Die Sprachphilosophie beschäftigt sich mit dem Untersuchen und Auffinden von Thesen zu Ursprung, Wesen und Funktion der Sprache. Im Sinne dieser Aufgaben wende ich mich in meiner Hausarbeit dem Phänomen der Metapher zu. Als Primärtexte habe ich einerseits das Werk „Leben in Metaphern“ von Johnson und Lakoff gewählt, andererseits von Friedrich Nietzsche den Text „Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn“. Beide Texte formulieren grundsätzlich die Theorie, dass Metaphern nicht nur als ornamentale und rhetorische Figuren genutzt werden, sondern im Denken und Handeln des Menschen eine konzeptuelle Rolle einnehmen. Ich habe beide Theorien analysiert und miteinander hinsichtlich der Kriterien Subjektivität, Objektivität und Perspektivismus verglichen. Das Ziel meiner Untersuchung war darzustellen, inwieweit sich beide Theorien gleichen und Unterschiede herauszuarbeiten.
Nach der allgemeinen Definition des Begriffes der Metapher und ihrer geschichtlichen Einbettung werden im Kapitel 2.2 verschiedene Typologisierungsmodelle beschrieben, um darzustellen, wie vielfältig, mittels unterschiedlicher Kriterien, die Metapher eingeordnet werden kann. Die Theorie der konzeptionellen Metapher wird im Kapitel 3 auf ihre Haltbarkeit geprüft. Das geschieht unter Berücksichtigung der Metaphern-Typen bei Lakoff und Johnson. Weiterführend wird geklärt, wie Lakoff und Johnson sich die Grundlagen der menschlichen Konzeption vorstellen. Im Kapitel 3.3 analysiere ich den Wahrheitsbegriff, welcher der Theorie „Leben in Metaphern“ zugrunde liegt.
Im Kapitel 4 wird die Anthropomorphismus-Theorie von Nietzsche vorgestellt und als konsequentere Einordnung der Metapher in den menschlichen Sprachgebrauch interpretiert. Ziel der Arbeit ist es zu zeigen, dass Lakoff und Johnson, so sie ihre Theorie konsequenter fortführten, mit der nietzscheanischen Anthropomorphismus-Theorie übereinstimmten und ihr Konzept eines „Mythos der Erfahrung“ (Leben in Metaphern S. 263) nichts anderes meint, als die Perspektivismus-Theorie bei Friedrich Nietzsche.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definitionen und Typologien der Metapher
2.1 Definitionen des Begriffs der Metapher
2.2 Typologien der Metapher
3. Die Theorie der konzeptuellen Metapher
3.1 Metaphorische Konzepte
3.1.1 Orientierungsmetaphern
3.1.2 Ontologische Metaphern
3.1.3 Strukturmetaphern
3.1.4 Unkonventionelle Metaphern
3.2 Die Grundlagen unseres Konzeptsystems
3.3 Wahrheitsbegriff bei Lakoff und Johnson
4. Nietzsches Sprachkritik als Theorie der „Metapher“
4.1 Nietzsches Idee des Anthropomorphismus
5. Schluss
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Sprachphilosophie beschäftigt sich mit dem Untersuchen und Auffinden von Thesen zu Ursprung, Wesen und Funktion der Sprache. Im Sinne dieser Aufgaben wende ich mich in meiner Hausarbeit dem Phänomen der Metapher zu. Als Primärtexte habe ich einerseits das Werk „Leben in Metaphern“ von Johnson und Lakoff gewählt, andererseits von Friedrich Nietzsche den Text „Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn“. Beide Texte formulieren grundsätzlich die Theorie, dass Metaphern nicht nur als ornamentale und rhetorische Figuren genutzt werden, sondern im Denken und Handeln des Menschen eine konzeptuelle Rolle einnehmen. Ich habe beide Theorien analysiert und miteinander hinsichtlich der Kriterien Subjektivität, Objektivität und Perspektivismus verglichen. Das Ziel meiner Untersuchung war darzustellen, inwieweit sich beide Theorien gleichen und Unterschiede herauszuarbeiten.
Nach der allgemeinen Definition des Begriffes der Metapher und ihrer geschichtlichen Einbettung werden im Kapitel 2.2 verschiedene Typologisierungsmodelle beschrieben, um darzustellen, wie vielfältig, mittels unterschiedlicher Kriterien, die Metapher eingeordnet werden kann. Die Theorie der konzeptionellen Metapher wird im Kapitel 3 auf ihre Haltbarkeit geprüft. Das geschieht unter Berücksichtigung der Metaphern-Typen bei Lakoff und Johnson. Weiterführend wird geklärt, wie Lakoff und Johnson sich die Grundlagen der menschlichen Konzeption vorstellen. Im Kapitel 3.3 analysiere ich den Wahrheitsbegriff, welcher der Theorie „Leben in Metaphern“ zugrunde liegt.
Im Kapitel 4 wird die Anthropomorphismus-Theorie von Nietzsche vorgestellt und als konsequentere Einordnung der Metapher in den menschlichen Sprachgebrauch interpretiert. Ziel der Arbeit ist es zu zeigen, dass Lakoff und Johnson, so sie ihre Theorie konsequenter fortführten, mit der nietzscheanischen Anthropomorphismus-Theorie übereinstimmten und ihr Konzept eines „Mythos der Erfahrung“ (Leben in Metaphern S. 263) nichts anderes meint, als die Perspektivismus-Theorie bei Friedrich Nietzsche.
2. Definitionen und Typologien der Metapher
In diesem Kapitel soll die Metapher zunächst hinsichtlich ihres geschichtlichen Ursprungs definiert werden.
Der Ausdruck „Metapher“ geht etymologisch auf das griechische „metaphorá“ zurück, das zusammengesetzt ist aus „metá“ (über) und „phérein“ (tragen). Wörtlich entspräche dem Kompositum das deutsche Äquivalent „Übertragung“. Das Lateinische kennt als Äquivalente für den griechischen Terminus „Metaphora“ sowohl „translatio“ als auch „metaphora“. In neueren Sprachen hat sich das griechische Lehnwort durchgesetzt: „metaphor“ (engl.), „métaphore“ (frz.), „metafora“ (ital.), „metáfora„ (span.).
2.1 Definitionen des Begriffs der Metapher
Die noch heute bekannte Bestimmung der Metapher als „verkürztes Gleichnis“ geht auf Cicero zurück, der sich an Aristoteles anlehnt und die Metapher in Abgrenzung zum echten und vollständigen Gleichnis (lat: „similitudo“; Äquivalent zu griech. „eikon“) charakterisiert: „Similitudinis est ad verbum unum contracta brevitas.“[1] Eine verwandte Bestimmung nimmt Quintilian vor: „In totum autem metaphora brevior est similitudo.“[2] Quintilians Ausführungen zur Metapher sind darüber hinaus vor allem deshalb signifikant, weil er die quantitative und damit auch qualitative Bedeutung der Metapher für den Sprachgebrauch insgesamt erfasst: „Paene iam quidquid loquimur figura est.“[3]
In rhetorischer Tradition gilt die Metapher als „uneigentliche“ Redeweise und hat nur eine ornamentale und persuasive Funktion. Sie ist stets durch einen eigentlichen Ausdruck ersetzbar (vgl. Substitutionstheorie).
Der Kern einer Metapher ist eine Analogie, eine Entsprechung zwischen Verhältnissen. Sie wird daher als elliptisches Gleichnis, als Vergleich ohne „wie“ bezeichnet. Bei den zu vergleichenden Dingen wird auf eine bestehende Ähnlichkeit zurückgegriffen (Epiphor) oder es wird eine neue Ähnlichkeit hergestellt (Diaphor).
Nun sagt die Metapher, versteht man sie als Prädikation, nicht nur aus: „Dies ist das“, sondern sie vermittelt zugleich auch das Bewusstsein des Gegenteils: „Dies ist das nicht.“ Letzteres bedingt bei der Beschreibung von Metaphern, dass man sie gern als „uneigentlich“ charakterisiert - so, als gebe es einen ersatzweise verwendbaren eigentlichen Ausdruck. Zu Recht ist konstatiert worden, in jedem Gebrauch von Metaphern sei ein Negationselement enthalten (Kurz 1982, S.21).
Bei Metaphernkonstruktionen kann genauer unterschieden werden zwischen einem primären Gegenstand, dem eine neue Bedeutung verliehen wird (Achill), und dem sekundären Gegenstand (Löwe), der in der Regel aus einem vertrauten Lebensbereich stammt. Der Leser/ Hörer verbindet so ein kontextabhängiges System von miteinander assoziierten Gemeinplätzen (z.B. darüber, was einen Löwen ausmacht). Einige dieser Gemeinplätze werden nun organisiert und als Filter benutzt, durch den hindurch der erste Gegenstand gesehen wird.
Nach der allgemeinen Definition der Metapher sollen nun unterschiedliche Kategorisierungsmöglichkeiten aufgezeigt werden, die deutlich machen, nach welchen vielfältigen Kriterien Metaphern eingeordnet werden können und wie wenig diese Kategorien einzeln die Metapher als solche charakterisieren.
2.2 Typologien der Metapher
Im Allgemeinen, d.h. in sprachwissenschaftlichen Lexika (Metzler, Bußmann), unterscheidet man folgende Klassen von Metaphern: die absolute Metapher, die sich bildreich verselbstständigt, so dass das Assoziationsgefüge nicht mehr eindeutig aufzuschlüsseln ist, die innovative Metapher, die konventionelle lebendige Metapher mit situativem Bezug und die konventionelle tote Metapher, die zum Begriff mit eindeutiger Bedeutung erstarrt ist (Katachrese).
Es gibt unbewusste Metaphern (notwendige), die für Lücken im semantischen Katalog eintreten, wenn die Sprache für die Bezeichnung einer Sache keine eigentliche Benennung kennt (z.B. Übertragung aufgrund von bildhaften Gemeinsamkeiten = Fluss-Arm, Fuß des Berges, Stuhl-Bein [Katachrese]) und bewusste, akzidentiell gebildete Metaphern. Letztere werden ihrer poetisch-stilistischen Wirkung wegen gesetzt, da sie insbesondere in der dichterischen Sprache durch Analogie und Assoziation eine zusätzlich expressive Tiefendimension erschließen, den Bedeutungsraum erweitern und mit der Übertragung, neben der Information, emotionale Wirkungen und bildhafte Vorstellungen wecken. Hier erscheint die Metapher deshalb als ein besonderes Kennzeichen schöpferischer Phantasie, sie kann für den Grad der Versinnlichung und der Vergeistigung einer Aussage bedeutsam sein.
Formal – nach ersetzter Wortart können Metaphern in substantivischer, adjektivischer und verbaler Form im Satzkontext auftreten (Fuchsschwanz = Handsäge, spitze Bemerkung = verletzende Bemerkung, sich zügeln = sich zurückhalten). Syntaktisch werden sie in ein- und mehrgliedrige Metaphern (Auge des Himmels für Mond) unterteilt. Nach semantischen Kriterien lassen sich im Anschluss an Quintilian die Übertragung von Leblosem auf Belebtes (Schiff der Wüste), von Belebtem auf Lebloses (Bauch von Paris), von Belebtem auf Belebtes (Beschimpfungen von Menschen mit Tiernamen) und von Leblosem auf Lebloses (Luftschiff für Zeppelin) unterscheiden.
Außerdem wird mit einigen Metaphern eine Versinnlichung von geistigen oder abstrakten Eigenschaften erreicht (ein kühler Kopf, Glanz des Ruhmes), eine Übertragung eines praktischen Begriffes auf einen geistigen (lesen ursprünglich Auflesen) und eine Wiedergabe von Sinnlichem durch Geistiges (drohende Wolken). Lexikalisierte (Ex-)Metaphern wären demgegenüber etwa „Motorhaube“, „Wolkenkratzer“ und „Tischbein“.
Weitere Klassifikationen sind die Unterscheidung von direkten und indirekten Metaphern (Steine reden, Steine schweigen), die Einteilung nach modalen Kriterien - kühne Metaphern (der Märkte Wirbel stockt zu Eis) vs. absolute Metaphern, die sich über die ummittelbare Anschauung erheben oder letztendlich nach der Frequenz – stereotype Metaphern (entsprechen dem Epitheon ornanus), wobei der Metapherntyp kennzeichnend für eine Epoche oder Individualität sein kann. Bei Homer fällt die stereotype Metapher auf, im Barock und in der Neuzeit bestehen z.T. Vorlieben für die kühne Metapher.
Unter historischem Aspekt sind Metaphern eine Quelle für lexikalische Neubildungen, wobei die übertragene Bedeutung entweder zu der ursprünglichen Bedeutung hinzutritt (Fingerhut - Pflanze - Nähwerkzeug) oder die alte Bedeutung teilweise oder ganz verdrängt (vgl. Kopf = ursprüngliche Bezeichnung für gewölbte Schale; die alte Bezeichnung findet sich noch im Pfeifenkopf).
[...]
[1] „Sie [die Metapher] ist die auf ein einziges Wort zusammengedrängte Kurzform eines Gleichnisses.“
Aristoteles, De oratore III, S. 157
[2] „Im Ganzen aber ist die Metapher ein kürzeres Gleichnis.“
Quintillian, Inst. Orat. IX, 3, 1;VIII, 6, 8f; zitiert nach Weinrich: Art. „Metapher“, Sp. 1180
[3] „Fast alles, was wir reden, ist bildlich.“
Quintilian: Inst. Orat. IX, 3, 1; VIII, 6,8f; zitiert nach Weinrich. Art. „Metapher“, Sp.1180
- Citation du texte
- Sonja Lawin (Auteur), 2005, Ist die Sprache der adäquate Ausdruck aller Realitäten - Metaphern als Konzepte unserer Sprache, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80622
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