Was verstehen wir eigentlich unter Emotionen?
Würde man diese Frage ganz allgemein gehalten einer beliebigen Anzahl von Personen stellen, so ergäben sich wohl ebenso viele verschiedene Deutungen und Erklärungen für Emotionen, meist unter Zuhilfenahme des allgemeinen Begriffs „Gefühl“.
Zumeist würden sich die Antworten wohl auch auf konkrete Beispielsituationen beziehen, da hierdurch jeder wohl am Ehesten eine eigene Definition von „Emotionen“ – basierend auf eigenen Erfahrungen und eigenen Empfindungen – entwickeln (also nachfühlen) kann.
Diese eigene Definition ist jedoch immer auch in Abhängigkeit von der Stimmung, dem Gemütszustand sowie nicht zuletzt der Charakteristika der jeweiligen Person zu sehen. Dieser individuelle Zustand könnte also letztendlich auch dazu führen, dass bestimmten Emotionen bzw. Gefühlen mehr Bedeutung zugesprochen würde, während andere erst gar nicht genannt werden würden. Ebenso könnte eine negative Ausgangsstimmung eine ebenso negative Empfindung noch verstärken und sonst positiv Empfundenes in der Bedeutung vermindern. Die Antwort auf die allgemeine Frage „Was verstehen wir überhaupt unter Emotionen?“ wäre somit als ein ganz individuelles Verständnis von Emotionen zu sehen. (vgl. Meyer, Schützwohl, Reisenzein; Bern 1993)
Eine wirklich allgemeine Definition aus den unterschiedlichsten individuellen Bedeutungen und Erklärungen herzuleiten, scheint also schlicht unmöglich, jedoch zeigt die Annäherung über diese Frage und deren Beantwortung vielmehr, welche Begriffe mit dem weiten Feld der „Emotionen“ verbunden werden.
Die Emotionen werden so zu einem Sammelbegriff für verschiedene Phänomene, wie Gefühle, Empfindungen, Stimmungen, Affekte etc. – Phänomene also, die wir an jedem Tag neu erleben und dennoch nicht so einfach in kurze, knappe Definitionen verpacken können.
Wie aber lässt sich dieser Sammelbegriff mit seinen unterschiedlichen Phänomenen nun wissenschaftlich definieren?
Inhaltsverzeichnis
1.) Emotionen und Intelligenz
1.1) Einleitung
1.2) Was verstehen wir eigentlich unter Emotionen?
Definition, Entstehen und Bedeutung von Emotionen
1.3) Was verstehen wir eigentlich unter Intelligenz?
Definition, Bedeutung und Nachweis von Intelligenz
2.) Emotionale Intelligenz – Emotion und Intelligenz treffen aufeinander
2.1) Definition von Emotionaler Intelligenz
2.2) Vertreter der Emotionalen Intelligenz und ihre Thesen
Salovey, Mayer und Goleman
2.3) Erlernen und Weiterbilden von Emotionaler Intelligenz
3.) Kritik an und eventuelle Grenzen der Emotionalen Intelligenz
4.) Verwendete Literatur
1.) Emotionen und Intelligenz
1.1) Einleitung
Bevor ich das eigentliche Thema meiner Hausarbeit – die „Emotionale Intelligenz“ – behandeln werde, möchte ich in der folgenden Einführung noch die wesentlichen Schlüsselbegriffe erläutern.
Ich hoffe, so einen guten Einstieg in die besagte Thematik geben zu können, gerade weil die „Emotionale Intelligenz“ letztlich auf diesen Schlüsselbegriffen basiert und somit eine Vorbetrachtung dieser Basis sehr zum Verständnis der Emotionalen Intelligenz sowie natürlich ihrer Funktionen und ihres Anliegens beiträgt.
Im Folgenden möchte ich den Begriff der Emotionalen Intelligenz zweiteilen und mich daher zuerst mit dem Begriff der „Emotionen“ sowie mit ihrer Bedeutung und ihrem Entstehen beschäftigen.
1.2) Was verstehen wir eigentlich unter Emotionen?
Definition, Entstehen und Bedeutung von Emotionen
Würde man diese Frage ganz allgemein gehalten einer beliebigen Anzahl von Personen stellen, so ergäben sich wohl ebenso viele verschiedene Deutungen und Erklärungen für Emotionen, meist unter Zuhilfenahme des allgemeinen Begriffs „Gefühl“.
Zumeist würden sich die Antworten wohl auch auf konkrete Beispielsituationen beziehen, da hierdurch jeder wohl am Ehesten eine eigene Definition von „Emotionen“ – basierend auf eigenen Erfahrungen und eigenen Empfindungen – entwickeln (also nachfühlen) kann.
Diese eigene Definition ist jedoch immer auch in Abhängigkeit von der Stimmung, dem Gemütszustand sowie nicht zuletzt der Charakteristika der jeweiligen Person zu sehen. Dieser individuelle Zustand könnte also letztendlich auch dazu führen, dass bestimmten Emotionen bzw. Gefühlen mehr Bedeutung zugesprochen würde, während andere erst gar nicht genannt werden würden. Ebenso könnte eine negative Ausgangsstimmung eine ebenso negative Empfindung noch verstärken und sonst positiv Empfundenes in der Bedeutung vermindern. Die Antwort auf die allgemeine Frage „Was verstehen wir überhaupt unter Emotionen?“ wäre somit als ein ganz individuelles Verständnis von Emotionen zu sehen. (vgl. Meyer, Schützwohl, Reisenzein; Bern 1993)
Eine wirklich allgemeine Definition aus den unterschiedlichsten individuellen Bedeutungen und Erklärungen herzuleiten, scheint also schlicht unmöglich, jedoch zeigt die Annäherung über diese Frage und deren Beantwortung vielmehr, welche Begriffe mit dem weiten Feld der „Emotionen“ verbunden werden.
Die Emotionen werden so zu einem Sammelbegriff für verschiedene Phänomene, wie Gefühle, Empfindungen, Stimmungen, Affekte etc. – Phänomene also, die wir an jedem Tag neu erleben und dennoch nicht so einfach in kurze, knappe Definitionen verpacken können.
Wie aber lässt sich dieser Sammelbegriff mit seinen unterschiedlichen Phänomenen nun wissenschaftlich definieren?
Abseits der Diskussionen um die individuelle Bedeutung der Emotionen existieren in der Wissenschaft „zahlreiche wie unterschiedliche Emotionstheorien“, die den „Emotionsbegriff […] ganz unterschiedlich bestimmen.“ (vgl. Leber; Frankfurt am Main 1995)
Unterschiede in den wissenschaftlichen Betrachtungen ergeben sich dabei sowohl in Hinblick auf das Entstehen von Emotionen, die Beurteilung von Bedeutungen der Emotionen für die Einzelperson und deren Leben sowie für ihre Interaktionspartner, als auch schon bei der Frage, was denn überhaupt als eine Emotion angesehen werden kann. So weigerten sich Autoren (z.B. Ribot), die „Emotionen als Gefühlausdrücke eines Triebes“ definieren, Freude und Trauer auch zu den Emotionen zu zählen. Andere (z.B. Dumas und Wallon) sehen aber gerade in Freude und Trauer ganz ursprüngliche Emotionen, von denen sich weitere sogar ableiten ließen. „Allerdings scheint man sich heute wenigstens partiell über einen theoretischen Kern einig zu sein.“ (vgl. Leber; Frankfurt am Main 1995)
Denn, „wenn auch große Unterschiede in den Auffassungen der Wissenschaftler über Wesen und Bedeutung dieses Gebietes bestehen, so haben die Beiträge aus Theorie und Forschung in den letzten zehn bis zwölf Jahren Emotionen doch als legitimen Bereich wissenschaftlicher Untersuchung etabliert.“ Und „trotz der unterschiedlichen Auffassungen der Wissenschaftler gibt praktisch jedermann (Wissenschaftler eingeschlossen) bereitwillig zu, dass er Freude und Traurigkeit, Ärger und Furcht erlebt, dass er die Unterschiede zwischen diesen Gefühlen kennt und weiß, dass sie sich unterschiedlich bemerkbar machen und ihn unterschiedlich beeinflussen.“ (vgl. Izard; Weinheim 1994)
Die Emotionspsychologie mit ihren Vertretern bringt also leider ebenso individuell geprägte, unterschiedliche Auffassungen hervor, jedoch lässt sich zumindest ein Schwerpunkt in den unterschiedlichen Definitionen ausmachen. (vgl. Meyer, Schützwohl, Reisenzein; Bern 1993)
Eine Emotion ist danach im allgemeinen Kanon als ein mehrdimensionales Geschehen definiert. Dieses beruht auf drei Komponenten, welche alle gleichermaßen berücksichtigt werden müssen:
I. das Erleben oder das bewusste Empfinden des Gefühls,
II. die ausgelösten Prozesse, die sich im Gehirn und im Nervensystem vollziehen,
III. die zu beobachtenden Reaktionen und Ausdrücke, besonders die des Gesichts.
Auf ein Umweltereignis reagieren wir also körperlich und emotional, eine ausgelöste Emotion (vereinfacht: ein ausgelöster Gefühlszustand) kann demnach unseren körperlichen Zustand, unsere seelische Empfindung oder auch unser Handeln und Denken beeinflussen. (vgl. Hülshoff; München 2001) Unter dieser Sichtweise ruft ein Umweltereignis eine körperlich-seelische Reaktion hervor, welche zuerst aufgenommen, dann verarbeitet, klassifiziert und interpretiert wird.
Zur weiteren Verdeutlichung der ablaufenden Prozesse, möchte ich die eben schon genannten drei Komponenten kurz im Einzelnen beschreiben.
I. Das Erleben oder das bewusste Empfinden des Gefühls:
Hülshoff, auf welchen ich mich gerade schon bezogen habe, versteht unter dem Erleben bzw. dem bewussten Empfinden erlebte Zustände oder Stimmungen, die in der Regel benannt und beschrieben werden können.
Die Beschreibung führt demnach zu einer Auseinandersetzung mit dem erlebten Gefühl, d.h. es entsteht eine Beziehung zu dem Gefühl, wie auch zu den Umständen, in denen das Gefühl erlebt wurde. Es werden also Denk- und Reflexionsprozesse ausgelöst, wobei gleichzeitig immer auch eine Bewertung des Ereignisses oder Gefühls stattfindet, wodurch Emotionen auch nie neutral sein können.
Diese Denkprozesse können dabei so fortschreiten, dass man sich schließlich (zumindest teilweise) der Gründe und Auslöser für eine Emotion soweit bewusst werden kann, dass man sie (zum Teil) kontrollieren und steuern kann.
Diese Tatsache deutet schon auf die Emotionale Intelligenz hin, auf welche ich nach den nachfolgenden Unterpunkten eingehen möchte.
II. Die ausgelösten Prozesse, die sich im Gehirn und im Nervensystem vollziehen:
Die Verarbeitung des Reizes eines Umweltereignisses wirkt sich auf unser vegetatives Nervensystem sowie auf unterschiedliche Organsysteme aus.
„Im Falle der Angst kommt es zu den […] Phänomenen des Herz-Kreislauf-Systems, der Atmung, der Hautveränderungen“, der Verdauung etc. (vgl. Meyer, Schützwohl, Reisenzein; Bern 1993)
Das Nervensystem fungiert dabei autonom, d.h. unwillkürlich, und erzeugt Veränderungen, die an der Peripherie des Nervensystems stattfinden (neben den schon genannten Reaktionen also z.B. Erröten oder schwitzende Hände).
Dabei wurden und werden diese Veränderungen bzw. das dadurch verursachte Körperempfinden oft auch fälschlicherweise den eigentlichen Emotionen gleichgesetzt, jedoch gehen den körperlich bemerkbaren Reaktionen unbemerkbare Reaktionen und Steuerungsprozesse in Gehirn und vegetativem Nervensystem voraus.
Gelänge hierbei eine willentliche Steuerung der körperlichen Reaktionen, so wäre diese ein weiterer Schritt in Richtung und ein Teil der Emotionalen Intelligenz.
III. Die zu beobachtenden Reaktionen und Ausdrücke, besonders die des Gesichts:
Eine Emotion bzw. Gefühlsänderung wirkt sich ebenso auf unsere willkürliche und unwillkürliche Motorik, also allgemein auf die wirklich äußerlich erkennbaren Reaktionen oder auch das Handeln, aus. Die Emotion, also die individuelle Gefühlslage eines Menschen, erfährt so einen expressiven Aspekt.
An Mimik, Gestik, Körperorientierung, Körperbewegung, der Körperhaltung oder der Sprechstimme ist demnach oft zu erkennen, in welcher Gefühlslage sich ein Mensch befindet. Besonders die verschiedenen mimischen Ausdrücke offenbaren häufig und relativ zuverlässig die Gefühlslage und sind somit auch seit langer Zeit (z.B. Darwin, 1872) Gegenstand von wissenschaftlichen Untersuchungen. (vgl. Meyer, Schützwohl, Reisenzein; Bern 1993)
Doch auch instrumentelle, d.h. zielgerichtete Handlungen (z.B. Fluchtverhalten bei Furcht) werden auf die Emotionen zurückgeführt, da Emotionen zu den wichtigsten Motiven unseres Handelns gehören.
Insgesamt dienen die zu beobachtenden Reaktionen und Ausdrücke wesentlich der zwischenmenschlichen Kommunikation, da hierbei Informationen über den derzeitigen Zustand sowie das zu erwartende, zukünftige Verhalten vermittelt werden. Eine wichtige soziale, wie kommunikative Funktion kann dadurch ermöglicht und auch beeinflusst werden – denn auch hier kann die Emotionale Intelligenz steuern und kontrollieren.
Nach den Emotionen möchte ich mich nun mit dem zweiten Bestandteil des Begriffs der Emotionalen Intelligenz beschäftigen – der Intelligenz.
1.3) Was verstehen wir eigentlich unter Intelligenz?
Definition, Bedeutung und Nachweis von Intelligenz
Auch bei dieser Frage gestaltet sich die Beantwortung als nicht gerade einfach, da auch für den Begriff der Intelligenz zahlreiche und dementsprechend unterschiedliche Definitionen existieren. Trotzdem also auch hier eine allgemein anerkannte Definition nicht vorhanden ist, möchte ich zumindest eine möglichst befriedigende Antwort finden – eine, die möglichst auch einen Bezug zur Emotionalen Intelligenz herstellt.
Im allgemeinen Verständnis ermöglicht Intelligenz u.a. das Erkennen von neuen Zusammenhängen und dadurch die Ausbildung der Fähigkeit, Probleme und Aufgaben effektiv zu lösen und sich in ungewohnten Situationen schnell zurecht zu finden. Intelligenz wird als eine Art geistiger Begabung und Beweglichkeit gesehen, die es möglich macht, sich auf neue Gegebenheiten und Anforderungen durch die eigene Denkleistung einzustellen.
Bei der Definitionsfindung in der Wissenschaft stößt man dagegen auf drei wesentliche
Betrachtungsweisen – wobei die dritte und letzte für die Emotionale Intelligenz besonders wichtig ist.
Unter der ersten Sichtweise wird Intelligenz durch einen Faktor, d.h. zumeist eine einzige Zahl, gemessen und beschrieben. Diese Betrachtungsweise der Intelligenz ist so verbreitet und bekannt, dass dieser Faktor – der Intelligenzquotient (IQ) – oft schon als alleinige Beschreibung von Intelligenz gesehen wird.
Zum Teil wird der Intelligenzquotient auch als Generalfaktor (g) beschrieben, jedoch sind beide (IQ und g) nahezu identisch, da sie sich beide auf eine einzige Grundfähigkeit beziehen. Unter der Grundfähigkeit werden dabei das räumliche Vorstellungsvermögen, der verbale Ausdruck und das abstrakte Denkvermögen zusammengefasst. Diese Grundfähigkeit wird in einem Test gemessen und die Intelligenz anhand der Messergebnisse, also an Zahlen oder zumindest nach vorhandenen Skalen, beurteilt. Das bedeutet für das Ergebnis: wer gute Ergebnisse in den Grundfähigkeiten vorweisen kann, erreicht quasi automatisch eine gute Beurteilung für alle Intelligenzbereiche. Das bedeutet: viele andere Fähigkeiten bleiben schlicht unberücksichtigt.
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- Citation du texte
- Ludwig Finster (Auteur), 2006, Emotionale Intelligenz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82792
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