Im Jahre 2005 hat das Statistische Bundesamt, im Rahmen des Mikrozensus1, erstmals
die Zahl der Menschen in Deutschland ermittelt, die einen Migrationshintergrund
haben. Ihre Zahl liegt heute bei 15,3 Millionen Menschen, das entspricht einem Anteil
an der Gesamtbevölkerung von etwa 19 Prozent.2 In manchen Ballungsgebieten stellen Menschen nicht-deutscher Herkunft bereits einen Anteil von 30-35 Prozent, dieser wird in Zukunft voraussichtlich weiter zunehmen.3 Die Zahlen verdeutlichen: Deutschland ist ein Einwanderungsland. Auch in der Politik setzt sich allmählich die Erkenntnis durch, dass Deutschland aus demographischen und ökonomischen Gründen auf Einwanderung angewiesen ist und die Integration der Migranten in die deutsche
Gesellschaft eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Zuwanderungspolitik
darstellt.4
Die im Januar 2006 aufgekommene Debatte um Fragebögen und Wissens- und
Wertetests für Einbürgerungswillige zeigt jedoch: Hinter der Diskussion, ob
Einwanderer wissen müssen, welche Flüsse durch Deutschland fließen oder welche
Mittelgebirge es in Deutschland gibt5, verbergen sich Fragen von grundsätzlicher
Bedeutung wie: Was ist das Ziel von Integration? Wie ‚anders’ dürfen Zuwanderer sein?
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Zur Bedeutung der Integration von Migranten
3. Mediennutzung und Integration
3.1 Muttersprachliche Massenmedien
3.2. Deutschsprachige Massenmedien
4. Medieninhalte und Integration
4.1 Allgemeine Merkmale der Berichterstattung über Migranten in Printmedien und im Fernsehen
4.2 Aktuelle Entwicklungen
4.3 Ursachen des Negativbildes der Migranten in deutschen Massenmedien
5. Partizipation von Migranten bei deutschen Sendeanstalten
5.1 Initiativen der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten
5.2 Initiativen außerhalb der Medienbetriebe - Das Projekt ‘Mehr Farbe in den Medien’
6. Bürgermedien
6.1 Akzeptanz der Bürgermedien bei der deutschen Bevölkerung
6.2 Offene Kanäle: Partizipation und Integration
6.3 Das Socrates-Grundvig Projekt Inter.Media: Methoden der partizipativen Integration
6.3.1 Inhalte der Module
6.3.2 Anti-rassistische und interkulturelle Lehrmethoden
6.3.4 Anwendbarkeit der Methoden auf die journalistische Praxis bei Mainstream-Medien
7. Schlussfolgerungen
8. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Im Jahre 2005 hat das Statistische Bundesamt, im Rahmen des Mikrozensus[1], erstmals die Zahl der Menschen in Deutschland ermittelt, die einen Migrationshintergrund haben. Ihre Zahl liegt heute bei 15,3 Millionen Menschen, das entspricht einem Anteil an der Gesamtbevölkerung von etwa 19 Prozent.[2] In manchen Ballungsgebieten stellen Menschen nicht-deutscher Herkunft bereits einen Anteil von 30-35 Prozent, dieser wird in Zukunft voraussichtlich weiter zunehmen.[3] Die Zahlen verdeutlichen: Deutschland ist ein Einwanderungsland. Auch in der Politik setzt sich allmählich die Erkenntnis durch, dass Deutschland aus demographischen und ökonomischen Gründen auf Einwanderung angewiesen ist und die Integration der Migranten in die deutsche Gesellschaft eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Zuwanderungspolitik darstellt.[4]
Die im Januar 2006 aufgekommene Debatte um Fragebögen und Wissens- und Wertetests für Einbürgerungswillige zeigt jedoch: Hinter der Diskussion, ob Einwanderer wissen müssen, welche Flüsse durch Deutschland fließen oder welche Mittelgebirge es in Deutschland gibt[5], verbergen sich Fragen von grundsätzlicher Bedeutung wie: Was ist das Ziel von Integration? Wie ‚anders’ dürfen Zuwanderer sein? Die Bedeutung von Integration wird in der Öffentlichkeit zunehmend erkannt. Politiker und Organisationen fordern, der Realität des Einwanderungslandes Deutschland stärker Rechnung zu tragen und Integrationsangebote auszuweiten.[6] Der Erwerb der deutschen Sprache, sowie der Zugang zum Bildungssystem gelten als wichtige Voraussetzungen für einen erfolgreichen Integrationsprozess, aber auch den Massenmedien werden Funktionen bei der sozialen Integration von Migranten zugeschrieben.
Diese Arbeit soll von der Frage geleitet werden, ob und wie deutsche Massenmedien zur Integration von Migranten beitragen können. Während in einigen Untersuchungen zu diesem Thema der Begriff der kulturellen Identität eine zentrale Rolle spielt, dient in der vorliegenden Arbeit der Begriff der gesellschaftlichen Integration als theoretischer Bezugspunkt . Dieser wird in Kapitel 2 erläutert und soll im Hinblick auf die Fragestellung konkretisiert werden.
Anhand von Ergebnissen der Mediennutzungsforschung soll in Kapitel 3 der Zusammenhang zwischen Mediennutzung und Integration verdeutlicht werden. Dabei wird auch auf die Funktionen deutscher und muttersprachlicher Massenmedien bei der Integration von Migranten eingegangen.
Anschließend wird in Kapitel 4 die Präsentation der Migranten in den Massenmedien als eine zentrale Integrationsfunktion vorgestellt und aus Sicht der Medienwirkungsforschung diskutiert. Exemplarisch werden aussagekräftige Ergebnisse der Medieninhaltsforschung präsentiert und im Hinblick auf die Integration von Migranten kommentiert. Schließlich sollen die Gründe für die gegenwärtig negative Berichterstattung über Einwanderer erörtert werden.
Eine verbesserte Einbindung der Migranten in die Medienproduktion gilt als eine Strategie, um das Bild der Migranten in den Massenmedien zu verbessern. Deshalb soll in Kapital 5 beleuchtet werden, inwieweit ethnische Minderheiten Zugang zu den Medienbetrieben haben. Dabei wird zunächst die Frage diskutiert, was von Seiten der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten unternommen wird, um Migranten stärker in ihre Konzepte einzubeziehen.
Im Weiteren soll dann in Kapitel 6 untersucht werden, welchen Beitrag Bürgermedien bei der Integration von Migranten leisten können. Dabei werden Methoden der partizipativen Integration, die bei den Bürgermedien erarbeitet wurden, vorgestellt, und ihre praktischen Anwendungsmöglichkeiten für andere Massenmedien diskutiert.
2. Zur Bedeutung der Integration von Migranten
Um zu erörtern, wie Massenmedien ihre integrative Leistung vollbringen können, ist es zunächst wichtig, das Konzept der Integration zu erläutern.
Der Begriff Integration leitet sich aus dem Lateinischen ab (integer = ganz) und lässt sich wörtlich mit ‚Wiederherstellung oder Erneuerung eines Ganzen’ übersetzen. Dabei geht es um die Eingliederung der Migranten[7] in die Gesellschaft, die die Möglichkeit der gleichberechtigten Teilhabe (Partizipation) im politischen, sozialen und wirtschaftlichen Leben haben sollen. Im Zusammenhang mit dem steigenden Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in der deutschen Bevölkerung gewinnt das Problem der Integration zunehmend an Bedeutung. Es ist Aufgabe der Politik und anderer wichtiger Institutionen die Integration der Migranten zu fördern, um ihre Benachteiligung (ethnische Schichtung)[8] und daraus resultierende Konflikte zwischen den kulturellen Gruppen zu vermeiden. Der Gegenbegriff zur Integration ist die Segregation oder auch Segmentation, die ein bloßes Nebeneinander von Mehrheit und Minderheit bezeichnet und die Vorstellung der sozialen Benachteiligung der Migranten einschließt.[9]
Der Begriff der (sozialen) Integration[10] hat eine doppelte Bedeutung, weil er sich zum einen auf den Prozess, zum anderen aber auch auf den erwünschten Endzustand des Zusammenfügens bezieht. Im Kontext dieser Arbeit wird der Begriff prozessual verstanden, Migranten können mehr oder weniger gut integriert sein. Integration ist also ein gradueller, kein absoluter Begriff.[11] Eine weitere Doppelbedeutung des Integrationsbegriffes liegt darin, dass er einerseits ein analytischer, andererseits ein normativer Begriff ist.[12] Die Fragestellung dieser Arbeit setzt voraus, dass die Migranten in Deutschland ungenügend integriert sind. Versucht wird, herauszufinden, was Massenmedien dazu beitragen können, den Grad der Integration zu erhöhen. Der Begriff wird deshalb als etwas wünschbares, folglich normativ aufgefasst.[13]
Im Rahmen der Integration können verschiedene Dimensionen unterschieden werden. Diese Einteilung wird unterschiedlich vorgenommen, Hartmut Esser beispielsweise differenziert in strukturelle, soziale, kognitive und emotionale Integration oder Assimilation der Zuwanderer in die Aufnahmegesellschaft. Unter struktureller Assimilation versteht er den „Einbezug der Migranten in das Bildungssystem und den Arbeitsmarkt.“[14] Seiner Meinung nach kann die sozialstrukturelle Integration (Chancengleichheit) nur dann gelingen, wenn die Migranten sich auch kulturell anpassen[15], dies bedeutet die Aufgabe ihrer eigenen kulturellen Identität.[16] Eine sozialstrukturelle Integration / Assimilation unter Bewahrung der kulturellen Identität hält Esser nicht für möglich, da ethnokultureller Pluralismus „ethnische Schichtung“[17] verursache.
Als Vertreter des kulturellen Pluralismus plädiert Rainer Geißler dagegen für einen Mittelweg zwischen Assimilation und Segmentation. In Anlehnung an den kanadischen Multikulturalismus spricht er von interkultureller beziehungsweise multikultureller[18] Integration. Das Schlüsselkonzept dieser Form der Integration ist „Einheit in Verschiedenheit“.[19] Nach dem Konzept der interkulturellen Integration haben ethnische Minderheiten das Recht auf kulturelle Unterschiede. Sie dürfen diejenigen Teile ihrer Kultur erhalten, die nicht im Widerspruch zu den Grundwerten und dem geltenden Recht in der Mehrheitsgesellschaft stehen. Somit können sie ihre Muttersprache, sowie ihre Traditionen und Identifikationen ausüben und pflegen.
Sie sind aber auch aufgefordert bestimmte Anpassungsleistungen zu erbringen, denn für ein gesellschaftliches Miteinander ist ein Minimum an Konsens notwendig. Eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration ist der Erwerb der deutschen Sprache durch die Migranten, denn ohne sie kann ein interkultureller Dialog[20] nicht stattfinden. Die gegenseitige Verständigung ist eine der Voraussetzungen für einen erfolgreichen Integrationsprozess. Weitere Anforderungen an die Migranten sind die Kenntnis der freiheitlich demokratischen Verfassung, sowie der Gesetze und Grundwerte. Als Gegenleistung werden den Minderheiten gleiche Rechte und Chancen im wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Leben eingeräumt.[21]
Geißler identifiziert folgende Herausforderungen, denen sich Mehrheit und Minderheit in einem interkulturellen Integrationsprozess stellen müssen.
Anforderungen an die Mehrheit:[22]
1 Anerkennung der ethnischen Minderheiten mit ihren Besonderheiten als nützliche Teile der Gesellschaft;
2 Gewährung von gleichen Rechten und Chancen.
Anforderungen an die Minderheit:[23]
1 Kenntnis und Akzeptanz der Verfassung, der Gesetze und Grundwerte
2 Verzicht auf übermäßige Absonderung (Segregation / Segmentation)
Eine Eingliederung der Migranten in Form einer Assimilation wird den Befindlichkeiten vieler Migranten nicht gerecht, weil sie den Verzicht auf die Herkunftskultur verlangt. Wir leben heute in einer ethnisch-pluralen Gesellschaft, es bestehen kulturelle Unterschiede zwischen den Menschen innerhalb von Staaten und Menschen bilden Kulturgemeinschaften über die Grenzen von Staaten hinweg. Neue Konzepte des Transnationalismus betonen, dass im Zuge der ‚Globalisierung der Kommunikation‘ auch die Herausbildung von Identitäten mehr und mehr von national-staatlichen Grenzen unabhängig ist.[24]
Insbesondere die emotionale Assimilation, die eine Identifikation mit dem Heimatland meint und die sich in einer Art Wir-Gefühl manifestiert[25], kann nur dann stattfinden, wenn ethnische Minderheiten das Recht haben, ihre Bräuche und Traditionen zu pflegen. Wenn sie sich – trotz oder gerade wegen dieser Besonderheiten – als funktionaler und anerkannter Teil dieser Gesellschaft fühlen. Die Realität der ethnisch-puralen Gesellschaft sollte anerkannt werden, dazu bedarf es einem Integrationsbegriff, der nicht auf den Gedanken an Homogenität beschränkt ist.
Traditionelle Instanzen der Integration sind zum Beispiel der Arbeitsmarkt, das Rechts- oder auch das Bildungssystem. Der Einbezug von Migranten in die Gesellschaft setzt die Entstehung sozialer Akzeptanz, die Aufnahme von interethnischen Beziehungen und die Beteiligung am öffentlichen und politischen Leben voraus.[26] Das Wissen der Deutschen und der ethnischen Minderheiten übereinander, die Bereitschaft der Migranten zur Teilhabe an wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Prozessen in der Aufnahmegesellschaft und der Grad der Kommunikation zwischen den einzelnen kulturellen Gruppen, sollen hier als Indikatoren für Integration dienen.[27]
Eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen der interkulturellen Integration ist die Akzeptanz der Notwendigkeit von Einwanderung und Integration in der Öffentlichkeit, sowie ihre aktive Förderung durch die Politik und wichtige Institutionen wie den Massenmedien.[28]
3. Mediennutzung und Integration
Es stellt sich nun die Frage, welchen Beitrag die deutschen Massenmedien zur interkulturellen Integration von ethnischen Minderheiten leisten können. Die Präsentation beziehungsweise Repräsentation gilt als die grundlegende Funktion von Massenmedien bei der Integration von Migranten. Eine angemessene Darstellung von ethnischen Minderheiten in den Massenmedien, so die Annahme, kann zu einem Abbau oder zur Veränderung von Vorurteilen und sozialen Distanzen in der Gesellschaft beitragen.[29] Um diese Funktion erfüllen zu können, müssen die Massenmedien Informationen und Wissen über die jeweils andere kulturelle Gruppe verbreiten. Das Wissen um die Interessen der anderen Gesellschaftsmitglieder, so die Annahme, kann das gegenseitige Verständnis und die Akzeptanz füreinander erhöhen.[30]
Aus der Perspektive der Mediennutzungsforschung wird weniger nach den Inhalten der Massenmedien als nach dem Zusammenhang zwischen subjektiver Mediennutzung und dem Grad der Integration gefragt.[31]
3.1 Muttersprachliche Massenmedien
Das Mediennutzungsverhalten von ethnischen Minderheiten wurde bisher nur ansatzweise erforscht, diese Studien konzentrieren sich zum Großteil auf den türkischen Teil der Bevölkerung, auf den sich auch die folgenden Ausführungen beziehen.
Seit Einführung der Satellitentechnik und der damit verbundenen Entstehung privater Sender Ende der 80er Jahre stieg das Angebot muttersprachlicher Massenmedien, so genannter Ethnomedien, in Deutschland. Insbesondere die türkische Minderheit hat heute die Möglichkeit, zwischen einer Vielzahl von Medien aus dem Heimatland zu wählen. Neben dem staatlichen Fernsehsender TRT-Int, der als erster türkischer Sender in Deutschland empfangen werden konnte, haben sich heute etwa ein Dutzend private Sender[32] in Deutschland etabliert und den deutschen Sendern einen großen Teil der türkischen Zuschauer abgeworben.[33] Darüber hinaus besteht eine nicht geringe Auswahl an türkischen Zeitungen[34], die zum Teil auch in Deutschland gedruckt werden.[35] Diese Entwicklung führte zu einer kontroversen Diskussion um die Funktionen muttersprachlicher Medien. Inhaltsanalysen türkischer TV-Kanäle und Printmedien deuten auf eine nationalistische und Türkei orientierte Berichterstattung hin, Informationen über die deutsche Gesellschaft fehlen weitgehend oder sind negativ verzerrt.[36] Kritiker fürchten, die Integration der türkischen Minderheit würde einerseits durch diese Inhalte erschwert, andereseits würde der fehlende Informationsaustausch zwischen Mehrheit und Minderheit zu einer massenmedialen Isolation der Migranten führen. Nationale, religiöse oder kulturelle Einstellungen der Minderheiten könnten sich verfestigen, außerdem wird die Verbesserung der Sprachkenntnisse durch den Konsum ausschließlich muttersprachlicher Medien gehemmt.[37]
Die Rolle der fremdsprachigen Ethnomedien für die Integration ist jedoch ambivalent und muss differenziert betrachtet werden. In einer ethnisch-pluralen Gesellschaft können muttersprachliche Medien, die in der Heimat oder im Gastland produziert werden, die eigene kulturelle Identität festigen.[38] Insbesondere für solche Menschen, die die Sprache des Aufnahmelandes noch nicht verstehen, können sie als Verbindung zur alten Heimat dienen. Überdies bieten sie Migranten die Möglichkeit, politische Entwicklungen in der Mehrheitsgesellschaft, wie zum Beispiel die aktuelle Diskussion um ein bundeseinheitliches Bleiberecht für langjährig Geduldete, in ihrer eigenen Sprache zu verfolgen und die Situation der Migranten in Deutschland aus eigener Sicht zu problematisieren. Diese Funktionen können einer Integration wiederum förderlich sein.[39]
3.2. Deutschsprachige Massenmedien
Die Nutzung deutschsprachiger Massenmedien durch die ethnischen Minderheiten ist bedeutend für den Integrationsprozess. (Türkische) Ethnomedien bilden die gesellschaftlichen Vorgänge in Deutschland nur unzureichend ab,[40] deshalb müssen Migranten deutsche Massenmedien nutzen, um informiert und aufgeklärt an den ökonomischen, politischen und sozialen Prozessen in der Gesellschaft teilzunehmen. Sie erfüllen somit eine Orientierungsfunktion. Ausserdem ist eine Nutzung von Ethnomedien durch Deutsche aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse eher unwahrscheinlich, deshalb kann nur über die deutschen Massenmedien ein gleichberechtigter Dialog zwischen allen Gruppen innerhalb der Gesellschaft stattfinden.
Aufgrund des geringen Forschungsstands zur Mediennutzung von Migranten lassen sich eindeutige Aussagen über ihr Nutzungsverhalten nicht machen. Die Forschungsergebnisse zur Mediennutzung der türkischen Bevölkerung sind kontrovers. Während beispielsweise das Zentrum für Türkeistudien in einer 1996 durchgeführten Umfrage eine Zunahme der Nutzung deutschsprachiger Medien insbesondere bei jüngeren Migranten feststellte,[41] behauptet das Forschungsinstitut Data4U, die Migranten würden überwiegend türkische Medien nutzen.[42]
Die Nutzung deutschsprachiger Massenmedien hängt natürlich stark von den Sprachkenntnissen der Migranten ab. Je besser ihre Kenntnisse der deutschen Sprache sind, desto mehr nutzen sie auch deutsche Massenmedien. Am häufigsten wird das Fernsehen genutzt,[43] hier können fehlende Sprachkenntnisse durch Bilder überbrückt werden. Die privaten Fernsehsender RTL[44], ProSieben und SAT.1, die über ein größeres Unterhaltungsgebot verfügen als die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF, werden von der türkischen Bevölkerung deutlich bevorzugt.[45]
[...]
[1] Vgl.: Statistisches Bundesamt: Leben in Deutschland – Haushalte, Familie und Gesundheit. Ergebnisse des Mikrozensus, S. 73. In: www.destatis.de/presse/deutsch/pk/2006/mikrozensus_2005i.pdf (Stand 14.03.2007).
[2] Erfasst wurden sowohl die 7,3 Millionen Ausländer, die ca. 9 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen, als auch Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit, die selbst nach Deutschland eingewandert sind oder als Kinder von Einwanderern in Deutschland geboren wurden und ca.10 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen (vgl.: Statistisches Bundesamt, S. 73).
[3] Vgl.: Oberndörfer 2001, S.17.
[4] Vgl.: Bundesministerium des Inneren: Bericht der Unabhängigen Kommission Zuwanderung, S.1. In: www.bmi.bund.de/cln_012/nn_165090/Internet/Content/Common/Anlagen/Themen/Zuwanderung/DatenundFakten/Zuwanderungsbericht__kurz__pdf,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/Zuwanderungsbericht_kurz_pdf.pdf (Stand 14.03.2007).
[5] Vgl.: Spiegel Online: Deutschland und die Deutschen. In: www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,406101,00.html.
[6] Vgl.: Bundesministerium des Inneren, S.1.
[7] Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in dieser Arbeit auf die Nennung der weiblichen Formen verzichtet.
[8] Vgl.: Esser 2001, S. 30. In: Integration und ethnische Schichtung.In:www.bmi.bund.de/Internet/Content/Common/Anlagen/Themen/Zuwanderung/DatenundFakten/Esser__pdf,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/Esser_pdf.pdf (Stand: 14.03.2007).
[9] Vgl.: Der Begriff der Segmentation bezieht sich auf die Absonderung der Migranten in ethnischen Gemeinden oder ‘Ghettos’ (vgl.: Esser 2001, S. 18).
[10] Zur Unterscheidung zwischen System- und Sozialintegration vgl.: Pöttker 2005, S.30f.
[11] Vgl.: Pöttker 2005, S. 28.
[12] Vgl.: Ebd.
[13] Vgl.: Ebd.
[14] Vgl.: Esser 2001, S. 64.
[15] Die Position, Integration sei nur in Form einer kulturellen Anpassung der Minderheit an die Mehrheit möglich, beherrschte lange Zeit die öffentliche Debatte über Zuwanderung in Deutschland.
[16] Der Begriff der kulturellen Identität bezeichnet hier das Zugehörigkeitsgefühl eines Individuums zu einer bestimmten kulturellen Gruppe (vgl.: Göttlich 2000, S.52).
[17] Esser 2001, S. 65.
[18] Der Begriff ‚multikulturell’ ist in der öffentlichen Diskussion um Zuwanderung in Deutschland negativ besetzt, weil er oft mir der sozialromantischen Vorstellung einer konfliktfreien ethnisch-pluralen Gesellschaft in Verbindung gebracht wird. Im Weiteren wird deshalb die Rede von ‘interkultureller Integration’ sein (vgl.: Geißler 2005a, S. 63).
[19] Geißler 2005, S. 56.
[20] Mit ‚interkultureller Dialog’ ist die gleichberechtigte Kommunikation zwischen allen kulturellen Gruppen innerhalb einer Gesellschaft gemeint(vgl.: Hansen 2001, S.152).
[21] Vgl.: Ebd., S. 57ff.
[22] Vgl.: Geißler 2000, S. 130.
[23] Vgl.: Ebd.
[24] Vgl.: Hepp 2006, S. 63.
[25] Vgl.: Esser 2001, S. 12.
[26] Vgl.: Esser 2001, S. 8.
[27] Vgl.: Pöttker 2005a, S. 40f.
[28] Vgl.: Geißler 2005, S. 65f.
[29] Vgl.: Esser 2000, S. 30.
[30] Vgl.: Geißler / Pöttker 2006a, S. 23.
[31] Die Funktionen der Mediennutzung, in Integrationsprozessen einerseits und bei der Bildung kultureller Identitäten andererseits, unterscheiden sich nicht, wenn man unter Integration soziale Relationen und gemeinsames Wissen über verschiedene Gruppen hinweg versteht und unter kultureller Identität soziale Relationen sowie gemeinsames Wissen innerhalb einer Gruppe. (Vgl.: Schneider/Arnold 2006, S.98).
[32] Zu diesen zählen: ATV, Kanal D, Show-TV, RTR-INT, TGRT, Inter Star, Kanal 7, NTV, Meyda TV, Cine 5 (vgl.: Sen 2001, S. 107).
[33] Vgl.: Sen 2001, S. 103.
[34] hiezu gehören: Hürriyet, Milliyet, Türkye, Zaman, Milli Gazette, Evrensel, Özgür Politika, Vakit, Tercüman, Dünzya Hafta, Cumhuriyet Hafta (vgl.: Halm 2006, S. 80).
[35] Vgl.: Weber-Menges 2005b, S. 253.
[36] Vgl.: Müller 2005c, S. 341; Meier-Braun 2000, S. 19.
[37] Vgl.: Halm 2006, S. 79.
[38] Die Herausbildung einer kulturellen Identität gilt als eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration (vgl.: Geißler 2005a, S. 58).
[39] Vgl.: Güntürk 1996, S. 142.
[40] Der ehemalige Bürgermeister der Hansestadt Bremen, Henning Scherf, hat in diesem Zusammenhang im Jahre 2004 auf die desintegrierende Wirkung der türkischen Medien hingewiesen und für die Einrichtung von sogenannten Integrationskanälen plädiert (vgl.: Kölner Stadtanzeiger 2004: Pleitgen für Integrationskanal. In: http://www.media.nrw.de/kurznachrichten/artikel.php?id=2165 (Stand 09.03.2007).
[41] Vgl.: Güntürk 1999, S.138.
[42] Vgl.: Schulte 2002, zit. n. Geißler / Pöttker 2006, S. 32.
[43] Vgl.: Halm 2006, S. 88f.; Güntürk 1999, S. 139f.
[44] Die Abkürzungen werden im Abkürzungsverzeichnis aufgelöst.
[45] Vgl.: Sen 2001, S. 106.
- Arbeit zitieren
- Marlene Langholz (Autor:in), 2007, Massenmedien und die Integration von Migranten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82507
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