Das Phänomen des »Loft Livings« begann im New York der 60er Jahre, als Andy Warhol in eine leer stehende Fabrikgeschossetage einzog, die durch die Bezeichnung
»Factory« Berühmtheit erlangte. Von New York ausgehend, ist das Leben in alten Fabrikgeschossetagen dann in den 70er Jahren auch nach Europa gekommen.
In vielen Großstädten Europas, wo aufgrund der Industrialisierung große Fabriken und Lagerhallen und so genannte Gewerbegeschossbauten entstanden, die nach und nach zu leer stehenden Gebäuden wurden, zogen ebenfalls wie in New York Künstler, Lebenskünstler und Studenten in diese zu Beginn illegalen Wohnmöglichkeiten ein, um in diesen Räumen leben und arbeiten zu können, ohne hohe Mietpreise bezahlen zu müssen.
Inhaltsverzeichnis
1. EINLEITUNG
2. FORSCHUNGSSTAND
3. ZUM BEGRIFF »LOFT«
3.1. Der Wandel des Loftbegriffs
3.2. Was ist »Loft Living«?
4. DIE ANFÄNGE DES LOFTS
4.1. New York als Vorreiter des Loft Livings
4.1.1. Die »Factory« von Andy Warhol
4.2. Die Entwicklung der Berliner Industrie
4.2.1. Grundlagen der Frühindustrialisierung Berlins
4.2.2. Die Industrie ab Mitte des 19. Jahrhunderts
4.3. Die innerstädtische Industriearchitektur Berlins und ihre Gebäudetypen im 19. und 20. Jahrhundert (als Grundlage für Lofts)
4.3.1. Die typologische Entwicklung vom Wohnhaus mit gewerblich genutzten Nebengelassen zum Berliner Gewerbehof
4.3.2. Die »Berliner Mischung«
4.4. Die Anfänge der Loftnutzung in Berlin
4.4.1. Die »Community«
4.4.2. Gentrifikation
5. NUTZUNGSMÖGLICHKEITEN VON LOFTS
5.1. Grundgestaltungsprinzipien
5.1.1. Der Grundriss
5.1.2. Einbauten und Raumteiler - die »zweite Etage«
5.1.3. Innenausstattung und Möbel
5.2. Leben im Loft
5.2.1. Wohnen und Arbeiten
5.2.2. Kultur und Nachtleben
6. LOFTS IN BERLIN - DIE ENTWICKLUNG VOM FABRIKRAUM ZUR LUXUSWOHNUNG
6.1. Die Umwandlung ehemaliger Fabrikgeschossetagen in Lofts - ausgewählte Beispiele
6.1.1. Berlin-Pankow
6.1.1.1. Standort Heynstraße 15
6.1.2. Berlin-Prenzlauer Berg
6.1.2.1. Standort Marienburger Straße 10
6.1.3. Berlin-Friedrichshain
6.1.3.1. Standort Kadiner Straße 20a - »Wollgarnfabrik«
6.1.3.2. Standort Reichenberger Straße 80: Wohnloftquartier »Paul-Lincke- Höfe - Loft Rio«
6.1.4. Berlin-Wedding
6.1.4.1. Standort Exerzierstraße 24
6.2. Ausblick - Neubaulofts
6.2.1. Der Loft-Neubaukomplex in Berlin-Mitte, Linienstraße 42/43
6.2.2. Das Projekt »Car Loft« in Berlin-Kreuzberg
7. FAZIT
ANHANG
QUELLENVERZEICHNIS
Literaturverzeichnis
Monographien, Beiträge in Handbüchern und Sammelbänden:
Zeitschriften
Allgemeine Online - Nachschlagewerke:
1. Einleitung
Das Phänomen des »Loft Livings« begann im New York der 60er Jahre, als Andy Warhol in eine leer stehende Fabrikgeschossetage einzog, die durch die Bezeich- nung »Factory« Berühmtheit erlangte.1 Von New York ausgehend, ist das Leben in alten Fabrikgeschossetagen dann in den 70er Jahren auch nach Europa ge- kommen. In vielen Großstädten Europas, wo aufgrund der Industrialisierung große Fabriken und Lagerhallen und so genannte Gewerbegeschossbauten entstanden, die nach und nach zu leer stehenden Gebäuden wurden, zogen ebenfalls wie in New York Künstler, Lebenskünstler und Studenten in diese zu Beginn illegalen Wohnmöglichkeiten ein, um in diesen Räumen leben und arbeiten zu können, oh- ne hohe Mietpreise bezahlen zu müssen.2
Ab den 1980er Jahren erkannten Stadtplanungsämter, Wohnungsbaugesellschaf- ten, Immobilienmakler und Architekten, dass das Leben in Lofts nicht nur zur Revi- talisierung von Innenstädten dient, sondern dass die Vermarktung des Loft Livings eine hohe Nachfrage an kaufkräftigen Interessenten auslöst. Dadurch ist seit eini- gen Jahren eine absolute Trendwende im Umgang mit industriellem Gebäude- und Flächenbestand erkennbar3, die mit der höherwertigen Umnutzung alter Ha- fen- und Industrieareale in den 1980er Jahren in vielen Städten mit industrieller Vergangenheit und einer funktionalen Neubestimmung von Standorten und Ge- bäudekomplexen aus dem 19. Jahrhundert ihren Anfang nahm.4
Während also zu Warhols Zeiten Fabriketagen zu Wohnungen verwandelt wurden, um Geld zu sparen, müssen Loft-Besitzer oder -Mieter heute für den Traum vom individuellen Leben bereit sein, viel Geld auszugeben.5
In dieser vorliegenden Arbeit soll die Entwicklung der ehemaligen Fabrikgebäude, von denen viele zum Abriss deklariert wurden und immer noch werden, zu den ersten Lofts bis hin zu luxuriösen Lofts, mit dem besonderen Blick auf die Innen- raumgestaltung herausgestellt werden. Zum Forschungsgegenstand dieser Arbeit gehören nur die Lofts, die sich in Fabrikgeschossbauten befinden, da in diesen Gebäuden das Phänomen »Loft Living« begann.6 Damit unterliegen leer stehende Bauwerke, wie etwa Mühlen, Turbinenhäuser, große Industriehallen und auch leer stehende Schulgebäude oder alte Scheunen in ländlichen Gebieten7 keiner Dar- stellung und werden somit von der zu behandelnden Thematik ausgegrenzt.
Zunächst wird der Begriff »Loft« und die Thematik des Loft Livings genau erklärt und dargestellt. Daraufhin werden die Anfänge des Lofts herausgearbeitet, bevor auf die Entwicklung der Berliner Industrie und die Industriearchitektur Berlins ein- gegangen wird, die die Grundlage für die Entstehung des Loft Livings bilden. Es werden besondere Erscheinungsformen, die sich mit der Entwicklung des Lebens in brachliegenden Fabriketagen einstellten, wie die Phänomene der »Community« und der »Berliner Mischung«8, die besonders in Kreuzberg ihre Anfänge hatten, beschrieben und anhand von Beispielen dargestellt. Zur Unterstützung des Ver- ständnisses der einzelnen beschriebenen Loftbeispiele liegt dieser Arbeit ein Bild- band bei, dessen zum Lesen parallele Nutzung sich zum besseren Verständnis empfiehlt. Sämtliche Abbildungsnachweise sind dem Bildband beigefügt. An- schließend geht der vorliegende Text auf die verschiedenen Nutzungsmöglichkei- ten von Lofts ein, die sich nicht nur in der Grundrissgestaltung und in der Innen- ausstattung, sondern auch in den verschiedenen sozialen Nutzungsformen, wie z.B. kultureller Einrichtungen, widerspiegeln. Darauf aufbauend werden aus unter- schiedlichen Berliner Stadtbezirken insgesamt fünf Lofts als Beispiele für die Um- nutzung vom ehemaligen Fabrikraum zur luxuriös eingerichteten Wohnung vorge- stellt, beschrieben und miteinander verglichen. Am Ende der vorliegenden Arbeit gibt die Autorin einen kurzen Ausblick auf die Weiterentwicklung des Loft Living- Gedankens von der Sanierung alter Fabrikgebäude zu bereits entstandenen Neu- bauloftkomplexen.
Verwendete und zitierte Literatur ist im Quellenverzeichnis aufgeführt. Eine Aus- nahme bilden Internetquellen, auf die mit vollständiger URL in den Fußnoten ver- wiesen wird.
2. Forschungsstand
Im Folgenden wird der aktuelle Forschungsstand zum Thema Lofts in Berlin - vom Fabrikraum zur Luxuswohnung dargestellt.
Wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Lofts in Berlin mit dem Schwerpunkt der Innenarchitektur und der Innenausstattung und im Speziellen mit der Entwicklung einer Fabrikgeschossetage zu einer Luxuswohnung existieren bisher nicht.9 Es gibt lediglich zwei deutschsprachige veröffentlichte wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit dem Thema der Loftproblematik befassen. Zum einen wäre das die Arbeit mit dem Titel »Gebäudekunde: Loftliving«10 und zum anderen die Diplomarbeit »Loft Living - ein Umnutzungskonzept ehemaliger Industriebauten zur Revitalisie- rung von Innenstädten«11.
Die Publikation mit dem Titel »Gebäudekunde: Loftliving« entstand am Lehrstuhl Entwerfen mit dem Schwerpunkt Verkehrsbauten und Arbeitsstätten unter der Lei- tung des Professors Axel Oestreich der Technischen Universität in Cottbus. Diese Literatur geht unter anderem auf die Entstehung und Geschichte sowie die Bau- weise von Gewerbehöfen in Berlin anhand einiger Beispiele ein. Darunter befinden sich die Paul-Lincke-Höfe in Berlin-Kreuzberg12, der Gewerbehof in der Cuvrystra- ße 20 bis 23, der sich ebenfalls in Berlin-Kreuzberg befindet und die Gutenberg Druckerei im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg.13 Zusätzlich zu den Beispielen der ehemaligen Fabrikgeschossgebäude wird in dieser Arbeit auch die Thematik des Loft Livings erläutert.
Die wissenschaftliche Abschlussarbeit des Fachbereiches Immobilienwirtschaft der Autorin Cassandra Müller der Fachhochschule Nürtingen mit dem Thema »Loft Living - ein Umnutzungsungskonzept ehemaliger Industriebauten zur Revi- talisierung von Innenstädten« geht ebenfalls auf die Thematik des Loft Livings ein, beschränkt sich aber vor allem auf den Schwerpunkt der Wirtschaftlichkeit der aufgeführten Beispiele von Loftumnutzungsprojekten verschiedener Städte in Deutschland, bei denen ebenfalls die Paul-Lincke-Höfe in Berlin-Kreuzberg und auch die Edsion-Höfe in der Schlegelstraße 26/27 in Berlin-Mitte dargestellt sind.14
In diesen beiden Arbeiten werden vor allem Fabrikumnutzungskonzepte aus Berlin als Beispiele herangezogen. Die Konzentration dieser wissenschaftlichen Arbeiten liegt insgesamt betrachtet vor allem auf dem Verlauf der Sanierung bzw. Umnutzung von leer stehenden Gebäuden, die ehemals für gewerbliche und industrielle Zwecke errichtet wurden. Auf die Grundrissgestaltung und die Innenausstattung von Lofts wird in dieser Literatur nicht eingegangen.
Neben der oben aufgeführten Literatur existiert weiter eine große Anzahl nichtwis- senschaftlicher Veröffentlichungen zum Thema Lofts. Der größte Teil dieser Publi- kationen besteht im Allgemeinen aus einer kurzen Einleitung und einer kurzen Er- klärung des Begriffs »Loft«, auf die eine knappe Darstellung zur Entstehung die- ses Wohntypus folgt. Der Hauptteil dieser Literatur beschränkt sich ausschließlich auf Abbildungen von Lofts mit einer Angabe der Stadt, in der sich das Loft befindet sowie einer unvollständigen Darstellung einiger Einrichtungsgegenstände, die sich in den jeweiligen Lofts befinden.15 Diese Bildbände präsentieren hauptsächlich Loftbeispiele aus New York, vereinzelt aber auch aus größeren Metropolen Euro- pas, wie Spanien, Italien, England oder Frankreich.16 Andere Publikationen wie- derum dienen dem Leser lediglich als Ratgeber im Zusammenhang mit der Um- nutzung von alten Fabrikgebäuden und gehen oberflächlich auf die vielen Mög- lichkeiten einer Sanierung, Modernisierung und Innenraumgestaltung ein.
In den Zeitschriftenbeständen der Fachbibliotheken für Architektur und Kunstge- schichte der Berliner Universitäten und Fachhochschulen, die sich überwiegend auf Architektur im Allgemeinen und Innenarchitektur im Speziellen beziehen, wer- den einige Loftprojekte im Einzelnen erwähnt, aber kaum so dargestellt, dass an- hand des auffindbaren bzw. vorhandenen Materials eine bestimmte Entwicklung eines ehemaligen gewerblichen Raumes in Berlin zu einem »Luxusloft« mit einer genauen Darstellung auf die Innenraumgestaltung nachvollzogen werden kann.
Während der Forschungsarbeiten diente die Internetrecherche zu einem sehr großen Teil der Informationsbeschaffung, so dass der Stand der ermittelten Informationen und Daten, die für diese Arbeit verwendet worden sind, aktueller ist als viele Angaben und Daten, die in der allgemeinen Literatur vorgefunden wurden. Die meisten Informationen der verwendeten Internetquellen haben allerdings keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit, sondern dienen dem Leser lediglich zur bloßen Information und Meinungsbildung.
Die einzelnen Berliner Loftprojekte, wie z.B. das Projekt der Paul-Lincke-Höfe und das des Hackeschen Marktes, bei denen im Rahmen von Sanierungs- und Mo- dernisierungsarbeiten zusammen mit den jeweiligen zuständigen Stadtplanungs- ämtern, Architekten, Innenarchitekten und den Investoren bzw. Bauherren Umnut- zungsmöglichkeiten von ehemals gewerblich genutzten Räumen, Gebäuden sowie ganzen Gewerbehöfen zu Loftwohnungen entstehen, sind zu einem geringen Teil in Zeitschriften oder Büchern einsehbar.17 Die größeren Loftumnutzungsprojekte Berlins sind zu einem weiteren Teil auf der jeweiligen Internetseite der beteiligten Architekten kurz aufgeführt.18 Bei der Darstellung der umgenutzten Geschossbau- ten werden hauptsächlich die Umbauten und Sanierungsmaßnahmen des jeweili- gen ehemaligen Gewerbehofes im Allgemeinen in schriftlicher Form kurz vorge- stellt. Abbildungen zu den entsprechenden Grundrissen sind zwar vorhanden, doch eine nähere Beschreibung und Darstellung der Inneneinrichtung ist in den meisten Fällen lückenhaft oder fehlt.
Über die genaue Anzahl von Loftwohnungen in Berlin konnten weder das Statisti- sche Landesamt, die einzelnen Bezirks- als auch Stadtplanungsämter noch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Auskunft geben. Das Problem Angaben zum Teilbestand dieser speziellen Wohnform des Lofts geben zu können, liegt in der Definition des Begriffes »Loft«. Es müsse erst eine eindeutige Klärung bzw. eine genaue Definition zugrunde liegen, um Erhebungen auf dieser Basis vorneh- men zu können. Dabei müsste ebenfalls die Nutzungsmöglichkeit geklärt werden, da die Nutzungen der bisher bekannten so genannten Lofts sehr vielfältig sind und eine Abgrenzung ausschließlich für Wohnzwecke zusätzlich erforderlich wäre, um den genauen Bestand an Loftwohnungen statistisch ermitteln zu können19.
Um für diese Arbeit repräsentative, bewohnte und möblierte Lofts als Fallbeispiele besichtigen zu können, wurde die Maßnahme der Verteilung von Briefen an ein- zelne Lofthaushalte und das Aufgeben einer Annonce in einer Berliner Zeitschrift ergriffen. Aufgrund der ausgebliebenen Resonanz - auch nach eingehender tele- fonischer Recherche bei vielen Architektenbüros, Wohnungsbaugesellschaften, Immobilienmaklern und einigen wenigen Loftbewohnern- war es letztendlich nicht möglich, aus jedem Stadtteil Berlins Loftbeispiele für die Darstellung der Entwick- lung der Gestaltung und des Wohnens in einem Loft heran zu ziehen.
Trotz intensiver Recherche konnten einige Schwierigkeiten nicht restlos beseitigt werden: Einzelne bereits bewohnte Loftwohnungen mit Abbildungen der Innenar- chitektur und der Innenausstattung wurden bzw. werden aufgrund der zu wahren- den Privatsphäre und unter Beachtung des Datenschutzes nicht auf den Internet- seiten der beteiligten Architekten und Wohnungsbaugesellschaften zur Verfügung gestellt, so dass nur noch die Loftimmobilien auf den einzelnen Webseiten der Immobilienmakler sowie Wohnungsbaugesellschaften vorzufinden sind, die noch keinem Käufer oder Mieter erfolgreich angeboten werden konnten. Diese noch zu vermarktenden Lofts sind allerdings auf den Internetseiten nur als sanierte und modernisierte leere Räume mit dem jeweiligen Grundriss, aber ohne jegliche In- neneinrichtung abgebildet, so dass sich diese Lofts nicht zur Beschreibung eig- nen.
Letztendlich konnten insgesamt fünf repräsentative Berliner Loftbeispiele ermittelt werden, die entweder der vorhandenen Literatur entnommen sind oder von Architekten und Immobilienmaklern zur Verfügung gestellt wurden oder mittels intensiver Online-Recherche ausfindig gemacht werden konnten, so dass eine repräsentative Darstellung von Berliner Lofts und das Aufzeigen der Entwicklung vom Fabrikraum zu einer luxuriösen Wohnung erfolgen konnte.
3. Zum Begriff »Loft«
Im Folgenden soll der Begriff »Loft« in seinen zahlreichen Facetten definiert werden. Der Begriff hat sich hinsichtlich seiner Nutzungsmöglichkeiten immer mehr ausgedehnt. An dieser Stelle wird dargestellt, was ursprünglich unter einem Loft zu verstehen gewesen ist. Im Mittelpunkt sollen vor allem die Entwicklung dieses Begriffes und die Vielfältigkeit dieses Wortes stehen, die es durch das damit verbundene Lebensgefühl - dem Loft Living - erlangt hat.
Alles, was heutzutage den Begriff »Loft« trägt, drückt Freiheit, Luxus und individu- elles Design aus und hebt sich von Standardwohnungen20 und -Lebensformen ab. „Wohnen im Loft ist heute in, es wird mit Jugend, Freiheit und Lebensfreude asso- ziiert. […] die reinen, klaren Linien früherer Industriebauten nehmen uns auf. […] minimal eingerichtet mit einigen Klassikern des modernen Designs […]“21.
3.1. Der Wandel des Loftbegriffs
Eine einheitlich anerkannte Definition von Lofts existiert bisher nicht.22 Auch gibt es Uneinigkeiten über die Wahl des bestimmten Artikels, der im Gebrauch mit dem Wort »Loft« an sich steht. Wenn von einem Loft gesprochen wird, wird in einiger Literatur der männliche Artikel »der«23 verwendet während in anderer Literatur wiederum, was in den meisten Fällen vorkommt, das Neutrum des bestimmten Artikels, ergo »das« Loft benutzt wird. Im Verlauf dieses Abschnitts soll - unab- hängig von der Verwendung des bestimmten Artikels im Zusammenhang mit dem Begriff »Loft« - versucht werden, eine einheitliche Sichtweise des Loftgedankens herzustellen.
Der Begriff »Loft« entstammt dem Angelsächsischen und bedeutet eigentlich Dachboden bzw. Speicher und wird auch für Lagerhäuser gebraucht (Darst. 1). „loft 1.n. attic, esp. for storage etc.; upstairs room; room over stable esp. for hay and straw; pigeon-house.”24 Etwas differenzierter definiert das Concise Oxford Dictionary (1996) das Loft als hauptsächlich zu Lagerungszwecken genutzten Dachstuhl bzw. Dachgeschoss, Mansarde oder schlicht als Lagerraum über einer Treppe.
Loft bezieht sich demnach auf leer stehende Lagerhallen und Fabriketagen, die erstmals im New York der 40er Jahre zu Wohnungen umgenutzt wurden.25 Die eigentliche Bezeichnung für Lofts meint also mehrgeschossige Gebäude26, in de- nen zuvor eine Art von Produktion stattfand, in denen Dinge gelagert oder auch ausgestellt wurden. So waren z. B. Kleidermanufakturen, Handwerksbetriebe, Kleinindustrie und vor allem Druckereien Nutzer dieser Bauten. Sie mieteten hauptsächlich einzelne Geschosse für ihre Arbeit.27 Der Begriff »Loft« wird daher im Allgemeinen mit einer Etage eines Gewerbegeschossbaus in Verbindung ge- bracht.28
Danach kann eine weitere Charakterisierung von Lofts erfolgen, wonach die Ei- genschaften von Lofts weitläufige, offene Grundrisse und große Raumhöhen, die bis zu sechs Meter hoch reichen, sind.29 „Der ursprüngliche New Yorker Loft meint einen großen offenen, lediglich durch Stützen gegliederten Raum, der sich in ei- nem mehrgeschossigen Industriebau befindet. Aufbauend auf das seit 1811 vor- handene Stadtraster in Manhattan von 25 auf 100 Fuß30 umfasst eine Etage ca. 150 bis 450 qm“31. Anfangs dominierten als tragendes Element Holzbalkendecken, die mit gusseisernen Stützen kombiniert wurden. Große Fenster ermöglichten ge- nügend Lichtzufuhr.32 Die Etagen hatten keine Zimmereinteilungen, was ein weite- res wesentliches Merkmal zur Charakterisierung des Begriffes »Loft« ist.
Bei Gómez und Gonzáles (2003) ist von »entschlackten« Lofts die Rede: „Im entschlackten Loft beschränkt man sich auf ein Mindestmaß an Eingriffen, Mobiliar und Gegenständen, wählt aber alles so aus, dass der Raum rasch durchquert werden kann“33. Die Möbel werden beim so genannten entschlackten Loft frei über die gesamte Wohnfläche verteilt. Besonders in Künstlerkreisen schätzen die Bewohner diese hohen offenen und vor allem weitläufigen Räume, in denen sowohl gewohnt als auch gearbeitet wird.34
Interessant ist, dass sich die Bedeutung von Lofts zu jeder Zeit an aktuelle Bedürfnisse und Gegebenheiten angepasst hat.35 Demnach werden viele Wohnungen, die im eigentlichen Sinne kein Loft darstellen als loftähnlich bezeichnet, nur, um die jeweilige Immobilie besser vermieten oder verkaufen zu können. Der Begriff »Loft« erfährt dabei nicht nur im sprachlichen, sondern auch im Bereich des individuellen Lebensgefühls, was sich in diesem Fall auf das Wohnen bezieht, eine ständige Erweiterung seiner ursprünglichen Bedeutung.
Hier wird deutlich, dass der Begriff »Loft« immer wieder neu bzw. anders verwen- det wird. Als Trendbegriff hat er einen so hohen Stellenwert, dass er dem Käufer oder dem Mieter von vornherein Individualität, kreatives und modernes sowie fle- xibles Wohnen assoziieren lässt. So lässt sich die Bedeutung des Lofts nicht mehr nur auf das kombinierte innerstädtische Wohnen und Arbeiten in ursprünglich ge- werblich, industriell oder öffentlich genutzten Lager- und Fabrikgebäuden be- schränken. Vielmehr scheinen sich die Merkmale Standort, Nutzung sowie Ge- bäudetyp heute auf alles projizieren zu lassen, was mit Umnutzung zu tun hat. So werden alle leer stehenden, quasi brachliegenden Räume von Gebäuden und Hal- len »Loft« genannt, die nach einer Umnutzung und Renovierung dem Wohnen und auch Arbeiten dienen, was hauptsächlich in hohen36 Ein-Raum-Gebäuden bzw. - Etagen stattfindet. Beispiele hierfür sind Schulgebäude, Turnhallen und auch Scheunen in ländlichen Gebieten.37
In der Nutzung des Loftbegriffs gibt es somit also keine einheitlich festgelegte Bedeutung für Lofts, da durch die immer größer werdende Vielfalt auch eine breitere Definition des Begriffes »Loft« stattfindet.38 Die eigentliche Begriffsbedeutung, die eine offene Etage eines ehemaligen gewerblichen bzw. industriellen Gebäudes mit hohen Decken und bloßem Mauerwerk meint, bleibt bestehen, wird aber in ihrer Verwendung variiert und ergänzt, da das Loft heute als Produkt des Immobilienmarktes erfolgreich vermarktet werden soll.39
3.2. Was ist »Loft Living«?
In heutiger Zeit wird das Loft entweder als großzügiger Wohnraum oder als edel eingerichteter Arbeitsraum von Architekten, Designern oder auch Rechtsanwälten und anderen meist selbsternannten Kreativen genutzt. Interessierte Kunden kaufen heute grundsanierte leere Lofts und lassen diese von Innenarchitekten professionell ausbauen und auch einrichten, um zu denjenigen wenigen gehören zu können, die das Wohnmodell des Loft Livings leben.
Mit dem so genannten Trendbegriff »Loft Living« ist ein bestimmtes Lebensgefühl gemeint, das ein freies Entfalten, sowohl in kreativer Manier bezüglich gestalterischer Aspekte, vor allem den Bereich des Designs umfasst als auch eine individuelle Lebensweise innerhalb des eigenen Wohnbereiches ausdrückt.40
Heute bedeutet Loft Living größtenteils in einer Einraumwohnung zu leben, deren Inneneinrichtung ein Design aufweist, das im Mobiliar als auch in Form und Farbe der Decken, Wände und Böden aufeinander abgestimmt ist. Der Preis spielt bei der Innenausstattung eine untergeordnete Rolle, denn derjenige, der heutzutage finanziell in der Lage ist, ein Loft zu mieten oder gar zu kaufen, ist auch in der La- ge, sich renommierte Innenarchitekten für die Ausgestaltung der großen Wohnflä- che zu leisten.41 Lofts sind eine faszinierende Alternative zu den üblichen Appar- tement-Wohnungen in den Innenstädten. Der ursprüngliche Loft Living -Gedanke hat mittlerweile den Immobilienmarkt in dem Maße erreicht, dass es die Sanierung alter Viertel ebenso wie den Entwurf neuer Gebäude und Appartements in Loft- Manier beeinflusst.42
Der Erfolg des Loft Livings ist auf unterschiedliche Gründe zurück zu führen. Zum einen wird das Lebensmodell der Künstler - Wohnen und Arbeiten am selben Ort - als äußerst nachahmenswert empfunden.43 Zum anderen bietet der große offene Raum dem Bewohner größtmögliche Freiheit zur Gestaltung seiner Lebens- und Arbeitsumwelt und somit zur Selbstverwirklichung44. In der Anfangsphase des Loftgedankens passte die Wohnform des Loft Livings zum Lebensstil der Bohème, die ein gemeinschaftliches, aber dennoch höchst individuelles Lebensgefühl voll Freiheit ausleben konnten, ein Lebensgefühl, bei dem Komfort und großartiges Interieur noch keine große Rolle spielten.45
Aufgrund der ansteigenden Mietpreise für Lofts können sich immer weniger Frei- schaffende Künstler und Kreative den Luxus einer großen Loftwohnung leisten, so dass Konsumenten, die über genügend Einkommen verfügen, glauben, mit diesen Immobilien ihren Ansprüchen gerecht werden zu können. Über jene überdurch- schnittliche Kaufkraft verfügt der Teil der Generation, der sich DINKS oder auch DCC nennt.46 Das Leben in Lofts bzw. das Loft-Living wird heutzutage genauso kommerziell vermarktet wie andere Trend- und Lifestyle-Produkte, die auf dem Markt existieren. So gilt es als eine etablierte, wenn auch eher selten anzutreffen- de Wohnform, die auf die Gestaltung von Wohnraum einen deutlichen Einfluss gewonnen hat.47
4. Die Anfänge des Lofts
Die Geburt der Lofts und somit auch des Loft Livings geht in die späten 40er Jahre der USA zurück. Bekannte Beispiele sind Soho48 und Manhattan.49 Der wirtschaft- liche Erfolg, wie er heute durch die Lofts erreicht worden ist, zeichnete sich in sei- nen Anfängen vor mehr als 50 Jahren noch nicht ab. Das Loft entwickelte sich aus dem Zusammenbruch von New Yorker Billigmanufakturen, die nach dem zweiten Weltkrieg zu teuer produzierten und während des Rückgangs der Industrialisie- rung nicht mehr weiter bestehen konnten. So hatte bald niemand mehr für Eta- genmanufakturen, Lager- und Hafenspeichergebäude Verwendung, bis die kreati- ve Szene, wie Bildhauer, Maler und andere Künstler, diese Nische der Wohnmög- lichkeiten ab den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts entdeckten.50
Das Wohnen in Lofts in den späten 40er Jahren in New York war zunächst noch geprägt von Einfachheit. Sie galten als notdürftige Unterkünfte ohne jegliches Design und ohne Luxus51: Betten waren an Flaschenzügen aufgehängt oder konnten hinter Wandverkleidungen versteckt werden, wenn behördliche Kontrollen durchgeführt wurden. „Wie alle Verbote, machte dies das Leben im Loft erst recht verlockend und sogar zum subversiven Akt“52.
Ende der 70er Jahre und in den 80er Jahren war das Wohnen in Lofts nach dem amerikanischen Vorbild auch in England, speziell in London, auf dem Vormarsch. Zu Beginn der Loftkultur in London verwandelte der Architekt Tony Goddard53 Oli- ver’s Wharf54 in der Nähe der Tower Bridge in mehrere Wohneinheiten und der Planer Rae Hoffenberg renovierte eine Werft in Limehouse55, in der dann einzelne Apartments verkauft wurden.56 Waren es in New York hauptsächlich stillgelegte Fabrikgebäude, so boten sich mit den Werften und Lagerhäusern am Londoner
Themseufer beste Umnutzungsmöglichkeiten.57 Die industrielle Vergangenheit Großbritanniens wurde mit den dynamischen Lebensverhältnissen der neuen Dienstleistungsgesellschaft verbunden.
Nachfolgend wird die Metropole New York unter dem Aspekt der Anfänge des Lofts näher thematisiert.
4.1. New York als Vorreiter des Loft Livings
New York gilt als die Metropole, in der das Loft Living begann58. Mit der »Factory« von Andy Warhol wurde das Leben in Lofts zum Trend.59 Voraussetzung für diese neue Art des Wohnens waren die Vorläufer der eigentlichen Industrie- und Ge- werbebauten in New York, die so genannten Massivbauten, die schon vor der In- dustriellen Revolution in Form von mehrgeschossigen Lagerbauten auftraten. Für die Industrie bzw. deren riesige Maschinen benötigte man entsprechend große und vor allem massive und belastbare Bauten. Somit wurden größere und offene- re60 Grundrisse nötig. Hier beginnt die architektonische Entwicklungsgeschichte des so genannten Massivbaus mit den ersten Geschossbauten in New York, die an dieser Stelle nicht genauer erläutert wird, da sie im weiteren Verlauf dieser Ar- beit unter dem Aspekt der Industriearchitektur in Berlin ihre ausführliche Darstel- lung findet.
Vor allem Künstler, Studenten und selbsternannte Bohemiens nutzten in den 50er Jahren in New York die Chance, die ihnen die leer stehenden, unbenutzten bzw. unbewohnten Gebäude boten.61 Maler bevorzugten die oberen Etagen, während Bildhauer ihre schweren und weniger gut zu transportierenden Materialien in den Untergeschossen verarbeiteten.62 Eine eigentliche Nutzung der flächenmäßig gro- ßen Räume als Wohn- und Schlafraum war zunächst illegal, so dass die Künstler die Räume als Ateliers anmieteten, zusätzlich aber auch als Wohnung nutzten. „Um die illegale Nutzung des Lofts zu Wohnzwecken zu verheimlichen, mußten die frühen Loftbewohner viele Tricks entwickeln: Betten wurden an Flaschenzügen aufgehängt, zur Decke gehievt und dort versteckt, sobald Bauaufsicht oder Feu- erwehr zur Inspektion erschienen […]“63. Eine Gesetzesänderung im Jahre 1964 ermöglichte Interessierten eine offizielle Nutzung der Räume zu Wohnzwecken.64 Im Jahre 1971 wurden die Künstlerlofts in dem 43 Blöcke umfassenden District von Soho durch die Stadtplanungskommission legalisiert. Steuerfreiheiten ab dem Jahr 1975, gewährleisteten Renovierungs- und Umbauarbeiten. Das Gesetz er- laubte vor allem Künstlern den Besitz von einer oder auch zwei Etagen in einer stillgelegten Fabrik, jedoch nur solange, bis die Mietangelegenheiten mit den örtli- chen Autoritäten geregelt sein würden.65 Zusätzlich fand noch eine Einschränkung der Größe von Lofts auf 400 Quadratmeter statt.
Doch bereits Mitte bis Ende der 50er Jahre, mit Beginn der sozialen wirtschaftli- chen Veränderungen in New York, wurden dann die ersten offiziellen, d.h. geneh- migten Lofts in New York registriert. Der Künstler Robert Rauschenberg (*1925)66 bezog 1953 ein Loft in Downtown Manhattan. Ein Journalist, der ihn dort besuchte, beschrieb die Situation als ein großes Dachgeschoss, 5 m hohe Wände, aber kei- ne Heizung, kein fließendes Wasser. Die Miete betrug 10 $ im Monat. Im Hinterhof stand ein Eimer und Wasserschlauch zur Verfügung. Er badete bei Freunden in der Wohnung.67 Die Bausubstanz des Lofts wurde zu dieser Zeit kaum verändert. Möbel wurden ohne System, sondern je nach Bedarf, Lust und Laune, einfach hineingestellt. So war das Wohnen in Lofts bis in die 70er Jahre hinein weder chic noch komfortabel, wie man es heutzutage mit dem Wohnen in einem Loft assozi- iert.
Als Andy Warhol (1928-1987), als Held der Pop Art, mit seiner Factory68 Aufsehen erregte, wurden die früheren Produktionsstätten wieder zu kulturellen und gesell- schaftlichen Ereignisorten revitalisiert. Für die Stadt New York hatte diese Umnut- zung von leer stehenden Fabriketagen zur Folge, dass sich zunehmend neue Be- wohner in alten Gebäuden ihren Wohn- und Lebensraum einrichteten. Gleichzeitig fanden sich neue Steuerzahler, was zu einer Belebung der Innenstadt führte und parallel dazu zu einer Sanierung teils denkmalgeschützter Bausubstanz. In den 70er Jahren kostete die Miete in einem New Yorker Loft umgerechnet ungefähr einen Euro pro Quadratmeter, während heute für gut gelegene Lofts schon 20 bis 30 Euro pro Quadratmeter gezahlt werden müssen.69 Dennoch zogen bereits ab Mitte der 70er Jahre vermögendere Urbanisten nach Soho, so dass ein regelrechter Boom auf die Umbauarbeiten von Fabrikgeschossbauten ausgelöst wurde. Für viele Architekten war dies eine Möglichkeit einen schnellen Aufstieg durch Veröffentlichungen zu erlangen.70
Während sich in den 70ern das Loft Living „in Opposition zum Main-Stream“71 ent- wickelte, galt das Wohnen im Vorort einer großen Stadt als das allgemeine, inter- national anerkannte Ideal der Mittelschicht. Ein Haus am Rande der Stadt mit ei- nem Auto und einem Garten für die Familie wurde als Erfolgssymbol und gängige Wohnform etabliert.72 Das Leben in Lofts blieb vorerst nur für die Künstlerszene interessant, wie für den Künstler Andy Warhol, dessen Factory nachfolgend dar- gestellt wird.
4.1.1. Die »Factory« von Andy Warhol
Bildende und darstellende Künstler waren, wie schon erwähnt, die eigentlichen „Pioniere des Loftlebens“73. Andy Warhol74 popularisierte das Loft als eine neue Existenzform, „als einen Ort zwischen Rebellion und Kommerz, provokativer Kon- ventionsbrüche und kurzweiliger Unterhaltung“75. Dank der unmittelbaren Nähe seiner Factory76 zum Empire State Building folgten ihm bald weitere kreative Köp- fe, neben Künstlern auch Galeristen mit ihren Kunden und Freunden. Problem- stadtteile entwickelten sich zum Zentrum innovativer Künstler. Das Wohnen und Arbeiten in den brachliegenden Fabriketagen war besonders für Künstler interes- sant, da diese nun die Möglichkeit hatten, große Leinwände sowie Installationen im eigenen Wohnbereich aufzustellen. Teure Ateliers wurden überflüssig. Ein neues Wohn- und Lebensgefühl stellte sich ein.
The Factory (»Die Fabrik«), auch als »Silver Factory« bekannt, war das zweite Studio von Warhol. Im ersten Studio, das in der East 87th Street als »Firehouse« bekannt wurde, arbeitete er im Jahre 1963. Die Factory befand sich von 1964 bis 1968 in der 231 East 47th Street zwischen der zweiten und dritten Straße im Stadtteil Manhattan in New York.77 Der Name »The Factory« wurde von zwei Be- deutungen hergeleitet: zum einen, da das ca. 300 Quadratmeter große Loft zuvor als Raum des produzierenden Gewerbes genutzt wurde und somit einen fabrik- ähnlichen Charakter hat und zum anderen, weil die Kunstprodukte, die dort herge- stellt wurden, mechanisch hergestellte Waren im Sinne der Pop-Philosophie sein sollten.78
Warhol produzierte mit seinem Mitarbeiter und ersten Assistenten Gerard Malanga serielle Siebdrucke und Objekte. Später diente die Factory dann vor allem als Drehort und Szenario vieler Warhol-Filme mit dem berühmten roten Sofa in der Raummitte als typisches Markenzeichen des Lofts79. Das Innere der Factory war, basierend auf einer Idee des Mitarbeiters und Fotografen Billy Linich, der sich spä- ter Billy Name nannte, mit Alufolie ausgekleidet, was den Namen Silver Factory erklärt. Zusätzlich wurde die Folie mit silberner Farbe besprüht.80 Die großen Fenster des ehemaligen Gewerberaumes, die zur Straßenseite eingebaut waren, wurden ebenfalls mit Silberfolie bedeckt, so dass Tag und Nacht bei künstlichem Licht nicht mehr zu unterscheiden waren. Ein typisches Merkmal für einen ehema- ligen genutzten Gewerberaum, wie auch dem der Factory, war der installierte Las- tenaufzug.81 Über diesen drang im Juli 1968 die Warhol-Schauspielerin und Frau- enrechtlerin Valerie Solanas in das Gebäude ein und schoss auf Warhol, weil die- ser sich weigerte, ein Drehbuch zu ihrem Manifest der Society for Cutting Up Men zu verfilmen. Nach diesem Geschehnis verwandelte sich das einst kreativ zu- sammengesetzte Atelier in einen finanzorientierten Hochglanz-Kunstkonzern mit Kameraüberwachung, das in den 70er Jahren dann als »Office« bekannt wurde, da Warhol die Factory im weiteren Verlauf wie ein Büro gestaltete.82
4.2. Die Entwicklung der Berliner Industrie
Bevor es in Berlin zur Belagerung und zum Bewohnen alter leer stehender Fabrikgebäude kam, mussten einige Vorraussetzungen geschaffen werden, deren Ursprung in der Entwicklung der Industrie Berlins und ihrer einzigartigen Architektur zu finden ist, welche im Verlauf dieses Kapitels beschrieben wird.
Die Anfänge der Berliner Industrie sind an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhun- dert zu verzeichnen. Aufgrund einer konsequent verfolgten Kolonistenpolitik des Herrscherhauses und einer unter strenger Kontrolle durchgeführten Gewerbeför- derung war das an Rohstoffen arme Berlin in der Lage, neben dem Kohle- und Eisenerzrevier Rheinland-Westfalen und dem Industriegebiet Sachsen zu den wichtigsten deutschen Wirtschaftszentren zu gehören.83
1730 konnte die Stadt Berlin schon 128 verschiedene etablierte Gewerbe zählen. Ihren Aufschwung hatte die Berliner Industrie auch der Umstellung der Vermö- gens- zu einer neuen Verbrauchssteuererhebung zu verdanken, die für die märki- schen Städte zwischen 1667 und 1680 eingeführt wurde. Die Textilbranche hatte gegen Ende des 17. bis Mitte des 18. Jahrhunderts die größte Bedeutung in Ber- lin. 1687 wurde die Kurfürstliche Wollmanufaktur gegründet, Vorläufer der 1713 geschaffenen Königlichen Wollmanufaktur, die unter dem Namen „Lagerhaus“ be- kannt geworden ist. 1712 arbeitete beispielsweise nur jeder hundertste Bürger Berlins in der Textilbranche, um 1801 hatte schon jeder achte eine Tätigkeit in diesem Bereich.84
Die Entwicklung der Industrie Berlins wurde durch strenge Ein- und Ausfuhrkontrollen von Rohstoffen und Fertigprodukten gefördert sowie durch das Verbot von 1719, ausländische Textilien tragen zu dürfen. Dieses Verbot, das zur Ausweitung der Berliner Industrie beitrug, betraf alle preußischen Untertanen.85
Innerhalb der Berliner Stadtmauern hatten sich neben der Textilbranche und den üblichen Handwerksbetrieben nur einige »Tabakspinner« und untergeordnete Me- tall verarbeitende Betriebe angesiedelt. Die 1692 von den Leipziger Brüdern Bose gegründete Gold- und Silbermanufaktur war neben der Textilbranche für die Ent- wicklung der Industrie Berlins ebenfalls von großer Bedeutung. Ihre Waren setzten die Unternehmen am königlichen Hof ab und belieferten damit die Armee. Die Be- deutung dieser Gold- und Silbermanufaktur nahm noch zu, als sie auch zu expor- tieren begann. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts beschäftigte die Manufaktur insgesamt bis zu 1000 Personen.86 Friedrich der Große87 baute das System der staatlichen Förderung weiter aus, so dass enorme Staatsmittel in das fabrikmäßig organisierte Gewerbe und zu großen Teilen auch in die grundlegend modernisierte Landwirtschaft fließen konnten. Die Fabriken wurden vom königlichen Hofbauamt errichtet und dann Unternehmen als Geschenk überlassen.88
In den 40er Jahren entstanden einige Kattunfabriken89, die mit ihrer Herstellung von Brabanter Kanten und Samt dafür sorgten, dass bald darauf eine Türkische Garnfärberei und eine Fabrik für Plüsch-Stoffe sowie türkische Fußteppiche ent- standen. Die 1748 errichtete Seidenmanufaktur erwirtschaftete 1782 gemeinsam mit 56 ansässigen Seidenfabriken über eine Million Taler und ernährte damit an- nähernd 7000 Arbeiter. Zeitlich parallel erweiterte man auch die Metallwarenpro- duktion. Eine Schriftgießerei und eine Fabrik für Leonische Drahtwaren wurden bald darauf eröffnet. Eine Bleifabrik, Bronzewaren-, Uhrenketten-, und „Dosenfab- riken“ usw. folgten.90 Das Jahr 1751 brachte die Gründung der Berliner Porzellan- manufaktur durch W.C. Wegely. Johannes Ernst Gotzkowski, der das Unterneh- men 1757 übernahm, verkaufte es vier Jahre später an die Krone, so dass es in den Rang einer königlichen Institution erhoben wurde.91
Die Konzentration von Fabriken in Berlin wurde immer höher. Selbst große Werke und namhafte Fabriken von außerhalb hatten eine Niederlassung in Berlin. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts - um 1785 - hatte sich die Stadt Berlin mit seinen ca. 80.000 Einwohnern bereits zu einer »Manufaktur-Stadt« entwickelt.92
In der Zeit der Frühindustrialisierung wurde das Ende der Staatswirtschaft infolge der napoleonischen Kriege eingeläutet. Die von Frankreich gegenüber England verhängte Kontinentalsperre wurde auch für Preußen wirksam, was der Textilin- dustrie einen letzten Aufschwung einbrachte. Nach dem endgültigen Untergang Napoleons 1815 kam dann jedoch die Überlegenheit der Briten zum Vorschein, die mit ihren Maschinen die Vorreiterrolle in der weiteren Entwicklung der Industri- alisierung einnahmen. „Land und Wirtschaft lagen noch über Jahre schwer darnie- der, und in dieser Situation überschwemmten die wegen der Blockade unabge- setzten, billigen englischen Waren auch den Berliner Markt“93. Diese Konkurrenz- situation führte dazu, dass die preußische Wirtschaft ebenfalls billiger produzieren musste, um wettbewerbsfähig bleiben zu können. Der notwendige Aufbau einer wirksamen Maschinenindustrie war nicht möglich, so dass die Textilbranche nach und nach aus Berlin abwandern musste, um in anderen größeren Städten der Umgebung mit einem geringeren Lohnangebot, aber ebenso vielen Arbeitern, billi- ger produzieren zu können.94
Mit der Erfindung der Wattschen Dampfmaschine unterlag die Industrie in Berlin einer weiteren Veränderung. 1800 wurde die erste in Deutschland konstruierte Maschine in der Porzellanmanufaktur aufgestellt und war in den folgenden 16 Jah- ren, in denen sie in Betrieb war, die einzige Maschine ihrer Art in Berlin.95 Für den späteren Maschinenbau war hauptsächlich die Königliche Eisengießerei verant- wortlich, die ihre Produktion im Jahre 1804 an dem Fluss Panke96 westlich hinter dem Invalidenpark aufnahm.97
4.2.1. Grundlagen der Frühindustrialisierung Berlins
Die Grundlagen für die Frühindustrialisierung in Berlin wurden bereits in den ers- ten beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts geschaffen. 1803 wurden die den Handel einschränkenden Binnenzölle erlassen, so dass Preußen ein einheitliches Zollgebiet wurde. Von großer Bedeutung für die Wirtschaftlichkeit Berlins war auch das Straßennetz, dass 1806 eine Länge von ungefähr 70 Kilometern aufwies. Bis 1830 vergrößerte es sich auf 8600 km und 1840 hatte es ein Ausmaß von 12800 km erreicht. Die erste Eisenbahnlinie wurde in Deutschland 1836 eröffnet. 1808 erließ man eine neue Städteordnung, die den Kommunen eine Selbstverwaltung ermöglichte.98
Die eigentliche Berliner Maschinenproduktion begann im Jahr 1816, als Georg Christian Freund (1793 - 1819) die erste Dampfmaschinenfabrik gründete. Unter dem Namen J.A.F. Egells (1788 - 1854) ist ein weiterer wichtiger Vertreter der Frühindustrialisierung Berlins bekannt. Er erfand 1824 die hydraulische Presse und in seiner Fabrik in der Chausseestraße wurden unter anderem auch her- kömmliche Dampfmaschinen hergestellt.99 Dieses Unternehmen wurde darüber hinaus zum eigentlichen Reservoir des späteren Berliner Maschinenbaus, da zahl- reiche Unternehmer dort ihre erste praktische Ausbildung erhielten. Ebenfalls in der Chausseestraße direkt hinter dem Oranienburger Tor gründete August Borsig (1804 - 1854) 1837 sein Maschinenbauunternehmen. 1841 kam dann die erste preußische Lokomotive zum Einsatz. Zwischen 1834 und 1861 ist eine rasante Entwicklung in der Maschinenbauindustrie zu verzeichnen: 1834 gab es erst drei Berliner Maschinenfabriken, 1844 waren es schon elf Betriebe und 1861 konnten schon 67 Unternehmen produzieren.100
4.2.2. Die Industrie ab Mitte des 19. Jahrhunderts
Die vorhandenen Wasserwege verbanden in der Mitte des 19. Jahrhunderts Berlin mit den Elbe- und Odergebieten und ihren Seehäfen. Das Eisenbahnnetz er- schloss die übrigen Gebiete der Stadt. So ergänzten sich Wasserstraßen und Ei- senbahnen zu einem hervorragenden Verkehrssystem, das alle Anforderungen der Industrie, die sich nun ausweiten konnte, erfüllte. Es setzte infolge der ausge- bauten Infrastruktur eine Randwanderung der Industrie ein, die nun weit über die Berliner Ringbahn in die Außenbezirke hinausführte. Die abwandernden Werke waren zunächst Großbetriebe und aufstrebende mittlere Betriebe der elektrotech- nischen und chemischen Industrie, des Maschinen-, Apparate- und Fahrzeugbaus und der Metallindustrie, die von den ungünstigen innerstädtischen Bedingungen besonders betroffen waren.101
Die Voraussetzung für den Bedarf an neuen Bautypologien war also die hier dar- gestellte zunehmende Industrialisierung, die mit einem raschen Wachstum der Städte in Deutschland insgesamt einherging. Die vorliegende wirtschaftliche Situa- tion war auch mit einschneidenden Veränderungen im sozialen Gefüge verbun- den. Aus dem Manufakturwesen entwickelten sich Produktionsprozesse, die zu- nehmend durch Arbeitsteilung und Spezialisierung gekennzeichnet waren.102 E- benso kam es zu einer zunehmenden Mechanisierung ehemals handwerklicher Produktionsabläufe, was einen stark erhöhten Kapitalbedarf der Unternehmer zur Folge hatte. So entstanden neue Unternehmensstrukturen, die so genannten Ka- pitalgesellschaften. Mit dem Vordringen der Industrie in die Außengebiete waren die Grenzen des engeren Wirtschaftsraumes von Berlin abgesteckt, so dass Um- risse und künftige Entwicklungslinien der räumlichen Struktur festgelegt waren. Innerhalb der Ringbahn sind heute nur wenige reine Industriegebiete vorhanden, dafür ist aber fast der gesamte Bereich im Stadtzentrum Mischgebiet103, d.h. mit Industriebetrieben durchsetzt.104
Die bauliche Substanz der Industriebetriebe wurde dann im 20. Jahrhundert durch Kriegseinwirkungen zum großen Teil vernichtet. Nach 1945 wurden viele Maschi- nenanlagen demontiert. Die Großindustrie war fast völlig zerstört. Das Handwerk und die industriellen Kleinbetriebe erlitten die geringsten Einbußen, da sie nicht auf große Werkanlagen mit Maschinenausrüstung angewiesen waren.105 Die Kriegszerstörungen wurden nach und nach beseitigt. Die Gebäude und die dazu- gehörigen Einrichtungen wurden wieder aufgebaut, was zu einer andauernden Bautätigkeit der Industrie führte, so dass in Berlin eine Fülle von Fabrikarchitektur aus den unterschiedlichen Zeitabschnitten vorhanden ist.106 Vor 1945 errichtete man hauptsächlich großindustrielle Anlagen, während die Bautätigkeit sich danach auf kleine und mittlere Anlagen konzentrieren musste, da viele der Unternehmen in den Westen Deutschlands abwanderten.107 Im Jahr 1990 zeigten sich in Berlin die Folgen der Wiedervereinigung. Eine der Folgen war der Zusammenbruch ganzer Industriezweige, deren hinterlassenen Gebäude von da an erstmals auf ungewisse Zeit leer standen und zur Industriebrache108 wurden.109
Mit die Abwanderung der Großindustrie an die Randbezirke Berlins in der Mitte des 20. Jahrhunderts und mit den Folgen der Wiedervereinigung im Jahre 1990 gab es also zwei Gründe, warum der Bestand an leer stehenden Fabrikgeschossetagen so große Ausmaße annahm110. Wie es zur Instandbesetzung dieser Baudenkmäler kam, wird unter 4.4. näher beschrieben.
Im weiteren Verlauf dieser Arbeit geht es um die durch die Industrialisierung entstandene Architektur in Berlin.
4.3. Die innerstädtische Industriearchitektur Berlins und ihre Gebäudety- pen im 19. und 20. Jahrhundert (als Grundlage für Lofts)
An dieser Stelle wird die industrielle bzw. gewerbliche Architektur der Fabrikge- schossbauten im innerstädtischen Bereich Berlins dargestellt, da in diesem Typus der Industriebauten der Trend des Loft Livings einsetzte. Auf eine Darstellung der Industriearchitektur der groß angelegten Areale, wie die der Siemens-Werke oder des AEG-Areals wird in dieser Arbeit - wie schon in der Einleitung erwähnt - ver- zichtet, da sie für die Entwicklung der Lofts und des Loft Livings keine Rolle spiel- ten bzw. spielen.
Zu den Bauten der Berliner Industrie zählen die Architekten und Stadtplanungs- entwickler im wesentlichen Geschoss-, Flach-, Hallen- und Gefäßbauten. Mit Ge- fäßbauten sind vor allem Getreidespeicher, Futtersilos und auch Kohlenbunker gemeint, die in der Industriearchitektur Berlins jedoch kaum vorhanden sind. Am weitesten verbreitet ist der Geschoss- oder auch Stockwerksbau. Diesem Typus gehören hauptsächlich Manufakturen111 an.
Verbunden mit einem sehr freizügigen Baurecht, das lediglich brandschutztechni- sche Minimalanforderungen umfasste, führte die zunehmende spekulative Wert- steigerung der Grundstücke in Berlin zu Bebauungsformen mit sehr hoher Grund- stücksausnutzung, was für die Entwicklung des mehrgeschossigen Gewerbebaus in hoch verdichteten Hofanlagen112 einen wesentlichen Faktor darstellte, der in Berlin weite Verbreitung fand.113 Die Werke waren in dieser Situation also vorwie- gend inmitten der Wohnbebauung eingewachsen und ihre Grundstücke waren wegen der hohen Grundstückspreise und -Ausnutzung dicht bebaut. Mit der mo- dernen Fabrik in den achtziger und neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts, die sich in Folge des industriellen Aufschwungs entwickelte, wuchs das Problem des modernen Industriebaus, der darauf ausgerichtet werden musste, Arbeitermassen und große Maschinenanlagen aufzunehmen. Da jedoch die in dem Zeitraum gülti- gen baurechtlichen Vorschriften, wie die Bauordnung von 1853 und der Hobrecht- sche Bebauungsplan114 von 1898, nicht auf die speziellen Anforderungen der In- dustrie eingingen, waren die frühen Industrieanlagen fast ausnahmslos Ge- schossbauten, denn in der dicht bebauten Innenstadt, in der sich die Industrie zu Anfang ihrer Entwicklung niederließ, existierten keine großflächigen Areale, so dass mit der Geschossbauweise eine Bauform geschaffen wurde, die den vorhan- denen Platz im innerstädtischen Bereich für Produktion und Gewerbe ausnutzten konnte.115
Der Geschossbau dominierte in Berlin bis zum Zweiten Weltkrieg. Er ist meistens zwei bis fünfgeschossig angelegt als eine Art vertikale Stapelung mit gemein- schaftlichen Erschließungssystemen. Vor allem für kleine und mittlere Betriebe entstanden in der Zeit zwischen 1895 und 1905 in den innerstädtischen Bezirken viele Industriehöfe - mehrgeschossige Gewerbeanlagen im Innern der Baublöcke, deren städtebauliche Einordnung, Lagepläne und auch oft äußere Erscheinung ihre Herkunft aus dem Wohnungsbau deutlich werden lässt. In 4.3.1 wird auf die- sen Gebäudetyp, der hauptsächlich in Kreuzberg zu finden ist, aber auch in Wed- ding, Friedrichshain und auch im Norden des Berliner Stadtteils Schöneberg vor- kommt, detailliert eingegangen. „Rund 100 Jahre existieren diese Fabrikgebäude in Berlin, nachdem sich, durch den Bauboom der Stadterweiterung auf der Grund- lage des Hobrechtschen Bebauungsplans von 1862 in der Luisenstadt […] vor- wiegend Handwerker niederließen“116.
Die Bauform der Großindustrie war somit auch der Industrieblock, eine auf den Straßenfluchtlinien errichtete Fabrikanlage, die einen innerstädtischen Baublock ganz oder teilweise ausfüllte.117 Die Industrialisierung verlangte nach einer ganz eigenen Architektur. Es entwickelten sich zusammenfassend drei Grundtypen: der Geschossbau mit ursprünglich hölzernen, dann gusseisernen Innenstützen, der Flachbau und die Schwermaschinenhalle. Vorläufer dieser Baugattung existierten bereits vor der industriellen Revolution in Form der Massivbauten. Mit der Entwick- lung der Industrie wurden größere und offenere Grundrisse nötig. Hier setzte die erste Entwicklungsstufe des Geschossbaus ein: der Massivbau mit Innenstützen. Mit der Erfindung des Gusseisens war die gusseiserne Säule im weiteren Verlauf das hauptsächlich verwendete Konstruktionsmaterial. Sie läutete die zweite Ent- wicklungsstufe des Industriebaus ein: den Massivbau mit Innenskelett aus Guss- eisen. Die gusseiserne Säule nahm bei höherer statischer Lastabtragung weniger Platz ein als Holzkonstruktionen; somit konnten Maschinen auch in den oberen Stockwerken zum Einsatz kommen.118
Die tragenden und aussteifenden Wände der Gewerbebauten bestehen überwie- gend aus Ziegelmauerwerk. Gemäß der zu den Obergeschossen hin abnehmen- den vertikalen Lasten sind die Mauern in den Untergeschossen stärker ausgeführt und verjüngen sich nach oben. Als Deckenkonstruktionen wurden bei den ersten Werkstatt- und Fabrikgebäuden fast ausschließlich Holzbalkendecken verwendet. Die tragenden Holzbalken besitzen einen fast quadratischen Querschnitt und lie- gen in einem Abstand von 60 bis 80 cm in der Querrichtung des Gebäudes, womit die Spannweite meist vier bis sechs Meter erreicht. Die Deckenfüllung bestand vorwiegend aus strohlehmgewickelten Stakhölzern, die mit einer Sandschicht be- deckt waren. Füllelemente aus Gipshohlkörpern oder Formziegeln verwendete man später.119
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hielt die preußische Kappendecke120 Einzug, sie wurde aus statischen und brandschutztechnischen Gründen einge- setzt, fand aber zunächst nur für die Verbindung zwischen Keller- und Erdge- schoss Verwendung, da hier die Holzbalkendecke aufgrund von Fäulnis- und Schimmelbildung nicht so geeignet erschien. Die preußische Kappendecke ist ei- ne recht flache Gewölbedecke, die hauptsächlich aus Voll-, Hohlziegel und Schwemmsteinen entstand. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden auch zu- nehmend Massivdecken aus Stahlbeton eingebaut.121 Für die weitere Entwicklung des Stahlskelettbaus war das 1856 entdeckte Bessemer-Verfahren122 zur Herstel- lung von Flussstahl von großer Bedeutung.
Abgesehen von einigen zeitlich begrenzten Problemen befand sich die Industrie in Berlin bis zum Zweiten Weltkrieg in einem ständigen Wachstum. Mit den neueren Fabriken entstand auch eine neue architektonische Aufgabe, die keine Vorbilder hatte. „Die gültigen baurechtlichen Vorschriften gingen auf die besonderen Be- dürfnisse der Industrie nicht ein. […] Die Unternehmen mussten ihre neuen Fabri- ken in das bestehende, vorwiegend für Wohnbauten gedachte Ordnungssystem einfügen“123. Kennzeichnend für dieses Ordnungssystem waren ein rechtwinkliges Straßenraster im innerstädtischen Bereich, eine vorgeschriebene geschlossene Straßenrandbebauung mit einer festgelegten Gebäudehöhe mit vier bis sechs Ge- schossen und mit der Möglichkeit der Bebauung der Flächen im Inneren des je- weiligen Blocks. Ähnliche Richtlinien hatte die Baupolizeiordnung für Berliner Vor- orte von 1892 aufzuweisen. Doch die Industriebetriebe konnten sich hier freier entfalten, da es keine allgemeinen Bebauungspläne gab.124
Von entscheidender Bedeutung für die weitere Entwicklung der Industriearchitek- tur war das Jahr 1907 und der damit in Zusammenhang zu bringende Name des Architekten Muthesius, der den Deutschen Werkbund mit anderen Künstlern, Ar- chitekten und auch Industriellen ins Lebens rief, um gegen den Kulturverfall der menschlichen Umwelt anzugehen. Die Mitglieder des Werkbundes versuchten eine neue Warenästhetik für die kunstgewerbliche Industrieproduktion zu etablie- ren. Zentrales Anliegen war dabei die Suche nach einer neuen durch Zweck, Ma- terial und Konstruktion bedingten Formgebung, die auch als ‚Sachlichkeit’ bekannt ist.125 Diese ‚Sachlichkeit’ hatte dann auch einen besonderen Einfluss auf die Bauweise weiterer Industriearchitektur.
Nachdem in diesem Kapitel hauptsächlich auf die innerstädtische Industrie- bzw. Gewerbearchitektur im Allgemeinen eingegangen wurde, soll anschließend die typologische Entwicklung vom Wohnhaus mit gewerblich genutzten Nebengelas- sen zum Berliner Gewerbehof dargestellt werden. Diese Etagenbauweise wurde vorwiegend in den Berliner Hinterhöfen errichtet und bildet die Grundlage für die Entstehung der ersten Lofts in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts in Berlin.
Dabei handelt es sich auch um solche Gebäude, die heute umsaniert werden, um kaufkräftige Bewohner für diese - als Immobilien vermarktete - ehemaligen Fabriketagen zu finden.
4.3.1. Die typologische Entwicklung vom Wohnhaus mit gewerblich genutz- ten Nebengelassen zum Berliner Gewerbehof.
Als durch die Industrieanlagen neue Fabrikationsanlagen im innerstädtischen Be- reich benötigt wurden, entstand der so genannte Berliner Gewerbehof, eine aus Berlin bekannte Form der Mietfabrik mit stockwerkartig organisierten Produktions- stätten. Große einheitliche Gewerbehöfe entstanden ab etwa 1900 mit einer gere- gelten Höhenstaffelung und Mindestgröße der Höfe.126 Die räumlichen Prinzipien der gemeinsamen betrieblichen Standortorganisation waren charakterisiert durch den Grundstückszuschnitt, die äußere und innere Erschließung und die Bauwei- se.127 Die Frage, welche Merkmale den Gewerbehof eigentlich von industriellen Fabrikbauten unterscheiden, ist nicht eindeutig zu beantworten. Hinsichtlich dieser Thematik handelt es sich eher um einen fließenden Übergang. Der Gewerbehof128 existierte, wie schon erwähnt, parallel zu den großen Industriebauten in Berlin.
[...]
1 Vgl. Tectum (Hrsg.), Lofts in Berlin, Antwerpen 2002, S. 19.
2 Vgl. Prokosch, Thilo, Gebäudekunde - Loftliving, Cottbus 1998, n. p. (192).
3 Vgl. Prokosch (1998), n. p. (153).
4 Vgl. Müller, Cassandra, Loft Living - ein Umnutzungskonzept ehemaliger Industriebauten zur Revitalisierung von Innenstädten, Nürtingen 2002, S. 6.
5 Vgl. Text: Leben im Loft - Große Freiheit und cooles Lebensgefühl, URL: http://www.rp- online.de/public/article/themenwelt/immobilien/bauen/92231, Stand: 21.06.2005, zuletzt eingesehen am 22.10.2006.
6 Vgl. Vance (1999), S. 6.
7 Vgl. Vance, Peggy, Wohnen im Loft, Herford 1999, S. 62-81.
8 Vgl. Prokosch, Thilo, Gebäudekunde - Loftliving, Cottbus 1998, n. p. (90ff.), die Bezeichnung Berliner Mischung wird unter 4.3.2. dargestellt.
9 Stand: Oktober 2006.
10 Vgl. Prokosch, Thilo, Gebäudekunde - Loftliving, Cottbus 1998.
11 Vgl. Müller, Cassandra, Loft Living - ein Umnutzungskonzept ehemaliger Industriebauten zur Revitalisierung von Innenstädten, Nürtingen 2002.
12 Vgl. Loftbeispiel Standort Reichenberger Straße 80, Punkt 6.1.3.2.
13 Vgl. Prokosch (1998), n. p. (87ff., 149ff.).
14 Vgl. Müller (2002).
15 Vgl. Vance, Peggy, Wohnen im Loft, Herford 1999.
16 Vgl. Canizares, Ana Cristina G., Loft design source, New York 2004, vgl. auch Cuito, Aurora (Hrsg.), Lofts, Massachusetts 2004; Bahamon, Alejandro, New loftspace design, Köln 2004; Schleifer, Simone (Hrsg.), Das große Loftbuch, Köln 2005.
17 Vgl. Wielens, Hans (Hrsg.), Neues Leben in alten Gebäuden, Münster 2000.
18 Vgl. Paul-Lincke-Höfe, URL: http://www.langhof.com, Stand: o. A., zuletzt eingesehen am 24.10.2006.
19 Freundliche Mitteilung (telefonisch) am 11.09.2006 im Auftrag von Petra Wilfert-Demirov, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.
20 Anmerkung der Autorin: »Standardwohnung« bezeichnet hier eine Wohnung auf einer Etage, die durch Türen abgetrennte Räume wie Küche, Badezimmer, Wohnzimmer und Schlafzimmer aufzuweisen hat und mit einer Raumhöhe von durchschnittlich 2,50 Meter einhergeht.
21 Vance (1999), S. 6.
22 Vgl. Vance (1999), S. 6.
23 Bei Gómez, Lola/Gonzáles Torras, Susana, Lofts - Leben und Arbeiten in einem Loft, S. 12 wird über »der« entschlackte Loft geschrieben.
24 Vgl. Messinger, Heinz, Langenscheidts, 1988, S. 694.
25 Vgl. Vance (1999), S. 6, vgl. auch Prokosch (1998), n. p. (69).
26 Sobald ein mehrgeschossiger Bau mehr als zehn Geschosse aufweist, wird es als Hochhaus bezeichnet, vgl. Koepf, Hans, Bildwörterbuch der Architektur, 3. Auflage, Stuttgart 1999, S. 205.
27 Vgl. Engler, Susanne, in: Schleifer, Simone (Hrsg.), Das große Loftbuch, Köln 2005, n. p. (11).
28 Die Typologie des Gewerbegeschossbaus wird unter Punkt 4.3.1 genauer dargestellt.
29 Vgl. Slesin/Cliff/Rozensztroch, Wohnen in Lofts - Großzügige Appartements und Ateliers in alten Speichern und Produktionshallen, Wiesbaden, Berlin 1988, S. 207.
30 1 ft (ft= Abk. für engl. foot) = 0,3048 m.
31 Prokosch (1998), n. p. (21).
32 Prokosch (1998), n. p. (21f.).
33 Gómez, Lola/ Gonzáles Torras, Susana (Hrsg.), Lofts - Leben und arbeiten in einem Loft, Berlin 2003, S. 12.
34 Die Art der Kombination Wohnen und Arbeiten im Bereich des Loft Livings wird unter Punkt 5.2.1. dargestellt.
35 Anmerkung der Autorin, vgl. auch Gysin Bob, Zusammenfassung der 3. Podiumsdiskussion zum Buch »luxusWohnen«, einsehbar unter: URL: http://www.bgp.ch/homepage/Daten/PDF/Buch_luxusWohnen/Podiumsdiskussion_III.pdf, Stand: 21.05.2003, zuletzt eingesehen am 10.09.2006.
36 Mit hohen Räumen ist eine Höhe von mehr als drei Metern gemeint, wie es bereits in Altbauwohnungen anzutreffen ist.
37 Vgl. Vance (1999), S. 62ff.
38 Vgl. Fischer, Martin in: New loftspace design, Bahamon, Alejandro (Hrsg.), Köln 2004, S. 7.
39 Vgl. URL: http://www.immowelt.de/renovieren/index.aspx?PaGID=Paket28&CoGID=lofts2, Stand: 2006, zuletzt eingesehen am 24.10.2006.
40 Anmerkung der Autorin.
41 Vgl. Vance (1999), S. 9.
42 Vgl. Anm. 4.
43 Vgl. Tectum (Hrsg.) (2002), S. 21.
44 Vgl. Prokosch (1998), n. p. (194).
45 Vgl. Slesin/ Cliff/ Rozensztroch (1988), S.1, vgl. auch Drexel, Thomas, Lofts - Wohnen und Arbeiten in umgebauten Fabriketagen, München 2000, S. 6.
46 DINKS (=Double Income No Kids), DCC (=Dual Career Couples). DINKS und DCC sind Bezeichnungen der amerikanischen Marketingwissenschaft.
47 Vgl. Slesin/ Cliff/ Rozensztroch (1988), S. 1.
48 SoHo war damals als Hell’s Hundred Acres verrufen, doch schon in den späten 50er Jahren setzte ein stetiger Revitalisierungsprozess ein, vgl. Slesin/ Cliff/ Rozensztroch (1988), S. 3.
49 Vgl. Vance (1999), S. 6.
50 Vgl. Tectum (Hrsg.) (2002), S. 19.
51 Vgl. Tectum (Hrsg.) (2002), S. 19.
52 Vance (1999), S. 6.
53 Der Architekt Goddard baute mit seinen Kollegen Colin Phillips und Jeremy Sumner Oliver’s
Wharf von 1970-1972 zu 23 Wohnungen um. Oliver’s Wharf ist ein frühes Beispiel für die Entwicklungsmöglichkeiten in den Docklands, vgl. Vance (1999), S. 20.
54 Vgl. Bildband, Abb. 1.
55 Limehouse ist ein Bezirk des Londoner Stadtteils Tower Hamlets.
56 Vgl. Vance (1999), S. 8.
57 ‚Eine neue, wirtschaftliche rentable Nutzung wird die Zukunft all dieser Industriemonumente be- stimmten, die ihre ursprüngliche Funktion verloren haben oder in Kürze verlieren werden. Der Er- halt der greifbaren Erinnerungen an vergangene Phasen der industriellen Entwicklung ist zu einer gesellschaftlich akzeptierten Aufgabe geworden. Neubestimmung ist hier das Zauberwort’, De- fuster (1997), S. 36.
58 Vgl. Irving, Mark/ Field, Marc, Lofts, London 1999, S. 8.
59 Vgl. URL: http://www.immowelt.de/renovieren/index.aspx?PaGID=Paket28&CoGID=lofts3, Stand: 2006, zuletzt eingesehen am 24.10.2006.
60 »Offen« meint hier einen Grundriss, bei dem auf kleine Räume oder Etagen mit eingezogenen Wänden verzichtet wird.
61 Vgl. Engler, Susanne, in: Schleifer, Simone (Hrsg.), Das große Loftbuch, Köln 2005, n. p. (11).
62 Vgl. Slesin/ Cliff/ Rozensztroch (1988), S. 3.
63 Vgl. Slesin/ Cliff/ Rozensztroch (1988), S. 1.
64 Vgl. Irving/ Field (1999), S. 10.
65 Vgl. Irving/ Field (1999), S. 10.
66 Robert Rauschenberg (*22.Oktober 1925) ist ein US-amerikanischer Maler, Grafiker, Fotograf
und Objektkünstler und gilt als der Wegbereiter der Pop-Art in den USA. „Rauschenberg vertritt die Ansicht, dass die von ihm angestrebte Wiederanbindung der künstlerischen Bildwirklichkeit an die Lebenswirklichkeit am klarsten dadurch geleistet werden könne, indem man Teile der realen Welt unverändert in die Kunst hineinholt“, vgl. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Rauschenberg, Stand: 02.10.2006, zuletzt eingesehen am 19.10.2006, weiterführende Literatur: Armin Zweite (Hrsg.), Rauschenberg, Robert, Köln 1994.
67 Vgl. Irving/ Field (1999), S. 9.
68 Die »Factory« ist die Bezeichnung für das Loft von Andy Warhol und wird unter Punkt 4.1.1. näher beschrieben.
69 Müller (2002), S. 5.
70 Vgl. Prokosch (1998), n. p. (12).
71 Müller (2002), S. 5.
72 Vgl. Müller (2002), S. 5.
73 Slesin/ Cliff/ Rozensztroch (1988), S. 73.
74 Eigentlich Andrew Warhola (1928 - 1987), amerikanischer Künstler und Filmregisseur polnischer Abstammung war einer der bedeutendsten Vertreter der Pop-Art. Weiterführende und vergleichende Literatur: Baal-Teshuva, Jacob (Hrsg.), Andy Warhol - 1928-1987, Ausstellungskatalog, München 1993; Bastian, Heiner (Hrsg.), Joseph Beuys, Robert Rauschenberg, Cy Twombly, Andy Warhol, Ausstellungskatalog, München 1982; Baudrillard, Jean, Andy Warhol - Paintings 1960-1986, Ausstellungskatalog, Stuttgart 1995; Bockris, Victor, the life and death of Andy Warhol, New York 1989; Müller, Wolfgang (Hrsg.), Andy Warhol, Hamburg 1992; Finkelstein, Nat, Andy Warhol - the factory years - 1964 - 1967, New York 1989.
75 Käpplinger, Claus, Come Home to Work, 2002, S. 14.
76 Vgl. Bildband, Abb. 2.
77 Vgl. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/The_Factory, Stand: 18.08.2006, zuletzt eingesehen am 18.10.2006.
78 Weiterführende Literatur: Finkelstein, Nat, Andy Warhol - The factory years 1964-1967, London, New York 1989.
79 Vgl. Bildband, Abb. 3.
80 Vgl. Bildband, Abb. 3.
81 Vgl. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/The_Factory, Stand: 18.08.2006, zuletzt eingesehen am 18.10.2006.
82 Vgl. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/The_Factory, Stand: 18.08.2006, zuletzt eingesehen am 18.10.2006.
83 Vgl. Hildebrandt, Werner/ Lemburg, Peter/ Wewel, Jörg, Historische Bauwerke der Berliner Industrie, Berlin 1988, S. 11.
84 Vgl. Hildebrandt/ Lemburg/ Wewel (1988), S. 11.
85 Vgl. Hildebrandt/ Lemburg/ Wewel (1988), S. 12.
86 Vgl. Hildebrandt/ Lemburg/ Wewel (1988), S. 12.
87 Friedrich der Große (1712 - 1786) war seit 1740 König in Preußen und seit 1772 König von Preußen, vgl. URL: http://www.preussen- chronik.de/_/person_jsp/key=person_friedrich+ii.+von_preu%25dfen.html, Stand: o. A., zuletzt eingesehen am 10.10.2006.
88 Vgl. Hildebrandt/ Lemburg/ Wewel (1988), S. 12.
89 Kattun ist ein leichtes, aber dichtes Gewebe aus Baumwolle in Leinwandbindung. Es eignet sich zum Bedrucken und ist auch Bestandteil von Putzlappen, vgl. URL: http://www.stofflexikon.com/kattun/604/kattun.html, Stand: 2006, zuletzt eingesehen am 18.10.2006.
90 Vgl. Hildebrandt/ Lemburg/ Wewel (1988), S. 12.
91 Vgl. Hildebrandt/ Lemburg/ Wewel (1988), S. 12.
92 Vgl. Hildebrandt/ Lemburg/ Wewel (1988), S. 12f.
93 Hildebrandt/ Lemburg/ Wewel (1988), S. 14.
94 Vgl. Hildebrandt/ Lemburg/ Wewel (1988), S. 14, vgl. auch Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin (Hrsg.), Berlin und seine Bauten - Industriebauten, Bürohäuser, Berlin 1971.
95 Vgl. Hildebrandt/ Lemburg/ Wewel (1988), S. 14.
96 Die Panke ist ein Fluss in Brandenburg und Berlin und zugleich ein Nebenfluss der Spree, vgl. URL: http://www.luise-berlin.de/Lexikon/Mitte/p/Panke.htm, Stand: 20.12.2005, zuletzt eingesehen am 18.10.2006.
97 Vgl. Hildebrandt/ Lemburg/ Wewel (1988), S. 14ff.
98 Vgl. Hildebrandt/ Lemburg/ Wewel (1988), S. 15.
99 Vgl. Hildebrandt/ Lemburg/ Wewel (1988), S. 15.
100 Vgl. Hildebrandt/ Lemburg/ Wewel (1988), S. 16.
101 Vgl. Hildebrandt/ Lemburg/ Wewel (1988), S. 16.
102 Vgl. Prokosch (1998), n. p. (9).
103 Vgl. Bildband, Abb. 4 u. 5.
104 Vgl. Kreidt, Hermann, Industriebauten, in: Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin (Hrsg.), Berlin und seine Bauten - Industriebauten, Bürohäuser, Berlin 1971, S. 39.
105 Vgl. Kreidt (1971), S. 34.
106 Vgl. Kreidt (1971), S. 35.
107 Vgl. Kreidt (1971), S. 35, vgl. auch Bildband, Abb. 5.
108 Der Berliner Autor Dieter Hoffmann-Axthelm, der sich unter anderem auch mit dem Thema e- hemaliger Industriebauten beschäftigt, versteht unter dem Begriff Brache folgendes: ‚Der Gebrauch des altertümlichen, spätestens seit der agrikulturellen Revolution des 18. Jahrhunderts gegens- tandslosen Wortes kommt aus Berlin. […] Brache, das ist heutzutage von vornherein eine Meta- pher, […]. Der Ausdruck Brache wurde in der Sprache der Architekten und Planer Ende der 70er Jahre eingeführt, […]’, vgl. Text: Hoffmann-Axthelm, Dieter, Brachen: eine städtebauliche Heraus- forderung, in: Werk, Bauen, Wohnen, Ausgabe Januar/Februar 1991, S. 22-27.
109 Vgl. Tectum (Hrsg.) (2002), S. 17.
110 Vgl. Kreidt (1971), S. 37.
111 ‚Eine allgemein gültige Gattung ‚Manufaktur-Architektur’ gibt es nicht. […]’, vgl. Hildebrandt/ Lemburg/ Wewel (1988), S. 39. Die königliche Wollmanufaktur und die königlich-preußische Porzellanmanufaktur sind die wichtigsten und auch bekanntesten Manufakturen der Berliner Industrie, Anmerkung der Autorin.
112 Die Entwicklung dieses Bautyps begann in der Luisenstadt dem heutigen Stadtteil Kreuzberg.
113 Vgl. Prokosch (1998), n. p. (11).
114 Der Hobrechtsche - Bebauungsplan wurde nach seinem Hauptverfasser James Hobrecht (1825-1902) benannt und trat am 18. Juli 1862 in Kraft. Dieser Plan sollte als Fluchtlinienplan die Führung von Ring- und Ausfallstraßen und die Bebauung der Städte Berlin, Charlottenburg und fünf umgebende Gemeinden für die darauf folgenden 50 Jahre regeln. Ziel dieses Plans war es, aufgrund von einem angenommen Bevölkerungsstand von 1,5 bis 2 Millionen Einwohnern (1861 waren es um die 524.900 Einwohner) und der damit verbundenen Verkehrs- und Verwaltungsent- wicklung, eine einheitliche städtische Administration und Planung zu erreichen, vgl. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Hobrecht-Plan#Der_Hobrecht-Plan, Stand: 14.09.2006, zuletzt einge- sehen am 18.10.2006. Weiterführende Literatur: Strohmeyer, Klaus, James Hobrecht (1825-1902) und die Modernisierung der Stadt, Berlin 2000. Die Thematik des Hobrechtschen-Planes ist auch in: Mislin, Miron, Industriebauten in Berlin 1840-1910, Berlin 2002, S. 16ff. nachzulesen.
115 Vgl. Kreidt (1971), S. 41.
116 Hausmann, Erika, Berliner Fabriketagen - Geschichte eines Typus in: Bauwelt 1985, Heft 19, S. 742.
117 Vgl. Prokosch (1998), n. p. (11).
118 Vgl. Prokosch (1998), n. p. (44f.). Fußnote bezieht sich auf den gesamten Abschnitt.
119 Vgl. Prokosch (1998), n. p. (44).
120 Vgl. Bildband, Abb. 42.
121 Ein Gewerbegebäude konnte verschiedene Deckenkonstruktionen besitzen: Preußische Kappen im Kellergeschoss, Stahlbetondecken im Erd- und 1. Obergeschoss sowie Holzbalkendecken in den restlichen Obergeschossen.
122 Das Bessemer-Verfahren geht auf den britischen Ingenieur und Erfinder Sir Henry Bessemer (1813-1898) zurück. Bei diesem Verfahren ist es möglich, Stahl günstig in Massenproduktion her- zustellen, vgl. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Bessemerbirne, Stand: 02.07.2006, zuletzt einge- sehen am 11.10.2006.
123 Kreidt (1971), S. 41.
124 Vgl. Kreidt (1971), S. 41.
125 Adam Gottlieb Hermann Muthesius (1861 - 1927) war Architekt, Autor, Geheimrat im Preußi- schen Handelsministerium und auch einflussreicher Theoretiker der modernen Architektur und des Industrial Designs. Von entscheidender Bedeutung war in dem Zusammenhang für die weitere Entwicklung der Industriearchitektur war das Jahr 1907 und damit die Gründung des Deutschen Werkbundes (DWB) e.V. in München von Künstlern, Architekten, Kunsthandwerkern, Industriellen, Kaufleuten und Schriftstellern, die das ‚Werk’, das Produkt ihrer Arbeit, in den Mittelpunkt ihres Denkens und Handelns stellten. Die Werkbund-Gründung war ein Protest gegen Historismus und Kulturverfall der menschlichen Umwelt - der Gerätschaften und Möbel, der Wohnungen und Ar- beitsstätten, der Häuser, Straßen, Städte und Landschaften. Unter Berufung auf einen moralisch fundierten Qualitätsbegriff versuchten die Mitglieder eine neue Warenästhetik für die kunstgewerb- liche Industrieproduktion zu etablieren. Zentrales Anliegen war dabei die Suche nach einer neuen durch Zweck, Material und Konstruktion bedingten Formgebung, die auch als ‚Sachlichkeit’ be- kannt ist- und die in den 20er Jahren unter dem Begriff der ‚Neuen Sachlichkeit’ einer erneuten Thematisierung unterlag, vgl. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Werkbund, Stand: 30.09.2006, zuletzt eingesehen am 08.10.2006.
126 Vgl. Bodmann, Marie Louise, Stadtentwicklung und Gewerbe - der Erneuerungsbedarf der Gewerbebauten in Mischgebieten, Berlin 1988.
127 Vgl. Baumgart, Sabine, Gewerbehöfe in der Stadt - zwischen privaten Entwicklungsträgern und kommunaler Quartiersentwicklung, Stuttgart 2001, S. 9.
128 Gewerbehöfe sind Stadtbausteine, in denen sich der Prozess eines Wandels zur Kleinteiligkeit als räumlicher Niederschlag der Tertiärisierung von Tätigkeitsfeldern und Veränderungen n der wirtschaftlichen Arbeitsteilung manifestiert […], vgl. Baumgart, Sabine, Gewerbehöfe in der Stadt - zwischen privaten Entwicklungsträgern und kommunaler Quartiersentwicklung, Stuttgart 2001, S. 11.
- Citar trabajo
- Sabrina von der Heide (Autor), 2006, Lofts in Berlin seit 1951. Vom Fabrikraum zur Luxuswohnung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82099
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