgl. Martina, Plieth.: „Hätten die Augen keine Tränen, hätte die Seele keinen Regenbogen“, Seelsorge an sterbenden Kindern. In: Pastoraltheol. 90, 2001, S. 303-320.
[2] Nach Myra Bluebond-Langner: The Private Worlds of Dying Children, Princeton/ N.J. 1980, S. 170ff.
[3] Vgl. Plieth: Seelsorge, S. 315f.
- Arbeit zitieren
- Frank Rückert (Autor:in), 2005, Unterrichtseinheit: "Bewusstheitsstufen sterbender Kinder" im Rahmen der LPE 10.3 P: Stärker als der Tod, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82914
-
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