„A History of Violence“ - Eine Geschichte zweier Welten
David Cronenbergs Drama „A History of Violence“, eine 2005 erschienene New Line Cinema Produktion, ist die Verfilmung des gleichnamigen Comic-Romans von John Wagner und Vince Locke. Die Hauptrollen in diesem Film spielen Viggo Mortensen ( Tom Stall ), Maria Bello ( Edie Stall ), Ed Harris ( Carl Fogarty ) und William Hurt ( Richie Cussack ).
„A History of Violence“ erhielt zwei Oscar Nominierungen in den Kategorien bester Nebendarsteller ( William Hurt ) und bestes adaptiertes Drehbuch.
Wie es der Filmtitel besagt, handelt es sich zum einen um eine Geschichte. Genauer um die Lebensgeschichte Tom Stalls. Der zweite Aspekt, welcher aus dem Titel hervorgeht, ist die Gewalt.
„Das Böse ist nicht im Moloch der Großstadt beheimatet, wie eine Dichotomie der Handlung zwischenzeitig scheinbar anbietet. Es ist per se in dieser amerikanischen Gesellschaft und deren Geschichte verankert und es befindet sich in Form dieser beiden Mörder auf der Durchfahrt. Erst als sie Millbrook erreichen, wirkt die Kleinstadt wie der obligatorische Kontrast.“
In dieser Arbeit möchte ich die erwähnte Dichotomie genauer untersuchen und überprüfen, ob das eigentlich Böse nicht doch im Moloch der Großstadt beheimatet ist, bzw. dort geboren wird. Die Dichotomie besteht in der Trennung von Großstadt(hölle) und Kleinstadt(idylle), sowie in Toms altem Leben als Krimineller und seiner neuen Existenz als Familienvater.
Dazu analysiere ich die filmische Darstellung der Groß- und Kleinstadt und erstelle einen Vergleich zwischen den Brüdern Richie Cussack und Tom Stall. Mit Hilfe stadtsoziologischer Literatur möchte ich die Frage nach der Mentalitätsprägung durch das Lebensumfeld klären. Außerdem untersuche ich die Bedeutung der Gewalt, sowie die zwei Persönlichkeiten Tom Stalls.
Inhalt
A) „A History of Violence“ – Eine Geschichte zweier Welten
B)
B1) Filmische Darstellung der Großstadthölle und Kleinstadtidylle
B2) Vergleich des Groß- und Kleinstädters (Richie Cussack und Tom Stall)
B3) Formen und Bedeutung der Gewalt in „A History of Violence“
B4) Tom Stall vs. Joey Cussack
C) Zwischen Kleinstadtutopie und Großstadtrealität
Quellenverzeichnis
A) „A History of Violence“ – Eine Geschichte zweier Welten
David Cronenbergs Drama „A History of Violence“, eine 2005 erschienene New Line Cinema Produktion, ist die Verfilmung des gleichnamigen Comic-Romans von John Wagner und Vince Locke. Die Hauptrollen in diesem Film spielen Viggo Mortensen ( Tom Stall ), Maria Bello ( Edie Stall ), Ed Harris ( Carl Fogarty ) und William Hurt ( Richie Cussack ).
„A History of Violence“ erhielt zwei Oscar Nominierungen in den Kategorien bester Nebendarsteller ( William Hurt ) und bestes adaptiertes Drehbuch.1
Wie es der Filmtitel besagt, handelt es sich zum einen um eine Geschichte. Genauer um die Lebensgeschichte Tom Stalls. Der zweite Aspekt, welcher aus dem Titel hervorgeht, ist die Gewalt.
„Das Böse ist nicht im Moloch der Großstadt beheimatet, wie eine Dichotomie der Handlung zwischenzeitig scheinbar anbietet. Es ist per se in dieser amerikanischen Gesellschaft und deren Geschichte verankert und es befindet sich in Form dieser beiden Mörder auf der Durchfahrt. Erst als sie Millbrook erreichen, wirkt die Kleinstadt wie der obligatorische Kontrast.“2
In dieser Arbeit möcht ich die erwähnte Dichotomie genauer untersuchen und überprüfen, ob das eigentlich Böse nicht doch im Moloch der Großstadt beheimatet ist, bzw. dort geboren wird. Die Dichotomie besteht in der Trennung von Großstadt(hölle) und Kleinstadt(idylle), sowie in Toms altem Leben als Krimineller und seiner neuen Existenz als Familienvater.
Dazu analysiere ich die filmische Darstellung der Groß- und Kleinstadt und erstelle einen Vergleich zwischen den Brüdern Richie Cussack und Tom Stall. Mit Hilfe stadtsoziologischer Literatur möchte ich die Frage nach der Mentalitätsprägung durch das Lebensumfeld klären. Außerdem untersuche ich die Bedeutung der Gewalt, sowie die zwei Persönlichkeiten Tom Stalls.
B1) Filmische Darstellung der Großstadthölle und Kleinstadtidylle
„ A History of Violence“ beginnt mit dem Verlassen zweier Männer eines typisch amerikanischen Motels. Während dieser gesamten Eröffnungsphase des Films, wird aus einer einzigen, mitlaufenden Kameraperspektive gefilmt. Zusätzlich ist ein andauernder Zikadengesang zu hören. Somit wird gleich zu Beginn eine sehr ruhige und monotone Grundstimmung beim Zuschauer verursacht. Lediglich das Horn eines vorbeifahrenden Trucks bietet in dieser Sequenz eine akustische Abwechslung.1 Spätestens jetzt wird deutlich, dass sich diese beiden erschöpft wirkenden Männer irgendwo auf dem Lande befinden.
Auch im Eröffnungsdialog wird davon gesprochen, große Städte zu meiden.2 Ein weiteres Anzeichen, dass die Szene auf dem Lande spielt. Eine idyllische Atmosphäre kommt hier jedoch nicht auf. Vielmehr scheint die Umgebung anstrengend und ermüdend zu sein.
Mit der Aufsicht auf die beiden blutverschmierten Leichen bekommt dieses Umfeld nun sogar einen schockierenden Charakter.3
Ein Bild der Idylle wird erstmals in der folgenden Szene sichtbar. Eingeleitet durch einen Schuss und den Schrei eines kleinen Mädchens eilt nach und nach die ganze Familie herbei, um das Mädchen, welches einen Alptraum hatte, zu beruhigen.4 Der nach einem Schnitt gezeigte Postkasten der Familie Stall macht deutlich, in welcher Umgebung die Handlung stattfindet. Zu sehen ist der Postkasten an dem Rand einer langen, unbefahrenen Straße, umgeben von Bäumen.5 Somit wird erneut verdeutlicht, dass die Handlung auf dem Land stattfindet.
Ein weiterer Ausdruck für die vorhandene Idylle ist das nun folgende Frühstück und der Tagesstart der Familie Stall.6 Auf dem Arbeitsweg wird dem Betrachter die Umgebung noch genauer aufgezeigt. Nach einer Fahrt durch ein Waldgebiet setzt Edie ihren Mann Tom in der Kleinstadt ab.7 Begleitet wird diese Szene durch eine harmonische Hintergrundmusik. Der Name dieser Stadt ist Millbrook, das erste Mal über der Post Office Uhr zu lesen, als Tom einen Brief einwirft. Auf dem Weg zu seinem kleinstadttypischen Diner, grüßt Tom ihm entgegenkommende Personen namentlich und räumt gewissenhaft ein paar abgestellte Dosen vor seinem Schaufenster weg.8 Dadurch wird das Bild einer schon beinahe überperfekten Kleinstadt, bzw. deren Bürger, unterstrichen.
Pünktlich zum Feierabend holt Edie Ehemann Tom wieder von der Arbeit ab und es folgt eine verspielte, liebevolle Sexszene, weiterhin begleitet von harmonischer Musik.9
Das Leben in der Kleinstadt Millbrook scheint bis hierher sehr idyllisch zu sein.
Eine erste Kritik an solch einem Dasein wird in der folgenden Szene von Sohn Jack geäußert. Er sitzt mit einer Freundin Samstags abends vor dem Post Office und skizziert ein für ihn typisches, depressives Kleinstadtleben.10 Die Kritik wird nun in einem Dialog der beiden Mörder fortgesetzt: „Weißt du, dass mich diese Kuhdörfer total krank machen und die Bauerntrampel, die hier wohnen?“11 So äußert sich die im Laufe des Films wiederholende Aversion von Großstädtern gegenüber dem kleinstädtischen Leben zum ersten Mal.
Durch die Tötung der beiden Mörder aus Notwehr wird Tom Stall zum gefeierten Held der Kleinstadt. Offenbar ist die Idylle erneut hergestellt. Unterstrichen wird dieses durch die wieder einsetzende harmonische Musik bei Toms Krankenhausentlassung.12
Wie schon die beiden Mörder zuvor ist das vor Toms Haus wartende Nachrichtenteam ein weiteres großstädtisches Element, welches negativ dargestellt wird und die ländliche Idylle stört.13 Fortgesetzt wird dieser Konflikt zwischen Klein- und Großstadt in Stall’s Diner. Carl Fogarty ist ein typischer Großstadtgangster und mit ihm beginnt die vollkommene Störung der Idylle. Philadelphia, die Stadt aus der das Böse einfällt, wird das erste Mal namentlich erwähnt.14 Bezeichnend für das kleinstädtische Leben ist auch die folgende Szene. Der Sheriff von Millbrook geht seiner Pflicht nach und ermahnt die Gangster. Ein Zusammenhalt und gegenseitiger Schutz der Bürger wird deutlich: „Es ist friedlich hier. Hier leben friedliche Menschen. Wir passen auf unsere friedlichen Menschen auf.“15 Im Gegensatz dazu stehen die vom Sheriff erwähnten Städte Philadelphia und New York, die im Zusammenhang mit den von den Gangstern verübten Verbrechen genannt werden.16
Der Einfluss der Großstadt ist so groß geworden, dass die Handlung zwar vorerst weiterhin in Millbrook stattfindet, aber die nun veränderte Darstellungsweise des Geschehens bereits die Großstadthölle, bzw. deren Eigenschaften charakterisiert. Edies Nervenzusammenbruch, sowie Toms Spaziergang zu seinem Diner sind mit disharmonisch und bedrohlich wirkender Musik unterlegt.17 Einsam und nachdenklich wirkend bemerkt Tom das schwarze Auto der Gangster, welches vor seinem Laden steht.18 Dieses Auto hat einen symbolischen Charakter und verkörpert nochmals das bedrohlich Städtische. Jeglicher Versuch eine Idylle aufzubauen scheitert von nun an. Der kleinstädtische Alltag ist gestört, erkennbar auf dem Parkplatz des Einkaufzentrums. Edie hilft ihrer Tochter auszusteigen, doch sofort erscheint das schwarze Auto und erzeugt das Gefühl einer latenten Gefahr.19
[...]
1 03.03.2007: http://www.ahistoryofviolence.de
2 03.03.2007: http://www.critic.de/index.pl?aktion=kritik&id=332
1 Chapter 1, Min 2, Sec 32
2 Chapter 1, Min 1, Sec 14
3 Chapter 1, Min 4, Sec 36
4 Chapter 2, Min 0, Sec 0
5 Chapter 2, Min 1, Sec 12
6 Chapter 2, Min 1, Sec 15
7 Chapter 2, Min 2, Sec 17
8 Chapter 2, Min 3, Sec 9
9 Chapter 4, Min 1, Sec 47
10 Chapter 4, Min 7, Sec 03
11 Chapter 5, Min 0, Sec 00
12 Chapter 6, Min 0, Sec 55
13 Chapter 6, Min 1, Sec 37
14 Chapter 7, Min 1, Sec 35
15 Chapter 7, Min 4, Sec 40
16 Chapter 7, Min 5, Sec 46
17 Chapter 7, Min 8, Sec 17
18 Chapter 8, Min 0, Sec 15
19 Chapter 9, Min 0, Sec 21
- Citation du texte
- Johannes Eisenberg (Auteur), 2007, David Cronenbergs "A History of Violence" - zwischen Großstadthölle und Kleinstadtidylle, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/79458
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