Die Pubertät gilt als die Phase im Leben eines Menschen, in der er sich sexuell entwickelt und reift, bis er schließlich körperlich und geistig zur Fortpflanzung in der Lage ist.
Doch ist der Begriff „Sexualität“ ausschließlich in Verbindung mit dem Fortpflanzungsgedanken zu verwenden? Masturbation dient nicht der Fortpflanzung, sondern der Triebbefriedigung – und wird trotzdem als Sexualität verstanden. Bereits das Vorspiel vor dem eigentlichen Akt, das den gesamten Körper einbeziehen kann, wird als Sexualität beschrieben.
Zu welchem Verhalten zählt man also die Neugier zum eigenen und zu fremden Körpern in den ersten Lebensjahren, wenn nicht zur Sexualität?
Existiert auch bei Kleinkindern eine Form der Sexualität, die zwar nicht der Fortpflanzung, sehr wohl aber dem Lustgewinn dient? Oder entwickelt sich die menschliche Sexualität mit ihren facettenreichen Bedürfnissen und Befriedigungsformen wirklich erst in der Pubertät?
Bereits bei seinen ersten psychotherapeutischen Behandlungen mit unter Hysterie leidenden Patienten stellte Sigmund Freud während unzähligen Hypnosesitzungen fest, dass die Ursachen hysterischer Symptome oftmals mit lang zurück liegenden sexuellen Ereignissen bzw. Phantasien in Verbindung stehen.
Das war der Anlass für Sigmund Freud, sich intensiv mit den Phasen der psychosexuellen Entwicklung zu befassen. Seine Thesen und Behauptungen sind allerdings oft kritisiert und deswegen häufig erweitert worden, um sie der äußerlich erkennbaren Lebenswelt eines Kindes anzupassen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Begriffsdefinitionen
2.1 Erogene Zone
2.2 Libido
2.3 Psychosexuelle Entwicklung
2.4 Sexualtrieb
2.5 Trieb
3 Die Phasen der psychosexuellen Entwicklung
3.1 Die orale Phase (1. Lebensjahr/ erste 18 Lebensmonate)
3.1.1 Erogene Zonen & Triebbefriedigung
3.1.2 Beitrag zur Entwicklung des Kindes
3.1.3 Orale Bedürfnisse & der spätere Charakter
3.1.4 Kritik
3.2 Die anale Phase (2. und 3. Lebensjahr)
3.2.1 Erogene Zonen & Triebbefriedigung
3.2.2 Beitrag zur Entwicklung des Kindes
3.2.3 Anale Bedürfnisse & der spätere Charakter
3.3 Phallische/ infantil-genitale Phase (3. bis 6. Lebensjahr)
3.3.1 Erogene Zonen & Triebbefriedigung
3.3.2 Beitrag zur Entwicklung des Kindes
3.3.3 Bedürfnisse & der spätere Charakter
3.3.4 Kritik
3.4 Latenzzeit (5./ 6. Lebensjahr bis Pubertät)
3.4.1 Kritik
3.5 Genitale Phase (Pubertät)
4 Fazit
5 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Die Pubertät gilt als die Phase im Leben eines Menschen, in der er sich sexuell entwickelt und reift, bis er schließlich körperlich und geistig zur Fortpflanzung in der Lage ist.
Doch ist der Begriff „Sexualität“ ausschließlich in Verbindung mit dem Fortpflanzungsgedanken zu verwenden? Masturbation dient nicht der Fortpflanzung, sondern der Triebbefriedigung – und wird trotzdem als Sexualität verstanden. Bereits das Vorspiel vor dem eigentlichen Akt, das den gesamten Körper einbeziehen kann, wird als Sexualität beschrieben.
Zu welchem Verhalten zählt man also die Neugier zum eigenen und zu fremden Körpern in den ersten Lebensjahren, wenn nicht zur Sexualität?
Existiert auch bei Kleinkindern eine Form der Sexualität, die zwar nicht der Fortpflanzung, sehr wohl aber dem Lustgewinn dient? Oder entwickelt sich die menschliche Sexualität mit ihren facettenreichen Bedürfnissen und Befriedigungsformen wirklich erst in der Pubertät?
Bereits bei seinen ersten psychotherapeutischen Behandlungen mit unter Hysterie leidenden Patienten stellte Sigmund Freud während unzähligen Hypnosesitzungen fest, dass die Ursachen hysterischer Symptome oftmals mit lang zurück liegenden sexuellen Ereignissen bzw. Phantasien in Verbindung stehen. (Elhardt, 1998, S.69)
Das war der Anlass für Sigmund Freud, sich intensiv mit den Phasen der psychosexuellen Entwicklung zu befassen. Seine Thesen und Behauptungen sind allerdings oft kritisiert und deswegen häufig erweitert worden, um sie der äußerlich erkennbaren Lebenswelt eines Kindes anzupassen.
In dieser Arbeit sollen die Phasen der psychosexuellen Entwicklung nach Freud dargestellt werden. Dabei dreht es sich in den einzelnen Phasen um die körperliche Fixierung auf die jeweiligen erogenen Zonen, wie Triebe befriedigt werden und was passieren kann, wenn diese Triebe unzureichend oder übermäßig befriedigt werden.
Auch die Kritik an Freud soll kurz angeschnitten werden, zumal die Phasen der psychosexuellen Entwicklung durch viele weitere Forscher wie Erik Erikson und Margret Mahler untersucht und ergänzt wurden. Durch die Fülle an Kritik sollen allerdings nur einige wenige Punkte beachtet werden.
2 Begriffsdefinitionen
2.1 Erogene Zone
Erogene Zonen sind diejenigen körperlichen Bereiche, die sexuelle Erregung verschaffen können. Im engeren Sinne zählen dazu die orale, die anale, die urogenitale sowie die Brust-Zone. Im weiteren Sinn kann die gesamte Hautoberfläche bzw. der ganze Körper als erogene Zone angesehen werden. (Auchter & Strauss, 1999, S.61)
Je nach psychosexueller Entwicklungsphase werden bestimmte erogene Zonen mit Libido-Energie besetzt.
2.2 Libido
Die Libido gilt als eine hypothetische psychische Energie, die unspezifisch und leicht verschiebbar ist und deren Quelle im Körper bzw. im triebgesteuerten Es liegt. Diese Energie verknüpft das Körperliche mit dem Seelischen und zeigt sich im Zusammenhang mit den spezifischen Zonen der jeweiligen psychosexuellen Entwicklungsphase oder dem Objekt, in das die Libido investiert wird. (Auchter & Strauss, 1999, S.97f.)
Die Klebrigkeit der Libido beschreibt dabei die Fixierung der Libido an ein Objekt oder eine Entwicklungsstufe, wodurch meist die weitere Entwicklung behindert wird. (Auchter & Strauss, 1999, S.98)
2.3 Psychosexuelle Entwicklung
Die psychosexuelle Entwicklung besteht nach Freud sowohl im phasenhaften Dazukommen immer neuer erogener Zonen als auch im Aufbau der Persönlichkeitsstruktur. (Flammer, 1996, S. 71)
Die Phasen folgen dabei nicht in konkreten Abschnitten aufeinander, sondern gehen fließend ineinander über. (Brenner, 1999, S.33)
Ebenso sind die Altersangaben nur grobe Richtwerte, da sie je nach Geschlecht, Milieu und persönlichen Voraussetzungen schwanken können und vom gesellschaftlichen Wandel beeinflusst werden. (Brühlmeier, 2004)
Sexualität im weiteren Sinne, das heißt der Lustgewinn aus unterschiedlichen Körperregionen, ist also nicht nur für Erwachsene relevant, sondern auch für Kleinkinder. (Mentzos, 1994, S.89)
Diese in verschiedenen erogenen Zonen befriedigten Partialtriebe verschmelzen letztendlich zum Genitaltrieb.
2.4 Sexualtrieb
Der Sexualtrieb dient einerseits der Reproduktion der Spezies, andererseits aber auch der Befriedigung der Lust. Infantile Sexualität, das heißt orale und anale Erotik, dient ausschließlich der Triebbefriedigung.
Der Sexualtrieb kann sich auch in Verhaltensweisen äußern, die nicht direkt mit körperlicher Sexualität in Verbindung stehen, zum Beispiel beim Zeichnen oder Musizieren. (Auchter & Strauss, 1999, S.145)
Freud betrachtet den Sexualtrieb als Basis des Seelenlebens, psychoanalytisch dient die Sexualität dementsprechend auch dem Lustgewinn aus körperlichen Funktionen, die nichts mit den Genitalien zu tun haben. Daher unterscheidet er zwischen „sexuell“ und „genital“. (Fellner, 2004)
2.5 Trieb
Triebe sind dynamische Prozesse, die den Organismus dazu führen, ein bestimmtes Ziel anzustreben. Als Triebquelle gilt ein Körperreiz - eine innere Spannung, die mit Hilfe eines Objektes aufgehoben werden soll. (Auchter & Strauss, 1999, S.158)
3 Die Phasen der psychosexuellen Entwicklung
„[…] In dieser Absicht werden fast alle infantilen Sexualbetätigungen dem Kinde verboten und verleidet; man setzt sich das ideale Ziel, das Leben des Kindes asexuell zu gestalten, und hat es im Laufe der Zeit endlich dahin gebracht, dass man es wirklich für asexuell hält, was dann die Wissenschaft als ihre Lehre verkündet.“
(Freud, 1969, S.308)
3.1 Die orale Phase (1. Lebensjahr/ erste 18 Lebensmonate)
3.1.1 Erogene Zonen & Triebbefriedigung
„Das Wonnesaugen ist mit voller Aufzehrung der Aufmerksamkeit verbunden, führt entweder zum Einschlafen oder selbst zu einer motorischen Reaktion in einer Art von Orgasmus.“
(Freud, 1972, S.87)
Im ersten Lebensjahr nimmt das Kind mit Hilfe der Haut, der Lungen und in besonderem Maße mit dem Mund Kontakt zur Umwelt auf. (Mentzos, 1994, S.91)
In der oralen Phase werden also insbesondere die Mundschleimhäute und die Lippen als erogene Zonen empfunden. Erregung und Triebbefriedigung werden durch Saugen, Kauen, Schlucken und Berühren erreicht – in der Kindheit also bspw. durch Trinken, Essen und Lutschen. Orale Befriedigung verschafft man sich später bspw. durch Küssen oder Rauchen. (Freud, 1969, S.310) (Flammer, 1996, S. 71) (Auchter & Strauss, 1999, S.117) (Kriz, 2001, S.30)
Mit der Brust der Mutter wird die erste Objektbeziehung eingegangen, mit Hilfe derer der primäre Narzissmus, die völlige Selbstfokussierung der Libido, überwunden wird. Dabei entsteht eine ambivalente Beziehung zur Mutter: einerseits wird sie als nährend und die Bedürfnisse befriedigend erfahren, andererseits als die Bedürfnisbefriedigung versagend. (Freud, 1969, S.310) (Brühlmeier, 2004)
In der oralen Phase gibt es sowohl einen passiven als auch einen aktiven, den so genannten oral-sadistischen Aspekt. Laut Freud setzt die aktive Stufe später ein als die passive, da sie das Vorhandensein der Zähne zum Beißen erfordert, wohingegen in der passiven Stufe nur gesaugt wird. (Flammer, 1996, S. 71) (Auchter & Strauss, 1999, S.117)
Die orale Triebbefriedigung kann ab der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres auch autoerotisch, zum Beispiel durch Daumenlutschen, erreicht werden. (Kriz, 2001, S.30)
3.1.2 Beitrag zur Entwicklung des Kindes
Während der oralen Phase baut das Kind zu seiner Mutter das Urvertrauen auf, wenn es die Erfahrung macht, dass es von seiner Mutter angenommen wird, seine Bedürfnisse meist wie selbstverständlich befriedigt werden und wenn es sich emotional geborgen fühlt. (Brühlmeier, 2004)
Natürlich ist auch der entgegengesetzte Fall eines Urmisstrauens möglich. Das Verhalten der wichtigsten Bezugsperson Mutter ist also maßgeblich für die Bindung zu ihrem Kind: Ablehnung, Schwanken zwischen Verwöhnung und Abneigung, ängstlich übertriebene Besorgnis sowie Stimmungsschwankungen können die Bindung empfindlich schwächen. (Süss, 2003)
Das Urvertrauen stützt ein Leben lang die positive Empfindung des eigenen Schaffens. Das Urmisstrauen hingegen führt zu einer Grundgestimmtheit, die durch Pessimismus, Verweigerung und Selbstablehnung geprägt ist. (Brühlmeier, 2004)
Auf Basis des Urvertrauens und dem seelischen Einverleiben der Mutter können Frustrationen und Hasserlebnisse besser überwunden werden. (Elhardt, 1998, S.78)
3.1.3 Orale Bedürfnisse & der spätere Charakter
Der Mund dient dem Kennenlernen einer grundlegenden Lebensgebärde, dem Einverleiben und Aufnehmen. Es erfolgt eine Wandlung vom Bekommen (oral-passiv) zum Sich-Nehmen (oral-aggressiv) in der oral-sadistischen Stufe. (Elhardt, 1998, S. 76)
Das oral-passive Motto des Besitzstrebens lautet dabei: „Je mehr ich bekomme, umso mehr habe ich“; das oral-aggressive „Ich bin nicht passiv abhängig, ich kann mir etwas nehmen“. (Elhardt, 1998, S. 81)
Wie ein Kind die Modalität des Einverleibens erlebt, kann sein Verhältnis dazu während seines gesamten Lebens beeinflussen.
Muss ein Kind bspw. immer erst lange schreien, bis es die Brust bekommt, kann es ein gestörtes Verhältnis zum Aufnehmen, also auch zum Lernen, entwickeln. Es herrscht das Grundgefühl, stets zu kurz zu kommen, was in Gier zum Ausdruck kommen kann. (Brühlmeier, 2004)
Diese Störung kann auch in Form von Süchten in Erscheinung treten – es wird endlos viel Alkohol oder Tabak „einverleibt“, um sich in einen kindlichen Zustand der Verantwortungslosigkeit zurück zu versetzen. (Brühlmeier, 2004)
Laut Freud gibt es neben dem Aufnehmen noch weitere Funktionen des Oralen: Festhalten, Beißen, Ausspeien, Schließen. Auch wenn die anderen oralen Bedürfnisse inadäquat befriedigt werden, das heißt exzessiv oder gar nicht, kann dies ein Leben lang den Charakter bestimmen. (Flammer, 1996, S. 71f.)
Diese Störung kann demnach im späteren Leben auf unterschiedliche Weise in Erscheinung treten: das Festhalten kann sich in Zielstrebigkeit äußern, das Beißen in Sarkasmus, das Ausspeien in Ablehnung und das Schließen in Introversion. (Flammer, 1996, S. 72)
Ein oraler Charakter, das heißt eine Fixierung in der oralen Phase, ist meist fordernd und triebhaft. Symptome finden sich in Sprach- und Essstörungen wie bspw. übermäßigem Trinken, Essen und Rauchen. Des Weiteren können Gier, aber auch Großzügigkeit sowie extreme Ausprägungen von Optimismus und Pessimismus für einen oralen Charakter typisch sein. (Auchter & Strauss, 1999, S.48) (Kriz, 2001, S.33)
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- Arbeit zitieren
- Eva Schade (Autor:in), 2006, Phasen der psychosexuellen Entwicklung nach Sigmund Freud , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80825
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