Der italienische Maler, Architekt und Kunsthistoriograph Giorgio Vasari hat mit seinen Viten, den Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister von Cimabue bis zum Jahre 1567, Kunstgeschichte geschrieben.
Vasaris Viten sind mehr als nur eine Anreihung verschiedener Künstler Biographien - Vasari war der Erste, der künstlerische Werke nicht nur beschreibt, sondern ihren Stil ästhetisch - kritisch beurteilt.
In "Das Leben des florentinischen Baumeisters Leon Battista Alberti" beschreibt Vasari also nicht einfach nur die Biographie Albertis, sondern er schildert und kritisiert dessen künstlerische Arbeiten.
Universität München – Institut für Kunstgeschichte
Propädeutikum Architektur, WS 2005 / 2006
Melitta Töller
Schriftliche Hausaufgabe: Exzerpt / Zusammenfassung eines Quellentextes
Giorgio Vasaris Schilderung der Bauten Leon Battista Albertis für Sigismondo Malatesta in Rimini und für die Familie Rucellai in Florenz
Der italienische Maler, Architekt und Kunsthistoriograph Giorgio Vasari hat mit seinen Viten, den Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister von Cimabue bis zum Jahre 1567, Kunstgeschichte geschrieben. Vasaris Viten sind mehr als nur eine Anreihung verschiedener Künstler Biographien - Vasari war der Erste, der künstlerische Werke nicht nur beschreibt, sondern ihren Stil ästhetisch - kritisch beurteilt. Aus diesem Grund wird Vasari manchmal auch als der Vater der Kunstgeschichte bezeichnet.[1]
In Das Leben des florentinischen Baumeisters Leon Battista Alberti beschreibt Vasari also nicht einfach nur die Biographie Albertis, sondern er schildert und kritisiert dessen künstlerische Arbeiten. Alberti fertigte in Rimini für Sigismondo Malatesta ein Modell der Kirche S. Francesco an, laut Vasari eine der berühmtesten Kirchen Italiens. Der wichtigste Teil sei dabei, nach Vasari, die Fassade gewesen, die Alberti ganz mit Marmor verkleiden ließ. Einen genauen Grundriss gibt Vasari nicht, erwähnt aber, dass sich an der Süd der Kirche die Grabmäler der berühmtesten Männer Riminis befanden. Als Zeichen der Anerkennung befände sich auf dem Grabmal von Sigismondo Malatesta nicht nur ein Bildnis Sigismondos, sondern auch eines von Alberti.[2]
Im Verlauf des Textes schildert Vasari auch mehrere Arbeiten Albertis für die Familie Rucellai in Florenz. Für Giovanni di Paolo Rucellai fertigte er eine Zeichnung für die Marmorverkleidung der Fassade von Santa Maria Novella an, die nach Fertigstellung große Begeisterung fand.[3] Albertis Arbeiten werden aber von Vasari nicht durchweg positiv bewertet. Für Cosimo Rucellai erstellte Alberti eine Zeichnung zu einer Familienloggia in der Via della Vigna. Hier hatte Alberti an der vorderen und an den Schmaln Bögen über schlanke Säulen gewölbt, woran Vasari keinen Gefallen findet.[4] Denn, wie er schreibt, ein „vierkantiges Ding wie ein Bogen […] [kann] nicht auf einer Säule ruhen […] ohne daß die Kanten falsch stehen; […] will man aber Bogen wölben, so muss man Pfeiler und nicht Säulen darunter setzen.“[5] Bei einer weiteren Arbeit Albertis, einer Zeichnung für Haus und Garten der Rucellai in der Via della Scala, betont Vasari deswegen auch die Schönheit der hier bogenlosen Säulen. Des weiteren wertet Vasari Albertis Bau einer Kapelle in S. Pancrazio positiv, da bei deren schwierigen Konstruktion zwei Säulen und zwei Pfeilern das große Architrav tragen, „wodurch dieß Werk zu den besten Arbeiten jenes Meisters gehört“[6].
Vasaris Viten sind ohne Zweifel von großer Bedeutung für die Kunstgeschichte, man muss jedoch bedenken, dass Vasari die Viten auch mit vielen Anekdoten und Legenden aus unterschiedlichsten Quellen geschmückt hat, die nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen.[7] An den Beschreibungen der Bauten Albertis lässt sich sehr gut erkennen, dass Vasari nicht einfach nur beschreibt, sondern auch seine recht subjektive Meinung zu den Werken äußert. Dabei wertet Vasari jedes Werk für sich, und kommt so bei Alberti sowohl zu positiver als auch zu negativer Kritik. Vasaris Maßstab sind dabei immer „die Alten“[8], an denen er die zeitgenössischen italienischen Künstler misst.
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[1] Kliemann, Julian: Vasari, in: The Dictionary of Art, hrsg. von Jane Turner, 34 Bde., London 1996, Bd. 32, S. 10-25, hier S. 18
[2] Vasari, Giorgio: Das Leben des florentinischen Baumeisters Leon Battista Alberti, in: Ders.: Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister von Cimabue bis zum Jahre 1567, übers. und hrsg. von Ludwig Schorn und Ernst Förster, 6 Bde., Stuttgart / Tübingen 1832 – 1849 [Reprint Worms 1983], Bd. 2, 1. Teil, S. 335 - 354, hier S. 346.
[3] Ebd., S. 348.
[4] Ebd., S. 349.
[5] Ebd.
[6] Ebd., S. 350.
[7] Vasari, in: Lexikon der Kunst. Architektur, bildende Kunst, angewandte Kunst, Industrieformgestaltung, Kunsttheorie, hrsg. von Harald Olbrich, 7 Bde., Leipzig 1987 – 1994, Bd. 7, S. 558 – 559, hier S. 558.
[8] Vasari 1832 – 1849, Bd. 2 / 1, S. 349.
- Arbeit zitieren
- M.A. Melitta Töller (Autor:in), 2006, Giorgio Vasaris Schilderung der Bauten Leon Battista Albertis für Sigismondo Malatesta in Rimini und für die Familie Rucellai in Florenz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82810
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