Zora Neale Hurston lebte von 1891-1960 und war eine der bedeutendsten afroamerikanischen Autoren. Noch heute gelten ihre Werke als einzigartig. Sie beschrieb in ihren Arbeiten die afroamerikanische Kultur, das alltägliche Leben, die Träume, Wünsche und Ängste der Schwarzen in Amerika. Auch Hurston selbst zählt bis heute zu den wichtigsten kulturellen Vertretern ihrer Zeit. Einen besonders hohen Stellenwert genoss sie in der Zeit der Harlem Renaissance, einer Bewegung der 20er Jahre in Amerika, die das kulturelle Leben der Afroamerikaner veränderte. Da Hurston selbst aus den Südstaaten Amerikas stammte, verstand sie es wie kein Zweiter das black life zu beschreiben. Ihre Herkunft wurde Grundlage vieler ihrer Werke färbte ihre Ansicht des Lebens in Amerika.
Hurston wurde oft als produktivste afroamerikanische Autorin Amerikas beschrieben. Hurstons Lebenswerk beinhaltet vier Romane, zwei Folkloresammlungen, zwei Schauspiele und eine Autobiographie. Außerdem schrieb sie zahlreiche Kurzgeschichten und veröffentlichte viele Artikel in verschiedenen Zeitschriften.
Mit dieser Arbeit soll Zora Neale Hurstons besonderer Stellenwert herausgearbeitet werden. Zunächst wird dafür in einer biographischen Darstellung ihre allgemeine Bedeutung, danach ihre besondere Bedeutung für die Harlem Renaissance beschrieben. Als drittes und eigentliches Thema soll Hurstons Verständnis der afroamerikanischen Identität erläutert und dieses an drei Beispielen ihrer Werke deutlich gemacht werden.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Biographie
2. Die Harlem Renaissance und Hurstons Bedeutung für die Harlen Renaissance
3. Hurstons Verständnis der Black Identity
3.1 “Characteristics of Negro Expression“
3.2 “Spunk“
3.2.1 Inhalt
3.2.2 “Spunk“ in Verbindung zu “Characteristics of Negro Expression“
3.2.3 “Spunk“ in Verbindung zu Alan Lockes “The New Negro“
3.3 “How It Feels To Be Colored Me”
Schluss
Literaturverzeichnis
Einleitung
Zora Neale Hurston lebte von 1891-1960 und war eine der bedeutendsten afroamerikanischen Autoren. Noch heute gelten ihre Werke als einzigartig. Sie beschrieb in ihren Arbeiten die afroamerikanische Kultur, das alltägliche Leben, die Träume, Wünsche und Ängste der Schwarzen in Amerika. Auch Hurston selbst zählt bis heute zu den wichtigsten kulturellen Vertretern ihrer Zeit. Einen besonders hohen Stellenwert genoss sie in der Zeit der Harlem Renaissance, einer Bewegung der 20er Jahre in Amerika, die das kulturelle Leben der Afroamerikaner veränderte. Da Hurston selbst aus den Südstaaten Amerikas stammte, verstand sie es wie kein Zweiter das black life zu beschreiben. Ihre Herkunft wurde Grundlage vieler ihrer Werke färbte ihre Ansicht des Lebens in Amerika.
Hurston war jedoch nicht nur Autorin. Sie entdeckte während ihres Studiums ihr Interesse für Anthropologie und wurde zur ersten afroamerikanischen Folkloresammlerin. Sie wusste, dass sie mit ihrer Arbeit als Autorin auf der einen und der Anthropologie auf der anderen Seite immer ein Risiko einging. Das Risiko, für die Experten nicht wissenschaftlich genug, für das allgemeine Publikum aber zu undurchsichtig zu sein. Dennoch gab sie keine ihrer Leidenschaften während ihres Lebens auf.
Hurston wurde oft als produktivste afroamerikanische Autorin Amerikas beschrieben. Hurstons Lebenswerk beinhaltet vier Romane: “Jonah’s Gourd Vine” (1934), “Their Eyes Were Watching God” (1937), “Moses, Man of the Mountain” (1939) und “Seraph on the Suwanee” (1948); zwei Folkloresammlungen: “Mules and Man” (1935) und “Tell My Horse” (1938); zwei Schauspiele: “Color Struck” (1925) und “Mule Bone: A Comedy of Negro Life in Three Acts” (1931), welches sie zusammen mit dem Lyriker/Poet Langston Hughes schrieb; und eine Autobiographie: “Dust Traks on a Road” (1942). Außerdem schrieb sie zahlreiche Kurzgeschichten und veröffentlichte viele Artikel in verschiedenen Zeitschriften. Die meisten ihrer Kurzgeschichten wurden zwischen 1924 und 1926 veröffentlicht.
Mit dieser Arbeit möchte ich Zora Neale Hurstons besonderen Stellenwert herausarbeiten. Ich werde zunächst in einer biographischen Darstellung ihre allgemeine Bedeutung, danach ihre besondere Bedeutung für die Harlem Renaissance beschreiben. Als drittes und eigentliches Thema meiner Hausarbeit möchte ich Hurstons Verständnis der afroamerikanischen Identität erläutern und dieses an drei Beispielen ihrer Werke deutlich machen.
1. Biographie
Zora Neale Hurston wurde am 07. Januar 1891 in Notasulga, Alabama geboren und wuchs ab ihrem zweiten Lebensjahr in Eatonville, Florida, der ersten amtlich eingetragenen, ausschließlich von Afroamerikanern bewohnten Stadt Amerikas auf (Bryant 9, Hemenway “HR Remembered” 192).
In Hurstons Beschreibungen ihrer Kindheit sprach sie oft von Armut und Entbehrungen, sie führten jedoch eigentlich ein solides Leben der Mittelklasse und konnte das Prestige einer Pfarrerstochter genießen (Bordelon 5). Als ihre Mutter, die großen Wert auf eine gute Ausbildung all ihrer Kinder gelegt hatte und zu der Hurston ein sehr gutes Verhältnis hatte, 1904 starb, entschied sich Hurston bald darauf die Familie zu verlassen. Sie lebte in den nächsten Jahren bei verschiedenen Verwandten und nahm diverse Gelegenheitsjobs an, weshalb sie die Schule nicht mehr regelmäßig besuchen konnte (Bryant 15-17, Hemenway “HR Remembered” 193). Erst im Alter von 27 Jahren konnte sie an der Morgan Academy in Baltimore ihren Abschluss nachholen und begann anschließend ein Studium an der Howard University in Washington D.C. (Dawson 164). Nachdem Hurston bei einem Literaturwettbewerb der Zeitschrift “Oppotunity” den zweiten Platz gewann, ermutigte sie der Herausgeber der Zeitschrift, Charles S. Johnson, nach New York zu kommen. Dort erhielt sie Dank der Hilfe von Fannie Hurst und Annie Nathan Meyer ein Stipendium und konnte ihr Studium am Bernard College der Columbia University fortsetzen (Bordelon 10). Hurston lernte in New York die Kultur Harlems kennen und wurde als Autorin Teil der so genannten Harlem Renaissance (Bryant 23). Sie begann sich, hauptsächlich durch den Einfluss des berühmten Anthropologen Franz Boas, allerdings auch mehr und mehr für Anthropologie zu interessieren und wurde von Boas in diesem Bereich ausgebildet (Bordelon 10). Nachdem sie ihren Abschluss am Bernard College erlangt hatte, ging sie 1928 für insgesamt vier Jahre zurück nach Eatonville um dort afroamerikanische Folklore zu sammeln (Bordelon 10). Sie war die erste Afroamerikanerin, die afroamerikanische Folklore veröffentlichte (Dawson164).
In den darauf folgenden Jahren schrieb Hurston mehrere, sowohl fiktionale als auch wissenschaftliche, auf ihrer Arbeit als Anthropologin basierende, Romane, Essays, Kurzgeschichten und Theaterstücke. Sie arbeitete während der großen Wirtschaftskrise für ein Theaterprojekt der “Works Progress Administration”, einer Institution, die von der Regierung gebildet wurde um Künstlern zu dieser Zeit Arbeit zu geben (Bryant 25-29, 43-45, 49). Außerdem konnte sie durch ein weiters Forschungsstipendium Reisen in die Karibik unternehmen um dort Voodoo, ein anderes Gebiet an dem sie großes Interesse zeigte, zu erforschen (Bryant 49).
Hurston erhielt einerseits mehrere Auszeichnungen für ihre Arbeiten, wurde andererseits allerdings oft stark kritisiert, daher war es immer schwer für sie, durch den Verkauf von Büchern oder das Veröffentlichen von Aufsätzen genug Geld zum Leben zu verdienen (Bryant 55-56). Aufgrund dessen musste Hurston in den 40er und 50er Jahren erneut einige Gelegenheitsarbeiten annehmen (Dawson 165). Ihre Arbeit als Autorin setzte sie jedoch den Rest ihres Lebens fort (Bryant 54).
In 1959 erlitt Hurston einen schweren Schlaganfall. Aufgrund ihrer finanziellen Probleme kam sie in ein Sozialpflegeheim in Fort Pierce, in dem sie am 28. Januar 1960, im Alter von 69 Jahren starb (Dawson 165). Hurston wurde in einem anonymen Grab auf dem Friedhof von Fort Pierce beigesetzt (Bryant 57).
2. Die Harlem Renaissance und Hurstons Bedeutung für die Harlem Renaissance
Als Harlem Renaissance wird die kulturelle Bewegung afroamerikanischer Künstler bezeichnet, die in den 20er Jahren in Amerika, vor allem im New Yorker Stadtteil Harlem, stattfand (Gates “Harlem Renaissance” 953).
Ausgelöst wurde diese Bewegung durch die Abwanderung, die so genannte Great Migration, zahlreicher Afroamerikaner aus den Südstaaten in den Norden Amerikas (West 123). Viele von ihnen sahen in der Migration die einzige Möglichkeit sich und ihren Kinder ein besseres Leben zu ermöglichen (Gates “Harlem Renaissance” 954). Hauptsächlich siedelten sich die Afroamerikaner in großen Städten wie Chicago, Philadelphia oder New York an um dort Arbeit zu finden (Gates “Harlem Renaissance” 954). Besonders im New Yorker Stadtteil Harlem ließen sich neben einfachen Arbeitern auch zahlreiche Politiker, Schriftsteller, Maler, Musiker und andere Künstler nieder, wodurch Harlem schnell zu einem zentralen Punkt der wichtigsten afroamerikanischen kulturellen und politischen Organisationen wurde (Gates “Harlem Renaissance” 955, West 123). Der Ruf nach einer kulturellen Renaissance, die dem Rest der Welt und besonders den weißen Amerikanern, die Genialität afroamerikanischer Künstler zeigen sollte, wurde immer lauter. Durch das Engagement der einzelnen Künstler und Organisationen soziale und politische Fortschritte für Afroamerikaner sowie eine Entwicklung der literarischen und künstlerischen Traditionen zu erreichen, wurde das New Negro Movement, das heute als Harlem Renaissance bezeichnet wird, geboren (Gates “Harlem Renaissance” 955). Die große Menge an Werken die die Künstler in diesen Jahren schufen, machte die Harlem Renaissance zum innovativsten, interessantesten und einem der wichtigsten Abschnitte in der Geschichte der afroamerikanischen Kunst (Bryant 23). Einen wesentlichen Einfluss auf die Bewegung hatte die von Alan LeRoy Locke herausgegebene Anthologie “The New Negro”, welche oft als Grundsatzprogramm dieser Ära verstanden wird (Hemenway “Zora Neale Hurston” 39). In ihr versammelte Locke Prosa, Lyrik, Theaterstücke und Essays der neuen Generation afroamerikanischer Schriftsteller, unter ihnen zum Beispiel Langston Hughes (Gates “Harlem Renaissance” 955, Bryant 23). Neben Hughes sind beispielsweise Countee Cullen, Jean Toomer, Wallace Thurman und Aaron Douglas wichtige Künstler, die aus der Harlem Renaissance Bewegung hervorgingen (Bryant 23). Als wichtigste weibliche Vertreterin gilt Zora Neale Hurston (Hemenway “HR Remembered” 194).
Hurston ging in 1925 nach New York (Bryant 25). Obwohl sie somit erst am Ende der Great Migration in Harlem eintraf und nach zwei Jahren bereits wieder zurück nach Florida ging, war sie eine der wichtigsten und denkwürdigsten Persönlichkeiten der Harlem Renaissance (Hemenway “HR Remembered” 194-195, Hemenway “Zora Neale Hurston” 36). Sie beteiligte sich an den historischen und kulturellen Einflüssen, die die Bewegung zu einem identifizierbaren Moment der Amerikanischen Geschichte machten und half die ästhetischen Thesen dieser Zeit zu formen (Hemenway “Zora Neale Hurston” 36). Hurston wurde schnell zu einer der wunderbarsten, wenn auch manchmal exzentrischen Figuren und einer brillianten Erzählerin der Harlem Renaissance (Hemenway “HR Remembered” 194). Die meisten Künstler der Bewegung kamen aus dem Norden Amerikas. Im Gegensatz zu ihnen, war Hurston als Südstaatlerin eine der wenigen Beteiligten, denen der ländliche Süden, der Ursprung der Afroamerikaner vertraut war. Sie repräsentierte ein zwar bekanntes, jedoch wenig erforschtes Segment des black life und machte die Menschen auf die Fülle des afroamerikanischen Kulturerbes aufmerksam (Hemenway “HR Remembered” 195). Sie war die Künstlerin der Harlem Renaissance die mit dem black folklife am engsten verbunden war (Hemenway “Zora Neale Hurston” 51). Durch ihre Ausbildung in Anthropologie am Bernard College war es Hurston möglich ihre Kultur sowohl emotional als auch analytisch, als Subjekt und Objekt zu betrachten (Hemenway “HR Remembered” 195).
Hurston war ein New Negro des New Negro Movements, jedoch kein Revolutionär. Vielmehr wurde sie durch die Bewegung zu einem Teil Amerikas und stellte sicher, dass ihre Stimme und Kritik gehört wurden (Hemenway “Zora Neale Hurston” 37).
3. Hurstons Verständnis der Black Identity
Bereits die Tatsache, dass Hurston in einer ausschließlich schwarzen Gemeinde aufwuchs prägte ihre Einstellung zum Leben in Amerika sowie zu individuellen Möglichkeiten Erfolg zu erlangen und formte ihr Verständnis der Black Identity. Ihre Herkunft wurde folglich zur Grundlage vieler ihrer Werke; die Musik der Samstagabende, das Sonntagsgebet, das Singen, Arbeiten, die Liebe und das Leiden des black rural life wurden fruchtbare Quellen ihrer Vorstellungskraft (Dawson 163, Hemenway „HR Remembered“ 193).
Besonders in ihren Folkloresammlungen und Aufsätzen über Anthropologie, die den Lesern einen Einblick in einen brillanten Teil menschlicher Kultur ermöglichen sollten, wird Hurstons Verständnis der Black Identity deutlich (Bryant 33). Was Hurston immer wieder betonte, war, dass sie nicht besonders an den Afroamerikanern als Rasse, sondern den einzelnen Individuen, egal ob Schwarz oder Weiß, interessiert war:
“I have ceased to think in terms of race; I think only in terms of individuals. I am interested in you now, not as a Negro man but as a man. I am not interested in the race problem, but I am interested in the problems of individuals, white ones and black ones.” (Ford 8).
Von extremen, politischen Ansichten und Organisationen, die die Afroamerikaner aufforderten sich als Rasse zu sehen, die schwarze Lebensart zu verteidigen und gegen Rassismus und Unterdrückung zu kämpfen, distanzierte sich Hurston (Washington 132). Auch mit politischen Äußerungen, besonders in ihren frühen und anthropologischen Werken, hielt sie sich zurück. Sie lehnte es ab die damals vorherrschende Meinung über Verbesserungen sozialer Verhältnisse der Afroamerikaner von anderen zu übernehmen (Dawson 164-165). Auch ihre Veröffentlichungen in denen sie offen über Rassismus sprach waren meist nicht beleidigend, sondern stellten Diskriminierung als Konsequenz Weißer Ernüchterung dar. Einzig mit ihrem Artikel “Crazy for This Democracy“ entfesselte sie große Kritik am Ausnutzen bestimmter ethnischer Gruppen durch Amerika (Dawson 165).
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- Arbeit zitieren
- Elisabeth Adam (Autor:in), 2006, Die Harlem Renaissance - Zora Neale Hurstons Verständnis der afroamerikanischen Identität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80742
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