In meiner Arbeit zu „Frauen in der Geschichte“, möchte ich mich ausschließlich auf das Fach Geschichte konzentrieren. Natürlich greift dieses Thema aber auch auf die anderen Fächer über.
Kaum ein Schüler/In kann heute etwas mit Namen wie: Hildegard von Bingen, Elisabeth von Thüringen oder Königin Mathilde anfangen. Die Ursache dafür ist, dass die Rahmenpläne der Schulen das Thema „Frauengeschichte“ immer noch als eine separate Teildisziplin der Geschichte betrachten. Die traditionellen Themen wie die frühen Hochkulturen, die Gesellschaft im Mittelalter und später dann vorwiegend die Geschichte der Neuzeit (Erster Weltkrieg, Industrialisierung, Kolonisation, Zweiter Weltkrieg, Kalter Krieg) bestimmen noch immer das inhaltliche Vorgehen im Klassenzimmer.
Dieses Unterrichtskonzept zu verändern ist seit Langem ein Bestreben der Frauen- und Geschlechtergeschichte. In wie fern diese beiden Forschungsrichtungen zusammenhängen und welche Vor- und Nachteile sie für den Unterricht bringen, wird einen Schwerpunkt dieser Arbeit darstellen. Dabei soll ein Überblick über Inhalte, Forderungen und Ziel vermittelt werden, um sich ein genaues Bild, einer möglichen Unterrichtspraxis, machen zu können.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Zur Frauen- und Geschlechtergeschichte
2.1.Was verstehen wir unter dem Begriff „gender“
2.2 Geschlechtergeschichte als Universalgeschichte
2.3 Die Frauengeschichte
2.3.1 Inhalt und Ziele der Frauengeschichte
3. Vergleich von Frauen- und Geschlechtergeschichte
4. Geschlechtergeschichte im Unterricht
4.1 Forderungen an den Geschichtsunterricht
4.2 Welche Medien sollten im Unterricht verwendet werden
5. Vorteile eines geschlechterspezifischen Unterrichts
5.1. Universalgeschichte durch Geschlechtergeschichte
5.2. Betrachtung der Alltagsgeschichte
5.3. Rollenzuschreibungen
5.4 Ein Thema für beide Geschlechter
5.5 Die Leistungsbewertung beider Geschlechter
5.6 Die Notwendigkeit der Gemeinschaft
5.7 Zusammenfassung der Chancen für den Geschichtsunterricht
6. Schlusswort
7. Literaturangabe
1. Einleitung
In meiner Arbeit zu „Frauen in der Geschichte“, möchte ich mich ausschließlich auf das Fach Geschichte konzentrieren. Natürlich greift dieses Thema auch auf die anderen Fächer über. So könnte man in Deutsch eine spezielle Betrachtung von Autorinnen vornehmen oder in Kunst die Behandlung verschiedener Malerinnen als Schwerpunkt setzen. Da so ein Vorhaben aber den Umfang einer Proseminararbeit bei Weitem sprengen würde, möchte ich mich auf das Fach Geschichte reduzieren, um so tiefgreifender vorgehen zu können.
Kaum ein SchülerIn kann heute etwas mit Namen wie: Hildegart von Bingen, Elisabeth von Thüringen oder Königin Mathilde anfangen, dass liegt vor allem daran, dass die Rahmenpläne der Schulen das Thema „Frauengeschichte“ immer noch als eine separate Teildisziplin der Geschichte betrachten. Die traditionellen Themen wie die frühen Hochkulturen, die Gesellschaft im Mittelalter und später dann vorwiegend die Geschichte der Neuzeit (Erster Weltkrieg, Industrialisierung, Kolonisation, Zweiter Weltkrieg, Kalter Krieg) bestimmen noch immer das inhaltliche Vorgehen im Klassenzimmer.
Dieses Unterrichtskonzept zu verändern ist seit Langem ein Bestreben der Frauen- und Geschlechtergeschichte. In wie fern diese beiden Forschungsrichtungen zusammenhängen und welche Vor- und Nachteile sie für den Unterricht bringen, wird einen Schwerpunkt dieser Arbeit darstellen. Dabei soll ein Überblick über Inhalte, Forderungen und Ziel vermittelt werden, um sich ein genaues Bild, einer möglichen Unterrichtspraxis, machen zu können.
In Bezugnahme auf diese Anliegen, werden folgende Fragen zu untersuchen sein:
- Was versteht man unter Frauengeschichte/ Geschlechtergeschichte und was beinhaltet sie?
- Welche Entwicklung lässt sich zurückverfolgen?
- Warum sollte diese Disziplin noch mehr Berücksichtigung finden?
- Wie könnte man die Geschichte der Frauen in den Unterricht integrieren?
- was versteht man unter „gender“?
2. Zur Frauen- und Geschlechtergeschichte
2.1.Was verstehen wir unter dem Begriff „gender“
Der Begriff „gender“ hatte bis zu den Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts ausschließlich eine Bedeutung für das grammatische Geschlecht. Der Psychoanalytiker Robert Stolle erweiterte dessen Bedeutung, indem er es auf das menschliche Geschlecht übertrug.[1]
Der englische Begriff „gender“ bedeutet „soziales Geschlecht“, während das Wort „sex“ auf das biologische Geschlecht verweist. Das biologische Geschlecht wird von der Frauenforschung nun so definiert, dass die Frauen zwar zur Geburt von Kindern bestimmt wurden, jedoch nicht zu ihrer Erziehung. Das männlich dominierende Gesellschaftssystem habe die Frauen in diese Rolle gezwängt, begründet mit der biologischen Seite des Gebärens. Das soziale Geschlecht und der Begriff „Geschlechterrolle“, kann nicht gleichgesetzt werden. Der Rollenbegriff hat sich als unzureichend erwiesen, weil er vorgibt, alle Rollen beliebig verlassen zu können.
Gerda Lerner prägte den Begriff „gender“ 1968, der im weiteren Verlauf der Forschung noch stärker konkretisiert, differenziert und erweitert wurde.
Heute besteht diese Begrifflichkeit als eine neue Kategorie der Frauengeschichte. Dabei zeigt sie aber nicht nur die weibliche Rollenzuschreibung auf. Das Besondere an ihr ist, dass sie auch die männliche Rollenzuschreibung aufzeigt. Begründet wurde dies durch das biologische Geschlecht „sex“.[2]
Hanna Schissler hält zu dem Begriff „gender“ fest: „ Geschlecht als historische Kategorie ist mithin ein Erkenntnismittel, mit dessen Hilfe die sozialen Zuweisungen und Chancen, die sich an die physiologischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen geknüpft haben, verstanden und als soziale Konstrukte begriffen werden können.“[3] Mit der Definition als ein Erkenntnismittel können historische Sachverhalte und Erfahrungen neu geordnet und erschlossen werden.
Die "gender-studies" untersuchen nun, wie die Gesellschaft Weiblichkeit und Männlichkeit definiert. Dabei sollen alle geschichtlichen Ereignisse sowohl aus männlicher als auch aus weiblicher Sicht betrachtet werden, um die biologische Verschiedenheit wertneutral zu beurteilen. Weiterhin werden der Geschichte neue Kategorien beigefügt (Sexualität, Reproduktion, Rollenzuschreibungen, weibliches Bewusstsein, Interessensgegensätze), welche die alten Inhalte wie Eroberung, Krieg oder Leistung ergänzen sollen. Ziel der „gender –studies“ ist es, eine Gleichwertigkeit trotz Unterschiedlichkeit zu erreichen.
Wenn Geschlechtergeschichte im Unterricht praktiziert wird, ist dabei immer zu bedenken:
- Welche Vorstellungen existieren in den einzelnen Gesellschaften von Weiblichkeit und Männlichkeit?
- Durch welche gesellschaftliche Bedingungen sind diese Vorstellungen entstanden?
- Welche Institutionen (Kirche, Familie,...) sind an den geschlechterspezifischen Konstruktionen beteiligt?
- Welche Funktion nehmen die jeweiligen Muster der Männlichkeit und Weiblichkeit im gesellschaftlichen Ganzen ein?
2.2 Geschlechtergeschichte als Universalgeschichte
Die Frauenforschung sah es als notwendig, die weibliche Geschichte in den Gegensatz zur Männergeschichte zu stellen. Zugleich wurden aber auch die Gefahren einer solchen Differenzierung deutlich. Die Kategorie der Geschlechtergeschichte sollte diese Gefahren vermeiden. Die Geschlechtergeschichte stellt sowohl die weibliche als auch die männliche Geschichtssicht dar. Sie beschäftigt sich mit den Beziehungen zwischen Männern und Frauen, sowie ihren Differenzen und Rollenzuschreibungen. Männer und Frauen haben in der Geschichte die verschiedenen Ereignisse immer unterschiedlich erlebt und verarbeitet.
Dabei sollte der Ansatz der Frauengeschichte aber bestehen bleiben, weil die Aufarbeitung der weiblichen Geschichte noch große Lücken aufweist und nicht in den Hintergrund gerückt werden sollte.
Das Ziel dieser Aufarbeitung ist unter anderem das Hervorbringen einer Universalgeschichte. Die Beschäftigung mit der weiblichen Vergangenheit bringt immer wieder ein vernachlässigtes Stück Geschichte zum Vorschein. Eine Universalgeschichte kann dabei aber nur in Verbindung mit der Geschlechtergeschichte entstehen, daher ist es nötig die Frauen in alle Bereiche der Historie zu integrieren.[4]
Gerda Lerner, welche die Frauengeschichte unterstützt, meint hierzu: „ Nur eine Geschichte, die davon ausgeht, dass Frauen zu allen Zeiten für die Geschichte von entscheidender Bedeutung gewesen und dass Männer und Frauen das Maß der Bewertung sind, wird wahrlich eine Universalgeschichte “[5]
2.3 Die Frauengeschichte
„ Das große Verdienst der Frauengeschichtsforschung lag darin, die Hälfte der Menschheit, die permanent ignoriert, übergangen oder stillschweigend einbezogen wurde, aus dem Dunkel der Vergangenheit zu holen „[6]
Der folgende Abschnitt soll nun die Disziplin der Frauengeschichte näher vorstellen. Da dieses Gebiet, im Gegensatz zur Geschlechtergeschichte, vorwiegend die Frauenforschung untersucht, wäre diese Geschichte für den Unterricht keine Alternative. Die Beschäftigung mit diesem Thema ist trotzdem von großer Bedeutung, da erst durch die umfangreichen Forschungen der Frauengeschichte der Grundstein für eine Universalgeschichte gelegt werden konnte.
Die Anfänge der Frauengeschichtsforschung zielten zuerst nur darauf ab, Frauen überhaupt sichtbar zu machen. Ihr Leben und Handeln sollten zur Geltung gebracht werden und in die Geschichte eingearbeitet werden. Allein dieses Vorgehen hat sich aber in der Wissenschaftspraxis bald als fragwürdig und unzureichend erwiesen.
Erst mit dem Aufkommen der Sozialgeschichte und der Beachtung von Gruppen außerhalb der Machtausübung, wurde auch den Frauen eine größere Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei lag das Interesse aber auch hier vorwiegend auf ihrer Stellung in der Familie und ihren Stand im sozialen Gefüge.[7] In der Geschichtswissenschaft traten auch hierzu verschiedene Fragen und Unsicherheiten auf:
- Kann Frauengeschichte nicht auch ein Teil von „sinnvoll betriebener“ Sozialgeschichte sein?
- Sind Frauen ein Teil der Namenlosen in der Historie?
- Fand ihre Unterdrückung nicht auf die gleiche Weise wie bei rassischen und ethnischen Gruppen/ sozialen Schichten statt?
- Stellen Frauen nicht eher eine Randgruppe dar und sollten deshalb weitgehend mit Minderheiten verglichen werden?
Lerner hält hierzu fest, dass die Methoden der Sozialgeschichte für die Frauengeschichte sehr nützlich sind, sie müssten aber in ein anderes theoretisches Begriffssystem übertragen werden.[8]
Ihre Berechtigung findet diese Disziplin in einer großen Zahl bisher nicht ausgewerteter Primärquellen die nachgewiesen und im wissenschaftlichen Kontext anerkannt wurden. Gerda Lerner hebt in ihren Ausführungen von 1979 hervor, dass es gerade erst drei Jahrzehnte sind, in denen die Frauenforschung versucht das einseitige Geschichtsbild zu verändern und erkennbar zu machen, dass die Hälfte der Menschheit immer übergangen oder nicht genug berücksichtigt wurde.[9] Allein der Begriff der Frauengeschichte verdeutliche ja schon, dass es etwas in der Vergangenheit gab, was bisher einfach übergangen worden sei.
Daher hält sie die Frauengeschichte für eine Notwendigkeit, und wenn sie nur dazu besteht um Vergleiche anstellen zu können.
So sieht Lerner den größten Verdienst dieser Forschung darin, die männerzentrierte Grundorientierung in der Geschichte und jeder anderen Wissenschaft in Frage gestellt zu haben.
[...]
[1] vgl. Dehne, Brigitte, Gender im Geschichtsunterricht: das Ende eines Zyklopen? Schwalbach 2007, S. 104.
[2] vgl.http://www.leanet.de/dyn/9.asp?Ccache=46803&CsessionID=802125&CValidationID=67936253&url=12126%2Easp
[3] Schissler, Hanna. Soziale Ungleichheit und historisches Wissen. Der Beitrag der Geschlechtergeschichte. Geschlechterverhältnisse im historischen Wandel, Frankfurt am Main/ New York 1993, S. 14.
[4] vgl.http://www.leanet.de
[5] Lerner, Gerda, Frauen finden ihre Vergangenheit. Grundlagen der Frauengeschichte, Frankfurt/Main; New York 1995, S. 175.
[6] Lerner, Gerda, Frauen finden ihre Vergangenheit. Grundlagen der Frauengeschichte, Frankfurt/Main; New York 1995, S. 14.
[7] vgl. Lerner, Gerda, Frauen finden ihre Vergangenheit. Grundlagen der Frauengeschichte, Frankfurt/Main; New York 1995, S. 39.
[8] vgl. Lerner, Gerda, Frauen finden ihre Vergangenheit. Grundlagen der Frauengeschichte, Frankfurt/Main; New York 1995, S. 146.
[9] vgl. Lerner, Gerda, Frauen finden ihre Vergangenheit. Grundlagen der Frauengeschichte, Frankfurt/Main; New York 1995, S. 11.
- Citation du texte
- Manuela Piel (Auteur), 2007, Frauen in der Geschichte - Möglichkeiten und Schwierigkeiten für den Geschichtsunterricht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78540
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