Da Bildung in der modernen Gesellschaft immer mehr an Bedeutung gewinnt wurde die zentrale Forderung nach Chancengleichheit in der Bildung schon vor 40 Jahren gestellt. Nachdem Mitte der 60er Jahre eine breite Diskussion um den Ausbau des deutsche Bildungssystems begann und eine wahre Bildungsexpansion zur Folge hatte, erlebte das Thema der Chancengleichheit in der Bildung Mitte der 80er Jahre eine wahre Degression In meiner Arbeit stelle ich die Entwicklung des deutschen Bildungswesen seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland
und Bildungsreformen, immer unter dem Aspekt der Chancengleichheit, dar, versuche zu erörtern, welche Auswirkungen die Bildungsexpansion hatte und inwieweit sich Chancengleichheit in der Bildung bewahrheitet hat.
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Gliederung
I. Einleitung
II. Deutsches Bildungswesen und Bildungsreformen
III. Bildungsexpansion
IV. Soziale Schichtung und Bildungschancen
V. Zusammenfassung
VI. Literaturverzeichnis
I. Einleitung
Da Bildung in der modernen Gesellschaft immer mehr an Bedeutung gewinnt wurde die zentrale Forderung nach Chancengleichheit in der Bildung schon vor 40 Jahren gestellt. Nachdem Mitte der 60er Jahre eine breite Diskussion um den Ausbau des deutsche Bildungssystems begann und eine wahre Bildungsexpansion zur Folge hatte, erlebte das Thema der Chancengleichheit in der Bildung Mitte der 80er Jahre eine wahre Degression In meiner Arbeit stelle ich die Entwicklung des deutschen Bildungswesen seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland und Bildungsreformen, immer unter dem Aspekt der Chancengleichheit, dar, versuche zu erörtern, welche Auswirkungen die Bildungsexpansion hatte und inwieweit sich Chancengleichheit in der Bildung bewahrheitet hat.
II. Deutsches Bildungswesen und Bildungsreformen
Die Bildungsstruktur der Gesamtbevölkerung zeigte schon in der Phase der Hochindustrialisierung ein relativ stabiles Muster. Die meisten Menschen besaßen eine elementare Volksbildung, so dass sich schon hier eine kleine Bildungselite mit höheren oder höchsten Bildungsabschlüssen herauskristallisierte und der Aufstieg aus den Unterschichten ins Bildungsbürgertum war nur in Ausnahmefällen möglich. Diese Strukturen, gekennzeichnet durch Aufstiegsbarrieren der Unterschichten, gerieten erst nach dem 2. Weltkrieg durch die Bildungsreformen in der DDR und der Bundesrepublik in Bewegung. Als am 7. 9. 1949 die Bundesrepublik gegründet wurde, war die Restauration des westdeutschen Bildungswesens bereits in vollem Gange.
Für die Bildungspolitiker der Bundesrepublik ergab sich, nach 1950 die Möglichkeit, dass Bildungssystem weitgehend in der Gestalt wieder herzustellen, in der es Ende der 30er Jahre vor allem in Preußen bereits existierte”(Tenorth, 1988 S. 267)Nach dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland sind die Länder für das berufliche Schulwesen zuständig.
So bestand das dezentralisierte, traditionelle Schulsystem aus der Volksschule, die in Grundschule und Volksschuloberstufe unterteilt war, ab dem 10. Lebenjahr konnte die Realschule oder das Gymnasium besucht werden. Dessen Abschlußprüfung, das Abitur ermöglicht den Besuch einer Universität.
Auch der 1953 gegründete , Deutsche Ausschuss f ü r das Erziehungs-und Bildungswesen ” hielt an dieser überlieferten Gliederung des deutschen Schulwesens fest. Dieser Ausschuss, ein Gremium von zwanzig Gutachtern, denen vom Bundesinnenminister und dem Präsidenten der Ständigen Konferenz der Kultusminister die Aufgabe gestellt war, eine Neuordnung für das gesamte Bildungswesen zu entwerfen”(Blättner, 1973, S. 320) hat zur Gesamtheit der Bildungsfragen, zum öffentlichen Schulwesen, der vorschulischen Erziehung, der Lehrerbildung, aber auch zur politischen Bildung und Erziehung Stellung genommen. Er, postulierte die Notwendigkeit drei verschiedener Bildungsziele und behauptete lediglich, dass die Pflicht zu sozialer Gerechtigkeit” und der, vermehrte Bedarf der modernen Gesellschaft an höher gebildetem Nachwuchs” dazu nötigten, jedem Kind den Bildungsweg zu öffnen, der seiner Bildungsfähigkeit entspricht”(Blättner, 1973, S. 321)Der Rahmenplan des deutschen Ausschuss sah u. a. die Gründung von Hauptschulen, als Ersatz der Volksschuloberstufen, Real-und Gymnasialschulen vor Seither wurde die Struktur des deutschen Schulsystems nicht wesentlich geändert. Neben dem Vorteil der organisatorischen Leistungsdifferenzierungen dieses Bildungssystems muß aber auch der Nachteil der sozialen Selektivität genannt werden. Schließlich behindert die frühzeitige Entscheidung bei Kindern im Alter von 10-11 Jahren ihr Fortkommen, weil sie wegen sozialer oder familiärer Herkunft auf einen nierigeren Schulzweig verwiesen werden und ihr Leistungspotential nicht schon in diesem Alter entfalten können.
Die Chancengleichheit beim Zugang zur Bildung wurde zum einen durch die Lehrerempfehlungen für weiterführende Schulen mit schichtspezifischen Verzerrungen belastet, wie auch GEIßLER betont, Sie orientieren sich nicht nur an den Schulnoten, sondern auch am Sozialstatus des Schülers”(1987, S. 102), zum anderen aber auch durch die unterschiedlichen Reaktionen der Eltern. So schickten Eltern der Mittelschicht auch gegen die Empfehlung der Lehrer ihre Kinder auf weiterführende Schulen und umgekehrt Arbeitereltern, die eine Empfehlung besaßen, hielten ihre Kinder vom Gymnasium fern.
Um dieses Problem lösen zu können, hatte der deutsche Ausschuss in seinem , Rahmenplan zur Umgestaltung und Vereinheitlichung des allgemeinbildenden Schulwesens” unter anderem für eine Förderstufe im 5. und 6. Schuljahr plädiert wo in einem differenzierten Kern-und Kursunterricht die Begabung der Kinder geweckt und erprobt werden sollten, um dann die Entscheidung des endgültigen Bildungsweges treffen zu können.
Der Rahmenplan des deutschen Ausschusses mit der Empfehlung zur F ö rderstufe zeigte schon Ansätze einer neuen Bildungsorganisation.
Der prozentuale Anteil derjenigen Schüler, die das Gymnasium besuchten, stieg allmählich von 5, 3%(1950) auf 8, 5%(1960)[1]
Bevor der 1965 gegründete “Deutsche Bildungsrat” den wohl wichtigsten Reformplan 1970 vorlegte, hatte die Bundesrepublik schon einige Reformen durchgeführt. Auf dem Hintergrund einiger politischer Ereignisse wie der Sputnik-Schock 1957 und der Mauerbau im August 1961, die eine Minderheit der BRD im wissenschaftlich technischen Nachwuchs erahnen ließen, sprachen Picht und Dahrendorf von der, deutschen Bildungskatastrophe” Neben der Forderung nach höheren Abschlüssen und mehr Abiturienten wurde auch der Ruf nach Chancengleichheit in der Bildung immer lauter. Um diesen Forderungen gerecht zu werden setzten die ersten Modernisierungsmaßnahme im deutschen Bildungswesen ein; die Pflichtschulzeit wurde auf neun-bzw. zehn Jahre erhöht, die vierjährige Grundschule und die zweijährige Förderstufe wurde eingeführt sowie Englisch in allen Hauptschulen. An den grundlegenden Merkmalen eines vertikal gegliederten Bildungssystem änderte sich jedoch nichts. Es basierte auch weiterhin auf Leistung und Schichtzugehörigkeit. Die Zahl der Kinder, die aus ländlichen Gegenden kamen sowie derer, aus unteren Schichten und Mädchen in Bildungseinrichtungen, die zu höheren Abschlüssen führten, war sehr gering.
Erst der bereits oben erwähnte, Deutsche Bildungsgrad”versuchte eine Änderung von der bestehenden vertikalen Schulform in eine horizontal gerichtet Schulform.
In seinem, Strukturplan für das Bildungswesen”vom 13. 2. 1970 forderte er :, ein einheitliches Konzept vom Kindergarten bis zur Hochschule, größtmögliche Durchlässigkeit bei individueller Förderung, Chancengerechtigkeit und Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung sowie eine weitgehende Horizontalisierung des Schulwesens (Elementa-u-Primarbereich, Orientierungsstufe, Sekundarstufe I u. II, sowie Tertiärbereich) und -die Stufenlehrerausbildung, Einrichtung von Gesamtschulen. ”(Winkel, 1988, S. 244). So wurde seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland am 19. 4. 68[2] die erste Gesamtschule in West Berlin eröffnet. Zunächst in der Erprobungsphase, steht die Gesamtschule heute mittlerweile im Wettbewerb zu den drei vorhandenen Schulformen und versucht somit eine Bereicherung in der Chancengleichheit beim Zugang zur Bildung, denn sie, hebt im 5. bis 10. Schuljahr die räumliche, organisatorische und curriculare Trennung in Hauptschule, Realschule und Gymnasium auf und ersetzt die äußere Gliederung in verschiedene Schultypen durch eine andere Form der Differenzierung nach Kern-und Kursfächern. ” (Geißler1987, S. 103)So entfällt die frühzeitige Festlegung auf bestimmte Schulzweige und das individuelle Leistungsvermögen wird gefördert Als weitere Reforminitiativen des, Strukturplan für das Bildungswesen” resultierten das, pädagogische Zentrum” in der Max-Planck-Gesellschaft und das Institut für Bildungsforschung” in Berlin[3], der Ausbau von Hochschulen und es wurden neue Universitäten gegründet, da die Anzahl der Abiturienten rapide anstieg. Die Reformphase stagnierte allerdings schnell, ausgelöst durch die Ölkrise 1974 und die damit verbundenen Engpässe in den Haushaltskassen. Die Konzeption der Gesamtschule wurde, insbesondere in Nordrheinwestfalen, blockiert
So begleitete der, Deutsche Bildungsgrad” bis zu seiner Auflösung 1975 die bildungspolitische Diskussion und die expansive Phase des Bildungssystems. Nach 15 jähriger Erprobungsphase der Gesamtschule trafen dann die Kultusminister 1982 eine Vereinbarung über die wechselseitige Anerkennung von Gesamtschulabschlüssen.
Die Ergebnisse der Reformierung des deutschen Schulwesens haben sich nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1989 auch auf die neuen Bundesländer übertragenDas ehemalige Schulsystem der DDR wurde1991 mit der Verabschiedung vorläufiger oder endgültiger Schulgesetze völlig umstrukturiert. So wurde auch in den neuen Ländern der BRD ein dreigliedriges Schulsystem in Abhängigkeit mit der Regierungskonstellation der einzelnen Länder. eingeführt. Mit der Entwicklung der Gesamtschule steht in sozialdemokratisch geführten Ländern heute ein viergliedriges Schulsystem zur Verfügung, in CDU-geführten Ländern und in Bayern hat sich nichts bewegt. In Berlin und Hamburg bestimmen die Eltern die Schulform für ihr Kind.
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1 Winkel, Rainer, Seite 242
2 Winkel, sS. 244
3 Blättner, S. 325
- Citation du texte
- Angelika Buske (Auteur), 2002, Wurde das Ziel Chancengleichheit in der Bildung in der BRD erreicht?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8026
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