Thema des Essays ist eine Analyse der weiblichen Ich-Erzählerin Hope Clearwater speziell im Hinblick auf das von Boyd dargestellte Trauma der Heldin, dass durch ihren Kampf in zwei unterschiedlichen Welten verursacht wird.
Schlagworte:
- Cross-gendered writing
- Weibliche Ich-Erzählung
- Trauma
Inhalt:
1.1. THE PROLOGUE’S DOUBLE MEANING
1.2. ESCAPING THE PITFALLS OF DANGER
1.3. EXPERIENCING CATASTROPHE
1.4. SURVIVING SHIPWRECK
1.5. CONCLUSION
1.1. The Prologue’s Double Meaning
»Brazzaville Beach on the edge of Africa. This is where I have washed up, you might say, deposited myself like a spar of driftwood, lodged and fixed in the warm sand for a while, just above the high tide mark.«[1]
Mit diesen Worten beginnt William Boyds Roman »Brazzaville Beach« (1990) und damit die außer- gewöhnliche Geschichte der Erzählerin Hope Clearwater. Doch warum ist Boyds Heldin, eine junge britische Akademikerin, wie ein Stück Treibholz am Ufer des Kongos gestrandet? Am Ende des Prologs bringt Boyd schließlich ein wenig Licht ins Dunkel, indem er seine Erzählerin Hope erklären lässt: »I love the beach, but sometimes I ask myself what I am doing here? I’m young, I’m single, I have family in England, I possess all manner of impressive academic qualification. So why has the beach become my home…? How can I explain it to you? I am here because two sets of strange and extraordinary events happened to me, and I needed some time to weigh them up, evaluate them. I have to make sense of what has taken place before I can restart my life in the world, as it were. […] Two sequences of events, then. One in England, first, and then one in Africa. Two stories to tell.«[2] Hier erfahren wir nun in kurzen Umrissen den Grund für Hopes Aufenthalt am abgeschiedenen Brazzaville Beach: In der Vergangenheit hat sie in ihrer Heimat England sowie während ihres Aufenthaltes in Afrika Schreckliches und Außerge- wöhnliches erlebt. Um das Erlebte noch einmal Revue passieren zu lassen, hat sie sich an das einsame Ufer des Kongos geflüchtet. Hier will sie in Ruhe noch einmal über die Vergangenheit kontemplieren und mit sich selbst ins Reine kommen, bevor sie den Schritt zurück ins Leben und in die Zukunft wagt. In Boyds »Brazzaville Beach« treffen wir somit erneut auf ein Frauenschicksal, das von einem männlichen Autor aus der Perspektive und mit der Stimme einer weiblichen Figur erzählt wird. Ebenso wie Fowles konfrontiert dabei auch Boyd seine weibliche Perspektiven- trägerin mit traumatischen Erlebnissen und Erfahrungen. Im Unterschied zu Fowles lässt er seine weibliche Ich-Erzählerin jedoch ihren erbitterten Kampf ums Überleben gewinnen. Und obwohl auch in seinem Roman das Moment der Entführung eine zentrale Rolle spielt, erwartet uns in »Brazzaville Beach« eine gänzlich andere Geschichte als in Fowles multiperspektivischer Kidnap- ping-Story »The Collector« (1963).
Zwar nimmt uns auch Boyd auf eine Reise in die Vergangenheit seiner weiblichen Erzählerin mit, jedoch werden ihre autobiographischen Erlebnisse nicht wie im Fall von Fowles Miranda aus der Gefangenschaft heraus erzählt sondern aus der Abgeschiedenheit von Hopes neuem Zuhause, dem Brazzaville Beach. Und im Gegensatz zu Miranda kreist Hopes retrospektive Erzählung da- bei um ein ganzes Konglomerat an schockierenden Ereignisse und persönlichen Katastrophen. So schildert uns Boyds Erzählerin zum einen ihre Erlebnisse in Nigeria: Wir erfahren von ihrer erschütternden Entdeckung der Schimpansenkriege (chimp wars), vom gewalttätigen Übergriff und Plagiat Eugene Mallabars, von der Entführung durch Dr. Amilcar und sein TeamAtomique Boum, von der anschließenden gefährlichen Flucht vor der nigerianischen Armee und Amilcars Tod so- wie vom mysteriösen Verschwinden ihres Liebhabers Usman. Zum anderen erfahren wir aber auch von der Katastrophe, die sich in Hopes Heimat England zugetragen hat - vom krankhaften akademischen Ehrgeiz ihres Mannes, des Mathematikers John Clearwater, von seiner manischen Depression und seinem Suizid. In »Brazzaville Beach« wird der Leser also Zeuge, wie der männ- liche Autor durch den Vorgang der Narration die fiktive Vergangenheit und damit die historische Identität einer Frau erschafft, die von traumatischen Erlebnissen und persönlichen Katastrophen geprägt ist.
Im Prolog erhält der Leser jedoch nicht nur einen ersten Einblick in die vom Autor kons- truierten, dramatischen Hintergründe für Hopes Flucht an den Brazzaville Beach. Boyd gewährt uns hier auch einen Einblick in die narrative Struktur seines Romans. Denn in der bereits zitierten Textpassage wird der Leser ganz nebenbei auch mit der Ereignischronologie (den Hand- lungs- und Zeitebenen) der anschließenden Erzählung vertraut gemacht. So erfahren wir, dass Hopes Flucht zum Brazzaville Beach eigentlich nur das letzte Glied in einer ganzen Kette von unglücklichen Ereignissen ist. Der Plot am Brazzaville Beach stellt somit das Ende ihrer langen, tragischen Reise dar und fungiert gleichzeitig als Ausgangspunkt für ihre rückblickende Erzäh- lung, die sich um »two sequences of events […] one in England, first, and then one in Africa«[3] dreht. Gleichzeitig verdeutlicht Boyd damit, dass sich die Ereignisse in Nigeria in der unmittel- baren Vergangenheit zugetragen haben, während die Ereignisse in England noch vor Hopes Zeit in Afrika angesiedelt sind. Den Leser erwarten neben der Handlung am Brazzaville Beach folglich noch zwei weitere Plots, die zu verschiedenen Zeitpunkten in der Vergangenheit der Erzählerin angesiedelt und an zwei unterschiedlichen Schauplätzen verortet sind. Boyd bereitet uns also schon im Prolog auf die drei verschiedenen Handlungs- und Zeitebenen (Brazzaville Beach: Gegenwart, Nigeria: unmittelbare Vergangenheit, England: weiter zurückliegende Vergangenheit) seines Textes vor. Wie sich im Verlauf der Erzählung zeigt, sind diese drei Plots jedoch nicht linear miteinander verknüpft, d.h. sie werden nicht in chronologischer Reihenfolge erzählt. Stattdessen durchbricht Boyd die Ereignischronologie, indem er wie ein Kameramann den Fokus zwischen den drei Schauplätzen hin und her schwenkt. Wobei er den Fokus abwechselnd auf die Ereignisse in Afrika und die Ereignisse in England richtet und zwischendrin immer wieder in die Gegenwart, an den Brazzaville Beach zurückkehrt. Die Erzählung der einzelnen Plots folgt daher nicht der zeitlichen Chronologie der Ereignisse sondern der Kameraführung des Autors. Diese wiederum orientiert sich an dem vom Autor inszenierten Bewusstseins- bzw. Erinnerungsstrom (stream of consciousness)[4] der Heldin. Denn quasi unter der Führung von Hopes Gedankenfluss tauchen wir abwechselnd in den Strom ihrer Afrika-Erinnerungen und den Strom ihrer EnglandErinnerungen ein und kehren zwischen diesen einzelnen Erinnerungssequenzen gemeinsam mit Hope immer wieder in die Gegenwart, an den Brazzaville Beach, zurück.
Boyd macht die Erzählung seiner Protagonistin jedoch nicht nur zu einem Strom der Erinne- rungen, der aus verschiedenen Erlebnissen und Reflexionen besteht. Er gestaltet diesen Strom auch ganz bewusst als ein Wechselspiel zwischen zwei ganz bestimmten Orten: dem schwarzen Kontinent und den britischen Inseln.[5] Ebenso wie Boyd selbst, der seine Kindheit und Jugend »always in transit«[6] zwischen England und Nigeria verbracht hat, macht er dadurch auch seine Heldin zur Reisenden zwischen diesen zwei Welten. Ähnlich wie Morgan Leafy, der Held aus Boyds erstem Roman »A Good Man in Africa«[7] (1981), ist daher auch Hope nicht nur eine narra- tive Erfindung des Autors, sondern eine Figur, mit der er nach Nigeria, in das Land seiner Kindheit und Jugend, zurückkehrt. Boyd selbst hat in einem Interview mit Ben King (2002) über den starken Einfluss, den seine Kindheit und Jugend in Nigeria auf seine spätere Arbeit als Schriftsteller gehabt hat, gesagt: »It [Nigeria] was a great place to grow up, you know. And a huge influence on me […]. It just made me different than if I had been born in Taunton or Edinburgh. It is just a different sort of background. […] I have this theory, which is unprovable but unfalsifiable, that the period up until you become self-conscious as a writer is in a way your true raw material. Because once you start saying to yourself ‘I am a writer’ you see the world through a different lens. […] So if you want to verify an emotion you go back to that pre-self conscious state […]. I started thinking of myself as a writer when I was in my early twenties. So all my sort of unselfconscious years were largely African.«[8] Auch in den autobiographischen Passagen von »Bamboo« (2005) deutet Boyd an, dass er die Erlebnisse seiner Kindheit in Afrika nie vergessen wird: »[…] the pre-teen places and the people, the events and the adventures lurk in the memory bank pristine and available.«[9]
Boyd macht den Leser im Prolog von »Brazzaville Beach« jedoch nicht nur in kurzen Umrissen mit der tragischen Geschichte seiner Heldin und der Ereignischronologie des Textes vertraut. Am Ende des Prologs verhandelt er auch das Problem der geeigneten Erzählperspektive: »Another problem: how do I [Boyd/ Hope] begin? How do I tell you what happened to me? My name is Hope Clearwater … or, ‘Hope Clearwater is the tall young woman who lives on Brazzaville Beach.’ It’s not so easy. Which voice do I use?«[10] Wie sich zeigt, thematisiert Boyd an dieser Stelle des Prologs ganz gezielt die Frage der Erzählperspektive/-stimme und bereitet gleichzeitig den Leser auf seinen narrativen Lösungsansatz, der aus einem Wechsel zwischen personaler Erzähl- situation (erster Person Singular) und auktorialer Erzählsituation (dritter Person Singular) besteht, vor. So werden, wie bereits in der zitierten Textpassage angedeutet, Hopes Afrika-Erinnerungen durch eine homodiegetische Erzählinstanz, die mit der Protagonistin identisch ist, verstimmlicht. In der Erzählung von Hopes England-Erinnerungen meldet sich hingegen stets eine heterodiege- tische Erzählinstanz zu Wort. Folglich präsentiert uns Boyd einen Text, »in which a character is referred to using a third-person pronoun in one passage, whereas the same character is called ‘I’ by the narrator in another, and in which, therefore, changes from heterodiegetic to homodiegetic narration occur«[11]. Boyd bedient sich in »Brazzaville Beach« also ganz gezielt einem Wechselspiel der Erzählperspektiven/Personalpronomen. Ein Wechselspiel, dass uns in ähnlicher, subtilerer Form auch in Boyds Roman »Armadillo« (1998) begegnet. Denn obwohl in »Armadillo« die narrative Welt durch eine heterodiegetische Erzählinstanz vermittelt wird, findet auch hier inner- halb der eingeschobenen Tagebucheinträge des Helden Lorimer Black ein Wechsel der Er- zählperspektive, in diesem Fall zwischen erster Person Singular und zweiter Person Singular, statt. Und auch hier diskutiert Boyd innerhalb des Textes die Frage der geeigneten Erzählperspektive/- stimme, indem er Lorimer Black darüber reflektieren lässt, in welcher Person er seine Erlebnisse in seinem Tagebuch niederschreiben soll: »He [Lorimer Black] slidThe Book of Transfigurationout of its drawer, spread it on the counter and, […] settled himself down to write. What pronoun should he use, he wondered? The reproachful, admonitory second person singular, or the more straightforwardly confessional first? He moved between ‘you’ and ‘I’ as his mood took him, but today, he considered, he had done nothing untoward or recriminatory, there was no need for harsher objectivity - ‘I’ it would be. ‘379’, he wrote, in his tiny neat hand.«[12] Wie sich zeigt, wird im Fall von Lorimer die erste Person Singular für das ehrliche Selbstbekenntnis verwendet. Die objektivere zweite Person Singular kommt hingegen zum Einsatz, wenn es um die Widergabe verwerflicher, mit Schuld beladener Ereignisse geht, von denen sich der Held im Nachhinein distanzieren möchte.
Doch wie verhält es sich mit dem Wechsel der Erzählperspektiven/Personalpronomen in Boyds »Brazzaville Beach«, in dem das »I« von Hopes Afrika-Erinnerungen in ihren England-Erinne- rungen plötzlich zum »she« wird? Einen möglichen Erklärungsansatz für diesen alternierenden Wechsel zwischen Ich- und Sie-Passagen liefert uns Allrath, die den Wechsel der Erzählpers- pektiven/Personalpronomen in Margaret Drabbles weiblicher Ich-Erzählung »The Waterfall« untersucht hat und dazu schreibt: »When Jane, the narrator in Margaret Drabble’sThe Waterfall, tells parts of the story of her extramaritial affair in the third-person, for instance, this strategy allows her to create a distance between herself and the ‘character’ Jane in her autobiographic narrative.«[13] Ausgehend von Allraths Feststellung lässt sich schlussfolgern, dass auch Boyd bei der Schilderung von Hopes England-Erinnerungen von der ersten in die dritte Person Singular wechselt, um die innere Distanz der Erzählerin zum Erlebten zu verdeutlichen. Das heißt, indem Boyd für die Erzählung von Hopes England-Erinnerungen die dritte Person - eine heterodiege- tische Erzählinstanz, »[who] remains outside of the narrated world«[14] - verwendet, suggeriert er Hopes emotionale Distanz bzw. ihre objektive Einstellung gegenüber den zeitlich weit zurück- liegenden England-Erlebnissen. Die Ereignisse, die Hope in Afrika erlebt hat, werden hingegen in der Ich-Form erzählt. Dies wiederum impliziert, das hier das erlebende Ich und das erzählende Ich miteinander in Personalunion treten, wodurch gleichzeitig dem Leser die emotionale Nähe (subjektive Haltung) der Erzählerin gegenüber diesen zeitlich unmittelbar zurückliegenden Ereig- nissen suggeriert wird. Es ließe sich also schlussfolgern, dass im Gegensatz zur »myoptic first- person subjectivity«[15] des Afrika-Plot durch die »distancing third-person objectivity«[16] des Eng- land-Plot der Eindruck erweckt werden soll, dass Hope auf die schwierige Zeit mit John aus einem gewissen Abstand heraus zurückblickt. Das »I« der Afrika-Passagen wird in den England- Passagen also plötzlich zum »she«, um dem Leser einerseits Hopes emotionale Nähe zu den Er- eignissen in Afrika und andererseits ihre emotionale Distanz zu den Ereignissen in England zu verdeutlichen. Und sogar Boyd selbst scheint uns am Ende des Prologs auf darauf hinzuweisen, indem er seine Erzählerin Hope anmerken lässt: »I was different then; and I’m different now. I am Hope Clearwater. She is Hope Clearwater. Everything is me, really.«[17] Ebenso wie Drabble verfolgt somit anscheinend auch Boyd mit dem Wechsel der Erzählperspektiven/Personalpro- nomen in »Brazzaville Beach« das Ziel des Sichtbar-/Spürbarmachens der inneren Nähe und Distanz der Erzählerin zum Erlebten.
Gleichzeitig liegt jedoch die Vermutung nahe, dass sich in Boyds Fall hinter der Distanzierung von der weiblichen Ich-Erzählerin noch ein anderes Motiv verbirgt. Schließlich bedeutet die Distanzierung der Heldin von ihren England-Erinnerungen ja in gewisser Weise auch eine Dis- tanzierung des männlichen Autors von diesen Erlebnissen bzw. von deren Erzählung. Oder anders gewendet: Während Boyd in den Ich-Passagen der Afrika-Erzählungen auf der Ebene des Erzählens und des Erlebens eine imaginiertecross-gendered (female) voice/identityannimmt, distanziert er sich dagegen in den Sie-Passagen der England-Erzählungen durch die Verwendung der heterodiegetischen Erzählinstanz vom erlebenden Ich seiner weiblichen Figur. Folglich umgeht er in diesen Passagen ein Stück weit die schwierige Aufgabe desGender-Crossings. Denn durch die distanziertethird-person perspectivemuss er sich nicht in der gleichen Intensität mit der inneren Welt - den Emotionen, Gedanken und Wahrnehmungen - des fiktiven weiblichen Ichs identifizieren, wie bei der Verwendung derfirst-person prespective. Doch warum schreckt Boyd bei der Erzählung von Hopes England-Erinnerungen vor dieser tief greifenden Identifizierung mit der inneren Welt seiner weiblichen Heldin zurück, während er sie in den Afrika-Passagen durchgängig praktiziert? Der Schlüssel hierfür, so ließe sich vermuten, ist der Plot. Während es in den Afrika-Passagen primär um die Darstellung von Hopes beruflichen und/oder freundschaftlichen Beziehungen zu Männern wie Mallabar, Ian Vail, Hauser oder Dr. Amilcar geht, steht im Zentrum der England- Passagen Hopes Partnerschaft, die Ehe mit ihrem Mann John Clearwater. In den England-Pas- sagen konzentriert sich die fiktive Darstellung folglich auf die Szenen einer Ehe bzw. auf die Verstimmlichung einer heterosexuellen Partnerschaft zwischen Mann und Frau; hier geht es also Gefühle und Wahrnehmungen innerhalb der intimsten aller Geschlechterbeziehungen aus dem Blickwinkel einer Frau. Für Boyd, den männlichen Schriftsteller, der im realen Leben aufgrund seinessex & gendersicherlich eher mit der männlichen Rolle innerhalb einer solchen hetero- sexuellen Mann-Frau-Beziehung vertraut ist, könnte dies sicherlich auch ein Grund für den Wechsel von derfirst-person perspectiveder Afrika-Passagen zur distanziertenthird-person prespectivein den England-Passagen gewesen sein. So kann er durch die auktoriale Präsentation der Ehe- Erinnerungen die Fiktionalität der dargestellten Partnerschaft viel besser spürbar machen[18] und gleichzeitig die Verpflichtung, als Autor für die Authentizität und Glaubwürdigkeit (reliability) der inneren Welt seiner Heldin - für ihre Emotionen, Wahrnehmungen und Erfahrungen innerhalb der Mann-Frau-Beziehung - bürgen zu müssen, ein Stück weit abzustreifen.
1.2. Escaping the pitfalls of danger
»I [Hope] fled to Africa, to escape what happened in England and then, as the continent will, it embroiled me further.«[19]
Bereits am Beginn von »Brazzaville Beach« werden wir von Hope darauf hingewiesen, dass ihre Flucht zum Brazzaville Beach zwar die Letzte jedoch nicht die Erste in ihrem bisherigen Leben gewesen ist. Später erfahren wir dann im Detail, dass sie nach dem Tod ihres Mannes John Clear- water von ihrer Heimat England nach Nigeria, in Eugene MallabarsGrosso Arvore Research Center, geflüchtet ist und von dort an das einsame Ufer des Kongos, den Brazzaville Beach. Ähnlich wie Fowles macht somit auch Boyd das Moment der Flucht zu einem zentralen Motiv in der Erzäh- lung seiner weiblichen Protagonistin.[20] Anders als Miranda, deren Flucht darauf abzielt, ihrem Gefängnis und somit einem ganz bestimmten Ort zu entkommen, flüchtet sich Hope hingegen beständig von einem Ort zum anderen. Doch was verbirgt sich hinter dieser von Boyd insze- nierten Rastlosigkeit der Heldin? Im Laufe von Hopes Erzählung können wir eines deutlich erkennen: Auch ihr Fluchtverhalten ist eine Reaktion auf drohende oder unmittelbare Gefahren. Oder anders ausgedrückt: Ebenso wie Mirandas ist auch Hopes Fluchtverhalten ein durch Angst- affekte ausgelöster Reflex zur Abwehr von Gefahr und damit ein Mechanismus, der dem Über- leben bzw. der Selbsterhaltung dient. Freud hat diese Interaktion von Angst, Gefahr und Flucht folgendermaßen umschrieben: »Die Angst […] ist eine Reaktion auf die Wahrnehmung einer äußeren Gefahr, d.h. einer erwarteten, vorhergesehenen Schädigung, sie ist mit dem Fluchtreflex verbunden, und man darf sie als Äußerung des Selbsterhaltungstriebes ansehen.«[21] Im Gegensatz zu Miranda, deren Angst sich auf eine unmittelbare Gefahrensituation (Kidnapping) konzentriert, wird Hope jedoch mit mehreren, ganz unterschiedlichen Gefahrensituationen konfrontiert. So gerät sie zum einen in Situationen, in denen sie extremer physischer Gewalt ausgesetzt ist. Ereignisse also, bei denen der Fluchtreflex durch die Angst vor körperlicher Verletzung, die ebenso wie bei Miranda zum Teil auch mit einer Angst um Leib und Leben gepaart ist, aktiviert wird. Zusätzlich konfrontiert Boyd seine Erzählerin aber auch mit Situationen, in denen sie aus Angst vor emotionalen Konflikten und daraus resultierenden seelischen Verletzungen die Flucht ergreift. In diesen Konfliktsituationen, in denen Hope von Gefühlen wie seelischer Ohnmacht (Hilflosigkeit, Verwirrung), Entsetzen oder Melancholie ergriffen wird, ist der Auslöser für den Fluchtreflex nicht die Angst vor körperlichen Verletzungen sondern die Angst vor seelischen Verletzungen, die ihr ebenfalls durch Andere zugefügt werden, und die zusätzlich mit einer Angst vor dem eigenen emotionalen Konflikt gepaart ist.
Escaping physical threat
Eine Gefahrensituation, in der Hope aus Angst vor körperlicher Gewalt die Flucht ergreift, ins- zeniert Boyd imSemirance ForestvonGrosso Arvore. Als Auslöser fungiert hier der Moment, an dem Hope dem uneinsichtigen Mallabar vor Augen führt, dass diechimp wars- die gewalttätigen An- griffe der Schimpansen aus dem Norden vonGrosso Arvoreauf die Schimpansen im Süden - kein Hirngespinst sind. Mallabar, der seit Jahrzehnten darum bemüht ist, in seiner Forschungsstation seine Theorie vomPeaceful Primatenachzuweisen, sieht nun mit eigenen Augen, wie die Gruppe von Männchen aus dem Norden Hopes Schimpansen brutal attackiert und Rita-Maes Baby Lester erbarmungslos tötet. Plötzlich vollkommen fassungslos, beginnt er, Hope aufs Heftigste verbal anzugreifen: »He [Mallabar] stared, clearly horrified, at Lester’s body. […] ‘What have you [Hope] been doing here?’ he said in an urgent, trembling voice. ‘What have you been doing to them?’ […] Then he screamed at me madly: ‘What have you done! What have you done?’ I [Hope] took a step back. I felt his spit on my face.«[22] Hope, die Mallabar mehrmals auf diechimp wars, die eigentlich in den Siebziger Jahren von der Primatologin Jane Goodall imGombe Stream Research Centerin Tansania[23] beobachtet wurden, aufmerksam gemacht hat, reagiert verärgert und wütend: »‘I [Hope] haven’t done a thing, you fool, you bloody idiot!’ I shouted at him [Mallabar], angry myself. ‘I have just been watching them.’ I pointed at Lester’s broken body. ‘It’s whatthey’re doing. They’re killing each other!’«[24] Statt zur Besinnung zu kommen, fängt Mallabar jedoch in bester aggressiverNortherner-Manier an, brutal auf Hope einzuprügeln: »He [Mallabar] hurled a punch, full force, at my [Hope’s] open face. If he had connected he would have broken my nose. Squashed it flat. […] But somehow I managed to jerk my head away and down and the punch hit me on the shoulder. […] I fell heavily to the ground. My shoulder burned, hot with pain.«[25]
Während die männlichen Pan Troglodytes[26] vonGrosso Arvoredurch ihre Gewalttaten die Fort- pflanzung sichern wollen, steckt hinter dem Gewaltakt Mallabars - des renommiertesten männ- lichen Homo sapiens vonGrosso Arvore- hingegen ein viel subtileres Motiv. Im Gegensatz zu den Schimpansenmännchen, die brutal fremdes Revier erobern, um das einzige fortpflanzungsfähige Weibchen (Rita-Lu) in ihre Gewalt zu bringen, will Mallabar mit seinem Akt der Gewalt genau das Gegenteil erreichen. Er will das Weibchen (Hope), das aufmüpfig seine bisherige Arbeit in Frage stellt und ihm seine Reputation streitig macht, aus seinem Revier vertreiben.[27] Doch Hope, das junge Weibchen, lässt sich nicht einfach von Mallabar, dem aggressiven Alpha-Männchen, verprügeln und vertreiben. Mutig setzt sie sich zur Wehr und verteidigt sich gegen seinen aggres- siven Angriff: »[…] Mallabar was some distance off, scrabbling in the undergrowth […] He stood up; he had a stick in his left hand. He ran over toward me. […] He hit me across the back. […] He grabbed at me, and I pushed wildly at his face, scratching. At the same time, somehow, I caught hold of two of the broken fingers on his right hand and pulled them back with as much savage effort as I could muster. He bellowed with pain and let me go. I ran.«[28] Als sich Hope schließlich zurück ins Camp gerettet hat, ist sie nur noch von einem Gedanken besessen: Flucht ausGrosso Arvore! Obwohl sie sich im Dschungel tapfer gegen Mallabars Angriff verteidigt hat, packt sie nun die Angst vor weiteren Übergriffen und sie hat nur noch ein Ziel: So schnell wie möglich fliehen! Ohne langes Nachdenken beschließt sie, mit Hilfe von Ian Vail, der sich gerade für den wöchentlichen Versorgungstrip in die Stadt fertig macht, das Camp sofort zu verlassen: »[…] seeing Ian Vail about to leave, I knew suddenly I wanted to be with Usman for a while and talk about beach huts and tiny airplanes. I would let some days pass and either return and face Mallabar, or else send for my things and leave.«[29] Hier statuiert Boyd also eine Art Exempel für den von Freud beschriebenen Fluchtreflex, der durch die Angst vor drohender Gefahr - in Hopes Fall ausgelöst durch männliche Gewalt - aktiviert wird. Durch Mallabars aggressives Verhalten und Hopes Fluchtreaktion werden wir jedoch gleichzeitig auch auf einen wichtigen Unterscheid im Aggressionsverhalten der Geschlechter hingewiesen. Denn Boyd demonstriert hier, dass, wie Musfeld feststellt, »Aggression […] von Frauen häufig mit Zerstörung und gefährlichem Verlust von Selbstkontrolle gleichgesetzt [wird], während sie Männern eher als durchaus legitimes Mittel zur Durchsetzung erscheint […].«[30]
DochGrosso Arvoreist nicht der einzige Ort, von dem Hope aus Angst vor körperlichen Verlet- zungen flieht. Bereits auf der Fahrt vom Camp in die Stadt gerät sie erneut in eine Situation, die schließlich dazu führt, dass sie noch einmal aus Angst um ihre physische Unversehrtheit flieht. Auf dem Weg in die Stadt werden Hope und Ian an einer Straßenblockade vonUNAMO- Guerillas gekidnappt und geraten so mitten in den Bürgerkrieg, den diefederal armygemeinsam mit verbündeten Truppen der FIDE gegen die Guerilla-Kämpfer derUNAMOführt.[31] DaGrosso Arvoreweit entfernt vom Kampfgebiet liegt, fallen Hope und Ian vollkommen unbedarft in die Hände von Dr. Amilcar und seinem TeamAtomique Boum: »I [Hope] felt frustrated and angry with myself. UNAMO. UNAMO…who were they? What were their objectives? Hadn’t Alda told me they had been defeated by an alliance of the federal army and FIDE? There had been a big battle, Alda had said […].«[32] Obwohl der Name von Amilcars Guerilla-Armee,UNAMO, von Boyd frei erfunden ist, handelt es sich hingegen bei dem Bürgerkrieg, zwischen dessen Fronten Hope und Ian durch ihre Entführung geraten, nicht nur um reine Fiktion. Tatsächlich hat es in Nigeria zwischen 1967 und 1970 den so genanntenBiafran War(Biafra-Krieg), einen Bürgerkrieg zwischen dem nigerianischen Gebiet Biafra und der Hauptstadt Enugu, gegeben. Ein Krieg, den Boyd selbst miterlebt hat und dessen Ereignisse er immer wieder in seinen Romanen verarbeitet. King, der Boyd in 2002 für den Toronto Globe interviewt hat, schreibt dazu: »Boyd was in Nigeria during the Biafran War, the brutal secessionist conflict which ran from 1967 to 1970. It had a profound effect on him. ‘It was crazy, idiotic, and not at all like I [Boyd] imagined war to be. All my received opinions from books and television turned out to be misguided.’ Boyd wrote a novel about it, one of three unpublished books written before his first published novel. ‘I have cannibalized bits of it since - forThe Ice-cream War,which transplanted it to East Africa and the First World War. Then inBrazzaville Beach, and this latest novel [Any Human Heart], which will probably be the last one.’«[33] Das es sich bei dem Krieg, in den Hope und Ian in »Brazzaville Beach« verwickelt werden, tatsächlich um ein historisches Ereignis handelt, macht Boyd unter anderem deutlich, indem er im Text gezielte Hinweise platziert: »A friend of [Hope’s lover] Usman […] told her […] about the civil war in Nigeria, the Biafran war of 1966 - 70. By 1970, the war had reached a state of near stasis, a conflict of mere attrition. The rebel heartland had shrunk, but further progress was agonizingly slow. The war had developed into a siege. It was a stalemate.«[34]
Im autobiographischen Teil von »Bamboo« erfahren wir zudem, dass Boyd selbst, ebenso wie seine fiktiven Figuren Hope und Ian, während des Biafra-Krieges in eine Straßenblockade der nigeria- nischen Armee geraten ist: »When the [Biafran] war was on (1967 - 70) the tenor of life changed radically, largely because of the overwhelming presence of the Nigerian Army. […] One evening, driving along a quiet road with my [Boyd’s] father, we turned a corner and passed an oil drum with a plank leaning against it jutting a couple of feet into the road. It was only when we saw half a dozen soldiers spring from the trees with Kalashnikovs levelled that we realized it was a road block. We stopped abruptly and got out of the car. The guns were lowered and the car was searched. They were looking for currency smugglers, they said. The soldiers were young and edgy. They wore the odd bits of camouflage uniform supplemented by their own clothes, gym shoes, […].«[35] In »Brazzaville Beach« beschreibt Boyd die Szene, in der Hope und Ian auf die Straßenblockade treffen, folgendermaßen: »Out of the shimmering horizon appeared a few deliquescent black dots - four. […] As we [Hope and Ian] approached they turned into two sol- diers standing by an oil drum with a plank inclined across the road from it. Our first roadblock. […] We slowed to a crawl and stopped a few yards short of the oil drum and plank. Two very young, tall soldiers with Kalashnikov rifles walked towards us. […] One of the soldiers - no more than boys, really - was wearing shorts and heavy boots that made his legs look ridiculously thin.
[...]
[1] Boyd, William: Brazzaville Beach. London: Hamisch Hamilton Ltd., 1990, S. 11.
[2] Ebd., S. 13.
[3] Boyd, 1990, S. 13.
[4] Vgl. Nünning, Ansgar: Der englische Roman des 20. Jahrhunderts. Stuttgart/Düsseldorf/Leipzig: Ernst Klett Verlag, 1998, S. 52. / Vgl. ebenfalls Schabert, Ina: Englische Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts: Eine neue Darstellung aus sicht der Geschlechterforschung. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag, 2006, S. 92 - 128.
[5] William Boyd wurde 1952 in Accara an der afrikanischen Goldküste geboren, da sein aus Schottland stammender Vater in der damals noch britischen Kronkolonie an der Universität als Arzt tätig war. In »Bamboo«, Boyds in 2005 erschienener autobio- graphischer und literaturkritischer Abhandlung, schreibt der Sohn über den Vater: »He [my father] was in the Royal Army Medi- cal Corps and was based in Lagos, Jos, in northern Nigeria […] He came back to the Gold Coast in 1951 with my mother, plan- ning to stay a few years only. He remained until 1977, until he was forced to leave because of ill-health. He had contracted a curious and rare disease called ‘Q’ fever. He had been a doctor working in Africa all his life and eventually Africa was literally the death of him.« (Boyd, William: Bamboo: Non-fiction 1978 - 2004. London: Penguin Books Ltd, 2005, S. 5). Seine Kindheit verbrachte Boyd, bis auf die alljährlichen Besuche bei der Verwandtschaft in Schottland, an der afrikanischen Goldküste. Über die frühen Reisen in die Heimat seiner Eltern schreibt er rückblickend: »[…] my real home was in West Africa, in the Gold Coast - which in 1957 became Ghana. Until my tenth year I only spend summers in Britain, almost always Scotland. But my parental home was in Ghana, and so were my bedroom, my things, my school, my friends. Scotland was where my relatives lived, where we rented a house and my parents caught up with their families. We were […] welcomed but always ‘just visiting’. The real business of my life lay at the end of another plane journey in the reverse direction. And the comparative brevity of our annual leave never allowed us fully to integrate […] Little details remind me now of that sense of apartness.« (Boyd, 2005, S. 12 - 13). Im Jahr 1963 siedeln die Boyds dann nach Ibadan in Nigeria um, wo der Vater die Leitung der Universitätsklinik übernimmt. Bereits zwei Jahre zuvor wird Boyd, wie die meisten Kinder in Afrika lebender, britischer Familien, auf ein englisches Internat (Wester Elchies:an all-boy junior prep schoolim Norden Schottlands) geschickt und beginnt allmählich, sich auch in der Heimat seiner Eltern zu Hause zu fühlen: »[…] my routine was turned on its head, everything was reversed: now I flew to Africa in the holidays. My family, my home, my room, my things, my friends were all as they had always been but now I only saw them for two months of the year. But back in Britain I was beginning to understand the place; I was beginning to be assimilated; I had started to fit in.« (Boyd, 2005, S. 13). Seine späte Kindheit und Jugend verbrachte Boyd also abwechselnd in England und auf Besuch in seiner afrikanischen Heimat. Wie er selbst später feststellt, beginnt so allmähliche die Transformation »from being an ‘African’ child to becoming a British one« (Boyd, 2005, S. 19) und damit die Integration in das bislang stets fremd gebliebene Heimatland der Eltern. Im Anschluss an seine Schulzeit studierte Boyd an der Glasgow University und am Jesus College in Oxford. Heute lebt und arbeitet er als Schriftsteller in London und in seinem Haus in Frankreich. In »Bamboo« fasst Boyd die wichtigsten Orte/Stationen seines bisherigen Lebens folgendermaßen zusammen: »A few facts: I am a Scot who was born and raised in West Africa. I went to school and University in Scotland. […] I moved to live in England (in Oxford) in 1975. I moved from there to live in London in 1983. In 1991 my wife and I bought a house in southwest France. We still live in London and we still live in our house in south-west France.« (Boyd, 2005, S. 78).
[6] Boyd, William: Bamboo: Non-fiction 1978 - 2004. London: Penguin Books Ltd, 2005, S. 11.
[7] In »Bamboo« schreibt Boyd über »A Good Man in Africa«: »[…] my first novel, A Good Man in Africa […] despite fictional names and thin disguises, […] was set in Nigeria, the country that had been my home when I was in my teens and early twenties.« (Boyd, 2005, S. 388)
[8] King, Ben: Interview with William Boyd. Toronto Globe and Mail, 2002. URL: http://www.benking.co.uk/art/art0001.htm
[9] Boyd, 2005, S. 17.
[10] Boyd, 1990, S. 13.
[11] Allrath, Gaby: (En)Gendering Unreliable Narration - A Feminist-Narratological Theory and Analysis of Unreliability in Contemporary Women’s Novels. Trier: Wissenschaftlicher Verlag Trier, 2005, S. 115.
[12] Boyd, William: Armadillo. London/New York: Penguin Books Ltd, 1998, S. 10.
[13] Allrath, 2005, S. 241.
[14] Ebd., S. 22.
[15] Gymnich, Marion: ‘Identitätsspaltung oder epistemologische Verunsicherung: Unglaubwürdiges Erzählen in Margaret Drabbles The Waterfallund Brigid BrophysIn Transit’. In: Nünning, Ansgar (Hrsg.): Unreliable Narration: Studien zur Theorie und Praxis unglaubwürdigen Erzählens in der Englischsprachigen Erzählliteratur. Trier: Wissenschaftlicher Verlag Trier, 1998, S. 151.
[16] Ebd., S. 151.
[17] Boyd, 1990, S. 13.
[18] Vgl. Schabert, Ina: Englische Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts: Eine neue Darstellung aus sicht der Geschlechterforschung. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag, 2006, S. 94.
[19] Boyd, 1990, S. 13.
[20] Boyds Verstimmlichung des Motivs Flucht (escape) könnte unter anderem auch durch Gustave Flaubert, der zu seinen litera- rischen Vorbildern gehört, inspiriert worden sein. So hat Boyd in »Bamboo« unter anderem über Flauberts »Madame Bovary« geäußert: »Her [Emma Bovary’s] marriage to the widower Charles Bovary, country doctor, her affairs with Rodolphe, the libertine, and Léon, the clerk, are a series of straw-clutching efforts to escape.« (Boyd, 2005, S. 199.)
[21] Freud, Sigmund: Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse, Frankfurt/Main: S. Fischer Verlag, 2001, S. 376.
[22] Boyd, 1990, S. 213.
[23] Obwohl dasGrosso Arvore Research Centereine Erfindung des Autors ist, lassen sich zahlreiche Parallelen zwischen der im Text beschriebenen Forschungsstation und demGombe Stream Research Center, das Anfang der 1960er in Tansania von der Primato- login Jane Goodall (die Boyd auch in seiner Danksagung erwähnt) gegründet wurde, finden. Doch nicht nur die Beschreibung des Lagerlebens und der Beobachtungsmethoden decken sich mit Goodalls Aufzeichnungen (vgl. Van Lawick-Goodall, Jane: Wilde Schimpansen: 10 Jahre Verhaltensforschung am Gombe-Strom. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1971.). Auch viele von Mallabars Entdeckungen, wie zum Beispiel dass Schimpansen keine reinen Pflanzenfresser sind sondern auch kleinere Tiere jagen und sich von ihnen ernähren, scheinen an die Forschungsergebnisse von Goodall angelehnt zu sein. So schreibt sie in »The Chimpanzees of Gombe« beispielsweise: »Hunting, killing and eating of medium-sized mammals is probably a characteristic behavior of chimpanzees throughout their range - through more common in some areas than others.« (Goodall, Jane: The Chimpanzees of Gombe: Patterns of Behavior. Cambridge, Massachusetts/London, England: The Belknap Press of Harvard University Press, 1986, S .267.) Ebenso erinnert auch die Szene, in der Hopessouthenersmit Hilfe eines Stöckchens in einem Termitenhügel nach Ameisen(-futter) stochern, an Goodalls Beobachtungen (vgl. Goodall, 1986, S. 251 - 254). Doch auch die Spaltung der Gruppe innorthernersundsouthenerssowie die darauf folgenden Patrouillen und brutalen Attacken dernortherners, also diechimp wars, die Hope inGrosso Arvoreentdeckt, wurden ursprünglich von Jane Goodall und ihrem Forschungsteam in Gombe beobachtet: »By the beginning of 1973 two separate communities were recognized, the northernKasakelacommunity, based on Kakombe and Kasakela valleys, and the southern orKahamacommunity, based on Kahama Valley. […] In May of the same year four Kasakela males patrolled to the south. They sat overlooking Kahama Valley for some time, apparently saw and heard nothing, and returned to their core area. […] Early 1974 saw the first of the series of violently aggressive episodes that led to the complete annihilation of the Kahama community. […] The attacks on the members of the Kahama community that took place between 1974 and 1977 were all consistently brutal and protracted […].« (Goodall, 1986, S. 504 - 506 / für Goodalls detaillierte Beschreibung der einzelnen Überfälle siehe S. 506 - 514)
[24] Boyd, 1990, S. 213.
[25] Ebd., S. 214.
[26] Vgl. ebd., S. 28.
[27] Vgl. ebd., S. 297.
[28] Boyd, 1990, S. 214.
[29] Ebd., S. 215.
[30] Musfeld, Tamara: Gender. In: Keupp, Heiner / Weber, Klaus (Hrsg.): Psychologie. Ein Grundkurs. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2001, S. 64.
[31] Vgl. Boyd, 1990, S. 233.
[32] Ebd., S. 230.
[33] King, Ben: Interview with William Boyd. In: Toronto Globe and Mail, 2002. Quelle: http://www.benking.co.uk/art/ art0001.htm / 24.04.2006.
[34] Boyd, 1990, S. 219.
[35] Boyd, 2005, S. 7.
- Arbeit zitieren
- Kristin Behrends (Autor:in), 2007, William Boyds "Brazzaville Beach" - Fighting in Different Worlds, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81298
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