In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts sahen die Juden in Deutschland sich in der Lage des Sündenbocks, in der sich Süß befindet. Als Lion Feuchtwanger die Biographie des Jud Süß zur Lektüre bekommt, fällt ihm besonders dessen Haltung zum Judentum ins Auge. Trotz des drohenden Todes besteht dieser fest auf seinen Glauben und damit auf seine Identität. Vielleicht war es das, was Lion Feuchtwanger, selbst ein Jude in einem Deutschland, das Juden nicht gerne sieht, bewegt hat, sich diesem Stoff anzunehmen. Das Sichfallenlassen des Menschen in sein Schicksal und diesen Moment als Glück zu begreifen, hat Lion Feuchtwanger tief beeindruckt. Schon angesteckt mit der Denkart der Inder und dem buddhistischen Glauben, interpretiert er das Leben des Jud Süß auf seine ganz persönliche Art und Weise. Es entsteht ein vielleicht sehr persönlicher Roman, der angelehnt scheint an Lessings Trauerspiel „Emilia Galotti“. Das Motiv des Hofjuden, transferiert in eine andere Zeit, fällt bei beiden Werken besonders ins Auge. Die Betonung auf die Suche nach Geld und Macht und das Fallen der beiden Figuren sind feststellbare Parallelen.
In dieser Arbeit soll der Roman von Lion Feuchtwanger vorgestellt und dabei besonders auf die Rolle des Juden eingegangen werden. Im zweiten Teil der Arbeit wird versucht, Parallelen mit Lessings Werk zu ziehen und nachzuweisen, dass der Roman Jud Süß von Lessings Emilia Galotti stark beeinflusst sein muss.
Gliederung
Einleitung
1 Lion Feuchtwanger, “Jud Süß”
1.1 Zur Person des Lion Feuchtwanger
1.2 Zur historischen Person des Joseph Süß-Oppenheimer
1.3 Inhalt des Jud Süß
1.3.1 Sturz und Glück
1.3.2 Assimilation
1.4 Der Hofjude
1.4.1 Der Hofjude Jud Süß
1.4.2 Das Ende als das traurige Scheitern der Emanzipation eines Juden oder notwendiger Prozess der Buße und Läuterung?
1.5 Die Figur des Juden
1.6 Vertretene Gruppen im Roman
2 Lessing, „Emilia Galotti“
2.1 Inhalt der Emilia Galotti
3 Gemeinsamkeiten der Hofjuden
4 Hypothesen bei Feuchtwanger, inwieweit zutreffend für Lessing?
5 Schlussbemerkung:
Literaturhinweise:
Einleitung
In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts sahen die Juden in Deutschland sich in der Lage des Sündenbocks, in der sich Süß befindet. Als Lion Feuchtwanger die Biographie des Jud Süß zur Lektüre bekommt, fällt ihm besonders dessen Haltung zum Judentum ins Auge. Trotz des drohenden Todes besteht dieser fest auf seinen Glauben und damit auf seine Identität. Vielleicht war es das, was Lion Feuchtwanger, selbst ein Jude in einem Deutschland, das Juden nicht gerne sieht, bewegt hat, sich diesem Stoff anzunehmen. Das Sichfallenlassen des Menschen in sein Schicksal und diesen Moment als Glück zu begreifen, hat Lion Feuchtwanger tief beeindruckt. Schon angesteckt mit der Denkart der Inder und dem buddhistischen Glauben, interpretiert er das Leben des Jud Süß auf seine ganz persönliche Art und Weise. Es entsteht ein vielleicht sehr persönlicher Roman, der angelehnt scheint an Lessings Trauerspiel „Emilia Galotti“. Das Motiv des Hofjuden, transferiert in eine andere Zeit, fällt bei beiden Werken besonders ins Auge. Die Betonung auf die Suche nach Geld und Macht und das Fallen der beiden Figuren sind feststellbare Parallelen.
In dieser Arbeit soll der Roman von Lion Feuchtwanger vorgestellt und dabei besonders auf die Rolle des Juden eingegangen werden. Im zweiten Teil der Arbeit wird versucht, Parallelen mit Lessings Werk zu ziehen und nachzuweisen, dass der Roman Jud Süß von Lessings Emilia Galotti stark beeinflusst sein muss.
1 Lion Feuchtwanger, “Jud Süß”
Im Jahre 1916 bekam Lion Feuchtwanger die Biografie des Jud Süß von Manfred Zimmermann zu lesen. Zunächst wurde der Dichter vom Schicksal des Jud Süß kaum angesprochen, bis er auf eine nebensächliche Anmerkung des Biographen stieß. Jud Süß, der es mit den rituellen Vorschriften des Judentums nicht so genau nahm, habe sich geweigert, zum Christentum überzutreten, obwohl er dadurch wahrscheinlich sein Leben hätte retten können.[1] Das war der interessante Punkt für den Schriftsteller. Darin sah er den Fall und das Glück des Protagonisten als eine Einheit und wie der sich ganz bewusst fallen lässt.
Das Schauspiel Jud Süß ist nur als Vorlage für den gleichnamigen, ersten historischen Roman interessant, der 1925 erschien, nachdem Lion Feuchtwanger zwei Jahre lang einen Verlag gesucht hatte. Lange wollte kein Verleger das Buch drucken, aufgrund der „Gefährlichkeit des Stoffes“. In Zeitungen und Rundfunk wurde der Roman als „Giftstoff für das deutsche Volk“ bezeichnet.[2] Schließlich konnte er aber einen Vertrag mit dem Drei Masken Verlag in München schließen, der den Roman im März 1925 als erster herausbrachte. Jud Süß wurde zu einem der größten Welterfolge der deutschen Literatur und liegt heute in etwa 3 Mio. gedruckten Exemplaren vor.
1.1 Zur Person des Lion Feuchtwanger
Geboren wurde Lion Feuchtwanger am 07.07.1884 in München. Er stammt aus dem jüdischen, noch orthodox geprägten, Großbürgertum Münchens und hatte nach seinem Studium zunächst als Theaterkritiker Erfolg. Er war einer der ersten Autoren, die zur damaligen Zeit vor patriotischer Hysterie warnten. Von 1915 an war sein Werk geprägt von einer Auffassung, die sich gegen den Krieg und menschliche Vorurteile wendet.[3] Nach der Umsiedelung nach Berlin zählte er zu den Repräsentanten der fortschrittlichen Literatur der Weimarer Republik. Seine Stoffe wählte er aus der Gegenwart oder aus dem 18. Jhd, aus der Antike und aus der Geschichte der Judenheit. Mit seinem Welterfolg „Jud Süß“ fand er 1925 für sich den Typus des historischen Romans.[4]
Später widmete sich der zwischenzeitlich prominente Feuchtwanger dem Kampf gegen den Nationalsozialismus.
Mit dem durchschlagenden Erfolg begann auch die Nichtbeachtung des Werkes durch die Literaturwissenschaft.[5] Die litereriache Szene neidet ihm allen Anschein nach den Erfolg und Ruhm und bezeichnet sein Werk als ein Buch mäßiger Qualität, das erst durch die Übersetzungen in mehr als 20 Sprachen verbessert wurde.
Der Stoff des Romans wurde zweimal verfilmt. Während die Verfilmung von Mendes, die 1934 in London vorgestellt wurde nur einen künstlerischen Achtungserfolg erzielte, wurde der 1940 der Öffentlichkeit präsentierte Film Marlans ein kommerzieller Erfolg.[6] Diese zweite Verfilmung hat allerdings sehr wenig mit dem Roman von Feuchtwanger gemeinsam. Er wurde zu einem antisemitischen Gräuelmärchen, wobei der Roman absolut frei von jeglichen antisemitischen Zügen ist.
1.2 Zur historischen Person des Joseph Süß-Oppenheimer
Joseph Süß-Oppenheimer, genannt Joseph Süß, wurde entweder 1692 oder 1698 geboren. Er stammt aus einer in Heidelberg angesehenen jüdischen Familie, aus der zweiten Ehe seines Vaters Süßkind Oppenheimer mit Michele Chasan.[7] Bis er im Jahre 1733 Hofjude des Herzogs Karl Alexander in Württemberg wurde, war er als Geschäftsmann tätig und erwarb ein großes Vermögen. Der Herzog ernannte ihn zum Geheimrat und in dieser Position verhalf Jud Süß dem Herzog zu neuen Geldquellen, indem er Monopole, Ämterhandel und Münzverschlechterung einführte. Nach dem Tod des Herzogs wurde er allerdings in einem anfechtbaren Verfahren, betrieben von den Landständen und der Beamtenschaf zum Tode verurteilt. Am 4.2.1738 wurde er nach einem standhaften Bekenntnis für seine Zugehörigkeit zum Judentum hingerichtet.
1.3 Inhalt des Jud Süß
Der Inhalt des Jud Süß gliedert sich in fünf große Teile: „Die Fürsten“, „Das Volk“, „Die Juden“, „Der Herzog“ und „Die Andere“. Die Geschichte ist in der Form des historischen Romans geschrieben. Lion Feuchtwanger benutzt die geschichtlichen Ereignisse vor allem als dekorative Einkleidung moderner seelischer Konflikte.[8] Neben historisch verbürgten Figuren treten auch von Feuchtwanger frei erfundene Figuren auf.
Joseph Süß Oppenheimer, die Hauptfigur des Romans, ist ein obskurer, in Gelddingen versierter Jude, der am Anfang des 18.Jhd. dem Ghetto entwächst. Er macht eine staunenswerte Karriere zum eleganten Höfling und gelangt an die Spitze der Macht im Herzogtum Württemberg, wobei er seinem Herzog Karl Alexander in den Jahren 1733 bis 1737 bei der Ausbeutung des Landes hilft. Die erpressten Gelder dienen der Aufstellung einer Privatarmee. Mit ihr verhofft sich der Herzog den Umsturz der demokratischen Verfassung und der protestantischen Religion. Jud Süß verrät den Herzog an die Landstände, als er gewahr wird, dass er im Falle des Misslingens des Putsches geopfert werden soll. Nach dem berechneten Tod des Herrschers wird er, schutzlos, in Haft genommen. Das Volk ruft nach Vergeltung, nach Sühne für die Unterdrückung und Erpressung, die ihm widerfahren sind, und hält sich an den Juden. Würdelose, fanatisierte Häscher stellen seinem Leben nach und bringen ihn durch ein gesetzwidriges Willkür-Urteil an den Galgen.[9]
[...]
[1] Vgl. Volk und Wissen, S. 16
[2] Text und Kritik, S. 3
[3] Vgl. Barbara von der Lühe, S. 91
[4] Vgl. www.wikipedia.de/lessing
[5] Vgl. Wulf Köpke, S. 77
[6] Vgl. www.wikipedie.de/lessing
[7] Vgl. www.wikipedia.de
[8] Vgl. Volk und Wissen, S. 16
[9] Vgl. Volk und Wissen, S.17 und Wilhelm Sternburg, S. 95
- Citar trabajo
- Friederike Wittmaack (Autor), 2006, Lion Feuchtwanger "Jud Süß" und G.E.Lessing "Emilia Galotti" - Die Rolle des Hausjuden, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80011
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