Wie der Titel: „Deutsche Jakobiner“, schon vermuten lässt, beschäftigt sich dieser Aufsatz mit den Einflüssen und den daraus resultierenden Folgen der Ereignisse der Französischen Revolution auf dem Gebiet der damaligen deutschen Staaten. Im Besonderen richtet sich der Blick der Untersuchung auf das Rheinland und marginal auf den norddeutschen Raum. Im Mittelpunkt steht die Mainzer Republik von 1792/93.
Inhalt
Einleitung
1. Wer sie waren! – Was sie wollten!
Struktur und Ideologie
2. Die Mainzer Republik 1792/93
Goethe war dabei
3. Ein Volk muss seine Freiheit selbst erobern!
Georg Friedrich Rebmann vs. Friedrich Wilhelm Schütz
Fazit
Literatur
Einleitung
Wie der Titel: „Deutsche Jakobiner“, schon vermuten lässt, beschäftigt sich dieser Aufsatz mit den Einflüssen und den daraus resultierenden Folgen der Ereignisse der Französischen Revolution auf dem Gebiet der damaligen deutschen Staaten. Im Besonderen richtet sich der Blick der Untersuchung auf das Rheinland und marginal auf den norddeutschen Raum. Süddeutschland, und das Wirken einzelner jakobinischer Zirkel in dieser Region, können in diesem Kontext leider keine Beachtung finden. Hierbei verweise ich auf eine umfangreiche Ausarbeitung von Heinrich Scheel.[1] Des Weiteren muss der Arbeit voran gestellt werden, dass jene sich als Überblicksdarstellung versteht und die großen Linien der in der Literatur auftretenden Parallelen vorzustellen versucht. Es soll sozusagen eine erste Heranführung an die wichtigen und wichtigsten historischen Fakten in diesem Zusammenhang gewährleistet werden.
Um diesem Anspruch gerecht zu werden, gliedert sich diese Arbeit in drei große Kapitel. Im ersten Teil, soll dem deutschen Jakobinismusbegriff eine Definition verliehen werden, das heißt, seine Wurzeln und seine Selbstbestimmung werden im näheren präsentiert. Weiterhin wird der soziale Standort der deutschen Jakobiner präzise bestimmt. Anders ausgedrückt kann man die Frage nach der sozialen Herkunft der Mitglieder dieser geistigen Strömung und deren primären Wirkungszentren stellen. Kapitel zwei untersucht die Mainzer Republik von 1792/93 als historischen Höhepunkt dieser Bewegung. Der Gegenstand, sowie die damaligen Ereignisse innerhalb dieser ersten deutschen demokratischen Republik treten somit zur Debatte. Abschnitt drei beschäftigt sich mit der Zeit nach Mainz, das heißt genauer gesagt mit der Weiterentwicklung der deutschen Jakobiner nach dem Scheitern des Rheinisch-Deutschen Nationalkonventes. Die Vorstellung der Personen Georg Friedrich Rebmann und Friedrich Wilhelm Schütz sowie ihr Diskurs über die Durchführung der deutschen Revolution stehen hierbei im Zentrum der Betrachtung. Das Fazit fasst abschließend das wichtigste zusammen und versucht durch die gewonnen Erkenntnisse auf eventuell weiterführende Forschungsfragen in diesem Kontext aufmerksam zu machen.
Unter den Autoren, die in dieser Arbeit zu Wort kommen, soll einer ausdrücklich Erwähnung finden. Walter Grab, ein deutscher Palästinaauswanderer und ehemaliger Leiter des Instituts für Deutsche Geschichte in Tel Aviv[2] wird in diesem Aufsatz überdurchschnittlich die Aufmerksamkeit erregen. Das liegt daran, das Walter Grab als wichtiger Jakobinerforscher zum einen die thematische Literatur durch eigene ausschlaggebende Veröffentlichungen prägt und zum anderen von jenen, welche sich ebenfalls mit dem Untersuchungsgegenstand beschäftigten in hohem Umfang zitiert wird. Kurz gesagt, man kommt bei der Analyse des Phänomens der Deutschen Jakobiner an Walter Grab nicht vorbei, was sich auch in diesem Aufsatz deutlich widerspiegeln wird, was natürlich nicht bedeutet, dass auf eine gewisse Pluralität kein Wert gelegt werden soll. Eine ausführliche Bibliografie befindet sich am Ende der Arbeit.
Nun möchte ich in das erste Kapitel hinüber leiten mit einem Zitat, welches durch seine symbolischen Begriffe und Hauptforderungen gut die politische- und ideologische Einstellung der deutschen Jakobiner verdeutlicht, welche im folgenden Abschnitt vorgestellt werden soll:
„Heute Abend um 6 Uhr wird eine Gesellschaft deutscher Freunde der Freiheit und Gleichheit aus allen Ständen in dem großen Akademiesaale auf dem hiesigen Schlosse sich durch einen feierlichen Eid verbinden, frei zu leben oder zu sterben, ... .“[3]
1. Wer sie waren! – Was sie wollten!
Struktur und Ideologie
Die Schlagworte „Deutsch“, „Freiheit“, „Gleichheit“, „aller Stände“, sowie die Forderung des Lebens bei Zielerfüllung oder des Todes bei Versagen, verdeutlichen gut den überzeugenden Anspruch den jene politische Gruppierung der Deutschen Jakobiner vertrat.[4] Walter Grab weißt ausdrücklich darauf hin, das ihr Ideal darin lag, einen säkularen, bürgerlichen, parlamentarischen Verfassungsstaat zu errichten, in welchem die Entscheidungsgewalt einer frei gewählten Vertretung des Volkes übertragen werden sollte.[5] „Dabei beschränkten die Jakobiner den Begriff der Volkssouveränität nicht auf die Gebildeten und Begüterten, sondern wollten sie allen Staatsbürgern, unanhängig von Herkunft und Besitz, zukommen lassen.“[6] Im Besonderen richtete sich ihr Appell an jene Bevölkerungsgruppen, welche unter feudalen Strukturen zu leiden hatten. Diese, welche die Mehrheit im Volk ausmachten, sollten sozusagen den Kampf für ihre Rechte aufnehmen um das Prinzip der Gleichheit im juristischen- und politischen Bereich zu verwirklichen. Die Abschaffung feudaler Strukturen war demnach eine Hauptforderung der Jakobiner.[7] Weiterhin artikulierten sie Theoreme der Aufklärung, indem sie Volksverbundenheit, sowie Völkerfreundschaft in die Praxis umsetzen wollten. Auch die Gedanken von Jean-Jaques Rousseaus gingen an Deutschland nicht vorbei, sondern bekräftigten die Forderung nach nationaler Selbstbestimmung durch den einheitlichen Volkswillen, den volonté générale. Walter Grab interpretiert somit die jakobinische Bewegung als revolutionär, da die Vorstellung eines einheitlichen Volkswillens, welcher die Ordnung bestimmen sollte, in direktem Widerspruch zum gegebenen System stand, in jenem der Herrscherwille dominierte und das Volk zur Unterwerfung drängte.[8]
Bevor der Blick der Untersuchung tiefer in die Gefilden jakobinischer Ideologie gelenkt wird, schauen wir vorerst auf die Akteure der Bewegung, welche sich zentral an jener im Nachbarland Frankreich orientierte. Dabei könnte man sich fragen, welchen Altersdurchschnitt die Revolutionäre hatten? Waren sie eher jung oder alt, reich oder arm, gebildet oder ungebildet, usw.? In seinem Buch: „Ein Volk muss seine Freiheit selbst erobern“, weißt Grab darauf hin, das es sich bei den Revoluzzern in erster Linie um kosmopolitische, bürgerliche Aufklärer und Publizisten handelte.[9] Jene Intellektuelle orientierten sich „während der Gesamtdauer der französischen Republik an dem Sieg der Revolution.“[10] Ihre Forderungen richteten sich in erster Linie an Wirtschaft und Gesellschaft. Dabei war es ihnen wichtig, als Sprachrohr der Interessen der mittleren und unteren Schichten des eigenen Landes zu agieren.[11] Als zweite Gruppe nennt er die „sporadisch und meist spontan entstehenden Volksunruhen und Protestbewegungen der Bauern und Stadtplebejer gegen die traditionellen Machteliten.“[12] Er meint, dass diese Strömungen ebenfalls dem Jakobinismus zugeordnet werden können, da sie sich für die Aufhebung oder besser gesagt, für die Beseitigung der aristokratischen Privilegien, sowie für die Abschaffung von Steuern einsetzten. Es gibt sozusagen zwei jakobinische Hauptakteure innerhalb der deutschen demokratischen Bewegung. Einmal die Intelligenz, welche als bürgerliche Publizisten bezeichnet werden können, und die Volksmassen, welche laut Grab durch ihre praktischen Aktionen der Agitation der ersteren übergeordnet werden sollten. Weiterhin verweist er auf das Phänomen des Neojakobinismus, welcher sich in konstitutionellen Klubs des Handwerks entwickelte, allerdings keinen revolutionären Anspruch vertrat.[13] Eine weitere Frage richtet sich an die sogenannte Geographie der Volksbewegung. Das heißt, wo war der Aufruhr deutlich spürbar, wo hatten die Jakobiner ihre geistigen Zentren? Eine Antwort auf den ersten Teil dieser Frage gibt Nicolao Merker. Dieser Analysiert in seiner Arbeit: „An den Ursprüngen der deutschen Ideologie“, die Orte von Unruhen und Aufruhr für die Zeit von 1789 bis 1800 und schildert konkret die jeweiligen Forderungen der rebellierenden Menschen.[14] Die Aufhebung der Leibeigenschaft, die Forderung nach freien Wahlen, sowie die Orientierung und der Wunsch nach der Einführung französischer Gesetze standen hierbei im Fordergrund. Es ist deutlich erkennbar, dass sich in der eben genannten Periode in Sachsen, Thüringen, Schlesien, Bayern, Baden, der Pfalz, dem Rheinland, Hessen, Hannover, Berlin und Hamburg sogenannte Klassenkämpfe abgespielt haben, „in welchen das revolutionäre Potential der Volksmassen erstaunlich stark zum Vorschein gekommen war.“[15] Merker meint, dass die beständige und hartnäckige Verfolgung des Ziels, nämlich die Abschaffung der feudalen Knechtschaft und die Errichtung einer liberalen Republik, schürend für die Bewegung wirkte. Es beteiligten sich seiner Meinung nach mehrere Hunderttausende direkt und indirekt[16] an diesen verstreuten und territorial zersplitterten Bewegungen, „in einem Land, das noch keine Nation bildete.[17]
[...]
[1] Scheel, Heinrich: Süddeutsche Jakobiner, Klassenkämpfe und republikanische Bestrebungen im deutschen Süden Ende des 18. Jahrhunderts, 2. durchgesehene Auflage, Berlin 1971.
[2] Blasche, Siegfried, u.a. (Hg.): Die Ideen von 1789, in der deutschen Rezeption, 1. Auflage, Frankfurt am Main 1989, S. 260.
[3] Aufruf zur Gründung des Mainzer Klubs 1792, in: Scheel, Heinrich: Der historische Ort der Mainzer Republik, in: Bundesarchiv und Stadt Mainz (Hg.): Deutsche Jakobiner, Mainzer Republik und Cisrhenanen 1792-1798, 2. Auflage, Mainz 1982, S. 20.
[4] Anmerkung des Verfassers.
[5] Grab, Walter: Zur Geschichte der deutschen Jakobiner, in: Blasche, Siegfried, u.a. (Hg.): Die Ideen von 1789, in der deutschen Rezeption, 1. Auflage, Frankfurt am Main 1989, S. 72.
[6] Ebenda.
[7] Anmerkung des Verfasser mit Bezug auf: Ebenda, S. 72f.
[8] Grab 1989, S. 73.
[9] Grab, Walter: Ein Volk muss seine Freiheit selbst erobern, Zur Geschichte der deutschen Jakobiner, Frankfurt am Main Olten Wien 1984, S. 35.
[10] Ebenda.
[11] Ebenda.
[12] Ebenda.
[13] Ebenda.
[14] Merker, Nicolao: An den Ursprüngen der deutschen Ideologie, Revolution und Utopie im Jakobinismus, Berlin 1984, S. 34ff.
[15] Ebenda, S. 38.
[16] Frei zitiert nach: Ebenda.
[17] Ebenda.
- Citation du texte
- Erik Buder (Auteur), 2007, Deutsche Jakobiner, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82491
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