Laut Lexikon sind Psalmen hebräische Lobgesänge, Hymnen, Klagelieder oder Danklieder des Volkes. Sie „verkünden also preisend und dankend das Walten Jahwes in Heilsgeschichte und Schöpfung“ , oder sie entstehen flehend in einer Notsituation. Das Wort „Tenebrae“ bedeutet aus dem Lateinischen übersetzt soviel wie Finsternis, Todesnacht oder aber auch Verfinsterung. Daraus resultierend soll in dieser Arbeit geklärt werden, ob die beiden Gedichte „Psalm“ und „Tenebrae“ von Paul Celan tatsächlich theologische Aussagen und Motive beinhalten, wie es ihre Titel vermuten lassen. Darüber hinaus soll dann auch ein Augenmerk auf die Stilistik geworfen werden und untersucht werden, inwieweit Celans Werk (ausgehend von diesen beiden Gedichten) de facto von einer „dunklen Schreibweise“ geprägt ist.
Zunächst werde ich meine Hausarbeit mit einem biographischen Teil beginnen, da Celans Biographie in einem sehr engen Verhältnis zu seinen Werken steht. Anschließend werde ich kurz die Hermetik aufgreifen, da diese immer wieder mit Paul Celan in Verbindung gebracht wird. Eine Skizze der Inhalte der beiden Gedichte wird dann einen ersten Eindruck über die zu behandelnde Thematik liefern. Im weiteren Verlauf sollen dann ausgewählte stilistische Mittel aufgegriffen werden und anschließend religiöse Sichtweisen von „Psalm“ und „Tenebrae“ herausgearbeitet werden.
Inhaltsverzeichnis
1.Einleitung
2. Kurze Biographie
3. Hermetik
4. Skizze der Inhalte von „Psalm“ und „Tenebrae“
5. Stilistische und Rhetorische Mittel a.)
6. Theologische Sichtweisen und Motive a.)
7. Stilistische und Rhetorische Mittel b.)
8. Religiöse Sichtweisen und Motive b.)
9. Schlussbetrachtung
10. Literaturverzeichnis
1.Einleitung
Laut Lexikon[1] sind Psalmen hebräische Lobgesänge, Hymnen, Klagelieder oder Danklieder des Volkes. Sie „verkünden also preisend und dankend das Walten Jahwes in Heilsgeschichte und Schöpfung“[2], oder sie entstehen flehend in einer Notsituation. Das Wort „Tenebrae“ bedeutet aus dem Lateinischen übersetzt soviel wie Finsternis, Todesnacht oder aber auch Verfinsterung. Daraus resultierend soll in dieser Arbeit geklärt werden, ob die beiden Gedichte „Psalm“[3] und „Tenebrae“[4] von Paul Celan tatsächlich theologische Aussagen und Motive beinhalten, wie es ihre Titel vermuten lassen. Darüber hinaus soll dann auch ein Augenmerk auf die Stilistik geworfen werden und untersucht werden, inwieweit Celans Werk (ausgehend von diesen beiden Gedichten) de facto von einer „dunklen Schreibweise“ geprägt ist.
Zunächst werde ich meine Hausarbeit mit einem biographischen Teil beginnen, da Celans Biographie in einem sehr engen Verhältnis zu seinen Werken steht. Anschließend werde ich kurz die Hermetik aufgreifen, da diese immer wieder mit Paul Celan in Verbindung gebracht wird. Eine Skizze der Inhalte der beiden Gedichte wird dann einen ersten Eindruck über die zu behandelnde Thematik liefern. Im weiteren Verlauf sollen dann ausgewählte stilistische Mittel aufgegriffen werden und anschließend religiöse Sichtweisen von „Psalm“ und „Tenebrae“ herausgearbeitet werden.
2. Kurze Biographie
Paul Celan wurde am 23. November 1920 als einziger Sohn von Friederike und Leo Antschel, in Czernowitz, in der Bukowina (dem heutigen Rumänien), geboren. Sein eigentlicher Name war Paul Antschel. Die Familie sprach Deutsch als Muttersprache und gehörte dem jüdischen Glauben an. Auf Grund diverser geschichtlicher Ereignisse bestand die Bukowina damals als ein Kulturgemisch von verschiedensten Völkern, Religionen und Sprachen.
Nach dem Abitur (Baccalaureat) im Juni 1938 begann Paul Celan ab November des gleichen Jahres ein Medizinstudium in Tours. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges kehrte er zurück nach Czernowitz, wo er ab September `39 Romanistik an der Universität studierte. Zwei Jahre später erlebte Celan den Einmarsch sowjetischer Truppen, ein Jahr später den der Deutschen. So kam es auch, dass seine Eltern 1942 in ein Arbeitslager deportiert wurden und auch dort umkamen. Celan selber musste in einem Arbeitslager seinen Dienst verrichten und kam `44 wieder frei. So setzte er sein Studium fort und arbeitete anschließend als Lektor und Übersetzer beim „Cartea Rusa“- Verlag in Bukarest. Ende 1947 floh Paul Celan über Budapest nach Wien und ließ sich letztendlich in Paris nieder. Im Dezember 1952 heiratete er Gisele de Lestrange und arbeitete und lebte nun als Schriftsteller.
Vermutlich nahm er sich am 20. April 1970 durch einen Sprung in die Seine´ das Leben.[5]
Durch seine Gedichte erinnert Paul Celan einerseits an seine Heimat- die Bukowina- und anderseits setzt er sich dadurch mit seiner „Entwurzelung“ auseinander. Es geht somit um die Suche nach seiner eigenen Existenz und um die ständige Mahnung und „das Wachhalten“ der Erinnerungen an den Genozid und seine Folgen.
3. Hermetik
Seit der Jahrhundertwende stieß die Lyrik an die Grenzen des Sagbaren. Zudem brachten die Wirtschaft und die aufkommende Industrialisierung eine stetig ansteigende Bewegung in das Leben der Menschen. Zeit, um über sich und die Welt zu reflektieren, gab es nicht mehr. So hatten nun auch die Dichter die Aufgabe mit ihren Werken zu provozieren, das heisst, die Menschen mit neuen, komplexeren Ausdrucksformen und verschlüsselten Bildern zu konfrontieren, um so ihr Interesse zu wecken und auf Probleme hinzuweisen.[6]
Die Hermetik steht nun für eine vieldeutige, dunkle und geheimnisvolle Ausdruckweise[7], und auch- oder gerade- Paul Celan zählt zu den wichtigsten Dichtern/ Vertretern der hermetischen Lyrik. Bei seinen Gegnern wird Celans Dichtung oft als unverständlich, kryptisch und sinnlos ausgewiesen, da sie ihrer Meinung nach nur Wortfelder wie Realitätsverlust, Angst oder Vereinsamung thematisiert. Diese negative Konnotation literarischer Hermetik basiert vor allem auf dem Vorwurf, dass sich diese Art von Gedichten von jeglicher Realität oder Erfahrung absondert und lediglich ein Produkt des „reinen Phantasierens“ ist.
Bei genauerer und intensiverer Betrachtung wird aber sehr schnell deutlich, dass gerade diese Art der Verhüllung im Endeffekt zu einer viel größeren Aussagekraft führen kann als „konventionellere Schreibweisen“.
Vor allem ist es Celan auf diese Art und Weise gelungen „das äußerste Entsetzen durch Verschweigen [zu] sagen“[8]. Somit widerlegt Celan mit seinem Werk Adornos Diktum, dass es nach Auschwitz nicht mehr möglich sei Gedichte zu schreiben. Er hat sogar den Gegenbeweis angetreten, da er den Holocaust zum leitenden Thema seiner Werke ernannte.[9] Die Hermetik erscheint somit für Paul Celan als die einzig mögliche Darstellungsform für das Unsagbare und Unfassbare nach dem Genozid. Zwar hat Celan weder in seinen Werken noch in einer öffentlichen Rede jemals das Wort „Auschwitz“ benutzt, allerdings „spricht [er] von dem, was geschah, vom ´Jetzt´ als danach“[10]. Durch seine Dichtung erschafft Celan also eine Art abgesonderten Raum- nicht aber einen verschlossenen Raum- für eben diese unsagbaren Ereignisse und Erlebnisse. Man kann sogar sagen, dass die Omipräsenz der Erinnerungsarbeit hierbei eine ganz zentrale Stellung einnimmt, da für Celan die schrecklichen Erlebnisse stets gegenwärtig gewesen sind.
Ein wenig kurios erscheint die Tatsache, dass Celans Muttersprache und somit auch die Sprache seiner Dichtung, eben auch jene Sprache „seiner“ Mörder ist. Doch gerade dadurch unterstreicht er die Erinnerung und bleibt der Verfolgten eingedenk. Es wird schnell deutlich, dass es keine einzig richtige Deutung von Celans Gedichten geben kann, man erhält eher eine Art Aufforderung zum Weiterdenken des Beschriebenen. Es geht hierbei also nicht um die „eine Wahrheit“, sondern um Denkanstöße, die weitergedacht werden möchten, „Gedichte sind [...] unterwegs: sie halten auf etwas zu“[11]. Demnach ist Paul Celans Werk nicht nur als hermetisch zu betrachten, sondern man muss auch ganz klar die inhärente Offenheit der Gedichte zur Kenntnis nehmen. Die Bezeichnung des „beredeten Schweigens“[12] wird dem Werk Celans wohl am ehesten gerecht. „Celan hat sein Äußerstes gegeben. So verlangt er ein Äußerstes und oft mehr, als wir aufbringen.“[13]
4. Skizze der Inhalte von „Psalm“ und „Tenebrae“
Das Gedicht „Psalm“ gehört zu dem Gedichtband „Die Niemandsrose“ und ist am 05.01.1961 entstanden.
Vier Strophen mit jeweils unterschiedlichen Verslängen machen den Umfang dieses Gedichtes aus. Die erste Strophe behandelt die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens, wobei die Verse 4 bis 8 einer Lobpreisung an den bis dato nicht weiter erläuterten „Niemand“ gleichkommen. Abschließend geben die letzten beiden Strophen eine Art Resümee über das Leben der Menschen und eben jenen Stellenwert ab, wobei die viere Strophe noch einmal thematisch die erste Strophe aufgreift.
[...]
[1] Höfener, J. u. Rahner, K. (Hrsg.): „Lexikon für Theologie und Kirche“. Freiburg: Herder Verlag. Bd. 8,
Palermo bis Roloff. 1963.
[2] Ebd. S. 854.
[3] Vgl. Wiedemann, B. (Hrsg.): “Die Gedichte“ - Kommentierte Gesamtausgabe. Frankfurt am Main:
Suhrkamp Verlag. I Die Niemandsrose. 2003. S. 132- 133. (KG)
[4] Vgl. Wiedemann, B. (Hrsg.): “Die Gedichte“ - Kommentierte Gesamtausgabe. Frankfurt am Main:
Suhrkamp Verlag. III Sprachgitter. 2003. S. 97. (KG)
[5] Emmerich, W.: „Paul Celan“. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag. 2001.
[6] Hoffmann, D.: „Arbeitsbuch deutschsprachiger Lyrik seit 1945“. Tübingen: A. Francke Verlag. 1998.
[7] Vgl. DUDEN- Das Fremdwörterbuch. Mannheim. 2001. S. 385.
[8] Vgl. Chong, J.- S.: „Offenheit und Hermetik”. Frankfurt am Main: Lang Verlag. 2002. S. 14.
[9] Firges, J.: „Den Acheron durchquert ich“. Tübingen: Stauffenburg Verlag. 1998.
[10] Vgl. Chong, J.- S.: „Offenheit und Hermetik”. Frankfurt am Main: Lang Verlag. 2002. S. 15.
[11] Vgl. Celan, P.: „Ansprache anlässlich der Entgegennahme des Literaturpreises der Freien Hansestadt Bremen“ am 26. Januar 1958.
[12] Vgl. Chong, J.- S.: „Offenheit und Hermetik”. Frankfurt am Main: Lang Verlag. 2002. S. 382.
[13] Vgl. Gadamer, H. G.: “Sinn und Sinnverhüllung bei Paul Celan”. Ges. Werke Bd. 9. Tübingen: 1993.
S. 460.
- Quote paper
- Stephanie Reuter (Author), 2004, Theologische Ansätze bzw. Motive und stilistische Mittel in den Gedichten "Psalm" und "Tenebrae" von Paul Celan , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81979
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