Aurelius Augustinus (354-430), gebürtiger Numidier, römischer Rhetor, Konvertit und Bischof wird von vielen als einer der größten Geister der abendländischen Geschichte angesehen. Der Dogmenhistoriker Adolf von Harnack sagte von ihm: „Er ist der Mann, der überhaupt in der Antike und in der Kirchengeschichte nicht seinesgleichen gehabt hat“. Dennoch gibt es auch Menschen, die seine Originalität bestreiten. Daher ist auch seine Stellung in der Theologie vielumstritten. Einige seiner Kritiker werfen ihm vor, er sei auf seine eigene impulsive Art nur auf bestimmte Streitfragen der damaligen Zeit eingegangen, ohne dabei ein einheitliches System der Friedenslehre hergestellt zu haben. Sie führen zusätzlich an, dass er in vielen seiner Schriften widersprüchliche Aussagen getroffen habe. Weder Bewunderer noch Kritiker jedoch können den gewaltigen Einfluss seiner Werke auf die Nachwelt bestreiten. Eine zentrale Rolle in seinem Denken kam der Friedenslehre zu. „Mit der Idee und dem Wesen des Friedens verbindet den Kirchenvater eine sehnsüchtige Liebe. Sein gesamtes Denken, Handeln, Predigen und Schreiben entströmen vor allem auch dieser inneren Haltung.“ (Weissenberg 2005, S. 19). Augustins Friedenslehre und seine Theorie des gerechten Krieges (bellum iustum) gelten als Grundlage der christlichen bellum iustum Theorie und nehmen daher einen hohen Stellenwert aufgrund ihrer weit reichenden, geschichtlichen Konsequenzen ein.
Nach einem kurzen Überblick über die wichtigsten Stationen im Leben und Wirken des Aurelius Augustinus beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit den zugrunde liegenden Traditionen augustinischen Denkens. Im Anschluss daran soll die Friedenslehre des Augustinus, sowie die daraus resultierende Lehre vom gerechten Krieg dargestellt werden. Danach richtet sich der Fokus auf die Weiterführung dieser Lehren und Traditionen vor dem Hintergrund einer christlichen Friedenslehre. Im letzten Abschnitt widmet sich die Arbeit kritisch der Frage nach der Ambivalenz augustinischer Friedensethik, unter anderem auch vor dem Hintergrund der möglichen Legitimation von Gewalt im Namen des Glaubens.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Überblick über wichtige Stationen im Leben und Wirken des Aurelius Augustinus
2.1 Aurelius Augustinus - Vita
2.2 Aurelius Augustinus – Die Werke
3. Zugrunde liegende Traditionen augustinischen Denkens
3.1 Cicero
3.2 Aristoteles und Platon
3.3 Stoisches Schulgut
3.3.1 Dialektik
3.3.2 Physik
3.4 Der Manichäismus
3.5 Skepsis und Neuplatonismus
3.5.1 Skepsis
3.5.2. Neuplatonismus
4. Das Konzept des bellum iustum bei Cicero
5. Augustinus und der „Gerechte Krieg“
5.1 Augustin zu Krieg und Frieden
5.2 iusta causa
5.2.1 recta intentiones
5.3 necessitas
5.3.1. ultima ratio
5.4 ius in bello
5.5 legitima potestas
6. Die Weiterentwicklung einer christlichen Friedensethik
6.1 Thomas von Aquin
6.2 Francisco de Vitoria
6.3 Die neue Friedensethik der katholischen Kirche
7. Die Ambivalenz des augustinischen Friedensgedankens
8. Fazit
Literatur:
1. Einleitung
Aurelius Augustinus (354-430), gebürtiger Numidier, römischer Rhetor, Konvertit und Bischof wird von vielen als einer der größten Geister der abendländischen Geschichte angesehen. Der Dogmenhistoriker Adolf von Harnack sagte von ihm: „Er ist der Mann, der überhaupt in der Antike und in der Kirchengeschichte nicht seinesgleichen gehabt hat“. Dennoch gibt es auch Menschen, die seine Originalität bestreiten. Daher ist auch seine Stellung in der Theologie vielumstritten. Einige seiner Kritiker werfen ihm vor, er sei auf seine eigene impulsive Art nur auf bestimmte Streitfragen der damaligen Zeit eingegangen, ohne dabei ein einheitliches System der Friedenslehre hergestellt zu haben. Sie führen zusätzlich an, dass er in vielen seiner Schriften widersprüchliche Aussagen getroffen habe. Weder Bewunderer noch Kritiker jedoch können den gewaltigen Einfluss seiner Werke auf die Nachwelt bestreiten. Eine zentrale Rolle in seinem Denken kam der Friedenslehre zu. „Mit der Idee und dem Wesen des Friedens verbindet den Kirchenvater eine sehnsüchtige Liebe. Sein gesamtes Denken, Handeln, Predigen und Schreiben entströmen vor allem auch dieser inneren Haltung.“ (Weissenberg 2005, S. 19). Augustins Friedenslehre und seine Theorie des gerechten Krieges (bellum iustum) gelten als Grundlage der christlichen bellum iustum Theorie und nehmen daher einen hohen Stellenwert aufgrund ihrer weit reichenden, geschichtlichen Konsequenzen ein.
Nach einem kurzen Überblick über die wichtigsten Stationen im Leben und Wirken des Aurelius Augustinus beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit den zugrunde liegenden Traditionen augustinischen Denkens. Im Anschluss daran soll die Friedenslehre des Augustinus, sowie die daraus resultierende Lehre vom gerechten Krieg dargestellt werden. Danach richtet sich der Fokus auf die Weiterführung dieser Lehren und Traditionen vor dem Hintergrund einer christlichen Friedenslehre. Im letzten Abschnitt widmet sich die Arbeit kritisch der Frage nach der Ambivalenz augustinischer Friedensethik, unter anderem auch vor dem Hintergrund der möglichen Legitimation von Gewalt im Namen des Glaubens.
2. Überblick über wichtige Stationen im Leben und Wirken des Aurelius Augustinus
Im ersten Teil des folgenden Abschnitts werden zunächst die wichtigsten Stationen im Leben des Aurelius Augustinus in Form einer kurzen Vita dargestellt. Anschließend beschäftigt sich der zweite Teil des Abschnitts mit einer stichpunktartigen und chronologischen Darstellung der Werke Augustinus´.
2.1 Aurelius Augustinus - Vita
Aurelius Augustinus wurde am 13.11.354 in Thagaste in Numidien, im heutigen Algerien geboren. Zu dieser Zeit war das Christentum bereits sehr prägend im damaligen geistigen Leben. Augustinus´ Vater Patricius war ein kleiner römischer Beamter und Grundbesitzer. Seine Mutter Monika war eine überaus fromme Christin und so brachte sie ihm die Grundlagen der christlichen Lehre bei. Allerdings konnte sie ihn nicht für ihren Glauben gewinnen und da Kindertaufe noch nicht die Regel war, wurde Augustin zunächst nicht getauft. Aufgrund seiner hohen Begabung kam Augustinus auf eine höhere Schule nach Madaura, jedoch kehrte er mit 16 Jahren nach Hause zurück, da der Familie zunächst das Geld für die weitere Ausbildung fehlte. Nach einem Jahr konnte er seine Studien an der Universität von Karthago weiterführen. Augustin studierte dort die Kunst der schönen Rede. Im Alter von 18 Jahren ging er ein festes Verhältnis zu einer Frau ein, mit welcher er noch 14 Jahre zusammen blieb. Der talentierte Sohn aus dieser Verbindung starb im Alter von 16 Jahren (vgl. Meyer 2004, o. S.). Im Zuge seiner Studien befasste sich Augustinus mit einer Schrift Ciceros, dem protreptischen Dialog „Hortensius“ welcher ihn stark beeinflusste. Er weckte in ihm das Bedürfnis, zur Suche nach der Weisheit. Ein Versuch diese in der heiligen Schrift zu finden scheiterte zunächst, da er sich von den ihm darin begegnenden Dunkelheiten und Ungereimtheiten, sowie dem uneleganten Stil, welcher dem klassischen unähnlich war, nicht angezogen fühlte (vgl. Hauskeller 1999, S.16). Augustinus glaubte diese Weisheit im Manichäismus, einer Art Sekte, welche sich als eine höhere Form des Christentums ausgab, zu finden. Diese neun bis zehn Jahre, in denen Augustinus der Sekte angehörte hatten einen prägenden Einfluss auf ihn, denn daher resultieren ein düsterer Ernst, eine starke Weltflüchtigkeit und eine gewisse Herabsetzung alles Materiellen und Leiblichen (vgl. Geerlings 2002, S.150). Allerdings vermochte der Manichäismus letztlich nicht die Fragen des Augustinus zu beantworten, und so führte ihn die Entdeckung des Neuplatonismus und das Studium Plotins, inspiriert durch die Reden des Mailänder Bischofs Ambrosius und seines Priesters Simplician, hin zu höheren Zielen als Reichtum, Karriere, Ehre und Macht. Augustinus meinte dadurch einen wichtigen hermeneutischen Schlüssel zum Begreifen von Gottes´ Geistlichkeit und der gesamten Theologie erhalten zu haben. Nach seiner Bekehrung im August 396 und seiner anschließenden Taufe widmete er sich ausschließlich philosophischen Fragen. Dazu umgab er sich mit Freunden mit denen er sich auf ein Landgut in der nähe von Mailand zurückzog. Nach dem Tod seiner Mutter, welche mit der Bekehrung ihres Sohnes ihr Lebensziel erreicht hatte, kehrte Augustinus nach Afrika zurück, wo er sein Vermögen verkaufte und den philosophisch-asketischen Kreis in seiner alten Heimatstadt Thagaste fortsetzte. Da er seinen beschaulichen Lebensstil weiterzuführen suchte, vermied er bei seinen Reisen innerhalb Afrikas Städte zu besuchen, in denen ein Bischofssitz vakant war. Das Leben als Bischof in einer dieser afrikanischen Bischofsstädte hätte ihm diesen Lebensstil aus seiner Sicht verwehrt. 391 kam Augustinus in die Bischofsstadt Hippo Regius, wo er auf Verlangen der Gemeinde von Bischof Valerius von Hippo zum Priester geweiht wurde. Allerdings suchte Bischof Valerius einen Vertreter, welcher über bessere Lateinkenntnisse als er selbst verfügte und so wurde Augustinus unter dem Druck der Öffentlichkeit 394 Hilfsbischof und 396 Nachfolger des Bischofs Valerius (vgl. ZAF). Rein geographisch kehrte damit mehr Ruhe in das Leben des Aurelius Augustinus ein. Außer um an den Synoden der provincia africa proconsularis oder an den Synoden von Gesamtafrika Teilzunehmen, verließ er Hippo Regius so gut wie nicht mehr. Von nun an lebte er als Bischof dieser kleinen afrikanischen Hafengemeinde in mönchischer Gemeinschaft, allerdings war er weiterhin literarisch tätig und ein geachteter und gesuchter Berater nordafrikanischer Bischöfe. Als Schlüsselerlebnis in diesem Lebensabschnitt kann die Entdeckung des Paulus durch Augustin angesehen werden. Noch vor Übernahme des Priesteramtes in Hippo erbat er von Valerius drei Monate Urlaub, um sich eingehend mit der Hl. Schrift, im speziellen mit den Paulusbriefen zu befassen. In der Folge gelang es Augustinus als Erstem in der westlichen Kirche die Gnadenlehre des Paulus zu thematisieren, systematisieren und so weiter zu tradieren (vgl. Geerlings 2002, S.151). Augustinus starb am 28.03.430 bei der Belagerung Hippos durch die Vandalen.
2.2 Aurelius Augustinus – Die Werke
Eine mögliche Einteilung der wichtigsten Werke des Aurelius Augustinuns kann wie folgt vorgenommen werden (vgl. Flasch 1980, S.13-14):
Die erste Gruppe beinhaltet die Werke zwischen 386 und 388. Es handelt sich dabei um die Zeit kurz nach seiner Bekehrung zum Christen:
Gegen die Skeptiker (Contra Academicos) 386; Das glückselige Leben (De beata vita) 386; Die Ordnung (De ordine) 386; Selbstgespräche (Soliloquia); Die Unsterblichkeit der Seele (De immortalitate animae) 387; Die Größe der Seele (De quantitate animae) 388 in Rom geschrieben; Die Ethik der katholischen Kirche (De moribus ecclesiae catholicae) 388-389 in Rom geschrieben;
Die zweite Gruppe von Texten entstanden in der Übergangszeit Augustinus vom Philosophen zum Theologen. Er schrieb diese von 388 bis 395 in Afrika:
Die Musik (De musika) 387-389; Der freie Wille (De libero arbitrio) 388 Buch I, 391-395 Buch II und III; Genesiskommentar gegen die Manichäer (De genesi contra Manchaeos) 388-389; Der Lehrer (De magistro) 389; 83 verschiedene Probleme (De 83 Quaestionibus) 388-396; Die wahre Religion (De vera Religione) 389-391;
Die dritte Gruppe von Werken umfassen diejenigen, welche von 396 bis zu seinem Tod 430 in seiner Zeit als Bischof geschrieben wurden:
Probleme, Simplician gewidmet (Quaestiones ad Simplicanum) 396; Bekenntnisse (Confessiones) 396-398; Die christliche Lehre (De doctrina christiana) 396-397 (Buch I-III 25, 35) / 426-427; Die Dreieinigkeit (De Trinitate) 399-419; Genesiskommentar nach Literalsinn (De Genesi ad litteram) 401-414; Der Gottesstaat (De cicitate Dei) 413-426; Revisionen (Retractiones) 426-427.
Wie schon oben erwähnt handelt es sich hierbei nur um eine Auswahl seiner bedeutendsten Werke. Es soll an dieser Stelle lediglich ein Überblick über sein Schaffen gegeben werden. Eine detaillierte Auflistung aller seiner Arbeiten erscheint hier nicht zwingend notwendig. Es sollte allerdings noch einmal darauf hingewiesen werden, dass Augustinus Zeit seines Leben von einem ausgesprochenen Arbeitseifer und innerem Antrieb zur politischen, literarischen, philosophischen und theologischen Arbeit geleitet wurde, was sich letztendlich in seinen vielen verfassten Schriften widerspiegelt.
3. Zugrunde liegende Traditionen augustinischen Denkens
Bevor man sich allgemein mit dem Denken des Augustinus oder mit seinen Werken und damit mit seiner Theologie und Philosophie auseinandersetzen kann, erscheint es unabdingbar zuvor die prägenden Einflüsse, welche zu seiner Persönlichkeitsbildung beitrugen, genauer zu betrachten. Augustinus´ intellektuelle Entwicklung war gekoppelt an die Auseinandersetzung mit philosophischen und theologischen Strömungen. Diese durchlebte er im Kontext seiner eigenen Biographie. Dazu gehören die antiken Philosophen wie z.B. Platon und Aristoteles, aber auch das stoische Schulgut sowie der Manichäismus. Bezugnehmend auf Augustinus sollen die wichtigsten, seinem Denken zugrunde liegenden Traditionen nachfolgend betrachtet werden.
3.1 Cicero
Augustinus´ geistiges Wachstum vollzieht sich innerhalb der klassischen Bildungstradition. Da er selbst nicht nur lernte sondern auch Rhetor und Professor war, beschäftigte er sich tief mit der damaligen Geisteswelt und drang in diese ein (vgl. Maier 1955, S.18). Ciceros Dialoge waren für den jungen Augustinus ein folgenreicher erster Anstoß. Sie übten in philosophischen Fragen einen bestimmenden Einfluss auf ihn aus. Augustinus befasste sich als junger Mann, beginnend ab dem Alter von 19 Jahren, eingehend mit diesen Dialogen. Er sah sie als gute Möglichkeit klar umrissene Information über die verschiedenen Schulen zu erlangen. Cicero war für Augustin in dieser Phase seines Lebens die Hauptquelle für die Stoa. Von den gesamten Schriften Ciceros, welche Augustinus alle eingehend studiert hatte, gab es eine, die einen ganz besonders starken Einfluss auf ihn ausgeübt hat. Diese war Ciceros „Hortensius“. Augustinus äußerte sich dazu wie folgt in seinen Bekenntnissen:
„Im Verlauf des herkömmlichen Studiums stieß ich nun auf ein Buch eines gewissen Cicero, dessen Sprache im Gegensatz zu seinem Charakter nahezu ausnahmslos bewundert wird. Dieses Buch aber – es trägt den Titel Hortensius – enthält eine Aufforderung zu Philosophie. Es war dieses Buch, das meinen Sinn veränderte, gerade dir, Herr, meine Gebete zukehrte und mein Wünschen und Verlangen andere werden ließ. Plötzlich war all meine eitle Erwartung für mich ohne Wert, und mit unglaublicher Inbrunst begehrte ich nach der unsterblichen Weisheit; ich begann mich aufzurichten und zu dir zurückzukehren.“ (Augustinus 1989, S. 75/76)
In diesem Dialog verteidigt Cicero die Notwendigkeit philosophischen Denkens für jegliche Art kritischen Urteilens in allen Bereichen. Selbst im hohen Alter zitiert Augustinus immer wieder Sätze aus diesem Werk Ciceros (vgl. Chadwick 1987, S. 16). Die Gründe für diese große Wirkung des Werkes auf Augustinus sind vielfältig. Er wurde durch diese Schrift moralisch erschüttert und gelangte in einer Art Schwarz-Weiß-Technik, welche ihm seitdem immer zu Eigen blieb, zu der Einsicht, dass sein bisheriges Leben und sein Studium, welches geprägt war vom Streben nach Erfolg und Reichtum, zu verwerfen sei. Die Philosophie verdeutlichte ihm, dass Erfolg und Reichtum nichts Wert seien (vgl. Flasch 1980, S.18). Das postulierte Ideal Ciceros war die Selbstgenügsamkeit des Einzelnen. Die Lektüre des Hortensius bewirkte, dass „Weisheit“ und „Wahrheit“ zu augustinischen Grundbegriffen wurden. Diese Grundbegriffe definierte er im Sinne der stoischen Tradition, welche im durch Cicero vermittelt wurde. Weisheit war demnach das Wissen von den menschlichen und den göttlichen Dingen. Weisheit und Wahrheit meinten gemäß dieser Tradition nicht bloß eine faktische Kenntnis über Richtigkeit, sie bedeuteten Lebensdeutung aus einem einheitlichen Prinzip. Im weiteren Sinne bedeutete Weisheit für Cicero wie für Augustinus „Glück“, “Umgang mit Göttlichem“ sowie „Unsterblichkeit“. Dieser pathetische und moralistische Begriff von Weisheit setzte voraus, dass man durch Einsicht glücklich werde (vgl. Flasch 1980, S.21). Im Mittelpunkt stand Erkenntnis als Lebenssinn durch Einheit von Theorie und Praxis. Augustin erfuhr eine Art erste Bekehrung. Karriere bedeutete ihm nichts mehr und er Verstand diese Wendung zur Wahrheit als eine Art Wendung zu Gott (vgl. Flasch 1980, S.19). Eine weitere Folge dieser Bekehrung war, dass die Rhetorik auf ihn, den vormaligen Rhetorikschüler- und -lehrer keine Faszination mehr ausübte. Die Tatsache, dass die Rhetorik seit dem Untergang der römischen Republik an praktischer und faktischer Bedeutung verloren hatte, unterstrich Augustinus´ Konzentration auf die „Wahrheit“. Da die politische und humane Bedeutung der Rhetorik eingebüßt und zum formal-ästhetischen Dekor degradiert wurde, war Augustin der Ansicht, dass sie einem denkenden Individuum keine Erkenntnis mehr bringen könne. Andererseits ist es bezeichnend, dass Augustin die Rhetorik fortan nicht nur ignorierte und kritisierte, sondern sie für seine neuen Zwecke einzusetzen suchte (vgl. Flasch 1980, S.20).
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- Quote paper
- Christian Ziegler (Author), 2007, „bellum iustum“ – Aurelius Augustinus und die Idee vom gerechten Krieg sowie deren christliche Weiterentwicklung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81846
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