Wir leben heute in einer modernen Gesellschaft, in der Unabhängigkeit, Mobilität und Flexibilität als „Zauberwörter“ gelten. Das Bedürfnis, das Streben, immer mehr möglichst gleichzeitig zu erfahren und zu erledigen, sind zu modernen Begleitern des Alltags zahlreicher Eltern geworden. Das aber steht im Widerspruch zu den Bedürfnissen ihrer Kinder. Viele Mütter gehen heute früher auf dem Arbeitsmarkt und es werden immer mehr Kinder von fremden Personen betreut oder im schlimmsten Fall sogar allein zu Hause gelassen. Es lassen sich sehr viele Entwicklungs- und Verhaltensstörungen bei Kindern auf ihr familiäres und soziales Umfeld zurückführen.
Vor diesem Hintergrund stellt sich unweigerlich die Frage: Wie kann eine stabile Mutter-Kind-Beziehung aufgebaut werden und welche Folgen hat eine „schlechte“ Bindung für die weitere Entwicklung eines Kindes?
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie gestörte Mutter-Kind-Beziehungen wieder aufgebaut und gestärkt werden können.
Ziel dieser Arbeit ist es, zu zeigen wie wichtig die Bindung für unsere Entwicklung ist und welche Folgen eine gestörte Mutter-Kind-Beziehung haben kann.
Um dieses zu erreichen, werden die Bindungstheorie und die dazugehörigen verschiedenen Bindungsstile und Verhaltensunterschiede ausführlich dargestellt. Die Bindungstheorie untersucht die Bedeutung der Bindung des Kindes an seine Bezugsperson und deren Konsequenz für die Persönlichkeitsentwicklung und für die Entwicklung psychopathologischer Störungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Vor diesem Hintergrund wird zunächst Bindung definiert und ihre Funktion erläutert. Weiterhin wird auf die Bindungstypen und deren Feststellung hingewiesen, um dann auf verschiedene Interventionsprogramme einzugehen, die die Bindungstheorie als Grundlage haben sollen.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Der Anfang der Bindungstheorie
III. Die Bindungstheorie
1. Bindung
2. Bindungs- Explorationsbalance und Feinfühligkeit
3. Die „Fremde Situation“ und Bindungsqualität
IV. Interventionsprogramme
1. STEEP
2. PEKiP
3. Projekt Opstapje
V. Schlussbemerkungen
VI. Quellen und Literatur
I. Einleitung
Menschen sind von Natur aus soziale Wesen. Wir sind alle auf Kommunikation angewiesen.
Bereits Neugeborene sind gut ausgerüstet, um zu kommunizieren. Sie versuchen beispielweise Aufmerksamkeit zu bekommen, indem sie den Kopf drehen, weinen oder lachen. Das kleine Kind kommt mit seinem Bedürfnis nach sozialem Kontakt und emotionalem Austausch zur Welt. Es sucht nach Wärme, Verständnis und liebevollen Beziehungen. Neben Nahrung, gehören diese Bedürfnisse unvermeidlich zu dem Leben jedes einzelnen Individuums. In der Regel sind die leiblichen Eltern diese, die dem Kind diese Bedürfnisse sichern müssen. Zwischen Mutter und Kind besteht eine ganz besondere Beziehung, die eine enorme Rolle für die weitere Entwicklung und die Sozialisation des Kindes spielt.
Wir leben heute in einer modernen Gesellschaft, in der Unabhängigkeit, Mobilität und Flexibilität als „Zauberwörter“ gelten. Das Bedürfnis, das Streben, immer mehr möglichst gleichzeitig zu erfahren und zu erledigen, sind zu modernen Begleitern des Alltags zahlreicher Eltern geworden. Das aber steht im Widerspruch zu den Bedürfnissen ihrer Kinder. Viele Mütter gehen heute früher auf dem Arbeitsmarkt und es werden immer mehr Kinder von fremden Personen betreut oder im schlimmsten Fall sogar allein zu Hause gelassen. Es lassen sich sehr viele Entwicklungs- und Verhaltensstörungen bei Kindern auf ihr familiäres und soziales Umfeld zurückführen.
Vor diesem Hintergrund stellt sich unweigerlich die Frage: Wie kann eine stabile Mutter-Kind-Beziehung aufgebaut werden und welche Folgen hat eine „schlechte“ Bindung für die weitere Entwicklung eines Kindes?
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie gestörte Mutter-Kind-Beziehungen wieder aufgebaut und gestärkt werden können.
Ziel dieser Arbeit ist es, zu zeigen wie wichtig die Bindung für unsere Entwicklung ist und welche Folgen eine gestörte Mutter-Kind-Beziehung haben kann.
Um dieses zu erreichen, werden die Bindungstheorie und die dazugehörigen verschiedenen Bindungsstile und Verhaltensunterschiede ausführlich dargestellt. Die Bindungstheorie untersucht die Bedeutung der Bindung des Kindes an seine Bezugsperson und deren Konsequenz für die Persönlichkeitsentwicklung und für die Entwicklung psychopathologischer Störungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Vor diesem Hintergrund wird zunächst Bindung definiert und ihre Funktion erläutert. Weiterhin wird auf die Bindungstypen und deren Feststellung hingewiesen, um dann auf verschiedene Interventionsprogramme einzugehen, die die Bindungstheorie als Grundlage haben sollen.
II. Der Anfang der Bindungstheorie
Die Bindungstheorie wurde durch den britischen Psychiater John C. Bowlby theoretisch begründet und in langjähriger Zusammenarbeit mit der Kanadierin Mary S. Ainsworth empirisch bestätigt.
Den Anstoß zu seinem lebenslangen Forschungsprojekt erhielt Bowlby im England der Nachkriegszeit, als er als Kinderpsychiater Kontakt zu vielen Kindern hatte, die durch die Kriegswirren früh von ihren Eltern getrennt worden waren und zum Teil schwerwiegende Persönlichkeitsstörungen aufwiesen.
Die Grundlagen der Bindungstheorie wurden in den 50er Jahren gelegt als Mary Ainsworth zum Forschungsteam von John Bowlby stieß. Die Bindungsforschung war gekennzeichnet durch genaues Beobachten von Bindungssignalen und mütterlicher Feinfühligkeit, den Verhaltensstrategien sicher und unsicher gebundener Kinder in der „Fremden Situation“ und den weiteren Folgen für die Entwicklung.[1]
Die Bindungstheorie besitzt Berührungspunkte mit der Psychoanalyse, mit der sie die Auffassung teilt, dass frühkindliche Erlebnisse ein Schlüssel zur Erklärung der gesamten weiteren Entwicklung eines Menschen sind.
III. Die Bindungstheorie
In der Psychoanalyse wird behauptet, dass die erste menschliche Beziehung des Kindes der Grundstein zu seiner Persönlichkeit ist.[2]
Die Bindungstheorie nimmt an, dass das Bindungssystem dem Überleben der Spezies dient. Zwischen Mutter und Kind entwickelt sich ein spezifisches emotionales und kommunikatives Bindungssystem, eine enge Bindung („attachment“), die die Voraussetzung für eine gesunde kindliche Entwicklung und Ausbildung von sozialen Kompetenzen darstellt. Nach Bowlby stellt das Bindungssystem ein primäres System dar, das zwischen dem Säugling und der Bezugsperson nach der Geburt aktiviert wird und eine überlebenssichernde Funktion hat.[3]
Das Kind sucht nach Nähe und Aufmerksamkeit zu seiner Mutter, wenn es Angst erlebt. Es erwartet, dass seine Mutter ihm Sicherheit und Schutz bieten kann.
Die Bindungstheorie geht davon aus, dass der Säugling von Geburt an ein angeborenes Verhaltensrepertoire mitbringt, das ihn befähigt seine ersten Bezugspersonen zu nutzen, um bedrohliche Situationen zu bewältigen.[4]
1. Bindung
Unter Bindung versteht man die stabile Neigung eines Individuums, die Nähe und den Kontakt zu einer oder mehreren anderen spezifischen Person(en) zu suchen und aufrechtzuerhalten, die dem Betreffenden subjektiv das Gefühl von physiologischer und/oder psychologischer Sicherheit vermitteln.[5] Nach Ainsworth entwickelt sich Bindung in vier Phasen:
- Vorbindungsphase: Sie umfasst die ersten sechs Wochen nach der Geburt. Während dieser Zeit richtet das Kind seine Aufmerksamkeit auf jede Person, die sich ihm nähert. Am Ende dieser Phase lernt das Kind zwischen verschiedenen Personen, speziell zwischen seiner Mutter und anderen Menschen, zu unterscheiden.
- Entstehungsphase der Bindung: Im Alter von sechs Wochen bis acht Monaten kann das Kind nicht nur zwischen bekannten und unbekannten Personen unterscheiden, sondern auch zwischen seinen vertrauten Bezugspersonen. In dieser Zeit erweitert sich das soziale Verhaltensrepertoire des Kindes. Je nach Kontaktperson kann dieses unterschiedlich aktiviert werden.
- Eindeutige Bindungsphase: Diese umfasst die Zeit von acht bis 24 Monaten, wobei durch Fortschritte in der motorischen und sprachlichen Entwicklung das Kind noch aktiver in der Kontaktaufnahme mit den von ihm bevorzugten Personen wird. Das Kind ist nicht mehr auf eine Person konzentriert, sondern exploriert seine Umwelt.
- Gegenseitige Beziehungen: Ab etwa zwei Jahren ist das Kind in der Lage, den Standpunkt seiner Mutter einzunehmen und lernt zu verstehen, welche Gefühle und Motive ihr Handeln leiten.[6]
Bowlby versteht Bindung als „beständige emotionale Beziehung primär zur leiblichen Mutter, bei der das Kind körperlichen Kontakt, Schutz und Geborgenheit sucht, wenn es sich unbehaglich, überfordert und unsicher fühlt. Sie entsteht allmählich auf der Grundlage angeborener Merkmale seitens des Kindes, auf welche die Mutter emotional und mit altruistischem Verhalten reagiert.“[7] Bereits der Blick des Neugeborenen stimuliert die sprachliche Äußerungen der Mutter und ihr Berührungsverhalten.
[...]
[1] Vgl. dazu: Ahnert, L. (2004)
[2] Vgl. dazu: Bowlby, J. (1986)
[3] Vgl. dazu: Brisch, K.-H. (1999)
[4] Vgl. dazu: Suess, G., Pfeifer, W.-K. (1999)
[5] Vgl. dazu: Senf, W., Broda, M. (2005)
[6] Vgl. dazu: Scmidt-Denter, U. (2005)
[7] Vgl. dazu: Stork, J. (1986)
- Quote paper
- Liliya Stoyanova (Author), 2007, Die Bindungstheorie als Grundlage für Intervention, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81139
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