Mit 23 Jahren stellte der junge Friedrich Schiller mit einigen Mitstreitern die „Anthologie auf das Jahr 1782“ zusammen. In dieses Werk nahm er unter anderem fünf Gedichte auf, die im Untertitel die Widmung „An Laura“ enthielten.
Die vorliegende Arbeit möchte sich mit diesen „Oden an Laura“ beschäftigen und es soll untersucht werden, ob überhaupt und wenn ja, inwieweit der Autor Bezug auf die Lyrik Francesco Petrarcas genommen hat, wie es die Nomination der Laura im Titel vermuten ließe.
Der Petrarkismus weist eine Vielzahl von Merkmalen auf, die in seiner fast 300jährigen Geschichte von vielen Nachahmern des italienischen Dichters weiterverarbeitet wurden und sich mit der Zeit zur normativen Vorgabe etablierten. Die Frage wird sein: Sind diese Charakteristika in den Oden Schillers zu finden oder nicht und kann man davon ausgehen, dass er sie im petrarkistischen Sinne einsetzte?
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Schillers Jugendjahre
Die Anthologie auf das Jahr 1782
Die Merkmale petrarkistischer Lyrik
Untersuchung der Laura-Oden
Fazit
Bibliographie
Bildnachweis
Einleitung
Mit 23 Jahren stellte der junge Friedrich Schiller mit einigen Mitstreitern die „Anthologie auf das Jahr 1782“ zusammen. In dieses Werk nahm er unter anderem fünf Gedichte auf, die im Untertitel die Widmung „An Laura“ enthielten.
Die vorliegende Arbeit möchte sich mit diesen „Oden an Laura“ beschäftigen und es soll untersucht werden, ob überhaupt und wenn ja, inwieweit der Autor Bezug auf die Lyrik Francesco Petrarcas genommen hat, wie es die Nomination der Laura im Titel vermuten ließe.
Der Petrarkismus weist eine Vielzahl von Merkmalen auf, die in seiner fast 300jährigen Geschichte von vielen Nachahmern des italienischen Dichters weiterverarbeitet wurden und sich mit der Zeit zur normativen Vorgabe etablierten. Die Frage wird sein: Sind diese Charakteristika in den Oden Schillers zu finden oder nicht und kann man davon ausgehen, dass er sie im petrarkistischen Sinne einsetzte?
Schillers Jugendjahre
[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]Der am 10. November 1759 in Marbach am Neckar geborene Johann Christoph Friedrich Schiller verbrachte seine ersten Lebensjahre mit seinen Eltern Johann Kaspar und Elisabeth Dorothea geb. Kodweiß in seiner Geburtsstadt, bevor die gesamte Familie nach Lorch bei Schwäbisch Gmünd übersiedelt. Der Vater, dem Friedrich zeitlebens Respekt und eine zärtliche Sympathie entgegenbrachte, durchlief eine militärische Karriere in der Armee Herzog Carl Eugens von Württemberg, während die Mutter sich um den Sohn und dessen vier Schwestern kümmerte. Die fünfte und zweitjüngste Tochter, Beata Friederike, verstarb noch in ihrem Geburtsjahr 1773.
1765 erhielt der junge Schiller Elementarunterricht in der Lorcher Dorfschule, wo er von Pfarrer Moser, dem er in den Räubern ein Denkmal setzte, die ersten Latein- und Griechischkenntnisse vermittelt bekam. Ein Jahr später zog die Familie in die herzogliche Residenzstadt Ludwigsburg um, wo Schiller Ende 1772 seinen Schulabschluß machte. Dem durch Pfarrer Moser und die sonntäglichen Predigten gewecktem Drang der Theologie konnte er nicht in einem Studium nachgehen, sondern wurde als Sohn eines Hauptmannes auf die herzogliche Karlsschule beordert, einer sogenannten Militär-Pflanzschule. Hier erfuhr Schiller zum ersten Mal eine Auflehnung des Geistes, und zwar seines eigenen, gegen das streng disziplinierte Kasernenleben, den Uniformzwang und die ausdrückliche Absonderung von der Außenwelt in dieser Einrichtung. Hier war es auch, wo er 1777 die Arbeit an den Räubern begann, die am 13. Januar 1782 ihre Uraufführung und zugleich einen überwältigenden Erfolg erfuhren. Zwei Jahre zuvor erfuhr Schiller die Entlassung aus der Militärakademie und die Einstellung als Regimentsarzt im Grenadierregiment Augé in Suttgart, von wo er 1782, beflügelt vom Erfolg der Räuber, ins kurpfälzische Ausland nach Mannheim floh, wo ihm wiederum eine Anstellung als Theaterdichter in Aussicht gestellt wurde. Während dieser Zeit arbeitete er bereits am Fiesko und der Luise Millerin.
Die Anthologie auf das Jahr 1782
„Schillers Anthologie erschien anonym und mit fingiertem Druckort (Tobolsko in Sibirien). Der ungenannte Verleger war J.B. Metzler in Stuttgart. Die Sammlung war als polemische Antwort auf den 1781 erschienenen Schwäbischen Musenalmanach auf das Jahr 1782 von Gotthold Friedrich Stäudlin, der nur eines der von Schiller angebotenen Gedichte – und das noch verkürzt – aufgenommen hatte. Von den 83 Stücken der Anthologie stammen die meisten – ca. 48 – von Schiller, wenn auch eine Fülle von Chiffren einen größeren Mitarbeiterkreis vorspiegeln sollte.“[1]
Stäudlin war ein junger literarisch begabter Mann im Alter Schillers, der bereits mit 17 Jahren beachtliche Gedichte verfasste und schon wenige Jahre später von einem Tübinger Verleger für seine Verse gut entlohnt wurde. Schiller erfuhr dies, beneidete Stäudlin und ließ sich zu einer schnittigen Kritik über dessen Dichtung hinreißen, die der Betroffene jedoch ebenso scharfzüngig beantwortete. Außerdem reagierte Schiller beleidigt darüber, dass Stäudlin nur eines seiner Gedichte in den Musenalmanach aufnahm – es verlangte ihn nach einer Abstrafung. Die sollte in Gestalt der Anthologie daherkommen.
Eingeleitet wird diese durch eine Widmung an den Tod, der in vielen Gedichten ein mehr oder weniger offenes Thema wird. Augenscheinlich ist auch die oftmals satirische Behandlung vieler Themenkreis durch die verschiedensten formalen Genres.
Daneben stehen Geniegedichte und weltanschaulich-philosophische Gedichte, die pathetisch zum Preis der Schöpfung dienen und pantheistische Vorstellungen sichtbar werden lassen. Weiterhin Gedichte „von Freundschaft und Liebe […] oder von platonischem Eros und Seelenwanderung […]. Die ekstatischen Liebesgedichte an Laura richten sich, trotz aller sinnlich barocken Metaphorik, auf >>das Reich der Ideale<<. Mancherlei Vorbildern und Traditionen verpflichtet (Klopstock, barocke Rhetorik, Anakreontik usw.) und formal durchaus konventionell, enthält Schillers Jugenddichtung durchaus schon Keime seiner späteren philosophischen Lyrik. Schiller selber sprach 1803, sich von seiner Sturm und Drang-Phase distanzierend, von >>wilden Produkte[n] eines jugendlichen Dilettantism<<.[2]
Die Merkmale petrarkistischer Lyrik
[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]Im Zentrum des Petrarkismus als zweite große Lyrikströmung des Mittelalters, neben dem Minnesang, steht, ebenso wie bei Letzterem, die Liebe. Gewisse Ähnlichkeiten im Konzept lassen sich bei beiden Traditionen erkennen. Die Liebe wird als polar gewichtetes Empfinden verstanden und „als antinomisches Verhältnis angesehen und metaphorisch durch den Topos vom Liebeskrieg (Belagerung, Verwundung, Gefangenschaft) geschildert.“[3]
Oft durch die Schifffahrtsmetapher dargestellt, welche die ruh- und rastlose Fahrt der Liebe verkörpert, drückt sie andererseits das Ausgeliefertsein an Amor aus. Dieser wird von Petrarca noch als rächender Tyrann und streitsüchtiger Kriegsgott aber auch, individueller, als Antipode zum Liebenden gesehen, während seine Nachfolger Cupido oftmals als vergnügten Knaben beschreiben, der, kokett lächelnd und nackt, von Bäumen herab seine Pfeile verschießt. Immer wieder tritt das lyrische Ich bei Petrarca in Kontakt zu Amor, nimmt Bezug auf ihn als Anklagepunkt seiner Leiden, ja scheint sogar mit ihm persönlich zu sprechen. Die Klage der, durch den Liebesgott als Urheber und die angebetet Frau als Mittlerin erzeugten, Qualen findet sich zahlreich in Petrarcas Dichtung, bevorzugt natürlich in seinen an Laura gerichteten Sonetten.
Im Erscheinungsbild dieser Geliebten und ihrer Rückbindung auf den Liebenden „kommt gewöhnlich ein eklatanter Widerspruch zum Ausdruck zwischen göttlicher Schönheit (=Tugend, […]) und abgründiger Feindschaft. Sie führt einen ständigen Krieg gegen ihn, erfreut sich offenbar an den Qualen des Dichters und hasst ihn.“[4]
Seit der Antike und dem biblischen canticum canticorum hielt die Typisierung Einzug in der Beschreibung der Schönheit in der europäischen Liebeslyrik. Es wurde ein Konglomerat aus kodifizierten Bildern erschaffen und in einem Katalog zusammengestellt, aus dem sich der Dichter bedienen konnte, wenn er den Idealtypus einer Frau beschreiben wollte. Schnell führten diese immer wiederkehrenden Darstellungen jedoch zu einem Mangel an Originalität und der „synthetische[n] Frau“ (Schulz).
[...]
[1] Meid, Volker; Metzler Literaturchronik, zweite erweiterte Auflage; Verlag J.B. Metzler, Stuttgart, Weimar, 1998, S. 265
[2] ebd.
[3] Hoffmeister, Gerhart; „Petrarcistische Lyrik“, Stuttgart, 1973, S.25
[4] ebd.
- Citation du texte
- MA Björn Fischer (Auteur), 2005, Schillers "Oden an Laura" im Schlaglicht des Petrarkismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82855
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