Weite Landschaften, Wüste und Prärie. Die Eroberung des Wilden Westens. „Der Westen wird gewonnen nicht durch einen Krieg [...], sondern durch das mehr oder weniger stille Heldentum der Rancher, Cowboys, Sheriffs, Eisenbahnarbeiter und Siedler [...]“ beschreiben Seeßlen und King. Mittelamerikanische Städte, die sich gerade in der Anfangsphase ihres Entstehens befinden. Showdown: Auf einer staubigen, verlassenen Strasse siegt der einsame Held im Revolver- Duell schliesslich doch über das Böse. Typische Western- Atmosphäre. Doch muss ich gestehen, nicht gerade ein Western- Fanatiker zu sein. Das meiste, was ich über ihn weiss, hab ich in Büchern gelesen.
Nach James Monaco ist der Western eines der ältesten und jahrzehntelang erfolgreichsten Genres des amerikanischen Kinos. Man denke an John Sturges‘ „The Magnificent Seven“ (1960) oder an Fred Zinnemanns „High Noon“ (1952). In Italien variierte Sergio Leone „[...] die Elemente des Genres in Filmen wie Per un pugno di dollari (1964) [...] mit Clint Eastwood, einem Amerikaner, in der Hauptrolle.“ Seitdem verlor der Western zunehmend an Popularität. Georg Seeßlen spricht vom Tod dieses Genres und schreibt: „[...] der Western ist ein Genre, das sich [...] gleichsam selbst in die Luft gesprengt hat: ein gewaltiger Selbstmord in Filmen, in denen es nur Verzweiflung, Blut, Dreck und Tod zu geben schien.“
1995 überraschte Jim Jarmusch die internationale Kinolandschaft, als er mit seinem Western „Dead Man“ den „[...] amerikanischen Mythos von der Selbstverwirklichung durch die Eroberung der Natur, der Grenzerfahrung durch Grenzüberschreitung [...]“ wieder aufleben liess. Jarmusch, der seit seinen Filmen „Stranger than Paradise“ (1984), „Down by Law“ (1986) und „Mystery Train“ (1991) als Kultregisseur des amerikanischen Independent- Kinos gilt, verpasst darüber hinaus dem Revolvermythos einen ideologischen Wendepunkt. ...
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Analyse der narrativen Ebene
2.1 Exposition
2.2 Erregendes Moment
2.3 Steigende Handlung
2.4 Höhepunkt und Peripetie
2.5 Fallende Handlung
2.6 Katastrophe
3. Schlussfolgerung und Interpretation
3.1 Dramaturgischer Aufbau
3.2 Figuren, Konstellationen und Konflikte
3.3 Erzählstrategische Elemente
3.4 Elemente der Bildsprache
4. Zusammenfassung
5. Anhang
5.1 Sequenzprotokoll
5.2 Darsteller
5.3 Bildtafeln
Fußnoten
Quellennachweis
Bildnachweis
„Würden die Pforten der Wahrnehmung gereinigt,
erschiene den Menschen alles, wie es ist: unendlich.“
William Blake (1757- 1827)[i]
1. Einleitung
Weite Landschaften, Wüste und Prärie. Die Eroberung des Wilden Westens. „Der Westen wird gewonnen nicht durch einen Krieg [...], sondern durch das mehr oder weniger stille Heldentum der Rancher, Cowboys, Sheriffs, Eisenbahnarbeiter und Siedler [...]“[ii] beschreiben Seeßlen und King. Mittelamerikanische Städte, die sich gerade in der Anfangsphase ihres Entstehens befinden. Showdown: Auf einer staubigen, verlassenen Strasse siegt der einsame Held im Revolver- Duell schliesslich doch über das Böse. Typische Western- Atmosphäre. Doch muss ich gestehen, nicht gerade ein Western- Fanatiker zu sein. Das meiste, was ich über ihn weiss, hab ich in Büchern gelesen.
Nach James Monaco ist der Western eines der ältesten und jahrzehntelang erfolgreichsten Genres des amerikanischen Kinos. Man denke an John Sturges‘ „The Magnificent Seven“ (1960) oder an Fred Zinnemanns „High Noon“ (1952). In Italien variierte Sergio Leone „[...] die Elemente des Genres in Filmen wie Per un pugno di dollari (1964) [...] mit Clint Eastwood, einem Amerikaner, in der Hauptrolle.“[iii] Seitdem verlor der Western zunehmend an Popularität. Georg Seeßlen spricht vom Tod dieses Genres und schreibt: „[...] der Western ist ein Genre, das sich [...] gleichsam selbst in die Luft gesprengt hat: ein gewaltiger Selbstmord in Filmen, in denen es nur Verzweiflung, Blut, Dreck und Tod zu geben schien.“[iv]
1995 überraschte Jim Jarmusch die internationale Kinolandschaft, als er mit seinem Western „Dead Man“[v] den „[...] amerikanischen Mythos von der Selbstverwirklichung durch die Eroberung der Natur, der Grenzerfahrung durch Grenzüberschreitung [...]“[vi] wieder aufleben liess. Jarmusch, der seit seinen Filmen „Stranger than Paradise“ (1984), „Down by Law“ (1986) und „Mystery Train“ (1991) als Kultregisseur des amerikanischen Independent- Kinos gilt, verpasst darüber hinaus dem Revolvermythos einen ideologischen Wendepunkt. Belohnt wurde er dafür unter anderem mit dem Europäischen Filmpreis.
Um herauszufinden, inwieweit „Dead Man“ den typischen Strukturen eines Westerns gerecht wird, oder ob es sich hierbei doch eher um einen Autorenfilm handelt, möchte ich mich in der folgenden Arbeit der Analyse der narrativen Ebene dieses Filmes zuwenden. Einen Schwerpunkt lege ich dabei auf die Dramaturgie und die Erzählstrategien des Filmes, konzentriere mich darunter besonders auf die Figuren, deren Konstellation und Entwicklungsprozesse, des weiteren auf ikonische und symbolische Stilmittel als Bildsprache. Montage und Kamera- perspektivische Erzählstrategien möchte ich nur am Rande erwähnen. Zunächst werde ich den dramaturgischen Aufbau analysierend beschreiben, bevor ich im zweiten Teil dieser Arbeit die gewonnenen Erkenntnisse zusammenfasse und interpretiere. Auf eine Inhaltsangabe im Vorfeld möchte ich bewusst verzichten, da ich im folgenden die einzelnen Szenen ausführlich beschreibe. Als Quellenangabe zum Film möchte ich auf das Sequenzprotokoll im Anhang dieser Arbeit verweisen.
2. Analyse der narrativen Ebene
2.1 Exposition
Szene 1: Dies ist der Weg in die Hölle!
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Eisenbahngeräusche aus dem Off. „It is preferable not to travel with a dead man.“ belehrt eine eingeblendete Schrifttafel. Immer wieder sieht man die rollenden Räder einer Eisenbahn, dazwischen eine quietschende Petroleumlampe, die an der Decke im Innersten des Waggons hängt. Im Zug: Rohe Männer mit verschmutzter Kleidung, alten, zerfransten Pelzmänteln und –hüten. Gewehre in den Händen, Schnaps trinkend. Nur wenige Frauen.
Unter den Reisenden befindet sich ein junger Mann: Polierter Koffer, grosskarierter Anzug, Fliege, Hut, kleine Brille auf der Nase, saubere Haut, halblange, gekämmte, dunkle Haare. Wir sehen ihn beim schlafen, lesen, Solitaire legen, aus dem Fenster schauen. Draussen: Stille, weite Landschaft. An einem Waldrand steht einsam ein verschlissener Planwagen. Vermutlich gehörte er weißen Siedlern, die Amerikas Westen eroberten und gewannen. Später fährt der Zug an drei geplünderten und verlassenen Indianerzelten vorbei. Einsam stehen sie in der Prärie der Great Plains.
Zurück im Zugabteil: Ein Blick des jungen Mannes auf seine goldene Taschenuhr verrät, es ist halb sechs am Abend. Der Maschinist füllt den Kessel im Maschinenraum mit Kohlen. Nebel und Rauch steigen auf. Die Fahrt durch einen Tunnel.
Blick auf den jungen Mann, hinter ihm die Tür des Waggons. Der Maschinist betritt das Abteil und setzt sich neben den jungen Reisenden. Beklemmende Stimmung. Er fordert ihn auf, aus dem Fenster zu schauen und fragt ihn anschließend: „Fällt Ihnen dabei nicht auch wieder ein, wie es war, als sie auf dem Schiff waren?“ Der junge Mann ist erstaunt und verwirrt. Wir erfahren, er kommt „[...] aus Cleveland, am Eriesee.“ Seine Eltern hat er kürzlich verloren und zu Grabe getragen, eine Frau hat er nicht. Der Maschinist möchte von ihm wissen, warum er „[...] den weiten Weg hieraus [...]“ mache, „[...] den Weg in die Hölle.“ Der junge Mann, dessen Name wir noch nicht kennen, erklärt, er habe Arbeit in einer Stadt namens Machine. Mit durchdringendem Blick gibt der Maschinist zu verstehen, dort sei „[...] die Strecke zu Ende.“ Eilig kramt der junge Reisende in seinen Taschen und bringt einen Brief zum Vorschein, der von Dickinsons Metallwerken in Machine stammt und ihm da eine Stelle als Buchhalter zusichert. Garstig entgegnet der Maschinist, er würde „[...] keinen Worten vertrauen, die irgendwer auf ein Stück Papier geschrieben hat, ganz besonders nicht von einem Dickinson in einer Stadt, die Machine heißt.“ Mit einer gewissen Endgültigkeit fügt er hinzu: „Genauso sicher finden Sie dort Ihr eigenes Grab!“
Plötzlich Schüsse von Gewehren: Die meisten der im Zug mit reisenden Männer sind Büffeljäger und eben nur aus diesem Grund auf der Reise. Der Maschinist informiert, im letzten Jahr seien allein eine Billion Büffel erlegt worden.
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Es folgt der Vorspann.
Szene 2: Die Stadt Machine
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Ankunft des jungen Reisenden in Machine, auf einem Schild ist zu lesen: „Town of Machine, Home of Dickinson Metallworks.“
Der Ort scheint aus nur einer einzigen Strasse zu bestehen, an deren Ende sich die besagte Metallfabrik befindet. Ein wenig ängstlich geht der junge Mann die Straße entlang, vorbei an Sargmachern, Totengräbern und Schädelverkäufern. Rohe, gespannte Western- Atmosphäre. Eine Mutter, die ihr Kind in einer Wiege schaukelt, daneben ein Handkarren voll Gerippe. Ein urinierendes Pferd neben dem Saloon und nicht zuletzt ein Mann, der, an eine Hauswand gelehnt, sich von einer vor ihm knienden Frau oral befriedigen lässt. Erschrocken läuft der junge Mann weiter.
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Szene 3: „Verdammt nochmal, wer sind sie?“
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Er betritt Dickinsons Metallwerke, dort ist es neblig und laut. Verwinkelte Stufen und Treppen scheinen überallhin zu führen, ein Arbeiter weist ihm den Weg nach oben. Er erreicht das Angestelltenbüro, wo Buchhalter, Grafiker und Schreiber eifrig über ihrer Arbeit sitzen. Er stellt sich dem Sekretär vor: sein Name ist William Blake. Er zeigt das Schreiben vor, welches ihm die Stelle als Buchhalter zusichert. Der Sekretär liest es und entgegnet, er komme zu spät, denn das Schreiben sei schon vor zwei Monaten abgestempelt worden. „Damit kommen sie einen Monat zu spät!“ Ein Mann wird ihm vorgestellt, der bereits seine Stelle als Buchhalter eingenommen hat. William Blake wähnt sich im Recht, erklärt, er habe nach der Beerdigung seiner Eltern alles Geld ausgegeben, um nach Machine zu gelangen. Schließlich besteht er auf einem persönlichen Gespräch mit Mr. Dickinson. Schallendes Gelächter bricht unter den Angestellten aus. Ungläubig weißt der Sekretär Blake den Weg zu Mr. Dickinsons Tür. Abermals Gelächter. William Blake betritt Dickinsons Büro. Auf einem Schreibtisch erblickt er einen menschlichen Schädel, daneben eine brennende Zigarre in einem Aschenbecher. An der Wand hinter dem Schreibtisch: ein überdimensionales Porträt eines Mannes, vermutlich Dickinson selbst. Neben dem Tisch ein halb geöffneter Tresor, der bündelweise Dollarnoten beherbergt. Schädel und Geweihe von Tieren zieren eine andere Wand. In der Ecke steht ein ausgestopfter Bär, seine Pranken angriffslustig in die Höhe gehoben. Bedrohliche Stimmung. Als Blake sich wieder dem Tisch zuwendet erschrickt er, da Dickinson plötzlich vor ihm sitzt, den Lauf einer Schrotflinte auf ihn gerichtet. Mit rauher und unfreundlich barscher Stimme begrüsst er ihn: „Verdammt nochmal wer sind sie und woher haben sie bloß den verdammten Affenanzug – Cleveland?“ Blake bejaht und erklärt seine Situation, bittet um die Anstellung als Buchhalter. „Die einzige Stellung, die sie hier kriegen ist auf dem Rücken in zwei Meter Tiefe, [...] und jetzt raus hier!“ gibt er Blake zu verstehen. Fluchtartig verlässt dieser Dickinsons Büro, aus Angst, er könne hier sein Leben verlieren. Eilig sucht er den Weg aus der Fabrik, deren Luft Nebel- und Rauchschwaden füllen.
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2.2 Erregendes Moment
Szenen 4 und 5: Thel
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Als William Blake die Metallfabrik hinter sich gelassen hat, ist es bereits dunkle Nacht. Es scheint geregnet zu haben, denn der Boden, der noch trocken war, als Blake die Fabrik betrat, ist nun aufgeweicht und schlammig. Erneut geht er die Strasse von Machine entlang, wirkt verzweifelt und allein. Er betritt den Saloon, kauft sich dort eine Flasche Schnaps, verlässt ihn wieder und setzt sich an den Strassenrand. Er nippt an der Flasche und beginnt nachzudenken. Im nächsten Moment wird er jedoch aus seinen Gedanken gerissen, als eine Frau von einem verlumpten Kerl mit grobem Stoss und den Worten „Du warst uns viel lieber als du noch eine Hure warst!“ aus der Bar geschmissen wird. Sie fällt hin, ihr helles Kleid und ein Korb mit weissen Blumen sind voller Schlamm. Sie ist bildhübsch und fragt Blake, der sie entgeistert anstarrt: „Willst du denn nicht ein Bild von mir malen?“ Blake hilft ihr auf und begleitet sie heim.
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Beide betreten ihr Zimmer. Überall sind brennende Kerzen verteilt, dazwischen liegen tausende kleiner weisser Blumen. Ihr Name ist Thel und sie erklärt, dass es sich bei den Blumen um Rosen handelt, die sie selbst aus Papier fertigt. Sie erzählt ihm von ihrem Traum, einmal solche Blumen aus Seide herzustellen. Blake betrachtet sie, während sie redet. Sein Blick fällt auf ihr Gesicht, dann auf ihr wohlgefülltes Dekolleté. Wieder blickt er in ihr verführerisches Gesicht. Romantische Stimmung.
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Szene 6: „Hey Bill, hast du zufällig Tabak irgendwo?“
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Thels Stimme aus dem Off: „Hey Bill, hast du zufällig Tabak irgendwo?“ Er verneint, da er nicht raucht. Wir sehen, wie beide zusammen in eindeutiger Situation im Bett liegen, als ein Mann den Raum betritt. „Charlie!“ ruft sie erschrocken und überrascht zugleich. Er ist gross und kräftig. Blake spürt, dass er hier lieber nicht anwesend sein sollte und macht sich unter der Bettdecke klein. Melancholisch und sentimental fängt der Mann an zu reden: „Du bist noch immer in meinem Herzen, Thel!“ Sie weiss nicht so recht, ob sie seinem Liebesschwur trauen kann und entgegnet trotzig und verletzt nach einigem hin und her: „Ich hab dich nie wirklich geliebt.“ Charlie, der sich zum Gehen gewandt hatte, dreht sich wieder zu den beiden um, jedoch nicht, ohne bereits seinen Revolver griffbereit zu halten. Mit den Worten „Und ich hab nicht aufgehört, dich zu lieben.“ zielt er in Richtung William Blake und feuert einen Schuss ab. Thel wirft sich beschützend vor Blake, die Kugel trifft ihr Herz. Im Affekt zieht Blake eine Pistole hervor, die er unter Thels Kissen entdeckt hat und schiesst auf Charlie. Dieser sackt tot zusammen. Blake wendet sich Thel zu und entdeckt, dass die Kugel direkt durch ihr Herz ging. Er fühlt ihren Puls, doch sie ist schon tot. Schliesslich bemerkt er, dass auch er nahe des Herzens von dieser Kugel getroffen wurde. Sofort sucht er seine im Zimmer verstreuten Sachen zusammen, nimmt seinen Hut und klettert auf dem Fenster. Am Himmel erscheint eine Sternschnuppe, wir hören ein Wiehern und sehen die Schatten eines dahin galoppierenden Pferdes.
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2.3 Steigende Handlung
Szene 7: „Hast du vielleicht Tabak da?“
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Morgens in einer staubigen Präriegegend am Rande eines Waldes: Mit Blakes Augen sehen wir einen dicklich runden Indianerkopf, der sich auf uns herabbeugt. Sein Haar ist reichlich mit Federn geschmückt, das Gesicht um Mund und Augen mit einer Art Kriegsbemalung verziert. Er hantiert mit einem großen Messer in William Blakes Brust. Dieser fängt an zu zappeln, so dass der Indianer tiefer in sein Fleisch schneidet. Der Indianer erklärt, er habe versucht die Kugel herauszuschneiden, doch steckt sie zu tief. Der Indianer könne womöglich in das Herz des Verletzten schneiden und dabei den Geist freilassen, der darin steckt. „Verdammter, blöder, weißer Mann!“ flucht er. Er steht auf, wirft wütend das Messer in den Staub und durchsucht Blakes Sachen. Dabei fällt ihm das Schreiben von Dickinson in die Hände, achtlos wirft er es weg. Als er nicht zu finden scheint, wonach er sucht, fragt er schliesslich: „Hast du vielleicht Tabak da?“ Blake bedauert, er rauche nicht. Entzürnt flucht der Indianer in seiner Stammessprache.
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Szenen 8 und 9: „Männer, es ist Jagdzeit!“
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Eine rauhe Männerstimme aus dem Off: „Hey Wilson, hast du vielleicht Tabak übrig?“ Drei Cowboys sitzen vor dem Schreibtisch in Mr. Dickinsons Büro, Schrotflinten und Revolver in den Händen. Hin und wieder zielen sie, ohne jedoch wirklich zu schiessen, auf das Porträt Dickinsons vor ihnen an der Wand. Schnell packen sie die Waffen weg als Dickinson sein Büro betritt. Er stellt sich vor den mächtigen Bären in seinem Zimmer und beginnt zu berichten: Sein Sohn Charlie wurde in der vergangenen Nacht zusammen mit seiner Geliebten Thel Russell tot aufgefunden. Außerdem ist ihm ein Pinto, ein besonders wertvolles Pferd, gestohlen worden. „Sie drei sind angeblich die besten Kopfgeldjäger für Menschen und Indianer in diesem schönen Teil der Erde [...]“ wendet er sich ihnen zu. Cole Wilson, ein mysteriös und unheimlich wirkender Mann, dessen „[...] Ruf längst Legende [...]“ ist. Conway Twill, „[...] ein wirklich guter Mörder, aber passen sie auf, dass sie nicht wieder so viel dummes Zeug quatschen.“ Und nicht zuletzt Jonny ‚The Kid‘ Pickett, der schon „[...] vierzehn Männer getötet […]“ haben soll, selbst aber nicht älter als sechzehn erscheint. Dickinson erteilt den Kopfgeldjägern den Exklusiv- Auftrag, den Kerl, der für den Tod von Charlie und Thel und für das Verschwinden des Pinto verantwortlich ist, zu finden und „[...] tot oder lebendig her[zu]bringen [...]“. Aufstachelnd entlässt er die drei: „Männer es ist Jagdzeit!“
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Währenddessen im Wald: Der Indianer behandelt Blakes Wunde nach Art eines indianischen Heilrituals. Erneut flucht er: „Verdammter, blöder, weisser Mann!“
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Szenen 10 und 11: Wanted: William Blake
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Wieder in Dickinsons Büro: Der Fabrikbesitzer beauftragt seinen Sekretär, Fahndungsplakate zu fertigen, außerdem „[...] sämtliche Marshalls, Deputys [...]“ von der Suche nach dem flüchtigen Mörder William Blake zu benachrichtigen.
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Am frühen Abend im Wald, noch ist es hell: Die Jagd der Kopfgeldjäger nach William Blake hat begonnen. Twill plappert munter vor sich hin, schimpft über Dickinson und erklärt diesen für verrückt. Gerade passieren sie die Stelle, an der Blakes Schreiben der Metallwerke auf dem staubigen Boden liegt. Sie sind auf der richtigen Fährte.
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Szene 12: „Ich bin nicht tot!“
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Nachts im Wald. Blake sitzt mit dem Indianer an einem kleinen Feuer. „Die runden Steine von unter der Erde haben durchs Feuer gesprochen: Dinge, welche sich ähnlich sind, formt die Natur, dass sie sich ähnlich sehen.“ „Sprechende Steine?“ Blake schaut seinen Gefährten ungläubig an. Sein Körper ist sichtlich geschwächt und die Worte des Indianers stiften keinen Sinn in seinem Geist. Der Indianer will wissen: „Hast du den weissen Mann getötet, der dich getötet hat?“ „Ich bin nicht tot!“ gibt Blake ihm zu verstehen. William Blake verrät dem Indianer seinen Namen. Als dieser ihn hört, denkt er zunächst an eine „[...] Lüge oder einen Trick des weissen Mannes“, doch Blake versichert, dass dies die Wahrheit sei. „Dann bist du doch ein toter Mann!“ ruft der Indianer und beginnt, ein Gedicht vorzutragen:
„Jede Nacht und jeden Morgen
sind zum Elend viel geboren.
Jeden Morgen und jede Nacht,
manchem süsse Wonne lacht.
Manchem süsse Sonne lacht,
Andrem winkt die ewige Nacht.“
Blake blickt verwirrt und verständnislos, als der Indianer ihm offenbart, dass William Blake, der frühere Dichter und Maler „[...] jetzt ein Mörder von weissen Männern [...]“ geworden war.
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Szene 13: „Plätzchen backen mit Mami!“
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Die Verfolger: Sie haben sich zum Schlafen um ein Feuer gelegt. Twill murmelt schlafversunken vor sich hin: „Plätzchen backen mit Mami [...]“. Er hält sein Kuscheltier, einen Teddybären fest im Arm und als Pickett versucht, es ihm aus der Hand zu nehmen, zieht er sofort seinen Revolver. Bevor sie sich wieder zur Ruhe legen, muss Pickett schwören, es nicht berührt zu haben. Wilson beobachtet die beiden argwöhnisch.
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Szenen 14 und 15: „Du wirst verfolgt, William Blake!“
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Am folgenden Tag: Blake reitet mit dem Indianer weiter durch den lichten, freundlichen Wald. Er ist stark geschwächt und hat gerade noch Kraft sich auf dem Pferd zu halten. „Du wirst verfolgt, William Blake!“ entdeckt der Indianer.
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Währenddessen bereiten die drei Kopfgeldjäger an einer Feuerstelle ihren Schlafplatz vor. Cole Wilson erkennt, dass diese von einem Indianer angelegt wurde und teilt es den anderen mit. Conway Twill spottet: „Wie viele Indianer kennst du mit dem Namen William Blake?“ Er verlacht ihn und sattelt mit Jonny Pickett die Pferde ab. Dabei berichtet er diesem von der Legende um Cole Wilson, der „[...] Vater und Mutter gefickt, umgelegt, zersäbelt und gebraten und aufgegessen [...]“ haben soll. Aufhetzend fügt er hinzu: „Der Kerl hat kein Gewissen im Leib!“
[...]
[i] Huxley, Aldous. Die Pforten der Wahrnehmung. Himmel und Hölle. Erfahrungen mit Drogen. München: Piper Verlag GmbH, 2000. S. 9.
[ii] Hickethier, Knut. Film- und Fernsehanalyse. Stuttgart: J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, 2001. S. 213.
[iii] Monaco, James. Film verstehen. Kunst, Technik, Sprache, Geschichte und Theorie des Films und der neuen Medien. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, 2000. S. 318f.
[iv] Bertelsen, Martin. Road Movies und Western. Ein Vergleich zur Genre-Bestimmung des Road Movies. 25.07.2002. <http://www.privat.schlund.de/r/roadmovies/buch.htm>
[v] Jarmusch, Jim. Dead Man. 110 Minuten. USA. Pandora. 1995
[vi] Hickethier 2001. S. 114.
- Citation du texte
- Diana Bryg (Auteur), 2002, Ich bin William Blake. Kennen sie meine Gedichte?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/79949
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