Die Anfänge des staufischen Königtums unter Konrad III. waren maßgeblich gekennzeichnet von einem Konflikt um das Herzogtum Bayern, der die inneren Verhältnisse im Süden des Reiches erschütterte. Die enorme Machtkonzentration in den Händen des Welfen Heinrich des Stolzen, den man als natürlichen Thronkandidaten 1138 ausgeschaltet hatte, wollte sein vergleichsweise schwacher Gegenspieler Konrad III. nicht dulden. Mit dem Entzug von Heinrichs Reichslehen eskalierte eine Auseinandersetzung, die von da an über viele Jahre hinweg die Kräfte der Staufer und Welfen binden sollte.
Der Streit konzentrierte sich weitgehend auf das Herzogtum Bayern. Mit den Babenbergern konnte der König hier den Welfen einen kraftvollen Bundesgenossen entgegenstellen. Durch die Belehnung der mächtigen österreichischen Markgrafen fand der welfisch-staufische Gegensatz seine bayerische Entsprechung in der Auseinandersetzung zwischen Welfen und Babenbergern. Der Streit sollte ganze 18 Jahre andauern und in einem für das bayerische Herzogtum einschneidenden Vergleich – der Lostrennung der bis dahin vom Stammland abhängigen Ostmark im Privilegium minus von 1156 – sein Ende finden.
Die vorliegende Arbeit unternimmt den Versuch, die Ereignisse, welche zur Erlangung des Herzogtums Bayern zwischen 1154 und 1156 durch Heinrich den Löwen führten, aufzuzeigen und den Verlauf des Geschehens nachzuzeichnen. Dabei muss der Beilegung des Streits zwischen Babenbergern und Welfen besondere Aufmerksamkeit entgegengebracht werden. Die Vorgänge auf den Barbinger Wiesen 1156 sind ein seltenes Beispiel für einen mittelalterlichen Belehnungsvorgang und werfen bereits ein Licht auf die Besonderheiten des Ausgleichs zwischen Babenbergern und Welfen. Größere Bedeutung noch kommt dem wenige Tage später ausgestellten Lehensbrief zu, dem sog. Privilegium minus. Die Urkunde wurde von den österreichischen Herzögen später immer wieder als Legitimation für den gezielten Ausbau ihrer Landeshoheit verwendet. Ihre Bestimmungen wurden daher oftmals verzerrt und daher auch innerhalb der Forschung sehr kontrovers beurteilt. Sie sollen hier detailliert vorgestellt und nach dem derzeitigen Wissensstand diskutiert werden.
Zum Schluss soll noch, in Form eines Fazits, eine abschließende objektive Betrachtung der Erlangung des Herzogtums Bayern zwischen 1154 und 1156 durch Heinrich des Löwen gegeben werden.
Gliederung
1. Einleitung
2. Der Verlauf der Auseinandersetzungen um Bayern von 1137 –
3. Die Verständigung zwischen Friedrich I. und den Welfen
4. Das Privilegium minus von
4.1. Die Einigung auf dem Regensburger Hoftag von
4.2. Der Lehensbrief vom 18. September
5. Fazit
Quellenverzeichnis
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Anfänge des staufischen Königtums unter Konrad III. waren maßgeblich gekennzeichnet von einem Konflikt um das Herzogtum Bayern, der die inneren Verhältnisse im Süden des Reiches erschütterte. Die enorme Machtkonzentration in den Händen des Welfen Heinrich des Stolzen, den man als natürlichen Thronkandidaten 1138 ausgeschaltet hatte, wollte sein vergleichsweise schwacher Gegenspieler Konrad III. nicht dulden. Mit dem Entzug von Heinrichs Reichslehen eskalierte eine Auseinandersetzung, die von da an über viele Jahre hinweg die Kräfte der Staufer und Welfen binden sollte.
Der Streit konzentrierte sich weitgehend auf das Herzogtum Bayern. Mit den Babenbergern konnte der König hier den Welfen einen kraftvollen Bundesgenossen entgegenstellen. Durch die Belehnung der mächtigen österreichischen Markgrafen fand der welfisch-staufische Gegensatz seine bayerische Entsprechung in der Auseinandersetzung zwischen Welfen und Babenbergern. Der Streit sollte ganze 18 Jahre andauern und in einem für das bayerische Herzogtum einschneidenden Vergleich – der Lostrennung der bis dahin vom Stammland abhängigen Ostmark im Privilegium minus von 1156 – sein Ende finden.
Die vorliegende Arbeit unternimmt den Versuch, die Ereignisse, welche zur Erlangung des Herzogtums Bayern zwischen 1154 und 1156 durch Heinrich den Löwen führten, aufzuzeigen und den Verlauf des Geschehens nachzuzeichnen. Dabei muss der Beilegung des Streits zwischen Babenbergern und Welfen besondere Aufmerksamkeit entgegengebracht werden. Die Vorgänge auf den Barbinger Wiesen 1156 sind ein seltenes Beispiel für einen mittelalterlichen Belehnungsvorgang und werfen bereits ein Licht auf die Besonderheiten des Ausgleichs zwischen Babenbergern und Welfen. Größere Bedeutung noch kommt dem wenige Tage später ausgestellten Lehensbrief zu, dem sog. Privilegium minus. Die Urkunde wurde von den österreichischen Herzögen später immer wieder als Legitimation für den gezielten Ausbau ihrer Landeshoheit verwendet. Ihre Bestimmungen wurden daher oftmals verzerrt und daher auch innerhalb der Forschung sehr kontrovers beurteilt. Sie sollen hier detailliert vorgestellt und nach dem derzeitigen Wissensstand diskutiert werden.
Zum Schluss soll noch, in Form eines Fazits, eine abschließende objektive Betrachtung der Erlangung des Herzogtums Bayern zwischen 1154 und 1156 durch Heinrich des Löwen gegeben werden.
2. Der Verlauf der Auseinandersetzungen um Bayern von 1137 – 1152
Dem offiziellen Verzicht des Babenberger Herzogs Heinrich Jasomirgott auf das Herzogtum Bayern waren jahrzehntelange heftige Auseinandersetzungen um Bayern vorausgegangen, die im Jahre 1137 ihren Ausgangspunkt genommen hatten. Denn im Dezember dieses Jahres starb Kaiser Lothar III. von Supplinburg, der Schwiegervater des mächtigen Welfenherzogs Heinrich des Stolzen. Ihn designierte der Kaiser kurz vor seinem Tod zu seinem Nachfolger, indem er ihm die Reichsinsignien übergab.[1]
Heinrich der Stolze, Herzog von Bayern und Sachsen, galt damals als der mächtigste Fürst im Deutschen Reich.[2] Sein Machtbereich dehnte sich von Dänemark bis nach Sizilien aus. Aus diesem Grund fürchteten sowohl weltliche als auch geistliche Fürsten einen weiteren Machtzuwachs für den Welfen, sollte er zum König gewählt werden. Deshalb entschied man sich für den wesentlich bequemeren und ungefährlicheren Thronanwärter Konrad III., einen Staufer, der von 1127 bis 1135 Gegenkönig zu Lothar III. gewesen war und der bereits dem kinderlosen Salierkaiser Heinrich V. auf dem Thron hätte nachfolgen sollen. So wurde der Staufer Konrad III. 1138 von einer Minderheit unter Beteiligung der päpstlichen Partei zum deutschen König gewählt und in Aachen von dem Kardinallegaten Dietwin gekrönt.
Auf Druck des Erzbischofs Konrad von Salzburg[3] übergab Heinrich der Stolze seinem Gegenspieler zwar die Reichsinsignien, doch wollte er ihm nicht eher huldigen, als bis ihn der König mit seinen beiden Herzogtümern Sachsen und Bayern belehnt hatte. Konrad, unterstützt von der Kirche, erklärte jedoch den lehensrechtlichen Besitz zweier Herzogtümer als unrechtmäßig und erkannte dem Welfen beide ab. Er sprach Sachsen dem Grafen Albrecht dem Bären aus dem Hause Ballenstädter zu und übergab Bayern seinem Stiefbruder, dem babenbergischen Markgrafen Leoplod IV. von Österreich. Dies führte zu schweren Kämpfen mit den Welfen, die Bayern nicht verlorengeben wollten. Graf Leopold IV. verteidigte das ihm anvertraute Herzogtum zäh bis zu seinem Tod im Jahre 1141. Sein Bruder Heinrich Jasomirgott folgte ihm im Lehen nach. Um diesen Akt offiziell „legaler“ zu machen und um eine Versöhnung zwischen den beiden zerstrittenen Parteien der Welfen und der Babenberger zu erwirken, vermittelte der König eine Heirat zwischen Gertrud, der Witwe Heinrichs des Stolzen, welcher 1139 überraschend gestorben war, und dem Babenberger Herzog Heinrich Jasomirgott.[4]
Der zu dieser Zeit noch minderjährige Sohn des Welfen, Heinrich der Löwe, konnte sich damals schon auf eine starke Welfenpartei stützen, in Sachsen wie in Bayern. Nach der offiziellen Verzichtserklärung seines Stiefsohns auf Bayern wurde Heinrich Jasomirgott 1143 mit diesem Herzogtum belehnt. Als Gegenleistung erhielt Heinrich der Löwe Sachsen zurück.[5]
Nach dem Tode Gertruds, der Mutter Heinrichs des Löwen, erhob sein Onkel Welf VI., der mächtigste Herzog von Schwaben, Ansprüche auf Bayern, da er nun keinerlei Rücksicht auf verwandtschaftliche Beziehungen mehr zu nehmen brauchte. Konrad III. verkündete jedoch im März 1147 auf dem Hoftag zu Frankfurt anlässlich des bevorstehenden 2. Kreuzzugs einen allgemeinen Reichsfrieden.[6] Heinrich der Löwe forderte bei dieser Gelegenheit das seinem Vater widerrechtlich aberkannte Herzogtum Bayern zurück.[7] Diese Forderung wurde vom König jedoch abgelehnt, da er seinen Stiefbruder Heinrich Jasomirgott, dessen Hilfe er für den Kreuzzug benötigte, nicht brüskieren wollte. So wurde die Lösung dieses Problems bis zur Rückkehr Konrads III. aus dem Heiligen Land verschoben. Doch auch danach gelang es dem Staufer nicht, in dieser Angelegenheit eine endgültige Entscheidung herbeizuführen.
3. Die Verständigung zwischen Friedrich I. und den Welfen
Eine endgültige Entscheidung in der Lösung der Bayernfrage fand sich erst unter dem Nachfolger Kondrad III., nämlich unter „Barbarossa“, dem Stauferkaiser Friedrich I.[8], der 1152 den deutschen Königsthron bestieg. Dieser traf sich bald schon zu Vorverhandlungen mit Heinrich dem Löwen.[9] Vor seiner Wahl zum König soll Barbarossa diversen Reichsfürsten Zugeständnisse gewährt haben, darunter auch seinem Vetter Heinrich dem Löwen. Denn um sich die Wahl zum deutschen König durch die Fürsten zu sichern, war er entscheidend auf die Unterstützung des mächtigen sächsischen Herzogs angewiesen. Die beiden dürften sehr schnell eine Einigung erzielt haben. Barbarossa bekam jedenfalls die Stimme Heinrichs des Löwen bei der Königswahl. Im Gegenzug scheint dem Welfen die Rückgabe seines bayerischen Erbes versprochen worden zu sein.[10] Heinrich der Löwe bezeichnete sich selbst schon seit 1148 in Urkunden immer wieder als Herzog von Bayern und Sachsen, was wohl ein Signal dafür darstellte, dass er seinen Anspruch auf Bayern für alle erkennbar aufrecht erhielt.[11]
[...]
[1] Vgl. Biegel, Gerd: Heinrich der Löwe. Kaiserenkel – Kaiserfreund – Kaiserfeind. Braunschweig 1995. S.47.
[2] Vgl. Jordan, Karl: Heinrich der Löwe. Eine Biographie. München 1995. S.22.
[3] Vgl. Spindler, Max (Hg): Handbuch der bayerischen Geschichte. Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. Bd.1. München 1981. S.257f.
[4] Barz, Paul: Heinrich der Löwe. Ein Welfe bewegt die Geschichte. Hamburg 1987. S.50.
[5] Ebd., S.48.
[6] Vgl. Jordan (1995), S.36.
[7] Ebd., S.36.
[8] Bis 1152 Friedrich III. von Schwaben
[9] Vgl. Lechner, Karl: Die Babenberger. Markgrafen u. Herzoge von Österreich 976-1246. Wien 1985. S.150.
[10] Vgl. Engels, Odilo: Die Staufer. Stuttgart 1989. S.53.
[11] Vgl. Biegel (1995), S.77.
- Arbeit zitieren
- Florian Link (Autor:in), 2006, Heinrich der Löwe - Die Erlangung des Herzogtums Bayern zwischen 1154 und 1156, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/79973
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