Peter Bieris Untersuchung »Zeit und Zeiterfahrung« will den Problembereich systematisch entfalten, in dessen Mittelpunkt die Frage steht, ob es eine »reale Zeit« gibt bzw. ob diese Frage im strikten Sinne überhaupt zu beantworten ist. Die klassische metaphysische Fragestellung, ob es etwas »in der Realität«, d.h. außerhalb unserer Vorstellungswelt >gibt<, stellt demnach das Motiv seiner Analysen.
Kann man überhaupt von Zeit und Zeiterfahrung sprechen, fragt Bieri, ohne dabei zugleich stets von einer realen Zeit, die unabhängig von unserem Bewußtsein besteht, auszugehen?
Um diese Frage angemessen behandeln zu können, will Bieri die bisher in der Philosophie relativ unabhängig voneinander entwickelten Aussagen zur Zeit und Zeiterfahrung zusammentragen und aufeinander beziehen. Dabei geht es um die Aussagen der analytischen Philosophie zur Begriffsanalyse von Zeit sowie um die Positionen der Transzendentalphilosophie, welche in der Tradition Kants zum Bereich der »objektiven Zeit« und bei Husserl zum Bereich der »subjektiven Zeit« fuhren. Sowohl also die Analysen zum Begriff »Zeit« als auch die Theorien, die zur Annahme einer objektiven oder subjektiven »Zeiterfahrung« geführt haben, befragt Bieri in seiner anspruchsvollen Untersuchung, ob sie das Realitätsproblem der Zeit erschöpfend geklärt haben. Er kommt dabei zu dem Schluß, daß dies noch nicht der Fall ist und daß dies die Annahme einer realen, bewußtseinsunabhängig gegebenen Zeit nahelege.
Inhaltsverzeichnis
I Fragestellung
II Zeiterfahrung
III Zum Zeitbegriff
1. Das Definitionsproblem
2. Der Zeitbegriff: A- und B-Reihe
IV Das Realitätsproblem
1. Nach der Begriffsanalyse
2. Objektive / subjektive Zeiterfahrung
I Fragestellung
Peter Bieris Untersuchung »Zeit und Zeiterfahrung« will den Problembereich systematisch entfalten, in dessen Mittelpunkt die Frage steht, ob es eine »reale Zeit« gibt bzw. ob diese Frage im strikten Sinne überhaupt zu beantworten ist. Die klassische metaphysische Fragestellung, ob es etwas »in der Realität«, d.h. außerhalb unserer Vorstellungswelt >gibt<, stellt demnach das Motiv seiner Analysen. Kann man überhaupt von Zeit und Zeiterfahrung sprechen, fragt Bieri, ohne dabei zugleich stets von einer realen Zeit, die unabhängig von unserem Bewußtsein besteht, auszugehen?
Um diese Frage angemessen behandeln zu können, will Bieri die bisher in der Philosophie relativ unabhängig voneinander entwickelten Aussagen zur Zeit und Zeiterfahrung zusammentragen und aufeinander beziehen. Dabei geht es um die Aussagen der analytischen Philosophie zur Begriffsanalyse von Zeit sowie um die Positionen der Transzendentalphilosophie, welche in der Tradition Kants zum Bereich der »objektiven Zeit« und bei Husserl zum Bereich der »subjektiven Zeit« fuhren. Sowohl also die Analysen zum Begriff »Zeit« als auch die Theorien, die zur Annahme einer objektiven oder subjektiven »Zeiterfahrung« geführt haben, befragt Bieri in seiner anspruchsvollen Untersuchung, ob sie das Realitätsproblem der Zeit erschöpfend geklärt haben. Er kommt dabei zu dem Schluß, daß dies noch nicht der Fall ist und daß dies die Annahme einer realen, bewußtseinsunabhängig gegebenen Zeit nahelege.
II Zeiterfahrung
Die Frage der Realität von Zeit entscheidet sich, so Bieri, nur mit Blick auf die Analysen unserer Zeiterfahrung, wie sie bei Kant und Husserl vorliegen. Zeiterfahrung bleibe aber einfach logisch und semantisch unverständlich, wenn man nicht von real gegebener Zeit ausgehe. Die Untersuchung der Zeiterfahrung ist ihm deshalb so wichtig, weil sie sich von anderen Wahrnehmungsvorgängen, also der Ding- und Raumwahrnehmung, in drei wichtigen Aspekten unterscheide[1]:
1. Zeiterfahrung ist universeller als jede andere Erfahrung. Aus keiner unserer Erfahrungen kann man sich Zeit wegdenken, während man von Raum- und Gegenstandserfahrung abstrahieren kann.
2. Zeiterfahrung ist selbst keine sinnliche Wahrnehmung, sondern Bedingung und Voraussetzung für jede sinnliche Erfahrung.
3. Zeiterfahrung kann selbst als Zeiterfahrung auftreten. Sie kann sich selbst als zeitlich darstellen, während Raum- und Gegenstandserfahrung nie selbst räumlich oder gegenständlich ist.
Man kann daher fragen, ob die Zeiterfahrung selbst ein Geschehen in der Zeit ist - das führt Bieri zur Frage der Realität von Zeit; bei anderen Bewußtseinserfahrungen sei diese Frage nicht sinnvoll. Dies lege es ihm nahe, Zerterfahrung gerade nicht als bloßen Modus von Subjektivität aufzufassen, wie es in der Nachfolge Kants vor allem Husserl tat.
[...]
[1] Vgl. Bieri, S. 13f.
- Citation du texte
- Heike Obermanns (Auteur), 1999, Das Problem der »Realität« der Zeit in Peter Bieris »Zeit und Zeiterfahrung«, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78765
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