Der Motion Picture Production Code trat 1930 unter Will Hays Führung der MPPDA als Instrument der filmindustriellen Selbstkontrolle in Kraft. Zuerst wurde er von den Filmgesellschaften zögernd akzeptiert. In den Jahren nach 1934 beugten sich die Filmstudios der Vorzensur durch den Motion Picture Production Code unter der Administration von Joseph Breen. Unter der Leitung von Joseph Breen hatte die Production Code Administration für mehr als 20 Jahre einen der stärksten Einflüsse auf die Filmproduktionen in Hollywood gehabt.
Im Vergleich zu seinen Vorläufern erwies sich der Motion Picture Production Code als ein wirksames Kontrollinstrument, das zur Etablierung der filmindustriellen Selbstkontrolle in den U.S.A. führte und die Filmbranche von der staatlichen Zensur und finanzieller Krise bewahrte.
Der Motion Picture Production Code wirkte nicht nur repressiv auf die Filmproduktionen, sondern er forderte durch seinen einschränkenden Charakter die Kreativität der Filmemacher heraus, indem diese neue Inszenierungen schaffen mussten, um die Einschränkungen des Codes umzugehen.
Zwar schränkte der Motion Picture Production Code die Freiheiten der Filmemacher seiner Zeit ein, trug er jedoch zum kommerziellen „Siegeszug des Studiosystems“ bei.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einführung
2. Die Vorläufer des Motion Picture Production Codes.
3. Einführung und Durchsetzung des Motion Picture Production Codes
3.1. Einführung des Motion Picture Production Codes
3.2. Durchsetzung des Motion Picture Production Codes
4. Die Paragraphen des Motion Picture Production Codes
5. Zusammenfassung
6. Literaturverzeichnis
1. Einführung
Seit der ersten öffentlichen Filmvorführung in den U.S.A., die 1896 in New York stattfand, gewann das neuartige Medium „Film“ immer mehr an Beliebtheit. Neben der Faszination von bewegten Bildern kamen allmählich Ängste auf. Es wurde befürchtet, dass filmische Darstellungen die Realität verblenden und sich negativ auf die Wertvorstellungen der Zuschauer auswirken könnten. Diese Befürchtung führte zu Rufen nach Zensur, welche in den U.S.A. bald durch staatliche Eingriffe und durch eine freiwillige Selbstkontrolle der Filmindustrie beantwortet werden sollten.
Das Thema dieser Hausarbeit ist die filmindustrielle Selbstkontrolle in den U.S.A. Die Arbeit konstituiert sich auf der Basis eines Referats über die historische Studie „Zensur und Selbstkontrolle“ von Richard Maltby und des historisch- publizistischen Werkes „ The Dame in the Kimono“ von Leonord J. Leff und Jerold L. Simmons. Zusätzlich werden andere filmhistorischen Studien eingezogen.
Der Untersuchungsgegenstand dieser Hausarbeit ist der Motion Picture Production Code. Die Erforschung wird anhand einer historischen Analyse durchgeführt. Zuerst werden die Vorläufer des Motion Picture Production Codes dargestellt, da sie einen wesentlichen Bestandteil der Geschichte der filmindustriellen Selbstkontrolle in den U.S.A. ausmachen. Danach konzentriert sich die Untersuchung auf die Entstehung und die Durchsetzung des Codes und auf seine Paragraphen. Im Schlussteil werden die Untersuchungsergebnisse dargestellt.
2. Die Vorläufer des Motion Picture Production Codes
Die Geschichte der filmindustriellen Selbstkontrolle in den U.S.A. beginnt nicht mit dem Entwurf und der Durchsetzung des Motion Picture Production Codes, sondern zwei Jahrzehnte früher. Bereits vor dem obengenannten Code wurden Richtlinien von der filmindustriellen Selbstzensur entwickelt, mit deren Hilfe Filminhalte kontrolliert werden sollten. Aus diesem Grund werden in diesem Kapitel die historischen Ereignisse dargestellt, die vor der Einführung und Durchsetzung des Codes entstanden sind und unmittelbar mit der Selbstkontrolle der Filmindustrie in den U. S. A. verknüpft sind.
In der ersten Jahrzehnte des 20 Jahrhunderts wurden im amerikanischen Film
anrüchige Themen wie Kriminalität, Brutalität, Sex und Drogen freizügig
dargestellt. In der amerikanischen Bevölkerung dieser Zeit kam die Befürchtung
auf, Filme könnten auf Grund unmoralischer Inhalte die Wertvorstellungen der
Amerikaner zum Negativen beeinflussen. Für besonders leicht beeinflussbar hielt man Kinder und Jugendliche sowie diejenige Zuschauer, welche aus den unteren Schichten der Gesellschaft stammten und die Überzahl der Kinobesucher ausmachten. Kirchliche, politische Verbände und Bürgerrechtsgruppen, Frauenverbände und Polizisten erkannten in dem neuen Medium eine Bedrohung für die amerikanische Gesellschaft und verlangten nach einer staatlichen Kontrolle der Filmindustrie. 1907 wurde der Polizei von Chicago die Aufgabe übertragen, Filme zu zensieren. Dies machte die Selbstkontrolle der Filmindustrie wegen kommerzieller Interessen unumgänglich. Aufgrund der Unzufriedenheit von Filmproduzenten mit der differierten von Behörde zu Behörde Filmbewertung wurde 1909 ein Gremium zur freiwilligen Selbstkontrolle gegründet. Das Komitee, das National Board of Review, sollte Filme überprüfen, bewerten und Schnitte vorschlagen, bevor sie den Verleih freigegeben wurden. Als Richtlinie zum Verfahren diente ein Katalog, welcher aus acht Punkten bestand:
„ The Board prohibits:
1. obscenity in all forms
2. vulgarity when it offends or when it verges toward indecency, unless an adequate moral purpose is served.
3. the representation of crime in such a detailed way as may teach the methods of committing crime except as a warning to the whole public.
4. morbid scenes of crime, where the only value of the scene is its morbidity or criminal appeal…
5. ….the unnecessary elaboration or prolongation of scenes of suffering, brutality, vulgarity, violence or crime.
6. blasphemy…..
7. anything obviously or wantonly libellous….
8. scenes of films which because of elements frequently very subtle which they contain, have a deteriorating tendency on the basic moralities or necessary social standards.”1
Obszönität in jeder Form und Darstellungen von Sex ohne Erläuterungen wurden verboten. Kriminelle Handlungen wurden dagegen freisinniger behandelt. Ihnen wurden keine rigiden Einschränkungen zugeschrieben. Auf Grund seiner liberalen Tätigkeit wurde das Komitee National Board of Review von verschiedenen Staaten für unzweckmäßig und unzulänglich erklärt. Diese Staaten errichteten ihre eigenen Zensurbehörden. Somit verlor der erste Vorläufer des Motion Picture Production Codes seine Macht als Instrument der filmindustriellen Selbstkontrolle in den U.S.A..
1921 wurde ein dreizehn- Punkte- Kodex von der National Association of the Motion Picture Industry erstellt. „Sex, Prostitution, Ehebruch, Nacktheit, Verbrechen, Glücksspiel, exzessiver Alkoholgenuss“2 sollten im Film nicht dargestellt werden. Die industrielle Assoziation verlangte nach einer Frist von einem Jahr, in dem sie ihre Produktionen an dem neuen Muster angleichen wollte. Die Beeiferung der Industrie blieb erfolglos. Im April 1921 fingen New Yorker Zensoren ihre Arbeit an. Zusätzlich berichtete die Presse über Sex- und Drogenskandale um Filmstars von Hollywood. Um den Ruf Hollywoods zu retten und gleichzeitig die staatlichen Maßnahmen überflüssig zu machen, beschloss die Filmindustrie, endgültig für wirksame Selbstkontrolle zu sorgen. Damit sie diese Ziele erreicht, wurde im März 1922 die Motion Picture Producers and Distributors of America, die MPPDA gebildet. Der Präsident des Gremiums wurde der ehemalige Postminister Will Hays3. Der Ex- Republikaner mit guten Beziehungen zu dem Weißen Haus war Kirchenvorsteher bei den Presbyterianern4 und leistete gleich am Anfang seines Amts eine gute Öffentlichkeitsarbeit.
1924 versuchte Will Hays mit einem neuen Regelwerk - „The Formula“, die Filmstudios zur freiwilligen Selbstkontrolle wieder zu bewegen.. Der Kodex sollte die Verarbeitung von Theaterstücken, Romanen und Kurzgeschichten für Filmproduktionen reglementieren. „The Formula“ erwies sich als verfehlt, da die obengenannte Aufgabe den Studios überlassen war.
[...]
1 Sannwald, Daniela, Robert, Müller: Atemlos. Hollywood 1929 – 1934. In: Before the Code. Hollywood 1929 –1934. Hrsg. : Das österreichische Filmmuseum. Wien 1997. S. 6.
2 Sannwald, Daniela, Müller, Robert: Atemlos. Hollywood 1929 – 1934. In: Before the Code. Hollywood 1929 –1934. Hrsg. : Das österreichische Filmmuseum. Wien 1997. S. 6.
3 Maltby, Richard: Zensur und Selbstkontrolle. In: Geschichte des internationalen Film. Hrsg. : Nowell- Smith, Geoffrey. Stuttgart Weimar: Metzler 1998. S. 218.
4 Leff, Leonard J. , Simmons, Jerold L.: The Dame in the Kimono. London: Butler & Tanner 1990. S. 4.
- Quote paper
- Petia Ganeva (Author), 2004, Der Motion Picture Production Code im klassischen Hollywood-Kino, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81160
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.