Thomas Bernhard ist über seinen Tod hinaus noch immer ein streitbarer Autor. Bis heute ist sein öffentliches Bild von Skandalen geprägt, die er in regelmäßigen Abständen in Österreich provozierte. Im Laufe seines Schaffens sorgte der Schriftsteller für das Entstehen einer Diskussionskultur, die im Österreich der 1950er Jahre noch undenkbar gewesen wäre. Nicht zuletzt hat er mit seinen Kontroversen um die NS-Vergangenheit die Aufarbeitung der österreichischen Zeitgeschichte mit angeregt.
Die Arbeit setzt sich mit dem Phänomen des literarischen Skandals bei Thomas Bernhard auseinander. Zweifellos haben die Skandale um Bernhard zu einer breiten Rezeption seines Werkes beigetragen.
Die Untersuchung verfolgt die Ausgangsthese, dass in den Skandalen bei Thomas Bernhard eine Typologie existiert. Auf Basis fundierter Grundlagen aus der Skandaltehorie wird im ersten Teil ein theoretisches Modell entwickelt, welches - auf eine Auswahl seiner Skandale angewendet - diese Typologie herausarbeitet.
Im zweiten Teil werden die ausgewählten Fälle hinsichtlich der entwickelten Theorie untersucht. Für die anstehende Untersuchung stehen insgesamt 235 Artikel regionaler und überregionaler Tageszeitungen zur Verfügung. Die Analyse der Artikel wird nach dem theoretischen Modell erfolgen, wobei den Akteuren jeweils die einzelnen Positionen in der Genese des Skandals zugewiesen werden.
zu untersuchende Fälle:
>Dankesrede zur Verleihung des Österreichischen Staatspreises 1968
>„Die Ursache. Eine Andeutung“ 1975
>„Holzfällen. Eine Erregung“ 1984
>„Heldenplatz“ 1988
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Relevanz
1.2. Forschungsstand
1.3. Forschungsziel und Methode
2. Theorie des Skandals
2.1. Mediale Öffentlichkeit als Rahmen für den Schriftsteller
2.2. Kunst als Devianz
2.3. Struktur des Skandals
2.3.1. Devianz
2.3.2. Öffentlichkeit
2.3.3. Akteure und Mechanismen
2.4. Modell des Skandals
3. Skandalanalyse in Bernhards Werken
3.1. Präludium: Dankesrede
3.2. „Die Ursache. Eine Andeutung“
3.2.1. Voraussetzungen
3.2.2. Der Normbruch
3.2.3. Die Enthüllung
3.2.4. Die Empörung
3.2.5. Fazit
3.3. „Holzfällen. Eine Erregung“
3.3.1. Voraussetzungen
3.3.2. Der Normbruch
3.3.3. Die Enthüllung
3.3.4. Die Empörung
3.3.5. Fazit
3.4. „Heldenplatz“
3.4.1. Voraussetzungen
3.4.2. Der Normbruch
3.4.3. Die Enthüllung
3.4.4. Die Empörung
3.4.5. Fazit
4. Resümee
5. Ausblick
Bibliographie
1. Einleitung
1.1. Relevanz
„Sie kriegen einen Namen, der heißt ‚Thomas Bernhard‘, und den haben Sie lebenslänglich. Und wenn Sie einmal spazieren gehen, in einem Wald, und es knipst Sie jemand, dann gehen Sie achtzig Jahre immer nur in dem Wald spazieren. Sie können dagegen gar nichts machen.“[1]
Thomas Bernhard ist über seinen Tod hinaus noch immer ein streitbarer Autor. Bis heute ist sein öffentliches Bild von Skandalen geprägt, die er in regelmäßigen Abständen in Österreich auslöste. Im Laufe seines Schaffens sorgte der Schriftsteller für das Entstehen einer Diskussionskultur, die im Österreich der 1950er Jahre noch undenkbar gewesen war. Nicht zuletzt hat er mit seinen Kontroversen um die NS-Vergangenheit die Aufarbeitung der österreichischen Zeitgeschichte mit angeregt.[2]
Zeit seines Lebens war sein Verhältnis zu Österreich allerdings geprägt von einer gegenseitigen Hassliebe. Wegen seiner permanenten sarkastischen Spitzen einerseits gefürchtet – schien er trotzdem ein Bedürfnis nach dieser Auseinandersetzung innerhalb der österreichischen Gesellschaft zu befriedigen.
Die Skandale um Person und Werk dieses Schriftstellers haben zu einer verstärkten Rezeption beigetragen. An seinem Image als Skandal-Autor hat Bernhard vor allem durch zahlreiche Interviews aktiv mitgewirkt, in denen er – anfangs sehr medienscheu, dann jedoch immer virtuoser in der Art, sich selbst zu inszenieren – die Aussagen seiner literarischen Texte bekräftigte.[3]
Diese Arbeit setzt sich mit dem Phänomen des literarischen Skandals bei Thomas Bernhard auseinander. Literarischer Skandal meint hier, der Auslöser des Skandals ist ein literarischer Text. So gibt es beispielsweise auch Skandale um hochgestellte Personen im Literaturbetrieb. Wenn Günther Grass mit seinem Bekenntnis, der Waffen-SS gedient zu haben, einen Skandal ausgelöst hat, so ist dies nicht durch sein schriftstellerisches Texte geschehen, sondern stark mit seiner Person konnotiert: Bis dato wurde er von einer breiten Öffentlichkeit als moralische Instanz wahrgenommen; durch die Kenntnis eines bisher verschwiegenen Details seiner Biographie hat nun seine Integrität Schaden genommen.
Diese Arbeit verfolgt die Ausgangsthese, dass in den Skandalen bei Thomas Bernhard eine Typologie existiert. Diese soll im Verlauf der Analysen mittels eines theoretischen Modells, welches auf eine Auswahl seiner Skandale angewendet wird, herausgearbeitet werden.
1.2. Forschungsstand
In der breiten Bernhard-Forschung gibt es kaum Untersuchungen zum Skandal-Aspekt in seinem Werk beziehungsweise zu seiner Person. Josef Donnersberg betont, dass in der Literaturwissenschaft einzig Bernhards Kunst für Resonanz sorgte und nicht seine Eklats: „ohne sie wäre er wohl als Sonderling, Spinner, Schwarzmaler, Skandalnudel längst abgetan.“[4] Wichtig ist hierbei auch der Hinweis, dass Bernhard außerhalb Österreichs keinerlei medialer Kampagnen bedurfte, um erfolgreich zu sein und ein Publikum zu finden.[5] In Österreich allerdings reichte die literarische Qualität seiner Texte nicht aus, beziehungsweise wurde nicht als solche anerkannt. Hier bedurfte er medialer Inszenierungen, um wahrgenommen zu werden. Angesichts der langen Reihe der Skandale, die sich um seine Veröffentlichungen ranken, kann man sein Werk heute also unmöglich losgelöst davon betrachten. Martin Huber weist darauf hin, dass in der Beschäftigung mit Bernhards Misanthropie diese schnell auf Beschimpfungen reduziert wird und damit kaum Raum für Differenzierungen bleibt, diese jedoch unbedingt notwendig sind: „Trotzdem oder gerade deshalb sagen solche Mechanismen mehr über Literatur und Öffentlichkeit aus, als zunächst in den Texten angelegt scheint.“[6] Dass der Skandalaspekt bis heute noch ein wenig stiefmütterlich behandelt wird, liegt auch daran, dass das Thema Skandal als allgemeines Phänomen moderner Gesellschaften erst seit den achtziger Jahren ein ernstzunehmender Forschungsgegenstand ist. Mittlerweile setzte vor allem in der Soziologie nach zahlreichen Einzelstudien auch eine Medienkritik ein, die Reflexionen zur Nachrichtenbeschaffung, sowie Form und Stil der Enthüllungen politischer Manipulationen und ihrer Folgen anstellte.[7]
Speziell zum Skandal bei Bernhard existieren bisher nur Einzelfalluntersuchungen. Alfred J. Noll diskutiert die Debatte um „Holzfällen“ im Jahre 1984.[8] Eva Schindlecker zeichnet eben jenen Skandal chronologisch nach, indem sie die einzelnen Stellungnahmen der Tagespresse dokumentiert und somit die einzelnen Akteure darstellt.[9] Analog dazu dokumentieren Martin Huber und Brigitte Felderer die Skandale um „Die Ursache“ im Jahre 1975 sowie um „Heldenplatz“ im Jahre 1988, wobei sie jeweils die Rezeption der Werke in den Printmedien berücksichtigen und die Ereignisse und Akteure im Skandalgeschehen herausstellen.[10]
Allerdings gibt es bisher keine Darstellung, die Bernhards Gesamtwerk unter dem Fokus des Skandalösen aufarbeitet und versucht, Kontinuitäten aufzuzeigen. Manfred Mittermayer hat in seiner Monographie dem „öffentlichen Bernhard“ ein Kapitel gewidmet, in dem er auf den Skandal-Aspekt eingeht. Seine Ausführung bietet einen guten Überblick über die Chronologie der Einzelereignisse, ist allerdings mehr eine Aufzählung der Eklats, als eine genauere Analyse.[11]
Oliver Bentz vertritt zwar den Anspruch, eine Skandalgeschichte Bernhards zu schreiben, konzentriert sich in seiner Untersuchung jedoch vor allem auf die Causa Heldenplatz und umreißt die vorhergehenden Skandale nur ansatzweise.[12] Außerdem wird das Problem des literarischen Skandals nicht theoretisch erörtert. Wendelin Schmidt-Dengler untersucht Bernhards Leserbriefe, Ansprachen und Interviews, wobei er hingegen das literarische Werk ausblendet.[13] Schmidt-Dengler betont aber auch, dass das Werk Thomas Bernhards nicht von seiner Wirkung zu trennen ist.
Aufgrund genannter Aspekte ist die Seite der Skandale von großer Relevanz für ein differenziertes Verständnis.[14] Um mit Bernhard selbst zu sprechen, entsteht „eine Wichtigkeit oder ein Wert [...] nur dadurch, wie etwas angenommen wird. Im Echo. Wenn’s keines hat, hat’s auch keinen Wert.“[15] Eben weil die Wirkung dieses Autors nahezu immer mit einem Skandal verbunden war und durch seine spektakulären Auftritte eine breite Öffentlichkeit auf ihn aufmerksam wurde, ist die Beschäftigung mit dem Phänomen Skandal – speziell bei ihm, aber auch als allgemeine Erscheinung moderner Gesellschaften – unumgehbar. Die hier referierten Aufsätze bieten für diese umfassendere Studie eine gute Ausgangsbasis.
1.3. Forschungsziel und Methode
Ziel dieser Arbeit ist es, eine „Skandalogie“[16] zu erstellen, die vorhandene Erkenntnisse über einzelne Skandale auf einer theoretisch fundierten Basis analysiert. Die bisherigen Dokumentationen entbehren meist einer klaren Kategorisierung der einzelnen Elemente bei der Genese der Skandale. Da es bisher keine eigenständige Theorie zum literarischen Skandal gibt, wird in Anlehnung an Theorien zum politischen Skandal im ersten Teil der Arbeit ein hypothetisches Modell einer allgemeineren Skandaltheorie entwickelt, das auf den literarischen Skandal anwendbar ist. Das Modell soll als Matrix für die literarischen Fälle dienen. Ausgehend von der These, dass sich Skandale in der Struktur ähneln, wird anhand dieser Schablone eine Typologie des Skandals bei Thomas Bernhard herausgearbeitet.
Im zweiten Teil werden die ausgewählten Fälle hinsichtlich der entwickelten Theorie untersucht. Für die anstehende Untersuchung stehen insgesamt 235 Artikel regionaler und überregionaler Tageszeitungen zur Verfügung.[17] Die Analyse der Artikel wird nach dem theoretischen Modell erfolgen, wobei den Akteuren jeweils die einzelnen Positionen in der Genese des Skandals zugewiesen werden.
Allen Untersuchungen voran soll Bernhards Dankesrede zur Verleihung des Österreichischen Staatspreises 1968 stehen. Zu diesem Ereignis sind drei Artikel vorhanden, davon einer aus einer österreichischen und zwei aus deutschen Zeitungen. Einerseits handelt es sich bei dieser Rede um den ersten skandalösen Auftritt Bernhards in der Öffentlichkeit, andererseits ist in diesem Skandal – in überschaubarer Form – schon die Struktur angelegt, die auch bei den späteren Fällen zu finden ist. Zudem bildete sich mit der Dankesrede das Image Bernhards als Provokateur und Nestbeschmutzer aus, welches sich mit jedem neuen Skandal verfestigen sollte. Sodann folgt die Analyse der drei Werke „Die Ursache. Eine Andeutung“, „Holzfällen. Eine Erregung“ und „Heldenplatz“. Zur „Ursache“ sind 44 Artikel, zu „Holzfällen“ 88 Artikel und zu „Heldenplatz“ 100 Artikel vorhanden. Ausgewählt wurden diese Werke, weil es sich bei ihnen um die größten und damit auch wichtigsten Eklats in Bernhards Biographie handelt.
In dieser Arbeit soll vorrangig untersucht werden, wie die Medien, speziell die Printmedien die Skandale um Thomas Bernhard und sein Werk steuern. Mit Verweis auf Kapitel 2.3.2. lässt sich nicht wissenschaftlich beantworten, ob ein Vorgang oder Zustand skandalös ist, sondern nur, ob ein Vorgang oder Zustand als Skandal in den Medien dargestellt und von der Bevölkerung als skandalös wahrgenommen wird.[18] Eine zentrale Frage wird dabei sein, wie Bernhard den Normbruch jeweils inhaltlich und formal vollzieht und welche konkreten Reaktionen er damit provoziert. Durch die chronologische Abfolge der Kontroversen wird sich abzeichnen, wie sich die öffentliche Reaktion eventuell verändert. Es wird hinterfragt, ob sich eine Entwicklung im öffentlichen Umgang mit Provokation abzeichnet und ob beispielsweise der Normbruch noch als solcher gewertet wird wie zu Anfang der Skandalreihe.
2. Theorie des Skandals
2.1. Mediale Öffentlichkeit als Rahmen für den Schriftsteller
Der Literaturbetrieb steht im modernen Informationszeitalter in direkter Abhängigkeit zu einer medialen Öffentlichkeit. Im Europa des ausgehenden 17. Jahrhunderts hat sich mit dem Aufstreben des Bürgertums in den Kaffeehäusern, Lesezirkeln und Salons zunächst eine literarische Diskussionskultur entwickelt, in der literarische und politische Themen in einem persönlichen und elitären Rahmen verhandelt wurden.[19]
Mit der Industrialisierung und der Entstehung der Massenmedien ist der Literaturbetrieb mittlerweile aus diesem Kontext herausgetreten und bewegt sich in einer Öffentlichkeit, die durch die Medien konstituiert wird. Für einen Schriftsteller ist nicht mehr ausschlaggebend, dass er von einem kleinen Kreis Interessierter wahrgenommen wird, sondern er muss Eingang in diese Massenmedien finden. Beispielsweise hat Hans Mathias Kepplinger in einer Studie zum Reputationsverlust von Hans Magnus Enzensberger in den sechziger Jahren nachgewiesen, dass für einen Autor die Thematisierung seiner Person existentiell ist – er kann offenbar gut mit der Kritik seiner Gegner umgehen; jedoch ist die Unterstützung durch seine Anhänger und Freunde für ihn unverzichtbar.[20]
Pierre Bourdieu hat in seinen Theorien zu Feld und Habitus für den künstlerischen Zusammenhang den Begriff des literarischen Feldes geprägt, in dem sich Künstler und Intellektuelle bewegen. Das literarische Feld steht in direkter Abhängigkeit zu den Mechanismen des Marktes. Die Autoren, die darin agieren, sind die von diesen Mechanismen dominierten Subjekte, die auf Erwähnungen und Kritiken im Feuilleton sowie den Kulturmagazinen im Fernsehen und Radio angewiesen sind:
„Die einzige legitime Akkumulation für den Autor [...] besteht darin, sich einen Namen zu machen, einen bekannten und anerkannten Namen, ein Kapital der Anerkennung, das die Macht einschließt.“[21]
Um dieses symbolische Kapital anzuhäufen, ist für einen Schriftsteller vor allem ausschlaggebend, dass er, beziehungsweise sein Werk ins Gespräch kommen. Selbst negative Äußerungen über ein bestimmtes Buch können das öffentliche Interesse daran steigern: „Auch abfälliges Gerede kann das Prestige fördern, wenn nur genügend viele mitreden.“[22] Georg Franck spricht hinsichtlich der Reizüberflutung im Informationszeitalter von der Aufmerksamkeit als knapper Ressource, mit der ökonomisch umgegangen werden muss. Um diese begehrte Aufmerksamkeit zu gewinnen, muss man im Bewusstsein anderer eine Rolle spielen.
2.2. Kunst als Devianz
Der gesellschaftliche Anspruch von Kunst ist das Auslösen von Kontroversen. In diesem Sinne wird Kunst hier als Form von Devianz – also der Abweichung von gängigen Verhaltensmustern – verstanden. Durch das Hinterfragen von gesetzten Normen, Seh- oder Lesegewohnheiten kann sie Irritationen auslösen und damit Debatten anstoßen, die unhinterfragte Konventionen durchbrechen. Für diesen Anspruch ist wiederum das öffentliche Interesse von elementarer Bedeutung:
„Bewusste Aufmerksamkeit ist knapp. Die Dritten haben anderes zu tun. Sie müssen geworben und motiviert, in ihre Rolle als Zuschauer gelotst und gegebenenfalls um ihr Urteil gebeten werden. Darauf beruht die Nähe der Norm zum Skandal. Man muss Alarm schlagen, um Dritte zu interessieren.“[23]
Mit einem Skandal zieht man das öffentliche Interesse auf sich. Für die Beteiligten, speziell die Skandalierten kann sich daraus die Chance positiver Aufmerksamkeit ergeben. Dies wäre der Fall, wenn die Skandalierer nicht eine einheitliche Front bilden, sondern sich in zwei Lager spalten: in die Skandalrufer und die Unterstützer des Skandalierten, die diesen Ruf zurückweisen. In jedem Skandal liegt allerdings auch immer die Gefahr der Stigmatisierung. Denn welchen Verlauf er nimmt – ob die Unterstützer meinungsbildender argumentieren als die gegnerischen Wortführer – ist meist offen und hängt von vielen äußeren Faktoren ab. Tritt durch die ausgelöste Kontroverse letztendlich eine gesellschaftliche Änderung ein, wird die Kunst ihrem gesetzten Anspruch gerecht.
An dieser Stelle wird der Unterschied des literarischen Skandals zum politischen deutlich: Während der Politiker den Skandal vermeiden möchte, kann der Künstler ihn sogar suchen. Im politischen Kontext zieht ein Skandal meist den Rücktritt der betreffenden Person nach sich. Dagegen kann man den Skandalen im Kunst- und Literaturbetrieb nicht absprechen, dass sie zur Konjunktur der Werkrezeption beitragen. Rainer Moritz spricht von „weichen“ Feldern, in denen unter Umständen auf Skandale spekuliert, beziehungsweise diese eingeplant werden, um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und wirtschaftlichen Umsatz zu erreichen.[24] Der Künstler muss also – anders als der Politiker – provozieren.
Allerdings drängt sich damit auch die Frage auf, ob Literatur nur dann, wenn sie einen Skandal oder eine Debatte auslöst, eine gesellschaftlich relevante Rolle spielt und zu dem diskursiven Kristallisationspunkt im gesellschaftlichen Prozess werden kann, den Robert Weninger als für die deutsche Nachkriegsliteratur typischen „nodal point“ bezeichnet.[25] Tatsächlich regt Literatur nur dann wirklich zu Diskussionen an, wenn sie gängige Sehgewohnheiten stört:
„Im Skandal (nur noch im Skandal?) wird das Kunstwerk, was es gern immer wäre: der Mittelpunkt der Welt. […] Skandale stören den Schlaf, bringen das Verschwiegene zur Sprache. Skandale sind die Festtage der Kunst – natürlich nur, solange das Feuer in den Köpfen brennt und nicht in den Theatern. […] Es ist, weiß Gott, kein ungefährliches Spiel – und mancher hätte die Kunst und die Künstler gern etwas braver, netter, adretter. Doch brave Kunst ist keine Kunst.“[26]
2.3. Struktur des Skandals
Aus den oben besprochenen Rahmenbedingungen ergibt sich eine allgemeine Struktur, die sich in allen Skandalen zeigt. Zwar ist schon die begriffliche Abgrenzung schwierig und lässt zahlreiche Bedeutungsebenen zu.[27] An dieser Stelle wird trotzdem der Versuch unternommen, einen Grundtypus zu konstruieren. Karl Otto Hondrich hat drei elementare Komponenten definiert, die immer an der Konstitution eines Skandals beteiligt sind:
„Unter einem Skandal verstehe ich einen sozialen Prozess, der durch drei Merkmale charakterisiert ist: erstens durch moralische Verfehlungen, ganz gleich, ob diese tatsächlich begangen werden oder hochgestellten Personen oder Institutionen nur unterstellt werden. Zweitens durch die Enthüllung einer Verfehlung, die zuvor unbekannt war oder verborgen gehalten wurde. Und drittens durch eine weithin geteilte Empörung, die sich aufgrund dieser Enthüllung einstellt. Erst wenn alle drei Charakteristika zusammenkommen, kann es einen Skandal als gesellschaftliches Phänomen geben.“[28] [Hervorhebungen von mir / BS]
„Moralische Verfehlung“, „Enthüllung“ und „Empörung“ agieren und reagieren nach einer Dramaturgie in einer bestimmten Öffentlichkeit unter Beteiligung spezieller Akteure. Nachfolgend werden diese Faktoren näher ausgeführt.
2.3.1. Devianz
Die erste Bedingung für einen Skandal ist der Verstoß gegen eine Norm, beziehungsweise die Verletzung eines Tabus:
„Der Skandalerreger tut etwas, was dem ‚normalen‘ Erwartungshorizont der Situation zuwiderläuft; er stellt die Basisregeln der alltäglichen Ordnung in Frage und damit auch die gesellschaftliche Ordnung, die den Alltag garantiert.“[29]
Dabei verfügt jede Gesellschaft je nach historischen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Rahmenbedingungen über andere Sitten und Regeln, die sie von einem bestimmten Wertekanon aus als Norm festsetzt. Dementsprechend gelten Verhaltensweisen in der einen Gesellschaft als ‚normal‘, die in einer anderen als anstößig empfunden werden und die Verletzung einer Norm beziehungsweise eines Tabus darstellen. Wenn Hondrich eine „moralische Verfehlung“ als erste Voraussetzung für einen Skandal festsetzt, so ist diese im Sinne einer Normverletzung zu verstehen. In Kapitel 2.3.2. wird näher ausgeführt, wie verbindliche Normen jeweils noch durch die Komponente der Moral gestützt werden.
Indem also eine Person gegen eine gesetzte Norm verstößt, drohen die für eine Gesellschaft relevanten Werte zu brechen. Gerade durch diesen Bruch werden im Umkehrschluss jedoch meist die gegebenen Konventionen bestätigt und gesichert. Andrei Markovits und Mark Silverstein legen die Funktion von Skandalen als deviantes Verhalten im Sinne von Emile Durkheims soziologischen Theorien über soziale Integration dar[30]:
„Durch Skandale werden die Bande der gemeinschaftlichen Moralität bekräftigt und letztlich gefestigt; darüber hinaus liefern sie aber auch jene Sündenböcke, Feindbilder und Parias, die alle Gemeinschaften brauchen. Zwar bedroht jeder Skandal die Normen und Werte der Gemeinschaft, doch das öffentliche Ritual von Untersuchung, Diskussion und Bestrafung dient letztlich dazu, den Primat dieser von der Gemeinschaft geteilten Normen und Werte zu bestärken.“[31]
Die Rolle des ‚Sündenbocks‘ ist für Gesellschaften seit jeher von existentieller Bedeutung, dessen kathartische Funktion auch Hans Magnus Enzensberger in seinem Essay „Reflexionen vor einem Glaskasten“ beschreibt:
„Für den Einzelnen ist jede Verurteilung eines anderen, und der Verbrecher wird stets als der schlechthin Andere betrachtet, ein Freispruch. Wer schuldig ist, wird bestraft, also ist, wer nicht bestraft werden kann, unschuldig. Die Befriedigung, mit der das Kollektiv die Verfolgung etwa eines ausgebrochenen Sträflings betrachtet, ist lehrreich.“[32]
Durch die Verurteilung einzelner Aussagen oder Taten werden Schranken manifest; in modernen Gesellschaften ist die Grenze zwischen Norm und Abweichung nicht immer klar definiert.[33] Skandale tragen in offenen Gesellschaften aber dazu bei, diese Festlegung zu gewährleisten. Durch das Überschreiten von Grenzen werden die relevanten Werte bewusst gemacht: „Der Verstoß erzeugt erst eigentlich die Norm, die vorher in der Masse der geltenden Normen eben nur ‚gilt‘.“[34] Über einen längeren Zeitraum können sich diese Normen aber auch ändern. Wenn in regelmäßigen Abständen durch einen Skandal eine Norm hinterfragt, sozusagen zu brechen versucht wird, erfolgt die Bestätigung der geltenden Werte nicht jedes Mal mit gleicher Vehemenz wie beim ersten Konflikt. Auf lange Sicht können Skandale unter Umständen sogar zu einer Änderung der politischen Kultur beitragen. Diese wird dann an der veränderten Reaktion auf ein öffentliches Ereignis deutlich, beispielsweise wenn Aktionen eines Künstlers zunächst als skandalös empfunden werden, er einige Jahre später jedoch arriviert ist.[35]
2.3.2. Öffentlichkeit
Ein Normbruch führt noch lange nicht zum Skandal. Erst wenn eine adäquate öffentliche Reaktion darauf erfolgt, stellt dieser sich ein. Öffentlichkeit ist dabei der spezifische Resonanzboden, der die Vertuschung oder Verdrängung der Angelegenheit verhindert: „Das eigentliche Treibgas, das den Skandal hochgehen lässt, ist die Empörung einer relevanten Öffentlichkeit.“[36] Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Unterscheidung zwischen autoritären und demokratischen Systemen: Während in totalitären Regimes keine freien Skandale stattfinden, sondern nur solche, die von den Staatsoberhäuptern selbst inszeniert werden, um Konkurrenten auszuschalten, haben Skandale in demokratischen Gesellschaften sogar eine konstituierende Funktion.[37] Zum einen schafft die Existenz einer kritischen Öffentlichkeit eine wichtige Voraussetzung für Skandale. Zum anderen wirkt das Ereignis des Skandals aber auch auf die Gesellschaft zurück und vermittelt das Gefühl der aktiven Teilhabe an der Beseitigung eines Missstandes. In diesem Sinne verkörpern Skandale ein Instrument der moralischen Reinigung: Einerseits befriedigen sie die Schaulust der Gesellschaft, andererseits vermitteln sie aber auch das Gefühl, dass das Auseinanderdriften von Norm und Realität korrigiert wird. Dabei sind die jeweiligen Fälle von Normbrüchen, die öffentlich debattiert werden, keine Ausnahmeerscheinung, wirken allerdings als solche. Bei dem Einzelnen, der sich als Teil der Öffentlichkeit begreift, wird somit der Anschein erweckt, er könne – durch seine empörte Reaktion – aktiv zur Ahndung des Normbruches beitragen.[38]
Jede Gesellschaft hat ihre spezifischen Normen; dementsprechend wird ein bestimmtes Verhalten als Normbruch beziehungsweise Missstand gewertet, in einem anderen Kontext aber nicht. Damit ist die Festlegung von Regeln im gesellschaftlichen Umgang auch mit der Komponente der Moral konnotiert.
Elisabeth Noelle-Neumann vertritt in ihrem sozialpsychologischen Integrationskonzept die These, dass der Mensch sich als soziales Wesen in die Gemeinschaft integrieren will und aus diesem Grund sich und seine Umwelt beobachtet. Aus Furcht vor Isolation wägt er seine Handlungen ständig ab und orientiert sich an für die Gesellschaft verbindlichen Gesetzmäßigkeiten. Diese permanente Koorientierung führt dazu, dass moralisch fundierte Normen und Werte das gemeinsame Gut einer Gesellschaft sind und die Basis zur Integration jedes Einzelnen in die Gemeinschaft bilden. Noelle-Neumann stellt die These auf, dass sich Kommunikation nicht – wie von Habermas postuliert – rein rational gestaltet, sondern durch Moral und Emotionen gesteuert wird. Je nach Kulturkreis hat eine Gesellschaft somit bestimmte moralisch aufgeladene Themen, die dementsprechend Tabus, also Berührungsverbote darstellen.[39] Eine Empörung ist demnach eine alarmierende Reaktion auf das Ereignis des Normbruchs, die nicht rational, sondern emotional argumentiert. Gleichermaßen kann man in diesem Zusammenhang auch von einer ‚Erregung‘ sprechen.
Öffentliche Diskurse erweisen sich folglich nicht als ideale Diskurse nach Habermas. Die Hintergrundstruktur ist nicht von Rationalität geprägt, sondern von Emotionalität und Intuition. Argumente müssen deshalb nicht erweisen, dass sie plausibel, vernünftig und wahr sind, sondern vielmehr in Übereinstimmung mit den gemeinsam geteilten Normen und Werten stehen und die geltenden moralischen Normen bedienen. Die Kommunikation solcher Argumente zieht dann gleichzeitig die erneute Bestätigung und Aktualisierung dieser Normen und Werte nach sich.
2.3.3. Akteure und Mechanismen
Die oben skizzierte relevante Öffentlichkeit kann man als Arena verstehen, in der sich die einzelnen Akteure bewegen und begegnen. In der Genese des Skandals nehmen diese eine ganz bestimmte Position ein und erfüllen dabei auch eine entsprechende Funktion. Die folgenden Terminologien sind von Dirk Käsler übernommen.[40]
Der Skandalierte
Der Hauptakteur ist zunächst der Skandalierte. Er ist es, der einen Normbruch begeht. Je nachdem, wie stark dieser Regelverstoß moralisch aufgeladen ist, und welches Interesse an einer öffentlichen Entfaltung beziehungsweise Enthüllung besteht, wird das Ereignis von den Medien aufgegriffen. Es handelt sich bei einem Skandal nicht einfach um eine Normverletzung, sondern um „die akzeptierte Etikettierung eines Ereignisses oder Sachverhalts als nicht normenkonform.“[41] Ab dem Moment des skandalierten Verstoßes sind die Medien die Hauptakteure. Sie besetzten die Position der Skandalierer.
Der Skandalierer
Der Skandalierer entdeckt den Missstand und macht ihn erst durch eine gezielte Publizierung zum Skandal. Das heißt, die offizielle Legitimierung der Journalisten, über ein Ereignis zu berichten und es als Skandal zu bezeichnen, ist die Aufklärung der Bevölkerung, dass eine öffentliche Person eine gesetzte Norm gebrochen hat. Der Skandal ist also ein Medienereignis:
„Das journalistische Selbstverständnis ist das des ‚objektiven Berichterstatters‘. Journalisten begreifen sich als ‚distanzierte Chronisten‘, die skandalöse Ereignisse entdecken, aufdecken, enthüllen, anzeigen, berichten, bekannt machen, publizieren. Und sie treten mit dem Anspruch auf, durch ihre Tätigkeit erste Schritte zur Beseitigung skandalöser Missstände zu tun.“[42]
Demnach sind Skandale die Folge öffentlicher Kommunikation darüber, was in einer Gesellschaft als Missstand, also die Verletzung einer gesetzten Norm begriffen wird.[43] Ein Ereignis, das als Skandal deklariert wird, kann in einem anderen Kontext als alltäglich und ‚normal‘ gelten.
Die Journalisten besetzen in der Genese des Skandals also eine Doppelposition: sie klären darüber auf, dass es einen Missstand gibt; eine Person von öffentlichem Interesse hat eine Verhaltensregel verletzt. Legitimiert durch ein empörtes Publikum erregen sie sich aber auch darüber. Dies äußert sich in einer polarisierten Berichterstattung, mit der sie wiederum Argumente vorgeben, die gegen das Verhalten des Skandalierten sprechen damit in der Öffentlichkeit eine ablehnende Haltung gegenüber dem Skandalierten schaffen.
Zugleich sind skandalöse Ereignisse für die Zeitungen auch die beste Möglichkeit, um Auflagen zu sichern. Niklas Luhmann bezeichnet Normverstöße sogar als typische Selektoren für die Nachrichtenzusammenstellung der Medien:
„In der Darstellung durch die Medien nehmen Normverstöße häufig den Charakter von Skandalen an. Das verstärkt die Resonanz, belebt die Szene und schließt die bei Normverstößen mögliche Äußerung von Verständnis und Entschuldigung aus. Im Falle von Skandalen kann es ein weiterer Skandal werden, wie man sich zum Skandal äußert.“[44]
Der Skandalrezipient
Der Skandal wird von der relevanten Öffentlichkeit rezipiert. Bleibt die empörte Reaktion aus, verpufft der Stein des Anstoßes und es erfolgt kein Skandal.
Oben wurde das Konzept von Elisabeth Noelle-Neumann skizziert, welches als Hauptkomponente für die Konstitution von Öffentlichkeit die Moral bestimmt. Die emotionale Aufladung bei einer Debatte ist vor diesem Hintergrund von nicht zu unterschätzender Triebkraft. Bei der Skandalierung von Ereignissen können Stimmungen genutzt werden, um gezielt Reaktionen hervorzurufen.
Mit der „Zwei-Faktoren-Theorie“[45] von Stanley Schachter und Jerome Singer argumentiert Hans Mathias Kepplinger, dass es im Skandal nicht um die Richtigkeit von Behauptungen und Gegenbehauptungen gehe, sondern um gesteuerte Emotionen: Während beispielsweise bei einer Beleidigung ein direkter Zusammenhang zwischen dem Grund einer Erregung und deren Reaktion besteht, sind die Ursachen in vielen anderen Fällen einer Erregung nicht bekannt, beziehungsweise mehrdeutig. Ist das der Fall, steuert die situations-spezifische Vorstellung trotzdem die Emotionen, auch wenn ihr andere Ursachen zugrunde liegen. Man ist aufgebracht und empört, weiß aber nicht warum. In dieser Situation stürzt man sich unbewusst auf das, was man gerade beobachtet und reagiert entsprechend. Die Emotionen kompensieren in dem Fall in einer Art Übersprungshandlung ein ganz allgemeines Unbehagen. Der angesammelte Missmut sucht sich ein Ventil. Wenn die Medien in diesem Moment ein Brennpunktthema anbieten, beispielsweise die ‚Österreichbesudelung‘ durch einen Thomas Bernhard, richtet sich die angestaute Emotion auf diese Vorgabe. Die Medien bieten damit die Möglichkeit kollektiver Empörung und erwecken in der Bevölkerung den Anschein, das Auseinanderdriften zwischen Norm und Realität korrigieren zu können:
„Die Art der Reaktionen und ihrer Intensität beruht bei allen großen Skandalen auf dem Zusammenwirken einer sachlich richtigen Vorstellung mit einer moralisch scheinbar notwendigen Erregung, die beide auf die gleichen Ursachen zurückgehen und sich im Verlauf eines Skandals gegenseitig hochschaukeln.“[46]
[...]
[1] Lebenslänglich Thomas Bernhard. Auszug aus einem bisher nicht auf deutsch veröffentlichten Interview, das Werner Wögerbauer 1987 mit Thomas Bernhard führte. Abgedruckt in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 22. 10. 2006.
[2] Moser, Joseph: „Literaturskandal als Dialog mit der Öffentlichkeit. Der Fall Thomas Bernhard.“ Unveröffentlichtes Manuskript zur Tagung: „Literatur als Skandal“ vom 15.-17. März 2006 in Innsbruck.
[3] Vgl. dazu die beiden Filme von Krista Fleischmann Fleischmann: Thomas Bernhard – Eine Herausforderung. Monologe auf Mallorca. 1981 und: Thomas Bernhard – Ein Widerspruch. „Die Ursache bin ich selbst“. Madrid. 1986.
[4] Donnersberg, Josef: Thomas Bernhards Zeitkritik und Österreich. In: Lachinger, Johann / Pittertschatscher, Alfred (Hgg.): Literarisches Kolloquium Thomas Bernhard. Materialien. Weitra 1994, S. 54.
[5] Vgl. Wolfram Bayers Vorwort in dem von ihm herausgegebenen Sammelband: „Kontinent Bernhard. Zur Thomas Bernhard-Rezeption in Europa. Wien / Köln / Weimar 1995, S. 9-12.
[6] Huber, Martin: „Romanfigur klagt den Autor“. Zur Rezeption von Thomas Bernhards „Die Ursache – Eine Andeutung“. In: Schmidt-Dengler, Wendelin / Huber, Martin (Hgg.): Statt Bernhard. Über Misanthropie im Werk von Thomas Bernhard. Wien 1987, S. 60.
[7] Vgl. Rimek, Jochen: Skandal als Produktionszweig der Medien. In: Delitz, Jürgen u. a. (Hgg.): Institutionen und sozialer Wandel. Festschrift für Prof. Dr. Klaus Plake zum 60. Geburtstag. Hamburg 2004, S. 90.
[8] Noll, Alfred: „Holzfällen“ vor dem Richter. Juristisches zu Bernhards Kunst und Lampersbergs Ehre. In: Bayer, Wolfram (Hg.): Kontinent Bernhard. A. a. O., S. 191-210.
[9] Schindlecker, Eva: Thomas Bernhard: „Holzfällen. Eine Erregung“. Dokumentation eines österreichischen Literaturskandals. In: Schmidt-Dengler, Wendelin / Huber, Martin (Hgg.): Statt Bernhard. A. a. O., S. 13-57.
[10] Huber, Martin: „Romanfigur klagt den Autor“. A. a. O. / Felderer, Brigitte: Uns ist nichts zu heiß. Ein Theaterbrand in der „Neuen Kronenzeitung“. In: Bayer, Wolfram (Hg.): Kontinent Bernhard. A. a. O., S. 211-228.
[11] Mittermayer, Manfred: Thomas Bernhard. Stuttgart / Weimar 1995.
[12] Bentz, Oliver: Thomas Bernhard – Dichtung als Skandal. Würzburg 2000.
[13] Schmidt-Dengler, Wendelin: Bernhard – Scheltreden. Um- und Abwege der Bernhard-Rezeption. In: Schmidt-Dengler, Wendelin: Der Übertreibungskünstler. Studien zu Thomas Bernhard. Wien 1989, S. 24-38.
[14] Vgl. Bentz, Oliver: Thomas Bernhard. A. a. O., S. 3.
[15] Hofmann, Kurt: Aus Gesprächen mit Thomas Bernhard. München 1991, S. 19.
[16] Der Begriff ist den Bestrebungen Schmidts (1981) und Schützes (1967) entlehnt, in den Sozialwissenschaften für den Gegenstand der Skandale eine Subdisziplin zu entwickeln.
[17] Dieses Material ist zwar teilweise lückenhaft, da es vom Zeitungsausschnittbüro Dortmund vorausgewählt wurde, bietet aber eine repräsentative Auswahl der erschienenen Beiträge.
[18] Vgl. Wolling, Jens: Skandalberichterstattung in den Medien und ihre Folgen für die Demokratie. In: Publizistik 46, 2001, S. 20-36.
[19] Vgl. Habermas, Jürgen: Strukturwandel der Öffentlichkeit. Untersuchungen zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft. Frankfurt M. 1990.
[20] Der Reputationsverlust bezieht sich hier auf die Berichterstattung von Enzensbergers Veröffentlichungen in dieser Zeit. Vgl. Kepplinger, Hans Mathias: Der Schriftsteller in der Öffentlichkeit (am Beispiel Hans Magnus Enzensbergers). Ein Vorschlag zur Anlage repräsentativer Untersuchungen in der Presseberichterstattung. In: Kreuzer, Helmut / Vierhoff, Reinhold (Hgg.): Literaturwissenschaft und empirische Methoden. (LiLi Beiheft 12). Göttingen 1981.
[21] Bourdieu, Pierre: La production de la croyance, S. 4, f. Zitiert nach: Jurt, Joseph: Das literarische Feld. Das Konzept Pierre Bourdieus in Theorie und Praxis. Darmstadt 1995, S. 92.
[22] Franck, Georg: Ökonomie der Aufmerksamkeit. Ein Entwurf. Wien 1998, S. 122.
[23] Luhmann, Niklas: Rechtssoziologie. Hamburg 1972. Bd. 1, S. 66f.
[24] Vgl. Moritz, Rainer: Wer treibt die Sau durchs Dorf? Literaturskandale als Marketinginstrument. Unveröffentlichtes Manuskript zur Tagung: „Literatur als Skandal“ vom 15.-17. März 2006 in Innsbruck.
[25] Vgl. die Einleitung von Weninger, Robert: Streitbare Literaten. Kontroversen und Eklats in der deutschen Literatur von Adorno bis Walser. München 2004, S. 11. Weninger knüpft damit an die Kontroverse des Anderen Deutschlands im Exil 1933-1945 an, in der es um die Frage ging, welche Aufgabe Literatur angesichts der ausgebrochenen Barbarei in Deutschland noch haben kann, wenn sie diese durch ihren bis dato ausschließlich künstlerischen Anspruch nicht zu verhindern gewusst hatte.
[26] Henrichs, Benjamin: Künstler, Brandstifter. In: Die Zeit, 10. 11. 1988. Zitiert nach Burgtheater Wien (Hg.): Heldenplatz. Eine Dokumentation. Wien 1989, S. 258.
[27] Vgl. Schütze, Christian: Skandal. Eine Psychologie des Unerhörten. Bern / München 1985, S. 38.
[28] Hondrich, Karl Otto: Skandale als gesellschaftliche Lernmechanismen. In: Schoeps, Julis H. (Hg.): Der politische Skandal. Stuttgart / Bonn 1992, S. 179.
[29] Silbermann, Alfons: Vom Skandal und dem Mythos der öffentlichen Meinung. In: Communications. The European Journal of Communication. Vol. 17, H. 2, 1992, S. 215.
[30] Durkheim vertritt darin die These, dass Skandale das conscience collective einer Gemeinschaft stärken. Vgl. Markovits, Andrei S./ Silverstein, Mark: Macht und Verfahren. Die Geburt des politischen Skandals aus der Widersprüchlichkeit liberaler Demokratien. In: Ebbighausen, Rolf / Neckel, Sighard (Hgg.): Anatomie des politischen Skandals. Frankfurt M. 1989, S. 154.
[31] Ebd.
[32] Enzensberger, Hans Magnus: Reflexionen vor einem Glaskasten. In: Enzensberger, Hans Magnus: Politik und Verbrechen. Neun Beiträge. Frankfurt M. 1964, S. 30.
[33] Vgl. Hondrich: Skandale als gesellschaftliche Lernmechanismen. A. a. O., S. 177.
[34] Luhmann, Niklas. Die Realität der Massenmedien. Opladen 1996, S. 62.
[35] So zum Beispiel Herman Nitzsch, der mit seinem Orgien-Mysterienspiel auf Schloss Prinzendorf im Jahre 1998 für Aufregung sorgte, welches im Jahre 2005 aber im Burgtheater aufgeführt wurde.
[36] Von Bredow, Wilfried: Legitimation durch Empörung. Vorüberlegungen zu einer politischen Theorie des Skandals. In: Schoeps, Julius H.: Der politische Skandal. A. a. O., S. 200.
[37] Vgl. Hondrich, Otto: Skandalmärkte und Skandalkultur. In: Haller, Max (Hg.): Kultur und Gesellschaft. Frankfurt M. 1989.
[38] Vgl. Ebbighausen, Rolf / Neckel, Sighard (Hgg.): Einleitung in: Anatomie des politischen Skandals. A. a. O., S. 10.
[39] Vgl. Noelle-Neumann, Elisabeth: Die Schweigespirale. Öffentliche Meinung – unsere soziale Haut. München 2001, S. 59-79.
[40] Vgl. Käsler, Dirk: Der Skandal als „Politisches Theater“. Zur schaupolitischen Funktionalität politischer Skandale. In: Ebbighausen, Rolf / Neckel, Sighard (Hgg.): Anatomie des politischen Skandals. A. a. O., S. 307-333.
[41] Hitzler, Ronald: Skandal ist Ansichtssache. Zur Inszenierungslogik ritueller Spektakel in der Politik. In: Ebbighausen, Rolf / Neckel, Sighard (Hgg.): Anatomie des politischen Skandals. A. a. O., S. 334.
[42] Rimek, Jochen: Skandal als Produktionszweig. A. a. O., S. 96.
[43] Vgl. Kepplinger, Hans Mathias: Die Mechanismen der Skandalierung. Die Macht der Medien und die Möglichkeit der Betroffenen. München 2005.
[44] Luhmann, Niklas: Die Realität der Massenmedien. A. a. O., S. 61.
[45] Schachter, Stanley / Singer, Jerome: Cognitive, Social and Physiological Determinants of Emotional State. Zitiert nach Kepplinger, Hans Mathias: Die Mechanismen. A. a. O., S. 58.
[46] Kepplinger, Hans Mathias: Die Mechanismen. A. a. O., S. 62.
- Citation du texte
- Britta Sommermeyer (Auteur), 2006, Zur Typologie des literarischen Skandals am Beispiel von Thomas Bernhard, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81233
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