In dieser Arbeit werde ich die Personalpolitik der nationalsozialistischen Regierung bezüglich der Konzentrationslager - SS untersuchen und hinterfragen, ob die bei der Machtübernahme festgelegten Einstellungskriterien eingehalten wurden. Dazu werden zunächst die Bedingungen zur Aufnahme in die SS beleuchtet und ihre Schwerpunkte festgestellt. Auch die Organisation der SS innerhalb der Konzentrationslager soll untersucht werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt dieser Arbeit wird die soziale Struktur der Mitglieder der Konzentrationslager - SS sein, denn in dieser ist häufig die individuelle Motivation, dieser Organisation beizutreten, verwurzelt. Außerdem ist zu untersuchen, ob sich in der Sozialstruktur auffällige Gemeinsamkeiten häufen.
Des Weiteren werde ich der Frage nachgehen, ob man sich bis zum Ende des Dritten Reiches an die Einstellungskriterien gehalten hat und, falls dies nicht der Fall war, die Gründe dafür eruieren. Um die Thematik der Arbeit greifbar zu machen und die Ergebnisse zu veranschaulichen, werden ferner drei exemplarische Lebensläufe von Mitgliedern der Konzentrationslager - SS vorgestellt.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Die Vorraussetzungen für eine Aufnahme in die SS
2. Die Organisation der Konzentrationslager – SS
2.1 Die Sozialstruktur der Konzentrationslager – SS
3. Veränderung der Anforderungen an die Konzentrationslager – SS
4. Konzentrationslager – Karrieren Exemplarische Lebensläufe
4.1 Josef Kramer
4.2 Karl Otto Koch
4.3 Johannes Hassebroek
5. Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
Einleitung
In dieser Arbeit werde ich die Personalpolitik der nationalsozialistischen Regierung bezüglich der Konzentrationslager – SS untersuchen und hinterfragen, ob die bei der Machtübernahme festgelegten Einstellungskriterien eingehalten wurden. Dazu werden zunächst die Bedingungen zur Aufnahme in die SS beleuchtet und ihre Schwerpunkte festgestellt. Auch die Organisation der SS innerhalb der Konzentrationslager soll untersucht werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt dieser Arbeit wird die soziale Struktur der Mitglieder der Konzentrationslager – SS sein, denn in dieser ist häufig die individuelle Motivation, dieser Organisation beizutreten, verwurzelt. Außerdem ist zu untersuchen, ob sich in der Sozialstruktur auffällige Gemeinsamkeiten häufen.
Des Weiteren werde ich der Frage nachgehen, ob man sich bis zum Ende des Dritten Reiches an die Einstellungskriterien gehalten hat und, falls dies nicht der Fall war, die Gründe dafür eruieren. Um die Thematik der Arbeit greifbar zu machen und die Ergebnisse zu veranschaulichen, werden ferner drei exemplarische Lebensläufe von Mitgliedern der Konzentrationslager – SS vorgestellt.
1. Die Vorraussetzungen für eine Aufnahme in die SS
Nach der Machtübernahme Hitlers wurden einige Kriterien festgelegt, welche ein Bewerber erfüllen musste, um Mitglied in der SS zu werden. Dabei ist auffällig, dass die Bildung diesbezüglich offensichtlich keine Rolle spielte. Es wurden vielmehr, wie Karin Orth es ausdrückt, „Männer der Tat, nicht des (schriftlichen) Wortes“[1] gesucht. Also wurde Wert darauf gelegt, dass die Bewerber im weltanschaulichen, ethnischen und körperlichen Bereich den Idealvorstellungen des NS-Regimes entsprachen.
Man nahm grundsätzlich nur Männer in den SS-Dienst auf, Frauen waren nie offiziell bei der SS angestellt.
Nachdem Himmler 1929 das Amt eines „Reichsführer - SS“ übertragen worden war, begann er, konkrete Einstellungskriterien für die SS zu entwickeln. Am 04. Oktober 1932 erließ er einen Befehl, demzufolge die SS „aus tauglichen, großen, rassisch hervorragenden SS-Männern, möglichst in voller Jugendkraft“[2] bestehen sollte, mit einer Mindestgröße von 1, 70 m und einem Höchstalter von 30 Jahren. Außerdem mussten die Bewerber im Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft sein und ihre Tauglichkeit mit einer ärztlichen Bescheinigung nachweisen.
Ab circa 1934 wurden diese Bedingungen, wahrscheinlich wegen des, nach Himmlers Ansicht, zu hohen Altersdurchschnitts der Offiziere[3] und des starken Zustroms in die SS bis zu diesem Zeitpunkt, erheblich verschärft. Das Höchstalter wurde nun auf 23 Jahre herabgesetzt, wobei dies jedoch nicht für so genannte „alte Kämpfer“ galt, welche schon in der „Völkischen Bewegung“ der 1920er Jahre mitgewirkt hatten. Die Mindestgröße wurde auf 1, 74 m erhöht und es wurden keine Brillenträger mehr akzeptiert. Neben dem ärztlichen Tauglichkeitsnachweis mussten ein polizeiliches Führungszeugnis und ein Zeugnis des letzten Arbeitgebers vorgelegt werden.[4] Außerdem mussten die Bewerber ledig sein, eine Heirat konnte erst nach eingehender Prüfung beider Partner durch das SS - Reichssichertheitshauptamt erfolgen. Die Männer, welche in die SS wollten, mussten ihre „Reinrassigkeit“ ohnehin bis ins Jahr 1750 nachweisen, bei einem Heiratswunsch musste diese bei der Frau bis ins Jahr 1800 zurück zu verfolgen sein.
Abgesehen von diesen Kriterien, welche bei Bedarf auch immer wieder „gedehnt“ wurden, gab es keine Qualifikationen, welche ein zukünftiger SS-Angehöriger vorweisen musste. Es ist offensichtlich, dass bei diesen Auswahlbestimmungen die Prioritäten in für das NS-Regime typischer Weise auf rassischen, körperlichen und charakterlichen Merkmalen lagen und nicht auf intellektuellen oder milieubezogenen Aspekten. Diese Schwerpunktsetzung wird auch deutlich, wenn man das Musterungsverfahren für die Aufnahme in die SS betrachtet. Die rassische Zuordnung eines Bewerbers wurde dabei anhand einer Fünf-Punkte-Skala vorgenommen, welche von „rein nordisch“ bis hin zur „Vermutung außereuropäischen Bluteinschlags“ reichte. Für die Bewertung der körperlichen Eignung gab es sogar eine Neun-Punkte-Skala. Zu diesen ärztlichen Untersuchungen kam eine ausführliche Sportprüfung, welche aus Kraft- und Ausdauerübungen, Gewandtheits-, Schnelligkeits- und Mutproben bestand. Der zwanzigminütige Intelligenztest hatte im Gegensatz zu den körperlichen Prüfungen einen eher kryptischen Charakter: Der Bewerber musste ein Diktat über drei Zeilen schreiben, sowie eine „kleine Verstandesaufgabe“ und drei „kleine Rechenaufgaben“ lösen.[5] Neben der Bildung wurde auch der sozialen Herkunft und der Konfession des Kandidaten wenig Bedeutung zugemessen. Allerdings durfte er nicht unehrenhaft aus Marine, Heer oder Luftwaffe entlassen worden sein. Statt des Intellekts und des sozialen Hintergrundes des Bewerbers spielte dessen politische Einstellung eine große Rolle. Es wurde niemand eingestellt, der „nach seiner Herkunft, seiner bisherigen politischen Einstellung oder Betätigung nicht die Gewähr dafür bietet, daß er jederzeit rückhaltlos für den nationalsozialistischen Staat eintreten wird“[6].
Wenn jemand sich als besonders befehlstreu, effektiv und handlungsfreudig erwies, hatte er sehr gute Chancen innerhalb kurzer Zeit in der SS hoch aufzusteigen. In den neuen Positionen hatten diese Männer dann sehr viel mehr Macht und Verantwortung, nicht selten waren sie damit überfordert.
In wie weit man sich nach Ausbruch des Krieges 1939 noch an die aufgeführten Vorraussetzungen für eine Aufnahme in die SS hielt, soll im Verlauf dieser Arbeit durch die Betrachtung einiger exemplarischer Biographien, unter besonderer Berücksichtigung dieses Aspektes, untersucht werden.
2. Die Organisation der Konzentrationslager - SS
Am 30. Juni 1934 erhielt die SS die Alleinzuständigkeit für sämtliche Konzentrationslager. Bis dahin hatten diese noch unter der Kontrolle der SA, der Allgemeinen SS oder der Polizei gestanden. Weiterhin wurde am 10. Dezember desselben Jahres die „Inspektion der Konzentrationslager“ (I. K. L.) eingerichtet und Heinrich Himmler unterstellt. Sie war zuständig für die Organisation, Verwaltung und Wirtschaftsführung der Konzentrationslager und somit auch für alle Angelegenheiten, welche die im Wachdienst und der Kommandantur der Konzentrationslager eingesetzten SS-Männer betrafen. Leiter der I. K. L. wurde der Dachauer Kommandant Theodor Eicke, der dafür sorgte, dass ab 1934 nur noch SS-Angehörige zum Dienst in den Konzentrationslagern eingesetzt wurden. Diese Wachverbände wurden von der Allgemeinen SS ausgegliedert und der I. K. L. zugeordnet. Dies zentralisierte die Personalführung in den Konzentrationslagern; es entstand eine separate Truppe, die direkt mit den Lagern verbunden und Eicke persönlich unterstellt war. Ab 1936 wurden diese Einheiten unter der Bezeichnung „SS-Totenkopfverbände“ geführt und als Sturmbanne organisiert.[7] Die Mitgliederzahl der Totenkopfverbände wuchs in der Folgezeit beträchtlich. Im Januar 1936 betrug die Anzahl der Mitglieder laut offizieller SS-Statistik 1987, im Juli 1936 waren es schon 3502 Personen. Diese Entwicklung war erwünscht: Die SS-Oberabschnitte wurden im Frühjahr 1936 dazu aufgefordert, jeweils mindestens 80 Freiwillige zu melden.[8]
Die Konzentrationslager - SS war in drei Abteilungen untergliedert: die Kommandantur, den Kommandanturstab, also die Verwaltung, und die Lagerführung. Auch die Wachmannschaften wurden in den Lagern wurden von den SS - Totenkopftruppen gestellt.
Die Kommandanten hatten in der Regel den Rang eines Hauptsturmführers, eines Sturmbannführers oder eines Obersturmbannführers und ihnen oblag die volle Verfügungsgewalt über das jeweilige Konzentrationslager. Die Personalauswahl der SS erfolgte nicht nach Kriterien wie Bildung, soziale Herkunft oder Besitz, sondern nach solchen der ethnischen Zugehörigkeit und weltanschaulichen Einstellung.
Wenn sich SS-Männer mit ihrer Arbeit in einem Lager „bewährt“ und als besonders effektiv und nützlich erwiesen hatten, erhielten diese daraufhin häufig die Chance, in den Rängen aufzusteigen. So arbeiteten sich einige fleißig hoch und erhielten in anderen Lagern dadurch höhere und verantwortungsvollere Funktionen.
Himmler gliederte 1938 die Wirtschaftsverwaltung der Konzentrationslager wieder aus der I. K. L. aus und unterstellte sie dem SS-Verwaltungsamt, das von Oswald Pohl geleitet wurde. Das Wachpersonal der Lager wiederum stand fortan unter der direkten Führung Hitlers.
In der Vorkriegszeit wurden die Blockführer, Kommandoführer und Wachmannschaften häufig von den in der Nähe des jeweiligen Konzentrationslagers stationierten Totenkopf-Truppen gestellt, ab 1939 gehörten die Block- und Kommandoführer zu den festen Stammmannschaften eines Konzentrationslagers.
Eickes Anforderungen an seine künftigen Lager-Mitarbeiter waren wohl durchdacht. Er verwehrte Unteroffizieren der Wehrmacht grundsätzlich den Beitritt in die Totenkopfverbände. Er wollte keine Soldaten, sondern junge, unvoreingenommene Männer, die er beliebig formen und zu uneingeschränktem Gehorsam „erziehen“ konnte. Er gab vor, dass die Lagermannschaften sich untereinander zu duzen hätten, er wollte so ein Gemeinschaftsgefühl erzeugen, das auf dem Gleichheitsgedanken beruhte. Wenn jemand sich aus der Kollektivität der Gruppe ausgrenzte und es an Brutalität und Willkür fehlen ließ, konnte er leicht von Eicke degradiert und bestraft werden. Umgekehrt boten blinder Gehorsam und Kameradschaft gute Aufstiegsmöglichkeiten, bei solchen „tauglichen“ Männern sah Eicke dann auch gerne einmal über Regelverstöße hinweg. Das psychologische Training der Totenkopfverbände in den Konzentrationslagern war hart und unerbittlich. Die späteren Stamm- und Wachmannschaften wurden zu blindem Gehorsam und Grausamkeit gedrillt, damit sie, wie Eicke äußerte, „stahlharte deutsche Männer werde[n] und nicht als Weichlinge vor diesen Untermenschen steh[en]“[9].
[...]
[1] Orth, Karin: Die Konzentrationslager – SS. Sozialstrukturelle Analysen und biographische Studien. Göttingen: Wallstein Verlag 2000. S. 17.
[2] Wegner, Bernd: Hitlers politische Soldaten: Die Waffen-SS 1933-1945. Leitbild, Struktur und Funktion einer nationalsozialistischen Elite. 3. Aufl. Paderborn: Schöningh 1988. S. 135.
[3] Vgl. Sofsky, Wolfgang: Die Ordnung des Terrors: Das Konzentrationslager. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag 1997. S. 117.
[4] Vgl. Wegner, Bernd: Hitlers politische Soldaten. S. 135.
[5] Vgl. Ebd. S. 136.
[6] Zitiert nach: Ebd. S. 136.
[7] Vgl. Sofsky, Wolfgang: Die Ordnung des Terrors. S. 116.
[8] Vgl. Ebd. S. 117.
[9] Zitiert nach: Kogon, Eugen: Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager. 8. Aufl. München: Kindler Verlag 1977. S. 36.
- Arbeit zitieren
- Sara Anais Wrede (Autor:in), 2007, Die Konzentrationslager - SS: Personalpolitik, Einstellungskriterien und ihre Einhaltung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81036
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