Diese Arbeit bietet eine kritische Auseinandersetzung mit dem Einfluss der Amerikanismen auf das Gegenwartsdeutsch – inklusive eines geschichtlichen Abrisses der fremdsprachlichen Einflüsse auf das Deutsche bis in die Römerzeit, einem Exkurs über die Kategorien Erb-, Lehn- und Fremdwort / Lehnbildung, einer kritischen Darstellung der tätigen Sprachvereine und einem Vergleich zur französischen Sprachpolitik.
Wie viele Anglizismen im gegenwärtigen Deutsch gebräuchlich sind, ist schwer zu ermitteln, ständig kommen neue hinzu, und manche ältere – beispielsweise veraltetes Modewortgut – oder flüchtige fallen weg. Entsprechende Lexika können aus diesen Gründen zwar nie die korrekte Anzahl der im wirklich Sprachgebrauch benutzten Wörter auflisten, dennoch möchte ich hier ein Zahlenbeispiel anführen: Das „Anglizismen-Wörterbuch“ listet ca. 3.500 Anglizismen auf (unter Verwendung von rund 100.000 Belegen aus deutschen Zeitungen, Zeitschriften und deutscher Literatur). Diese Zahl mutet noch verhältnismäßig klein an, angesichts der wahrnehmbaren Allgegenwärtigkeit an Wörtern englischen Ursprungs in unserem allgemeinen Sprachgebrauch. In verschiedenen Bereichen der Sprachpraxis scheinen sie allerdings häufiger verwendet zu werden: zum Beispiel in der Jugendsprache, in der Sprache der Werbung, in den Bezeichnungen neuer Technologien, in Berufsbezeichnungen, vor allem der Medienbranche.
Was überhaupt ist „Denglisch“ im Unterschied zum „Anglizismus“?
Im „Wörterbuch überflüssiger Anglizismen“ findet man folgende Definition: „Der Begriff „Denglisch“ umschreibt Wörter, die deutsche Erfindungen (Handy, Wellness etc.) oder ein Gemisch beider Sprachen (abtörnen, versnobt etc.) sind.“
Der Terminus „Anglizismus“ umfasst ein breiteres Feld an Wörtern, so beschreibt ihn ein herkömmliches Lexikon knapp als „Englische Ausdrucksweise in einer anderen Sprache.“ [...]
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Hauptteil
2.1. Geschichte der fremdsprachlichen Einflüsse auf das Deutsche
2.2. Exkurs: Die Kategorien Erb-, Lehn- und Fremdwort / Lehnbildung
2.3. Der Einfluss des Englischen auf die deutsche Sprache
2.4. Sprachvereine
2.5. Anglizismen und Amerikanismen in Frankreich / Französische Sprachpolitik
3. Schlussbetrachtung: Für und Wider
„Do you like Denglisch?“: customer relationship manager, out door snacking, e-mail – Anglizismen und Amerikanismen in der deutschen Sprache
1. Einleitung
Wie viele Anglizismen im gegenwärtigen Deutsch gebräuchlich sind, ist schwer zu ermitteln, ständig kommen neue hinzu (und manche ältere – beispielsweise veraltetes Modewortgut – oder flüchtige fallen weg). Entsprechende Lexika können aus diesen Gründen zwar nie die korrekte Anzahl der im wirklich Sprachgebrauch benutzten Wörter auflisten, dennoch möchte ich hier ein Zahlenbeispiel anführen.
Das „Anglizismen-Wörterbuch“[1] listet ca. 3.500 Anglizismen auf (unter Verwendung von rund 100.000 Belegen aus deutschen Zeitungen, Zeitschriften und deutscher Literatur). Diese Zahl mutet noch verhältnismäßig klein an, angesichts der wahrnehmbaren Allgegenwärtigkeit an Wörtern englischen Ursprungs in unserem allgemeinen Sprachgebrauch. In verschiedenen Bereichen der Sprachpraxis scheinen sie allerdings häufiger verwendet zu werden: z. B. in der Jugendsprache, in der Sprache der Werbung, in den Bezeichnungen neuer Technologien, in Berufsbezeichnungen, v. a. der Medienbranche.
Was überhaupt ist „Denglisch“ im Unterschied zum „Anglizismus“?
Im „Wörterbuch überflüssiger Anglizismen“[2] findet man folgende Definition: „Der Begriff „Denglisch“ umschreibt Wörter, die deutsche Erfindungen (Handy, Wellness etc.) oder ein Gemisch beider Sprachen (abtörnen, versnobt etc.) sind.“
Der Terminus „Anglizismus“ umfasst ein breiteres Feld an Wörtern, so beschreibt ihn ein herkömmliches Lexikon[3] knapp als „Englische Ausdrucksweise in einer anderen Sprache.“ Und auch das Fremdwörterbuch der Duden-Reihe[4] findet oder braucht kaum mehr Wörter: „Übertragung einer für das britische Englisch charakteristischen Erscheinung auf eine nicht englische Sprache.“
Das „ Anglizismen-Wörterbuch“[5] hingegen definiert den Begriff Anglizismus nicht als Entlehnung aus dem von vorneherein „Englischen“, sondern klassifiziert ihn als allgemeine Überkategorie der Britizismen, Amerikanismen und Kanadismen.
Im Folgenden werde ich zunächst einen allgemeinen, nicht auf das Englische, bzw. Amerikanische allein bezogenen, historischen Abriss der sprachlichen Fremdeinflüsse auf das Deutsche geben, verschiedene geschichtliche Perioden fremder Spracheinwirkungen aufzeigen, um das Thema der Hausarbeit quasi einzubetten. Darauf folgt ein definitorischer Exkurs über die Terminologien Erb-, Lehn- und Fremdwort, sowie die Kategorie der Lehnbildung bzw. Lehnprägung, um im dritten Kapitel, vor Allem anhand von wissenschaftlichen Texten, das eigentliche Thema wieder aufzugreifen, weiter einzukreisen und genauer zu untersuchen. Daran anschließend möchte ich die zur Überfremdung der Sprache gegenläufige, wenn auch weitaus weniger mächtige Tendenz des Sprachpurismus, wie er jahrhundertlang von vielen Sprachgesellschaften gefordert und praktiziert wurde, beleuchten. Das fünfte Kapitel will einen Ausblick auf die sprachlichen Verhältnisse in einem anderen Land geben, in dem es kurz die französische Sprachpolitik darstellt. In meiner Schlussbetrachtung beschäftige ich mich kritisch mit dem Für und Wider fremder Worte im allgemeinen Sprachgebrauch.
2. Hauptteil
2.1. Geschichte der fremdsprachlichen Einflüsse auf das Deutsche
Die scheinbare Überschwemmung der deutschen Sprache durch fremde Wörter ist kein Syndrom neuerer Zeit – im Laufe seiner Geschichte wurde das Deutsche einhergehend mit der kulturgeschichtlichen Entwicklung des deutschen Sprachraums immer wieder durch Fremdwörter beeinflusst und erweitert (ob unterwandert, entstellt oder bereichert steht zur Diskussion und scheint zudem von Wort zu Wort verschieden).
Die folgende Übersicht zeugt von den Wellen einstig einströmender Fremdwörter und damit zugleich von den früheren bis heutigen interkulturellen Beziehungen zwischen dem deutschen und fremden Sprachräumen. Die verschiedenen Entlehnungsperioden in den germanischen, bzw. deutschen Wortschatz spiegeln, um es mit Antje Stedje[6] zu sagen „Kriege und historisches Geschehen, Ideologien, Moderichtungen, Kulturwandel, wissenschaftliche und technische Entwicklung“.
Die wichtigsten Entlehnungsperioden:
Die Römerzeit (50 v. Chr. – 500 n. Chr.) bewirkte zahlreiche Übernahmen aus dem Lateinischen („die erste lateinische Welle“), v.a. in den Bereichen des Straßen- Garten- und Hausbaus, des Haushaltes und der Küche, des Kaufmännischen und Verwaltungsbereichs. Mit den materiellen Neuerungen aus der benachbarten Hochkultur übernahmen die Germanen auch die Bezeichnungen.[7]. In der Zeit der Christianisierung (ca. 500-800 n. Chr. ) wurden wiederum viele Begriffe aus dem Lateinischen entlehnt („die zweite lateinische Welle“). Die Kirche und die Klosterkultur brachten viele neue Bezeichnungen mit sich[8].
In der höfischen Zeit (1150-1250) nahm das Französische einen großen Einfluss auf den deutschen Wortschatz. Auch hier spiegeln sich gesellschaftlich Veränderungen, ein neuer Lebensstil des deutschen Adels, im Wortschatz wieder, hier mit Übernahme der französisch-provenzalischen Lebensform[9].
Im Zeitalter des Humanismus (Ende des 15. Jh. – 16. Jh.) kam es mit der praktizierten Zweisprachigkeit der Gelehrten zu einer neueren Überflutung, der „dritten lateinischen Welle“, über die von der Wissenschaft ausgehend, zahlreiche Wörter in den allgemeinen Sprachgebrauch gelangten. Charakteristisch für diese Zeit ist auch die Entstehung von Fachsprachen[10].
Während des 30jährigen Krieges und der Alamodezeit im 17. Jh. kamen viele neue Wörter aus den romanischen Sprachen, besonders aus dem Französischen hinzu. Besonders unter und nach Ludwig XIV, gilt Frankreich in ganz Europa politisch und kulturell als führende Nation, Französisch wurde zur Modesprache des Adels, der sich an dem französischen Königshof orientierte und schließlich auch der Ober- und Bildungsschicht. Um 1700 hatte sich auch in diesen Gesellschaftsschichten eine Zweisprachigkeit entwickelt. Begriffe aus den Bereichen der Mode, Haartracht, Kleidung, Küche, Wohnkultur, des Gesellschaftslebens und sogar Anredeformen und Verwandtschaftswörter sind die wesentlichen Neuübernahmen dieser Zeit[11].
Im 19. – 20. Jh., bürgerten sich viele Internationalismen aus lateinischen und griechischen Wortstämmen ein. Latein war zwar nicht mehr die gemeinsame europäische Gelehrtensprache, die Sprache der Wissenschaft und Technik behielt aber ein internationales Element bei. Neues Fachvokabular war erforderlich, und dieses wurde vornehmlich aus lateinischen und griechischen Wortstämmen neu gebildet. Diese Kunstwörter wurden international verbreitet, gelangten aber meist über das Französische oder das Englische in den deutschen Wortschatz[12].
Zur gleichen Zeit, also in der Ära der industriellen Revolution, wurde Großbritannien zum (neuen) großen kulturellen wie wirtschaftlich-politischen Vorbild – der Einfluss der französischen Sprache war im 19. Jh. zunehmend verebbt – und so kam es zu einer ersten größeren Welle von Anglizismen in der deutschen Sprache (allerdings waren schon im 18. Jh. einige Wörter und Wortbildungen, v.a. durch die Übersetzungen englischer Literatur, ins Deutsche gekommen). Zunächst durch das Einwirken der englischen Politik und Wirtschaft auf Deutschland, wurden schließlich auch Mode und Gesellschaftsleben des Königreichs maßgebend. Aus diesen Gebieten wurden so auch neues Lehngut in die Sprache übernommen, besonders aber in der Fachsprache des Sports wurde das Deutsche um zahlreiche englische Begriffe angereichert[13].
Der Einfluss des Englischen wird im 20 Jh. immer stärker. Nach dem Zweiten Weltkrieg schließlich setzte die USA als führende Weltnation Maßstäbe nicht nur im wirtschaftlichen und politischen, sondern auch im kulturellen Bereich. US-amerikanische Werte wurden zum Vorbild und das Angloamerikanische zur Weltsprache. Seither wurde – teilweise aus Gründen der Bedarfdeckung für neue „Dinge“, teilweise überflüssigerweise aus Gründen der Prestige und dem Wunsch nach Weltläufigkeit, Stedje bezeichnet diese als „Luxuslehnwörter“[14] – eine Flut von Lehnwörtern angloamerikanischen Ursprungs in den deutschen Sprachgebrauch integriert. Dem behilflich waren und sind die westliche Bündnispolitik, die Internationalisierung auf wirtschaftlichem, kulturellem und wissenschaftlichen Gebiet, Übersetzungen, Englischunterricht in Schulen usw. Die „großen Einfallstore“, schreibt Antje Stedje, „sind die Massenmedien, die Werbung und die Fachsprachen.“[15]
Neben den größeren Entlehnungsperioden gab es auch kleinere Strömungen. Eine Übernahme von Wörtern aus dem Keltischen in germanischer Zeit, aus dem Griechischen in voralthochdeutscher Zeit und mit dem Humanismus, aus dem Italienischen mit der italienischen Buchführung im 15. Jh. und durch die Einwirkung der italienischen Musik, besonders im 16. – 17. Jh., aus den slawischen Sprachen einige wenige Wörter, aus dem Niederländischen (v.a. im 17. Jh.), aus dem Niederdeutschen und aus den nordischen Sprachen. Entlehnungen aus „exotischeren“ Sprachen – beispielsweise aus dem Indischen, Arabischen oder aus amerikanischen Indianersprachen – wurden oft durch die lateinische, französische oder englische Sprache ins Deutsche vermittelt.[16].
2.2. Exkurs: Die Kategorien Erb-, Lehn- und Fremdwort / Lehnbildung
Zur Definition und Klassifizierung der Kategorien Erb-, Lehn- und Fremdwort sowie Lehnbildung beziehe ich mich erneut auf das 2001 in der 5. (unveränderten) Auflage erschienene „Deutsche Sprache gestern und heute“ von Antje Stedje[17]. Die die Definitionen illustrierenden Beispiele sind teilweise aus eigener Überlegung, teilweise von ihr übernommen.
Zunächst gibt es Erbwörter, dies sind Wörter germanischen Ursprungs.
Ich möchte hier noch zwei weitere Gruppen von Wortarten, die nicht durch fremde Sprachen beeinflusst sind, aufführen, um die Darstellung systematisch und vollständig sein zu lassen: 1. Die Gruppe der Neubildungen. Diese entstehen aus schon vorhandenem Wortmaterial, meist aus Ableitungen, Zusammensetzungen und Kurzwortbildungen[18].
2. Die Neuschöpfung, die Entstehung einer neuen Wortwurzel. Diese ist äußerst (!) selten – nur einzelne lautmalende Wörter (bimmeln, zwitschern) sind solche Neuschöpfungen der letzten Jahrhunderte.
Die meisten neuen Wörter (in Gegenposition zu den Erbwörtern) kommen nämlich als Lehngut aus anderen Sprachen in die eigene Sprache, womit wir bei dem Thema der Hausarbeit wären: Lehngut wird entweder direkt in der fremden Form übernommen (entlehntes Wort: Fremdwort, Lehnwort) oder indirekt nachgebildet (Ersetzung des fremden Wortes: dieser Vorgang wird von Antje Stedje mit dem Sammelbegriff der Lehnbildung bezeichnet). Bußmann hingegen verwendet in seinem „Lexikon der Sprachwissenschaft“[19] stattdessen den Begriff der Lehnprägung, die er als eine Nachbildung eines fremdsprachlichen Inhalts mit den Mitteln der Muttersprache definiert.
Ein Fremdwort ist ein aus einer anderen Sprache stammendes, in der eigenen Sprache lexikalisiertes (d.h. in den allgemeinen Sprachgebrauch übernommenes) Wort, das in Orthographie, Lautform und Flexion (mit Ausnahme der Großschreibung von Anfangsbuchstaben) seine ursprüngliche Gestalt beibehält. Beispiele für (noch) nicht in die Empfängersprache Deutsch integrierte Wörter sind Comics, Pizza, Saison. Eine Untergruppierung der Fremdwörter sind die Zitatwörter, diese stehen den Eigennamen nahe und bezeichnen Dinge oder Personen, die es nur in einem bestimmten Land gibt, beispielsweise Sheriff, Queen, Harakiri.
[...]
[1] Carstensen, Broder / Busse, Ulrich: Anglizismen-Wörterbuch. Der Einfluß des Englischen auf den deutschen Wortschatz nach 1945. Bd. 1 1993, Bd. 2 1994, Bd. 3 1996. Berlin / New York, 1993 f.
[2] Pogarell, Reiner / Schröder, Markus: Wörterbuch überflüssiger Anglizismen. 4., völlig neu überarbeitete und erweiterte Auflage. Paderborn, 2001. S. 17.
[3] Knaurs Lexikon von A bis Z. München, 1999.
[4] Duden Band 5. 6., überarbeitete und erweiterte Auflage. Mannheim / Wien / Zürich, 1997.
[5] Carstensen, Broder / Busse, Ulrich: Anglizismen-Wörterbuch. Der Einfluß des Englischen auf den deutschen Wortschatz nach 1945. Bd. 1 1993, Bd. 2 1994, Bd. 3 1996. Berlin / New York, 1993 f.
[6] Stedje, Antje: Deutsche Sprache gestern und heute. Einführung in Sprachgeschichte und Sprachkunde. 5., unveränderte Auflage. München, 2001. S.25.
[7] Ebd.: S. 55 f.
[8] Ebd.: S. 71.
[9] Ebd.: S. 94.
[10] Ebd.: S. 132.
[11] Ebd.: S. 143.
[12] Ebd.: S. 151.
[13] Ebd.: S. 151.
[14] Ebd.: S. 169.
[15] Ebd.: S. 170.
[16] Ebd.: S. 25f.
[17] Ebd.: S. 21 ff.
[18] Es gibt allerdings auch Neubildungen aus fremdsprachlichen Anteilen, z.B. „Infotainment“!
[19] Bußmann, Hadumod: Lexikon der Sprachwissenschaft. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart, 2002.
- Citation du texte
- Anna Katharina Eißel (Auteur), 2004, Do you like Denglisch? Anglizismen und Amerikanismen in der deutschen Sprache, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/79418
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