Engel „versinnlichen“ die „höhere Bewahrung“. Die vorgelegte Arbeit will zeigen, daß diese Aussage Schleiermachers noch heute für den „Privatgebrauch“ zutrifft und biblisch gut begründet ist. Die Untersuchung der biblischen Texte zeigt ebenso wie die Gegenwartskultur, daß Engel einen Bereich symbolisieren, der der Vernunft schlechthin verschlossen bleiben muß. Die alttestamentliche Forschung hat für den Engel Jahwes gezeigt, daß dessen Auftreten oft in bewußter Unschärfe mit dem Gottes verschlungen ist. Der Engel Jahwes ist ursprünglich keine besondere Person, sondern ein Symbol individueller Gottesbegegnung. Bereits innerhalb der alttestamentlichen Texte zeigt sich aber eine Entwicklung, an deren Ende der Engel als Individuum (Raphael) die Fürsorge Gottes für den einzelnen verkörpert. Die Chiffre Engel wird mehr und mehr aufgelöst zugunsten definierter Begriffe, die die Existenz von Engeln als besondere Wesen verläßlich darstellen sollen.
Schleiermacher weist zurecht darauf hin, daß über die Engel nichts gelehrt werden kann. Dem widersprechen letztlich alle Versuche eines deduktiven Engelbegriffs. Erst die konsequente Emanzipation von den Engelvorstellungen der Theologen und der Verzicht auf Vorstellungen von Engeln als eigener geschöpflicher Gattung erlauben es, Engel als Möglichkeit der Versinnlichung des Transzendenten zu erkennen und zu nutzen.
Das große Interesse, das die Taufengel in jüngster Zeit erfahren, ist der Anlaß einer kleinen Untersuchung der Bedeutung der Engel im Kontext der Taufe. Neben den nur skizzenhaft dargestellten historischen Grundlagen liegt hier das Augenmerk auf den Anknüpfungsmöglichkeiten, die das Symbol Engel für das Taufverständnis des „Weihnachts-Christentums“ (Morgenroth) bietet. In erster Linie ist hier natürlich das Bild des persönlichen Schutzengels zu finden. Es scheinen sich aber darüber hinaus Chancen zu ergeben, auch mit Hilfe der Engel den „Glauben an die Sympathie des Ganzen“ (Cassirer) als lebensdienlich stärker zu betonen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Engel in der Bibel
2.1. Altes Testament
2.1.1. Einleitendes
2.1.2. Die Boten Gottes
2.1.3. Seraphim und Cherubim
2.1.5. Raphael der persönliche Begleiter
2.2. Neues Testament
2.2.1. Engelbegegnungen
2.2.2. Der Dienst der Engel
2.2.3. Engel in den Briefen des NT
2.2.4. Die Engel der Apokalypse
2.2.5. Zusammenfassung
3. Das Engelbild der Theologen
3.1. Von der Bibel zu den ersten dogmatischen Fixierungen
3.2. Geordnete Engel
3.3. Protestantische Engel
4. Engel in Liturgie und kirchlicher Kunst im Kontext der Taufe
4.1. Einleitendes
4.2. Engel in der Taufliturgie
4.3. Engel in protestantischen Taufliedern
4.4. Engel in der christlichen Kunst im Kontext der Taufe
4.5. Der Taufengel
4.5.1. Historisches
4.5.2. Neue Zugänge zum Taufengel
4.5.3. Taufe und Schutzengel im Kontext moderner Religiosität
5. Engel in der Alltagskultur
5.1. Engel im Film
5.2. Der Schutzengel und sein Problem
5.3. Wirst du für mich, werd ich für dich der Engel sein?
6. Engel im Kontext von Tod und Sterben
6.1. Ein leeres Symbol
6.2. Mögliche Inhalte
7. Schlußbetrachtungen
Literaturverzeichnis
Anlagen
1. Einleitung
Engel „versinnlichen“ die „höhere Bewahrung“[1]. Die vorgelegte Arbeit will zeigen, daß diese Aussage Schleiermachers noch heute für den „Privatgebrauch“[2] zutrifft, biblisch gut begründet ist und Anschlußmöglichkeiten für Theologie und Kirche bietet. Die Untersuchung der biblischen Texte zeigt ebenso wie die Gegenwartskultur, daß Engel den Bereich symbolisieren, der der Vernunft schlechthin verschlossen bleiben muß. Die alttestamentliche Forschung hat für den Engel Jahwes gezeigt, daß dessen Auftreten oft in bewußter Unschärfe mit dem Gottes verschlungen ist. Der Engel Jahwes ist ursprünglich keine besondere Person, sondern ein „Titel oder ein theologisches Interpretament, das die Beziehung Gottes zu den Menschen in menschlich faßbarer Form darstellen soll.“[3] Bereits innerhalb der alttestamentlichen Texte zeigt sich aber eine Entwicklung, an deren Ende der Engel als Individuum (Raphael) die Fürsorge Gottes für den einzelnen verkörpert. Die Chiffre Engel wird mehr und mehr aufgelöst zugunsten definierter Begriffe, die die Existenz von Engeln als besondere Wesen verläßlich darstellen sollen.
Schleiermacher weist zurecht darauf hin, daß über die Engel nichts gelehrt werden kann und verweist sie in den Bereich der Liturgie und der „freien religiösen Produktionen“[4]. Dem widersprechen letztlich alle Versuche eines deduktiven Engelbegriffs.[5]
Erst die konsequente Emanzipation von den Engelvorstellungen der Theologen vergangener Zeiten und der Verzicht auf Vorstellungen von Engeln als eigener geschöpflicher Gattung erlauben es, Engel als Möglichkeit der Versinnlichung des Transzendenten zu erkennen und zu nutzen. Die wachsende „Offenheit für nichtrationale Erfahrungswelten“[6], die „Wiederentdeckung der Transzendenz“[7] verlangt nach eigenen Sprachmöglichkeiten. Die Engelvorstellungen der Bibel scheinen hier geeigneter zu sein als die der Theologen.
Vor diesem Hintergrund wird der kirchliche Umgang mit dem Thema Engel untersucht. Das große Interesse, das die Taufengel in jüngster Zeit erfahren, ist der Anlaß einer kleinen Untersuchung der Bedeutung der Engel im Kontext der Taufe. Neben den nur skizzenhaft dargestellten historischen Grundlagen liegt hier das Augenmerk auf den Anknüpfungsmöglichkeiten, die das Symbol Engel für das Taufverständnis des „Weihnachts-Christentums“[8] bietet. In erster Linie ist hier natürlich das Bild des persönlichen Schutzengels zu finden. Es scheinen sich aber darüber hinaus Chancen zu ergeben, auch mit Hilfe der Engel den „Glauben an die Sympathie des Ganzen“[9] als lebensdienlich stärker zu betonen.
Einige interessante Fragen, wie die des Umgangs mit Engeln in Religionsunterricht und Christenlehre sowie der Präsenz des Themas in den Lehrplänen, konnten nicht aufgenommen werden. Ein Blick in Katechismen zeigt aber, daß die protestantischen Kirchen der Frage der Engel keine Bedeutung beimessen.[10]
Die Arbeit hat ihre Grenze, wo die Psychologie sich der Engel bedient. Von theologischer Seite ist hier auf die Habilitation Ellen Stubbes zu verweisen, die im Anschluß an den Psychoanalytiker Donald W. Winnicott innerhalb eines pastoralpsychologischen Konzeptes die Engel als Phänomen des Übergangs, ihren „Beitrag zur Realitätsbewältigung und zur Selbst-Werdung“[11], untersucht.
Der große Bereich der Engel als Medium der Kunst hätte eine eingehende Berücksichtigung der tiefenpsychologischen Ansätze erfordert, die in den Aufbau der Arbeit nicht zu integrieren war. Die Engel Chagalls, Klees, Dantes und Rilkes, die alle Gegenstand eigener Betrachtungen sind, werden hier deshalb nicht besprochen.[12] Statt dessen wendet sich ein Teil der Arbeit dem Engelbild in der Gegenwartskultur zu. Abschließend folgt ein kurzer Blick auf Engel am Ende des Lebens. Auch hier bieten Engel Möglichkeiten, Sprachfähigkeit wiederzugewinnen.
2. Engel in der Bibel
Am Anfang dieser Arbeit soll der Versuch stehen, möglichst unbeeindruckt von der späteren theologischen Deutung den Inhalt und die Aussageabsicht biblischer Berichte vom Auftreten von Engeln in der gegebenen Vielfalt aufzuzeigen.
2.1. Altes Testament
2.1.1. Einleitendes
Verschiedene Phänomene des Alten Testament werden heute gemeinhin als Engel bezeichnet. Dem Engel/ angelus/ ά;ggeloς in seiner eigentlichen Bedeutung „Bote“ entspricht im Hebräischen מַלְאָךְ .[13] Neben den Boten, die – wie im Folgenden zu zeigen ist - keineswegs per se himmlischer Natur sind, müssen aber auch die שְׂרָפִים und die כְּרוּבִים in die Untersuchung einbezogen werden, die als himmlische Gestalten in der unmittelbaren Umgebung Gottes beschrieben werden. Um ein differenziertes Bild der alttestamentlichen Vorstellungen zu erhalten, ist eine Vermischung der Begriffe zu vermeiden. Keine Beachtung findet in dieser Arbeit die Frage der Dämonen und des Bösen, die ein eigenes, wenn auch in direktem Zusammenhang mit den Engeln stehendes Thema darstellt.[14]
Ein מַלְאָך ist zunächst einmal keineswegs eine heilige Figur, sondern ein Bote, gesandt von Menschen oder von Gott.[15] Die Bedeutung eines Boten liegt allein in seiner Botschaft und deren Absender begründet. Seine Person tritt dagegen zurück.
Boten von Mensch zu Mensch finden sich z. B. in der Jakobserzählung. Jakob selbst schickt מַלְאָכִים zu seinem Bruder Esau, um seine Rückkehr anzukündigen und gnädige Aufnahme zu erbitten (Gen 32, 4 ff.), ein rein profanes Anliegen. Zahlreiche מַלְאָכִים sind mit politischen Botschaften unterwegs (z.B. Ri 11; 1 Sam 19).
Auch Jahwe bedient sich menschlicher Boten. Ein Priester kann als Bewahrer der göttlichen Lehre, Verkünder des Wortes Gottes[16] (Mal 2,6f.) oder Verwalter des Rechts (Koh 5,5) als direkter Beauftragter Gottes handeln. Die Tora als Quelle seiner Rede versieht ihn mit der Autorität eines Boten Gottes.
Wird David mit dem ~yhil{a/ %a;l.m; verglichen, ist dies stets vor dem Hintergrund der sakralen Würde seines von Jahwe stammenden Königtums zu verstehen. Er ist der Gesalbte Gottes (1 Sam 16,13). Auf diese Beauftragung als Heilsbringer und die daraus erwachsende unwiderstehliche Macht für die Schwachen vertraut auch der Prophet Sacharja (Sach 12,8). David als ~yhil{a/ %a;l.m;, mit diesem Vergleich sind Eigenschaften wie Machtfülle (2 Sam 19,28), Gerechtigkeit und Weisheit (2 Sam 14, 17.20) verbunden, aber auch die Versicherung besonderer Zuneigung: ~yhil{a/ %a;l.m;K. yn:y[eB. hT'a; bAj yKi
(1 Sam 29,9)[17]. „Denn du gefällst meinen Augen wie ein Engel Gottes“[18] oder „Du bist mir lieb wie ein Engel Gottes“[19] ; in einem Gespräch von Krieger zu Krieger wird hier mit dem Wort Engel eine starke emotionale Zuneigung ausgedrückt. Der Vergleich mit dem Engel als Zeichen ungetrübten Wohlgefallens und Vertrauens.
Am häufigsten werden allerdings die Propheten als menschliche Boten Gottes eingeführt. Es ist ihr Amt, mitten aus dem Alltag gerissen, ihr Leben für eine bestimmte Zeit ganz der Verbreitung einer Botschaft Gottes zu widmen. Ihr Sein wird geprägt durch ihren Auftrag, sein Wort zu verkündigen, vor dem ihre Person völlig zurücktritt. Deutlich wird dies in der Geschichte von Bileam (Num 22-24): Balak, der König der Moabiter, drängt ihn, Israel zu verfluchen. Er verläßt sich auf die Kraft des Propheten, dessen Flüche mächtig sind. Aber dieser kann nichts anderes tun, als Gottes Wort zu verkündigen. Ein Engel Gottes tritt ihm in den Weg:[20] „nichts anderes, als was ich zu dir sagen werde, sollst du reden“ (Num 22,35). Bileam segnet Israel. Was der Prophet spricht und wirkt, sind Worte und Taten Gottes. Deshalb können נָבִיא אִישׁ und מַלְאָךְ parallel stehen. Durch seinen Auftrag wird der Prophet zum מַלְאָךְ (Mal 1,3;[21] Hag 1,13; Jes 44,26; Ri 2,1-5 + 6,8). Die Bestätigung der Autorität des Boten erfolgt durch das entsprechende Handeln Jahwes. Wird der Bote verlacht, gilt dies auch der Botschaft und damit dem Auftraggeber. Hier folgt die Strafe zuverlässig (2 Chr 36,15ff.). Der in seinem Auftrag Handelnde steht unter dem Schutz Gottes. Diese Zusage verleiht dem Boten Kraft und Mut (Jer 1,7f.). Daß Jahwes Boten einzeln auftreten, ist ein deutliches Zeichen ihrer göttlichen Autorität. Wer unter dem Schutz des Höchsten steht, kann furchtlos als Einmanngesandtschaft auftreten.
Bevor sich der Blick auf die himmlischen Boten Gottes richtet, sei noch darauf verwiesen, daß auch Naturphänomene als מַלְאָכִים bezeichnet werden, in Ps 104,3f.[22] sind es die Winde. Es entspricht der Allmacht Jahwes, hier als Schöpfer- bzw. Wettergott besungen, daß die ganze Schöpfung in Dienst genommen wird. Der (geflügelte) Wind[23] und das Feuer unterliegen seinem Befehl und vollstrecken seine Weisungen. Der Erfahrung absoluter Abhängigkeit gegenüber den Vorgängen in der Natur wird das Vertrauen in Gottes weisen Plan und eine höhere Ordnung entgegen gesetzt.[24] Krankheiten und Plagen, als göttliche Strafen mit Zeichencharakter verstanden, können Boten sein, מַלְאָךְ genannt werden.[25]
2.1.2. Die Boten Gottes
Gottes Boten begegnen Menschen in Situationen, die keinen Ausweg erkennen lassen. Sie öffnen Horizonte.
Auf der Flucht vor ihrer Herrin Sarai begegnet der schwangeren Hagar der יְהוָה מַלְאָךְ an einer Wasserquelle in der Wüste (Gen 16,7 ff.).[26] Dieser Engel kennt Hagar, er nennt sie beim Namen und fragt nach dem Woher und Wohin. Woher er kommt, sagt der Text nicht, wohin er geht, spielt keine Rolle, der Engel stellt sich nicht vor. Auch über sein Aussehen, sein Wesen erfahren die Leser nichts. Die Reaktion Hagars läßt zunächst vermuten, daß es sich um einen guten Bekannten handelt. Sie gibt ohne Furcht, Zögern oder Rückfrage Antwort. Die Worte des Engels zeigen aber deutlich, daß es sich hier um einen besondere Begegnung handelt. Hagar erhält die Anweisung zur Umkehr und die Verheißung reicher Nachkommenschaft. Wer kann solche Zusagen machen? Hagar weiß, in ihrer Not hat Gott zu ihr gesprochen. Die Worte des Engels sind Worte Gottes. Sie ruft den Namen Jahwes aus, den Namen des Gottes, der sie sieht. Später soll sich zeigen, daß dieser Gott auch hört. Wieder in der Wüste, Hagar in großer Verzweiflung, bekennt sich Gott zu seinem Wort und rettet Mutter und Kind (Gen 21,15ff.). Hier spricht der Engel Gottes vom Himmel[27] her, er ist also eindeutig als himmlisches Wesen eingeführt.
Das Reden und Handeln des יְהוָה מַלְאָךְ ist, wie auch in anderen alttestamentlichen Texten, untrennbar verwoben mit dem Gottes selbst.[28] Der gegebene Text nimmt die Identifikation von Auftraggeber und Bote zumindest billigend in Kauf. Es entsteht der Eindruck eines Erlebnisses, das als unmittelbare Gottesbegegnung erfahren wird. Gott sieht, Gott hört, Gott handelt. Sein Wort findet den Weg zu den Menschen. Diese Erfahrung wird in der Erzählung vermittelt, mit Hilfe des יְהוָה מַלְאָךְ . Wichtig ist aber nicht der Bote, sondern die Botschaft, in der Gottes bewahrende Nähe erfahren wird.
Lot macht eine andere Erfahrung mit Engeln (Gen 19). Zwei Boten kommen nach Sodom, Lot nimmt sie auf. Wer sie sind, wofür Lot sie hält, bleibt unklar. Es scheint, als wäre er bereit, große Opfer für seine Gäste zu bringen, ohne ihre Bedeutung zu kennen. Erst in ihrem rettenden Eingreifen zum Schutze Lots wird ihre übermenschliche Kraft offenbar. Ihre Ankündigung, die Stadt zu zerstören, wird von Lot als Wort Jahwes verstanden. Lot spricht zu den Männern, seine Worte aber richten sich an einen Herrn, es sind Worte an Gott. Auch hier wird rettendes Eingreifen der Engel als Handeln Gottes beschrieben.
Die Geschichte Abrahams zeigt das gleiche Phänomen. Zunächst führt er seine Gespräche direkt mit Jahwe. Die Verheißung erfolgt unmittelbar (Gen 12,1ff.; 13,14ff). Gespräche werden geradezu als Diskussionen zwischen Jahwe und Abraham geführt (Gen 15; 17; 18,16ff.). Ein völliges Durcheinander scheint beim Besuch der drei Männer im Hain Mamre zu herrschen (Gen 18). Jahwe erscheint – Abraham aber sieht drei Männer. Im Gespräch liegt ein ständiger Wechsel von Singular und Plural vor, in der Anrede Abrahams und in der Rede der Männer, die auch direkt als Wort Jahwes ergeht. Diese Szene ist Grundlage einer der bedeutendsten Ikonen Andrej Rubljows: „Die heilige Dreifaltigkeit“. Der dreieinige Gott wendet sich den Menschen zu, dargestellt sind drei Engel.
Direkt von Gott erhält Abraham auch den Befehl zur Opferung Isaaks (Gen 22), der Abbruch der Aktion, gleichzeitig die Rettung des Kindes, erfolgt durch die Stimme des Engels Jahwes, der hier erstmals im Zusammenhang mit Abraham genannt wird. Seine Worte sind durch die Botenspruchformel als Worte Gottes ausgewiesen.
Für den Knecht Abrahams bedeutet die Begleitung des Engels Schutz und Beistand für seine Reise und die Suche nach einer Braut für Isaak (Gen 24,7.40), vermittelt durch den Reisesegen Abrahams.
Auch Jakobs Erfahrungen zeigen, daß im Auftreten eines Engels stets eine Offenbarung Gottes erfolgt. Auf der Flucht, nachts im Schlaf, sieht er eine Leiter. An deren Spitze steht Jahwe und spricht zu ihm. Für diese Untersuchung wichtiger ist, was auf der Leiter geschieht: „die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder“ (Gen 28,12). Jakob selbst glaubt, an diesem Ort die Pforte des Himmels entdeckt zu haben. Zwei Dinge gilt es besonders hervorzuheben: Die Engel bewältigen den Weg in den Himmel keineswegs fliegend. Die Vorstellung geflügelter Boten scheint hier gar nicht im Blick zu sein. Der Weg von der Erde in den Himmel, den Sitz Gottes, führt über eine Leiter, es ist ein gestufter Aufstieg.
Wer der Mann ist, mit dem Jakob nächtens am Jabbok kämpft (Gen 32,25ff.), ist unklar. Der MT schreibt אֱלֹהִים . Ist hier von Gott (LXX: θεός) oder vielleicht von einem zu Gott gehörenden himmlischen Wesen die Rede (z.B. vom Engelfürsten Esaus, vgl. Gen 33,10)?[29] [30] Der Text will bei der Beschreibung des Mannes wohl unscharf bleiben. „Vielleicht darf man sagen, er sei Gott, so wie er sich in die Geschichte einläßt.“[31] Jakob wird nicht von einer göttlichen Übermacht erdrückt. Seine Gottesbegegnung ist ein Ringen, sein Erfolg ein Zeichen der geheimnisvollen Schwäche Gottes. „Er ist schwach im Raum der Geschichte, denn er hat gewollt, daß der Mensch frei sei.“[32] Gott wahrt die Freiheit und Verantwortung der Kreatur, Jakob kann dem Mann widerstehen.
Am Ende seines Lebens zeigt sich noch einmal das Gottvertrauen Jakobs. Auf dem Sterbebett wünscht er seinem Sohn den Beistand des Engels, der ihn „von allem Übel erlöst hat“ (Gen 48, 16). Eine Aussage, die nicht zu denken ist, ohne den Gedanken an Gott als Ursache der Taten des Engels.[33] Der erbetene Beistand Gottes für den Sohn wird ausgedrückt durch die Bitte um den Segen des eigenen (Schutz-) Engels, der nun Josef begleiten soll.
Dieses Ineinander von Gott und Bote zeigt sich auch im Buch Exodus. Es ist zunächst der יְהוָה מַלְאָךְ , der Mose im Dornbusch erscheint (Ex 3,2). Den nahenden Mose sieht יְהוָה , als Redender wird אֱלֹהִים genannt (Ex 3,4).[34] Das Wort kommt direkt von Gott, den zu sehen Mose fürchtet (Ex 3,6). Was er sieht, ist die Erscheinung im Dornbusch. Der Engel scheint hier den visuellen Aspekt der Gottesoffenbarung zu symbolisieren.
Eine ähnlich unklare Situation herrscht bei der Verkündigung der Geburt Simsons (Ri 13). Der יְהוָה מַלְאָךְ erscheint der kinderlosen Frau des Manoach und verkündet ihr die Geburt eines Sohnes. Ihr Bericht an ihren Gatten lautet wie folgt: „Es kam ein Mann Gottes ( הָאֱלֹהִים אִישׁ ) zu mir, und seine Gestalt war anzusehen wie der Engel Gottes ( הָאֱלֹהִים מַלְאָךְ ), zum Erschrecken, so daß ich ihn nicht fragte, woher oder wohin, und er sagte mir nicht, wie er hieß.“ (Ri 13,6). Manoach bittet um einen erneuten Besuch des Mannes Gottes. Das Paar spricht stets vom „Mann Gottes“ oder gar nur „dem Mann“, der Verfasser des Textes weiß mehr. Er nennt diesen Mann Engel Gottes oder Engel Jahwes. Dieser schlägt das Angebot einer Mahlzeit zu Gunsten eines Brandopfers für Jahwe aus und fährt in der Flamme auf. Nun erkennen die beiden Gastgeber, daß der geheimnisvolle Mann, der seinen heiligen Namen nicht nennen wollte (vgl. Gen 32,30)[35], der יְהוָה מַלְאָךְ war. Manoach fürchtet seinen Tod, da er Gott gesehen habe. Nun wird hier sicher nicht von einem Irrtum eines alten Mannes berichtet. Vielmehr ist diesem klar, daß es Gott selbst ist, der sich im Auftreten seines Boten offenbart. Seine Frau fürchtet sich nicht und analysiert ganz sachlich: eine solche Offenbarung kann nicht ihren Tod zum Ziel haben. Sie weiß gewiß, daß Gott ihnen besonders nahe war, einen Grund zum Fürchten sieht sie darin jedoch nicht. Die Frau sollte hier Recht behalten.
Zunächst unerkannt begegnet der יְהוָה מַלְאָךְ auch Gideon (Ri 6, 12ff.). Und auch Gideon wird durch sein Verschwinden mit dem Feuer des Brandopfers klar, wen er gesehen hat. Klagend ruft er Jahwe an. Dieser spricht selbst die typischen Worte seines Engels: „Fürchte dich nicht!“ (Ri 11,23) Nicht Vermittlung wird hier beschrieben, sondern das Erleben einer unmittelbaren Gottesbegegnung. Unter Wahrung der Distanz zwischen Gott und den Menschen ist der יְהוָה מַלְאָךְ Symbol unmittelbarer Ansprache eines Menschen durch Gott, Verhüllung und Offenbarung zugleich.[36]
Beim Auszug des Volkes Israel zeigt sich der Engel Gottes ( הָאֱלֹהִים מַלְאָךְ ) als Führer und Wegbereiter.[37] Der Engel zieht vor dem Volke her (Ex 14,19; vgl. 13, 17 – אֱלֹהִים ; 32,34). Im Bericht vom Durchzug durch das Schilfmeer erscheinen Engel, Wolken- und Feuersäule und letztlich auch Mose als bloße Werkzeuge des göttlichen Heilshandelns an Israel. Es ist allein die mächtige Hand Jahwes, die hier wirkt (Ex 14,31). Ps 78,49 umschreibt die Vielzahl der göttlichen Strafen gegen Ägypten als Wirkung der Glut des göttlichen Zorns, „eine Schar Verderben bringender Engel“. Für Israel kämpfend, treibt der Engel die Feinde aus dem Land (Ex 23,20ff.; 33,2), schützend und rettend greift der יְהוָה מַלְאָךְ gegen Sanherib ein (2 Kön 19,35; 2 Chr 32,21; Jes 37,36). Auch die Psalmen preisen den Schutz des Engels Gottes als Kämpfer gegen die Feinde seines Volkes (Ps 34,8; 35,5f.). Dies alles aber sind Werke Gottes (Jes 63,9).
„Denn er hat seinen Engeln befohlen, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen, daß sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.“ (Ps 91,11f.) Auch der Beter des 91. Psalms weiß, daß Gott Urheber des Schutzes der Engel ist. Er behütet den Gläubigen, „der spricht zu dem HERRN: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.“ (Ps 91,2) Dieses Amt endet nicht etwa mit dem Tod des Menschen. Im Augenblick des Todes kann die Fürsprache eines Engels für den bußfertigen Sünder bei Gott Gnade erwirken, auf daß er Gottes Angesicht schaue (Ijob 33, 22 ff.).
Auch als Vollzugsorgan göttlicher Strafe agiert der Engel (2 Sam 24,15ff.). Die Pest - die gegen Israel ausgestreckte Hand des Engels (V 16f.).[38] Israel ist in Gottes Hand, seinem Willen unterworfen (V 14.17). Während der Text in 2 Sam nicht die Erscheinung eines himmlischen Wesens beschreibt, wird in 1 Chr 21,16ff. das Verderben zur Person[39], zum יְהוָה מַלְאָךְ , der sein blankes Schwert über Jerusalem ausstreckt.[40] David wird in seinem Walten gebremst. Ebenso erscheint der Engel vor Bileam und stellt sich ihm in den (Ab-) Weg (Num 22,22ff.). „Siehe, ich habe mich aufgemacht, um dir zu widerstehen ( לְשָׂטָן ); denn dein Weg ist verkehrt in meinen Augen.“ (Num 22,32) Auch dieser Engel hat sein Schwert schon gezogen. Bileam nimmt die Botschaft Gottes nicht wahr, erkennt nicht die Grenze, die ihm der Engel setzt. Bileams Esel kämpft gegen dessen Willen um sein Leben, erfolgreich. Selbst Propheten erkennen nicht immer, wenn ein Esel aufgrund höherer Einsichten handelt.
Auch in den Könige-Büchern sind die Boten fast ausnahmslos menschlicher Natur. Neben der bereits erwähnten Stelle in 2 Kön 19,35, die vom (legendären) epidemischen Sterben im Lager der Assyrer berichtet und 2 Sam 24,15ff. insofern ähnelt, fallen hier nur die Engel auf, die Elia begegnen. Der erste findet den Tischbiter unter einem Wacholder (1 Kön 19,4ff.). Resigniert hat sich der Prophet nach der Vollstreckung des blutigen Gottesurteil an den 450 Baalspriestern vor Isebel in die Wüste geflüchtet. Dort liegt er unter einem Strauch und wartet auf seinen Tod. Mehrfach war das Wort des Herrn an ihn ergangen. Wunder hat er gesehen. Entschlossen und einsatzbereit hat er seinen Beruf ausgeübt, das Wort Gottes verkündet. Nun ist er den scheinbar endlosen Kampf gegen Isebel und ihren Fremdgötterkult und das Leben auf der Flucht leid. „Es ist genug. So nimm nun, HERR, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter.“ (1 Kön 19,4) Es sind die Worte eines Menschen, der nicht mehr weiter will, nicht mehr weiter kann, ausgebrannt. Der Tod wird als Erlösung herbei gewünscht. In diese Situation kommt ein Engel, rührt ihn an und spricht: „Steh auf und iß!“ (1 Kön 19,5) Tatsächlich findet Elia Brot und Wasser. Aber noch einmal muß der Bote, nun als יְהוָה מַלְאָךְ vorgestellt, kommen und sprechen: „Steh auf und iß! Denn du hast einen weiten Weg vor dir.“ (1 Kön 19,7) Über den Boten selbst wird nichts gesagt. Sein Erfolg ist phänomenal. Elia schöpft neue Kraft. Sein Weg, d.h. der Weg, den Gott für ihn bestimmt hat, ist wirklich noch lang, sogar länger als der Vierzig-Tage-und-Nächte-Marsch zum Horeb. Noch oft ergeht das Wort Jahwes an ihn.[41] Elia verliert nicht wieder den Mut. Kraftvoll marschiert er bis zu dem Tag, an dem sein Weg auf Erden von Gott beendet wird (2 Kön 2). Eine Krise wie die in der Wüste erlebt Elia aber nicht noch einmal. Der Engel spricht das aufrüttelnde Wort in der Stunde der Resignation und bringt dem Erschöpften neue Kraft.
Von den bisher genannten Engeln heben sich die Engel des Daniel- und des Sacharjabuches ab. In beiden Schriften tritt ein Engel auf, um Visionen zu deuten (angelus interpres).
Zum einen finden sich im Danielbuch Schilderungen schützenden Eingriffs himmlischer Wesen zugunsten wegen ihres Glaubens Bedrohter. Bei den drei Männern im Feuerofen sieht der König einen Begleiter, den er als מַלְאָךְ bezeichnet (Dan 3,25.28). „Mein Gott hat seinen Engel gesandt, der den Löwen den Rachen zugehalten hat“ (Dan 6,23), begründet Daniel sein Überleben in der Löwengrube. „Der Engel des Herrn lagert sich um die her, die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus.“ (Ps 34,8) Im Vertrauen auf Gott ist himmlischer Beistand erfahrbar.
In Dan 8,15f. und danach mehrfach erscheint Daniel zur Deutung einer Vision Gabriel, der aussieht, wie ein Mann. גבר meint hier aber nicht das Geschlecht. Ein Blick auf Gen 6,4 zeigt, was in dieser Wurzel steckt: gewaltige Kraft. גַּבְרִיאֵל ist die Kraft, personifiziert: der Held Gottes, des גִּבּוֹר אֵל (Jes 9,5). Mit Gabriel und Michael (Dan 10,13.21; 12,1) werden hier erstmalig im Alten Testament zwei Engelnamen genannt, jedoch werden beide im Rahmen der apokalyptischen Visionen Daniels nicht als מַלְאָךְ bezeichnet.[42] Gabriel (evtl. die in Dan 10,5f. beschriebene Gestalt) ist der Schlüssel zur Auslegung der Visionen, Michael ein Fürst ( שַׂר )[43] in der Schlacht zwischen den himmlischen Repräsentanten der Völker. מִיכָאֵל - Wer ist wie Gott? Auch Michael ist ein Programmname. Die politischen Konflikte Israels werden vor einem eschatologischen Horizont als Schlacht himmlischer Mächte geschildert. Es kann nur einen geben: „HERR, wer ist dir gleich unter den Göttern?“ (Ex 15,11) Hier im himmlischen Drama liegen die alttestamentlichen Grundlagen der Erzengel-[44] und Völkerengelvorstellungen.[45] Von einer Individualität der Engel kann man auch hier noch nicht sprechen.[46] Das apokalyptische Engelbild weist aber eine deutliche Tendenz zur Individualisierung auf.
Ganz eindeutig ein himmlischer Engel ist der Deuter der Visionen des Propheten Sacharja. Er legt nicht nur aus, er ist auch der Vermittler der Worte Jahwes, die nicht unmittelbar an Sacharja ergehen. Es ist der Engel, der mit dem Propheten spricht. Darüber hinaus erscheint der Engel als Fürbitter vor Gott (Sach 1,12).[47] Über den himmlischen Hermeneuten selbst erfährt der Leser nichts.
2.1.3. Seraphim und Cherubim
Auch geflügelte Wesen kennt das Alte Testament. Cherubim mit flammenden Schwertern versperren den Weg zum Baum des Lebens (Gen 3,24). Im Schmuck des Jerusalemer Tempels soll es nach biblischem Zeugnis eine Vielzahl dieser geflügelten Wesen gegeben haben (1 Kön 6,23ff.). Die Bauanleitung für den Gnadenthron fordert die Darstellung zweier geflügelter Cherubim ( כְּרֻבִים ) an dessen Enden (Ex 25,18ff.; 37,7ff.). Jahwe ist der Mächtige, der über den Cherubim thront (z.B. 1 Sam 4,4; Ps 80,2; 99,1).[48] Auf den Teppichen und Vorhängen waren sie zu sehen (Ex 26,1.31; 36,8.35). Auch die das gebändigte Urmeer repräsentierenden, Wasser für kultische Reinigungen enthaltenden Kesselwagen waren mit Cherubim geschmückt (1 Kön 7,23ff.).[49] Die Grenzen des Vorstellbaren überschreitet die Beschreibung der Cherubim bei Ezechiel (v.a. Ez 1,5ff.; 10): Mischwesen, jedes mit vier Gesichtern (Mensch, Löwe, Adler, Stier), Flügeln und Händen begleitet von vieläugigen Rädern. Die Cherubim agieren stumm als Thronträger (vgl.: Ps 18,11; 2 Sam 22,11) und Hüter der Lade. Sie sind Symbol der nicht nur, aber doch in besonderer Weise im Tempel erfahrbaren Gegenwart Gottes.
In manchem den Cherubim ähnlich sind die Seraphim ( שְׂרָפִים ), die Jesaja beschreibt (Jes 6,2ff.). Der Prophet berichtet vom Thronsaal Gottes: „Seraphim standen über ihm; ein jeder hatte sechs Flügel: mit zweien deckten sie ihr Antlitz, mit zweien deckten sie ihre Füße, und mit zweien flogen sie.“ (Jes 6,2)[50] Sie rufen sich etwas zu, aber es ist kein lieblicher Engelgesang. Der Boden bebt, Rauch erfüllt den Raum. Es ist verständlich, daß Jesaja Angst bekommt. Er steht als Mensch vor dem Thron Gottes.[51] Gott, der Herrscher der Welt, sitzt auf seinem Thron, eine Szenerie, die ohne einen Hofstaat nicht gut vorstellbar ist. Erst durch die von einem der Seraphim mit einer brennenden Kohle durchgeführte kultische Reinigung seiner Lippen ist Jesaja fähig, mit Gott zu kommunizieren, hat er Zugang zu Gott.[52] Seraphim erscheinen nur hier in der Nähe Gottes. Ihr üblicher Aufenthaltsort ist die Wüste. Sie strafen in Gottes Auftrag das murrende Volk (Num 21,6). Mit einer Ausnahme[53] sind Seraphim Inbegriff des Lebensfeindlichen und Bedrohlichen (Dtn 8,15; Jes 14,29; 30,6). Es sind keine lieblichen Vorzimmerengel, die Jesaja in Empfang nehmen, sondern furchteinflößende Mischwesen.[54] Von besonderer Bedeutung ist dieser Text wegen des Trishagion, des himmlischen Lobpreises (vgl. Offb 4,8) Gottes[55]: צְבָאוֹת יְהוָה קָדוֹשׁ קָדוֹשׁ קָדוֹשׁ . Jesajas Gottesschau ist nicht nur Vision, sondern auch Audition. Er wird Zeuge der himmlischen Liturgie.
Der himmlische Lobpreis ist aber vor allem ein Thema der Psalmen. „Lobt ( הלל ) ihn, alle seine Engel!“ (Ps 148,1) „Preist ( ברך ) Jahwe, ihr seine Engel!“ (Ps 103,20) Es ist Sache der ganzen Schöpfung, Gott die Ehre zu erweisen.
2.1.4. Zusammenfassung
Während die Cherubim und Seraphim zum Heiligtum, irdisch wie himmlisch, gehören, zeigt eine Betrachtung der Boten Gottes, der echten Engel, für das Alte Testament ein völlig anderes Bild. Die Botschaften Gottes treffen ihre Adressaten zu Hause, bei der Arbeit, auf Reisen und auf der Flucht. Sie rütteln Verzweifelte auf, eröffnen neue Lebensperspektiven. Sie stellen sich Irrläufern in den Weg, sind Retter in der Not, schützen und bewahren. Ihre Gegenwart wird erfahren durch Wort oder Tat. Als von Gott geschickt, werden sie oft erst im Nachhinein erkannt. Weder ihr Wesen, noch ihre Namen sind von Bedeutung. Engel stellen sich nicht vor, die Wirkung ihrer Botschaft zeichnet sie aus. Ob sie selbst von ihrer Mission wissen, ist nicht immer klar.
Geschichten von Engeln im Alten Testament erzählen von Augenblicken, in denen Menschen Gottes Nähe erfahren haben. Das begriffliche Ineinander von Engel- und Gottesbezeichnungen zeigt, daß es Gott selbst ist, der Menschen in seinen Botschaften begegnet, seine Nähe für einen Moment zu erkennen gibt. Die persönliche Erfahrung der Nähe Gottes und seines Eingreifens in die Geschichte wird durch Engel erzählbar.
2.1.5. Raphael der persönliche Begleiter
In der LXX (nicht im MT) enthalten und für die Entwicklung der Engelvorstellungen bedeutsam ist das Buch Tobit. Der gottesfürchtige Tobit und die fromme Sara, beide arg geplagt, finden mit ihren Gebeten bei Gott Gehör. Als Nothelfer wird der Engel Raphael zu ihnen geschickt. Am gleichen Tag beschließt Tobit, seinen Sohn Tobias in die Fremde zu schicken, um verliehenes Geld zurückzuholen. Neben einigen guten Ratschlägen und Ermahnungen soll Tobias einen Begleiter mit auf die Reise nehmen. Unerkannt begegnet dem Aufbrechenden der Engel Raphael, der sich unter anderem Namen als kundiger Führer anbietet. „Gott, der im Himmel wohnt, wird euch auf eurer Reise behüten; sein Engel möge euch begleiten.“ (Tob 5,17) Mit diesem Reisesegen schickt Tobit seinen Sohn auf den Weg, zuversichtlich, „denn ein guter Engel begleitet ihn“ (Tob 5,22). Durch sachdienliche Hinweise und Kenntnis wirksamer Heilmethoden hilft Raphael dem jungen Tobias den Dämon Saras auszutreiben und die Augen seines Vaters zu heilen. Am Ende des gemeinsamen Weges gibt sich Raphael, der zuvor unter anderem Namen gereist war, zu erkennen: „Ich bin Raphael, einer von den sieben heiligen Engeln, die das Gebet der Heiligen emportragen und mit ihm vor die Majestät des heiligen Gottes treten.“ (Tob 12,15) Dank für sein Tun verweist er an Gott. Der Engel hatte Tobits barmherziges Tun beobachtet und begleitet, sowie sein Gebet und das Saras vor Gott gebracht.
In diesem Text (2. Jh. v. Chr.) sind einige Entwicklungen zu erkennen. Obwohl auch Raphael ein Programmname ist - Gott heilt ( רפא ) - begegnet hier doch erstmalig ein Engel als eindeutig definierte Persönlichkeit.[56] Sein ganzes Tun dient seinen Schutzbefohlenen. Er agiert zunächst unerkannt und unter anderem Namen, geht aber erst nach einer Selbstvorstellung. In dieser sind Ansätze einer Angelologie gegeben: Es gibt sieben Engel, die für die Weiterleitung von Gebeten zuständig sind. Bei Bedarf schickt Gott einen dieser Engel einem Menschen als Helfer. Engel essen und trinken nicht. Das Engelbild hebt sich so eindeutig vom bisher gesehenen ab. Die Tendenz zur Individualisierung einzelner Engel erreicht in der Person des Raphael einen Höhepunkt. Für die Juden in der Diaspora ist Raphael der Bote der Zuwendung Gottes zum einzelnen, auch fern der Heimat.
2.2. Neues Testament
2.2.1. Engelbegegnungen
Zunächst soll untersucht werden, was und wie die Evangelisten von Erfahrungen der Menschen mit Engeln berichten.
Nach Matthäus erscheint der Engel des Herrn[57] zunächst Josef (Mt 1,20). Deutend und leitend steht ihm der Engel in einer Situation bei, die zu meistern einem Menschen allein wohl kaum möglich ist. Was ihm zur Schande zu werden drohte, soll Rettung bringen. Im Traum erfährt Josef von der Bedeutung der Schwangerschaft seiner Frau und im Traum erhält er den Befehl, nach Ägypten aufzubrechen (Mt 2,13), ebenso den zur Heimreise (Mt 2,19.22). Der Engel begegnet einem Träumenden. Nur an einer Stelle[58] tritt ein Engel (vom Himmel herab) mitten unter die Wachen. Es ist der Engel, der das Grab öffnet und den Frauen die Auferstehungsbotschaft bringt (Mt 28,2ff.). „Seine Gestalt war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee.“ (Mt 28,3) „Fürchtet euch nicht!“ (Mt 28,5) ruft er den Frauen zu. Ein notwendiger Zuspruch, wie ein Blick auf die ohnmächtigen Wächter zeigt. Während die Traumberichte deutlich dem Streben des Evangelisten nach einem prophezeiungsgemäßen Ablauf der Geschichte dienen, hat der Engel am Grab eine klare Botschaft: Jesus ist auferstanden, eilt und werdet selber Boten dieser guten Nachricht.
Markus liefert keinen Bericht vom Auftreten eines Engels. In der Grabeshöhle sitzt ein Jüngling (νεανίσκος). Dessen Botschaft gleicht der des Engels bei Matthäus, die Wirkung nicht. Die Frauen flüchten und berichten nichts (Mk 16, 5ff.). Vom Auferstandenen selbst erfahren Maria von Magdala, die nun glaubt, und zwei der Jünger die frohe Botschaft, die anderen Jünger glauben ihnen nicht. Letztlich erscheint der Christus den Elf und schickt sie als Boten in die Welt. Nun findet die Auferstehungsbotschaft den Weg zu den Menschen. „Denn der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch die mitfolgenden Zeichen.“ (Mk 16,20) Immanuel (Jes 7,14) – Gott ist mit seinen Boten und verleiht seiner Botschaft Kraft.
Lukas erzählt die Geschichte von der Ankündigung der Geburt des Täufers. Wie zu Abraham und Manoach kommt der Engel zu Zacharias, um den kinderlosen Eheleuten die Geburt eines Sohnes anzukündigen, in einem Alter, wo die Hoffnung auf ein Kind längst erloschen ist. Zacharias verrichtet gerade seinen Priesterdienst im Tempel, als ihm der Engel erscheint.[59] Es ist erstaunlich, daß auch er, Profi in Sachen Gottesbegegnung, zunächst von Furcht befallen wird. Mit einer persönlichen Nachricht Gottes rechnet der Priester offenbar nicht. Zacharias verlangt nach einem Zeichen zur Beglaubigung der Botschaft. „Ich bin Gabriel[60], der vor Gott steht,“ (Lk 1,19)[61] bekommt er zur Antwort und ein Zeichen: Der Engel verschlägt ihm die Sprache.
Gabriel wird auch zu Maria gesandt. Er begegnet ihr mit dem berühmten englischen Gruß: „Ave gratia plena, Dominus tecum.“ (Lk 1,28) Maria braucht die Kraft Gottes, denn die Botschaft, die ihr zuteil wird, ist kaum faßbar. Eilends macht sie sich damit auf den Weg.
Der Engel des Herrn, diesmal ohne Namensnennung, erscheint dann den Hirten auf dem Felde (Lk 2,8ff.). Genauer gesagt, er tritt zu ihnen (ε`φίστημι[62] ). Das Ehrfurchtgebietende an ihm ist die δόξα κυρίου[63], die um ihn strahlt. Der Engel bei Lukas kommt nicht als unauffälliger Bote. Er kommt in göttlichem Licht und verkündet (ευvαγγελίζω) die Geburt des Sohnes Gottes. Und so ist mit diesem Engel die Herrlichkeit Gottes. Er kommt auch nicht allein, die himmlischen Heerscharen[64] treten hinzu. Der Himmel kommt auf die Erde, um den Lobpreis Gottes auch hier anzustimmen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“[65] (Lk 2,14)
Es gibt keinen weiteren biblischen Text, der von einer Unterstützung des Engels Jahwes durch himmlische Heerscharen berichtet. Die himmlischen Strategen kommen auch nicht, um die Verhältnisse zu ordnen.[66] Sie kommen einzig, um das Ereignis im Stall zu Bethlehem zu besingen. Dann sind sie wieder verschwunden. Das Heilsgeschehen, die Geburt des Heilandes, findet ohne Beteiligung von Engeln statt.[67] Erst im leeren Grab erscheinen wieder Engel, zwei Männer mit blitzenden Kleidern (Lk 24,4.23).[68] Sie deuten den Frauen die Situation. Auch bei Lukas glaubt man den Frauen nicht.
[...]
[1] Schleiermacher, 2Der christliche Glaube 1, § 43, 211.
[2] Schleiermacher, 2Der christliche Glaube 1, § 43, 211.
[3] Hirth, Gottes Boten, 10.
[4] Schleiermacher, 1Der christliche Glaube 1, § 54, 156.
[5] Dieter Heidtmann strebt in seiner Dissertation nach einer eindeutigen Füllung des christlichen Engelbegriffs. „Aufgabe der christlichen Rede von den Engeln ist es, die Erkenntnis weiterzugeben, daß Autonomie erst durch die Begrenzung lebbar wird“ (S. 206); Die Engel: Grenzgestalten Gottes.
[6] Gantke, in: Jütte, Zeitzeichen 8/2004, 40.
[7] Berger, Auf den Spuren der Engel, 133.
[8] Vgl. das gleichnamige Buch von Matthias Morgenroth.
[9] Cassirer, Versuch über den Menschen, 150.
[10] Der KKK lehrt ausführlich die Glaubenswahrheit von Existenz und Wesen der Engel, 328ff.
[11] Stubbe, Die Wirklichkeit der Engel, 5.
[12] Wie z.B. der schwer kranke Paul Klee Engel zeichnet und mit ihrer Hilfe „sichtbar macht, was zu vor nicht erkennbar war“, (S. 10) zeigt Ingrid Riedel, Engel der Wandlung. Die Engelbilder Paul Klees.
[13] Vgl.: Fabry, Freedman und Willoughby, Art. מַלְאָךְ , in: ThWAT 4, 887 – 904.
[14] Zum Zusammenhang von Engeln und Dämonen sei jedoch kurz auf die wirkungsgeschichtlich bedeutsame Geschichte von den Ehen der Göttersöhne mit den Menschentöchtern (Gen 6,1-4) hingewiesen. Entgegen der geläufigen Bezeichnung „Die Engelehen“ hat dieser Text, der oft als Schilderung eines Engelfalls gedeutet wurde (2 Petr 2,4; Jud 6), direkt nichts mit Engeln zu tun. Diese Auslegungstradition beruht auf der Darstellung im auf die Entwicklung der jüdischen und christlichen Angelologie einflußreichen äthiopischen Henoch (ca. 150 v.Chr.), wo erstmals eine Gleichsetzung der Göttersöhne mit Engeln erfolgt (Hen 6f.). Zu dieser Perikope und der zugehörigen Auslegungsgeschichte vgl.: Strack/Billerbeck 3, 780 ff; Westermann, Genesis, 491-517; Schäfer, Rivalität zwischen Engeln und Menschen, 105ff.
[15] Während die LXX מַלְאָךְ an allen Stellen mit avggelός übersetzt, unterscheidet die V zwischen Gesandten Gottes (angelus) und denen mit menschlichem Auftraggeber (nuntius); vgl.: Fabry, Freedman und Willoughby, Art. מַלְאָךְ , in: ThWAT 4, 888 mit Belegstellen zu den einzelnen Botenarten.
[16] Hirth zieht auch die Orakeldeutung hinzu, jedoch ohne Belegstelle; vgl.: Hirth, Gottes Boten, 48.52.
[17] Die LXX liefert hier einen abweichenden Text.
[18] Lutherbibel 1954.
[19] Lutherbibel 1985.
[20] Bileams verzögerte Wahrnehmung ist an anderer Stelle von Interesse.
[21] Vgl.: Mt 11,10; Mk 1,2; Lk 7,27.
[22] Vgl.: Hebr 1,7.
[23] Zum mythologischen Kontext vgl.: Keel, Die Welt der altorientalischen Bildsymbolik, 71.
[24] LXX und Hebr 1,7 beschreiben hier eine Umwandlung der Engel in Winde, was die Existenz von Engelwesen voraussetzt; zu dieser Textvariante vgl. Hirth, Gottes Boten, 57f.
Ebenfalls abweichend von der traditionellen Deutung des Textes: Fabry, Freedman und Willoughby, Art. מַלְאָךְ , in: ThWAT 4, 902.
[25] So sind m. E. der „Pestengel“ 2 Sam 24,16 Par. sowie die Schar der verderbenden Engel in Ps 78,49; Spr 17,11 zu verstehen.
[26] Gen 16,7 ist der erste Bericht vom Auftreten eines יְהוָה מַלְאָךְ im Alten Testament.
[27] Evtl. sekundärer Zusatz, vgl.: Heidtmann, Die Engel, 151.
[28] Zum Problem des יְהוָה מַלְאָךְ und der zugehörigen Forschungsgeschichte vgl.: Hirth, Gottes Boten, 9ff.; Fabry, Freedman und Willoughby, Art. מַלְאָךְ , in: ThWAT 4, 896 ff.
[29] Vgl.: Strack/Billerbeck 3, 51; die rabbinische Literatur übersetzt אֱלֹהִים auch an anderer Stelle (z.B. Ps 82,6) häufig mit Engel, vgl.: Schäfer, Rivalität zwischen Engeln und Menschen, 155.
[30] Hos 12,5 berichtet von einem Engel als Gegner Jakobs.
[31] Guardini, Engel, 22.
[32] Guardini, Engel, 23.
[33] In Gen 31,11ff. spricht Gott selbst, was Jakob als Rede des Engels wiedergibt. Der Engel hat neben seiner Funktion als Träger der göttlichen Botschaft kein eigenes Sein. Im Segen für Josef (Gen 48,15f.) setzt Jakob אֱלֹהִים und מַלְאָךְ parallel, er wünscht ihm die bewahrende Nähe Gottes, hierfür steht der Engel.
[34] Zu den verschiedenen Modellen einer Quellenscheidung vgl.: Fabry, Freedman und Willoughby, Art. מַלְאָךְ , in: ThWAT 4, 900.
[35] Vgl.: Ex 23,20f., es ist der Name Gottes in seinem Engel, deswegen ist diesem Folge zu leisten.
[36] Vgl.: Herzberg, ATD 9, 225f.
[37] Zum „Auszugsengel“ vgl.: Hirth, Gottes Boten, 61 ff.
[38] 2 Sam 24,16f. ist die einzige Stelle in den Samuelisbüchern, an der מַלְאָך nicht einen menschlichen Boten bezeichnet. Die Seuche ist hier m. E. als Teil des planvollen Handelns Gottes verstanden (s.o. zu Ps 104,3f.). Die Pest ist Bote Gottes. David versteht die Botschaft wohl.
[39] Auch das Böse wird in 1 Chr 21,1 personifiziert. Die Idee Davids zur Volkszählung, die zur Strafe führt, wird auf einen Anreiz Satans zurückgeführt. Auch Satan ist als Funktionsbeschreibung, nicht als Name zu verstehen; vgl.: Heidtmann, Die Engel, 161f.
[40] Vgl. 2 Sam 24,25b.20 mit 1 Chr 21,20.27.30; neben dem in 1 Chr 21 so häufig genannten schwerttragenden Strafengel gibt es in den Chronikbüchern nur wenige weitere Boten. Die erwähnten sind bis auf den in 2 Chr 32,21 alle Menschen.
[41] Bis auf 2 Kön 1,3.15 jedoch immer direkt.
[42] Die LXX schreibt in Dan 10,21: Μιχαηλ ο` a;γγελος.
[43] Vgl. Jos 5,14f.
[44] Die Bezeichnung αvρχάγγελος gibt es innerbiblisch nur im Neuen Testament.
[45] Zu der Entwicklung im Rahmen der apokryphen und rabbinischen Literatur vgl.: Schäfer, Rivalität zwischen Engeln und Menschen, 20ff.; zu den verschiedenen Texten von Dtn 32,8 und den Vorstellungen eines Vorbildes der Völkerordnung im göttlichen Hofstaat (vgl. Ps 82) vgl.: Hirth, Gottes Boten, 106f.
[46] Vgl.: Heidtmann, Die Engel, 157f.
[47] Vgl.: AC XXI, BSLK, 318.
[48] Zum Cherubenthron vgl.: Keel, Die Welt der altorientalischen Bildsymbolik, 146-150.
[49] Vgl.: Keel, Die Welt der altorientalischen Bildsymbolik, 120ff.
[50] Flügel dienen also zum Teil der Verbergung ihres Wesens, zum Teil evtl. dem Schutz vor der Herrlichkeit Gottes; vgl.: Heidtmann, Die Engel, 169.
[51] Von einer Vision des Thrones Gottes und der himmlischen Heerscharen berichtet auch Micha Ben Jimla,
1 Kön 22,19.
[52] Bemerkenswert ist die Vollmacht des Seraphen zur Sündenvergebung.
[53] Mose erhöht einen ehernen Seraphen als heilendes Symbol an einer Stange (Num 21,8).
[54] Keel/Uehlinger sehen eine Verbindung zur ägyptische Uräusschlange: „Nur theriomorphe oder Mischwesen können über Jahwe ,stehend´ vorgestellt werden; menschengestaltige Wesen über dem anthropomorph vorgestellten König Jahwe würden massiv gegen die altorientalische Hofetikette verstoßen.“ Flügel, Hände, Füße und menschliche Stimme sind nachweisbare Ausstattungsmerkmale der Kobras im numinosen Bereich; Göttinnen, Götter, Gottessymbole, 312; zur Kritik an diesem und anderen Ansätzen vgl.: Döhl, Engel und andere Geistwesen, in: Herzog, Die Wiederkunft der Engel, 47-52.
[55] „Es ist der einzige nominale Aussagesatz, in dem Jahwe Subjekt und ein Adjektiv das Prädikat ist (...). Denn über Gottes Wesen können Menschen keine Aussagen machen.“ Herntrich, ATD 17, 97.
[56] Auch der Dämon, Aschmodai, ist als Person gezeichnet, er tötet aus Eifersucht (Tob 6,14) und wird von Raphael gebunden (Tob 8,3). Es gibt also ein Gegeneinander von Engeln und Dämonen.
[57] a;γγελος κυρίου ist die Übersetzung der LXX für יְהוָה מַלְאָךְ .
[58] Zu Mt 4,11 s.u.
[59] Zacharias ist also bei der Arbeit, so daß Westermanns Beobachtung auch hier zutrifft: „die Engel in der Bibel sind gar nicht religiös. Sie begegnen fast nie oder so gut wie nie in den spezifisch religiösen Zusammenhängen der Gottesverehrung, des Gottesdienstes, der religiösen Sprache, der theologischen Reflexion. (...) Die Engel begegnen den Menschen durch die ganze Bibel hindurch in ihrem Alltag, bei ihrer Arbeit, an den Orten, wo der Mensch zu Hause ist.“ Gottes Engel brauchen keine Flügel, 61. Voraussetzung für diese Feststellung ist ein auf die Boten beschränkter Engelbegriff. Tatsächlich gehört das Bild vom himmlischen Hofstaat und dem liturgischen Amt der Engel zu einem anderen Vorstellungskreis; vgl.: Westermann, Gottes Engel brauchen keine Flügel, 19.
[60] Gabriel ist hier ein Name des Engels des Herrn (Lk 1,11.19).
[61] Vgl. die sieben Geister bzw. Engel vor Gottes Thron in Offb 4,5; 8,2.
[62] Vgl.: Lk 24,4; Apg 12,7.
[63] Übersetzung der LXX für יְהוָה כְּבוֹד in: Ex 16,10; 24,16; 40,34.35; Ez 1,28; 3,12.23. An allen Stellen wird das machtvolle Erscheinen Gottes geschildert.
[64] Zu den Vorstellungen vom himmlischen Heer vgl.: Ziegler, Engel und Dämon, 50ff.
[65] Luthers „und den Menschen ein Wohlgefallen“ ist durch den gottesdienstlichen Gebrauch (EG 180.1) und Bachs Engelchor im zweiten Teil des Weihnachtsoratoriums zweifellos die populärere Variante.
[66] Zur eschatologischen Entscheidungsschlacht des himmlischen Heeres in der Kriegsrolle von Qumran (1QM) vgl.: Schäfer, Rivalität zwischen Engeln und Menschen, 33ff.
[67] Vgl. zu Lk 2: Döhl, Engel und andere Geistwesen, in: Herzog, Die Wiederkunft der Engel, 54 ff.
[68] Lukas berichtet auch von menschlichen Boten (Lk 7,24; 9,52).
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- Dipl. Theol. Albrecht Lindemann (Author), 2007, Engelsvorstellungen und Engelsglaube in Bibel, Theologie und Volksfrömmigkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/79462
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