Immer weniger Jugendlichen gelingt der direkte Einstieg in eine voll qualifizierende Erstausbildung. Mit wachsenden Schwierigkeiten auf dem Lehrstellenmarkt nehmen auch die Unterschiede zwischen den Jugendlichen, hinsichtlich ihrer Bildungs- und Qualifizierungssituation, zu. So hat der seit Jahren angespannte Ausbildungsstellenmarkt insbesondere für Jugendliche mit ausländischer Staatsangehörigkeit bedeutende Konsequenzen, denn ausbildungswillige Jugendliche mit Migrationshintergrund haben nur relativ geringe Chancen auf eine betriebliche Lehre.
In der vorliegenden Arbeit wird der Frage nachgegangen inwiefern die Herkunft ein Einstellungskriterium ist. Zunächst wird die Situation des Ausbildungsmarktes beschrieben, um in einem zweiten Schritt die Verteilung von Chancen auf einen Ausbildungsplatz, vor dem Hintergrund der Lebenslagen der Bewerber mit und ohne Migrationshintergrund zu erläutern. Die ungleiche Verteilung auf dem Ausbildungsmarkt zu Ungunsten der Bewerber mit Migrationshintergrund wird in einem dritten Schritt anhand theoretischer Erklärungsansätze ausgewertet, um schließlich ein Resümee zu ziehen.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Der Ausbildungsmarkt und seine jüngere Entwicklung
1. Das duale Ausbildungssystem
2. Das Übergangssystem zwischen allgemein bildender Schule und voll qualifizierender Berufsausbildung
3. Verbleib der gemeldeten Ausbildungsbewerber
III. Jugendliche mit Migrationshintergrund auf dem Ausbildungsmarkt
1. Die BA/BIBB- Bewerberbefragung
2. Heterogenität der Lebenslagen von Bewerbern mit Migrationshintergrund
2.1 Staatsbürgerschaft, Sprache, Leben in Deutschland (vgl. Abbildung 5)
2.2 Schulische Vorbildung (vgl. Abbildung 6)
3. Erfolgsaussichten von Ausbildungsstellenbewerbern
3.1 Schulabschluss, Schulnoten und Arbeitsmarktlage vor Ort als Schlüsselgrößen
3.2 Erfolgsaussichten von Bewerbern mit und ohne Migrationshintergrund
3.3 Bewerber, die nicht in eine betriebliche Ausbildungsstelle einmünden
4. Diskussion der Ergebnisse nach Granato/Ulrich
IV. Theoretische Erklärungsansätze
1. Humankapitaltheoretischer Ansatz
2. Arbeitsmarktdiskriminierung
3. Arbeitsmarktsegmentation
V. Fazit
VI. Abbildungsverzeichnis
VII. Literaturverzeichnis
I. Einleitung
Immer weniger Jugendlichen gelingt der direkte Einstieg in eine voll qualifizierende Erstausbildung. Mit wachsenden Schwierigkeiten auf dem Lehrstellenmarkt nehmen auch die Unterschiede zwischen den Jugendlichen, hinsichtlich ihrer Bildungs- und Qualifizierungssituation, zu. So hat der seit Jahren angespannte Ausbildungsstellenmarkt insbesondere für Jugendliche mit ausländischer Staatsangehörigkeit bedeutende Konsequenzen, denn ausbildungswillige Jugendliche mit Migrationshintergrund haben nur relativ geringe Chancen auf eine betriebliche Lehre (Ulrich/Granato 2006: 30.)
In der vorliegenden Arbeit wird der Frage nachgegangen inwiefern die Herkunft ein Einstellungskriterium ist. Zunächst wird die Situation des Ausbildungsmarktes beschrieben, um in einem zweiten Schritt die Verteilung von Chancen auf einen Ausbildungsplatz, vor dem Hintergrund der Lebenslagen der Bewerber mit und ohne Migrationshintergrund zu erläutern. Die ungleiche Verteilung auf dem Ausbildungsmarkt zu Ungunsten der Bewerber mit Migrationshintergrund wird in einem dritten Schritt anhand theoretischer Erklärungsansätze ausgewertet, um schließlich ein Resümee zu ziehen.
II. Der Ausbildungsmarkt und seine jüngere Entwicklung
Seit Beginn der 1990er Jahre haben sich die Chancen von Jugendlichen auf eine Lehrstelle erheblich gemindert (vgl. Ulrich/Granato 2006:31).
1. Das duale Ausbildungssystem
Die Schulabsolventenzahl entwickelt sich zu den neu abgeschlossenen Lehrverträge gegenläufig (vgl. Abbildung 1). Seit 1992 steigt die Zahl der Schulabsolventen jährlich um ca. 175.000 und erreichte 2005 mit 948.200 Absolventen die höchste Abschlussquote. Demgegenüber stagnieren bis fallen die abgeschlossenen neuen Lehrverträgen. 1992 wurden 595.200 Lehrverträge bei gleichzeitig 600.000 Absolventen abgeschlossen. 2005 sank die Anzahl der abgeschlossenen Lehrverträge auf 550.200 bei 948.200 AbsolventInnen. Dieses Missverhältnis von sinkendem Lehrstellenangebot und steigender AbsolventInnenzahl führt zu einer drastisch fallenden Einmündungsquote[1], die von ca. 77% im Jahre 1992 auf 58% im Jahre 2005 sank. Die Bugwelle der Unversorgten wächst von Jahr zu Jahr.
2. Das Übergangssystem zwischen allgemein bildender Schule und voll qualifizierender Berufsausbildung
Mit Hilfe der rapide gestiegenen Nutzung von Bildungsgängen, die eine Form von beruflicher Grundbildung vermitteln, konnte die Zahl der noch nicht vermittelten Bewerber infolge des drastischen Rückgangs des Lehrstellenangebotes, auf einem relativ niedrigen Niveau gehalten werden (vgl. Ulrich/ Granato 2006: 32). Die verschiedenen Formen der beruflichen Grundbildung sollen der Verbesserung der Ausbildungschancen dienen. Die wichtigsten Zuwachsraten im Zeitraum 1992 bis 2004 (2005) sind wie folgt: die Zahl der Schüler im Berufsvorbereitungsjahr stieg um 109% (40.500). Die Partizipation an berufsvorbereitenden Maßnahmen der Bundesagentur für Arbeit wuchs um 140% (98.000), inbegriffen betrieblicher Einstiegsqualifizierungen EQJ und Ausbildungspakt. Das Volumen der Maßnahme des vollzeitschulischen Berufsgrundbildungsjahr stieg um 60% (18.800) und die Beteiligung im ersten Ausbildungsjahr in Bildungsgängen die eine berufliche Grundbildung vermitteln, wuchs im Jahr 2004 um 77% (84.700). Der Anteil der Fachoberschüler im ersten Ausbildungsjahr stieg um 148 % (34.300). In der Gesamtheit nahm die Anzahl der Jugendlichen, die in den hier aufgeführten Bildungsgängen eine berufliche Grundqualifikation erwarben von 1992 bis 2004 um 103% (279.200) zu. Dies hat zur Folge, dass der Anteil der Jugendlichen im Übergangssystem fast gleichauf ist mit der Quote der Ausbildungsanfänger im Dualen Ausbildungssystem (vgl. Ulrich/Granato 2006:34). Trotz der Ausweitung der Bildungsangebote[2] nahm die Einmündungsquote in voll qualifizierende Ausbildungsgänge ab. Zum Vergleich: 1993 mündeten 71,1% der Absolventen in eine Lehre ein und weitere 13,5% in einer voll qualifizierenden schulischen Ausbildung. In der Summe betrug 1992 der Anteil der Absolventen beider Bildungswege 84,6%. 2004 mündeten 60,6% in eine Lehre ein und 19,3% in voll qualifizierende Schulen. Insgesamt betrug der Anteil 79,9% und lag damit um 4,7 % unter dem Wert von 1992 (vgl. Ulrich/Granato 2006:34) „Das heißt es gelingt ungeachtet des gesteigerten Mitteleinsatzes seltener als früher, Jugendliche zu einem Berufsabschluss zu führen.“ (Ulrich/Granato 2006:34).
3. Verbleib der gemeldeten Ausbildungsbewerber
Der Verbleib der gemeldeten Bewerber 2005 verteilt sich wie folgt: 49% mündeten in eine Berufsausbildungstelle, weitere 18% besuchten wieder eine Schule, 6% begannen eine berufsvorbereitende Maßnahme, 11% bemühten sich um eine Arbeitsstelle und 11% verblieben auf sonstige Weise (vgl. Ulrich/Granato 2006:35, vgl. Abbildung 4). Die Aufnahmekapazität des dualen Ausbildungssystems steigt bei einer gleichzeitigen Bedeutungszunahme der alternativ Verbleibender (vgl. Ulrich/Granato 2006:35). Dies wirkt sich insbesondere auf die Ausbildungschancen von Bewerbern mit Migrationshintergrund aus (vgl. Ulrich/Granato 2006:35).
III. Jugendliche mit Migrationshintergrund auf dem
Ausbildungsmarkt
1. Die BA/BIBB- Bewerberbefragung
Die vorliegende Arbeit verwendet den Begriff Migrationshintergrund analog zu Definition der zu Grunde liegenden BA/ BIBB- Befragung 2004 (vgl.Ulrich/Granato 2006:36): Migrationshintergrund umfasst eine Kombination der Merkmale Staatsbürgerschaft, Erstsprache und Geburtsland. Bewerber ohne Migrationshintergrund umfasst die Gruppe, die die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, in Deutschland geboren sind und deren alleinige Muttersprache Deutsch ist. Bewerber mit Migrationshintergrund sind Jugendliche mit ausländischem Geburtsort, Aussiedler und in Deutschland geborene Personen mit ausländischer Herkunft.
Die insgesamt 740.200 Bewerber auf dem Ausbildungsmarkt im Jahre 2004 verteilen sich wie folgt (vgl. Abbildung 4): 79,9% von ihnen sind Bewerber ohne Migrationshintergrund, 6% sind in Deutschland geborene Jugendliche mit ausländischer Herkunft, deren alleinige Muttersprache nicht Deutsch ist und/oder die im Besitz einer ausländische Staatsangehörigkeit sind. Weitere 9% sind Aussiedler und 4,2% der Bewerber sind im Ausland geboren. Somit liegt der Anteil der Bewerber mit Migrationshintergrund im Jahre 2004 bei 20,1%. Differenziert man zwischen den alten und neuen Bundesländern, so liegt der Anteil in den alten Bundesländern mit 26% erwartungsgemäß höher als in den neuen Bundesländern mit 5,9% (vgl. Ulrich/Granato 2006: 37). Im Vergleich der Statistik der Bundesagentur für Arbeit und der BA/BIBB- Bewerberbefragung führt eine Reduzierung des Merkmals Migrationshintergrund auf die Staatsangehörigkeit zu einer Unterschätzung des Anteils der Bewerber mit Migrationshintergrund (vgl. Abbildung 4).
2. Heterogenität der Lebenslagen von Bewerbern mit Migrationshintergrund
2.1 Staatsbürgerschaft, Sprache, Leben in Deutschland (vgl. Abbildung 5)
Die deskriptiven Analysen zeigen wie heterogen die Bewerbergruppen sind, auch im Hinblick auf die verschiedenen Migrantengruppen (vgl. Ulrich/Granato 2006:37). In der Gruppe der Bewerber mit Migrationshintergrund leben 49% seit der Geburt durchgehend in Deutschland, 19% über zehn Jahre und weitere 18% zwischen sechs und zehn Jahren. Lediglich 13% sind erst im Jugendalter nach Deutschland gekommen. Die deutsche Staatsangehörigkeit haben 39% der befragten Jugendlichen und 61% eine andere, oder die doppelte Staatsbürgerschaft. 42% haben Deutsch zusammen mit einer anderen Sprache als Muttersprache, für weitere 44% ist nur eine andere Sprache die Muttersprache. Daneben ist für 10% der Bewerber mit Migrationshintergrund Deutsch die alleinige Muttersprache. Unterschiede zeigen sich bei der weiteren Differenzierung der verschiedenen Gruppen der Bewerber mit Migrationshintergrund. Von den in Deutschland geborenen Bewerbern mit Migrationshintergrund sind 97% durchgehend hier aufgewachsen. 38% von ihnen haben ausschließlich die deutsche Staatsangehörigkeit und für 70% ist Deutsch mit einer anderen Sprache die Muttersprache. In der Bewerbergruppe der Aussiedler haben 92% die deutsche Staatsangehörigkeit, 60% von ihnen sind in der frühen Kindheit ausschließlich mit einer anderen Sprache aufgewachsen. Lediglich 26% der Aussiedler sind fast kontinuierlich in Deutschland aufgewachsen, weitere 18% sind erst vor kurzem nach Deutschland gekommen. In der Gruppe der sonstigen im Ausland geborenen Bewerber haben 22% die deutsche Staatsangehörigkeit und 34% verbrachten ihr bisheriges Leben durchgehend in Deutschland. Für 52% ist Deutsch nicht die Muttersprache, während für 34% Deutsch mit einer anderen Sprache die Muttersprache ist.
2.2 Schulische Vorbildung (vgl. Abbildung 6)
Bei Bewerbern ohne Migrationshintergrund weist die Hälfte (54%) eine mittlere Reife bis hin zur Fachholschulreife auf, gleichzeitig haben 32% von ihnen einen Hauptschulabschluss. Bei den Bewerbern mit Migrationshintergrund ist der Anteil der Hauptschulabsolventen mit 44% fast gleichauf mit dem der Schulabgänger, die einen mittleren Abschluss bis hin zur Fachhochschulreife aufweisen (46%). Differenziert man zwischen den einzelnen Migrantengruppen, so zeigt sich, dass Bewerber aus Aussiedlerfamilien mit einem Anteil von 49% häufiger als der Gesamtdurchschnitt der Migrantengruppen über einen mittleren Abschluss bis zur Fachhochschulreife verfügen. Der Vergleich des Notenverhältnisses in den Fächern Deutsch und Mathematik zeigt, dass Bewerber mit Migrationshintergrund im Fach Deutsch schlechter abschneiden als ihre deutschen Mitbewerber. Im Fach Mathematik kehrt sich dieses Verhältnis jedoch zugunsten der Bewerber mit Migrationshintergrund um: 33% von ihnen gegenüber 25% der Bewerber ohne Migrationshintergrund haben die Note sehr gut bis gut.
3. Erfolgsaussichten von Ausbildungsstellenbewerbern
Die Erfolgsaussichten auf eine betriebliche Bildung sind deutlich gesunken, wie die niedrige Einmündungsquote von 50% indiziert (vgl. Ulrich/Granato 2006:40).
3.1 Schulabschluss, Schulnoten und Arbeitsmarktlage vor Ort als Schlüsselgrößen
In Zeiten knapper Ressourcen (hier: Ausbildungsstellen), wird die Frage nach den Einstellungskriterien von Arbeitgebern relevant (vgl. Ulrich/Granato 2006:40). Im Sinne der rational- choice- Theorie müssten Arbeitgeber nach logisch nachvollziehbaren Kriterien, wie etwa nach schulischen Leistungen (Schulabschluss und -noten) den Bewerber auswählen, der für sie die günstigsten Ausbildungsvorraussetzungen aufweist (vgl. Ulrich/Granato 2006:40). Nach Ulrich und Granato dienen die Noten, neben dem Nachweis über gute Fertigkeiten in den so genannten „klassischen Kulturtechniken“, als Indiz für die überfachlichen Fähigkeiten eines Bewerbers, wie etwa Zuverlässigkeit, Lern- und Leistungsbereitschaft, Verantwortungsbewusstsein, Konzentrationsfähigkeit oder Durchhaltevermögen, die für eine erfolgreiche Ausbildung ebenfalls relevant sind (vgl. Ulrich/Granato 2006:40ff.). Daher kommt den beiden Merkmalen Schulabschluss und Schulnote „eine Schlüsselstellung in der Frage zu, wem der Einstieg in eine betriebliche Lehre gelingt und wem nicht“ (Ulrich/Granato 2006:41).In Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit kommen diesen Merkmalen nochmals besondere Bedeutung zu (vgl. Ulrich/Granato 2006:41). Die Beschäftigungschancen vor Ort beeinflussen die die Bewerbungschancen der jugendlichen Ausbildungsbewerber, wie in Abbildung 8 zu sehen ist (vgl. Ulrich/Granato 2006:41).
3.2 Erfolgsaussichten von Bewerbern mit und ohne Migrationshintergrund
Generell gilt: ein höherer Schulabschluss, eine bessere Mathematiknote und eine Wohnregion mit überdurchschnittlich guter Beschäftigungssituation erhöhen die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Bewerbung (vgl. Ulrich/Granato 2006:42). Dies muss jedoch nach dem Kriterium Migrationshintergrund differenziert werden (vgl. Abbildung 8 und 9): die Einmündungswahrscheinlichkeit von Bewerbern ohne Migrationshintergrund ist bei Berücksichtigung dieser drei Kriterien deutlich größer als bei Mitbewerbern mit Migrationshintergrund. Die Einmündungswahrscheinlichkeit eines Bewerbers ohne Migrationshintergrund liegt im Durchschnitt bei 40%. Diese Erfolgswahrscheinlichkeit erhöht sich in Abhängigkeit weiterer Kriterien bis hin zu 71% für die Bewerber, die einen mittleren Abschluss und eine gute bis sehr gute Mathematiknote haben und in einer Region leben, in der die Arbeitslosenquote unter 9% liegt. Bei Bewerbern mit Migrationshintergrund beträgt die durchschnittliche Einmündungswahrscheinlichkeit hingegen 29%. Eine differenzierte Betrachtung der einzelnen Migrantengruppen hierbei zeigt, dass die durchschnittliche Einmündungswahrscheinlichkeit bei Spätaussiedlern 35% beträgt. Eine 33%ige Erfolgswahrscheinlichkeit haben die in Deutschland geborenen Migrantenkinder und die Chancen der im Ausland geborenen Bewerber betragen lediglich 18% (vgl. Ulrich/Granato 2006:43). In der Gesamtgruppe der Bewerber mit Migrationshintergrund führen die erfolgsförderlichen Faktoren (Abschluss, Mathematiknote und Wohnort) ebenfalls zur höheren Erfolgswahrscheinlichkeit, jedoch mit schwächerem Abstand als in der Gruppe der Bewerber ohne Migrationshintergrund. Bewerber mit Migrationshintergrund, die einen mittleren Abschluss bis hin zur Fachhochschulreife, egute bis sehr gute Mathematiknoten haben, die in einer Region mit niedriger Arbeitslosenquote wohnen haben eine 44%ige Einmündungswahrscheinlichkeit.
3.3 Bewerber, die nicht in eine betriebliche Ausbildungsstelle einmünden
Zunehmend typisch für Bewerber mit und ohne Migrationshintergrund ist die Einmündung in Bildungsgänge die lediglich eine berufliche Grundbildung vermitteln (vgl. Ulrich/Granato 2006:44). Bewerber mit Migrationshintergrund sind häufiger in Bildungsgängen des „Übergangsystems“ vertreten (vgl. Ulrich/Granato 2006: 44,vgl. Abbildung 10).Ein wiederholter Besuch von Grundbildungsgängen verfestigt den Status im Übergangssystem, ohne eine abschlussbezogene Qualifizierung deutlich zu verbessern (vgl. Ulrich/Granato 2006:44). Bewerber mit Migrationshintergrund sind häufiger von diesem Phänomen betroffen, da sie im Durchschnitt mehrere Grundbildungslehrgänge absolviert haben (vgl. Ulrich/Granato 2006:45). Im Jahr 2004 mündeten 21% der Bewerber mit Migrationshintergrund in keine Grundbildung, sie waren arbeitslos und jobbten (vgl. Ulrich/Granato 2006:45). Insgesamt betrachtet ist die Lage der jungen Migranten damit prekärer als die ihrer Mitbewerber ohne Migrationshintergrund.
4. Diskussion der Ergebnisse nach Granato/Ulrich
Die besonderen Schwierigkeiten von Jugendlichen mit Migrationshintergrund diskutieren Joachim Gerd Ulrich und Mona Granato anhand mehrerer Erklärungsansätze. Sie führen mangelnde Förderansätze in der Schule an, den generellen Ausbildungsplatzmangel, ebenso wie die Führungsstrategien und Vorbehalte von Betrieben und Verwaltungen. Darüber hinaus würden interkulturelle Basiskompetenzen unterbewertet und ein Informationsdefizit der Betriebe vorliegen (vgl. Ulrich/Granato 2006:45). Die Ergebnisse aus den Abbildungen 8 und 9 deuten zunächst darauf hin, dass für Unternehmen die schulischen Leistungen, der Abschluss und die Arbeitsmarktlage entscheidend sind. Eine differenzierte Analyse hat jedoch gezeigt, dass sich die Chancen der Bewerbergruppen mit und ohne Migrationshintergrund mit vergleichbaren Qualifikationen (Schulabschluss und Noten) deutlich unterscheiden. Bewerber mit Migrationshintergrund haben geringere Chancen auf eine Ausbildungsstelle als die deutsche Vergleichsgruppe. Ursula Boos- Nünning zieht in ihrem Beitrag drei theoretische Ansätze zur Erklärung heran, die im Folgenden erläutert werden.
IV. Theoretische Erklärungsansätze
Im alltagsweltlichen Verständnis werden verschiedene Erklärungen herangezogen für die Schwierigkeiten beim Übergang in die berufliche Bildung oder auch für den Abbruch einer Berufsausbildung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Boos- Nünning konstatiert: „Es ist richtig, dass ein bedeutsamer Anteil von Jugendlichen mit ausländischem Pass die Schule ohne Abschluss verlassen (19,5%; Vergleich Deutsche: 8%) (…), Schwächen in der Allgemeinbildung sind bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund häufiger nachzuweisen, als bei deutschen Jugendlichen, da das deutsche Bildungssystem aus sozialer Herkunft und aus Migrationshintergrund bedingte Benachteiligung anders als in anderen Ländern nicht kompensiert. (…) Es ist ebenfalls richtig, dass ein- allerdings geringer- Teil der Jugendlichen mit Migrationshintergrund aufgrund unzureichender Sprachkenntnisse insbesondere den schulischen Teil der Berufsausbildung ohne Förderung“ nicht bewältigen kann (Boos- Nünning 2006:9). Gleichwohl verbleiben mehr Jugendliche mit Migrationshintergrund ohne Ausbildungsstelle, die keine defizitären Fähigkeiten aufweisen (vgl. Boos- Nünning 2006:10).
[...]
[1] Unter der Einmündungsquote wird der rechnerische Anteil der neu abgeschlossenen Lehrverträge an allen Schulabgängern verstanden.
[2] Vertiefend hierzu: Ulrich/Granato 2006: S. 34
- Citar trabajo
- Daniela Kaya (Autor), 2007, Einstellungskriterium Herkunft? - Jugendliche mit Migrationshintergrund auf dem Ausbildungsmarkt, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81748