Wer in den vergangenen Monaten und Jahren die Entwicklung an den Börsen weltweit verfolgt
hat, konnte feststellen, dass die Zahl von Unternehmenskäufen und –zusammenschlüssen deutlich
zugenommen hat. Es vergeht inzwischen nicht eine Woche, in der neue Übernahmespekulationen
und –gerüchte verbreitet und Übernahme- und Fusionsgespräche im Fokus des Interesses
stehen. Auch heute, am 10.04.2007, konnte man dies wieder beobachten, als am deutschen Aktienmarkt
die geplante Übernahme des deutschen Sportartikelherstellers Puma durch das französische
Konglomerat Pinault-Printemps-Reedoute (PPR) das beherrschende Thema war.
Vor diesem Hintergrund haben die Gestaltungsmöglichkeiten bei der Bilanzierung der übernehmenden
Geschäfts- oder Firmenwerte in den letzten Jahren einen immer höheren Stellenwert
erlangt. Unterscheiden muss man hierbei nach den verschiedenen Rechnungslegungsvorschriften.
Denn die Bilanzierung und Bewertung des Goodwills, so wie der Geschäfts- oder Firmenwert
(GoF) auch oft genannt wird, weisen nach dem deutschen Handelsgesetzbuch (HGB), den
International Accounting Standards (IAS) / International Financial Reporting Standards (IFRS)
oder nach den United States Generally Accepted Accounting Principles (US-GAAP) zum Teil
wesentliche Unterschiede auf. Hieraus resultieren dann größtenteils sehr unterschiedliche Darstellungen
der Vermögens- und Ertragslagen der betreffenden Unternehmen. Die Ursache für
diese unterschiedlichen Bilanzierungsregeln liegt in der Grundausrichtung dieser Systeme.
Während für das deutsche HGB die Fremdkapitalgeber (Gläubigerschutz) im Vordergrund stehen,
liegt der Fokus bei der Bilanzierung nach IAS/IFRS oder US-GAAP auf den Investoren
bzw. Eigenkapitalgebern (Investorenschutz). Um den Gläubigerschutz zu wahren, dürfen demnach
nach HGB die Bewertungs- und Abschreibungsvorschriften keine zu positive Darstellung
der Vermögens- und Ertragslage zulassen. Im Vergleich dazu weichen die Vorschriften von
IAS/IFRS vom Vorsichtsprinzip ab, um den Investoren ein insgesamt realistischeres Bild der
Vermögens-, Finanz- und Ertragslage als nach HGB zu vermitteln. 1
Die Darstellung der Besonderheiten und Differenzen, die sich bei der Anwendung der Bilanzierungsregeln
für den Goodwill nach dem deutschen HGB und nach IAS/IFRS ergeben, ist das
Ziel dieser Hausarbe it. Darüber hinaus werden die unterschiedlichen Bilanzierungsansätze auf
ihre bilanzpolitische Bedeutung hin überprüft.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zielsetzung
- Gang der Untersuchung
- Die unterschiedlichen Arten des Firmenwertes
- Originärer Firmenwert
- Derivativer Firmenwert
- Negativer Firmenwert
- Bilanzierung und Bewertung des Firmenwertes nach HGB
- Originärer Firmenwert nach HGB
- Derivativer Firmenwert nach HGB
- Erstbilanzierung
- Folgebilanzierung
- Angabepflichten
- Sonderfall negativer Firmenwert
- Bilanzierung und Bewertung des Firmenwertes nach IAS/IFRS
- Geltender Standard: IFRS 3
- Originärer Firmenwert nach IAS/IFRS
- Derivativer Firmenwert nach IAS/IFRS
- Erstbilanzierung
- Folgebilanzierung
- Angabepflichten
- Sonderfall negativer Firmenwert
- Exkurs: Bilanzierungsvorschriften in anderen Rechnungslegungssystemen
- Bilanzierung und Bewertung des Firmenwertes in der Steuerbilanz
- Bilanzierung und Bewertung des Firmenwertes nach US-GAAP
- Vergleich der Bilanzierungsvorschriften
- Darstellung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede
- Bilanzpolitische Bedeutung der unterschiedlichen Bilanzierungsregeln
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Unterschiede in der Bilanzierung und Bewertung von Firmenwerten nach dem Handelsgesetzbuch (HGB), den International Accounting Standards (IAS)/International Financial Reporting Standards (IFRS) und den United States Generally Accepted Accounting Principles (US-GAAP). Das Hauptziel ist die Darstellung der Besonderheiten und Differenzen bei der Anwendung der Bilanzierungsregeln für Goodwill nach HGB und IAS/IFRS sowie die Überprüfung der bilanzpolitischen Bedeutung dieser Unterschiede.
- Unterschiede in der Bilanzierung von Firmenwerten nach HGB, IAS/IFRS und US-GAAP
- Bedeutung des Vorsichtsprinzips im HGB im Vergleich zu IAS/IFRS
- Bilanzpolitische Implikationen der unterschiedlichen Bilanzierungsregeln
- Analyse des originären, derivativen und negativen Firmenwerts
- Vergleich der Bilanzierung im deutschen Steuerrecht und nach US-GAAP
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Arbeit befasst sich mit der zunehmenden Bedeutung der Bilanzierung von Firmenwerten im Kontext von Unternehmenskäufen und -zusammenschlüssen. Sie hebt die unterschiedlichen Vorschriften nach HGB, IAS/IFRS und US-GAAP hervor und erläutert, dass diese zu unterschiedlichen Darstellungen der Vermögens- und Ertragslage führen. Die Arbeit konzentriert sich auf Asset Deals und Einzelabschlüsse, wobei das HGB den Gläubigerschutz und IAS/IFRS den Investorenschutz in den Vordergrund stellen.
Die unterschiedlichen Arten des Firmenwertes: Dieses Kapitel definiert und differenziert zwischen originärem, derivativen und negativem Firmenwert. Es legt die Grundlage für das Verständnis der unterschiedlichen Bilanzierungsansätze in den folgenden Kapiteln. Die Unterscheidung der Arten des Firmenwertes ist essentiell für die korrekte Anwendung der jeweiligen Bilanzierungsvorschriften.
Bilanzierung und Bewertung des Firmenwertes nach HGB: Dieses Kapitel beschreibt detailliert die Bilanzierung des Firmenwertes nach HGB, differenziert zwischen originärem und derivativen Firmenwert und behandelt den Sonderfall des negativen Firmenwertes. Es beleuchtet die Vorschriften zur Erst- und Folgebilanzierung sowie die damit verbundenen Angabepflichten. Der Fokus liegt auf dem Gläubigerschutz und dem Vorsichtsprinzip des HGB.
Bilanzierung und Bewertung des Firmenwertes nach IAS/IFRS: Analog zum vorherigen Kapitel, konzentriert sich dieses auf die Bilanzierung nach IAS/IFRS, mit den gleichen Unterteilungen wie beim HGB (originär, derivativ, negativ). Es wird IFRS 3 als geltender Standard vorgestellt, wobei die Erst- und Folgebilanzierung sowie die Angabepflichten im Detail erklärt werden. Im Gegensatz zum HGB liegt hier der Schwerpunkt auf der Bereitstellung eines für Investoren realistischen Bildes der Unternehmenslage.
Exkurs: Bilanzierungsvorschriften in anderen Rechnungslegungssystemen: Dieser Exkurs bietet einen kurzen Überblick über die Bilanzierung von Firmenwerten im deutschen Steuerrecht und nach US-GAAP. Er dient dazu, den Kontext der HGB- und IFRS-Vorschriften zu erweitern und einen breiteren Vergleich zu ermöglichen. Die knappen Darstellungen sollen einen Gesamtüberblick über verschiedene Rechnungslegungsansätze bieten.
Vergleich der Bilanzierungsvorschriften: Dieses Kapitel fasst die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Bilanzierungsvorschriften nach HGB und IAS/IFRS zusammen und analysiert die daraus resultierenden bilanzpolitischen Spielräume für Unternehmen. Es verdeutlicht die Konsequenzen der unterschiedlichen Ausrichtungen (Gläubiger- vs. Investorenschutz) auf die Berichterstattung und Entscheidungsfindung.
Schlüsselwörter
Firmenwert, Goodwill, HGB, IAS/IFRS, US-GAAP, Bilanzierung, Bewertung, Asset Deal, Share Deal, Vorsichtsprinzip, Gläubigerschutz, Investorenschutz, Bilanzpolitik, Erstbilanzierung, Folgebilanzierung, Angabepflichten, originärer Firmenwert, derivativer Firmenwert, negativer Firmenwert.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Bilanzierung und Bewertung von Firmenwerten
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Unterschiede in der Bilanzierung und Bewertung von Firmenwerten nach Handelsgesetzbuch (HGB), International Accounting Standards (IAS)/International Financial Reporting Standards (IFRS) und United States Generally Accepted Accounting Principles (US-GAAP). Der Fokus liegt auf den Besonderheiten und Differenzen bei der Anwendung der Bilanzierungsregeln für Goodwill und den daraus resultierenden bilanzpolitischen Implikationen.
Welche Arten von Firmenwerten werden unterschieden?
Die Arbeit unterscheidet zwischen originärem Firmenwert (Goodwill aus der Gründung), derivativen Firmenwert (Goodwill aus Unternehmenskäufen) und negativem Firmenwert (Unterschiedsbetrag bei niedrigerem Kaufpreis als dem Buchwert der Aktiva).
Wie wird der Firmenwert nach HGB bilanziert und bewertet?
Das Kapitel zum HGB beschreibt detailliert die Bilanzierung des Firmenwertes, differenziert zwischen originärem und derivativen Firmenwert und behandelt den Sonderfall des negativen Firmenwertes. Es beleuchtet die Vorschriften zur Erst- und Folgebilanzierung sowie die Angabepflichten. Der Fokus liegt auf dem Gläubigerschutz und dem Vorsichtsprinzip des HGB.
Wie wird der Firmenwert nach IAS/IFRS bilanziert und bewertet?
Analog zum HGB-Kapitel konzentriert sich dieses auf die Bilanzierung nach IAS/IFRS, mit den gleichen Unterteilungen (originär, derivativ, negativ). IFRS 3 wird als geltender Standard vorgestellt, mit detaillierten Erklärungen zur Erst- und Folgebilanzierung und den Angabepflichten. Der Schwerpunkt liegt auf der Bereitstellung eines für Investoren realistischen Bildes der Unternehmenslage.
Welche anderen Rechnungslegungssysteme werden betrachtet?
Die Arbeit enthält einen Exkurs zu den Bilanzierungsvorschriften im deutschen Steuerrecht und nach US-GAAP. Dies dient dem Vergleich und der Einordnung der HGB- und IFRS-Vorschriften in einen breiteren Kontext.
Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es zwischen den Bilanzierungsvorschriften?
Das Kapitel zum Vergleich fasst die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Bilanzierungsvorschriften nach HGB und IAS/IFRS zusammen und analysiert die daraus resultierenden bilanzpolitischen Spielräume. Es verdeutlicht die Konsequenzen der unterschiedlichen Ausrichtungen (Gläubiger- vs. Investorenschutz) auf die Berichterstattung und Entscheidungsfindung.
Welche Schlüsselbegriffe sind für das Verständnis der Arbeit wichtig?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind Firmenwert, Goodwill, HGB, IAS/IFRS, US-GAAP, Bilanzierung, Bewertung, Asset Deal, Share Deal, Vorsichtsprinzip, Gläubigerschutz, Investorenschutz, Bilanzpolitik, Erstbilanzierung, Folgebilanzierung, Angabepflichten, originärer Firmenwert, derivativer Firmenwert und negativer Firmenwert.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Hauptziel ist die Darstellung der Besonderheiten und Differenzen bei der Anwendung der Bilanzierungsregeln für Goodwill nach HGB und IAS/IFRS sowie die Überprüfung der bilanzpolitischen Bedeutung dieser Unterschiede. Die Arbeit untersucht die Unterschiede in der Bilanzierung von Firmenwerten nach HGB, IAS/IFRS und US-GAAP.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt Unterschiede in der Bilanzierung von Firmenwerten, die Bedeutung des Vorsichtsprinzips, bilanzpolitische Implikationen, die Analyse der verschiedenen Firmenwertarten und einen Vergleich der Bilanzierung im deutschen Steuerrecht und nach US-GAAP.
- Quote paper
- Thomas Schulz (Author), 2007, Firmenwert nach IAS/IFRS und HGB im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78638