In Anlehnung an Roth/Willimczik 1999 und Olivier/Rockmann 2003 wird in der vorliegenden Arbeit auf drei Teilgebiete sportwissenschaftlicher Betrachtungsweisen eingegangen. Sie spielen in der Arbeit von Trainern und Lehrern eine wesentliche Rolle und dienen als Handwerkszeug für die Erreichung von Bewegungsaufgaben. Olivier/Rockmann (2003) ordnen mögliche Betrachtungsweisen grob wissenschaftssystematisch den Zielstellungen Aufgabenanalyse und Technikanalyse zu. Die Aufgabenanalyse, welche die hinter einer Bewegung stehende Aufgabenstellung untersucht, wird geeignet durch die funktionale Bewegungsanalyse nach Göhner realisiert. Die biomechanische, wie auch die morphologische Betrachtungsweise, werden situationsabhängig zur Analyse individueller Technikdefizite eingesetzt.
Während die funktionale und die morphologische Betrachtungsweise nur in Ihren Grundzügen dargestellt werden, wird auf die biomechanische Betrachtungsweise näher eingegangen. Sie soll Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit sein. Im Anschluss daran werden sowohl die Schnittmengen wie auch die Grenzen der behandelten Betrachtungsweisen kurz dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die morphologische Betrachtungsweise
2.1. Definition
2.2. Morphologische Bewegungsmerkmale (nach Meinel/Schnabel, 1998)
2.3. Zusammenfassung (nach Roth/Willimczik, 1999)
3. Die funktionale Betrachtungsweise
3.1. Definition
3.2. Ablaufrelevante Bezugsgrundlagen
3.3. Funktionsphasen
3.4. Zusammenfassung
4. Die biomechanische Betrachtungsweise
4.1. Definition
4.2. Problemstellungen und Untersuchungsziele
4.3. Biomechanische Merkmale und Messmethoden
4.4. Erläuterung Translation und Rotation
4.5. Zeitliche Merkmale und Messmethoden (nach Olivier/Rockmann, 2003)
4.6. Biokinematische Merkmale und Messmethoden
4.7. Biodynamische Merkmale und Messmethoden
4.8. Biomechanische Prinzipien
5. Die biomechanische Betrachtungsweise in Abgrenzung zur morphologischen Betrachtung einerseits und funktionalen Betrachtung andererseits
6. Literatur
1. Einleitung
In Anlehnung an Roth/Willimczik 1999 und Olivier/Rockmann 2003 wird in der vorliegenden Arbeit auf drei Teilgebiete sportwissenschaftlicher Betrachtungsweisen eingegangen. Sie spielen in der Arbeit von Trainern und Lehrern eine wesentliche Rolle und dienen als Handwerkszeug für die Erreichung von Bewegungsaufgaben. Olivier/Rockmann (2003) ordnen mögliche Betrachtungsweisen grob wissenschaftssystematisch den Zielstellungen Aufgabenanalyse und Technikanalyse zu. Die Aufgabenanalyse, welche die hinter einer Bewegung stehende Aufgabenstellung untersucht, wird geeignet durch die funktionale Bewegungsanalyse nach Göhner realisiert. Die biomechanische, wie auch die morphologische Betrachtungsweise, werden situationsabhängig zur Analyse individueller Technikdefizite eingesetzt.
Während die funktionale und die morphologische Betrachtungsweise nur in Ihren Grundzügen dargestellt werden, wird auf die biomechanische Betrachtungsweise näher eingegangen. Sie soll Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit sein. Im Anschluss daran werden sowohl die Schnittmengen wie auch die Grenzen der behandelten Betrachtungsweisen kurz dargestellt.
2. Die morphologische Betrachtungsweise
2.1. Definition
Wesentliches Handwerkszeug für den Lehrer in der Schule und gleichermaßen naives Instrument für die Analyse sportlicher Bewegung ist die reine Beobachtung derselben. So analysiert die morphologische Betrachtungsweise direkt wahrnehmbare Merkmale einer Bewegung und untersucht deren Beziehung untereinander. (Olivier/Rockmann, 2003). Hierbei werden Merkmale der Bewegung formuliert, die es dem Trainer und Lehrer ermöglichen, seine Aufmerksamkeit auf die für eine Bewegung relevanten Aspekte zu lenken. Meinel/Schnabel (1998) formulieren acht allgemeine Bewegungsmerkmale, wobei ich in meinen Ausführungen der Gliederung von Olivier/Rockmann folge und Bewegungsrhytmus und Bewegungskopplung zu einem Punkt zusammenfasse.
2.2. Qualitative Bewegungsmerkmale (nach Meinel/Schnabel, 1998)
„Aus der Vielfalt der Möglichkeiten, die Form eines Bewegungsvollzuges zu charakterisieren, wurde [durch Meinel] eine Reihe von Merkmales ausgewählt, deren Ausprägung ein wesentlicher, sichtbarer Ausdruck der Bewegungskoordination ist. Das bedeutet folgerichtig, dass diese Merkmale Charakteristika sportlicher Bewegungen im Bezug zu gestellten Aufgaben und den jeweiligen Rahmenbedingungen erfassen.“ (Meinel/Schnabel, 1998) Diese Merkmale werden im folgenden aufgeführt.
2.2.1. Die Struktur sportlicher Bewegungsakte
Die Struktur der sportlichen Bewegungsakte gibt eine Phasenstruktur einzelner Bewegungselemente wieder. Hierbei wird grob zwischen Vorbereitungsphase, Hauptphase und Endphase unterschieden. In der Hauptphase findet die Lösung der gestellten Bewegungsaufgabe ihren Platz. Weiterhin werden die Beziehungen (finale, resultative und kausale Relation) der Phasen untereinander beschrieben (nach Olivier/Rockmann, 2003)
2.2.2. Bewegungsrhythmus und Bewegungskopplung
Der Bewegungsrhythmus beschreibt den Kraft-Zeit-Verlauf sowie den Raum-Zeit-Verlauf einer sportlichen Bewegung. Meinel/Schnabel (1998, S.95) sprechen in den Zusammenhang von der „zeitlichen Ordnung und Gewichtsverteilung (Akzentuierung), die für den jeweiligen Bewegungsakt charakteristisch ist“. Der Aspekt der Bewegungskopplung beschreibt die Beziehung der Bewegung verschiedener Teile des Körpers zur Gesamtbewegung.
2.2.3. Bewegungsfluss
Der Bewegungsfluss beschreibt das Ausmaß an Kontinuität des Ablaufs einer sportlichen Bewegung. Das Optimum in der Ausprägung des Bewegungflusses ist dabei stets von der gestellten Aufgabe abhängig ist. Als Verlaufskriterium spielt es vor allem der Bewegungsschulung eine gewichtige Rolle, da durch einen harmonischen Bewegungsfluss mehreren biomechanische Prinzipien Genüge getan wird (Prinzip der Anfangskraft, Prinzip der zeitlichen Koordination von Einzelimpulsen und Prinzip des optimalen Beschleunigungsweges).
2.2.4. Bewegungspräzision
Die Bewegungspräzision gibt wieder, inwiefern eine sportliche Bewegung mit einem vorgegebenen Technikleitbild übereinstimmt. Meinel/Schnabel (1998, S. 131) führen darüber hinaus aus, dass „unter Bewegungspräzision [...] das Verhältnis zwischen Soll- und Ist-Wert, den Grad der Übereinstimmung von im Bewegungsvollzug realisierten Bewegungscharakteristika mit vorgegebenen räumlichen Zielpunkten oder Verlaufskriterien [verstanden wird]. Teilaspekte sind die räumlich orientierte Treff- oder Zielgenauigkeit und die Ablaufgenauigkeit.“
2.2.5. Bewegungskonstanz
Definition Bewegungskonstanz (Meinel/Schnabel, 1998, S. 133): „[Bewegungskonstanz ist der] Grad der Übereinstimmung wiederholt ausgeführter Bewegungsakte – zyklischer wie azyklischer – oder der einzelnen Zyklen innerhalb eines zyklischen Bewegungsaktes in bestimmten Bewegungsparametern bzw. ihren Relationen, in Bewegungsstruktur und den Bewegungsmerkmalen und in den erzielten Ergebnissen.
2.2.6. Bewegungsumfang
Der Bewegungsumfang hat die räumliche Ausdehnung oder die Amplitude einer sportlichen Bewegung zum Objekt. Abgesehen von speziellen Methoden im Hochleistungssport ist der Übende wie der Trainer auf eine vergleichenden Beobachtung und Einschätzung angewiesen.
2.2.7. Bewegungstempo
Das Bewegungstempo beschreibt die Schnelligkeit und die Frequenz von Teil- oder Gesamtbewegungen. Dieses Merkmal besitzt als elementares und gut objektivierbares Merkmal einen gewissen hinführenden Charakter, da sich Fehler oder Ungenauigkeiten im Bewegungstempo meist auch auf Fehler in anderen die Bewegung beeinflussenden Merkmalen (Bewegungsrhytmus, Bewegungskopplung und Bewegungsfluss) gründen. So sich das Merkmal nicht ausschließlich auf das Tempo einer Gesamtbewegung, sondern auf differenzierte Teilbewegungen bezieht, ist der Trainer auch hier auf eine vergleichende Einschätzung angewiesen.
2.3. Zusammenfassung (nach Roth/Willimczik, 1999)
Der primär pädagogisch-praktische Ansatz der morphologischen Betrachtungsweise macht ihren besonderen Wert für die Schule aus. Ohne apparative Vorraussetzungen ist sie unmittelbar der Sportpraxis entlehnt. Ihre Ergebnisse stehen dem Lehrenden und damit auch dem Lernenden direkt zur Verfügung und können damit wirksam und schnell in Bewegungskorrekturen eingearbeitet werden.
Ein Nachteil der morphologischen Betrachtungsweise ist, dass sie sich aufgrund ihrer stets subjektiven Gütemaßstäbe einer konsequenten, wissenschaftlichen Überprüfung entzieht.
3. Die funktionale Betrachtungsweise
3.1. Definition
Ziel einer funktionalen Betrachtungsweise ist stets, die Bewegungsausführung als Mittel zur Problem- bzw. Aufgabenlösung zu interpretieren. Sie setzt voraus, dass die Interpretation von motorischen Prozessen stets „vor dem Hintergrund seiner Bedeutungshaltigkeit“ (Roth/Willimczik, 1999) vorgenommen werden muss. Gegenstand der Betrachtung ist dabei die idealtypisch auszuführende Bewegung und nicht die real ausgeführte Bewegung. Im Rahmen einer solchen Analyse sieht Göhner die im weiteren dargestellten Rahmenbedingungen jeweils im Hinblick auf die spezifische Zielstellung einer sportlichen Bewegung. Dieses sind im Folgenden die „ablaufrelevanten Bezugsgrundlagen“.
3.2. Ablaufrelevante Bezugsgrundlagen
Nach Olivier/Rockmann (2003) versteht Göhner unter den ablaufrelevanten Bezugsgrundlagen Bewegungsziele, Movendumattribute, Objektparameter und situative Bedingungen (Umgebungsbedingungen und Regelbedingungen) als bestimmend für eine Bewegung.
3.2.1. Bewegungsziele
Göhner (1979) unterscheidet elementare, situationsspezifische Bewegungsziele (Endzustandsorientierte, Anfangs- und Endzustandsorientierte oder Verlaufsorientiert) von den situations-unspezifischen Bewegungszielen. Situations-unspezifische Bewegungsziele sind primär solche, die den Ausbau, den Erhalt oder die Wiederherstellung der Belastbarkeit bezogen auf die motorischen Eigenschaften Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Koordination und Beweglichkeit (nach Stemper/Wastl, 1994, S. 6). Weiterhin Können psychische Befindlichkeiten und soziale Verhaltensweisen situations-unspezifsche Bewegungsziele darstellen.
Dagegen beziehen sich situationsspezifische Bewegungsziele stets auf die Bewegungssituation selbst. Göhner (1979) differenziert diese in Endzustandsorientierte, Anfang- und Endzustandsorientierte sowie Verlaufsorientierte Bewegungsziele. Folgende Tabelle (vgl. Tab.1) soll einen kurzen Überblick über elementare situationsspezifische Bewegungsziele im Sport geben.
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- Citar trabajo
- Jochen Schaumburg (Autor), 2006, Die biomechanische Betrachtungsweise in Abgrenzung zur morphologischen und funktionalen Betrachtungsweise, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80874