Ziel meiner Hausarbeit ist die Entwicklung und Modernisierung des Tertiärsektors in Brasilien zu erläutern. Brasilien gilt ab den 60er Jahren als eine Dienstleistungsgesellschaft und heute auch als ein Schwellenland. Brasiliens Wirtschaft entwickelte sich von Anfang an unter dem Einfluss verschiedener Interessen der Industrienationen.
Überblick
1. Einleitung
2. Die Entwicklung der Industrie in Brasilien während des 20. Jahrhunderts
Frühe Industrialisierung bis zum Jahr 1950
Späte Industrialisierung: 1950 bis zur Gegenwart
3. Die Entwicklung von Dienstleistungen in Brasilien während des 20. Jahrhunderts
Einteilung des Tertiärbereichs
Die Entwicklung von Dienstleistungen: 1940 - 1970
Die Modernisierung der Dienstleistungen: 1980 - Gegenwart
4. Resümee
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Ziel meiner Hausarbeit ist die Entwicklung und Modernisierung des Tertiärsektors in Brasilien zu erläutern. Brasilien gilt ab den 60er Jahren als eine Dienstleistungsgesellschaft und heute auch als ein Schwellenland. Der Weg dahin war weder leicht noch kurz. Brasiliens Wirtschaft entwickelte sich von Anfang an unter dem Einfluss verschiedener Interessen der Industrienationen.
Mein erstes Kapitel ist der frühen Industrialisierung Brasiliens gewidmet, der Zeitspanne nach der Öffnung der Häfen für den Handel, der Unabhängigkeit von Portugal, und der Periode der Kaffee-Booms. Weiter erläutere ich die darauffolgende historische Etappe der wirtschaftlichen Entwicklung durch Importsubstitution. Diese Massnahmen ermöglichten der Binnenwirtschaft favorable Bedingungen und schafften somit ein positives Klima für ausländische Investoren. Diese erkannten früh das Entwicklungspotential des Landes und Werbekampagnen die mit dem Standort Brasilien warben schafften zusätzliche Anreizsysteme. Durch Slogans wie: „Grow with Brasil“ wurde der Standort Brasilien ausländischen Investoren gegenüber gepriesen. Durch ausländisches Kapital wurde die Schwerindustrie aufgebaut. Diese Tatsache hatte auch positive Auswirkungen auf den sekundären und den tertiären Sektor. Es entstand die Nachfrage nach neuen Dienstleistungen. Im Vergleich zu anderen Entwicklungsländer besitzt Brasilien einen sehr grossen Dienstleistungssektor der dem einer Industrienation ähnelt.
Diese Entwicklung werde ich zum Thema meines zweiten Kapitels machen. Dieser verfolgt die Entwicklung des Dienstleistungssektor beginnend mit dem Jahr 1940 bis zur Gegenwart. Im Laufe der Zeit und der Industrialisierung ergaben sich immer mehr neue Dienstleistungen. Erfolgreiche Automobilkonzerne eröffneten Filialen in Brasilien und trugen somit zur Entwicklung der Wirtschaft im Süd-Osten des Landes bei. Brasilien entwickelte sich dank des wirtschaftlichen Fortschritts, des Temperaments der Menschen, des Samba-Tanzes und des warmen Klimas auch zu einem beliebtes Reiseziel. Dies ist nur eins der Unterbereiche des Tertiärsektors dem eine wichtige Rolle ab den 80er Jahren zugekommen ist und ausserdem sehr viele Menschen beschäftigt. Zu den schon vorhandenen Dienstleistungen wie Anstellungen in Haushalten kamen neue hinzu. Der technische Fortschritt ermöglichte ab den 80er Jahren erneut einen Boom an neuen, innovativen Dienstleistungen. Diese Entwicklung verfolge ich bis zur Gegenwart und die statistischen Daten die ich anführe dienen der Veranschaulichung der Beispiele.
Das Resümee meiner Hausarbeit fasst die heutige Situation des Tertiärsektors zusammen. Ausserdem möchte ich nunmehr einen Ausblick auf die weitere Entwicklung des Landes präsentieren. Wo steht Brasilen heute wirtschaftlich? Inwieweit kann man von einem grossen Tertiärsektor auf die Entwicklung des Landes schliessen. Diese Fragen möchte ich abschliessend in meiner Hausarbeit versuchen zu beantworten.
2. Die Entwicklung der Industrie in Brasilien während des 20. Jahrhunderts
Der Hauptteil meiner Hausarbeit widmet sich der Industrialisierung Brasiliens mit dem Ziel die Entwicklung1 des Tertiärsektors näher zu untersuchen. Im Laufe der industriellen Entwicklung lassen sich mehrere Phasen unterscheiden.
Die erste Phase, von den ersten Schritten Richtung Industrialisierung bis hin zur Jahrhundertwende, 1900, lässt sich durch den Export von Kaffee, Kautschuk und Baumwolle charakterisieren. Die brasilianische Industrie war in groben Zügen eine Weiterverarbeitende- und Exportindustrie. Mit der Weltwirtschaftskrise 1929 gingen die Einnahmen aus den Export zurück und diese Umstände führten zu einer Devalorisierung der brasilianischen Währung.
Die darauffolgende Phase ist stark von der importsubstituierenden Industrialisierung2 geprägt. Der Staat ist „Motor der Veränderung“ (Hemmer zitiert nach Geier) und seine „Doppelrolle besteht darin, die Ankopplung der einheimischen Wirtschaft sicherzustellen und den Industrialisierungsprozess zu planen, zu realisieren und zu kontrollieren.“ (Geier, 1994, S. 37). Der brasilianische Staat hat eine Reihe von marktregulierenden Massnahmen durchgeführt mit dem Ziel die einheimische Industrie zu fördern. Zu diesen Massnahmen zählten zum Beispiel der Aufkauf der Überschussproduktion an Kaffee, Mindestpreise wurden eingeführt und die Importpreise wurden erhöht. Ausserdem investierte der brasilianische Staat in strategische Bereiche der Industrie um somit neue Branchen entstehen zu lassen mit dem Ergebnis, dass auch der soziale Bereich eine positive Entwicklung zu verzeichnen hatte. Diese Massnahmen führten dazu, dass die Innlandspreise gesunken sind und dies wiederum hat Industrialisierungsimpulse generiert, so dass sich mit der Zeit die Leichtindustriebranche entwickeln konnte. Obwohl bis zum Jahr 1950 Brasilien agrarisch geprägt war entfaltete sich durch staatliche und direkte ausländische Investitionen die Stahl- und Automobilindustrie. Ab diesem Zeitpunkt konzentrierte sich die industrielle Entwicklung Brasiliens auch mehr auf den Aufbau einer Schwerindustrie, da diese Branche sehr verlockend für ausländische Investoren war und mithin hoch produktive Arbeitsplätze schaffen konnte. Die brasilianische Regierung erhoffte sich ausserdem durch externe Verschuldung den wirtschaftlichen Wachstum zu stimulieren. Die Zeitspanne zwischen 1965 und 1975 wird auch „milagro brasileiro“ genannt, also die Periode des brasilianischen Wirtschaftswunders, da das Land eine sehr starke wirtschaftliche Entwicklung erlebte. Ende der 70er Jahre zeigt sich aber, dass die monetäre Situation auf den Weltmarkt, Brasilien noch weiter in die Verschuldung treibt, so dass die Regierung sich gezwungen sieht noch stärker den internen Markt zu schützen. Hinzu kam noch, dass Brasilien Anfang der 79er Jahre der drittgrösste Energieimporteur der Welt war und somit von dem Ölschock übermässig stark getroffen wurde.
Dieser Krise folgte in den 90er Jahren eine Wirtschaftsreform genannt „Plano Real“ mit dem Ergebnis, dass die brasilianische Industrie weltmarktorientierter wurde. Die Regierung führte eine strikte Währungspolitik und erzielte damit, dass die Inflation auf „normale“ Werte sank und, dass verschiedene Industriebranchen privatisiert wurden. In dieser letzten Phase wurde nunmehr der Handel liberalisiert und die so gewonnenen Erlöse wurden in den Abbau der Auslandschulden investiert.
Dieser kurze Überblick über die Art und Weise der industriellen Entwicklung Brasiliens seit der Jahrhundertwende bis hin zu den 90er Jahren soll die Grundlage für die nächsten zwei Unterkapitel darstellen. Als nächstes werde ich ins Detail auf die favorisierenden Faktoren der Industrialisierung eingehen mit der Motivation zu zeigen, dass die Entwicklung des stark ausgeprägten Tertiärsektors eng verknüpft ist mit der Industrialisierung selbst.
2.1 Frühe Industrialisierung bis zum Jahr 1950
Nach der Unabhängigkeit Brasiliens von Portugal, 1822, mit englischer Unterstützung wurde jegliche wirtschaftliche Entwicklung, ausser Rohstoff- und Agrarexportwirtschaft verhindert. England importierte selbst Produkte nach Brasilien und verhinderte somit die Entstehung der einheimischen Manufakturen. Ausserdem wurde der Binnenmarkt zunehmend „von ausländischen, besonders englischen, Unternehmen kontrolliert, die Wirtschaft konnte nicht diversifiziert werden“ (Wöhlcke, 1981, S. 116) und es entstand eine starke Auslandsverschuldung gegenüber England. Erst 1844 wurden unter Finanzminister Alves Branco erste Schritte unternommen um Manufakturen zu gründen. Als Resultat dieser protektionistischen Politik zählte Brasilien im Jahre 1850 insgesamt 72 Fabriken, davon 50 in Rio de Janeiro welche Tabak, Kerzen, Seife und Baumwollstoffe produzierten.3
Die Eröffnung der Häfen 1808 ermöglichte der brasilianischen Wirtschaft einen Warenaustausch. Somit wurde die brasilianische Wirtschaft in den Weltmarkt eingegliedert. Die Öffnung der Häfen stellt ausserdem eine wichtige Voraussetzung für den Handel dar.
Ab 1850 wurde die Sklaverei schrittweise abgeschafft. Dieser Prozess dauerte bis zum Jahr 1888 und ist ein wichtiger favorisierender Faktor für die Entwicklung der Industrie. Als Folge der Abschaffung der Sklaverei verlor die Agraroligarchie an Macht und die Struktur des Arbeitsmarktes wurde der „modernen kapitalistischen Produktionsweise angepasst“. (Wöhlcke, 1981, S. 117). Diese Massnahme hatte als Folge, dass das Land Einwanderer aus Europa anlockte und somit neue Konsumenten nach Brasilien kamen.
Nach dem Sturz der Monarchie im Jahre 1889 erfuhr der frühe Industrialisierungsprozess einen langsamen Wachstum. 1889 im Gegensatz zu 1850 gab es in Brasilien schon 636 Industriebetriebe und beschäftigten 54169 Arbeiter4 wobei die Textil- und Nahrungsmittenbranche antreibende Sektoren für die Industrialisierung waren. Eine solch starke Entwicklung vollzog sich vorwiegend im Süd-Osten des Landes im Städtedreieck gebildet aus Rio de Janeiro, Sao Paulo und Belo Horizonte. Zu diesem Fortschritt hat sicherlich auch die grosse Nachfrage an Kaffee beigetragen. Schon ab Mitte des 19. Jahrhunderts hatte sich dieser Teil des Landes als führend im Anbau von Kaffee etabliert. Im Jahre 1888 machte Kaffe 40% der Gesamtproduktion und 60% des Gesamtexports aus.5 Diese positive Entwicklung für die brasilianische Volkswirtschaft führte dazu, dass sich die Agraroligarchen verstärkt für erleichterte Exportbedingungen einsetzten und für bessere Zolltarife kämpften. Diese Massnahmen förderten wiederum indirekt den Industrialisierungsprozess da es auch andere Handelsaktivitäten begünstigte.
Durch den Export von Rohstoffen und Import von Fertigwaren war Brasilien in den Weltmarkt integriert. Dieser exportorientierten Wirtschaft wurden mit der Weltwirtschaftskrise im Jahre 1929 die ersten Grenzen aufgezeigt, weil Brasilien somit extrem stark von der Weltnachfrage nach brasilianischen Exportgüter abhängig war. Diese wirtschaftliche Politik änderte sich um die Jahrhundertwende wo Brasilien mit einer Überproduktionskrise an Kaffee konfrontiert wurde. Die Produktion überstieg die Nachfrage und der Staat war somit gezwungen den Überschuss zu kaufen und zu zerstören. Dieses wirtschaftliche Problem, gekoppelt mit dem Zusammenbruch des Welthandels im ersten Weltkrieg führten dazu, dass Brasilien zu einen „Politik der Importsubstitution“ (Wöhlcke, 1981, S. 118) gezwungen wurde. Anfangs wurde die importsubstituierende Industrialisierung grösstenteils von ausländischen Investoren finanziert6. In der Zeitspanne 1918 – 1921, wo sich die Industrienationen in den Ersten Weltkrieg befanden, sanken die Investitionen in Brasilien auf ein Minimum. Diese Tatsache zwang die Regierung Getúlio Vargas die importsubstituierende Industrialisierung nunmehr im Lande mit eigenen Mitteln durchzuführen. Nach der Weltwirtschaftskrise 1929 setzte Varga die Subventionspolitik für Kaffee fort, wobei ein Teil der Einnahmen weiter in die Industrie geleitet wurden. Durch diese Massnahme stieg die nationale Industrieproduktion zwischen den Jahren 1929 und 1937 um 50%7. Die Politik der Importsubstitution wurde in den nächsten Jahren beibehalten und erreichte die grössten Erfolge erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Diese neuere wirtschaftliche Entwicklungsperiode Brasiliens ist Thema des nächsten Unterkapitels meiner Hausarbeit.
[...]
1 Entwicklung wird als „Herausbildung einer Produktionsstruktur zunächst nach objektiven, dann aber auch nach den subjektiven Interessen der Gesamtbevölkerung“ bezeichnet. Siehe Wöhlcke, 1981, S. 65
2 Importsubstitution bezeichnet „die Notwendigkeit, möglichst viele jener Güter im Inland zu produzieren, die vordem importiert wurden.“ Vgl. Wöhlcke, 1981, S. 62
3 Siehe Wöhlcke, 1981, S. 116
4 Vgl. Wöhlcke, 1981, S. 117
5 Vgl. Wöhlcke, 1981, S. 118
6 Vgl. Wöhlcke, 1981, S. 118
7 Vgl. Wöhlcke, 1981 S. 119
- Quote paper
- Andreea Feierstein (Author), 2005, Die Entwicklung von Dienstleistungen in Brasilien während des 20. Jahrhunderts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82476
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